Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Deltaroboter : E-Magnet ?


von Reiner D. (dollreiner)


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Hallo,

als Vorbereitung für ein mögliches Schulprojekt möchte ich einen kleinen 
Deltaroboter bauen. Es soll alles selber entwickelt werden, incl. der 
Koordinatentransformation (nur eine Richtung : Welt -> Roboter), und das 
auf Schulmathe-Niveau (also Standard-Geometrie im R3).

Die Mechanik soll Genauigkeit im mm-Bereich leisten, und aus billigen 
Modellbauteilen aufgebaut werden. Aktoren sind Modellbau-Servos (16bit 
Auflösung). Als Gesamtaufwand denke ich so Größenordnung 100 € ohne die 
Servos.

Die Rechentechnik soll komplett auf einem Arduino laufen.

Nix neues eigentlich, alles schon mal dagewesen....
Trotzdem würden mich Tipps, Erfahrungen usw. interessieren.

Ein konkrete Frage wäre z.B., wie gut oder schlecht das mit einem 
E-Magneten als Effektor funktioniert, weil ich keine Pneumatik für einen 
Sauger habe.


Fühlt sich jemand angesprochen, hat sowas schon mal gemacht ?

von Florian L. (muut) Benutzerseite


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16bit werden niemals als Position eines Modelbauservos ankommen. 
Typische Winkelfehler sind da eher Grad. Das skaliert dann mit deiner 
Mechanik hoch.
Millimeter halte ich für unrealistisch.
Bei einem Deltaroboter hast du ja sowieso eine von der aktuellen 
Position abhängige Auflösung.

von Reiner D. (dollreiner)


Angehängte Dateien:

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Hier ein ähnliches Projekt (allerdings mit Raspi statt Arduino und 
anderer Kontext) im Anhang (mp4).
Die Positioniergenauigkeit ist hier rund 1mm (im zentralen 
Arbeitsbereich besser, außen höher) mit größeren 
Standard-Modellbauservos.

Spätere Anmerkung : Film geht hier nicht direkt, oder ?
Also so :  https://www.youtube.com/watch?v=gQY8KksP_1c

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Reiner D. schrieb:
> Ein konkrete Frage wäre z.B., wie gut oder schlecht das mit einem
> E-Magneten als Effektor funktioniert
Kommt wie üblich darauf an: wenn du Kunststoffteile anheben willst, geht 
das mit dem E-Magneten eher schlecht.

>  als Effektor
Du meinst wohl eher einen "Aktor", denn "Effektor" kommt tendenziell 
eher aus der Biologie:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Effektor

von Reiner D. (dollreiner)


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Grundlagen der Robotik, TU Mittelhessen :

"Effektor (auch Tool oder Hand) Bearbeitungswerkzeug am Ende des 
Roboterarmes, wird vom Roboter zum Werkstuck geführt. Große Vielfalt an 
Effektoren, wird oft vom Anwender speziell gefertigt."

..ist aber doch egal, man versteht doch, was ich meine, oder ?


"Kommt wie üblich darauf an: wenn du Kunststoffteile anheben willst, 
geht das mit dem E-Magneten eher schlecht."
Echt ?
Spaß beiseite : ich will Stahlteile (kleine Scheiben) heben und 
aufeinanderschichten. Könnte z.B. sein, daß da der Restmagnetismus des 
E-Magneten Schwierigkeiten macht. Aber ich bin sicher nicht der Erste, 
der das probiert ...

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Reiner D. schrieb:
> ..ist aber doch egal, man versteht doch, was ich meine, oder ?
Ja, aber bitte nicht Plenken. Ein Fragezeichen hat keine eigene Zeile 
verdient!

> "Kommt wie üblich darauf an: wenn du Kunststoffteile anheben willst,
> geht das mit dem E-Magneten eher schlecht."
> Echt ?
Ja, tatsächlich, meine Glaskugel ist grad beim Putzen. Evtl. hättest du 
ja auch einen Zugmagneten als Betätiger für einen Greifer meinen können.

> Spaß beiseite : ich will Stahlteile (kleine Scheiben) heben und
> aufeinanderschichten.
Ich würde mir an deiner Stelle ein paar fertige derartige "Effektoren" 
kaufen. Die nennen sich "Haftmagnet". Denn wenn du sowas selber wickeln 
willst, darfst du nur ganz, ganz dünne Metallscheiben heben wollen:
- 
https://www.magno-sphere.de/elektromagnet-elektro-haftmagnet-freie-anschluess-12-vdc-und-24-vdc_1350_3391/?ReferrerID=7

BTW: bitte nutze die Zitierfunktion: Text markieren und auf "Markierten 
Text zitieren" drücken.

BTW2: so wie ich das sehe, geht es hier im Thread vorrangig um diesen 
Effektor. Es ist also derzeit ein eher mechanisches Problem, und kein 
digitaltechnisches?

: Bearbeitet durch Moderator
von Reiner D. (dollreiner)


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Lothar M. schrieb:
> BTW2: so wie ich das sehe, geht es hier im Thread vorrangig um diesen
> Effektor. Es ist also derzeit ein eher mechanisches Problem, und kein
> digitaltechnisches?

Na ja, schon eher allgemein. Natürlich ist Mechanik dabei, zum Beispiel 
der Hinweis auf die fragliche Positioniergenauigkeit ist sehr wertvoll.

Aber auch die Mathematik ist zum Beispiel Thema, hat sicher schon jemand 
auch selber gerechnet ohne "höhere" Mathematik.

von Clemens S. (zoggl)


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Überleg dir auch wie du den Restmagnetismus im Kern und den Scheiben 
wieder los wirst. Sonnst fällt deine Scheibe nicht mehr ab, oder halten 
untereinander magnetisch zusammen.

Eine kleine H Brücke und mit dem uC eine eine abklingende 
Wechselspannung aufschalten funktioniert recht gut.

Sg

von Reiner D. (dollreiner)


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Klasse, danke.

Mit Elektromagneten habe ich wenig Erfahrung, hatte aber sowas schon 
befürchtet. Also ein Wechselfeld zum Abbau. Ausschleichen mit PWM?

Schon einiges gelernt :

- Bei den Servos auf die Positioniergenauigkeit achten. Mal rechnen, was
  z.B. 0,1° über die Mechanik hochgehebelt bedeuten.

- Restmagnetismus gezielt "löschen".


Unklar ist mir auch die Beeinflussung der Fahrgeschwindigkeit. Einen 
weiten Zielpunkt durch viele kleine Schritte anzufahren erzeugt 
ziemliches Gezappel.
Möglich wäre vielleicht, die Motorversorgung im Servo (direkt vor dem 
Motor) mit PWM zu takten. Wird natürlich niemals linear oder so, aber 
"langsam" und "normal" sollten drin sein.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Reiner D. schrieb:
> Also ein Wechselfeld zum Abbau. Ausschleichen mit PWM?
PWM allein gibt aber kein "Wechselfeld", sondern nur ein mehr oder 
weniger starkes "Gleichfeld". Du musst also eine H-Brücke geeignet 
ansteuern.

> Möglich wäre vielleicht, die Motorversorgung im Servo (direkt vor dem
> Motor) mit PWM zu takten.
Das macht der Servo selber schon (und zwar in allen 4 Quadranten!), da 
willst du nicht noch zusätzlich mit drin rumpfuschen. Wenn, dann musst 
du den Servoregler komplett selber machen.

von Reiner D. (dollreiner)


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Lothar M. schrieb:
> Du musst also eine H-Brücke geeignet
> ansteuern.

Ja klar, darum schreib' ich ja "Wechselfeld".
L298N oder so ...


>> Möglich wäre vielleicht, die Motorversorgung im Servo (direkt vor dem
>> Motor) mit PWM zu takten.
> Das macht der Servo selber schon

Ich dachte, Servos arbeiten mit konstanter Drehrate (also immer der 
gleichen Motordrehzahl) und regeln schaltend. Interessant!

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Reiner D. schrieb:
> L298N oder so ...
Der hat ja noch nicht mal einen Stromregler drin, das ist mal ein 
richtiger Zombie aus dem letzten Jahrtausend... ;-)

Wenn schon, dann nimm halbwegs aktuelle Bauteile:
- 
https://www.ti.com/compare-products/de-de/?id=2005&type=GPT&mode=alternate-gpn&partList=L293,DRV8904-Q1,DRV8231A,DRV8243-Q1,DRV8844,DRV8876&sticky=true

> Ich dachte, Servos arbeiten mit konstanter Drehrate (also immer der
> gleichen Motordrehzahl) und regeln schaltend.
Servos haben natürlich einen PI-Regler drin, sonst wäre das Ding ja 
generell ungenau oder würde schwingen. Dass sich das Ding während langer 
Fahrt konstant dreht, hängt einfach von der Versorgungsspannung ab.

von Reiner D. (dollreiner)


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Lothar M. schrieb:
> Servos haben natürlich einen PI-Regler drin, sonst wäre das Ding ja
> generell ungenau oder würde schwingen. Dass sich das Ding während langer
> Fahrt konstant dreht, hängt einfach von der Versorgungsspannung ab.

Wenn das ein PI-Regler ist, dann müßte der bei sehr kleinen Winkeln auch 
langsamer drehen .. und dann eben nicht "ruckeln". Das probier' ich aus.
Dann wäre die Geschwindigkeit über die Schrittweite beeinflußbar.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Reiner D. schrieb:
> Wenn das ein PI-Regler ist, dann müßte der bei sehr kleinen Winkeln auch
> langsamer drehen
Die Logik passt nicht ganz, denn bei ganz kleinen Schrittwinkeln gibst 
eh' du die Geschwindigkeit vor, weil ja nur alle 10..20ms ein neuer 
Positionswert kommt.

von Purzel H. (hacky)


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Vergiss Servos. Servos bringen vielleicht ein Grad Aufloesung. Dh mit 8 
Bit wird langsame Ende der Fahnenstange sein. Ja, ich hab'verschiedene 
Servos probiert. 16bit PWM auf das Servo im 0.8ms/2.2ms Raster. Einen 
Spiegel auf der Achse mit einem Laserpointer beleuchtet, und die 
Milimeter an der Wand gemessen. Speziell fuer Wiederholbarkeit. Die 
Linearitaet ist weniger wichtig, die Kann man mit einer Tabelle 
korrigieren. Wiederholbarkeit nicht.

Hier sind Stepper angesagt, und zwar im Mikroschritt Mode.
Ich selbst habe einen FLSun Q5 Drucker. Der war um die 300 Euro. Du 
wirst sehr lange brauchen, etwas in dieser Richtung zu bauen. Und mit 
Schulmathe wird's nicht reichen. Die Position zu rechnen ist eins. 
Irgend wann soll auch noch etwas bewegt werden, etwas PID wird auch 
nicht reichen, eher die Differentialgleichungen auseinander nehmen

: Bearbeitet durch User
von Reiner D. (dollreiner)


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Ok, viel gelernt zum Antrieb.
Danke für die Tipps.

Eine andere Frage (ich weiß, ist Mechanik, aber thematisch gehört es 
hierher):

Wie dimensioniert man bei Deltas das Verhältnis der Armlängen (Aktiv / 
Passiv) ? Ich finde einfach kein Kriterium, das hier einen Ansatz 
bietet.

Wieder : dankbar für jeden Tipp !

von Purzel H. (hacky)


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Wie gross, flaechig soll denn der Anfahrbereich sein ? Wieviel Fahrweg 
haben die Aktoren ?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Reiner D. schrieb:
> Wie dimensioniert man bei Deltas das Verhältnis der Armlängen (Aktiv /
> Passiv)
Ich würde sagen: im Prinzip einfach so, dass man jeden Punkt erreicht, 
den man erreichen will. Und dafür ist der angetriebene Arm (wenn er sich 
nach unten und oben bewegen kann) in etwa halb so lang wie der passive 
Arm. Denn dann errricht man die maximale Reichweite und hat dort die 
maximale Kraft:
1
M otor
2
a ngetriebener Arm
3
G elenk
4
p assiver Arm
5
E ffektor
6
7
 G
8
| |
9
a |
10
| | 
11
M |        M    ------ 
12
  |        |
13
  p        a
14
  |        |
15
  E        G    ----- min
16
           |           ^
17
           |           |
18
           |
19
           |          Hub
20
           |
21
           p           |
22
           |           v
23
           E    ----- max
Wenn man sich ein paar Videos anschaut, dann kann man das leicht 
erkennen:
- https://www.youtube.com/results?search_query=delta+robot

> ich weiß, ist Mechanik
Bisher war eigentlich alles nur Mechanik und ich glaube, du solltest dir 
tatsächlich zuerst mal dieses Thema grundsätzlich zu Ende überlegen...

> Wieder : dankbar für jeden Tipp !
Bitte nicht Plenken

!

Wo zur Hölle lernt man das denn überhaupt

?

: Bearbeitet durch Moderator
von Reiner D. (dollreiner)


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Purzel H. schrieb:
> Wie gross, flaechig soll denn der Anfahrbereich sein ? Wieviel Fahrweg
> haben die Aktoren ?

Im Kern alles offen.

Ich dachte an Armlängen von zusammen rund 20..30 cm, das sieht man gut 
in einem Klassenraum und ist doch nicht zu sperrig.

Welche Aktoren da dran sollen, wird entschieden, wenn klar wird, welche 
Genauigkeit machbar ist. Damit wird dann erst eine konkrete Aufgabe 
definiert.
Jedenfalls keine Sauger, sondern entweder Magnet oder ähnlich.

von Reiner D. (dollreiner)


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Lothar M. schrieb:
>> Wieder : dankbar für jeden Tipp !
> Bitte nicht Plenken

Sorry, ich habe mir das im Lauf der Jahre wegen der (meiner Meinung 
nach) besseren Lesbarkeit angewöhnt. Aber es ist euer Forum : ich werde 
versuchen, es zu vermeiden!

Das Armverhältnis 1:2 ist an vielen Bildern oder Filmen in etwa zu 
sehen. Mir fehlt bloß eine wirklich zündende Erklärung, Rechnung.

Im gestreckten Fall ist das einleuchtend, aber in Zwischenwinkeln 
erzeugt das Armverhältnis sehr unterschiedliche Anlenkwinkel, die dann 
auch in die Fehlerfortpflanzung der Mechanikspiele eingehen. Und das ist 
"aus dem Ärmel" kaum zu überblicken. Ich hatte gehofft, jemand kennt 
hier eine Quelle, vielleicht was wissenschaftliches aus einem Lehrbuch 
oder so. Ich hatte selber mal Robotik im Studium, aber da wurden nur 
Knickarme behandelt, und da ist ja alles ganz anders (und auf 
Schulniveau sowieso nicht rechenbar).

Läuft wohl drauf raus, die (abgeschauten) 1:2 zu übernehmen. Wenn's 
Fanuc und Co. so machen, kann es nicht sehr falsch sein ;-) Ich schätze, 
am Ende ist das ein Kompromiss aus Fehlerverhalten, Kraft und möglichem 
Arbeitsraum, der nur für spezielle Arbeitsraum-Konfigurationen anders 
optimiert werden muß.

von Christoph M. (mchris)


Angehängte Dateien:

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Vielleicht kannst du dich an den DIY-Delta-Robotern orientieren, statt 
an den professionellen. Bei den Selbstbaurobotern sieht man die 
Schwierigkeiten leichter und was mit günstigen Teilen möglich ist.

https://www.youtube.com/watch?v=dx5dYdQ7NDo

von Christoph M. (mchris)


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Hier einer mit relativ großen Servos:
https://www.youtube.com/watch?v=bfRIsF71XhE

Und hier noch einen Aufbau mit mehreren Deltaplattformen und einige 
Gedanken zu den Geschwindigkeiten der Servos. Wenn man genau hinschaut, 
sieht man in den Videos die typischen Schwingungsprobleme, die durch 
positionsgeregelte Servos entstehen.
https://www.youtube.com/watch?v=z28Bp8uFvVQ

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Normalerweise sind bei einem Deltaroboter, zB FLSun, alle Arme aktiv. 
Man hat dann 3 Arme mit 3 Antrieben.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Purzel H. schrieb:
> Normalerweise sind bei einem Deltaroboter ... alle Arme aktiv.
Ich verstehe es so:
- aktiv = vom Motor angetrieben
- passiv = über Gelenk am angetriebenen Arm montiert

von Reiner D. (dollreiner)


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Christoph M. schrieb:
> Hier einer mit relativ großen Servos:
> https://www.youtube.com/watch?v=bfRIsF71XhE

Genial, der Sauger und die "Vakuumpumpe".
Würde den Burschen für den Bastler-Nobelpreis vorschlagen!

Der Trick bei der Mechanik mit Servos ist nicht die Verbesserung der 
Genauigkeit, sondern die Anwendung auf Aufgaben, die mit der geringeren 
Präzision zurechtkommen. Im Education-Bereich haben sich dazu z.B. 
speziell geformte Bauteile durchgesetzt, die Mechaniktoleranzen wieder 
gutmachen.
Siehe : https://www.youtube.com/watch?v=gQY8KksP_1c

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