Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frequenzumrichter und Spindelmotor kein Moment bei niedriger Drehzahl


von Martin H. (mpc832)


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Hallo

Ich wollte mir einen kleinen Prüfstand bauen um Zündanlagen zu testen 
prüfen messen eben etwas damit rumspielen da hatte ich schon bzl CDI 
schon hier was im Forum gefragt.

Nun dachte ich ein Spindelmotor mit Frequenzumrichter wäre das optimale 
(Dachte ich). Um auch extreme Zustände zu probieren dachte ich von 400 
bist 12.000 U/min wären gut um zu sehen wie sich da was verhält. Weil es 
da aber auch Polräder gibt die mal locker 2kg an Masse haben wollte ich 
keinen Spindelmotor mit einer 5mm Welle auch wenn 150-250 Watt 
vermutlich locker ausreichen würden. Da man den Spindelmotor ja aber 
auch vielleicht mal als Frässpindel verwenden kann dachte ich etwas 
überdimensioniert ist auch egal. Das die Spindel dann so höch dreht ist 
ja egal (dachte ich) dazu hat man ja dan den Refu . Ich hatte das schon 
mal gemacht und eine Kleinmaschine mit einem 500 Watt DASM mit Umrichter 
gebaut was Prima funktioniert. Da der Motor zwar Leistungsmässig passen 
wuerde aber nur 3000U/min macht gehe ich davon aus das es keine gute 
Idee ist den mit 200Hz zu betreiben , deshalb die Idee mit der Spindel.

Gesagt getan habe ich bei Ali so ein total überdim. Kit geholt .Motor 
hat angeblich 2.2KW und 24000U/min.

So und nun habe ich feststellen müssen das der Motor erst bei ca 65HZ 
losläuft und da kaum Drehmoment hat. Das hat mich doch sehr erstaunt . 
Durch nachlesen habe ich dann im Netz gelesen das da verschiedene 
Verfahren gibt bsp Stichwort Vektor Regelung/Steuerung. Ich glaube nicht 
das mein Umrichter das hat. Desweiteren habe ich nachgeschaut das die 
min f bei 4HZ liegt . So ist er Werksmässig eingestellt. U min wsr auf 
1%.Meine gedachten 400U/min entsprächen 6,6 Hz somit sollte ich ja noch 
im Bereich sein. Das der Motor dann natürlich keine 2,2KW hat war mir 
klar aber 10% hätte ich mir schon erhofft. Dann las ich noch das man die 
Startspannung anheben soll und 8% wären ein guter Wert. Grob 
Uberschlagen hat der Motor zeischen den Phasen R=4 Ohm Betriebsstrom ist 
mit 6A Angegeben was dann ein U (wirk) von 24 V wären.Also kurzfristig 
sollte der Motor 24V Gleichspannung abkönnen ca. Durch 8% von 240V sind 
19,6 Volt (Wechselspannung) also noch deitlich unter den 24V 
Gleichspannung die ja sicher mehr Belasten als die Wechselspannung. Ja 
und was soll ich sagen auch mit den 8% läuft der nicht an.

So ich habe deswegen so viel geschrieben das man hoffentlich sieht das 
ich nicht gleich Hilfe schreie, aber im Augenblick ist mir das irgendwie 
ein Rätsel. Das Anflanschen an diesen Motor waere mech am besten , ich 
wolle halt kein Getriebe irgendwie dazwischen machen.

Das man auf einen 50/60HZ Motor keine 200Hz geben soll ist mir klar aber 
das ein 400HZ Motor mit einem Umrichter nicht mal Anläuft hätte ich nich 
gedacht.
Hat jemand eine Idee und kann mir erklären warum und ob das generell 
nicht geht.

Danke.

Gruss Martin

: Verschoben durch Moderator
von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Typenbezeichnung vom Motor und Umrichter unterliegen der 
Geheimhaltungsklausel?

von Martin H. (mpc832)


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Sebastian R. schrieb:
> Typenbezeichnung vom Motor und Umrichter unterliegen der
> Geheimhaltungsklausel?

Ne natürlich nicht :-)

Motor : GDZ80X73-2.2
VFD : YL620-A-2.2KW-220V

https://hlmotion.com/collections/spindle-vfd/products/z-axis-spindle-motor-kit-2-2kw-2200w-air-cooling-spindle-er20-motor-huanyang-vfd-inverter-with-rs485-er20-collets-for-cnc

Hoffentlich verärgert der link niemand. Datenblatt habe ich von denen 
leider keines bekommen aus dem die U/f Kennlinie Aufschluss gibt.

von Monk (roehrmond)


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Martin H. schrieb:
> Hoffentlich verärgert der link niemand

Warum sollte es? Wer die Seite nicht sehen will muss ja nicht drauf 
klicken.

von Armin X. (werweiswas)


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Sehe es mal so:
Damit der Motor überhaupt mal beginnen kann ein Drehmoment zu erzeugen 
muss im Rotor, hier ein Kurzschlussläufer, eine Spannung auf 
transformatorischem Weg erzeugt werden. Diese wird gleich wieder 
kurzgeschlossen und erzeugt so das Magnetfeld im Rotor. Diese Leistung 
muss erstmal übertragen sein ehe die Leistung für die Antriebskraft 
entnommen werden kann.
Bei hoher Motorfrequenz steht dafür viel mehr Leistung zur Verfügung 
weil die Spannung hoch sein kann/darf. Bei niederer Frequenz, hier 
angedachten 4Hz darf die effektive Spannung nur noch etwa 10V betragen. 
Multipliziert mit dem Nennstrom hast Du die zur Verfügung stehende 
Leistung. Dass hier nur noch Nadelimpulse für die Nachbildung des Sinus 
zur Verfügung stehen trägt ein Übriges zur geringen Drehmomenterzeugung 
bei.

MfG

: Bearbeitet durch User
von Uwe (neuexxer)


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> Datenblatt habe ich von denen leider keines bekommen

Wozu auch?      ;-)

Zur Theorie:
Angenommen, der Motor hätte 3~230V und 6 A, dann wären
das schon mal 2,4 kVA eingangsseitig.
Wenn davon bei 24000/min 2 kW an der Welle ankommen,
hätte man ein Drehmoment von 0,8 Nm.  =>
Viel mehr Drehmoment geht natürlich auch nicht bei kleiner Drehzahl;
und dazu muss natürlich der Umrichter eine solche
(von der Frequenz/Drehzahl abhängige) Spannung liefern,
dass die o.a. 6 A auch fliessen.

von Uwe (neuexxer)


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> ... muss im Rotor, hier ein Kurzschlussläufer ...

Eher nicht:
Der hätte bei 400 Hz etwas weniger als 24000/min.

von H. H. (Gast)


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Uwe schrieb:
>> ... muss im Rotor, hier ein Kurzschlussläufer ...
>
> Eher nicht:
> Der hätte bei 400 Hz etwas weniger als 24000/min.

In China sieht man das gerne anders. Bei der Baugröße des Motors sind 
die 2,2kW sicher nicht Wellenleistung, und erst bei 400Hz in Sicht. Für 
einen permanent erregten Motor wäre der Preis kaum denkbar.

von Hp M. (nachtmix)


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H. H. schrieb:
> Für
> einen permanent erregten Motor wäre der Preis kaum denkbar.

Warum denn?
Selbst die Laugenpumpen von Waschmaschinen verwenden heute 
permanenterregte Synchronmotore, und da wird bekanntlich um jeden Cent 
gefeilscht.
Der bessere Wirkungsgrad um die Energiesparlabel draufpappen zu können 
dürfte hierfür entscheidend sein.

Auch dieser Motor wird ein Synchronmotor sein. Das folgt aus der 
Beschreibung, dass es bei 1 Hz los geht.
So teuer ist ein Rotor aus Alnico o.ä. ja auch wieder nicht.

Es gibt solche Motore als Schrittmotore übrigens auch ohne 
Permanentmagnete.
 Das merkt man daran, dass sie sich (wie ein Kurzschlussläufer) in 
stromlosem Zustand federleicht durchdrehen lassen und kein Rastmoment 
haben.
Dort besteht der Rotor aus weichem Eisen und hat die Form eines sehr 
langen Zahnrades. Zwei (oder drei?) Spulensätze mit einer der Zahl der 
Zähne entsprechenden Anzahl von Polen sind koaxial hintereinander ein 
bischen gegeneinander verdreht angebracht und werden wie bei einem 
Schrittmotor angesteuert.
Drehmoment und Rastmoment entwickeln solche Schrittmotore erst, wenn 
Strom durch die Wicklungen fliesst.

Da in der Beschreibung steht, dass bei 400Hz 24.000/min erreicht werden, 
hat das chinesischen Teil aber offenbar nur ein Polpaar.

Martin H. schrieb:
> So und nun habe ich feststellen müssen das der Motor erst bei ca 65HZ
> losläuft und da kaum Drehmoment hat.

Der wird schon Drehmoment haben, wenn du den FU richtig parametrisierst.
Für hohes Drehmoment brauchst du viel Strom, für hohe Drehzahl brauchst 
du viel Spannung.
Uwe hat ja schon vorgerechnet, wie hoch das Drehmoment dann -fast 
unabhängig von der Drehzahl- werden kann.
Der zugehörige Strom ist nämlich leider auch für die Erwärmung der 
Wicklungen verantwortlich und darf deshalb nicht überschritten werden.
Auch wenn die Motorspannung im Extremfall -Stillstand- dann nur wenige 
Volt beträgt.

P.S.: Bei sehr geringer Drehzahl muss man den Strom, und damit auch das 
Drehmoment, evtl. etwas reduzieren, weil die Kühlung durch den eigenen 
Lüfter dann schlechter wird.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Normalerweise nimmt man für solche Antriebe Umrichter mit Feedback. Das 
muß keine echte Indizierung sein oder eine Rotorlageerkennung. Man 
braucht einen Regler, dem man die Motordrehzahl vorgibt und der den 
eigentlichen Umrichter dann von sich aus so weit aussteuert, daß die 
Drehzahlvorgabe erreicht wird. Kann der gewählte Umrichter das, kann man 
den so parametrisieren, daß er einen 0..10V Eingang oder so als 
Drehzahlvorgabe akzeptiert und die Frequenz-/Leistungsregelung alleine 
macht?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://github.com/RobertOlechowski/Huanyang_VFD/tree/master
Es gibt anscheinend ein Steuergerät dazu

von Armin X. (werweiswas)


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Uwe schrieb:
> Eher nicht:
> Der hätte bei 400 Hz etwas weniger als 24000/min.

Natürlich. Warum nicht? 400Hz sind locker realisierbar.
Die Firma Precise hat schon vor 40 Jahren Schnelllauffrässpindeln mit 
40000U/min realisiert welche sogar mittels 2-Phasenumrichtern betrieben 
wurden. Die Nennspannung lag da bei etwa 60V und es konnten damals 
übliche Leistungstransistoren im Leistungsteil verwendet werden.

Und nimm das mit 400Hz == 24000U/min nicht so ernst. Das ist genauso zu 
sehen wie ein Standard Drehstrommotor der nicht mit 1500 sondern je nach 
Baugröße zwischen etwa 1400 und 1490U/min dreht. Die Differenz ist 
übrigens der Betrag welchen der Motor benötigt um im Rotor Energie für 
das dortige Magnetfeld zu erzeugen.

: Bearbeitet durch User
von Uwe (neuexxer)


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> Und nimm das mit 400Hz == 24000U/min nicht so ernst.
> Das ist genauso zu sehen wie ein Standard Drehstrommotor
> der nicht mit 1500 sondern je nach
> Baugröße zwischen etwa 1400 und 1490U/min dreht.

Ein "Standard-Drehstrommotor" (also eine Aswynchronmaschine)
hat IMMER weniger als 1500/min (bei Polpaarzahl 2).

Wenn ein Motor bei 50 Hz exakt 1500/min hat,
ist er eben KEIN Asynchronmotor =>
das war weiter oben weder definiert noch zwingend richtig zu erraten ...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das steht aber manchmal ein wenig verwirrend auf dem Motor drauf. Ich 
hatte mal eine Kreissäge, da war ein 7,5kW "Normmotor" dran und der lief 
laut Typenschild 3000 U/min, war aber auch nur ein normaler 
Asynchronmotor. Die reale Drehzahl dürfte vermutlich eher so bei 2950 
gelegen haben.

von Martin H. (mpc832)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> https://github.com/RobertOlechowski/Huanyang_VFD/tree/master
> Es gibt anscheinend ein Steuergerät dazu

Der GitHub link ist soweit ganz interessant. Man kommt dann schnell zu 
seinem Blog wo man auch wieder einiges findet , vor allem das seine 
Konstellation sehr wohl niedere Drehzahlen ab kann. Unter 70 Hz läuft 
der Antrieb bei mir ja nicht mal los.
https://blog.robertolechowski.com/cat/CNC/

Laut dem Handbuch 
https://bulkman3d.com/wp-content/uploads/2019/08/YL620-A-Inverter-Manual.pdf 
ist bei mir der Parameter

P00.07 V VF:Middle Frequency bei meinem Manual nennt sich das 
curve-intermediate-frequency auf 40 HZ eingestellt und die 
Spanungsbegrenzung

 P00.08 VF:Middle Voltage auf 10%

Wobei der Antrieb wie gesagt unter 68HZ gar nicht anläuft . Und wenn er 
schon mit 60Hz sich nicht dreht wird sich bei 4 Hz auch nichts tun.

in dem Blog schreibt er das er die U/F Kurve von
1Hz-40Hz-400Hz
4V-10V-220V

eingestellt hat und bei mir tut sich da ja gar nichts . Irgendwie ist 
das schon merkwürdig da beide Systeme soweit nicht ausseinander liegen 
auf den ersten Blick.

von Armin X. (werweiswas)


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Hi
Von der Theorie her brauchst Du am Motor bei 4Hz nur noch 2,2V effektiv. 
Mit vollem Strom sind das gerade mal ungefähr 22W aufgenommene Leistung 
mit denen Du die Reibungsverluste überwinden und ein Magnetfeld im Rotor 
aufbauen musst.
Wegen letzterem gibt es bei den hierzulande üblichen FUs die Möglichkeit 
im unteren Bereich die Spannung anzuheben. Bei der riesen Spreizung 
deines Antriebes halte ich das für unsinnig, zumal eine Leistung 
praktisch nicht vorhanden ist.
Allerdings sollte die Spindel bei deutlich weniger als 68Hz wenigstens 
anlaufen. In diesem Gedanken stimme ich dir zu.

von Martin H. (mpc832)


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Da habe ich noch was ganz interessantes zu dem Thema Umrichter und Motor 
gefunden. Mein Problem hat es zwar nicht gelöst aber einiges klarer 
gemacht

http://eddy.dawa.de/Werkstatt/wabeco_umbau/020_Brems-Motor.pdf

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