Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Welche Kondensatoren altern besonders?


von N. N. (drnicolas)


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Ich hatte gestern nach einem Bauteil gesucht, das letztlich ein 
Folienkondensator der Stärke 1.0µF/200V zu sein scheint.

2Stk davon sind auf einer mind. 40Jahre alten Schlatung verbaut.

Ein bestimmter Teil davon funktioniert nicht mehr zuverlässig, heisst - 
sie funktioniert aber nach einiger Zeit (so 15 Minuten fällt die 
Funktion aus.

Auf der Schaltung sind jede Menge ICs (wohl zum grössten Teil OpAmps) 
verbaut mit sehr vielen Keramik-Kondensatoren und eben 2 von diesen 
Folien-Kondensatoren.

Ich hätte Elektrolyt-Kondensatoren als alternde Bauteile erwartet.

Daher erlaube ich mir die Frage ob Keramik-Kondenstoren, resp. 
Folien-Kondensatoren ähnlichen Alterungsprozessen unterliegen wie man 
das von Elkos kennt.

von Klaus H. (hildek)


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N. N. schrieb:
> Daher erlaube ich mir die Frage ob Keramik-Kondenstoren, resp.
> Folien-Kondensatoren ähnlichen Alterungsprozessen unterliegen wie man
> das von Elkos kennt.

Schwer zu beantworten, denn gerade von Folienkondensatoren gibt es 
unzählige verschiedene Aufbauten und Isolationsmaterialien und auch 
Serien, die mehr oder weniger zuverlässig sind, was sich im Laufe der 
Jahre herausgestellt hat.

Besonders problematisch sind Kondensatoren, die an der Netzspannung 
hängen, weil da es zu Durchschlägen der Isolation kommen kann - und auch 
kommt.
Nicht umsonst sind die Cs in Kondensatornetzteilen oder 
Netzentstörfilter die wohl am häufigsten ausfallenden Exemplare - imho 
noch vor Elkos.

Keramikkondensatoren sind meiner Meinung nach eher mechanisch 
problematisch, vor allem die SMD Ausführungen. Schlecht platziert im 
Layout, Schwingungen auf der Leiterplatte oder andere mechanische 
Belastungen führen leicht zu Cracks.

Ansonsten: bei ordentlicher mechanischer und elektrischer Auslegung sind 
beide haltbarer als Elkos - meiner Meinung nach.

von Johann B. (joh14)


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Alle Kondensatoren aus organischem Material altern.
Besonders ausfallträchtig sind 30 - 40 Jahre alte Tantalkondensatoren 
und Elektrolytkondensatoren.
Das ist jedoch auch sehr Herstellerabhängig, je nachdem welche 
Materialien verwendet und wie dünn die Lagen gewählt wurden gibt es 
große Unterschiede in der Beständigkeit.
Je kleiner die Größe bezogen auf die jeweilige Kapazität ist umso 
unbeständiger ist der Typ.
Je näher man an diese an der Nennspannung betrieben hat umso größer ist 
das Risiko.
Leistungskondensatoren werden stärker beansprucht als welche in anderen 
Schaltkreisen.
Industriekondensatoren sind meist größer und werden beständiger 
ausgelegt als unter Kostendruck stehende für Konsumartikel

: Bearbeitet durch User
von Helmut -. (dc3yc)


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Problematisch sind / waren auch die Sibatit-Kondensatoren oder die 
Folienkondensatoren mit offenen Seitenkontaktierungen. Beide von 
Siemens.

von Heinrich K. (minrich)


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Auch "Erofol" fallen gerne aus.

von Wolf17 (wolf17)


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N. N. schrieb:
> Ich hatte gestern nach einem Bauteil gesucht, das letztlich ein
> Folienkondensator der Stärke 1.0µF/200V zu sein scheint.
> 2Stk davon sind auf einer mind. 40Jahre alten Schlatung verbaut.

Bitte Bilder mit lesbarer Aufschrift und die Abmessungen angeben.

von Michael B. (laberkopp)


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N. N. schrieb:
> ob Keramik-Kondenstoren, resp. Folien-Kondensatoren ähnlichen
> Alterungsprozessen unterliegen wie man das von Elkos kennt.

Nein, anderen.

Elkos trocknen aus.

Folien ziehen Feuchtigkeit und korrodieren dann.

Keramik bricht.

von Armin X. (werweiswas)


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Am Schlimmste sind heutzutage die X2-Kondensatoren die mit nur 250V oder 
275V so knapp bemessen sind, dass die sich in störverseuchter Umgebung 
ganz SICHER opfern. Sogar auch dann wenn diese nur in einem 
Kondensatornetzteil werkeln.
Ersetzt man diese durch einen Spannungsfesten Kondensator halten diese 
ewig.

von Michi S. (mista_s)


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Klaus H. schrieb:
> Besonders problematisch sind Kondensatoren, die an der
> Netzspannung hängen, weil da es zu Durchschlägen der Isolation
> kommen kann - und auch kommt.

Was bei einem 40 Jahre alten Teil umso mehr ins Gewicht fällt, weil das 
vmtl. noch für 220V ausgelegt ist und daher heute noch mehr an seine 
Grenzen kommt.

von Flip B. (frickelfreak)


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N. N. schrieb:
> Folienkondensatoren

sind in meinen Augen heute (und in geräten ab 2005) die größte Gruppe 
der Verschleißteile. Man schaut sicheinfach mal die täglichen fragen zu 
defekten kondensatornetzteilen an. Feuchtigkeit und Transienten 
beschleunigen die alterung, netzfilter oder hochimpedante ankoppelung 
ans netz hilft. Man könnte annehmen, an etwas metallbedampfter folie 
kann schon nix altern, wäre nicht der verschleiß durch Selbstheilung und 
Corona-effekte:

https://cds.cern.ch/record/2038610/files/arXiv:1607.01540.pdf

> Ich hätte Elektrolyt-Kondensatoren als alternde Bauteile erwartet.

Da gab es mal vor 25 Jahren einige jahre sehr schlechte batches, selbst 
die günstigeren marken halten heute jahrzehnte, solange sie nicht 
überlastet oder gekocht werden.

> Daher erlaube ich mir die Frage ob Keramik-Kondenstoren

Gehen nur bei Mechanischer überbeanspruchung unvorhergesehen kaputt. 
Dort ist ein Kurzschluss statt kapazitätsverlust ein häufiges 
fehlerszenario, daher brennt gelegentlich die platine mit ab.

von Monk (roehrmond)


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Es sind immer nur einzelne Serien, die nach einigen Jahren negativ 
auffallen. Betrifft alle Bauarten.

Wenn man das weiss, kann man sie schon nicht mehr kaufen, weil etwas 
anderes produziert wird. Vor dem Kauf weiss man es nie.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Ich hab noch Folienkondensatoren "tropenfest" im Metallbecher mit 
Glasdurchführung von 1955.

von Wf88 (wf88)


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Peter D. schrieb:
> Ich hab noch Folienkondensatoren "tropenfest" im Metallbecher mit
> Glasdurchführung von 1955.

Ich glaube, das lese ich nicht zum ersten mal von dir ;)

: Bearbeitet durch User
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