Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mikrowellentrafo als Drossel: Sekundär kurzschließen?


von Tom (tom80)


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Hallo,

ich habe nun schon mehrfach gelesen und gesehen, dass man zum 
Strombegrenzen eines MOT einen zweiten MOT als Drossel in Reihe schalten 
soll und bei diesem die Sekundärseite kurzschließen. Aber warum 
kurzschließen? Verheize ich damit nicht wieder eine hohe ohmsche Last 
durch die Kurzschlussbrücke, bzw. zumindest in Summe mit den ohmschen 
Teil der Sekundärwicklung? Ich möchte ja gerade den induktiven 
Widerstand X_L der Primärspule nutzen, um nichts sinnlos zu verheizen.
Bei den Anleitungen wird der 2. Trafo immer genutzt um Lichtbögen zu 
ziehen, also auch quasi darüber kurzgeschlossen. Insofern nehme ich an, 
dass in beiden Trafos dann sekundärseitig nahezu die gleiche Leistung 
verheizt wird. Ich habe was anderes, sinnvolleres damit vor 
(=Kabelfehler brennen), was im erfolgsfall aber auch auf einen 
Kurzschluss im 2.Trafo hinauslaufen wird.

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Wenn man bei einem kunststoffisoliertem Kabel einen Schluss mittels 
Lichtbogen wegbrennt, bleibt dann nicht jede Menge leitfähiger 
Kohlenstoff an der Überschlagsstelle übrig?

von Peter R. (pnu)


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Der Einschaltstrom der Trafos ist im Wesentlichen durch den 
Restmagnetismus im Primärteil des Trafo bedingt. Wenn man dummerweise in 
der Nähe des Nulldurchganges einschaltet und dann noch im Kern 
zusätzlich der remante Magnetismus vor dem Einschalten zufällig die 
ungünstigere Polung hat, kommt das Eisen in Sättigung und der Strom wird 
im Wesentlichen nur durch den Wicklungswiderstand begrenzt.

Die Spitze des Einschaltstroms des MOT wird nur noch halb so groß, wenn 
ein zweiter in reihe geschaltet wird.

Davon trennen muss man den folgenden "Normalbetrieb".
Der Hilfs-MOT sollte also kurzgeschlossen sein, wie der Haupt-MOT bei 
seiner Arbeit an der Schweißstelle. Eine offene Primärwicklung macht die 
Induktivität des Hifs-MOT viel zu groß und bremst damit den 
Schweißstrom.

Tom schrieb:
> Verheize ich damit nicht wieder eine hohe ohmsche Last
> durch die Kurzschlussbrücke, bzw. zumindest in Summe mit den ohmschen
> Teil der Sekundärwicklung?

natürlich bekommt man dann nur 1/4 der Schweißleistung an den 
Schweißpunkt, muss es halt zugunsten des Einschaltverhaltens inkauf 
nehmen.

Aber für die Betriebszeit des Schweißens kommt es auf die Leistung im 
Schweißpunkt an, dass die reicht, ist die Hauptsache

Nebenbei: Eine Kabeltrommel bremst den Einschaltstromstoß auch wirksam, 
wahrscheinlich mit weniger Aufwand als ein zweiter MOT. Und ist oft 
nützlich, wenn man gerade nicht schweißen will.

: Bearbeitet durch User
von Bernd K. (bkohl)


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Was ist ein MOT?

von Peter R. (pnu)


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Bernd K. schrieb:
> Was ist ein MOT?

Ich habs als Mikrowellenofentransformator verstanden.

Spart einiges Tippen.

Höflich wäre aber: nach dem ersten MOT auch noch einmal 
"Mikrowellenofentransformator" schreiben

: Bearbeitet durch User
von Arno H. (arno_h)


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Man könnte auch die Titelzeile lesen.

Arno

von Tom (tom80)


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Wolf17 schrieb:
> Wenn man bei einem kunststoffisoliertem Kabel einen Schluss
> mittels
> Lichtbogen wegbrennt, bleibt dann nicht jede Menge leitfähiger
> Kohlenstoff an der Überschlagsstelle übrig?

Das ist mein Ziel! Aus einem sporadischen Fehler, der schwer zu finden 
ist, weil ich erst nach langer Zeit mal auftritt, einen dauerhaften zu 
machen. Bei diesen kann ich dann auch mit Kleinspannung die Laufzeit 
messen mit Nadelimpulsen.

von Tom (tom80)


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Peter R. schrieb:
> Der Einschaltstrom der Trafos ist im Wesentlichen durch den
> Restmagnetismus im Primärteil des Trafo bedingt. Wenn man dummerweise in
> der Nähe des Nulldurchganges einschaltet und dann noch im Kern
> zusätzlich der remante Magnetismus vor dem Einschalten zufällig die
> ungünstigere Polung hat, kommt das Eisen in Sättigung und der Strom wird
> im Wesentlichen nur durch den Wicklungswiderstand begrenzt.

Ja, das ist bei jedem Trafo, je nachdem in welchen Punkt der 
Hysteresekurve man abschaltet bleibt die Remanenz stehen. Aber geht es 
wirklich nur darum?


> Die Spitze des Einschaltstroms des MOT wird nur noch halb so groß, wenn
> ein zweiter in reihe geschaltet wird.
>
> Davon trennen muss man den folgenden "Normalbetrieb".
> Der Hilfs-MOT sollte also kurzgeschlossen sein, wie der Haupt-MOT bei
> seiner Arbeit an der Schweißstelle. Eine offene Primärwicklung macht die
> Induktivität des Hifs-MOT viel zu groß und bremst damit den
> Schweißstrom.

Also würde er zuviel drosseln?


> Aber für die Betriebszeit des Schweißens kommt es auf die Leistung im
> Schweißpunkt an, dass die reicht, ist die Hauptsache
>
> Nebenbei: Eine Kabeltrommel bremst den Einschaltstromstoß auch wirksam,
> wahrscheinlich mit weniger Aufwand als ein zweiter MOT. Und ist oft
> nützlich, wenn man gerade nicht schweißen will.

Ja, der Trick mit der Kabeltrommel habe ich auch schon bei klassischen 
50Hz AC-Schweißtrafo genutzt, bzw. nutzen müssen. Oder aber man muss 
halt 2-3mal den LS-Automat schalten bis man halbwegs mal die richtige 
Phasenlage erwischt.
Wäre ein entsprechender NTC zum Anlaufen nicht auch eine bessere Lösung? 
Gibt es ja auch als Zwischenstecker (Sanftanlauf für Maschinen).

Aber geht es denn bei der 2.Drossel wirklich nur um den netzseitigen 
Einschaltmoment des Trafos? Ich dachte eher die Drossel hätte den Zweck, 
dass die Leistungsaufnahme des eigentlichen MOT nicht zu groß wird und 
dieser nicht überhitzt, bzw. dieser im "Normalbetrieb" den LS wirft. 
Normalerweiser wird der ja in der Mikrowelle auch nicht kurzgeschlossen 
und hat im Regelbetrieb schon 2000W Leistungsaufnahme und muss gekühlt 
werden. Wie ist dann erst die Leistungsaufnahme bei sekundärseitigen 
Kurzschluss? Leider findet man nirgendwo mal vernünftige Messungen dazu, 
sondern immer nur Rumgespiele mit dem Lichtbogen.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Erst im Text danach folgt die andre Anwndung des MOT: Kabel freibrennen. 
Hatte ich übersehen.

Also da soll also die Sekundärwicklunmg der MOTs genutzt werden???


Find ich aber hochgefährlich, darauf wäre ich nie gekommen. Bei 50Hz 
Hochspannung besteht echte Lebensgefahr

Da wäre ein kleiner mit kHz arbeitender Trafo (Schaltnetzteil) weitaus 
empfehlenswerter.
Der 10 kHz-Lichtbogen würde zwar Brennmarken erzeugen, die würde man 
aber überleben.

von Wolf17 (wolf17)


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2kV (DC) gibt es aber nur mit Kondensator und Diode. Der Trafo hat ja 
weniger.
Geht zum Lichtbogenerzeugen an der Fehlstelle nicht auch ein 
Heizungs-Zündtrafo?
Ein alter Trafo für Neonwerbung hat mehr Spannung und einen 
üblicherweise einstellbaren strombegrenzenden Streukern.
Zum einstellen der MOT Spannung kann man auch einen Stelltrafo 
vorschalten.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Tom schrieb:

> ich habe nun schon mehrfach gelesen und gesehen, dass man zum
> Strombegrenzen eines MOT

Irgendwie habe ich in Erinnerung, das MOTs Streufeltrafos sind
und von sich aus den Strom begrenzen.

von Peter R. (pnu)


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Harald W. schrieb:
> Irgendwie habe ich in Erinnerung, das MOTs Streufeltrafos sind
> und von sich aus den Strom begrenzen.

stimmt für den normalen Strom. Aber beim Einschalten gibts bei dem 
Großen Kern eines MOT saftige Einschaltströme, die durch das Streujoch 
nicht begrenzt werden.

Aus Gefahrensicht würde ich ein  HV-Schaltnetzteil aus einem 
Laserdrucker nehmen. die -zig kHz die der fährt sind für das Herz 
weitaus ungefährlicher als die 50Hz eines MOT.

Der MOT begrenzt auch nie auf 50mA, die Grenze bei 50 Hz.  500W bedeuten 
als Nennwert bei 250V (Netz) mindestens 2A , bei 2kV einen Strom von 
250mA, Letzteres dürfte bei 50 Hz tödlich sein.

Schau mal nach in einem Diagramm über die Frequenzabhängigkeit der 
Gefahr des Stroms über den Körper. Da ist  dummerweise der Bereich um 
50Hz am gefährlichsten.

Ein SNT mit 10W und 5kV bedeutet einen Strom von 2mA. die Frequenz ist 
sicher höher als 10kHz.


In meinen elektrischen Flegeljahren zog ich gern an der Anode der 
Zeilen-Endröhre eines Farb-TV mit dem Schraubendreher cm-lange 
Lichtbögen. Der Lichtbogen landete halt auf der Spitze des 
Schraubendrehers, floss über den Kondensator Klinge- 
Kundststoffgriff-Hand ohne eine merksame Wirkung auf meine Gesundheit.

: Bearbeitet durch User
von Tom (tom80)


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Die Stelle soll schon richtig "brennen", also ordentlich Leistung da 
lassen. Ich hatte das auch schon mit 2kW Heizradiatoren in Reihe über 
Kabelfehler probiert. Manchmal geht das, aber nicht immer wenn der 
Fehler noch zu hochohmig ist.

Mit einer Laserdrucker HV-Platine wird das leistungsmäßig kaum möglich 
sein. Hinzu kommt auch noch die Kapazität des langen Erdkabels. Mit 
kleinen HV-Erzeugern, wie sie in Elektrofeuerzeugen vorkommen, passiert 
da nichts an der Fehlerstelle (außer fiepen des Trafos und ggf. schönen 
Gruß an die HF-ler bezüglich EMV). Auf die Idee mit dem MOT bin ich über 
einen anderen Beitrag hier gekommen. Ja, 2kV AC sind erheblich 
gefährlicher als 230V, welche auch nicht ohne sind. Ich passe halt 
doppelt auf. Würde den MOT in ein entsprechendes Gehäuse einbauen und 
mit 2Hand-Taster über Schütz eintasten und per Einbaumessinstrument den 
(Primär-)Strom überwachen. Ein Leiter der Sekundärseite der MOT ist ja 
immer schon am Trafoblech geerdnet. Eventuell macht es auch Sinn, die 
Erdung aufzuheben, so dass es eine Schutztrennung zur 2kV gibt. Dann 
kann an der Felerstelle auch kein Spannungstrichter entstehen (sofern es 
keine 2.Fehlerstelle des anderen Leiters gibt). Sollte bei 2kV aber auch 
noch keine nennenswerte Rolle spielen.

Mit Neontrafos kenne ich mich so gar nicht aus und habe ich auch leider 
keine Bezugsquelle für ausrangierte Exemplare. Mikrowellentrafos habe 
ich dagegen schon gut 10-20 Stück gesammelt aus alten Geräten. Auch 
Laserdrucker/Laserfax HV-Platinen habe ich einige hier. Die sind aber 
wirklich kompliziert anzusteuern, selbst wenn man ein Schaltplan hat. 
Zeilentrafos aus alten TV-Geräten und CRT-Monitoren habe ich auch 
reichlich. Die mögen aber keine Kurzschlüsse.

Bleibt noch die KFZ-Zündspule. An der HV habe ich mich schon einige male 
ordentlich weh getan, als ich direkt an der Zündspule rumgebastelt, bzw. 
Zündkerzen getestet habe. Da gibt es auch einige Schaltungen/Experimente 
mit MOSFETs zu. Aber auch hier könnte die Kapazität des langen Erdkabels 
probleme machen und EMV-mäßig ist das m.W. auch eine ziemliche Sauerei 
(schönen Gruß an die Afu-OMs hier).

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Peter R. schrieb:

> Schau mal nach in einem Diagramm über die Frequenzabhängigkeit der
> Gefahr des Stroms über den Körper. Da ist  dummerweise der Bereich um
> 50Hz am gefährlichsten.

Leicht OT: Hast Du da mal nen Link zu einem solchen Diagramm?

von Kilo S. (kilo_s)


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Tom schrieb:
> und EMV-mäßig ist das m.W. auch eine ziemliche Sauerei (schönen Gruß an
> die Afu-OMs hier).

Mega sogar!
Selbst meine kleinen Trafos mit denen ich spiele machen hier den 
Fernseher immer mal kurz wirr.

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