Forum: Offtopic Wohin mit alten Rollen?


von Phil S. (zippi)


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Hallo,

wir als Unternehmen haben erstmal die alten SMD Rollen gesammelt und 
nach Farben/Kunststoffart sortiert. Früher hat Flanell diese auch gerne 
zurück genommen, aktuell leider nicht.

Ich habe einen Kunststoffrecycler gefragt, der würde Sie nur nehmen, 
wenn keine Etiketten mehr drauf sind.

Fände die Entsorgung einfach zu Schade, auch wenn mein Nachbar diese 
kostenlos zur Entsorgung nimmt, dort werden die dann aber als Abfall 
entsorgt.

Kennt da jemand eine Firma die diese gerne sonst kostenfrei annimmt und 
wieder sinnvoll weiter verarbeitet?

: Verschoben durch Moderator
Beitrag #7674297 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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wenn ich in google folgende eingebe:

   smd rollen

dann springt mir direkt fast als erster Link so etwas entgegen:

https://epp.industrie.de/allgemein/recycling-von-smd-verpackungen/

https://www.newmatik.com/de/knowledge-base/KB-DE-00930/recycling-von-rollen-und-trays-fur-smd-bauteile

dort hattest du schon mal angefragt?

: Bearbeitet durch User
von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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Phil S. schrieb:
>  Früher hat Flanell diese auch gerne
> zurück genommen, aktuell leider nicht.

Machen Farnell immer noch, ggf. temporär zwischenlagern und dann Eine 
mit Durchsetzungsvermögen ans Telefon setzen: 
https://de.farnell.com/wcsstore/ExtendedSitesCatalogAssetStore/cms/asset/pdf/europe/de_DE/RecyclingScheme-FSE-DE.pdf

: Bearbeitet durch User
von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Bradward B. schrieb:
> Machen Farnell immer noch, ggf. etwas zwischenlagern und dann einen mit
> Durchsetzungsvermögen ans Telefon setzen:

Zitate aus dem PDF:

"bieten wir einen KOSTENLOSEN Recycling-Service für nicht benötigte 
Waffle Trays oder 17,5 cm große Produktionsrollen an."

"Bitte beachten Sie, dass wir derzeit keine großen Rollen recyceln 
können."


--> Farnell bietet diesen Service also nur eingeschränkt an.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> --> Farnell bietet diesen Service also nur eingeschränkt an.

Schon angerufen und nach Details gefragt (wie groß? wie lange?) und 
Termine gesetzt?

Ansonsten, da finden sich mehr Kunsststoffrecycler, ansonsten gehts halt 
in die Müllverbrennung:
https://www.europages.de/unternehmen/aufbereitung%20und%20recycling%20von%20abf%C3%A4llen.html

> Ich habe einen Kunststoffrecycler gefragt, der würde Sie nur nehmen,
> wenn keine Etiketten mehr drauf sind.

Dann testhalber mal in den geschirrspüler damit und schauen dass sich 
die Etiketten nach einweichen mit ner harten Bürste entfernen lassen.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Bradward B. schrieb:
> Dann testhalber mal in den geschirrspüler damit

Damit siffst du dir die Siebe zu.

Gelber Sack oder Grüne Tonne?

von Jens M. (schuchkleisser)


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Farnell benutzt die Rollen und Trays um selber Teilmengen darauf 
auszuliefern.
Das ist auch der Grund warum sie nur kleine Rollen nehmen.
Und sie bezahlen Karton und Porto, aber der Karton für Rollen ist zu 
groß für die Post, der für Trays unpassend und am Ende viel zu schwer.

Die schrubben die Schilder vorher ab, ich würde sagen eine arme Seele 
bekommt einen Winkelschleifer mit Drahtbürste und dann gib ihm, 
zumindest sieht das so aus.

Udo S. schrieb:
> Gelber Sack oder Grüne Tonne?

Das wird doch auch verbrannt oder in irgend ein armes Drittland 
verschifft und da "verwertet", vmtl. auch einfach nur thermisch.

Wenn keiner die Rollen als Rollen haben will, sind sie als Kunststoff 
wertlos, ab in die thermische Verwertung.

von C. D. (derschmied)


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Dein Recycling-Bestreben ist durchaus lobenswert, aber de facto sind bis 
zum heutigen Tag Altkunststoffe tatsächlich mehr oder weniger wertlos.

Das liegt an einer ganzen Reihe von Gründen, in der Hauptsache ist das 
Sortieren und Aufbereiten schlicht zu teuer. Frische Kunststoffe lassen 
sich mit exakt definierten Eigenschaften herstellen, beim 
Recycling-Produkt müssen IMMER Abstriche hingenommen werden. Ganz 
abgesehen von toxischen Substanzen die sich darin finden, vom 
Weichmacher bis hin zum Farb-Pigment.

Daher fällt der gesamte Lebensmittelbereich als Abnehmer weg, ebenso der 
Pharma/Medizin-Sektor, die Automobilindustrie will Stabilität garantiert 
haben, nicht mal Mülleimer werden aus Recyclat hergestellt weil nicht 
dauerhaft genug.

Es fällt also weit mehr Kunststoff-Müll an als Bedarf an Recyclat da 
ist. Die Zement-Industrie nimmt solche Sekundär-Brennstoffe als 
Energieträger, sie werden also nicht stumpfsinnig verbrannt sondern ihr 
Energiegehalt steckt dann eben in jedem Pflasterstein und jedem 
Fertigelement aus Beton.

Der Traum von 1:1 aus alt wird neu ist und bleibt beim Plastik utopisch.

DerSchmied

: Bearbeitet durch User
von Hans H. (loetkolben)


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Da scheint mir aber die Einweg-Plastikflaschenindustrie anderer Meinung 
zu sein.
Ich finde immer mehr Kunststoffflaschen mit "100 Prozent aus recyceltem 
Plastik" - Spruch. Je dunkelgrauer das Plastik umso mehr gruselt es 
mich.
Vor allem bei Getränken (Mineralwasser) wo nicht wie bei Cola die neuen 
chemischen Bestandteile die aus dem recycleten Plastik übertünchen.
Und wenn ich dran denke daß manche leere Plastikflaschen erstmal als 
Ascher mißbrauchen, brrrrr....

von C. D. (derschmied)


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Hans H. schrieb:
> Da scheint mir aber die Einweg-Plastikflaschenindustrie anderer Meinung
> zu sein.
> Ich finde immer mehr Kunststoffflaschen mit "100 Prozent aus recyceltem
> Plastik" - Spruch.

Du bist dem Marketing aufgesessen:

"Recycelt" bedeutet nicht zwingend "aus der gelben Tonne heraus 
entstanden". Aus der politischen Not heraus und sicher nicht 
uneigennützig deklariert man nun jungfräuliche Produktionsabfälle als 
Recyclingware, und suggeriert damit, es wären einst Yoghurt-Becher 
gewesen. Technisch unmöglich, eingefärbter Kunststoff läßt sich niemals 
mehr glasklar bekommen.

Hinzu kommt dass Lidl zb seine Pfand Automaten so programmiert hat, dass 
nur Lidl-Eigene Flaschen in bläulich und grünlich aussortiert und 
recycelt werden. Mit enormen Aufwand, der freilich heimlich auf andere 
Waren umgelegt wird. Mehr als 20 Cent darf das Wasser pro Flasche nicht 
kosten, sonst rennt der Kunde zu Aldi.

Der Rest landet im 1-m²BigPack und wird bestenfalls zur billigen 
Fliesjacke, Standfüße für Warnbaken, häßliche Parkbänke in Braun.

In jedem Fall aber - über Kurz oder Lang - endet er im Ofen, oder im 
Ozean, bei jedem Prozess des Einschmelzens leidet der Kunststoff bis er 
eben unbrauchbar ist oder als Beimengung frischem Kunststoff seine 
gewünschten Eigenschaften raubt.

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Phil S. schrieb:
> wir als Unternehmen haben erstmal die alten SMD Rollen gesammelt

Ja, so ordentlich haben wir auch mal gesammelt. Als dann ein Eimer 
2N3055 voll war, wollte keiner das Zeug...

von Jens M. (schuchkleisser)


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Hans H. schrieb:
> Ich finde immer mehr Kunststoffflaschen mit "100 Prozent aus recyceltem
> Plastik" - Spruch. Je dunkelgrauer das Plastik umso mehr gruselt es
> mich.

Die sind recycelt, aus altem Plastik: den sortenreinen Überbleibseln aus 
der Fertigung, z.B. Fehlpressungen.
Nicht ein bissel kommt aus dem Gelben Sack.
Wenn man einschlägigen Berichten glauben darf. Der Kram taugt nur für 
Baustellenschilderfüße und ähnliches.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Baustellenschilderfüße sind aus nicht ganz ausgehärtetem Kunststoff, 
also die sind leicht flexibel. Keine Ahnung was für verpresste Scheiße 
das ist, auf jeden Fall ist da deutlich mehr Müll drin als in recycelter 
Plastik.

Mit den SMD-Rollen hat "mein" Bestücker auch schon aufgegeben. Die 
Dinger werden so schnell mehr, man kann gar nicht anders, als die Dinger 
wegzuschmeißen. Ganz selten wird mal eine davon im eigenen Hause 
wiederverwendet, um einen Gurtabschnitt draufzuwickeln, damit der sich 
nicht in der Maschine verheddert. Und das ist keine große Firma, will 
nicht wissen wie viele Rollen bei einem größeren Unternehmen mit 
mehreren gut ausgelasteten Linien anfallen. Ich glaube, die haben einen 
eigenen Schredder für sowas und einen Praktikanten, der nur leere Rollen 
schleppt und reinstopft.

von Roland E. (roland0815)


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Es gab mal Ansätze, Hühnerfutter als Schüttgut zu verarbeiten.

Klar, für Widerstände ist bauchoben verlötet ein geringer Mangel, aber 
für KerKos wäre es schon super.

Ist aber leider nix geworden, das hätte richtig Müll und Geld gespart...

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Jens M. schrieb:
> thermische Verwertung

Auch wenn das so manchen schwer runtergeht, ist das oft die 
umweltverträglichste Methode.
Man kann natürlich auch mit erheblichen energetischen Aufwand den 
Kunststoff einsammeln, transportieren, reinigen, sortieren und daraus 
minderwertige neue Kunststoffe machen und dafür bei der 
Zementherstellung Erdgas als Energiequelle verwenden.
Oder man verbrennt den Kunststoff gleich als Sekundärbrennstoff.

Übrigens sind genau aus dem Grund Glasflaschen auch Umweltschädlicher 
als PET.
Der Energieeinsatz für Herstellung, Transport und Recycling ist bei Glas 
erheblich höher.

Roland E. schrieb:
> das hätte richtig Müll und Geld gespart...
Das hätte richtig Müll produziert und Geld gekostet.
Alleine die Maschinen die aus wilder Schüttung wieder für den SMD Placer 
greifbare Bauteile machen, hätten Unsummen verschlungen.
Der Ausschuss wäre deutlich nach oben gegangen = erheblich mehr 
hochproblematischer E-Schrott.

Es würde aber richtig Müll vermeiden wenn wir alle wieder auf 
Schnurgebundene Bakelit Telefone und Lochkarten als Datenspeicher 
zurückgehen, Bücher statt Tablets lesen und Baumwolle statt high tech 
Faser tragen würden.
Ach ja, und 95% der Weltbevölkerung sollte recycelt werden.
Dann ginge es dem Planeten super.
Ganz ohne 'the next big thing' das es uns erlaubt uns weiter wie die 
Karnickel zu vermehren und alle wie Könige dabei zu leben.

90% dessen was wir konsumieren ist sinnloser Scheiss.
95% der Bevölkerung braucht man nur um 95% der Bevölkerung über die 
Runden zu bringen oder einfach nur um als Totmasse auf der Couch zu 
sitzen damit die Leute beim Amt einen Job haben, die deren Rechnungen 
zahlen.
Aber wir reden darüber wie die stündlich alleine in DE verbrauchten 
320.000 Coffe to Go Becher umweltfreundlicher werden können oder was man 
mit SMD Rollen macht wenn all der Chi Chi Kram fertig produziert ist.
Ist aber nicht das was man hören möchte.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wenn's danach geht, kannst auch 100% der Weltbevölkerung "recyclen". Die 
Erde braucht keine Menschen, die dreht sich auch ohne uns weiter und 
wahrscheinlich ginge es dem Planeten dann sogar besser. Wobei selbst das 
völlig unerheblich ist. 4..5 Milliarden Jahre sind zwar noch eine 
verdammt lange Zeit, aber dann macht die Sonne hier sowieso tabula rasa, 
ganz egal was bis dahin aus dem Planeten geworden ist. Grüne 
Öko-Blümchenwiese oder ausgebrannte Atomwüste, spielt keine Rolle.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Roland E. schrieb:
> Es gab mal Ansätze, Hühnerfutter als Schüttgut zu verarbeiten.

Wenn man nur wenige verschiedene Typen hat (und damit nur wenige Feeder 
braucht) ist das ideal.
Der Feeder ist arschteuer, weil er eine Kamera von unten benutzt, die 
Teile werden auf eine Scheibe gerüttelt und vom Feeder lokalisiert, 
inklusive "liegt auf der Seite" und bei Widerständen auch "die Schrift 
ist unten".
Die Maschine kann dann die guten rauspicken, dann wird die Scheibe 
geleert und neu befüllt, der Rüttler der Scheibe rüttelt immer nach 
vorne, die Teile die da runterfallen werden per Schnecke hinten wieder 
aufgelegt.
Nachfüllen per Flasche, so ein kleines Babyfläschchen sind leicht 100000 
und mehr Teile, man muss also auch bei 24/7-Handyfertigung nur "selten" 
nachfüllen, im Vergleich zu Rollen, und es ist einfacher: Klappe auf, 
Buddel rein, Klappe zu. Gurt spleißen ist deutlich langwieriger.
Wichtig bei 200m langen Linien aus -zig Maschinen, wo an jeder Seite 
alle ca. 5 Maschinen ein Hiwi nur nachfüllt und Müll wegmacht. Und der 
kann die 8 Stunden ohne 5 Minuten zu sitzen verbringen!

Aber für EMSler, bei denen 13-Zoll-Rollen eher selten sind, und wenn 
dann nur wenige pro Auftrag (und auch nur 1 oder zwei pro Teil) lohnt 
das nicht, weil der teure Automat mit nur 15 Feedern den Wert locker 
verdoppelt. Auf den Platz passen aber 45 oder gar 60 Rollen und die 
Feeder sind insgesamt nur etwa ein zehntel wert.

Michael schrieb:
> Der Ausschuss wäre deutlich nach oben gegangen = erheblich mehr
> hochproblematischer E-Schrott.

Im Gegenteil, da Pickfehler (Teil nicht aus dem Gurt entnommen, Gurt 
klemmt an Spleißstelle, Oberfolie reißt usw.) komplett entfallen und 
tatsächlich weit weniger Abfall anfällt (auch das Trägerband entfällt 
ja!) ist das ökologisch total sinnvoll. Die Maschinenauslastung geht 
deutlich hoch, die Servicezeit runter und der Abfall von "50 Rollen" auf 
das Volumen einer Kaffeetasse.
Ökonomisch rechnet sich das nur, wenn die Maschine wirklich was reißt, 
selbst wenn der Müll jede Woche 12 Stunden Entsorgungszeit und 10000€/t 
kostet.

von Cyblord -. (cyblord)


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Phil S. schrieb:
> Fände die Entsorgung einfach zu Schade

Warum? Offensichtlich ist sogar der Rohstoff absolut wertlos. Das hast 
du doch jetzt gemerkt. Niemand will ihn, niemand will was dafür zahlen. 
Du brauchst ihn auch nicht.
Also Wertlos. Ich finde es erschreckend dass man einem Unternehmen sowas 
erklären muss. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Eine Nachfrage 
existiert nicht. Einen Preis der Herzen gibt es nicht.

: Bearbeitet durch User
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