Hallo, habe einen Superhet-Empfänger aufgebaut und verwende aktuell 45MHz für die erste ZF. Als ZF-Filter setze ich gerade das 75SMF45A30B von ECS ein (Datenblatt: https://ecsxtal.com/store/pdf/ECS_75SMF.pdf). Damit funktioniert mein Empfänger ganz gut für schmalbandige Signale, z.B. Amateurfunk. Allerdings will ich nun auch FM-UKW-Signale empfangen. Mit den +/-15kHz ist das aktuelle Filter dafür aber etwas schmalbandig, das NF-Signal hört sich nicht schön an. In meiner Not habe ich ein Filter mit einem 10.7MHz Keramikfilter (SFJ10,7MB-Z, siehe Anhang) eingebaut. Damit geht es, aber das Filter ist natürlich schon obsolete und damit nur noch schwer erhältlich. Dazu kommt, dass mir eine höhere 1. ZF mehr gefällt, um Spiegelfrequenzen besser zu unterdrücken. Habe dann versucht, ein LC-Bandpass-Filter mit 45MHz Mittenfrequenz und 150kHz Bandbreite aufzubauen. Zur Dimensionierung bin ich auf dieses Tool gestoßen: https://markimicrowave.com/technical-resources/tools/lc-filter-design-tool Damit habe ich das Filter wie in der LTspice-Datei BPF5.asc zusehen entworfen. Dazu habe ich aber ein paar Fragen: 1) Habe mal 100mOhm Serienwiderstand für die Spulen angenommen. Damit ist die Einfügedämpfung schon bei ~8dB. Könnte man das durch eine andere Filtertopologie verbessern? 2) Habe die Befürchtung, dass das Filter im praktischen Aufbau sehr empfindlich auf Bauteiltoleranzen reagiert. Habt ihr hier Tipps für mich? 3) Habt ihr sonstige Tipps für mich, will eigentlich nur ein Bandpass-Filter mit 150kHz Bandbreite... Bin mit der Wahl der 1. ZF ziemlich flexibel. Käme vielleicht ein Quarzfilter in Betracht? (Aber die sind ja eher schmalbandig...). Ein VNA ist vorhanden, kann damit das Filter durch messen.
Von Mini-Circuits gibt es LC-Bandpässe, hier der nächstliegende mit 2 MHz Bandbreite: https://www.minicircuits.com/pdfs/BPF-B48+.pdf Übersicht: https://www.minicircuits.com/WebStore/RF-Filters.html
Hallo Christoph, Danke für die Tipps, aber leider ist das zu breitbandig für meine Anwendung. Brauche wirklich etwas im Bereich 150kHz, denn meine 2. ZF liegt nur bei 200kHz. Hat jemand Tipps für mich, wie ich so ein Filter selbst aufbauen könnte? Viele Grüße, Tom
Für die genannten Selektivitätsanforderungen kommen von mir aus gesehen nur SAW- oder Quarzfilter infrage. Bei letzteren ist ein selbstbau durchaus möglich, vor allem wenn man bei der Wahl der Mittenfrequenz etwas flexibel ist.
GHz N. schrieb: > Quarzfilter Ja, daran habe ich auch schon gedacht und auch hier Infos gefunden: https://www.bartelsos.de/_media/filter/quarzfilter/quarzfilter_rev2a.pdf Es gibt auf der Webseite auch ein Berechnungstool zum Runterladen: https://www.bartelsos.de/filter/quarzfilter/quarzfilter-dj6ev Allerdings schaffe ich es da nicht, eine Bandbreite >5kHz einzustellen. Was muss ich da beachten? Habe hier Quarze mit folgenden Daten:
1 | Lm = 6.12mH |
2 | Cm = 16.18fF |
3 | Rm = 19.6 Ohm |
4 | Cp = 3.75pF |
Wie könnte ich damit ein Quarzfilter mit 150kHz Bandbreite bauen?
Hallo, aus deinem Post ist nicht ersichtlich, welche Frequenzbereiche dein Empfänger abdecken soll (KW bis 30MHz?). LC-Filter mit Spulen sind für deine Anforderungen nicht sinnvoll machbar. Die Bandbreite ist ja nur 0,15/45MHz = 0,33%. Ich habe mal ein 2-Polfilter mit 150kHz Bandbreite bei 45MHz mit "Elsie" berechnet - einmal mit verlustfreien Komponenten und mit einer schon anspruchsvollen Spulengüte von 200 - siehe Bild. Bandbreiten ab ca. 1,5% sind realisierbar. Die Möglichkeit wäre evtl. eine doppelte Umsetzung, z.b. 45-->10,7MHz. Da gibt es ja entsprechende keramische (oder auch LC) für BC-FM und als Quarzfilter für AM/SSB. Deine jetzigen Filter sind mit 30kHz BBr m.E. ohnehin alles andere als optimal für AM/SSB. Quarzfilter mit Bandbreiten von 2 bis 6kHz sind auch leicht mit Billigquarzen zu bauen. Habe ich schon selbst erfolgreich probiert. Noch einfacher ist es aber, den BC-FM-Teil (87-108MHz) komplett separat aufzubauen oder auch einfach ein fertiges Empfangsmodul zu nehmen. Die gibt es ja schon fast im Briefmarkenformat.
Horst S. schrieb: > aus deinem Post ist nicht ersichtlich, welche Frequenzbereiche dein > Empfänger abdecken soll (KW bis 30MHz?). Tom R. schrieb: > Allerdings will ich nun auch FM-UKW-Signale empfangen. Als FM-UKW wird üblicherweise der Bereich 87 bis 108 MHz bezeichnet. Außer Rundfunk sendet im UKW-Band sonst niemand so breitbandig.
Es geht um die Zwischenfrequenz für UKW. Die üblichen 10,7MHz Keramikfilter haben etwa 300 kHz: https://www.mouser.de/datasheet/2/281/p50e-522732.pdf Das LC-Bandpassfilter von minicircuits hat um die 3 dB Durchgangsdämpfung, mit mehreren Kreisen und 2 MHz Bandbreite, dafür hatte ich es oben genannt.
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Tom R. schrieb: > Hallo, > > habe einen Superhet-Empfänger aufgebaut und verwende aktuell 45MHz für > die erste ZF. Als ZF-Filter setze ich gerade das 75SMF45A30B von ECS ein > (Datenblatt: https://ecsxtal.com/store/pdf/ECS_75SMF.pdf). Damit > funktioniert mein Empfänger ganz gut für schmalbandige Signale, z.B. > Amateurfunk. Darauf bezog sich meine Frage nach dem RX-Konzept. Für UKW hatte ich ja ein separates Modul vogeschlagen, das komplett vom restlichen Teil unabhängig ist. Da spart man sich den ganzen Zirkus mit Filtern usw. Bei deinen Quarzen (16MHz) kannst du sehr wohl Filter >5kHz (max.18kHz) mit Dishal berechnen, allerdings mit entsprechender Asymmetrie. Anbei Die Berechnung für b3=8kHz und die Simulation mit der doch recht miserablen Quarzgüte von 32k (Dishal erzeugt LTSpice Netlists automatisch). Für SSB (so um 2,5kHz) wäre damit kein Staat zu machen - da sollten die Quarze schon Güten so um mindestens 80k, besser >120k haben. Meine 10,7MHz-Quarze hatten Güten von 110-120k. Man kann Quarzfilter mit b3=150kHz bauen, allerdings nicht als Ladderfilter, sondern mit einer klassischen, neutralisierten Brückenschaltung. Ist allerdings mit den Billigquarzen wegen der oberhalb der Quarzresonanz vorhandenen Nebenresonanzen (so um 50-150kHz) nicht ratsam. Trotzdem ein Bild einer solchen Filterberechnung (2-stufig). Das ist mein Senf mit Bilderchen dazu. Viel Spaß
Horst S. schrieb: > Man kann Quarzfilter mit b3=150kHz bauen, allerdings nicht als > Ladderfilter, sondern mit einer klassischen, neutralisierten > Brückenschaltung. Danke! Das war der entscheidende Hinweis! Habe das mal mit dem selben Tool für meine Frequenz berechnet und auch in LTspice simuliert (siehe Bild "Crystal_4_Simulation_1.png") und dann auch auf einer Platine aufgebaut und mit dem LibreVNA vermessen (siehe Bild "Crystal_4_Measurement_1.png"). Das sieht schon vielversprechend aus, werde im nächsten Schritt noch versuchen, die Parallelkapazität vom Quarz zu kompensieren (dafür ist in LTspice schon L2 und C5 drin (siehe Bild "Crystal_4.png"). Die Nebenresonanzen sind aber leider gut sichtbar, wie von Dir vorhergesagt. Du scheinst viel Erfahrung zu haben! Sobald ich es geschafft habe, eine 4.17uH-Spule zu wickeln, melde ich mich wieder mit Messergebnissen ;-)
Hallo, so, habe nun eine Spule parallel zum Quarz eingebaut und auch einen Trimmer parallel zum Quarz sodass ich abgleichen kann. Anbei die LTspice-Simulation und die Messung mit dem LibreVNA dazu. Leider sieht man die Nebenresonanzen schon deutlich. Ist es das, was Du gemeint hast, Horst? Kannst Du mir besser Quarze empfehlen? Viele Grüße, Tom
Hui, das ist aber ein interesssnter Thread! Die geforderte Bandbreite von 150kHz bei 45Mhz Mittenfrequenz bedeutet eine Güte von 300. Für ein Spulenfilter ist das verdammt hoch, da wird man hochwertige Kondensatoren und versilberte Spulendrähte nehmen müssen. Quarze hingegen haben Güten die eher um 2 Zehnerpotenzen darüber liegen, mit ihnen würde man leicht eine Bandbreite von 1,5kHz realisieren können. Ich will den Thread nicht kapern, aber zwei kleine Fragen hätte ich: Wie kann man die Güte von Quarzen verringern? Es gibt seit ein paar Jahren OP-Verstärker die Bandbreite x Verstärkungsprodukte von etlichen Gigahertz haben. Könnte man nicht mehrere Biquad-Filter mit OP-Verstärkern hintereinander schalten?
Eigentlich riuft das nach 2 gekoppelten Topfkreisen mit gewundenem Innenleiter darin. Aber das wird richtig groß.....
Peter T. schrieb: > ....Wie kann man die Güte von Quarzen verringern?... In diesem PDF https://www.bartelsos.de/_media/filter/quarzfilter/quarzfilter_rev2a.pdf des Beitrags Beitrag "Re: Schmalbandiges LC-Filter, praktischer Aufbau" wirst du geholfen :)
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Tom R. schrieb: > Damit > ist die Einfügedämpfung schon bei ~8dB. Für UKW-FM ist das aber bedeutungslos. Es sei denn, du verlässt dich auf den AC151 als Vorstufe und den nassen Schnürsenkel als Antenne. Ansonsten halt einen Topfkreis, der mechanisch allerdings bei der niedrigen ZF etwas aufwendiger wird, siehe Jochen.
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Peter T. schrieb: > Hui, das ist aber ein interesssnter Thread! Die geforderte Bandbreite > von 150kHz bei 45Mhz Mittenfrequenz bedeutet eine Güte von 300. Aller-aller-mindestens ja, nur will man keine runde Durchlass Charakteristik sondern einen flachen Verlauf auf 150 kHz Breite und einen steilen Abfall daneben. Um das zu erreichen braucht man wesentlich höhere Güten und mehrere derartiger Resonatoren, um den gewünschten Verlauf zu bekommen.
Ich hatte den ganzen Filter-Kram schon vor Jahren abgehakt. Tom, das mit den Nebenresonanzen schränkt eben die brauchbare Bandbreite ein, da die beiden Abschlusskreise die nicht genügend unterdrücken können. Übrigens, für einen Flat-Top muss die belastete Kreisgüte (Betriebsgüte) von LKr/CKr ungefähr Qb=150 sein. Kann man ja mit dem Programm schön durchspielen. Bei deiner Messung werden zwar die Kreise an 50 Ohm angepasst, aber das drückt die Kreisgüte eben zu stark herunter -->Roundtop. Daher wären hochohmige Abschlüsse auf beiden Seiten besser (oder entsprechend hohe Leerlaufgüten, da das L/C-Verhältnis durch die gewählte Bandbreite festliegt). Auch das Kompensations-Lp sollte eine möglichst hohe Güte (>200) aufweisen. Lp sollte auch so groß wie möglich sein - daher sind die 20pF eigentlich nicht so gut (-->höhere Seitenhöcker). Noch besser ist natürlich die C-Kompensation über die Brückenschaltung (keine Seitenhöcker). Nebenresonanzen: Miss zu deiner Info den Quarz mal allein (einfach zwischen Ausgang & Eingang des VNA). Falls du mehrere Quarze hast, den mit den niedrigsten NRS aussuchen. Ja, es gibt Quarze, die für Filter mit stark unterdrückten NRs speziell gefertigt werden. Sind aber als Sonderanfertigung sehr teuer. Daher hatte ich ja schon gewarnt, dass die Sache mit den einfachen Quarzen problematisch ist. Ist aber sicher eine schöne Möglichkeit, interessante Erfahrungen zu sammeln. Tom R. schrieb: > Danke für die Tipps, aber leider ist das zu breitbandig für meine > Anwendung. Brauche wirklich etwas im Bereich 150kHz, denn meine 2. ZF > liegt nur bei 200kHz. Ich verstehe das Ganze nicht - scheunentorbreites 45-MHz-Filter und dann eine ZF von 200kHz (mechanische Filter für AM/SSB?). Wie sieht denn dein Konzept aus? Falls das für KW gedacht ist, wären 150kHz Breite sehr schlecht in Bezug auf Intermodulation. Daher haben die meisten analogen RXe einen völlig getrennten Pfad für BC-FM. @Peter Man darf Einzelkreise nicht mit den hier behandelten mehrkreisigen Filtern (mit Flattop) verwechseln. Für das gewünschte Filter wären Kreisgüten von mindestens 1500 notwendig - unmöglich mit LC-Kreisen. Selbst Helixfilter mit den entsprechenden Eigenschaften hätten fast die Größe von kleinen Konservendosen. Quarze sollten für Filter immer möglichst große Güten (>100k) besitzen. Die bestimmen nicht die Bandbreite, sondern nur die Filterdämpfung (und evtl. die Verrundung einer gewünschten Rechteckkurve). Oben wurde ja schon ein Link zu "QF-Rev2a" genannt. Ich hänge mal das pdf dran (Rev2b mit kleinen Änderungen der Seiten 14/15) Jetzt reicht's aber - will ins Bett MfG, Horst
Hallo, vielen Dank für die weiteren Informationen und Anregungen. Topfkreise kannte ich so tatsächlich noch nicht, das ist ja eine interessante Sache, aber bei meinen Frequenzen mechanisch einfach zu groß. Werde noch ein bisschen mit den Quarzfiltern experimentieren und dann die verschiedenen Ansätze vergleichen. Horst S. schrieb: > Ich verstehe das Ganze nicht - scheunentorbreites 45-MHz-Filter und dann > eine ZF von 200kHz (mechanische Filter für AM/SSB?). Wie sieht denn dein > Konzept aus? Falls das für KW gedacht ist, wären 150kHz Breite sehr > schlecht in Bezug auf Intermodulation. Daher haben die meisten analogen > RXe einen völlig getrennten Pfad für BC-FM. Ja, ist auch für KW gedacht. Die 200kHz werden aber per ADC abgetastet und dann findet der Rest digital statt. Einschließlich sehr steiler Filter... Viele Grüße, Tom
Ich gebe zu bedenken, das für UKW-Rundfunk die rechteckförmige Durchlasskurve eines Filters nicht unbedingt optimal ist. Sie haben in der Regel innerhalb des Durchlassbereiches keine konstante Gruppenlaufzeit, was aber insbesonders bei UKW-Stereo nötig wäre, damit bei höheren NF Frequenzen die Übersprechdämpfung zwischen den Kanälen links und rechts nicht unnötig klein wird und der Klirrfaktor nicht unnötig ansteigt. Hier wäre eher ein Gausförmige Durchlasskurve sinnvoller. Bei einer rechteckförmige Durchlasskurve müsste man streng genommen eine Gruppenlaufzeitentzerrung vornehmen. Mir fällt jetzt auf Anhieb kein rein analog aufgebauter UKW-Rundfunkempfänger ein, wo das realisiert wurde. Wenn aber sowieso digitale Signalverarbeitung nach dem SDR Prinzip ( also einen I-Q Mischer ) im Spiele ist, dann könnte man die ZF Bandbreite breiter machen und die Selektion im DSP verrichten. Hier wäre es eventuell möglich einen Flattop Filter mit konstanter Gruppenlaufzeit zu realisieren, bzw eine Gruppenlaufzeitentzerrung für ein analoges Flattop-Filter zu realisieren. Ralph Berres
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