Forum: Platinen Eigenes PCB prüfen vor Fertigung? Wo?


von Patrick W. (patrick_w806)


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Hallo,

Als Software Entwickler hat man es nicht zwangsläufig mit Elektronik. 
Bisher habe ich nur kleine Platinen für einfache Mikrocontroller 
Projekte entworfen.
Hier habe ich bereits einige Fehler gemacht, etwa keine GND Flächen. War 
aber nicht weiter tragisch.

Nun plane ich aber ein größeres Projekt. Platine für einen großen 
Roboter, welche verschiedene Spannungen bereitstellt, Batterie lädt, 
Stromstärken einzelner Spannungslevel überwacht usw. Das ganze läuft mit 
42V und mit bis zu 500W Gesamtleistung. Das Board muss unter anderem 24V 
mit 10A, 12V 5A, 5V 2A bereitstellen.

Nun gibt es ja unzählige ICs als Buck converter, fertige ICs wie INA256 
für die Leistungserfassung usw. Jeder der ICs benötigt in der Regel 
weitere Bauteile, Widerstände, Kondensatoren, Spuln usw usw.

Da hat man als Laie schnell was übersehen und das Board ist unbrauchbar.

Ich frage mich also, wie kann ich als unerfahrene Hobby Bastler das PCB 
verifizieren, ob alle erforderlichen Bauteile usw. berücksichtigt sind? 
Gibt es da Online Dienste, die das Anhand der Bauteile erkennen? Oder 
gibt es Dienstleister, die das auch gegen Hobby-gerechte Bezahlung 
machen?

Vermeiden möchte ich, immer 5 PCB zu bestellen, Fehler zu finden und neu 
u bestellen.

Gruß Patrick

von J. S. (jojos)


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Beim theBrutzler auf Twitch.

von Paul B. (paule201)


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Patrick W. schrieb:
> Ich frage mich also, wie kann ich als unerfahrene Hobby Bastler das PCB
> verifizieren, ob alle erforderlichen Bauteile usw. berücksichtigt sind?

Jeder IC hat ein Datenblatt, viele komplexere haben auch EVAL Boards. 
Das sind  die empfohlenen Beschaltungen der ICs. Daran hälst du dich 
erstmal für den ersten Entwurf. Meistens passt das dann schon ganz gut.

Dann kannst du deinen Schaltplan und eine kleine Beschreibung zum 
Projekt hier zum Review rein stellst, dann schauen Leute drüber die über 
jede Menge Erfahrung verfügen und dir passende Tipps geben können.

Dann bestellst du den Prototypen (auf dem du ganz viele Testpunkte 
vorgesehen hast) und nimmst den in Betrieb. Alle Fehler schreibst du dir 
auf und Nach 3-4 Wochen am Prototypen bestellst du die zweite 
Leiterplatte. Die Schleife wirst du am Anfang mehrfach drehen, ob du 
willst oder nicht ;). Der vierte Rutsch ist dann schon nah am Ziel, 
meist reicht das dann.

Ansonsten kannst du dir "Phils Lab" auf YT reinziehen. Da lernst du dann 
auch noch paar Dinge zu Schutzbeschaltung von IOs und Co.

Viel Spaß

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Patrick W. schrieb:
> Da hat man als Laie schnell was übersehen
Man nimmt vorneweg ein paar Evalboards (genau dafür gibt es die von den 
Herstellern) und probiert schon vor dem Eigenbau aus, wie die tun.

> Da hat man als Laie schnell was übersehen
Daran lernt man dann und macht beim nächsten Mal weniger Fehler.

> und das Board ist unbrauchbar.
NAja, mit ein paar Fädeldrähten bekommt man das schon ans Laufen, wenn 
nicht alles völlig vermurkst ist.

> Oder gibt es Dienstleister, die das auch gegen Hobby-gerechte Bezahlung
> machen?
Wenn du für die selbe Tätigkeit 100€ pro Stunde bekommst oder 100€ an 2 
Tagen, welchen Auftrag würdest du als Profi annehmen? Und wie war 
nochmal die Frage?

> Gibt es da Online Dienste, die das Anhand der Bauteile erkennen?
Nein.

> wie kann ich als unerfahrene Hobby Bastler das PCB verifizieren, ob alle
> erforderlichen Bauteile usw. berücksichtigt sind?
An Funktionsmodellen mit Evalboards, an Datenblättern und Appnotes.

von Matthias L. (lindner8712)


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Beruflich machen wir sowas in Modul Bauweise.. Nicht gleich alles auf 
eine Platine Klatschen sondern in überschaubarer Größe und Komplexität 
ausführen und Evaluieren ob die Schaltung das macht was sie soll. Ist 
billiger und agiler als immer alles neu zu beschaffen.

So wie du es geschrieben hast klingt es als würde ein und die selbe 
Schaltung auf andere Spannungen und Ströme skaliert werden. Ansonsten, 
appNotes Datenblätter, oder auch mal LtSpice oder der teure Bruder Ni 
Mutisim..

Für Die Spannungsversorgung bietet Z. B TI die Workbench, hilft dir bei 
Schaltung, Layout, Komponenten anhand der Parameter die du vorgibst.

von Purzel H. (hacky)


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Als erstes sollte man die Leiterplatte debugfreundlich gestalten. Also 
lieber einen Widerstand oder Jumper vorsehen, auch wenn's das grad noch 
nicht braucht. Und nicht grad super Miniature 0603, bei welchem man 
nichts mehr machen kann.
Wenn ich irgendwo nicht sicher bin mache ich eine Alternativschaltung 
auch noch drauf, die man dann alternativ bestuecken kann, zb Alternativ 
Spannungregler in einem anderen Gehaeuse wenn der erste allenfalls zu 
warm werden koennte

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Purzel H. schrieb:
> Und nicht grad super Miniature 0603, bei welchem man
> nichts mehr machen kann.

Ähem, 0603 ist doch schon ziemlich grobschlächtig und lässt sich sehr 
einfach löten. 0402 ist auch noch völlig in Ordnung. Ab 0201 werden 
Handlötungen allmählich etwas lästig, weil die Pinzettenspitze etwa so 
groß wie das Bauteil ist.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Patrick W. schrieb:
> Gibt es da Online Dienste, die das Anhand der Bauteile erkennen?

Dafür gibt es Fachleute die man dafür sehr gut bezahlen muss.
Oder man wird selber zu einem, dann bezahlt man das mit Zeit, Mühen und 
einigen Anläufen.

Daher der Rat der Fachleute an die Anfänger, der allerdings immer 
ignoriert wird: Klein anfangen!

Andreas S. schrieb:
> 0201
SO klein nun auch wieder nicht ;-)

von Klaus K. (Gast)


Angehängte Dateien:

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> Bisher habe ich nur kleine Platinen für einfache Mikrocontroller
> Projekte entworfen.
> Hier habe ich bereits einige Fehler gemacht, etwa keine GND Flächen. War
> aber nicht weiter tragisch.
>
> Nun plane ich aber ein größeres Projekt. Platine für einen großen
> Roboter, welche verschiedene Spannungen bereitstellt, Batterie lädt,
> Stromstärken einzelner Spannungslevel überwacht usw.

> Ich frage mich also, wie kann ich als unerfahrene Hobby Bastler das PCB
> verifizieren, ob alle erforderlichen Bauteile usw. berücksichtigt sind?

Breadbord-Aufbau mit richtigen Drahten gerade für Hochstrom-Sachen. Das 
war auch für Serionprodukte üblich, bevor sich auch Z. u. Dick & Z. u. 
Doof die Kosten für eine PCB-Fertigung leisten konnten.

https://unckel.de/blog/unterbrechungsfreie-stromversorgung-usv-selbst-bauen/

Selber Ätzen ersetzt Warte/Lieferzeit durch "Dreck zu Haus".

von Oliver R. (orb)


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Klaus K. schrieb:
> Breadbord-Aufbau

ähh, Dein Beispiel ist aber Lochraster, Breadbord ist das ohne Löten.

von Klaus K. (Gast)


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Oliver R. schrieb:
> Klaus K. schrieb:
>> Breadbord-Aufbau
>
> ähh, Dein Beispiel ist aber Lochraster, Breadbord ist das ohne Löten.

Nope, breadboard meint einfach nur 'experimenteller Aufbau' oder eben 
Prototyp, Lochraster gehört auch dazu:
https://www.merriam-webster.com/dictionary/breadboard

Da mal mein persönliche "Breadboard"-Liebling , der Prototyp eines 
Beschleunigerchipsatzes für einen Computer der Achtziger: 
https://amigamuseum.emu-france.info/Fichiers/Images/histo/Lorraine/Lorraine_full.jpg
https://bigbookofamigahardware.com/bboah/product.aspx?id=2

Eventuell nicht gelötet sondern per wirewrap verdrahtet.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Patrick W. schrieb:

> Ich frage mich also, wie kann ich als unerfahrene Hobby Bastler das PCB
> verifizieren, ob alle erforderlichen Bauteile usw. berücksichtigt sind?

> Vermeiden möchte ich, immer 5 PCB zu bestellen, Fehler zu finden und neu
> zu bestellen.

Gehe gleich davon aus, dass du wenigstens zwei Anläufe brauchen wirst. 
Auch im professionellen Umfeld wird oft mit mehr als einer Musterphase 
geplant, das ist kein Drama.

Hilfreich ist es, den Schaltplan zusammen mit jemandem, der Sachverstand 
hat, systematisch durchzusehen. Zusätzlich (oder alternativ) kannst du 
ihn auch im µC-Forum hochladen und um Bewertung bitten, allerdings musst 
du dann mit den Antworten auch zurechtkommen.

Schaltungen (auch Teilschaltungen) lassen sich in LTSpice gut 
simulieren, aber das heißt noch nicht, dass das Ergebnis am Schluss auch 
läuft. Erfahrung ist leider durch nichts zu ersetzen.

Grüße, Max

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Max G. schrieb:
> Erfahrung ist leider durch nichts zu ersetzen.

Prototypen sind durch nichts zu ersetzen.
Ich mache das beruflich und es ist selten das beim ersten Anlauf einfach 
alles passt.
Skalpell, Fädeldraht, Drahtigel und eine ruhige Hand gehören einfach 
dazu.

Ganz besonders anfällig scheinen Dinge zu sein die so einfach sind das 
man meint 'was soll da schon sein'

Max G. schrieb:
> Schaltungen (auch Teilschaltungen) lassen sich in LTSpice gut
> simulieren

NUR Teilschaltungen, wen es mehr ist als malen nach Zahlen.
Es bleiben stehts zahlreiche Fehlerquellen die die beste Simu nicht 
findet.

Statt eine Ewigkeit das Haar in der Suppe zu suchen, einfach bauen, 
testen, verbessern.
Geht schneller und ist zuverlässiger.

von Zero V. (Firma: Freelancer) (gnd)


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Patrick W. schrieb:
> Oder
> gibt es Dienstleister, die das auch gegen Hobby-gerechte Bezahlung
> machen?

Ja mich zum Beispiel. 50€/h (inkl. MWSt)

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Michael schrieb:
> Skalpell, Fädeldraht, Drahtigel und eine ruhige Hand gehören einfach
> dazu.

Ein ehemaliger Kollege hatte vergessen, einen Pin an einem winzigen 
BGA-Gehäuse anzuschließen. Dummerweise befand sich auf einer der 
Innenlagen ein Leiterbahn im Weg, so dass er nicht einfach senkrecht von 
der Rückseite durchbohren konnte. Also musste er ziemlich schräg bohren, 
in der Hoffnung, genau den Ball zu treffen. Erstaunlicherweise gelang 
das auch auf Anhieb, und es war sogar möglich, über den hauchdünnen 
Fädeldraht so viel Hitze einzubringen, dass das Drahtende dann im Ball 
zumindest leitfähig festklebte. Damit war zumindest der erste Test der 
Baugruppe möglich.

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