Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Netzteile von Shindengen besonders? / Temperaturprobleme


von Max F. (max_84)


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Hallo, ich habe zufällig mehrere Netzteile des Herstellers Shindengen 
bekommen. Einige der Netzteile sind defekt, wobei der Fehler 
übergreifend sehr ähnlich ist.
Googelt man nach Netzteilen dieses Herstellers bzw. dieser Ausführung 
stellt man fest, dass diese offenbar sehr teuer sind. Weiß jemand warum? 
Ist das irgendwie etwas Besonderes?
Ich hänge mal Bilder der defekten Netzteile an.

Es handelt sich um die Typen
SY05030G (5V / 30A)
SY15004G (15V / 4A)
SY12005G (12V / 5A)

Alle Netzteile haben den Fehler, dass sie bei normaler Raumtemperatur 
nicht anlaufen. Steckt man sie für ein paar Minuten ins Gefrierfach 
starten sie und die Spannung bricht auch unter Last nicht ein. Das 
SY05030G (das mit zwei Platinen) läuft dann (bis jetzt) auch durch und 
fällt bis zum Ausschalten nicht wieder aus.
Die anderen beiden fallen nach kurzer Zeit (1 – 3 Minuten) wieder aus. 
Es macht hier anscheinend keinen Unterschied ob belastet oder im 
Leerlauf.
Ich habe schon vereinzelt Kondensatoren ausgelötet und gemessen. Die 
Kapazität war laut Multimeter nicht weit vom Sollwert entfernt. Auch 
optisch kann ich an den Kondensatoren nichts Ungewöhnliches feststellen. 
Ich habe durch punktuelles Erwärmen einzelner Kondensatoren versucht, 
den Ausfall zu provozieren, aber da die Zeit zum Testen nur sehr kurz 
ist, habe ich auch hierdurch nichts feststellen können. Kältespray habe 
ich bestellt um einzelne Bauteile gezielt abkühlen zu können, das wird 
aber erst in ein paar Tagen geliefert.
Wenn jemand auf den Bildern etwas erkennen kann und vielleicht Tipps 
hat, in welchem Bereich auf den Platinen es sich lohnt nach defekten 
Bauteilen zu suchen und wo ich mir das Suchen sparen kann oder auch 
welche weiteren Bauteile außer Kondensatoren für solche Fehler 
wahrscheinlich sind würde ich mich sehr freuen!
Viele Grüße
Max

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Weiß jemand warum? Ist das irgendwie etwas Besonderes?

Naja, ist halt eine japanische Firma und keine auf billig
getrimmte Chinesische Bastelbude. Das ist wie "Made in Germany"
vielleicht sogar besser. :)
Zum Beispiel sieht man auf den Bildern EMV-Bauteile die wirklich
bestueckt sind. Bei Billignetzteilen waeren da Drahtbruecken.

> Das SY05030G (das mit zwei Platinen) läuft dann (bis jetzt)
> auch durch und fällt bis zum Ausschalten nicht wieder aus.

Startupschaltung. Entweder der dafuer notwendige kleine
Kondensator oder die Widerstaende zum aufladen.

> Ich habe schon vereinzelt Kondensatoren ausgelötet und gemessen. Die
> Kapazität war laut Multimeter nicht weit vom Sollwert entfernt.

Dein Multimeter kann ESR messen?

Schau nach was da fuer ein Schaltregler drauf ist und liess
das Datenblatt damit du verstehst woran du bastelst. Und erinnere
dich daran das die Elkos dich toeten koennen. .-)

Danach kannst du mal bewusster nach Fehlern suchen und nicht wild
mit der parts-cannon losballern.

Vanye

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Max F. schrieb:
> Alle Netzteile haben den Fehler, dass sie bei normaler Raumtemperatur
> nicht anlaufen.
> Steckt man sie für ein paar Minuten ins Gefrierfach starten sie und die
> Spannung bricht auch unter Last nicht ein.
Hatte ich so ähnlich auch schon mal bei einer Netzteilbemusterung. Alle 
10 untersuchten Musternetzteile haben (nach dem Anlauf bei 
Zimmertemperatur) im Klimaschrank von -10° bis 70°C und halber Last 
tadellos funktioniert. Aber wenn man sie bei 40°C aus- und gleich wieder 
eingeschaltet hat, sind 4 davon nicht wieder angelaufen. Man musste 
diese 4 Kandidaten erst wieder auf Zimmertemperatur abkühlen, damit sie 
anliefen.

> welche weiteren Bauteile außer Kondensatoren für solche Fehler
> wahrscheinlich sind
Ich habe dann zum Glück einen interessierten FAE gefunden, der 3 der 4 
Kandidaten zum Hersteller geschickt und verfolgt hat. Das Ergebnis war 
eine Schottky-Diode, die einen etwas zu hohen Leckstrom bei erhöhten 
Temperaturen hatte und den Anlauf verhinderte. Diese Dioden wurden dann 
gegen "besssere" ersetzt und die nachfolgende Serie lief jahrelang 
völlig problemlos.

Ich konnte das dann mit Kältespray am letzten mir verbliebenen Prüfling 
leicht nachvollziehen: Netzteil im Klimaschrank auf 70°C aufgeheizt --> 
Anlaufproblem. Danach ein kurzer punktueller Stoß Kältespray auf diese 
Diode --> Anlauf funktioniert.

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Max F. schrieb:
> Alle Netzteile haben den Fehler, dass sie bei normaler Raumtemperatur
> nicht anlaufen. Steckt man sie für ein paar Minuten ins Gefrierfach
> starten sie

Alte Elkos.

Gib zu, du hast sie bekommen, weil sie nach Jahrzehnten ausgefallen 
sind.

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Alte Elkos.

Und Optokoppler kannst du kategorisch ausschliessen?

Vanye

von Michael B. (laberkopp)


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Vanye R. schrieb:
> Und Optokoppler kannst du kategorisch ausschliessen?

Denke ja, die altern zwar, werden durch Kälte aber nicht mehr 
durchsichtiger/leuchtkräftiger.

von Peter K. (chips)


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Lothar M. schrieb:
> etwas zu hohen Leckstrom bei erhöhten
> Temperaturen

sowas würde ich auch vermuten, hatte den Fall auch schon mit leckenden 
Dioden;
ich würde die VCC/Anlaufspannung des Controllers prüfen;
es könnten auch andere Leckströme ursächlich sein (nässende Elkos, 
Kriechströme auf der LP oder zwischen BE-Pins)

von Max F. (max_84)


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Vanye R. schrieb:
>> Weiß jemand warum? Ist das irgendwie etwas Besonderes?
>
> Naja, ist halt eine japanische Firma und keine auf billig
> getrimmte Chinesische Bastelbude. Das ist wie "Made in Germany"
> vielleicht sogar besser. :)
> Zum Beispiel sieht man auf den Bildern EMV-Bauteile die wirklich
> bestueckt sind. Bei Billignetzteilen waeren da Drahtbruecken.

Ah ok. Das macht Sinn. Vielen Dank für den Hinweis!

Vanye R. schrieb:
> Startupschaltung. Entweder der dafuer notwendige kleine
> Kondensator oder die Widerstaende zum aufladen.

Hast Du vielleicht einen Tipp, wo sich die Bauteile ungefähr befinden? 
Also grob - > Eingang – Gleichrichter – die großen 220uF Kondensatoren… 
dann wird es für mich schwierig. Dort liegen jedenfalls 311V an. Ich 
denke, das passt soweit?

Vanye R. schrieb:
> Dein Multimeter kann ESR messen?

Nein, leider nicht. Es zeigt nur die Kapazität an.

Vanye R. schrieb:
> Schau nach was da fuer ein Schaltregler drauf ist und liess
> das Datenblatt damit du verstehst woran du bastelst. Und erinnere
> dich daran das die Elkos dich toeten koennen. .-)

Bitte nicht schlagen - ich habe es versucht. Aber ich finde den Regler 
noch nicht einmal. Habe diverse Bauteile gegoogelt. C3549, RHE6-2N, 
RHZ06-2N... aber das scheint es mir alles nicht zu sein.

Michael B. schrieb:
> Alte Elkos.
>
> Gib zu, du hast sie bekommen, weil sie nach Jahrzehnten ausgefallen
> sind.

Nein. Sie sollten eigentlich alle funktionieren. Zumindest haben sie das 
angeblich bis zum Schluss. Allerdings lagen sie wohl auch schon länger 
ungenutzt.

Peter K. schrieb:
> sowas würde ich auch vermuten, hatte den Fall auch schon mit leckenden
> Dioden;
> ich würde die VCC/Anlaufspannung des Controllers prüfen;
> es könnten auch andere Leckströme ursächlich sein (nässende Elkos,
> Kriechströme auf der LP oder zwischen BE-Pins)

Ok, das ist schon mal ein guter Hinweis. Die Platinen sind tatsächlich 
teilweise nicht gerade sauber. Ich habe die des 15004 daher mal 
vernünftig gereinigt. Auf das Ausfallen hat es leider keinen Effekt 
gehabt. Mit Controller meinst Du den Schaltregler, von dem auch Vanye 
geschrieben hat? Da tu ich mich gerade noch etwas schwer, diesen zu 
identifizieren...

Viele
Grüße
Max

von Rüdiger B. (rbruns)


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Max F. schrieb:
> Mit Controller meinst Du den Schaltregler, von dem auch Vanye
> geschrieben hat? Da tu ich mich gerade noch etwas schwer, diesen zu
> identifizieren...

Das sind wohl die Dickschichtmodule.

von Max F. (max_84)


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Rüdiger B. schrieb:
> Das sind wohl die Dickschichtmodule.

Also diese beiden?
Das sind RHZ06-2N und RHE06-2N

Entschuldigung, es sollten nur "Regler 1 und 2" angehängt werden. 
Anscheinend kann man die Anhänge aber nicht selber wieder entfernen?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Die Netzteile sind mehr als 35 Jahre alt...

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