Hallo zusammmen, ich restauriere Vintage-Stereoanlagen und dabei ist mir aufgefallen, dass viele Bauteile - z. B. Widerstände, Dioden - mit einem deutlichen Abstand (>> 1cm) zur Platine eingelötet wurden. Ich kenne das eigentlich nur, wenn das Rastermaß der Bohrungen und der Komponente unterschiedlich ist, wenn man z. B. einen Elko aus Gründen der Höhe nach dem Verlöten noch auf die Platine kippen möchte oder aufgrund von Platzmangel sich die Beinchen verschiedener Komponenten ins Gehege kommen würden. Gibt es weitere Gründe warum das vom Hersteller so praktiziert wurde? Spricht - grundsätzlich - etwas dagegen, die Komponenten direkt auf der Platine zu verlöten? VG Simon
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Simon schrieb: > Gibt es weitere Gründe warum das vom Hersteller so praktiziert wurde? Um die Wärme bei stark belasteten Bauteilen besser abzuleiten. > > Spricht - grundsätzlich - etwas dagegen, die Komponenten direkt auf der > Platine zu verlöten? Nein, ist sogar mechanisch stabiler sie direkt auf die Platine zu löten. Sprich: Wenn immer möglich und vertretbar, direkt auf die Platine anbringen.
Simon schrieb: > ich restauriere Vintage-Stereoanlagen was doch bedeutet, alles in den Ursprungszustand zu versetzen, egal, wie bescheuert der aus heutiger Sicht auch ist. Wenn du die Anlagen reparieren willst, kannst du die Bauteile direkt auf die Platine löten. Oliver
Das war eher um bei den alten Pertinaxplatinen eine Degradierung des Materials durch (dauerhafte) Wärmeeinwirkung zu vermeiden. Wo das nicht gemacht wurde, sieht man oft, dass die Platine um die Gleichrichter oder ev. Lastwiderstände gut gebräunt ist. Es gab damals die Bauteile teilweise auch mit entsprechend vorgebogenen Anschlussdrähten, so dass sie in Bohrungen im Nennrastermaß von selbst 10-15mm über der Platine saßen. Gruß, Christian
Oliver S. schrieb: > Wenn du die Anlagen reparieren willst, kannst du die Bauteile direkt > auf die Platine löten. Ähhm. Nein. Wenn die Bauteile auf den alten Platinen "fliegend" eingelötet waren [1] dann hatte das seinen Grund. Meistens um die Abwärme der Bauteile von der Platine fernzuhalten. Die Bauteile jetzt bündig auf die Platine zu setzen, bedeutet eher "kaputtrepararieren". [1] also mit Absicht, nicht einfach nur schlampig bestückt. Christian E. schrieb: > Es gab damals die Bauteile teilweise auch mit entsprechend vorgebogenen > Anschlussdrähten, so dass sie in Bohrungen im Nennrastermaß von selbst > 10-15mm über der Platine saßen. Genau. "Sicken" nennt man die Biegungen in den derart vorgeformten Beinchen. In meinem Lehrbetrieb hatten wir in der Bestückung dafür eine Biegevorrichtung. Da hat man den z.B. Widerstand eingelegt und einen Hebel betätigt. Anschließend waren die Beinchen abgebogen, falls nötig mit Sicken versehen und abgeschnitten. Gab mehrere Einsatzwerkzeuge, je nach Rastermaß und mit oder ohne Sicken.
Für die sehr heiß werdenden Leistungswiderstände gibt es keramische Röhrchen als Abstandshalter, billiger gemacht, sieht man auch Abschnitte aus Rüschrohr. Moderne Keramikgehäuse von cremeweissen oder schneeweissen Leistungswiderständen für Printmontage sind selbsttragend mit Abstand: Die Anschlussbeinchen sind "Blech", das in "pins" endet. Also nicht direkt auf der Platine aufliegend. Wenns mit Abstand original ist, so lassen!
Die Nennlast für diese Keramik-Drahtwiderstände gilt üblicherweise für eine Gehäusetemperatur von typabhängig so 200-350°C. Das halten die Widerstände auch aus (ich hatte sie in einem Fehlerfall schonmal kurzfristig rotglühend, da war danach aber der Widerstand außer Toleranz). Die umliegenden Bauteile/Platine nicht zwangsweise... Zumindest früher gab es die auch mit einer integrierten Thermosicherung. Die waren dann stehend und oben war ein Federblech das mit einer bestimmten Legierung verlötet war und bei Überhitzung unterbrochen hat (regelmäßig im Heizkreis der letzten teilweise röhrenbestückten Fernseher). Gruß, Christian
Ich mach das manchmal bei Prototypen um die Widerstände leichter wieder auslöten zu können. Man braucht keine Lötnägel um schnell was nachzumessen. Walta
Christian E. schrieb: > Das war eher um bei den alten Pertinaxplatinen eine Degradierung des > Materials durch (dauerhafte) Wärmeeinwirkung zu vermeiden. > > Wo das nicht gemacht wurde, sieht man oft, dass die Platine um die > Gleichrichter oder ev. Lastwiderstände gut gebräunt ist. Und mit der IR-Kamera würde man auch sehen, dass sie direkt auf der Platine zusätzlich deutlich wärmer werden, als wenn sie auf Abstandshaltern in der freien Luft hängen. Das steigert die thermische Belastung der Platine noch zusätzlich.
Das ist eine gute Frage. Antwort hab ich keine, aber die klügeren Köpfe hier haben ja bereits geantwortet. Aus meiner Lehre weiß ich nur noch, dass die LEDs und z.B. Spannungsregler extra "Markierungen" hatten und sie somit mit etwas Abstand zur Platine gelötet werden sollten. Widerstände, Elkos und Dioden haben wir aber aufliegend gelötet. Transistoren waren durch die Beinen auch über der Platine.
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"Snap in" mit geformten Beinchen galt irgendwann bei Bauteilen als schick. Saßen halt schon fest in den Löchern, bevor sie ins Lötbad kamen. Bei Fernsehern hatten dickere Bauteile oft um ca. 1-2mm umgeknickte "doppelte" Enden am Draht, die in der Bohrung festklemmten. Gab ja auch Platinen, wo absolut jedes Bauteil platt aufsaß und sämtliche Beine umgebogen hatte. Ich glaube die Beinchenform war am Ende weitgehend Mode, bzw. der gerade im Hause billigsten oder rationellsten Fertigungsmethode geschuldet, ähnlich wie die Leiterbahnführung mit Klebeband nach Gusto des Künstlers, dann mit den ersten Autoroutern in teils bizarren Annäherungen mit 45- oder 90-Grad Winkeln ähnlich einer gepixelten Linie auf einem Heimcomputer. Beim damals üblichen Rauchen in der Wohnung konnte der Teer Bauteile mit mehr Abstand nicht so schnell in die klebrige Staubschicht auf der Platine integrieren. :)
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