Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bassverstärker setzt aus - bitte Hilfe bei Analyse


von Martin G. (martingy)


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Liebe Leute,

habe hier einen Bassverstärker Laney Pro-Bass, der nur mäßig 
funktioniert und bräuchte bitte Hilfe bei der weiteren Fehlersuche.

Nach dem Einschalten läuft dat Ding erstmal ca. 15 Minuten normal, dann 
fängt der Klang kurz an, "kratzig" zu werden und setzt dann ganz aus. 
Das passiert sowohl am Kopfhörerausgang als auch mit angeschlossenen 
Lautsprecher. Nach einiger Zeit kommt der Ton wieder, setzt dann aber 
nach wenigen Minuten wieder aus und so weiter.

Ich habe folgende Vermutungen:
1. das Problem liegt in der Vorstufe (nicht in der Endstufe), weil auch 
der Kopfhörerausgang betroffen ist
2. irgendein Bauteil setzt bei höherer Temperatur aus, kühlt dann wieder 
ab, funktioniert kurz, erhitzt sich wieder usw.

Wie geht man da dran? Ich habe durchaus Elektronik- und Löterfahrung, 
trau mich aber nicht, unter Spannung auf der Platine rumzufummeln, und 
habe auch kein geeignetes Thermometer. Wie finde ich das defekte 
Bauteil? Welche Bauteile sind typisch für die beschriebene Symptomatik?

Ich weiß, dass meine Angaben für eine konkrete Analyse nicht reichen, 
aber ich freue mich auch über eine vage Vermutung. Danke im Voraus.

VG Martin

von Klaus H. (hildek)


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Martin G. schrieb:
> 1. das Problem liegt in der Vorstufe (nicht in der Endstufe), weil auch
> der Kopfhörerausgang betroffen ist
Sicher? Viele KH-Ausgänge sind auch an der Endstufe angeschlossen.

> 2. irgendein Bauteil setzt bei höherer Temperatur aus, kühlt dann wieder
> ab, funktioniert kurz, erhitzt sich wieder usw.
Dafür gibt es Kältespray. Du kannst aber auch versuchen, mit einer 
Wärmebildkamera ein zu heißes Bauteil zu lokalisieren, aber es gibt 
immer welche, die auch beim Normalbetrieb relativ heiß sein können (und 
dürfen).

Generell: versuche erst mal, einen Schaltplan aufzutreiben. Dann die 
Versorgungsspannungen messen. Das geht vielleicht auch ohne Schaltplan, 
wenn auf der Platine entsprechende Beschriftungen da sind.
Noch besser: mit dem Oszilloskop die Signale verfolgen.

Martin G. schrieb:
> Ich habe durchaus Elektronik- und Löterfahrung,
> trau mich aber nicht, unter Spannung auf der Platine rumzufummeln,
Rumfummeln solltest du auch nicht. Man kann aber im abgeschalteten 
Zustand durchaus Messgeräte anschließen und dann wieder einschalten.

Martin G. schrieb:
> Welche Bauteile sind typisch für die beschriebene Symptomatik?
Ein Koppelkondensator könnte evtl. die Ursache sein. Aber ohne Messen 
ist es eben ein Stochern im Nebel.

: Bearbeitet durch User
von Meier B. (meier_b)


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Für solche Fälle empfiehlt sich ein Föhn und sog. Kältespray. Kalten 
Verstärker einschalten und Baugruppen nacheinander mit Föhn erwärmen, 
bis der Fehler auftritt, dann mit Kältespray die üblichen Verdächtigen 
gezielt abkühlen. Setzt die Funktion wieder ein, hast Du den Übeltäter.

Viel Erfolg

von Jens W. (jensw)


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Hallo,

ich hatte so etwas auch schonmal an einem Verstärker von mir. Da war es 
ein Koppelkondensator wie oben schon geschrieben.
Das war ein Tonfrequenzelko und der hatte einen zu großen Leckstrom nach 
den Jahren.
Den habe ich durch Folienkondensatoren ersetzt, dann war Ruhe.
Die Elkos alle mal anschauen lohnt sich sicher.

Grüße, Jens

von Martin G. (martingy)


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Danke euch schon mal für die sehr schnellen Antworten - ich meld mich 
wieder, wenn ich Zeit gefunden habe, das Vorgeschlagene zu versuchen. 
Kältespray muss ich erst besorgen...

von Tom K. (ez81)


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Bei merkwürdigen Aussetzern lohnt es sich, versuchweise den Effektweg 
mit einem Kabel zu überbrücken (Send zu Return). Manchmal ist nur der 
Schaltkontakt in der Returnbuchse vergammelt. Der Fehler klingt hier zu 
regelmäßig dafür, aber einen Versuch ist es wert.

von Mark S. (voltwide)


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hatte letztlich einen Marshall mit ganz ähnlicher Fehlerbeschreibung. 
Habe die gesamte Platine abgesucht mit Kältespray, dran geklopft, 
gerüttelt- nix, alles ok. Als ich dann die verschiedenen Druckschalter 
auf der Frontwand ausprobierte wurde ich rasch fündig. Einer davon hatte 
Aussetzer...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Oha, Laney, der Wasserfall unter den Bass Verstärkern. Wenn das so ein 
Modell mit Grafik EQ in der Frontplatte ist, dann sind die Schieberegler 
auch verdächtig. Wie o.a., teste an den Effektinserts, ob da immer Audio 
rauskommt, und alle Schalter auf der Frontplatte. Wimre ist die ganze 
Vorverstärkung auf bzw. hinter der Frontplatte montiert.

Die Dinger taugen m.M.n. nicht viel - die 150W Kiste, die ich von denen 
hatte, klang wirklich schlecht und hatte eine extrem rauschende 
Vorstufe. Und auch der EQ hats nicht rausgerissen.
Wurde dann durch meinen legendären Eigenbau ersetzt, ders wirklich viel 
besser konnte.

: Bearbeitet durch User
von Martin G. (martingy)


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Ja, ist einer mit 11-Band-EQ. Taugt nicht viel, reicht aber zum Üben 
zuhause (wenn er denn geht). Was meinst du mit Wasserfall? Und wo finde 
ich Infos zu deinem Eigenbau?

von Martin G. (martingy)


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ez81 schrieb "Effektweg überbrücken".
Schon mal ein guter Tipp, danke. Hatte ihn heute länger laufen mit 
gebrücktem Loop und keine Aussetzer festgestellt. Allerdings hab ich 
nicht sehr lange gespielt (ca. 2x 5 Minuten). Wär ja super, wenn das so 
einfach behoben wär - ich teste weiter.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Martin G. schrieb:
> Was meinst du mit Wasserfall?

Ein bekanntes Merkmal für Wasserfälle ist ihr Geräusch. Dieses Geräusch 
konnte mein Laney, den ich mal kurz spielte, hervorragend nachbilden. 
Ich musste dazu nur den Input Regler etwas weiter aufdrehen. Sprich, die 
Schei$$ Vorstufe war billigst bestückt mit minderwertigen Bauteilen.

Martin G. schrieb:
> Und wo finde
> ich Infos zu deinem Eigenbau?

Ah, der Bassalizer :-)
Infos gibts hier, wobei es zwei Generationen gab: Mark I und Mark III:
Mark I:
https://www.schoeldgen.de/bassalizer/index.html
Mark III:
https://www.schoeldgen.de/bassalizer/index3.html

Mark III ist der, den ich immer noch spiele. Die Röhrenvorstufe habe ich 
später mal durch eine Vorstufe mit selektiertem FET ersetzt.

von Mark S. (voltwide)


Angehängte Dateien:

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"rauscht wie ein Wasserfall" - dabei fällt mir jenes denkwürdige 
Telegramm der Fa Dynacord ein aus dem Jahre 1982, als ich als freelancer 
das CLS22 entwickelte...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Etwa zur gleichen Zeit hatten wir im Übungsraum ein mechanisches Leslie 
mit rotierender Holztrommel als Vorsatz vor dem Breitbandlautsprecher. 
Klang war fantastisch, allerdings hat die Trommel so viel Power 
verschluckt, das wir aus lauter Begeisterung dann irgendwann den 
Lautsprecher geschrottet haben - er hat den 100W Marshall und die 
Stratocaster einfach nicht vertragen :-P

von Gerald B. (gerald_b)


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Mark S. schrieb:
> "rauscht wie ein Wasserfall"

Da habe ich eine vergleichbare Anekdote aus DDR Zeiten.
In einem Kassettendeck waren in der Entzerrung, hinter dem Tonkopf 
russiche "rauscharme Transistoren" verbaut, die in der Bezeichnung ein 
kyrillisches Sch hatten.
Mein Kollege meinte bloß: "die klingen so, wie sie heißen"

von Peter D. (peda)


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Gerald B. schrieb:
> Da habe ich eine vergleichbare Anekdote aus DDR Zeiten.

Zu DDR-Zeiten gab es ein Telefon mit Freisprecheinrichtung. Von der Post 
wurde gefordert, daß ein Rauschen eingespeist wird, so daß Übersprechen 
von Nachbarleitungen noch nicht verstanden werden konnte. Als 
Rauschgenerator wurde ein MP21 verwendet.
https://www.radiomuseum.org/tubes/tube_mp21.html

von Martin G. (martingy)


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Tatsächlich waren es die Schaltkontakte an den Klinkenbuchsen der 
insgesamt drei (!) Effekt-Loops. Die habe ich jetzt alle gebrückt - 
läuft störungsfrei. Ist ja auch nur mein Übungsverstärker für 
Zimmerlautsärke, langt also locker.
Ich danke euch recht herzlich für eure Hilfe!

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