Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Frequenzumformer und FI


von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Ich überlege an die "FLOTT"- Säulenbohrmaschine (SB16, ~ 1KW) einen 
Frequenzumformer zu montieren. Weil, die minimale Drehzahl von 460U/min 
ist für einige Arbeiten doch etwas hoch, speziell reiben in Metall, 
teilweise auch senken.
Nun habe ich hier einen schnuckeligen, 3-phasigen, FU von Mitsubishi 
liegen. FR-S540E-1.5K-EC. Scheint mir eigentlich geeignet.

Wie ist gleich die Sache mit dem Fehlstromschutzschalter in der 
Verteilung, man liest unerquickliche Dinge, man soll viele hundert Taler 
in einen allstromsensitiven Schutzschalter (Typ B)  investieren. Muß das 
sein, bei dem kleinen Motor mit dem kleinen FU? Was ist mit 
Ableitströmen? Töte ich den FI mit Sättigung durch 
Gleichstromkomponenten oder ist er "nur" taub solange die Bohrmaschine 
läuft?

Uwe, ratlos.

von C. D. (derschmied)


Lesenswert?

Lass die Maschine wie sie ist. Der Motor braucht Kühlung, und Luftzufuhr 
braucht Drehzahl. Die Drehzahl elektronisch noch weiter herunter zu 
setzen um Werkzeuge mit für die Maschine zu großem Durchmesser nutzen zu 
können ist nicht zielführend.

Läuft sie zu schnell fürs Werkzeug, ist das Werkzeug nicht geeignet und 
quält die Maschine ohnehin schon sehr. Dann noch per FU eins oben drauf 
zu setzen - das TUT MAN NICHT.

Uwe B. schrieb:
> die minimale Drehzahl von 460U/min ist für einige Arbeiten doch etwas
> hoch, speziell reiben in Metall, teilweise auch senken.

Nächst größeres Modell anschaffen, oder damit leben dass ein FU kein 
Allheilmittel ist.

DerSchmied

von Lu (oszi45)


Lesenswert?

Wenn ich richtige sehe, hat die FB16 oben einen Riementrieb. Evtl. 
könnte man damit erst die Übersetzung noch etwas ändern? Dann bleibt 
zumindest ausreichend Kraft erhalten.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Wie ist gleich die Sache mit dem Fehlstromschutzschalter in der
> Verteilung, man liest unerquickliche Dinge, man soll viele hundert Taler
> in einen allstromsensitiven Schutzschalter (Typ B)  investieren.

Das Problem bei FUs ist, dass die einen Gleichstromzwischenkreis mit 
hohem Energiegehalt haben. Wenn nun dort irgendwas so kaputt geht, dass 
diese Gleichspannung (wenige mA genügen hier bereits) ins Netz 
zurückfließen, wird der Summenstromwandler im normalen RCD gesättigt und 
er wird dadurch praktisch blind. Deshalb ist an Geräten, die mit hohen 
Gleichspannungen und -Strömen arbeiten, wie FUs, Wallboxen usw. ein 
Allstromsensitiver RCD vorgeschrieben, wenn(!) nicht Geräteseitig 
bereits ein Schutz eingebaut ist, wodurch das Gerät bei detektieren 
einer Gleichspannungsrückführung ins Netz selbst abschaltet (ich weiß 
von einigen Wallboxen, im speziellen von den mobilen, dass es dort so 
gelöst ist)

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

C. D. schrieb:

> Die Drehzahl elektronisch noch weiter herunter zu
> setzen um Werkzeuge mit für die Maschine zu großem Durchmesser nutzen zu
> können ist nicht zielführend.

Es geht mir nicht um Werkzeuge mit zu großem Durchmesser es geht 
beispielsweise aktuell um das Erstellen von Passungen 15H7 in 
Kettenrädern mit einer HSS-Reibahle. Dazu brauche ich eine Drehzahl von 
unter 100 U/min aber kein hohes Drehmoment.

> Dann noch per FU eins oben drauf zu setzen - das TUT MAN NICHT.

Doch, die Werkzeugmaschinenhersteller tun das.

> Nächst größeres Modell anschaffen,

Ich brauche keine größere Maschine. Neu würde die Flott SB15 (~4000 
Öcken, Netto) passen, mit Frequenzumrichter drin und 
Gewindeschneideinrichtung. So wie ich mir den Umbau der älteren SB16 
vorstelle. Mit Teilen aus dem Messiregal.

Uwe

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Lu schrieb:
> Wenn ich richtige sehe, hat die FB16 oben einen Riementrieb.

Ja, mit 6 wählbaren Untersetzungen

> Evtl.
> könnte man damit erst die Übersetzung noch etwas ändern?

Das wäre eine ziemlich raumergreifende Geschichte. Dafür gibt (gab) es 
Bohrmaschinen mit zwei Stufen, zwei umsetzbare Riemen. Hab ich leider 
nicht.
Auch gibt es Maschinen mit polumschhaltbaren Motoren, halbe Drehzahl.
(Und das gute Variogetriebe, natürlich...)

Dann bleibt
> zumindest ausreichend Kraft erhalten.

Das ist nicht das Problem.

Uwe

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Lass dich nicht beirren. Unser Schmied ist öfter mal irgendwo in den 
30ern des letzten Jahrtausends stehen geblieben. Ein Wunder dass er in 
dem neuen "Internetz" unterwegs ist.
Klar, Kühlung ist ein Punkt den man beachten muss, aber normalerwiese 
wird eine TBM nur kurz belastet und hat dann wieder Pausen.
Man sollte halt darauf achten dass man die Maschine nicht mit einer 
ungünstigen Untersetzung und einem großen Werkzeug unter Nenndrehzahl 
länger quält.

Das mit dem Typ B habe ich mich auch schon gefragt, aber ich schätze in 
der weiten Welt dürften 90% aller umgerüsteten Bohrmaschinen ohne oder 
mit einem Typ-A laufen. Insofern würde ich es wahrscheinlich in meiner 
Werkstatt machen.

Vielleicht sagt jemand mit Ahnung wie Hinz noch was dazu.

Worauf ich mehr achten würde, schau ob der Umrichter ein extra 
Netzfilter haben will.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Töte ich den FI mit Sättigung durch
> Gleichstromkomponenten oder ist er "nur" taub solange die Bohrmaschine
> läuft?

Ich denke nicht dass man einen Typ-A RCD damit "töten" kann. In einem 
Fehlerfall (Kurzschluss nach Erde) fließen ja auch ggf. bis zum Auslösen 
sogar viele hundert Ampere unsymmetrisch durch den Summenstromwandler 
und ich wüsste nicht dass man einen FI nach einem niederohmigen Schluss 
gegen Erde austauschen müsste.

von C. D. (derschmied)


Lesenswert?

Udo S. schrieb:
> Maschine nicht mit einer ungünstigen Untersetzung und einem großen
> Werkzeug unter Nenndrehzahl länger quält.

Hab ich was anderes behauptet?

Uwe B. schrieb:
> Doch, die Werkzeugmaschinenhersteller tun das.

Sicher, bei Neuentwicklungen. Die ganze Maschine wird darauf abgestimmt. 
Bei einer älteren wie Deiner Flott sollte man nicht unbedacht einzelne 
Parameter ändern.

Udo S. schrieb:
>Unser Schmied ist öfter mal irgendwo in den 30ern des letzten
> Jahrtausends stehen geblieben.

Keineswegs. Ich reite nur nicht blind und mit Hurra auf jede Neuerung 
zu.

DerSchmied

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

C. D. schrieb:
> Bei einer älteren wie Deiner Flott sollte man nicht unbedacht einzelne
> Parameter ändern.

Klar, alle außer dir sind "unbedacht".
Er hat doch reiben und senken angegeben. Ich dachte du bist hier der 
große Mechaniker. Von meinem popeligen Grundpraktikum vor fast 40 Jahren 
in der Werkzeugmacherei scheint aber mehr hängengeblieben zu sein.
Er wird mit seiner schnuckeligen SB16 wohl keine Bohrungen für den 
Verschlussdeckel des Druckbehälters eines AKWs oder für Verschraubungen 
eines Haber Bosch Reaktionsofens bohren wollen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Haber-Bosch-Verfahren#/media/Datei:Ammoniak_Reaktor_BASF.jpg

Es gibt auch Bohrungen kleiner als 25mm Durchmesser :-p
Und auch da will man mal kleinere Drehzahlen zum Gewinde schneiden, 
senken oder reiben. Dabei steigt wahrscheinlich noch nicht mal der Strom 
durch den Motor deutlich an.

Fehlt nur noch dass der nächste kommt und ihm erzählt ohne TREI Schein 
darf er auf keinen Fall auch nur den Stecker abschrauben.

von C. D. (derschmied)


Lesenswert?

Udo S. schrieb:
> Er wird mit seiner schnuckeligen SB16 wohl keine Bohrungen für den
> Verschlussdeckel des Druckbehälters eines AKWs oder für Verschraubungen
> eines Haber Bosch Reaktionsofens bohren wollen.

Übertreib nicht so schamlos, steht auch Dir nicht.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Töte ich den FI mit Sättigung durch
> Gleichstromkomponenten oder ist er "nur" taub solange die Bohrmaschine
> läuft?

er wird Taub, und erholt sich wieder, wenn der Gleichstromfehlerstrom 
(was ein Wort) weg ist. Kaputt geht er also davon nicht, er wirkt halt 
nur nicht mehr aber: das gilt auch nur im Fehlerfall. Aber gut, dafür 
ist er ja da.

von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Christian B. schrieb:
> Gleichstromfehlerstrom
> (was ein Wort)

Den ersten Strom weglassen, dann ist es sogar richtig.

von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Nun habe ich hier einen schnuckeligen, 3-phasigen, FU von Mitsubishi
> liegen. FR-S540E-1.5K-EC. Scheint mir eigentlich geeignet.

Schau im Handbuch nach dem Ableitstrom.

Ich fürchte ein 30mA FI ist da keine gute Idee.

von Thomas R. (thomasr)


Lesenswert?

H. H. schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Nun habe ich hier einen schnuckeligen, 3-phasigen, FU von Mitsubishi
>> liegen. FR-S540E-1.5K-EC. Scheint mir eigentlich geeignet.
>
> Schau im Handbuch nach dem Ableitstrom.
>
> Ich fürchte ein 30mA FI ist da keine gute Idee.

Spannend werden die Ableitströme bei den Harmonischen. Aber eigentlich 
nur bei falschen Filtern.

von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Thomas R. schrieb:
> Spannend werden die Ableitströme bei den Harmonischen. Aber eigentlich
> nur bei falschen Filtern.

Die werden ja eh gerne weggelassen...

von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

C. D. schrieb:
> Der Motor braucht Kühlung,

Zusätzlichen Lüfter anbringen.

Oder aber dem FU mitteilen, dass es nur den motoreigenen Lüfter gibt. 
Der FU kümmert sich dann schon darum, so er richtig parametriert ist.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Kannst du denn einen kleinen Umrichter empfehlen, mit dem man so eine 
Maschine ausstatten kann, damit sie dann noch an einer normalen CEE-16 
Steckdose oder an einer 230V Steckdose, die natürlich mit herkömmlichen 
30mA FI installiert sind, betrieben werden kann.

Ich habe auch noch eine kleine Ixion mit 600W Drehstrommotor.
Die könnte man sogar auf Dreieck umklemmen.

von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Udo S. schrieb:
> Kannst du denn einen kleinen Umrichter empfehlen, mit dem man so
> eine
> Maschine ausstatten kann, damit sie dann noch an einer normalen CEE-16
> Steckdose oder an einer 230V Steckdose, die natürlich mit herkömmlichen
> 30mA FI installiert sind, betrieben werden kann.

An Drehstrom nur mit FI Typ B (ggf zusätzlich zum vorhandenen Typ A, 
aber dann mit DC 6mA), oder eben ohne FI und fest angeschlossen.

An Wechselstrom muss man eben die vorhandenen Y-Kondensatoren abklemmen, 
und dann einen externen Netzfilter vorschalten.


> Ich habe auch noch eine kleine Ixion mit 600W Drehstrommotor.
> Die könnte man sogar auf Dreieck umklemmen.

Da bietet sich ja einer der preiswerten FUs aus China an, aber einen für 
1,5kW nehmen, die Chinesen haben ja gerne andere Watt.

Ein Sinusfilter für den Motor ist auch keine schlechte Idee, kommt der 
Lebensdauer der Motorlager sehr entgegen.

von Patrick W. (hopa)


Lesenswert?

Ich würde an deiner Stelle folgendes tun

1) Stelle den FU auf feldorientierte Regelung und lasse ihn die 
Motoridentifikation durchlaufen.
Dadurch hast du auch ein sehr hohes Drehmoment bei kleinen Drehzahlen.

2) Stelle den FU so um, dass er den Motor in Feldschwächung betreiben 
kann. So 30% sollten passen. Dann kannst du den Riemenantrieb oben so 
umstellen, dass du ~30% weniger Drehzahl hast.

3) Lasse den FI drinnen und ignoriere die ganzen Bedenkenträger oder 
wenn du das Geld übrig hast, dann tausche ihn aus.

4) Montiere noch einen Fusshalter, der bei Betätigung den FU auf 
Linkslauf stellt. Damit wird Gewindeschneiden ein Traum ;)

von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Patrick W. schrieb:
> Motoridentifikation

Haben nicht alle FUs. Und man muss ihr Ergebnis stets konntrollieren.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

H. H. schrieb:
> Ein Sinusfilter für den Motor ist auch keine schlechte Idee

Damit meinst du sowas:
https://de.rs-online.com/web/p/sinuswellenfilter/7396421

von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Udo S. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Ein Sinusfilter für den Motor ist auch keine schlechte Idee
>
> Damit meinst du sowas:
> https://de.rs-online.com/web/p/sinuswellenfilter/7396421

Ist eher für die Netzseite gedacht.

Auf Motorseite kann die kleiner ausfallen, und es kommen ja noch 
Kondensatoren hinzu.

von Armin X. (werweiswas)


Lesenswert?

Wegen den ganzen Bedenkenträgern:
Wie lange ist der FU täglich in Betrieb damit das Risiko eines 
Erblindens des FI tatsächlich zum Tragen kommen könnte? Und wie oft 
kommt es vor, dass ein FU überhaupt einen Gleichfehlerstrom erzeugt 
wodurch er nicht selbst katastrophal stirbt?
Und wie wahrscheinlich ist es, dass genau während der FU am Netz 
angeschlossen ist jemand gleichzeitig an anderer Stelle am selben FI mit 
einer Maschine einen elektrischen Unfall erleidet. Das sind drei Fehler 
die  gleichzeitig auftreten müssen UND der FU muss am Netz und 
eingeschaltet sein. Ja, wenn ein katastrophales Ereignis eintritt kommt 
der Staatsanwalt...
Was ich sagen will ist, schließe den FU fest an das war vor ein paar 
Jahren auf jeden Fall noch zulässig und man musste keinen FU 
vorschalten.

Eine Überlastung des Motors bei der geschilderten Anwendung ist eher 
ausgeschlossen wenn man mit Sinn und Verstand an der Maschine arbeitet. 
Ja, auch das wird von vielen fürsorglichen Menschen permanent infrage 
gestellt...

Ich würde, wie schon angesprochen, den Motor in Dreieck schalten und den 
FU passend parametrieren. Dann kann dieser mit höherer Drehzahl 
betrieben werden wodurch eine größere Untersetzung der Maschine gewählt 
werden kann. Die Kühlung ist dann auch wieder höher.
Und ja, extra für die Bedenkenträger: die Lebensdauer der Motorlager 
reduziert sich. Da die Maschine jedoch nicht im Dauerbetrieb läuft wirst 
Du das kaum erleben dass die Lager kaputt werden.

MfG

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

H. H. schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Nun habe ich hier einen schnuckeligen, 3-phasigen, FU von Mitsubishi
>> liegen. FR-S540E-1.5K-EC. Scheint mir eigentlich geeignet.
>
> Schau im Handbuch nach dem Ableitstrom.
>
> Ich fürchte ein 30mA FI ist da keine gute Idee.

Das ist eh ein Thema welches ich schon immer mal unter die Lupe nehmen 
wollte. Im "Zählerkasten" des Betriebsgebäudes aus den 80ern leben zwei 
FIs, 500mA.
Die Weiler CNC-Drehe mit dicke(re)n FU für den Servomotor der Spindel 
tut. Habe ich "damals" überhaupt nicht drüber nachgedacht. Der kleine FU 
für an die Flott sollte also funktionieren ohne daß der FI nervt.

Wenn ich Christian richtig verstanden habe wird der Typ A FI nur dann 
taub (für Fehler anderer Verbraucher) wenn ein Gleichstromfehler im FU 
passiert? Löst der FI dann (bei Sättigung) aus? Wäre ja okay.

Über den Tausch der Fehlstomschutzschalter werde ich jetzt natürlich 
nachdenken, dann also für die Werkstatt ein teurer B-Typ. 
Andererseits...

Mein dringenstes Problem habe ich erstmal mit dem Erwerb einer 
Handreibahle gelöst. Den FU werde ich testweise an die Maschine hängen, 
ich bin aber sicher daß mich der Komfort überzeugen wird, besonders beim 
Gewindeschneiden. Dazu habe ich aktuell an den freien Platz auf der 
"Frontplatte" einen Wendeschalter montiert, man braucht aber eigentlich 
eine dritte Hand.

Wenn nur die Kiste für den FU an der Bohrmaschine nicht so groß werden 
müsste :-(

Uwe

von Armin X. (werweiswas)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Wenn ich Christian richtig verstanden habe wird der Typ A FI nur dann
> taub (für Fehler anderer Verbraucher) wenn ein Gleichstromfehler im FU
> passiert? Löst der FI dann (bei Sättigung) aus? Wäre ja okay.

Bei DC wird der Kern des FIs magnetisch gesättigt. Gerade deswegen wird 
er nicht mehr auslösen. Um eine notwendige Energie zum Auslösen zu 
übertragung benötigt es Wechselfeld. OK, wenn dann noch ein paar Ampere 
Wechselstrom aufgrund eines zweiten fehlerhaften Gerätes fließen könnt 
er wieder ansprechen. Dann hast Du aber keine Personensicherheit mehr.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


Lesenswert?

Armin X. schrieb:
> keine Personensicherheit mehr

An einer geerdeten Bohrmaschine mit massiven Metallkorpus einen FI zur 
'Personensicherheit' zu verwenden ist doch hoffentlich so eine Art 
Scherz wie der 'Beutel mit den Körnpunkten'?

Eine anständige Bohrmaschine skalpiert den unvorsichtigen Bediener ohne 
Haarnetz mühelos, reißt ihm behandschuhte Finger raus, zerfetz mit 
herumschlagenden Blechen die Hand, zerstört das Auge durch 
herumfliegende Späne, aber das eine korrekt angeschlossene Maschine den 
Bediener elektrisiert, habe ich noch nicht erlebt.

Beitrag #7677253 wurde vom Autor gelöscht.
von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Michael schrieb:
> habe ich noch nicht erlebt.

Kanns also gar nicht geben....

von Maik .. (basteling)


Lesenswert?

Bei der Maschine oder der Installation in Form von Steckdosen und 
Kabeleinführungen kann aber der Schutzleiter unterbrochen sein und die 
nächste Prüfung ist erst in 5 Monaten .. In Werkstätten wird oft grob 
gearbeitet, da geht mal was kaputt und keiner ist es gewesen.

Dann hilft aber ein FI dann schon.

Dazu kommen dann noch solche Spezialitäten wie Kühlschmiermittel auf 
Wasserbasis an einer Bohrmaschine. Gibt es öfter. Ob an portablen Metall 
Kernbohrmaschinen oder an der Standbohrmaschine und der Fräse.

Natürlich gibt es noch die anderen Hobbys der "Benutzer fressen 
wollenden Maschinen". Aber weil es eh gefährlich ist, noch zusätzlich 
den FI weglassen zu wollen ist schon fast Vorsatz.

: Bearbeitet durch User
von Sascha S. (dec)


Lesenswert?

Hallo,
ich habe meine Standbohrmaschine auch mit einem FU ausgestattet. Den 
Riementrieb habe ich gleichzeitig durch einen Zahnriemen ersetzt um 
jeglichen Schlupf zu unterbinden.
Um mir den FI zu sparen ist die Maschine einfach per Anschlusskasten 
fest angeschlossen.
Ich habe auch noch ein Fußpedal für die Richtungsumkehr angeschlossen - 
damit kann man perfekt Gewinde bohren.
Die Motortemperatur wird durch den NTC in der Wicklung vom FU überwacht, 
da kam noch nie ne Abschaltung beim Gewindebohren/Reiben/Senken.

Grüße

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


Lesenswert?

Maik .. schrieb:
> den FI weglassen zu wollen ist schon fast Vorsatz.
Mimimi...
Millionen Altinstallationen ohne FI und trotzdem ohne Leichenberge.

Maik .. schrieb:
> Kühlschmiermittel auf
> Wasserbasis an einer Bohrmaschine.

Also wenn der PE unterbrochen ist und Phase einen Körperschluss hat 
oder der Schutz gegen eindringendes Wasser vollständig versagt und 
die halbe Elektrik mit Wasser vollläuft dann könnte ein FI helfen.

Ja, an so eine Bohrmaschine sollte man nur mit Vollschutz und einem 
Ausgebildeten Sani mit Defibrillator im Anschlag.
Wie bin ich nur so alt geworden?
Ist ja alles voll gefährlich hier.

von Maik .. (basteling)


Lesenswert?

MKN - Du kannst Dich selber durch einen grob fahrlässig verursachten 
Stromunfall umbringen - will ich nicht - kannst Du aber.

Vielleicht bist Du aber auch nur zu geizig für eine vernünftige 
Installation.

... Aber Anderen Deine offensichtlich grob fahrlässige Weltsicht in 
einem Forum zu empfehlen - spricht nicht für Dich.

Bei mir in der Nachbarstraße gab es mal einen Stromunfall, das einzige 
Kind der Familie hätte das mit installiertem FI wohl problemlos 
überlebt.

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Michael schrieb:
> Maik .. schrieb:
>> den FI weglassen zu wollen ist schon fast Vorsatz.
> Mimimi...
> Millionen Altinstallationen ohne FI und trotzdem ohne Leichenberge.

Hier im 80er Jahre Betriebsgebäude müssten eigentlich überhaupt keine 
FIs installiert sein. In einer mir bekannten Werkhalle einer größeren 
Maschinenbaufirma aus den 2000ern gibt es keinerlei 
Fehlerstromschutzschalter. Trotz jeder Menge großer und kleiner 
Steckdosen sowie regelmäßiger Überprüfung der Anlage.
Es gibt auch keine Nachrüstpflicht.

Scheint dann doch nicht soo wichtig zu sein...

Uwe

von Gunnar F. (gufi36)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Scheint dann doch nicht soo wichtig zu sein...

Privat habe ich auch keine. Haus Bj. 1978, da gab es das nicht. Jetzt 
lehne ich das nicht kategorisch ab, ich sehe da schon großen Nutzen 
drin. (Typ A) Nur wenn ich jetzt einen Elektriker ins Haus hole und 
sage: "mach mal alles zum Stand der Technik" dann platzt der vor Freude.

Beruflich mußte ich mich mit dem Thema auch auseinander setzen, weil wir 
für unsere Kunden Empfehlungen aussprechen müssen, welche FI einzusetzen 
sind. Die freuen sich halt auch, wenn sie ab sofort das fünffache 
ausgeben müssen.
Sehr aufschlußreich war für mich dann dieses Dokument von Siemens:
https://assets.new.siemens.com/siemens/assets/api/uuid:b1a08640-15f4-4973-9e3d-246c70909b73/211015-Elektoinstallation-im-Wandel.pdf
Zitat:
"Relevante Normen wie die der Reihe DIN VDE 0100 werden ebenfalls 
Schritt für Schritt an die neuen Herausforderungen angepasst. Das hat 
nicht nur Auswirkungen auf Neubauten. Auch Eigentümer und Betreiber von 
Bestandsobjek-ten werden in angemessene Modernisierungen der 
Elektroinstallation investieren müssen. Unter Berücksichtigung der 
Zahlen erwächst daraus eine enorme Chance für das E-Handwerk. Mehr als 
70 Prozent des Gebäudebestandeswurden beispielsweise in Deutschland vor 
1980 errichtet –und ihre Elektroinstallation bei Renovierungen meist 
unangetastet gelassen."

Damit versteht man die Freude des Elektrikers oben etwas besser!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael schrieb:
> An einer geerdeten Bohrmaschine mit massiven Metallkorpus einen FI zur
> 'Personensicherheit' zu verwenden ist doch hoffentlich so eine Art
> Scherz wie der 'Beutel mit den Körnpunkten'?

Dann verstehst Du offenbar nichts von der ganzen Thematik, hast aber 
dafür eine umso stärkere Meinung.

Das Problem besteht darin, dass ein defekter FU dazu führen kann, dass 
der FI-Schalter blind wird für jegliche kleine(!) Fehlerströme. Dadurch 
werden ggf. andere Personen gefährdet, die ein gänzlich anderes Gerät 
verwenden, welches ggf. an einem ganz anderen Stromkreis hängt, das aber 
denselben FI-Schalter verwendet. So wie in sehr vielen privaten und 
geschäftlichen Gebäuden, deren Elektroinstallation aus der Frühzeit der 
FI-Schalter stammt, als diese noch astronomisch teuer waren und man 
daher entweder nur z.B. das Bad oder eben das ganze Gebäude mit einem 
einzigen versah.

Relevant ist das ganze aber hauptsächlich bei Geräten mit hoher 
elektrischer Leistung und Langzeitbetrieb, d.h. Wallbox, Wärmepumpe, 
Klimaanlage. Bei einer nur sporadisch für einige Sekunden genutzten 
Bohrmaschine hält sich das Risiko doch einigermaßen in Grenzen, dass 
exakt während des Bohrens eine andere Personen einen Elektrounfall 
erleidet. Wenn jedoch ein FU eingangsseitig dauerhaft an der 
Netzspannung hängt, kann eine defekte, primärseitige Gleichrichterdiode 
zu einem Fehlerstrom führen, der potentiell den FI-Schalter magnetisch 
sättigt.

Streng genommen kann das aber auch bei beliebigen Geräten mit 
primärseitigem Gleichrichter passieren, also einem Großteil aller Geräte 
mit Schaltnetzteil.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Maik .. schrieb:
> Bei mir in der Nachbarstraße gab es mal einen Stromunfall, das einzige
> Kind der Familie hätte das mit installiertem FI wohl problemlos
> überlebt.

Wenn die Familie mehrere Kinder gehabt hätte, wäre das weniger schlimm 
gewesen?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Gunnar F. schrieb:
> Damit versteht man die Freude des Elektrikers oben etwas besser!

Der Elektriker freut sich darüber, die ganze Installation modernisieren 
zu dürfen, aber nicht darüber, möglichst teure allstromsensitive 
FI-Schalter einzubauen, da diese eine prozentual deutlich geringere 
Marge besitzen. Kein fachunkundiger Kunde würde reklamieren, wenn auf 
der Rechnung z.B. drei FI-Schalter (Typ A) a EUR 100,- auftauchen, da 
diese in den Gesamtkosten untergehen. Der Elektriker kauft diese aber 
für nur EUR 25,- ein, macht also 300 % Marge. Wenn er jedoch die gleiche 
Marge bei Typ B ansetzt, stehen da also plötzlich insgesamt EUR 3.000,-. 
Das ist plötzlich einer der größten Material-Einzelposten.

Und bei vielen Modernisierungsprojekten wird es auch einen harte 
Preisobergrenze geben, z.B. EUR 10.000,- für ein Einfamilienhaus. Der 
andere Elektriker, der die Sache nicht ganz so genau nimmt und nur Typ A 
verbaut, bleibt damit ggf. knapp unter dieser Grenze und bekommt den 
Auftrag. Dafür steht dann im Kleingedruckten des Angebots, dass der 
Kunde auf keinen Fall Geräte mit potentiellem Fehlergleichstrom 
betreiben darf. Aus dem Grund nimmt er auch die zu installierende 
Wallbox aus dem Modernisierungsangebot heraus und bietet sie separat an. 
In deren Angebot steht wiederum drin, dass der Kunde zusichert, dass das 
Haus mit allstromsensitiven FI ausgestattet ist; ansonsten könne der 
Elektriker einen ggf. nicht geeigneten FI kurzerhand kostenpflichtig(!) 
austauschen. So sichert man sich beide Aufträge und hält zum Zeitpunkt 
der Auftragsvergabe die Kostenobergrenze ein.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Gunnar F. schrieb:
> Damit versteht man die Freude des Elektrikers oben etwas besser!

Vor allem wenn er dann bei Privatpersonen statt das Straßenpreises eines 
RCDs Typ A z.B Hager CDA440D von ca. 40 Euro den Listenpreis von 120,20 
zuzgl. MWst ansetzt.
200% Gewinn nur damit der Posten über seine Bücher geht ist an 
ansehnliches Zubrot.

von Martin S. (sirnails)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Der Elektriker kauft diese aber
> für nur EUR 25,- ein, macht also 300 % Marge. Wenn er jedoch die gleiche
> Marge bei Typ B ansetzt, stehen da also plötzlich insgesamt EUR 3.000,-.

Rot der Preis Netto, Schwarz darunter der Preis Brutto exkl. MwSt. Der 
Kunde bekommt also runde 908,86 Euro in Rechnung gestellt dafür, obwohl 
der EK bei 260,20 liegt. Ist also sogar der Faktor 3,5. Und jetzt ist 
noch gar kein zusätzlicher Kundenpreisaufschlag eingepreist. Das ist nur 
die übliche Händlermarge.

Man kann bei Großhändlern einen beliebigen Aufpreisfaktor einstellen. 
Dann sieht der Kunde die Händlerpreise nicht, dafür aber die vom 
Elektriker proklamierten Mondpreise "Sehen Sie her, ich kann's Ihnen 
zeigen, der kostet so viel beim Großhändler".

Ein rotzedreistes Geschäft, das jeglicher Ehrlichkeit entbehrt. 
Berechnet wird für alles die Meisterstunde mit runden 90-120 Euro, 70% 
der Arbeit macht der Azubi, 28% kontrolliert der Geselle und 2% sieht 
man den Meister bei Akquise und Abzeichnen vom E-Test. Zusätzlich zu dem 
eigentlich viel zu hohen Stundensatz zahlt man noch zigfach drauf, weil 
Rabatte Verschlungen, und Preise dafür noch mit Aufschlägen versehen 
werden.

NYM-J 3x1,5 von NEUT liegt bei 53ct. pro Meter. DN25 FFkUS von Hegler 
bei 85ct pro Meter. Eine UP-Schuko Steckdose (mit Blende Alpinweiß) 3,77 
Euro. Typischerweise verlangt ein Elektriker pro Steckdose 100 Euro. Bei 
3,77 für den Einsatz, nen Euro für die UP-Dose und 15 Meter 
Anschlussleitung im sündhaft teuren FFKUS Rohr (Panzerrohr) macht das 
reale Materialkosten von 25,50 Euro. Er berechnet also 75 Euro für die 
Verlegung. Selbst wenn der Azubi Mindestlohn bekommen würde, braucht er 
keine knappen 6 Stunden dafür.

Ich wollte zwar keinen Punkt machen (außer, dass ich Andreas zustimme), 
aber hab mich in etwas Hasstirade verloren. Verzeihung.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Das Problem besteht darin, dass ein defekter FU dazu führen kann, dass
> der FI-Schalter blind wird für jegliche kleine(!) Fehlerströme.

Mir vorwerfen ich hätte keine Ahnung, dann aber lustig weiter das FI 
Pferd reiten, wo ich sage 'kein FI nötig'.

Nein, ich habe keinerlei Ahnung davon wie es sein muß bereits auf der 
Entbindungsstation 32 Versicherungen gegen alles und jedes 
abzuschliessen und in Watte gepackt aufzuwachsen, um sich dann bei jeder 
realen oder eingebildeten Gefahr nass zu machen, sofern man sich denn 
mal von sicheren Schreibtisch wegbewegt.

Eine Bohrmaschine ist ganz prinzipiell ein potentiel gefährliches Gerät 
das nur von Fachleuten bedient werden sollte.
Dazu gehört das die Fachkraft sich vor Arbeitsbeginn einen groben 
Überblick darüber verschaft ob das Gerät betriebssicher ist.
Ein PE in der Steckdose fällt nicht einfach ab.
Wenn der abgerissen ist, hat eine erhebliche Krafteinwirkung 
stattgefunden.
Davon unterichtet die Fachkraft ihren Fachvorgesetzten der eine 
Aufsichtspflicht hat und entsprechende Maßnahmen ergreift.

Nun kommt aber die Mimimi-Mikrocontroller Meute und faselt von 
verdampfenden Kleinkindern und das der Bohrmaschinen FI nicht mehr 
auslöst, wenn der Badezimmerföhn am gleichen Stromkreis unter der Dusche 
benutzt wird.
Das ist einfach lächerlich!

Eine Bohrmaschine mit FU steht schwerlich im Kinderzimmer oder unter der 
Dusche.
Kommt mal wieder klar!
In besonders schutzbedürftigen Bereichen mit unzurechnungsfähigen 
Personen wie Kleinkindern oder Alten, ist selbstverständlich ein FI 
dringend anzuraten.
Davon war aber überhaupt keine Rede.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Michael schrieb:
> wo ich sage 'kein FI nötig'

Die anerkannten Regeln aka Din VDE 0100 sagt da aber meines Wissens 
etwas anderes.
Und gerade wenn jemand ohne TREI Schein da etwas macht sollte er die 
Regeln möglichst vollständig beherzigen, sonst sind die "fachkundigen" 
die ersten, die mit dem Finger auf einen zeigen, auch wenn sie gerne 
selber die Regeln auch mal freier interpretieren.

Ich hätte kein prinzipielles Problem damit in MEINER privaten Werkstatt 
die Bohrmaschine ohne RCD anzuschließen, aber wenn ich kann baue ich 
trotzdem einen ein.

Mal sehen, erst muss ich bis nächstes Jahr eine neue Werkstatt bauen :-(

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael schrieb:
> Mir vorwerfen ich hätte keine Ahnung, dann aber lustig weiter das FI
> Pferd reiten, wo ich sage 'kein FI nötig'.

Die Bohrmaschine an einem Stromkreis ohne jeglichen FI zu betreiben, 
wäre ja auch kein Problem. Das Problem besteht doch nur dann, wenn es 
eben andere Stromkreise gibt, deren vorgeschalteter FI "blind" werden 
kann.

> sofern man sich denn
> mal von sicheren Schreibtisch wegbewegt.

Vielleicht hättest Du mal ein paar mehr Stunden am Schreibtisch 
verbracht, um Dich mit den Grundlagen der Elektrotechnik vertraut zu 
machen, statt nur auf dem Stammtisch Parolen zu skandieren.

> Eine Bohrmaschine ist ganz prinzipiell ein potentiel gefährliches Gerät
> das nur von Fachleuten bedient werden sollte.
> Dazu gehört das die Fachkraft sich vor Arbeitsbeginn einen groben
> Überblick darüber verschaft ob das Gerät betriebssicher ist.

Ach, wirklich?

> Ein PE in der Steckdose fällt nicht einfach ab.
> Wenn der abgerissen ist, hat eine erhebliche Krafteinwirkung
> stattgefunden.

Es ist aber ggf. nicht ohne weiteres zu sehen, ob eine der 
Gleichrichterdioden im Frequenzumrichter defekt ist.

> Davon unterichtet die Fachkraft ihren Fachvorgesetzten der eine
> Aufsichtspflicht hat und entsprechende Maßnahmen ergreift.

Zuhause im Bastelkeller?

> Eine Bohrmaschine mit FU steht schwerlich im Kinderzimmer oder unter der
> Dusche.

Genau darin besteht doch das potentielle Problem.

> Kommt mal wieder klar!
> In besonders schutzbedürftigen Bereichen mit unzurechnungsfähigen
> Personen wie Kleinkindern oder Alten, ist selbstverständlich ein FI
> dringend anzuraten.
> Davon war aber überhaupt keine Rede.

Genau der FI, der die anderen Bereiche des Hauses schützen soll, 
funktioniert dann eben nicht mehr. Ein Großteil der Hausinstallationen 
enthält nur einen FI.

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Michael schrieb:
> Eine Bohrmaschine ist ganz prinzipiell ein potentiel gefährliches Gerät
> das nur von Fachleuten bedient werden sollte.

Das sind aber meist Mechaniker. Oder Tischler. Fachleute auf ihrem 
Gebiet.

> Ein PE in der Steckdose fällt nicht einfach ab.
> Wenn der abgerissen ist, hat eine erhebliche Krafteinwirkung
> stattgefunden.

Oder so, ein Beispiel aus der Praxis:
Der Azuzbi hat die Kabeltrommel geflickt, der Stapler ist über den 
Stecker gefahren. Er wusste nichts von Aderendhülsen und daß man den 
Schutzleiter möglichst etwas länger läßt. Er hat auch die Isolierung des 
Kabels nicht unter die Zugentlastung bekommen, war ja etwas eng dieser 
blöde Stecker aus dem Baumarkt und war auch eigentlich schon Mittag.
Man ist als Mechanikerazubi auch und sowieso völlig überqualifiziert.

> Davon unterichtet die Fachkraft ihren Fachvorgesetzten der eine
> Aufsichtspflicht hat und entsprechende Maßnahmen ergreift.

Im größeren Industriebetrieb könnte das so stattfinden.

Uwe

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> Michael schrieb:
>> Eine Bohrmaschine ist ganz prinzipiell ein potentiel gefährliches Gerät
>> das nur von Fachleuten bedient werden sollte.
>
> Das sind aber meist Mechaniker. Oder Tischler. Fachleute auf *ihrem*
> Gebiet.

Ich habe auch schon eine Maschine gesehen, die von einem sehr erfahrenen 
Schlosser gebaut wurde und auch einwandfrei funktionierte. Für die 
Netzspannung hatte er aber eine Schukosteckdose an der Maschine montiert 
und eine Anschlussleitung mit zwei Schukosteckern mitgeliefert. Und so 
etwas ist kein Einzelfall.

Einer meiner Kunden lieferte auch jahrelang Geräte aus, in deren 
interner Verkabelung Netzspannung über einen Mini-DIN-Stecker geführt 
wurde. Der zuständige Konstrukteur hatte nur gelesen, dass diese eine 
Spannungsfestigkeit von 250 V aufweisen, ohne sich jedoch Gedanken über 
Prüfspannungen usw. zu machen. Nachdem ich das rein zufällig bemerkte, 
wurde das auch sofort bei allen künftigen Produkten korrigiert. Und das 
wird sicherlich auch kein Einzelfall gewesen sein.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Martin S. schrieb:
> Ein rotzedreistes Geschäft, das jeglicher Ehrlichkeit entbehrt.

Ja, aber was will man dagegen tun? Die Strolche verbauen gestelltes 
Material, was der Kunde stellt, normalerweise nicht, wegen der 
Garantiefragen... Lächerlich. Naja, alles, was ich selbst machen kann, 
mach ich selbst. Das ist die Folge davon, denn ich sehe das auch nicht 
ein. Wenn die Handwerker nicht hin kommen, mit ihrer Kohle, müssen sie 
die Stundenpreise anpassen, das geht aber nicht, weil niemand eine 
Azubistunde von 200 Euro zahlen will. Nun könnte man auf der anderen 
Seite fragen, weshalb sind die Kosten der Handwerker so hoch. Aber da 
kenne ich mich nicht aus. Vielleicht könnte man da etwas dagegen tun.

von Christian M. (likeme)


Lesenswert?

Uwe B. schrieb:
> man soll viele hundert Taler
> in einen allstromsensitiven Schutzschalter (Typ B)  investieren.

also einen Umformer mit mehreren kW kannst du an einem normalen 30mA Fi 
prinzipiell nicht betreiben, denn da entsteht zu viel kapazitiv 
gekoppelte Energie die im Motor dann gegen Erde wegläuft und den Fi dann 
auslöst. Man betreibet den Motor ja mit modulierter Hochfrequenz. Ein 
kleinen Motor, weniger Kapazität weil weniger Fläche im Inneren, macht 
indes oft keine Probleme.

von Michi S. (mista_s)


Lesenswert?

Christian B. schrieb:
> wegen der Garantiefragen...

Offensichtlicher vorgeschoben kann ein juristisches Argument ja kaum 
mehr sein, als in Punkto Fachterminologie gleich mal voll daneben zu 
liegen.


Christian B. schrieb:
> müssen sie die Stundenpreise anpassen,
> das geht aber nicht, weil niemand eine
> Azubistunde von 200 Euro zahlen will.

Wobei dieser ominöse niemand offenbar als einziger rechnen kann; denn 
bei selbst gestelltem (oder fair kalkulierten) Material könnte sich das 
für den Kunden bei größeren Aufträgen sehr schnell auszahlen. Bei 
Bagatellaufträgen (ohne wesentlichen Materialeinsatz) dagegen rechnet 
sichs plötzlich für den Handwerker wieder, diese anzunehmen, während der 
Kunde überglücklich ist, daß ihm bei seinem Problem überhaupt geholfen 
wird.



Andreas S. schrieb:
> Für die Netzspannung hatte er aber eine Schukosteckdose
> an der Maschine montiert und eine Anschlussleitung
> mit zwei Schukosteckern mitgeliefert.

Ja gut, was hätte er denn machen sollen, direkt an die Maschine 
montierbare Schukostecker (m) sind schließlich im Handel kaum zu 
bekommen (vmtl. weil kreative Geister daraus allerlei hochgefährliche 
Dinge basteln könnten) und eine an der Maschine baumelnde 
Anschlussleitung war halt mit seinen ästhetischen Ansprüchen nicht in 
Einklang zu bringen. Ich gehe mal davon aus, daß er in die 
Bedienungsanleitung ein paar extra-fett gedruckte Warnhinweise (mit 
Totenkopfsymbol) aufgenommen hatte.



Martin S. schrieb:
> Man kann bei Großhändlern einen beliebigen Aufpreisfaktor
> einstellen.

> Dann sieht der Kunde die Händlerpreise nicht,
> dafür aber die vom Elektriker proklamierten
> Mondpreise "Sehen Sie her, ich kann's Ihnen zeigen, der
> kostet so viel beim Großhändler".

Wassesnichtallesschongibt! ;)
Würde mir ein Handwerker mit so einem 'Beweis' ankommen, dann würd ich 
dem wohl in etwa folgendes erwidern:

Interessant, da würde ich ihnen dringend empfehlen mal mit ihren 
Lieferanten nachzuverhandeln, die ziehen sie wohl gewaltig übern Tisch. 
Mal so ganz unter uns, der neue Kollege von ihnen in Nachbarort kriegt 
nämlich dasselbe Teil beim selben Händler um ein gutes drittel billiger, 
hat mir vor 'n paar Tagen selber gezeigt; und so gewaltig höhere Umsätze 
als sie kann der doch nie im Leben generieren, hat doch grad erst 
aufgesperrt.
Guter Mann, sie sollten wirklich an ihrer Verhandlungstechnik arbeiten, 
damit sie nicht ständig von ihren Lieferanten dermaßen über den Tisch 
gezogen werden, das ist ja wirklich schlimm.

oder als Alternativvariante mein Geheimtipp:

Ich kenne da ja einige Kleinhändler, die ihnen völlig problemlos und 
gern auch größere Mengen liefern; zwar kenn ich jetzt deren 
Preisstaffeln nicht im Detail, aber schon Einzelstücke kriegen sie dort 
um weniger als die Hälfte.

von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

Christian B. schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Ein rotzedreistes Geschäft, das jeglicher Ehrlichkeit entbehrt.
>
> Ja, aber was will man dagegen tun? Die Strolche verbauen gestelltes
> Material, was der Kunde stellt, normalerweise nicht, wegen der
> Garantiefragen... Lächerlich.

Tun? Nichts. Leider. Man ist ja oftmals auf Handwerker angewiesen. Das 
Können und das Dürfen.

Die Garantieausrede ist natürlich komplett an den Haaren herbeigezogen. 
Es geht um den Schutz der Marge. Auch die Antwort "Ja, aber dann geben 
wir keine Garantie" ist Bullshit, denn für Materialfehler haftet ohnehin 
der Hersteller, bei fachgemäßem Einbau muss er auch für die Korrekt 
(d.h. inkl. Arbeitszeit haften), und für die Arbeitsleistung - auch bei 
Fremdmaterial - haftet der Handwerker.

> Nun könnte man auf der anderen
> Seite fragen, weshalb sind die Kosten der Handwerker so hoch.

Weil sie sehr gutes Geld verdienen. Die Angestellten werden schlecht 
bezahlt. Will es kein Deutscher machen, gibt's nen billigeren Polen. Für 
den X5, ein paar Immobilien muss genug verdient werden.

> Aber da
> kenne ich mich nicht aus. Vielleicht könnte man da etwas dagegen tun.

Nein. Auf den nächsten Crash warten. Wenn keiner mehr baut, weil die 
Zinsen bei 5-7% liegen, kommt das große Gejammer. Ausbaden werden es 
ohnehin nur die Angestellten, die vorher schon wenig verdient haben, und 
dann gar nichts mehr.

von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

Michi S. schrieb:
> Ich kenne da ja einige Kleinhändler, die ihnen völlig problemlos und
> gern auch größere Mengen liefern; zwar kenn ich jetzt deren
> Preisstaffeln nicht im Detail, aber schon Einzelstücke kriegen sie dort
> um weniger als die Hälfte.

"Aha gut, dann werden wir uns da nochmal umsehen. Aber momentan kann ich 
Ihnen nichts anderes anbieten."

(... geht zu einem anderen Elektriker ...)

"Die Anlage ist nicht von uns? Dann tut es uns leid, aber aktuell können 
wir keine Neukunden aufnehmen."

Versuche aktuell mal eine Wartung für eine PV-Anlage zu bekommen. Mein 
Kumpel wartet seit bald einem halben Jahr. Einer von um die 20! Betriebe 
hat überhaupt zugesagt, zu kommen.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Michi S. schrieb:
> Wobei dieser ominöse niemand offenbar als einziger rechnen kann; denn
> bei selbst gestelltem (oder fair kalkulierten) Material könnte sich das
> für den Kunden bei größeren Aufträgen sehr schnell auszahlen. Bei
> Bagatellaufträgen (ohne wesentlichen Materialeinsatz) dagegen rechnet
> sichs plötzlich für den Handwerker wieder, diese anzunehmen, während der
> Kunde überglücklich ist, daß ihm bei seinem Problem überhaupt geholfen
> wird.

Noch viel interessanter ist ja, dass dieser niemand auch noch einen 
deutlich größeren Nutzwert hat, denn soweit ich weiß, darf man bei 
Handwerkerrechnungen nur die Arbeitsleistung und ggf. die Fahrtkosten 
steuerlich geltend machen, nicht aber die Teilekosten. Ein hoher Posten 
Arbeitskosten ist so praktisch für den Endkunden auch sinnvoll... Ich 
meine, niemand hat etwas gegen eine angemessene Handlingpauschale, klar, 
der Händler muss zum Großhändler fahren bzw. hat allgemein Lieferkosten, 
er muss die Ware dort ins Bestellsystem eintragen. Am Ende ggf. noch 
zwischenlagern. Das kostet alles mindestens Zeit und damit Geld. Aber 
mehr als 25% Aufpreis sehe ich hier definitiv nicht, oder nur in 
Ausnahmefällen. Tja. Leider ist es halt aber schwierig, manche Sachen 
ohne Handwerker zu erledigen, PV Anlage oder Wärmepumpe sind halt so 
Sachen, wo man teilweise auch wenig in Eigenleistung erledigen kann. 
Aktuell geht es den Handwerkern immer noch so gut, dass die Preise hoch 
gehalten werden können.

Martin S. schrieb:
> Nein. Auf den nächsten Crash warten. Wenn keiner mehr baut, weil die
> Zinsen bei 5-7% liegen

Das sehe ich nicht. In den 90-er Jahren waren die Bauzinsen teilweise 
höher, meines Wissens nach, es wurde trotzdem gebaut. zu hohe 
Grundstückspreise sind ein Showstopper, aber die allgemeinen Zinsen oder 
Baukosten, eher nicht.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Martin S. schrieb:
> Die Garantieausrede ist natürlich komplett an den Haaren herbeigezogen.
> Es geht um den Schutz der Marge. Auch die Antwort "Ja, aber dann geben
> wir keine Garantie" ist Bullshit, denn für Materialfehler haftet ohnehin
> der Hersteller, bei fachgemäßem Einbau muss er auch für die Korrekt
> (d.h. inkl. Arbeitszeit haften), und für die Arbeitsleistung - auch bei
> Fremdmaterial - haftet der Handwerker.

Das mag zwar in vielen Fällen an den Haaren herbeigezogen sein, aber 
öfter als befürchtet durchaus zutreffen. Bei 
Elektroinstallationsmaterial gibt es sehr viele unfassbar schlechte 
Plagiate, denen wichtige Funktionen fehlen. Da werden 
Leitungsschutzschalter aller bekannten Marken mit allen Prüfsiegeln 
angeboten, die keinerlei Schutzfunktion besitzen, sondern einfache 
Schalter sind. Wie ich schon in mehreren anderen Threads ausführte, 
wurde eine Bekannter von mir (Selbstständiger Elektriker) von einem 
großen Bauträger dazu gezwungen, sein Elektromaterial bei einem dubiosen 
russischen Händler einzukaufen, und zwar zu spotbilligen Konditionen. 
Der Bauträger legte großen Wert darauf, nicht in das Geschäft mit dem 
Russen involviert zu werden. Nachdem mein Bekannter dann 
stichprobenartig einen LS geöffnet und darin gähnende Leere vorgefunden 
hatte, sah er natürlich von dem Geschäft ab. Der Bauträger hätte ohnehin 
nur einen Pauschalpreis von damals (um 2000) DM 2.500,- für die 
komplette Elektroinstallation inklusive Material eines 
Standard-Einfamilienhauses bezahlt. Aber dann eben gleich für hundert 
Häuser oder so.

Das wirklich Schlimme an der Sache ist, dass der Bauträger mit 
Sicherheit irgendeinen Elektriker gefunden haben wird, der nicht so 
genau hinschaut und ohnehin unter Druck stand, dass er auf solche 
Geschäfte eingehen musste. Und nun stehen eben nicht nur hundert, 
sondern vermutlich tausende an Häusern ohne funktionsfähige LS in der 
Gegend herum. Und der Bauträger wird mit Sicherheit keine Ausnahme 
gewesen sein. Und die Elektroinstallationen sind nur ein Teil der 
Angelegenheit. Der Gasinstallateur wird mit Sicherheit auch bei solch 
einem Händler einkaufen dürfen.

Ein ehemaliger Kollege ließ mal sein Wohnzimmer renovieren. Als Erstes 
wurde der alte Teppichboden herausgerissen. Am nächsten Tag war das 
ganze Wohnzimmer voll mit toten Insekten, die offenbar durch den Geruch 
angelockt wurden und sofort verendeten. Er rief sofort einen Gutachter, 
der eine Probe nahm und im Labor untersuchen ließ. Es handelte sich um 
einen hochgradig giftigen Teppichkleber, dessen Ausdünstungen schwere 
Nervenschäden verursachen können und dessen Verwendung in Deutschland 
schon immer streng verboten war. Mein Kollege stellte daraufhin den 
vorherigen Eigentümer des Hauses zur Rede. Er erinnerte sich noch daran, 
dass das Bauunternehmen damals osteuropäische Subunternehmer mit der 
Teppichverlegung beauftragt hatte. Auch an die kyrillisch beschrifteten 
Behälter mit dem unglaublich stinkenden Teppichkleber erinnerte er sich 
noch dunkel.

von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Das mag zwar in vielen Fällen an den Haaren herbeigezogen sein, aber
> öfter als befürchtet durchaus zutreffen. Bei
> Elektroinstallationsmaterial gibt es sehr viele unfassbar schlechte
> Plagiate, denen wichtige Funktionen fehlen. Da werden
> Leitungsschutzschalter aller bekannten Marken mit allen Prüfsiegeln
> angeboten, die keinerlei Schutzfunktion besitzen, sondern einfache
> Schalter sind.

Das ist dann aber ein Problem des Käufers, und nicht des Elektrikers. 
Klar, wenn beim E-Test der RCD nicht auslöst, dann ist was gewaltig 
faul, und dann darf der Elektriker die Arbeit auch nicht abnehmen. Hier 
hat er sogar den doppelten Spaß, weil der Kunde dann notgedrungen doch 
bei ihm kaufen muss, und damit dreifach bezahlt.

Dinge, die nicht offensichtlich sind, kann der Elektriker gar nicht in 
Haftung genommen werden. Solange er keine Pflichtverletzung begeht. Wie 
gesagt: Dass der Elektriker für das Material keine Haftung übernimmt, 
ist vollkommen in Ordnung. Das Risiko muss man dann selbst tragen, wenn 
etwas sein sollte.

Abseits davon kann der Elektriker zum Selbstschutz auf Rechnungen 
bestehen. Wandelt (auch wenn's ein Saftladen ist, ist die Ware seriös), 
Eibmarkt und Co. sollte man kennen und da kann man auch schnell 
verifizieren, dass das solide Ware ist.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Martin S. schrieb:
> Das ist dann aber ein Problem des Käufers, und nicht des Elektrikers.

Doch, das ist ein Problem des Elektrikers, wenn er das Material bei 
einem offensichtlich betrügerischen Händler einkauft. Und der Elektriker 
inklusive seines Materialeinkaufs ist der Vertragspartner entweder des 
Bauunternehmers oder des Endkunden. Reklamationen kann der Kunde 
gegenüber seinem unmittelbaren Vertragspartner geltend machen und muss 
sich nicht an den Hersteller verweisen lassen. Außerdem weiß in solch 
einem Fall doch niemand, wer denn überhaupt der Hersteller der Plagiate 
ist. Der Markenhersteller, dessen Name auf dem Produkt steht, hat damit 
nichts zu tun. Ganz im Gegenteil ist auch er ein Geschädigter, denn ihm 
ist der Umsatz entgangen, und hinzu kommt der Imageschaden. Somit kann 
er ggf. auch den Elektriker als (Weiter-)Verkäufer der Plagiate 
verklagen.

> Klar, wenn beim E-Test der RCD nicht auslöst, dann ist was gewaltig
> faul, und dann darf der Elektriker die Arbeit auch nicht abnehmen.

Bei dem Kostendruck, unter dem der Elektriker bei solchen Bauträgern 
steht, werden dann eben die Protokolle ohne tatsächliche Messung 
ausgestellt und unterschrieben.(*) Vielen Menschen ist nicht klar, 
welche Verantwortung sie mit der Unterschrift übernehmen. Von einem 
früheren Arbeitgeber weiß ich auch, dass der technische Vorstand damals 
Hardwareentwickler gezwungen hatte, Änderungsmitteilungen an die 
Fertigung zu unterschreiben, in denen ab dem zweiten Fertigungslos der 
Ersatz teurer Schmelzsicherungen durch Drahtbrücken angeordnet wurde. 
Alle Anweisungen natürlich rein mündlich und ohne Zeugen.

> Dinge, die nicht offensichtlich sind, kann der Elektriker gar nicht in
> Haftung genommen werden. Solange er keine Pflichtverletzung begeht. Wie
> gesagt: Dass der Elektriker für das Material keine Haftung übernimmt,
> ist vollkommen in Ordnung. Das Risiko muss man dann selbst tragen, wenn
> etwas sein sollte.

Dann muss er aber auch nachweisen, das Material "sauber" eingekauft zu 
haben.

> Abseits davon kann der Elektriker zum Selbstschutz auf Rechnungen
> bestehen. Wandelt (auch wenn's ein Saftladen ist, ist die Ware seriös),
> Eibmarkt und Co. sollte man kennen und da kann man auch schnell
> verifizieren, dass das solide Ware ist.

lach Die Anweisung des Bauträgers lautete: "Kaufen Sie das Material 
direkt bei meinem Kumpel Igor aus Wladiwostok. Hier ist seine 
Telefonnummer. Vergessen Sie nicht das abgezählte Bargeld für die 
Übergabe." Und nicht: "Bestellen Sie die Ware im (damals eh noch nicht 
vorhandenen) Online-Shop der Elektro-Bumskötter GmbH aus Deutschland, 
die ein funktionierenden QS-System mit Rückverfolgbarkeit jedes 
Schräubchens hat."

Und wenn der Elektriker im Falle einer Gerichtsverhandlung auf Grund 
eines Personenschadens oder Wohnungsbrandes aussagen soll, weiß er ganz 
genau, dass er tunlichst nicht Igors Kontaktdaten weitergeben sollte, 
wenn er an seinem eigenen Leben hängen sollte.

Zu (*):
Siehe z.B. Boeing und Spirit Aerosystems.

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Doch, das ist ein Problem des Elektrikers, wenn er das Material bei
> einem offensichtlich betrügerischen Händler einkauft.

Ich spreche gemeingültig, und nicht auf Dein Beispiel bezogen.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Doch, das ist ein Problem des Elektrikers, wenn er das Material bei
> einem offensichtlich betrügerischen Händler einkauft. Und der Elektriker
> inklusive seines Materialeinkaufs ist der Vertragspartner entweder des
> Bauunternehmers oder des Endkunden. Reklamationen kann der Kunde
> gegenüber seinem unmittelbaren Vertragspartner geltend machen und muss
> sich nicht an den Hersteller verweisen lassen.

Welche Reklamationen? Der Elektriker muss doch sowieso am Ende der 
Arbeiten alle Stromkreise durchmessen. Dabei wird auch das 
Auslöseverhalten der LSS und RCD getestet. Wenn da herauskommt, dass die 
Teile defekt sind, kann man die dem Kunden wieder hinlegen und ihn um 
Ersatz bitten. Bis das da und eingebaut ist, wird die Anlage außer 
Betrieb gesetzt und fertig. Bei den Vollen Auftragsbüchern hätte der 
Handwerker sicher erst in frühestens 2 Monaten Zeit, die Plagiate 
auszutauschen... Ich würde das so machen als Handwerker. Und wenn der 
Kunde wieder irgendwelchen Schrott bestellt, wird der wieder eingebaut. 
Am Ende bezahlt der Kunde jede Stunde Arbeitszeit. Dennoch gibt es genug 
Händler, die solide Ware zu akzeptablen Preisen anbieten. Bei den, vom 
Elektriker aufgerufenen, bin ich oft billiger, wenn ich die Teile im gut 
sortierten Baumarkt kaufe (bei Elektrogroßhändlern wie Wandelt ist es 
natürlich nochmals anders). Dort gibt es auch Hager und ABB, ich muss 
nicht zu dem Schrott von Kopp greifen. Nur als Beispiel: Bei der 
Installation meiner Wallbox musste, logischerweise, ein Kabel gezogen 
werden. 5x4mm² ich habe knapp 50 Euro pro Meter gezahlt. Das war auch 
nicht verhandelbar. Aber was willst du tun, Als Kunde sind mir da die 
Hände gebunden, denn die Anmeldung der Installation darf nur ein 
konzessionierter Elektrobetrieb machen. Es bleibt also nur Schwarzbau 
oder Kröte Schlucken. Da bei mir noch kfw442 Fördermittel in nicht 
unerheblicher Menge dran hängen lief es auf Kröte schlucken hinaus.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.