News RISC/V-Summit, neuer PSOC und Administratives für Android-Entwickler


von Tam H. (Firma: Tamoggemon Holding k.s.) (tamhanna)


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Der RISC/V Summit liegt hinter uns, weshalb Freunde der an der Universität zu Berkeley entwickelten quelloffenen ISA auf Neuerungen blicken. Infineon kündigt eine für AI optimierte Variante des PSOC an, während Google Besitzern von Playstore-Entwicklerkonten Unbill zumutet. Für PX5 gibt es nun einen Netzwerkstack – was es sonst Neues gibt, verrät dieser Round-Up.

Bildquelle: GigaDevice

Infineon PSOC Edge: PSOC-Variante für den AI-Bereich.

Der von Canaan und danach Maxim losgetretene Trend zum „AI-Mikrocontroller“ hat nun auch Infineon erfasst - der PSOC Edge ist ein „Neuling“ in der Familie, der vom Hersteller schon im Rahmen der Ankündigung als für den ML-Markt vorgesehenes Bauteil angepriesen wird.

Als Rechenleistungs-Quelle setzt Infineon dabei durch die Bank auf Arm-Kerne. Die Arm Limited hat ihr hauseigene IP in der Vergangenheit um AI-Beschleuniger aufgerüstet. Spezifischerweise kommen sowohl Cortex-M55- als auch Cortex M33-Kerne zum Einsatz, was Infineon im in der Abbildung gezeigten Flussdiagramm näher visualisiert.

Bildquelle: https://www.infineon.com/cms/en/product/promopages/next-generation-mcu/?redirId=269245#Why-PSoC-Edge

Außerdem erweitert Infineon einen der Kerne um die hauseigene AI-Beschleuniger Engine, die in der Presseaussendung folgendermaßen beschrieben wird:

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Cortex-M33 paired with Infineons ultra-low power NNLite  a proprietary hardware accelerator intended to accelerate the neural networks used in Machine learning and AI application. Support for always-on sensing and response makes the devices ideal for advanced IoT and industrial segments such as smart home, security, wearables, robotics, and many more. 
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 via https://www.infineon.com/cms/en/about-infineon/press/market-news/2023/INFCSS202311-019.html

Im Bereich der Entwicklungsumgebungen setzt Infineon auf die hauseigene Modus Toolbox, der außerdem ein AI-Entwicklungssystem zur Seite gestellt wird:

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Imagimob Studio is an Edge AI development platform, integrated into ModusToolbox, and delivers end to end ML development, from data in to model deployed. Starter projects and Imagimob's Ready Models make it simple to get started. Together with PSoC Edge, Imagimob makes it possible to deploy state of the art machine learning models for the edge.

Zum Zeitpunkt der Drucklegung gibt es noch keine Informationen darüber, wann der PSOC Edge für allgemeine Entwickler verfügbar gemacht werden soll bzw. wird. Schon jetzt ist es allerdings für ausgewählte Kunden möglich, Samples zu beziehen - hierzu ist eine Registration unter https://www.infineon.com/cms/en/product/promopages/next-generation-mcu/ (und eine gute Beziehung zum hauseigenen Infineon Sales Engineer) erforderlich bzw. hilfreich.

RISC/V-Summit: Alles im Namen der quelloffenen ISA

Der schon vor dem RISC/V-Summit „geleakte“ bzw. am Heimatmarkt angekündigte GigaDevice GD32VW553 (wir berichteten unter Beitrag "GigaDevice GD32VW553 mit RISC/V, Bluetooth 5.2 und WiFi 6") ist nun allgemein, also auch für den europäischen und amerikanischen Markt, angekündigt. Unter https://www.gigadevice.com/technical-resource/gd32-mcu-development-tool findet sich nun englischsprachige Information.

In der Welt des RISC-V gibt es auch sonst verschiedene Neuigkeiten: Erstens erfolgt die „Adoption“ der ISA durch die verschiedenen Player im Open Source-Ökosystem. So gab es beispielsweise Vorträge, die sich mit der Performance-Verbesserung der Kompilate von GCC auf RISC/V-Targets auseinandersetzten. Der Fokus der Neuerungen lag dabei auf Produkten, die die RISC-V-ISA für „große“ Controller einzusetzen planen. All About Circuits berichtet unter https://www.allaboutcircuits.com/news/risc-v-rollouts-abound-at-this-weeks-north-america-risc-v-summit/ beispielsweise von einem neuen Kern aus dem Hause Ventana, der die folgenden, durchaus beeindruckenden Spezifikationen aufweisen wird:

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Currently Ventana reports up to 40% performance improvements using a 3.6 GHz clock and 4 nm process technology. In addition, there is improved ecosystem support thanks to the RISE ecosystem initiative.

Interessant ist, dass das Unternehmen sogar den „Vergleich“ mit verschiedenen X86-Prozessoren nicht scheut.

Bildquelle: Embedded.Com via https://www.embedded.com/new-risc-v-processors-address-demand-for-open-source-and-performance/

Wer mehr über die Vorgänge erfahren möchte, findet unter der URL https://www.youtube.com/@RISCVInternational/featured# eine YouTube-Playlist mit allen Vorträgen. Manche der verwendeten PowerPoint-Präsentationen stehen auch im (etwas sperrigen) unter https://riscvsummit2023.sched.com/ bereitstehenden Session-Planer zum freien Download zur Verfügung.

Segger: Jetzt mit Visual Studio Code.

Eine kleine, aber für „moderne“ Entwickler nützliche „Ankündigung kommt aus dem Hause Segger. Die J-Link-Programmiergeräte werden - wie anhand der Abbildung gezeigt - ab sofort auch unter Visual Studio Code unterstützt.

Bildquelle: Segger.

Unter der URL https://wiki.segger.com/J-Link_Visual_Studio_Code gibt es einige Tutorials. Interessant ist außerdem die Ankündigung, die VS Code als „Zukunft der Embedded Entwicklung“ sieht bzw. deklariert:

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Die offizielle Unterstützung von J-Link und VS Code ist unser Bekenntnis zur Embedded Software Community, erklärt Dirk Akemann, Marketing-Manager bei SEGGER. Deshalb haben wir eine vollständige Integration sichergestellt und bieten Beispiel-Projekte, Tutorials und offizielle Dokumentationen zu dem Thema an. Damit ist J-Link die passende Debug-Probe für alle Anwender von VS Code.

PX5: Echtzeit-Betriebssystem jetzt mit Netzwerk Stacks.

Das vom Azure RTOS-Entwickler „als Nachfolgeprojekt“ gestartete Echtzeit Betriebssystem PX5 war hier in der Vergangenheit immer wieder Thema. Neu ist nun, dass die Amerikaner ihren Kunden mit PX5 Net auch einen für Embedded-Systeme vorgesehenen TCP/IP-Stack zur Verfügung stellen. Wie im „Rest“ des Echtzeit Betriebssystems orientiert sich das Entwicklerteam auch hier an den Berkeley-APIs. In der Ankündigung findet sich Spezifischerweise die folgende Passage, die auf die „Kommunalität“ mit der gut bekannten Programmier Schnittstelle hinweist:

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Like all PX5 products, PX5 NET is based on the industry standard BSD Sockets API to significantly reduce developers learning costs, increase productivity, and maximize the reuse of existing programs and libraries. Widely implemented across the embedded industry  including embedded Linux  the combination of the BSD Sockets API and PX5 RTOS native POSIX pthreads+ API eliminates the need for any adaptation layers and reduces compatibility issues that frequently plague development teams.

Interessant ist außerdem, dass man seinem Netzwerk-Stack verschiedene „Absicherungs Methoden“ zur Vermeidung von Pufferüberläufen und ähnlichen Netzwerk-Computersicherheits-Problemen einschreibt:

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In traditional RTOS-based TCP/IP stack implementations, there are potential attack opportunities as data packets flow between low-level device drivers and higher-level security measures, such as memory corruption vulnerabilities. The patent pending PX5 PDV technology in PX5 NET is designed to detect and mitigate accidental and malicious memory corruption of network packets, internal function pointers, function return addresses, and internal system objects. Without PDV, embedded developers may not realize memory corruption exists in their code, leading to function pointer or stack corruptions that open the door to remote execution attacks. This defense-in-depth strategy is followed by all PX5 products and does not require the advanced hardware protection typically found in MPU-class devices and specialized hardware.

Google: Verifikation bis November nächsten Jahres verpflichtend.

Die Zeit, als Google „Jedermann und seinem Dackel“ ein Konto im Playstore hinterher warf, ist vorbei. Während neue Konten bereits seit Juli 2023 eine vergleichsweise strenge Verifikation durchlaufen mussten, zieht Google diese Daumenschrauben nun auch für bestehende Entwickler-Konten an. Weitere Informationen zur „Timeline“ der Verifikation finden sich in der Abbildung.

Bildquelle: https://support.google.com/googleplay/android-developer/answer/14177239

Die Verifikation von Firmenkonten lässt sich wesentlich beschleunigen, wenn das Unternehmen bereits eine Id im Firmenregister Dun und Bradstreet aufweist. In vielen Fällen „durchsucht“ Dun und Bradstreet die öffentlich einsehbaren Firmenbücher, um Firmen automatisch hinzuzufügen. Die unter der URL https://www.dnb.com/de-de/upik/ bereitstehende kostenlose Suche ist zur „Lokalisierung“ der ID hilfreich.

STMicroelectronics: Neue Bluetooth-SOCs.

Nach dem STMicroelectronics die Integration des hauseigenen Bluetooth-Systems in die hauseigene Cube-IDE - endlich - halbwegs auf die Reihe bekommen hat, legen die Franco-Italiener mit neuen Chips nach. „Erstling eins“ ist der STM32WB09 , der eine „preiswerte“ Bluetooth 5.3-Variante darstellt. Mit dem STM32WB1MMC gibt es außerdem ein an ESP32 und Co. erinnerndes Modul. Für Nicht-RF-Ingenieure (wie den Newsaffen) geradezu faszinierend ist indes die folgende Passage aus der offiziellen Ankündigung - es ist erfreulich, nicht der einzige Mensch zu sein, der mit Vektor-Netzwerk-Analysator und Co. seine liebe Not hat:

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Der für fachkundige Designer gedachte STM32WB09 bietet den Vorzug einer winzigen Chip-Scale-Gehäuseoption, die zu den kleinsten auf dem heutigen Markt gehört.
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Für Kunden dagegen, die nicht auf umfangreiche technische Fähigkeiten und Ressourcen zurückgreifen können, bietet ST das Wireless-Modul STM32WB1MMC an.

Update von RAD Studio – RAD Studio 12 verfügbar

Zu guter Letzt sei noch – Delphi war unter Elektronikern einst sehr weit verbreitet – auf ein Update von RAD Studio hingewiesen. Eine Liste der diversen Neuerungen findet sich unter http://docwiki.embarcadero.com/RADStudio/Athens/en/What's_New?.


: Bearbeitet durch NewsPoster
von Tim  . (cpldcpu)


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>Der von Canaan und danach Maxim losgetretene Trend zum „AI-Mikrocontroller“

Falls die Aufzählung den Hintegrund haben sollte, Firmen als Pioniere 
herauszustellen, dann sollte man auch https://www.syntiant.com erwähnen. 
Die waren noch etwas schneller und haben vor allem auch schon Produkte 
im Feld...

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