Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ratespiel Röhrengerät, groß aber tragbar, Vorkriegsmodell


von Christian S. (roehrenvorheizer)



Lesenswert?

Hallo allerseits,

ich möchte mal dieses Foto eines historischen Gerätes zum Betrachten 
geben. Angeblich sei es "tragbar" und ausgehend von den schrankgroßen 
Vorgängern einen Sprung weiter zur Miniaturisierung gekommen.

Welche Funktion wird das Gerät wohl haben?

Ich wünsche viel Spaß beim Analysieren.

mit freundlichem Gruß

: Verschoben durch Moderator
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Quarzuhr - nur eben nicht als Armbanduhr :-P Scheint aber noch als 
Frequenznormal benutzbar zu sein.

Christian S. schrieb:
> Angeblich sei es "tragbar"

Wenns Handgriffe hat, ist das glaubhaft.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Christian S. schrieb:
> Hallo allerseits,
>
> ich möchte mal dieses Foto eines historischen Gerätes zum Betrachten
> geben. Angeblich sei es "tragbar" und ausgehend von den schrankgroßen
> Vorgängern einen Sprung weiter zur Miniaturisierung gekommen.
>
> Welche Funktion wird das Gerät wohl haben?
>
> Ich wünsche viel Spaß beim Analysieren.
>
> mit freundlichem Gruß

Moin,

Kinderspiel, Christian:-)

Das war nicht schwer. Es ist Dr. Lothar Rohdes Meisterstück der ersten 
tragbaren Quarzuhr, Modell "CFQ" aus 1938. Ein brillantes Design Konzept 
machte es möglich die Anzahl der Röhren auf ein Minimum zu halten. 
Gewicht war unter 40kg. Genauigkeit lag bei +/-4ms/Tag.

Anstatt von Frequenzteilern, beruht das Design auf eine PLL, die einen 
1kHz Stimmgabel Oszillator elektromagnetisch phasenstarr an die 100kHz 
Quarzzeitbasis anbindet. Eine Oberwelle des 1kHz Stimmgabel Signals wird 
mit einem Quarzfilter selektiert und zusammen verstärkt, um dann in 
einer Gleichrichterdiode phasenrichtig addiert und verstärkt zu werden 
und damit eine Stimmgabelabstimmspule so steuern, daß die Stimmgabel 
nahezu phasenstarr an die 100kHz angebunden ist. So werden störanfällige 
binäre oder Sperrschwinger Frequenzteiler vermieden.

Ein 100-poliger 1kHz Synchronmotor mit 10rpm treibt das Uhrwerk über ein 
Untersetzungsgetriebe an, eine 1pps Kontaktschaltstufe und einen 50Hz 
Dynamo. Die Phasenlage der 1pps Schaltstufe lässt sich kontinuierlich 
einstellen.

Das Gerät lief mit 220V AC oder DC. Der Quarzoszillator war mittels 
Quecksilberschaltthermometer und Heizungsumhüllung 
temperaturstabilisiert. Als Oszillator wurde eine direkt geheizte Röhre 
mit Unterspannung eingesetzt um eine möglichst lange Lebensdauer zu 
erzielen.

Christian, von woher stammt dieses hochwertige Photo? Hast Du das 
Handbuch dafür? Unglaublich, wie neu das Teil aussieht. R&S 
Archiv/Museum?

Viele Grüsse,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

OK, das Quiz war für die Experten zu einfach.

Hallo Gerhard,

danke für die umfassende Erklärung zur Funktionsweise. Nie hätte ich 
gedacht, daß ich das so zeitnah erfahren würde.

Das Foto habe ich zufällig entdeckt, als im Facebook so ein neuer 
Vorschlag zum Beitritt zu einer Gruppe "Rohde und Schwarz" aufgepoppt 
ist und ich da eben eingetreten bin. Ob ich das Foto verwenden darf, 
weiß ich nicht.

Alleine schon die Geschichte mit PLL, Oberwelle und Quarzfilter ist 
sensationell. Flipflops wird man wohl keine finden darin.

Also habe ich kein Handbuch davon und auch nicht das passende Armband. 
Man müßte nur noch den entsprechend ausgeformten Arm zum Tragen als 
Armbanduhr haben...

mit freundlichem GRuß

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Christian S. schrieb:
> OK, das Quiz war für die Experten zu einfach.
>
> Hallo Gerhard,
>
> danke für die umfassende Erklärung zur Funktionsweise. Nie hätte ich
> gedacht, daß ich das so zeitnah erfahren würde.
>
> Das Foto habe ich zufällig entdeckt, als im Facebook so ein neuer
> Vorschlag zum Beitritt zu einer Gruppe "Rohde und Schwarz" aufgepoppt
> ist und ich da eben eingetreten bin. Ob ich das Foto verwenden darf,
> weiß ich nicht.
>
> Alleine schon die Geschichte mit PLL, Oberwelle und Quarzfilter ist
> sensationell. Flipflops wird man wohl keine finden darin.
>
> Also habe ich kein Handbuch davon und auch nicht das passende Armband.
> Man müßte nur noch den entsprechend ausgeformten Arm zum Tragen als
> Armbanduhr haben...
Uih! Hast Du aber starke Arme;-)
>
> mit freundlichem GRuß

Hallo Christian,

wenn das so ist, wäre es nur recht und billig Dir die Quellen zu nennen, 
aus denen ich so frevelhaft und geheim geschöpft hatte:

https://www.cdvandt.org/cfq.htm
https://cdvandt.org/BIOS-1316.pdf
http://www.classicbroadcast.de/downloads/rohde_CFQ.pdf
https://www.cdvandt.org/CFQ.pdf
https://www.radiomuseum.org/lf/dwl/2576/RuS_103_1983_50Jahre_Entwicklungen.pdf
https://www.cdvandt.org/BN%207xx.pdf

Korrektur: der 1000 Hz Sychronmotor mit 100 Polen hat eine 
Umdrehungszahl von 600rpm und nicht 10rpm, wie ich vorher irrtümlich 
angegeben hatte. Solche Motoren sind übrigens nicht selbstanlaufend, was 
vorteilhaft ist, weil man bei vom Stromnetz elektrisch angetriebenen 
Uhren einen vorhergehenden Stromausfall sonst nicht erkennen kann.

Hier ist noch ein Schätzchen:
The Evolution of the Quartz Crystal Clock, von W.A. Marrison, Bell 
Systems Journal
https://ia601600.us.archive.org/29/items/bstj27-3-510/bstj27-3-510_text.pdf
Quarzuhren, von Dr. Adolph Scheibe
https://www.cdvandt.org/ATMJ153-1.pdf
https://www.cdvandt.org/PTR%20quartz-clock.pdf
https://royalsocietypublishing.org/doi/pdf/10.1098/rspa.1936.0115


Gruesse,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

An den Links werde ich bis Ostern zu Lesen haben.

Hätte ich geahnt, daß die Uhr rein analog funktioniert, hätte ich das 
Rätsel in "Analogtechnik" gepostet.

mfg

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Christian S. schrieb:
> An den Links werde ich bis Ostern zu Lesen haben.
>
> Hätte ich geahnt, daß die Uhr rein analog funktioniert, hätte ich das
> Rätsel in "Analogtechnik" gepostet.
>
> mfg

Ja. Es ist schon ein faszinierendes Design. Ich spiele eigentlich mit 
dem Gedanken eine auf diesen Prinzip beruhende Quarzuhr zu bauen. 
Allerdings würde ich es in Halbleitertechnik ausführen, weil Röhren für 
ein Uhrenprojekt dieser Art für Langzeit Operation nicht mehr "cool" 
sind. Für das Prinzip ist es aber nicht wirklich abwegig.

Ich führte vor ein paar Jahren schon einige richtungsweisende Versuche 
mit abstimmbaren Stimmgabeloszillatoren aus und es war möglich ihn über 
ein paar Hz elektromagnetisch abzustimmen. Solche Stimmgabeloszillatoren 
können sich sehr stabil verhalten.

Der 100-polige Synchronmotor ist wegen der hohen Arbeitsfrequenz 
ziemlich schwierig umzusetzen. Weicheisen ist wegen der hohen 
Wirbelstromverluste ungünstig und Trafobleche sind wiederum schwierig zu 
bearbeiten. Es wäre besser auf einer niedrigeren Frequenz arbeiten zu 
können.

Ich dachte schon daran, einen Motor mit niedrigerer Frequenz zu wählen 
und mit einem Tachogenerator zu versehen, um mit einem 
Frequenz/Phasenvergleicher ein synchrones Drehverhalten zu erzwingen.

Vielleicht wird noch irgendwann etwas daraus...

Viel Vergnügen beim Lesen, wünsche ich,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Heinrich K. (minrich)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> von woher stammt dieses hochwertige Photo

Rohde-Stiftung, Pressematerial.

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Es gibt mittlerweile Röhren, die grade mal so gross wie ein wimre Dil-16 
IC sind. Aber wahrscheinlich wird der Preis ähnlich prohibitiv sein, wie 
eben DIL-ICs kurz nachdem die eingeführt wurden.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:

> Es gibt mittlerweile Röhren, die grade mal so gross wie ein wimre Dil-16
> IC sind.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nuvistor

von Heinrich K. (minrich)


Lesenswert?

Jenes abgebildete Gerät von R&S ist übrigens eine modernisierte 
Variante. Die EL42 auf ihrem "Podesterl" wurde mit ihrem Rimlocksockel 
erst 1947 propagiert, der Glimmstabi rechts vom Typ 85A2 ist noch etwas 
jünger mit ihrem Pico-Sockel.
Original geblieben ist der Eisen-Urdox ganz rechts. Hinter dem 
Glimmstabi steht eine moderne Röhre, bei der es zum Staubabwischen nicht 
gereicht hat.  Die Drehspulinstrumente stammen vom "Neuberger Sepp", mit 
von Hand gezeichneten Tuscheskalen. Die Skalen aus weiss lackiertem 
Blech gab es zeitgenössisch "blanko", ohne das Neuberger "N". Ganz 
rechts das "Netz"-Voltmeter zeigt immer noch 20 Volt an.😆😅

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Heinrich K. schrieb:
> mit ihrem Rimlocksockel
> erst 1947 propagiert

Die Bestände an Stahlröhren waren nach WW2 noch so hoch, das sie 
praktisch in jedes Gerät eingebaut wurden, das nicht bei 3 auf dem Baum 
war. Das erste Grundig Radio, das sich meine Eltern 1953 leisten 
konnten, war komplett mit diesen Röhren bestückt (wimre nur nicht der 
Gleichrichter und die NF Endstufe). Da gab es P2000 und noch einen 
anderen Typ, den ich nicht mehr auf dem Schirm habe.

von Heinrich K. (minrich)


Lesenswert?

Du verwechselst da etwas...😉

Rimlock nicht gleich Pico nicht gleich Wehrmacht, letztere gabs nach dem 
Krieg zuhauf:

RV12P2000 und RV2,4P700

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> https://cdvandt.org/BIOS-1316.pdf

Oha, ein BIOS Report. Als Hintergrund, nach dem Krieg haben sich die 
Alliierten fleißig am Know-How in Deutschland bedient. Bekannt sind 
Operation Paperclip und Operation Osoaviakhim, bei denen Wissenschaftler 
und Techniker direkt in die USB, bzw. Sowjetunion geschafft wurden.

Daneben gab einen Haufen "Intelligence" (Spionage) Organisationen, die 
Leuten und Firmen in Deutschland auf den Zahn fühlten. Zum Beispiel gab 
es:

BIOS British Intelligence Objectives Subcommittee
CIOS Combined Intelligence Objectives Subcommittee
JIOA Joint Intelligence Objectives Agency
FIAT Field Information Agency, Technical

Die schrieben hunderte von Berichten. Je nach Inhalt waren die 
quasi-öffentlich und gingen an die entsprechenden Industrien in den 
Ländern der Alliierten, oder geheim und verschwanden in Archiven.

Wer wissen will warum in James Bond Filmen und Serien wie "Solo für 
O.N.C.E.L." wilde Abkürzungen für Spionage-Organisationen verwendet 
wurden, nun ja, es gab reale Vorlagen. BIOS wurde zum Beispiel B.I.O.S. 
in den Berichten geschrieben.

Warum schreibe ich das?
> Quarzuhren, von Dr. Adolph Scheibe
Die Alliierten hatten das Labor und die Wissenschaftler im Juni 1945 vor 
der Übergabe Thüringens an die sowjetischen Besatzer nach Heidelberg 
geschafft. Noch im gleichen Monat erschien ein CIOS-Bericht, Nummer 
XXX-36 "Physikalisch-Technische Reichsanstalt", in dem unter anderem mit 
Hilfe von Adlesberger die PTR-Quarzuhren beschrieben wurden. Mit 
Zeichnungen und Schaltplänen der wichtigen Teile. Auch auf cdvandt zu 
finden https://www.cdvandt.org/CIOS-XXX-36.pdf

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Heinrich K. schrieb:
> Du verwechselst da etwas...😉

Nö. Ich habe das Zitat lediglich wegen der Jahreszahl zitiert, nicht 
wegen Rimlock.

von Heinrich K. (minrich)


Lesenswert?

Die von Dir selbst angeführte P2000 gehört nicht zu den Stahlröhren, war 
aber in den Hungerjahren 1946 bis zur Währungsreform 1948 reichlich 
vorhanden. Stahlröhren hingegen waren zur selben Zeit Mangelware.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Heinrich K. schrieb:
> Stahlröhren hingegen waren zur selben Zeit Mangelware.

Die 11-er Serie wurde noch lange in Radios verwendet (ECH11, EBF11, 
ECL11, AZ11).
Ich hab mal ne ECH11 aufgebördelt, unter der Stahlkappe kam ein 
Glaskolben zum Vorschein. Es gab sie aber auch nur als Glaskolben mit 
Metallbeschichtung, die sich leicht abkratzen läßt. Dann sah sie so aus:
https://atr-shop.de/en/radiotubes/used-tested-e-tubes/413/ef14-geprueft

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Heinrich K. schrieb:
> Hinter dem
> Glimmstabi steht eine moderne Röhre, bei der es zum Staubabwischen nicht
> gereicht hat.

Das weiße Gewebe darüber sieht nach Asbest aus. Daher wurde die wohl 
absichtlich nicht abgewischt, damit sich keine Fasern lösen. Könnte ne 
EL84 sein, die wird ja gut heiß. Vermutlich wurde die Stabilisierung mit 
der OA2 nachgerüstet.

von Hans (ths23)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Ich dachte schon daran, einen Motor mit niedrigerer Frequenz zu wählen
> und mit einem Tachogenerator zu versehen, um mit einem
> Frequenz/Phasenvergleicher ein synchrones Drehverhalten zu erzwingen.
>
> Vielleicht wird noch irgendwann etwas daraus...
Das wird schon - kannste Dir ja für die Zeit als Renter vornehmen :-)

von Hans (ths23)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Man beachte auch die Schlösser an den Deckeln, sehr wahrscheinlich 
Zeiss-Ikon. Die Älteren hier im Forum dürften diese auch als 
Sicherheitschloss bezeichneten Schlösser mit den dazu gehörigen 
Schlüsseln (s. Bild) kennen.

von Hans (ths23)


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Es gab sie aber auch nur als Glaskolben mit
> Metallbeschichtung, die sich leicht abkratzen läßt. Dann sah sie so aus:
> https://atr-shop.de/en/radiotubes/used-tested-e-tubes/413/ef14-geprueft
Nachkriegsware meist vom Funkwerk Erfurt. Da wurde die Metallkappe halt 
eingespart weil Metall halt kapp war bzw. anderweitig gebraucht wurde.

von Torsten B. (butterbrotstern)


Lesenswert?

RS 0110/20  Quarzuhrfeld CFQ 7750  FNr.KL59/106
Vielen Dank für die schönen Beiträge!
Wie viele Stück wurden wohl gebaut?
Von wem stammt die spezielle Skala der Uhr? Leider steht gerade der 
Sekunden?-Zeiger auf dem Firmen-Logo.

Die Stellung der Zeiger stimmt irgendwie nicht, wenn der Minutenzeiger 
auf 38 steht, müsste der Stundenzeiger vor 4:45 stehen, wäre es der 
Minutenzeiger, müsste der Stundenzeiger direkt auf 5 stehen.
Gerade noch selbst bemerkt, sie stimmen schon, denn es ist eine 
24-Stunden-Skala!

Gerhard, 100-polige Synchronmotoren gibt es in Form von 
"hochauflösenden" Schrittmotoren mit 400 Vollschritten - 800 
Halbschritten 0,9° - Schrittwinkel. Mit Sinus-Ansteuerung laufen die 
auch recht ruhig.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?


von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Torsten B. schrieb:
> RS 0110/20  Quarzuhrfeld CFQ 7750  FNr.KL59/106
> Vielen Dank für die schönen Beiträge!
> Wie viele Stück wurden wohl gebaut?
> Von wem stammt die spezielle Skala der Uhr? Leider steht gerade der
> Sekunden?-Zeiger auf dem Firmen-Logo.
>
> Die Stellung der Zeiger stimmt irgendwie nicht, wenn der Minutenzeiger
> auf 38 steht, müsste der Stundenzeiger vor 4:45 stehen, wäre es der
> Minutenzeiger, müsste der Stundenzeiger direkt auf 5 stehen.
> Gerade noch selbst bemerkt, sie stimmen schon, denn es ist eine
> 24-Stunden-Skala!
>
> Gerhard, 100-polige Synchronmotoren gibt es in Form von
> "hochauflösenden" Schrittmotoren mit 400 Vollschritten - 800
> Halbschritten 0,9° - Schrittwinkel. Mit Sinus-Ansteuerung laufen die
> auch recht ruhig.

Hallo Torsten,

Danke für den Hinweis mit Schrittmotor.

Gerhard

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Noch etwas zum Motor dieser Uhr:

Dieser Motor wurde von Paul La Cour ursprünglich für synchrone 
Multikanal Telegraphie zum gleichzeitigen Kommutieren von 
Telegraphieleitungen erfunden, um sie besser ausnützen zu können. Dieser 
Motor ist unter dem Namen "Phonic Wheel Motor" bekannt. Man findet sie 
übrigens auch als Drehzahlgeber in Verbrennungsmotoren.

https://www.poullacour.dk/en/denmarks-ediso/

Der Motor muß manuell gestartet werden. Erwähnenswert ist auch, daß der 
Rotor einen hermetisch eingeschlossenen Hohlkörper mit Rillen aufweist, 
der mit etwas Quecksilber teilweise gefüllt ist. Diese Einrichtung hat 
den Zweck, Unregelmässigkeiten, wie sogenanntes "Jagen" (Hunting) zu 
verhindern bzw. abzuschwächen.

Die beiden Erregerspulen sind auf laminierten Blechepaketen mit 
passenden Halblöchern, deren Abstand gleich dem der Rotorbohrungen ist, 
aufgebracht und werden mittels Permanent Magnet oder Betriebsstrom der 
Treiberröhre vormagnetisiert.

Ich habe einfache Experimente mit dieser Motorart angestellt und ein 80 
Zahn Eisenzahnrad bei 60 Hz zum Laufen gebracht.

https://prc68.com/I/TuningForks.html
https://www.tau.ac.il/sites/personal.tau.ac.il/files/media_server/257/tuning%20fork%20clocks.pdf
-------------------------
Sehr ausführliche Beschreibung des Prinzips:
https://books.google.ca/books?id=yGBVAAAAYAAJ&pg=RA4-PA8&lpg=RA4-PA8&dq=Poul+la+Cour+phonic+wheel+motor&source=bl&ots=07xDj39U1y&sig=ACfU3U2x6P09Izk_9cqZoAVrGbp1VDGXPA&hl=en&sa=X&ved=2ahUKEwjrt7fO1vODAxXvATQIHdp-A-k4RhDoAXoECAMQAw#v=onepage&q=Poul%20la%20Cour%20phonic%20wheel%20motor&f=false
---------------------------

: Bearbeitet durch User
von Wollvieh W. (wollvieh)


Lesenswert?

Besonders selten finde ich die 24-Stunden-Uhr. Sonst hatten analoge 
Mutteruhren immer 12-Stunden-Zifferblätter. Was bei Tochteruhren mit 
ebenfalls nur 12-Stunden-Zifferblättern völlig unkritisch ist. Außer 
wenn dann die damit gesteuerte Werkssirene mittags um 12 und nachts um 
12 zur Pause ruft. :)

Ich glaube lediglich in Fotos von Sowjetbunkern habe ich mal reale 
24h-Zifferblätter entdeckt. Und bei den Amis auf den Kriegsschiffen, da 
ist das aber glaub ein mechanisches Aufzieh- bzw. Motoruhrwerk.

Matthias S. schrieb:

> Die Bestände an Stahlröhren waren nach WW2 noch so hoch, das sie
> praktisch in jedes Gerät eingebaut wurden, das nicht bei 3 auf dem Baum
> war.

Ich weiß von einem Kriegsgefangenen, der in einem US-Lager in Frankreich 
war, daß die irgendwann einen großen Berg Radioröhren hingeschüttet 
bekamen. Mit dem Auftrag, sie zu zerklopfen um "den Feuerstein zu 
sammeln". Ich vermute eher, daß die zerstört werden sollten, denn Radios 
waren von den Alliierten ja beschlagnahmt worden, und daß man die 
Gefangenen diesbezüglich anlog. Denn unzerstört waren die Röhren 
sicherlich wertvoller als wenn man sie auf dem Erdboden zerschlug und 
nur die Metallbestandteile sammelte. Der Zeitzeuge sprach zwar nicht 
ausdrücklich von Glasröhren, aber die Schilderung mit dem Zerschlagen 
läßt mich das vermuten.

Falls das nicht nur in dem einen Lager vorkam, sondern systematisch, 
könnte das eine gewisse Verschiebung des Bestandes von Röhren in 
Richtung Stahl gefördert haben. Vielleicht waren ja der Volksempfänger 
und andere Radios hauptsächlich mit Glasröhren ausgerüstet, während die 
Stahlröhrentypen nicht für einen Radioempfang taugten oder nicht auf den 
Schirm für die Vernichtung gerieten.

Hans schrieb:
> Man beachte auch die Schlösser an den Deckeln, sehr wahrscheinlich
> Zeiss-Ikon. Die Älteren hier im Forum dürften diese auch als
> Sicherheitschloss bezeichneten Schlösser mit den dazu gehörigen
> Schlüsseln (s. Bild) kennen.

Gab es Zahn-Nopper nur in Stuttgart oder waren die etwas weiter im Land 
verbreitet? Die Bundesbahn hatte genau solche Schlösser auch noch an 
ihren SEL-Stellwerken, und die Bundespost an den Münzfernsprechern.

: Bearbeitet durch User
von Roland E. (roland0815)


Lesenswert?

Die Schlossbauform war damals standard, wie heute Profilzylinder. Die 
gabs nicht nur von Zeiss...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Wollvieh W. schrieb:
> Gab es Zahn-Nopper nur in Stuttgart oder waren die etwas weiter im Land
> verbreitet?

Eine kurze Google-Recherche ergibt, dass es den Laden wohl nur in 
Stuttgart bzw. Filderstadt gab bzw. gibt. Aber auch in anderen Städten 
gab es ähnliche Platzhirsche für Eisenwaren, z.B. Eisenhenkel und 
Schrauben-Schoppe in Kiel. Beide sind nach wie vor präsent und meine 
bevorzugten Händler, aber im Vergleich zu den üblichen Baumärkten 
heutzutage weniger dominant im Stadtbild.

> Die Bundesbahn hatte genau solche Schlösser auch noch an
> ihren SEL-Stellwerken, und die Bundespost an den Münzfernsprechern.

Der Wohnungsschlüssel meiner Großtante und meines Großonkels in Lübeck 
sah genauso aus. Ich weiß aber nicht mehr, ob er auch von Zeiss Ikon 
oder einem anderen Hersteller war. Ich bin mir aber nahezu sicher, dass 
er ein achteckiges Griffstück hatte.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7587617 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?


: Bearbeitet durch User
von J. V. (janvi)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hier ein in der Funktion trotz deutlich lesbarer Siebdruckbeschriftungen 
etwas schwieriger zu erratendes Röhrengerät. Es stammt zwar aus der 
Nachkriegszeit, aber vermutlich findet sich darüber nichts im Netz als 
Hilfestellung. Es wurde vom Papa meiner Ex in Kleinserie gebaut. Ansicht 
von 2 Exemplaren von vorne und hinten.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Hannes J. schrieb:

> "Physikalisch-Technische Reichsanstalt", in dem unter anderem mit
> Hilfe von Adlesberger die PTR-Quarzuhren beschrieben wurden. Mit
> Zeichnungen und Schaltplänen der wichtigen Teile. Auch auf cdvandt zu
> finden https://www.cdvandt.org/CIOS-XXX-36.pdf

Interessanterweise hat man sich aber erst 1967 von der astronomischen
Definition der Sekunde gelöst und dann gleich die "atomare" Definition
festgelegt. Die Quarzuhr wurde sozusagen übersprungen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

J. V. schrieb:
> etwas schwieriger zu erratendes Röhrengerät

Naja, viele Röhren sind da nicht drin und das Thyratron war sozusagen 
der Triac der Röhrenzeit. Das Dings erzeugt Hochspannungspulse mit 
einstellbarer Höhe und an 50 Ohm, was schon erstaunlich ist. Ich liebe 
übrigens unbeschriftete Kippschalter wie jeder andere hier :-P

von Hans (ths23)


Lesenswert?

Wollvieh W. schrieb:
> Gab es Zahn-Nopper nur in Stuttgart
Es ging nicht um den Zahn-Nopper sondern um Zeiss Ikon. Die Firma Zeiss 
Ikon ist eine Dresdner Firma und war vor dem 2.WK führender Kamera- und 
Kinoprojektorenhersteller. Daneben haben die auch verschiedene 
mechanische Dinge gefertigt u.a. auch den auf meinem Bild gezeigten 
Profilzylinder, wo sie auch Inhaber eines Patentes waren.

von Hans (ths23)


Lesenswert?

J. V. schrieb:
> Hier ein in der Funktion trotz deutlich lesbarer
So was wurde meines Wissens u.a. in den Anfangsjahren der Radartechnik 
verwendet.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Die auf der Pertinaxplatte montierte Trafo Kombination rechts unten mit 
den Keramikstäben(Cs) dahinter sind ein dreistufiges "Impulse Shaping" 
network, so wie hier im Kontext von Radarsender Schaltungen gezeigt:

https://www.radartutorial.eu/08.transmitters/Radar%20Modulator.en.html
https://www.cdvandt.org/Modulator-LK1-Berlin-Radar-mod.pdf
https://www.cdvandt.org/German%20airborne%20radar%20def.pdf
https://www.cdvandt.org/wurzburg_rep.htm

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Hans schrieb:
> Wollvieh W. schrieb:
>> Gab es Zahn-Nopper nur in Stuttgart
> Es ging nicht um den Zahn-Nopper sondern um Zeiss Ikon. Die Firma Zeiss
> Ikon ist eine Dresdner Firma und war vor dem 2.WK führender Kamera- und
> Kinoprojektorenhersteller. Daneben haben die auch verschiedene
> mechanische Dinge gefertigt u.a. auch den auf meinem Bild gezeigten
> Profilzylinder, wo sie auch Inhaber eines Patentes waren.

Das ist so weit korrekt. Im Zuge der Enteignung nach dem Zeiten 
Weltkrieg wurden aber der Geschäftssitz und auch die Patente nach 
Stuttgart verlagert. Aber auch schon vorher gab es etliche in ganz 
Deutschland verteilte Werke. Carl Zeiss in Jena war nämlich nur eines 
der an der ursprünglichen Gründung beteiligten Unternehmen. Der 
Wikipedia-Artikel ist ausgeprochen interessant.

von Wollvieh W. (wollvieh)


Lesenswert?

Das erklärt dann wohl, warum ein solches Spezialschloß bei einem 
gewöhnlichen Eisenwarenhändler in der schwäbischen Provinz verkauft 
wurde. Weil am selben Ort.

Andreas S. schrieb:

> Der Wohnungsschlüssel meiner Großtante und meines Großonkels in Lübeck
> sah genauso aus. Ich weiß aber nicht mehr, ob er auch von Zeiss Ikon
> oder einem anderen Hersteller war. Ich bin mir aber nahezu sicher, dass
> er ein achteckiges Griffstück hatte.

Vielleicht haben die ja in einer Eisenbahnersiedlung gewohnt? :) 
Kreuzbartschloß für Wohnungen habe ich jetzt noch nie gehört oder 
gesehen. Im technischen Bereich wie hier an der Uhr tut das ja Sinn 
machen, weil es geringeren Platzbedarf wie ein Eurozylinder hat und 
gleichzeitig wesentlich höhere Sicherheit wie ein Diskettenkastenschloß 
(diese ausgestanzten Plättchen.)

von R. L. (roland123)


Lesenswert?

Wollvieh W. schrieb:
> Kreuzbartschloß für Wohnungen habe ich jetzt noch nie gehört oder
> gesehen.

das waren Einsätze, mit denen man normale Buntbartschlösser nachrüsten 
konnte. Dafür ist auch die abgebildete Bohrschablone. So ein Schloss 
hatten wir auch. Ich denke nicht, dass die so selten waren.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Wollvieh W. schrieb:
> Vielleicht haben die ja in einer Eisenbahnersiedlung gewohnt? :)

Nein, das waren ganz normale Wohnblocks in Lübeck, gebaut noch vor dem 
2. Weltkrieg, vermutlich um 1900. Die Elektroinstallation bestand aus 
Metallrohren (Blei?), in denen sich stoffumwickelte Drähte befanden. Da 
die beiden bei den Lübecker Stadtwerken arbeiteten, kann es durchaus 
sein, dass es sich um Werkswohnungen der Stadt(werke) handelte, die auch 
im Rentenalter weiterhin bewohnt werden konnten.

Ich fand damals diese Schlüssel durchaus nicht ungewöhnlich, da ich sie 
auch anderweitig schon gesehen hatte.

: Bearbeitet durch User
von Rainer D. (rainer4x4)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Die Elektroinstallation bestand aus
> Metallrohren (Blei?), in denen sich stoffumwickelte Drähte befanden.

Das waren sog. Bergmannrohre. Ganz moderner Kram nach den Einzeldrähten 
an Porzellanisolatoren auf den Wänden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergmannrohr

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Rainer D. schrieb:
> Das waren sog. Bergmannrohre. Ganz moderner Kram nach den Einzeldrähten
> an Porzellanisolatoren auf den Wänden:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Bergmannrohr

Jein. In den abgebildeten Rohren befinden sich schon moderne 
Gebeweschläuche als Aderisolierung. In der Wohnung waren die Drähte aber 
definitiv nicht mit Schläuchen isoliert, sondern umwickelt. Das erinnere 
ich noch ganz genau, weil ich damals den Versuch unternahm, einen 
abgenutzten Lichtschalter durch einen modernen Typ zu ersetzen. Beim 
Herausziehen bröselten aber gleich die Reste des Klebers aus der 
Stoffbahn heraus. Letztendlich schob ich das ganze wieder sehr 
vorsichtig hinein, weil die Gefahr bestand, dass sich die Stoffbahn bis 
ins Rohr hinein zerlegt und dort ein Kurzschluss entstanden könnte.

von Rainer D. (rainer4x4)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> waren die Drähte aber
> definitiv nicht mit Schläuchen isoliert, sondern umwickelt.

Ja richtig, das steht da auch so in der Bildunterschrift:
Aufbau eines Bergmannrohrs aus Drähten mit Textilummantelung, 
Bitumengetränktem Papierrohr und dem äußeren Mantel aus verbleitem 
Stahlblech

Andreas S. schrieb:
> Beim
> Herausziehen bröselten aber gleich die Reste des Klebers aus der
> Stoffbahn heraus. Letztendlich schob ich das ganze wieder sehr
> vorsichtig hinein, weil die Gefahr bestand, dass sich die Stoffbahn bis
> ins Rohr hinein zerlegt und dort ein Kurzschluss entstanden könnte.

Jepp, noch größer war die Gefahr dass das Rohr unter Spannung stand.

Mit grausen erinnere ich mich an die Installation im Haus eines Onkels. 
Da war das Zeugs auf Mauern mit Stroh und Lehmputz installiert. Sobald 
man das Zeug angefasst hat fiel der "Putz" von der halben Wand. Hab ich 
geflucht ....

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

R. L. schrieb:
> das waren Einsätze, mit denen man normale Buntbartschlösser nachrüsten
> konnte.

Ich kenne diese Einsätze noch unter dem Spitznamen 'Kobold'. Und 
ungewöhnlich waren die in den 60er und 70er Jahren nicht.

von Hans (ths23)


Lesenswert?

Wollvieh W. schrieb:
> Kreuzbartschloß für Wohnungen habe ich jetzt noch nie gehört oder
> gesehen. Im technischen Bereich wie hier an der Uhr tut das ja Sinn
> machen, weil es geringeren Platzbedarf wie ein Eurozylinder hat und
> gleichzeitig wesentlich höhere Sicherheit wie ein Diskettenkastenschloß
> (diese ausgestanzten Plättchen.)
Diesen Schlosstyp gab es wie Sand am Meer. Im Gegensatz zum 
Zylinderschloss, konnte jedes normale Türschloß damit nachgerüstet 
werden. In der DDR waren sehr viele Schlösser mit diesem Schlosstyp 
nachgerüstet worden. Die Nachrüstung war zudem einfach und 
unkompliziert, größer Arbeiten am alten Schloß oder der Tür waren niccht 
erforderlich, es mußten in die Schloßkassette lediglich die 2 
Befestigungsbohrungen gebohrt werden, wozu wie von R.L. richtig bemerkt 
die Bohrschablone diente. Der Durchmesser des Kreuzbartschlüssels 
entsprach in etwa dem Halmdurchmesser eines ganz normalen 
Buntbartschlüssels.
Und weil die Nachrüstung so einfach war konnte das fast jeder selbst tun 
der handwerklich nicht ganz ungeschickt war.

von Hans (ths23)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Die Elektroinstallation bestand aus
> Metallrohren (Blei?),
Nö das war ganz einfaches Stahlblech. Die Rohre waren mit einer Art 
Teerpappe ausgekleidet. ZUm Verlegen dieser Rohre gab es Winkel und 
T-Stücke. Winkel größer 90° wurden mit speziellen Zangen gemacht. Die 
Zangen mußten zum Durchmesser der Rohre passen. Ich habe noch solche 
Zangen rum liegen.

von Hans (ths23)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> In den abgebildeten Rohren befinden sich schon moderne
> Gebeweschläuche als Aderisolierung. In der Wohnung waren die Drähte aber
> definitiv nicht mit Schläuchen isoliert, sondern umwickelt.
Die Einzeladern waren mit Guttapercha und Gewebe ummantelt. Da 
Guttapercha wohl recht teuer war, können auch Ersatzstoffe mit ähnlichen 
Eigenschaften verwendet worden sein. Es gab keinen Unterschied zwischen 
dem was im Rohr war und was dann in der Schalterdose oder Verteilerdose 
war. Allerdings wurde an den Stellen wo das Kabel aus dem Rohr raus kam, 
die Isolierung (das Zeug zwischen Leiter und Gewebe) mit der Zeit spröde 
und bröckelte dann auseinander sobald man sie bewegte, z.B. beim 
Schaltertausch. oder wenn man eine neue Deckenlampe aufgehängt hat. Bei 
dem Gewebe war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit bis es 
auseinander fiel. Man konnte sich mit einem etwas längerem Stück 
Isolierschlauch behelfen, der auch noch ein Stück (ein paar Zentimeter) 
in das Rohr hineinreichen mußte. Warum die Kabel im Rohr meist noch gut 
in Schuß waren, während sie außerhalb schon aus einandergfallen sind, 
kann ich nicht wirlich erklären. Im Rohr war wohl das KLima besser.

von Wollvieh W. (wollvieh)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Rainer D. schrieb:
>> Das waren sog. Bergmannrohre. Ganz moderner Kram nach den Einzeldrähten
>> an Porzellanisolatoren auf den Wänden:
>> https://de.wikipedia.org/wiki/Bergmannrohr
>
> Jein. In den abgebildeten Rohren befinden sich schon moderne
> Gebeweschläuche als Aderisolierung.

"Modern" und "Gewebeschlauch" beißt sich etwas. :) Ich kenne solche 
Bröseligkeit von einer Luftschutzinstallation, die ziemlich sicher um 
1938 ausgeführt wurde. Da waren die Einzelleiter auch schon zu einem 
Kabel zusammengefaßt, aber trotzdem noch weit weg von "modern". Das 
gesamte Rohr inkl. Inhalt ließ sich ohne Werkzeug durch mehrmaliges 
Knicken abtrennen. Aus der Erinnerung hätte ich auch gesagt Blei, aber 
wenn es verbleite dünnwandige Stahlrohre gab, dann war es wohl eher das.

Die nächste Entwicklungsstufe waren dann die Panzerrohre. Die knickt man 
nicht mehr von Hand. Und sie hatten dichte Verschraubungen in den 
Kurven. Zum Teil auch Beschläge mit langen Zugangsöffnungen und 
aufgeschraubten Blechdeckeln, so daß man beim Einfädeln der Kabel besser 
hantieren konnte.

An so einer Steckdose konnte man dann auch ein Röhrengerät betreiben 
(nur um beim Thema zu bleiben.;)

von Torsten B. (butterbrotstern)


Lesenswert?

von Wollvieh W. (wollvieh)  24.01.2024 01:23
> Besonders selten finde ich die 24-Stunden-Uhr. Sonst hatten
> analoge Mutteruhren immer 12-Stunden-Zifferblätter.

Von HP gab es einige mit 24h-Skala:
http://www.leapsecond.com/hpclocks/

und aktuelle aus Deutschland:
https://www.tfa-dostmann.de/en/product/analogue-wall-clock-with-24-hours-dial-60-3069/

https://www.amazon.de/-/en/1858-GreatGadgets-24-Hour-Clock/dp/B006XHZ7X4
angeblich patentiert,  dort etliche Links auf weitere Exemplare

von Wollvieh W. (wollvieh)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Der verblichene St. Petersburger Uhrenhersteller Raketa hat die Sache 
mit den 5-Sekunden-Einteilungen wesentlich eleganter gelöst als bei den 
Augenkrebs-Zifferblättern der Amazon-Chinakracher.

Mit dem angenehmen Nebeneffekt, daß man einen drehbaren Zeitzonenring 
mit den jeweiligen Weltstädten anbringen konnte.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.