Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Lötstation Erdung der Spitze


von Benjamin B. (benji179)


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Hallo,

Gibt hierzu ja schon einige Beiträge .
Meist wird empfohlen die Spitze hochohmig zu Erden.

Aber ist das bei normalen Schaltungen mit ESD empfindlichen Bauteilen 
wirklich nötig ?
Sollte nicht bereits langsam entladen worden sein durch das ESD Zubehör 
bevor man mit der Lötspitze rankommt.

Habe einen Pace TS-100 an einer Intelliheat Station die wie die meisten 
gar keine “weiche” Erdung anbietet , trotzdem ESD konform draufstehen 
hat?

Danke.

von Udo S. (urschmitt)


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Solange du keinen antistatischen Boden und Schuhe mit antistatischen 
Sohlen hast kannst du dich schnell mal statisch aufladen nur indem du 
dich mal anders in deinem Schreibtischstuhl räkelst.
Fasst du jetzt den Lötkolbengriff an kann sich auch die Spitze durch 
Influenz (Ladungsträgerverschiebung) statisch aufladen.
Also ist eine hochohmige Erdung des Lötkolbens durchaus sinnvoll.

von Michael B. (laberkopp)


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Benjamin B. schrieb:
> Sollte nicht bereits langsam entladen worden sein durch das ESD Zubehör

Nein.

Dauernde Ableitung von Ladungen ist sinnvoll.

von Bernd G. (Gast)


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Benjamin B. schrieb:
> Meist wird empfohlen die Spitze hochohmig zu Erden.

Hier mal ein amtlicher Richtwert: JBC-Werkzeuge sind über 220 kOhm mit 
dem Schutzleiter verbunden. Gerade eben selbst nochmal gemessen.

von Benjamin B. (benji179)


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Ok , Danke.

Wäre nicht die einzige Gefahr wenn ich an einer Stelle die Schaltung 
(fast) berühre und an einer anderen Stelle den Lötkolben (fast) 
draufhalte oder berühre so das die von mir durch Bewegung erzeugten 
Ladungen über die Schaltung zum Kolben entladen ?

Wenn ich mich auflade - es noch nicht per Armband abgeleitet wurde - 
dann den Kolben anfasse und darüber entlade macht das der Schaltung vor 
mir doch nichts ?

Die Schaltung selbst liegt auf der Hochohmig geerdeten Matte - sollte 
sich durch die Luft nichts aufbauen können was dann schädlich wäre wenn 
der Kolben kommt?

Oder gibt es noch andere Wege oder ladet es sich doch auf trotz Matte 
oder schwankt das Erdpotenzial so stark das es Probleme gibt?

 Die Pace Intelliheat Einheiten gibt es scheinbar ausschließlich Hart 
geerdet und gibt auch keine frei verfügbaren Schaltpläne um zu schauen 
ob ein Umbau machbar wäre , das einzige zu ESD sind die Angaben ;
Tip to Ground <2Ω //
AC Leakage <2mV RMS //
Transient Level <500mV

: Bearbeitet durch User
von Bernd G. (Gast)


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Benjamin B. schrieb:
> Tip to Ground <2Ω //

Ist doch i.O. Früher (TM) waren die netzbetriebenen Lötkolben alle hart 
geerdet und niemand hat über irgendwelche Feinheiten nachgedacht.
"Alle berührbaren Metallteile müssen mit PE verbunden sein" war die 
Glaubenslehre.

von Udo S. (urschmitt)


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Bernd G. schrieb:
> Früher (TM)

Wurden immer mal wieder empfindliche Eingänge und Mosfet Gates 
vorgeschädigt oder gekillt.
Heute haben Bauteile oft bessere interne Schutzbeschaltungen und man 
trifft mehr Vorkehrungen gegen ESD.

Es hat(te) seinen Grund warum Firmen wie Simens (ich habe bei Siemens 
Dental (Heute Sirona) mein Fachpraktikum gemacht) so einen 
Riesen-Aufwand in Fertigung und Prüfung getrieben haben.

Früher hat man die Röhren auch noch mit dem Engel Löter gebraten.

Und Früher (TM) war nicht alles besser!

Ich wollte nicht in einem 70er Jahre Haus mit 10m² Zimmer, Pril Blumen 
auf den orangenen KüchenfLiesen und Ockerfarben oder grün gekacheltem 
Bad wohnen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Bernd G. schrieb:
> JBC-Werkzeuge sind über 220 kOhm mit dem Schutzleiter verbunden.

Meine war hart geerdet. Habe mir da selbst einen 1-MΩ-Widerstand 
reingebaut, weil ich weiß, dass ich irgendwann nicht dran denke und in 
einer unter Spannung stehenden Schaltung herum löten werde, an der noch 
der Oszi mit PE klemmt.

Bei der analogen Weller-Station gibt's eine 3,5-mm-Klinkenbuchse: steckt 
nichts drin, ist sie hart geerdet. Steckt man nur einen Stecker rein, 
ist sie offen, und man kann im Stecker auch einen Ableitwiderstand 
seiner Wahl unterbringen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Benjamin B. (benji179)


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Ja , die Option hatten bisher alle Weller Stationen bei denen ich 
nachgesehen habe.

Bei Pace gab es vor Umstellung auf Intelliheat auch Versionen die Weich 
geerdet waren.
Scheinbar nicht viele verkauft (unüblich in USA??) , waren dafür gedacht 
an nicht Stromlos schaltbaren Telefonanlagen uä. zu arbeiten.
Kann angeblich EOS Probleme verursachen (Spannungsaufbau an der 
Lötspitze).

: Bearbeitet durch User
von Benjamin B. (benji179)


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Die NASA Empfehlung für ESD Arbeitsplätze : Lötspitze <20Ω (Neue Spitze 
<1Ω) zu Erde & <2mV potentialunterschied.

Haben scheinbar anderes Vorgehen in USA?
Auch Filterung der Erdung und Stromversorgung vor dem ESD Platz falls 
nötig ( Noise / EMI).

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Bernd G. schrieb:
> JBC-Werkzeuge sind über 220 kOhm mit
> dem Schutzleiter verbunden. Gerade eben selbst nochmal gemessen.

Besser als direkt, aber eigentlich Faktor 10 zu wenig.

Bernd G. schrieb:
> Ist doch i.O. Früher (TM) waren die netzbetriebenen Lötkolben alle hart
> geerdet und niemand hat über irgendwelche Feinheiten nachgedacht.

Mein Ersa30 hat ein zweipoliges Netzkabel, keine Erdung. Ist auch egal, 
Röhren waren unempfindlich.

von Bernd G. (Gast)


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MManfred P. schrieb:
> Besser als direkt, aber eigentlich Faktor 10 zu wenig.
Woran machst du das fest? Müsstest du mit JBC in Barcelona auskegeln.

> Mein Ersa30 hat ein zweipoliges Netzkabel, keine Erdung. Ist auch egal,
> Röhren waren unempfindlich.

Jaja, die alte Geschichte. Als temporärer Lötknecht im 
Fernmeldeanlagenbau hatte ich auch einen extra für diesen Zweck 
gefertigten und schutzisolierten Delta-Lötkolben mit einer luxuriösen 5 
m langen Anschlussleitung. Ist aber eher ein Sonderfall ohne Belang, 
weil dort tatsächlich auch mal unter Spannung gelötet werden musste und 
hat nichts mit ESD zu tun.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Bernd G. schrieb:
> einen extra für diesen Zweck gefertigten und schutzisolierten
> Delta-Lötkolben

Die gab's auch frei im Handel, die hatten einen Euro-Stecker. Die waren 
auf Glaskörper gewickelt, gingen leider schneller kaputt als die 
schutzgeerdeten Keramik-Pendants.

(Kann sein, dass deiner mit extra langer Anschlussleitung 
Sonderanfertigung war.)

von Bernd G. (Gast)


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> MManfred P. schrieb:
> Besser als direkt, aber eigentlich Faktor 10 zu wenig.

Ich habe mich an meine ERSA Digital 2000 erinnert und dort nachgemessen: 
220 kOhm zwischen PE und Spitze. Das scheint ein im 
Lötgeräte-Geheimkartell abgesprochener Wert zu sein.

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