Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Vor-/Nachteile Buck vs. Kondensator-Ladungspumpe


von Georg S. (randy)


Lesenswert?

Hallo Leute,

ich lese heut das hier:
https://www.analog.com/en/products/ltc7820.html#product-overview

Eine Ladungspumpe kenne ich bisher nur in Anwendungen wo man schnell mal 
eine negative Spannung (oder die doppelte) mit wenig Leistung braucht, 
und einem Wirkungsgrad und heftige Strom Peaks egal sind. Dieser Chip 
wirbt aber mit hoher Effizienz, Soft-Switching und guter EMV. Wie kann 
das beim Wirkprinzip einer Ladungspumpe überhaupt sein? Beim Umschalten 
hat man doch immer einen heftigen Strom-Peak, mit entsprechend mieser 
EMV. Übersehe ich da was? Einen Vorteil gegenüber einem normalen Buck 
Wandler muss es haben, sonst würde es nicht gefertigt.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Georg S. schrieb:
> Einen Vorteil gegenüber einem normalen Buck Wandler muss es haben

Als Voltage divider beim balancen von Akkus, also 99% der Zeit nichts zu 
tun  weil die Zellen balanced sind, ist der Chip effizient, er frisst 
nur die Gate-Umladeverluste der MOSFETs.

Ein Buck hingegen legt ständig die Spule an wechselnde Potentiale und 
kämpft mit steigend und fallendem Induktorstrom.

So bald der LTC aber was zu tun bekommt und umladen muss, wirds 
grauselig, um so schlimmer um so abweichender die Spnnungen sind, quasi 
nur die Hälfte der Energie wird transferiert, da schlägt sich ein Buck 
besser.

Gutes EMV Verhalten lässt sich durch Reduktion der Spitzenströme 
erreichen, quasi hochohmiges Umladen, wobei dann nur wenig Leistung 
möglich wäre. Wenn also der MOSFET durch langsames Gate-Aufladen 
zunehmend niederohmiger wird, bekommt man Leistung ohne Strompeak.

von Georg S. (randy)


Lesenswert?

> um so schlimmer um so abweichender die Spnnungen sind, quasi
> nur die Hälfte der Energie wird transferiert,

Das hatte ich so auch im Kopf, deswegen war ich so überrascht dass es 
einen Chips gibt für >1A Ausgangsstrom...

Hier steht noch was über Charge Pumps:
https://indico.cern.ch/event/131762/contributions/125595/attachments/96880/138376/Lima_-_Charge_Pump_Presentation_20100129.pdf

S.3: "Low EMI (if well designed)"
-> leider ohne zu erwähnen was genau zu beachten ist

S.26: Kann mir jemand erklären wie das mit dem parasitären PNP gemeint 
ist?

S.27: "frac charge pump": Offensichtlich steckt mehr in den 
Ladungspumpen als mir mit meinen simplen Spannungsinvertern bewusst 
war...

In meinem Fall würde ein ungeregeltes halbieren der Spannung ohne 
Regelung sogar reichen, eine Charge Pump wäre also gar nicht so 
unpassend wenn die EMV nicht so scheiße wäre...

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


Lesenswert?

Georg S. schrieb:
> Dieser Chip
> wirbt aber mit hoher Effizienz, Soft-Switching und guter EMV.

Er 'wirbt' aber auch mit einem festen Uin zu Uout Verhältnis von 1/2 und 
verwendet dafür einen Haufen Bauteile die es nicht gerade geschenkt 
gibt.

Bevor ich keinen EMI Report sehe, ist 'gute EMI' nur ein Substanzloses 
Schlagwort.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Als Voltage divider beim balancen von Akkus, also 99% der Zeit nichts zu
> tun  weil die Zellen balanced sind, ist der Chip effizient, er frisst
> nur die Gate-Umladeverluste der MOSFETs.

Blödsinn. So ein Ding kann dauerhaft ordentlich Ströme liefern, wenn man 
es richtig macht. Nix mit 99% nix tun ...

> So bald der LTC aber was zu tun bekommt und umladen muss, wirds
> grauselig, um so schlimmer um so abweichender die Spnnungen sind, quasi
> nur die Hälfte der Energie wird transferiert, da schlägt sich ein Buck
> besser.

Nochmal Blödsinn. Es hat schon seinen Grund, warum man beim LTC von 
2:1-Wandlung spricht, und nicht von x-beliebigen Ratios.

Georg S. schrieb:
> Eine Ladungspumpe kenne ich bisher nur in Anwendungen wo man schnell mal
> eine negative Spannung (oder die doppelte) mit wenig Leistung braucht,
> und einem Wirkungsgrad und heftige Strom Peaks egal sind. Dieser Chip
> wirbt aber mit hoher Effizienz, Soft-Switching und guter EMV. Wie kann

Ja, die haben auch eine hohe Effizienz, auch bei hohen Strömen - man muß 
nur entsprechende Elektronik einsetzen, die zwar die Peakströme 
verkraften muß, aber bei Mosfets eher kein Problem (Rds_on sollte ja 
grundsätzlich möglichst klein sein, auch bei normalen Schaltwandlern).
Das Thema hatten wir ja schon vor vielleicht 10-15 Jahren hier im Forum, 
wo gewisse Gelehrte hier im Forum Propaganda gegen Ladungspumpen 
verbreiteten,
daß eine LP nicht für höhere Ströme geeignet sei.
Ja, man kann keine beliebigen Spannungsumsetzungen damit machen, und die 
Peakströme können schon ordentlich sein im Vergleich zum mittleren 
Laststrom (speziell in der Anlaufphase), aber mit heutigen Teilen alles 
halb so schlimm - war schon vor 20 Jahren nur halb so schlimm, eine LP 
für 10 oder 20A zu basteln ...

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Jens G. schrieb:
> Blödsinn

Jens G. schrieb:
> Nochmal Blödsinn.

Armer Irrer. Versteht kein Wort, aber hat eine Meinung.

Jens G. schrieb:
> So ein Ding kann dauerhaft ordentlich Ströme liefern,

TUT ES ABER ALS BALANCER NICHT.

Jens G. schrieb:
> nicht von x-beliebigen Ratios.

Bei einem vorgefundenen Spannungsverhaltnis von 1:2 tut der 
Spannungshalbierer nichts, transportiert keinen Strom (Wirkungsgrad 
übrigens 0).

Erst bei einer Abweichung vom 1:2 Verhältnis beginnt er Ladungen zu 
transportieren und dabei steigen die Verluste mit der vorgefundenen 
Differenzspannung. Wie gut, dass die beim balancieren von Akkus meist 
nur mikroskopisch sind


Im Falle eines Balancers ist der Chip also ok. In anderen 
Anwendungsfällen ist er eher doof.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> TUT ES ABER ALS BALANCER NICHT.

Auser Dir spricht hier keiner von Balancer ...

> Differenzspannung. Wie gut, dass die beim balancieren von Akkus meist
> nur mikroskopisch sind

... und von Akku auch nicht.

> Bei einem vorgefundenen Spannungsverhaltnis von 1:2 tut der
> Spannungshalbierer nichts, transportiert keinen Strom (Wirkungsgrad

Und natürlich hast Du auch hier nichts begriffen. Von gewollten exakt 
1:2 war auch hier nicht die Rede ...

> übrigens 0).

Guck an ...

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> TUT ES ABER ALS BALANCER NICHT.

Ein Balancer muß keine hohen Ströme liefern, sondern nur Unterschiede 
der Zellen angleichen. Übliche Balancer verheizen dazu den Strom, den 
sie an der volleren Zelle vorbei leiten müssen.
Ein Balancer mit Kondensator schaltet den Kondensator zwischen 2 Zellen 
um, d.h. lädt die schwächere Zelle mit dem Strom aus der volleren Zelle.

Aber von Balancer war hier nirgends die Rede, sondern von 
DCDC-Konvertern.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> TUT ES ABER ALS BALANCER NICHT.

Immer wenn Du brüllst und besonders ätzend bist, bist Du auch besonders 
im Unrecht. Scheint eine Naturkonstante beim Wüterich zu sein.

Mal das LT DB gelesen?
Das ist kein Balancer und die haben Effizienzwerte für recht ansehnliche 
Lasten angegeben. Also wir reden von dem LT Stein.
Wovon redest Du?

Natürlich geht das.
Genauso wie ein Boost Wandler beliebig hohe Leistungen liefern kann.
Es wird eben ab einer unscharfen Schwelle immer schwerer all die anderen 
Rahmenbedingungen einzuhalten.
EMI wird ein Graus, die Pulsbelastung führt zu immer teuerer Bauteilen 
etc. pp. Wenn gigantische Kerne und ins absurde vergrößerte Halbleiter 
(+ Gate Treiber die das packen, + Hilfsspannungen die die Gate Treiber 
versorgen +++) + massive Elko Gräber wegen max Pulsstrom, gigantische 
EMI Filter kein Problem sind, dann geht Bosst / Flyback immer.

Ansonsten haben andere Topologien Vorteile, die sie erst ausspielen 
können wenn die Nachteile der billigeren überhand nehmen.

Und das wird auch mit dieser Ladungspumpe so sein.
Steuert man die fets schnell an, gibt es ja kaum Verluste.
Der ESR der Kerkos ist klein, es gibt keine Ummagnetisierverluste eines 
Ferrits, keine Kupferverluste einer Spule, keine starken iduktiven 
Erscheinungen die man snubbern müsste.

Aber es gibt eben auch absolut nichts was sich einem brachialem 
Strompeak entgegenstellen würde. Und das muss man erstmal in einer 
realen Anwendung unterbringen können.
Ich vermute also das die LP für die meisten Anwendungen mehr Nachteile 
als Vorteile hat.
Aber natürlich ist jeder gerne eingeladen damit als ersten ins EMI Labor 
zu gehen um rauszufinden wie schlimm es wirklich ist.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Michael schrieb:
> Und das wird auch mit dieser Ladungspumpe so sein.
> Steuert man die fets schnell an, gibt es ja kaum Verluste.
> Der ESR der Kerkos ist klein, es gibt keine Ummagnetisierverluste eines
> Ferrits, keine Kupferverluste einer Spule, keine starken iduktiven
> Erscheinungen die man snubbern müsste.

Das alles war auch damals (so kurz vor/um 2000 rum) der Grund dafür, daß 
ich mal eine Ladungspumpe von 12V nach -12V gebaut hatte. Ja, war fürs 
Auto, wo ich auch mal mit "... bum bumm bummm bumm bum..." durchs Dorf 
fahren wollte, übliche Schaltwandler (zumindest mit den damals für das 
Fußvolk zu bekommenden Ferrit-Teilen) aber eben zu verlustreich oder zu 
groß (bzw. nicht "bekommbar" ;-) waren. Wobei "groß" eher relativ ist, 
denn die Ladungspumpe war letztlich auch nicht wirklich klein wegen den 
Becher-Elkos (waren ja echte Low-ESR-Typen). Aber es war eben mal eine 
interessante Machbarkeitsstudie, um zu sehen, ob LP wirklich "so 
schlimm" sind. Sind'se nicht, auch bei >10A nicht, wo die Mosfets ohne 
Extra-Kühlung gerade mal handwarm werden (ok, waren immer 2 IRF1403 
parallel).


> Aber es gibt eben auch absolut nichts was sich einem brachialem
> Strompeak entgegenstellen würde. Und das muss man erstmal in einer
> realen Anwendung unterbringen können.

Kann eigentlich nur in der Startphase ein Problem werden, aber während 
des normalen Betriebs mit geringem Ripple hat man immer noch genug 
Gesamtwiderstand, damit der Peak nicht ins Unendliche geht. Und man 
sieht ja auch im DB des genannten IC, daß die Mosfets nicht wirklich 
astronomisch überdimensioniert sind. Aber das hat man auch selbst in der 
Hand, denn der Ripple-Strom (besser Verlustleistung) geht ja mit höherer 
Frequenz und Kapazität runter, zumindest prinzipiell, während es bei 
"normalen" Schaltwandlern bezüglich f eher umgekehrt ist.

> Ich vermute also das die LP für die meisten Anwendungen mehr Nachteile
> als Vorteile hat.

Kommt drauf an, wofür man die einsetzen will, bzw. was die Anforderungen 
sind. Beliebige bzw. variable Übersetzungsverhältnisse gehen da 
natürlich nicht, Potentialfreiheit der Ausgangsspannung ist auch nicht, 
aber wenn es um ein fixes und machbares Übersetzungsverhältnis geht, das 
auch nicht unbedingt stabil sein muß, bzw. eher an der Quellspannung 
hängt, dann ist eine Ladungspumpe durchaus eine Option, auch bei hohen 
Strömen (wer was anderes behauptet, ist im Elektronik-Mittelalter hängen 
geblieben).

> Aber natürlich ist jeder gerne eingeladen damit als ersten ins EMI Labor
> zu gehen um rauszufinden wie schlimm es wirklich ist.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.