Forum: Offtopic Nadeldrucker Schneidplotter-Umbau


von Alexander H. (alexander_h732)


Lesenswert?

Hallo Leute,

ich bin im Besitz eines alten Epson LQ-550 Nadeldruckers. Das Gehäuse 
ist optisch nicht im besten Zustand, aber mechanisch/elektrisch ist der 
Drucker voll funktionsfähig.

Vor einiger Zeit habe ich zufällig einen Umbau eines alten Nadeldruckers 
zum Plotter auf YouTube gesehen.
https://m.youtube.com/watch?v=H2bVMt_gZAc
Hier wurde wahrscheinlich die komplette Ansteuerung ersetzt, die 
Mechanik wurde bis auf den Druckkopf beibehalten.
Scheinbar wurden aber auch die Motoren durch Schrittmotoren aus dem 
CNC-Bereich ausgetauscht.
Der Druckkopf wurde entfernt und stattdessen durch eine rotierbar 
gelagerte Klinge
(Prinzip Einkaufswagenrad), die auf einem Hubmagneten angebracht wurde, 
ersetzt.
Mittels eines CNC-Programms wurde die Ansteuerung der drei Achsen 
realisiert.

Ich frage mich, ob es möglich ist, möglichst mit vollständiger Nutzung 
der originalen Komponenten(Druckermotoren- /Elektronik und 
-Schnittstellen) einen solchen Plotterumbau zu realisieren.
Natürlich müsste mindestens ein Hubmagnet und eine rotierende Klinge 
anstelle des Druckkopfes angebracht werden, das ist klar.

Hat jemand schon einmal so etwas umgesetzt oder ähnliche Ideen 
realisiert?
Die alten Nadeldrucker sind schnittstellentechnisch sehr gut 
dokumentiert, das könnte ein Vorteil sein.

Viele Grüße,
Alexander

: Verschoben durch Moderator
von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


Lesenswert?

Du müsstest den Drucker dazu überreden von einer zeilenweisen 
Ansteuerung auf  xy Koordinaten hin und herzufahren.
Da wünsche ich viel Spaß.

Nagelneue Schneidplotter gibts fürn schmalen Taler.
Das musst Du erstmal billiger hinbekommen.

von Mario M. (thelonging)


Lesenswert?

Alexander H. schrieb:
> rotierbar gelagerte Klinge

Nennt sich Schleppmesser.

Alexander H. schrieb:
> mit vollständiger Nutzung der originalen Komponenten

Vielleicht. Du müsstest nur herausfinden, wie die einzelnen Komponenten 
angesteuert werden und dann Dein eigenes, völlig neues Programm für den 
enthaltenen Prozessor schreiben.

von Harald K. (kirnbichler)


Lesenswert?

Nadeldrucker bewegen das Papier nur in einer Richtung; sie sind für 
einen Rückwärtstransport eher ungeeignet. Zwar gibt es auch welche, die 
nach dem Druck einer Zeile das Papier so weit vortransportieren können, 
daß die letzte gedruckte Zeile lesbar ist, aber der Rücktransport beim 
Weiterdrucken erfolgt auch nur mit endlicher Präzision.

Wenn Du mit einem Schleppmesser (so heißt die "rotierende Klinge") 
arbeitest, würdest Du bei einem Nadeldrucker mehr oder weniger 
zwangsweise in die Gummiwalze schneiden, die dadurch nicht besser wird.

Dazu kommt, daß das Schneidgut nicht unbedingt mit den engen Biegeradien 
im Nadeldrucker zurechtkommt; wenn Du beispielsweise mit Klebefolie 
arbeitest, könnte die sich vom Untergrund ablösen, insbesondere, wenn 
bereits geschnittene Folie rückwärts durch den Drucker transportiert 
wird.

Einfache Schneidplotter sind aus diesen Gründen i.d.R. Flachbettplotter, 
die das Schneidgut in y-Richtung liegend hin- und hertransportieren (und 
das Schleppmesser in x-Richtung verfahren).
Das Schneidgut wird bei diesen Geräten auf eine Opfermatte geklebt, die 
nach ein paar Durchläufen ersetzt wird.

(So macht es die "Cameo"-Reihe des Herstellers Silhouette)

Als Bastelgrundlage für einen DIY-Schneidplotter ist vermutlich ein 
3D-Drucker besser geeignet, natürlich schränkt der die Größe des 
Schneidguts etwas ein ...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Harald K. schrieb:
> der Rücktransport beim Weiterdrucken erfolgt auch nur mit endlicher
> Präzision.
Im Besonderen, wenn das Papier auf der Rolle zwischendurch zerschnitten 
wurde...

von Alexander H. (alexander_h732)


Lesenswert?

Alternativ wäre so ein Umbau hier auch interessant. Kosten ca. 50-60€.
https://m.youtube.com/watch?v=jZMQ3P8K2wE&pp=ygUHI2FsZHVubw%3D%3D

Mich hätte es aber interessiert inwieweit mehr Originalteile des 
Druckers beibehalten werden können.

von Harald K. (kirnbichler)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Im Besonderen, wenn das Papier auf der Rolle zwischendurch zerschnitten
> wurde...

Man muss im Grunde genommen eine Opferschicht verwenden, ganz so, wie es 
auch bei den von mir beschriebenen Flachbettschneidplottern der Fall 
ist. Die ist bei denen eine recht stabile Kunststoffolie, die mit 
Klebstoff beschichtet ist, der das Schneidgut hält. Mit dem 
Schleppmesser wird das Schneidgut durchtrennt, aber nicht die 
Opferschicht, die wird nur angeritzt.

Das aber funktioniert ziemlich sicher nicht brauchbar, wenn die 
Opferschicht und das daraufgeklebte Schneidgut durch die Rollenmechanik 
des Nadeldruckers gezogen werden muss.

In den 80ern gab es mal einen Versuch, aus einem Nadeldrucker einen 
Scanner zu basteln, da wurde auf dem Druckkopf ein Bildsensor befestigt, 
der dann zeilenweise über das Papier geführt werden sollte ... das war 
auf dem Papier eine nette Idee, in der Praxis aber eher unbrauchbar.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


Lesenswert?

Alexander H. schrieb:
> Mich hätte es aber interessiert inwieweit mehr Originalteile des
> Druckers beibehalten werden können.
Keine Ahnung.
Wie gut bist Du denn darin die Firmware des Druckers zu verstehen und 
umzuprogrammieren?
Ich würde nun eigentlich Fragen wollen ob Du denn verstanden hast was 
die mechanischen Probleme sind, aber das erübrigt sich wohl.

Sag bescheid wenn Du den Drucker umprogrammiert hast.
ich schau mir dann gerne das Video an wie der Drucker nach monatelanger 
Arbeit mehr schlecht als recht Streifen aus seiner Gummiwalze schneidet.

Wenn ich einen Schneidplotter brauche habe ich die <300€ dafür über mir 
den zu kaufen.

von J. R. (yoc)


Lesenswert?

Harald K. schrieb:
> Einfache Schneidplotter sind aus diesen Gründen i.d.R. Flachbettplotter,

Der von dir erwähnte Cameo ist kein Flachbettplotter, sondern ein 
Rollenplotter wie alle günstigen Geräte.
Die Schneidematte ist für Materialien ohne Trägerfolie.

Harald K. schrieb:
> Man muss im Grunde genommen eine Opferschicht verwenden,

Wenn die Klinge durchschneidet läuft was Falsch.

von Harald K. (kirnbichler)


Lesenswert?

J. R. schrieb:
> Der von dir erwähnte Cameo ist kein Flachbettplotter, sondern ein
> Rollenplotter wie alle günstigen Geräte.

Das Schneidgut wird nicht um eine Rolle gewickelt. Das ist der ganz 
essentielle Unterschied zum Vorschub im Nadeldrucker.

von Wollvieh W. (wollvieh)


Lesenswert?

Alexander H. schrieb:
>
> Hier wurde wahrscheinlich die komplette Ansteuerung ersetzt, die
> Mechanik wurde bis auf den Druckkopf beibehalten.
> Scheinbar wurden aber auch die Motoren durch Schrittmotoren aus dem
> CNC-Bereich ausgetauscht.
> Der Druckkopf wurde entfernt

Also ein Messer ohne Klinge, bei dem der Griff fehlt und beides durch 
Neuteile ersetzt wurde.

von Dirk J. (dirk-cebu)


Lesenswert?

Alexander H. schrieb:
> Mich hätte es aber interessiert inwieweit mehr Originalteile des
> Druckers beibehalten werden können.

Wahrscheinlich nur das Netzkabel.

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Harald K. schrieb:

> Wenn Du mit einem Schleppmesser (so heißt die "rotierende Klinge")
> arbeitest, würdest Du bei einem Nadeldrucker mehr oder weniger
> zwangsweise in die Gummiwalze schneiden, die dadurch nicht besser wird.

Die üblichen Halter für Schleppmesser liegen beim Schneiden (Pen down) 
auf dem Medium auf, die Schnittiefe wird am Halter so eingestellt daß 
das Trägerpapier nicht durchschnitten wird. Kein Hexenwerk.
Es braucht kein zusätzliches Opfermedium außer man möchte Dinge 
ausschneiden die nicht auf Trägerpapier pappen. (z.B. Dichtungspapier, 
Overheadfolie zum Erstellen von Lötpastenstencils

> Dazu kommt, daß das Schneidgut nicht unbedingt mit den engen Biegeradien
> im Nadeldrucker zurechtkommt; wenn Du beispielsweise mit Klebefolie
> arbeitest, könnte die sich vom Untergrund ablösen,

Das ist ein Argument. Bei kleineren Objekten wird das passieren.

> Als Bastelgrundlage für einen DIY-Schneidplotter ist vermutlich ein
> 3D-Drucker besser geeignet, natürlich schränkt der die Größe des
> Schneidguts etwas ein ...

Eher eine der billigen CNC- "Fräsen".

Nebenbei, ich hätte einen Houston DMP50 A1 Rollenplotter zu verschenken. 
Kann auch Vinyl schneiden, muß man sich nur einen Messerhalter basteln. 
Mit SignGo Lite plottert der auch unter aktuellem Windows, Linux sollte 
auch gehen.
Aber, kein Versand, Abholung Nähe Minden.

Uwe

Uwe

von Harald K. (kirnbichler)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Die üblichen Halter für Schleppmesser liegen beim Schneiden (Pen down)
> auf dem Medium auf, die Schnittiefe wird am Halter so eingestellt daß
> das Trägerpapier nicht durchschnitten wird.

Wenn es ein Trägerpapier gibt. Nicht alles, was man auf einem 
Schneidplotter schneidet, hat ein Trägerpapier.

Deswegen haben ja die bereits erwähnten Geräte i.d.R. eine Opferschicht.

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Harald K. schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Die üblichen Halter für Schleppmesser liegen beim Schneiden (Pen down)
>> auf dem Medium auf, die Schnittiefe wird am Halter so eingestellt daß
>> das Trägerpapier nicht durchschnitten wird.
>
> Wenn es ein Trägerpapier gibt. Nicht alles, was man auf einem
> Schneidplotter schneidet, hat ein Trägerpapier.

Das schrieb ich im weiteren Text..

> Deswegen haben ja die bereits erwähnten Geräte i.d.R. eine Opferschicht.

Zum Schneiden von Medien ohne Trägerpapier auf Rollenplottern gibt es 
Schneidematten, eine etwas stärkere Kunststoff-Folie welche oft leicht 
klebrig beschichtet ist. Diese Matten werden von den Transportrollen des 
Plotters gegriffen (die Hauptfunktion) und üblicherweise nicht 
zerschnitten. Außer man vergisst das Messer entsprechend der Dicke des 
Mediums einzustellen. Irgendwas ist ja immer.

Flachbett-Schneidplotter sind weniger gebräuchlich, im Hobbybereich gibt 
es, eben gegoogelt, offensichtlich nur ein Gerät. Ich kenne 
Flachbettschneidplotter als raumfüllende Maschinen in der Herstellung 
von Verkehrsschildern bei einigen meiner Kunden, sind aber weitgehend 
durch Digitaldruck ersetzt.

Das Medium auf prof. Flachbettplottern wird meist per Vakuum fixiert, 
soll es durchschnitten werden wird eine Filzmatte zwischengelegt.
Alternativ gibt es Fixierung durch Elektrostatik, (wie der gute alte 
Papier-Flachbettplotter) dann verwendet man eine Kunststoffolie als 
Zwischenlage.

Der Flachbettplotter ist aber nicht Thema dieses Threads.

Die Idee einen alten Nadeldrucker zum Schneidplotter umzubauen ist so 
blöde auf der ersten Blick ja nun auch nicht. Man würde die beiden 
Schrittmotoren mit eigener Elektronik befeuern, angetrieben z.B. mit 
grbl. Man kann die vorhandenen Treiber ja schonmal benutzen. Aber, ob 
die Mechanik stabil genug ist wäre nur ein Problem.

Uwe

von Carsten-Peter C. (carsten-p)


Lesenswert?

Moin,
vielleicht ist ja ein kleiner Laser eine Alternative zu Deinem 
Schneidmesser. Da ist der Abstand nicht so wichtig und Du kannst sehr 
kleine Stege zur Fixierung stehen lassen. Eigentlich wollte ich mal eine 
Fräse bauen, aber mit dem Laser war das alles sehr viel einfacher.
Beitrag "Re: Zeigt her eure Kunstwerke (2021)"
Gruß
 Carsten

von J. R. (yoc)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Flachbettschneidplotter als raumfüllende Maschinen

So kenne ich das auch, zur LKW Beschriftung.
Die haben dann auch meist ein Tangentialgeführtes Messer.

Uwe B. schrieb:
> z.B. mit
> grbl.
Kann grbl die Offsetkorrektur für Schleppmesser?

von Dirk J. (dirk-cebu)


Lesenswert?

Alexander H. schrieb:
> ich bin im Besitz eines alten Epson LQ-550 Nadeldruckers.

Ein alter ausgeleierter Nadeldrucker...
Das ist genauso wie die Leute, die aus einem alten auf dem letzen Loch 
pfeifenden DVD Laser noch einen Schneidbrenner bauen wollen.

von Harald K. (kirnbichler)


Lesenswert?

Dirk J. schrieb:
> Ein alter ausgeleierter Nadeldrucker...

Warum sollte der "ausgeleiert" sein?

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

J. R. schrieb:

> Uwe B. schrieb:
>> z.B. mit
>> grbl.
> Kann grbl die Offsetkorrektur für Schleppmesser?

Eher nicht. Es gibt aber CAM-Software die das übernehmen kann. (z.B. 
OpenBuilds CAM)

Uwe

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.