Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Analoges Fahrrad-Tachymeter mit Dynamo betreiben


von Kamal A. (zenerdiode)


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Hallo,

ich möchte ein Fahrrad-Tachymeter bauen, welches den Nabendynamo sowohl 
als Stromquelle als auch zur Messung benutzt. Zur Anzeige möchte ich ein 
Drehspulinstrument (Reichelt Nr. PM 2-100µA) benutzen.
Die Anfordungen lauten wiefolgt:

- Der Nabendynamo erzeugt eine Wechselspannung bis 20V rms ohne die Last 
der Lampe bei 5-50Hz.
  Ist die Lampe an, so beträgt die Spannung ca. 6V für alle 
Geschwindigkeiten über Schrittgeschwindigkeit.
- Das Tachymeter soll nur den Dynamo als Energiequelle brauchen.
- Es sollte schon bei Schrittgeschwindigkeit mit angeschalteter Lampe 
(ca 1V rms) funkionieren.
- Es sollte möglichst stromsparend sein, heißt das Licht sollte nicht 
allzusehr beeinträchtigt werden (Größenordnung mA).
- Die Funktion sollte über mehrere Sekunden bei Stillstand nach 
vorherigem Fahren gehalten werden (Supercap).
- Die Komponenten sollten alle als Through-Hole erhältlich sein für 
einfachen Aufbau auf einer Lochrasterplatine.

Ich habe mir dazu den angehängten Schaltplan überlegt:
Die Wechselspannung wird gleichgerichtet und als 3V Versorgungsspannung 
genutzt.
Die Nulldurchgänge der Dynamospannung werden mit einem Optokoppler 
gemessen und mit einem 555-Timer zu einem Puls konstanter Länge geformt.
Dieses Signal wird durch einen RC-Tiefpass mit einer Zeitkonstante von 
ca 0.5s gemittelt und durch einen OV in ein Stromsignal umgewandelt, 
welches auf dem Drehspulinstrument angezeigt wird.

Die grundhafte Idee ist, ein PWM-Signal zu erzeugen dessen Duty-Cycle 
(und damit der Mittwert) proportional zur Geschwindigkeit ist.
Die Frequenz des Dynamos ist proportional zur Geschwindigkeit und die 
Pulsweite fest. Bei 100% Duty-Cycle ist die Maximalgeschwindigkeit 
erreicht, welche direkt durch die Pulsdauer festgelegt ist.

Bei einigen Dingen bin ich mir noch nicht sicher:
1. Ich würde gerne einen Spannungs-Doppler für die Gewährleistung der 
Versorgung bei geringen Drehzahlen verwenden.
   Allerdings würde das bei höheren Geschwindigkeiten sehr ineffizient 
sein, da der Linearregler all die Leistung verschwendet.
   Gibt es eine einfachere Lösung als einen Buck/Boost-Converter dafür?
   Wegen der niedrigen Frequenz wäre ein Trafo vermutlich zu groß und 
schwer.
2. Die Versorgungsspannung sollte möglichst niedrig sein. Der TLC555 
benötigt 1.2V, der OPA340 1.5V. Habt ihr andere Vorschläge für 
Niederspannungs Single-Supply Rail-to-Rail OVs?

Kommentare und zum allgemeinen Entwurf und Vorschläge nehme ich auch 
gerne.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Beachte, dass das Verhältnis von Drehzahl zu Geschwindigkeit von der 
Reifengröße und auch Reifendruck abhängig ist. Am Besten misst man 
gleichzeitig die Geschwindigkeit noch per GPS und gleicht es 
kontinuierlich miteinander ab.

Kamal A. schrieb:
> Drehspulinstrument

Ob das die kontinuierlichen Vibrationen aushält?

von Kamal A. (zenerdiode)


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Niklas G. schrieb:
> Beachte, dass das Verhältnis von Drehzahl zu Geschwindigkeit von der
> Reifengröße und auch Reifendruck abhängig ist.

Reifengröße kenne ich, und der Reifendruck variiert den Umfang zu 
vielleicht 5%. Ich würde mich mit 10% Genauigkeit zufriedengeben.

GPS sprengt etwas den Rahmen des Projekts; Außerdem brauchen die doch 
viel Strom?

Niklas G. schrieb:
> Ob das die kontinuierlichen Vibrationen aushält?

Guter Einwand, das werde ich sehen. Alternativ kann ich das Analogsignal 
mit einem kleinen RC-Servo anzeigen.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Kamal A. schrieb:
> Außerdem brauchen die doch viel Strom?

Viel weniger als das was ein Dynamo liefert.

Kamal A. schrieb:
> Alternativ kann ich das Analogsignal mit einem kleinen RC-Servo
> anzeigen.

Der braucht aber mehr Strom als ein GPS-Modul 😉

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Kamal A. schrieb:
> Bei einigen Dingen bin ich mir noch nicht sicher:
> 1. Ich würde gerne einen Spannungs-Doppler für die Gewährleistung der
> Versorgung bei geringen Drehzahlen verwenden.
>    Allerdings würde das bei höheren Geschwindigkeiten sehr ineffizient
> sein, da der Linearregler all die Leistung verschwendet.

Bei hohen Geschwindigkeiten hast du aber auch viel Leistung zur 
Verfügung. Ausserdem verbraucht das System eh nur wenig Strom.

> Kommentare und zum allgemeinen Entwurf und Vorschläge nehme ich auch
> gerne.

Poti R1 mit Kondensator ermöglichst ziemlich große Zeitkonstanten. So 
ein Dynamo wird eine Wechselspannung von vielleicht bis zu 30Hz liefern. 
Die Einschaltzeit vom NE555 darf also nicht länger als eine 30stel 
Sekunde sein. Kann man mit dem Poti einstellen, aber ein kleinerer wäre 
besser.

Bist du dir sicher, das die Priorisierung von Th und Tr so arbeitet, wie 
du es möchtest? Na gut, egal, geht trotzdem nicht. Was, wenn Tr=0 ist, 
der Timer schaltet ein, liefert high bis zum Ende der Zeit und entlädt 
wieder und der Steuerinput ist immer noch auf 0 (also nicht schon wieder 
weil schnell, sondern immernoch weil langsam)? Dann läuft der Timer 
sofort wieder los.

Du brauchst eine Schaltung die einmal beim Nulldurchgang startet und 
nicht eine die immer gleich läuft, wenn der Eingang einen Status von 
irgendwas hat.

Hier im Forum gabs mal den Verweis auf CD4538. Der wird durch Fanken 
gesteuert, nicht durch Zustände.

Gruß, Roland

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Den OpAmp kannste dir sparen, denn das Instrument mittelt das schon 
alleine aus. Du kannst das direkt mit den Pulsen aus einem Monoflop 
antreiben.
Die grundlegende Idee ist aber richtig, Monoflops sind dafür die 
richtige Wahl.
Das grösste Problem ist die Speisung mit einer stabilen Gleichspannung, 
denn jede Schwankung wirkt sich direkt auf die Anzeige aus.

von Kamal A. (zenerdiode)


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Roland D. schrieb:
> Was, wenn Tr=0 ist,
> der Timer schaltet ein, liefert high bis zum Ende der Zeit und entlädt
> wieder und der Steuerinput ist immer noch auf 0 (also nicht schon wieder
> weil schnell, sondern immernoch weil langsam)? Dann läuft der Timer
> sofort wieder los.

> Hier im Forum gabs mal den Verweis auf CD4538. Der wird durch Fanken
> gesteuert, nicht durch Zustände.

Guter Einwand, ich weiß nicht ob Thres oder Trig Priorität nimmt. Ich 
gucke mir mal flankensteuerte Timer an.
Alternativ kann ich das Trigger-Signal auch durch ein RC-Glied in Reihe 
passiv zu einem kurzen Puls machen, unter der Annahme dass die Flanke 
konsistent steil genug ist.

Matthias S. schrieb:
> Den OpAmp kannste dir sparen, denn das Instrument mittelt das schon
> alleine aus. Du kannst das direkt mit den Pulsen aus einem Monoflop
> antreiben.

Stimmt, das wäre natürlich eine elegantere Lösung! Muss schauen ob das 
bei <10Hz noch gut aussieht, sonst irgendwo noch ein großer Kondensator.

von Arno R. (arnor)


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Kamal A. schrieb:
> Alternativ kann ich das Trigger-Signal auch durch ein RC-Glied in Reihe
> passiv zu einem kurzen Puls machen

Das musst du sogar tun, anderenfalls funktioniert die Sache nicht, 
weil der Triggereingang "high" sein muss, bevor die Monoflop-Zeit 
abgelaufen ist. Da die Zeitkonstante nach der höchsten Frequenz, also 
rel. kurz, einzustellen ist, würde bei niedrigen Frequenzen der 
Triggereingang zu lange "low" bleiben.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Kamal A. schrieb:
> ich möchte ein Fahrrad-Tachymeter bauen, welches den Nabendynamo sowohl
> als Stromquelle als auch zur Messung benutzt.

Da Tachymeter im Allgemeinen ortsfest betrieben werden, wäre das eine 
eher sinnlose Umsetzung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tachymeter_(Geod%C3%A4sie)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Andreas S. schrieb:
> Kamal A. schrieb:
>> ich möchte ein Fahrrad-Tachymeter bauen, welches den Nabendynamo sowohl
>> als Stromquelle als auch zur Messung benutzt.
>
> Da Tachymeter im Allgemeinen ortsfest betrieben werden, wäre das eine
> eher sinnlose Umsetzung.
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Tachymeter_(Geod%C3%A4sie)

So sieht es aus. Auch das andere Gerät, das Tachymeter genannt wird, ist 
wohl nicht gemeint (https://de.wikipedia.org/wiki/Tachymeter)

Aber wahrscheinlich wollte der OP uns nur imprägnieren mit seiner großen 
Kenntnis von Graetzismen!!1!elf

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Gräzismen

von Kamal A. (zenerdiode)


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Andreas S. schrieb:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Tachymeter_(Geod%C3%A4sie)

Ah, ja das war wohl ein Freudscher Versprecher. Tatsächlich besitze ich 
auch ein (Theodolit-) Tachymeter mit dem ich mich in letzter Zeit viel 
auseinandergesetzt habe.

Natürlich ist ein Tachometer gemeint :)

von Kamal A. (zenerdiode)


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Ok, ich habe folgenden Schaltkreis erfolgreich getestet.

Um eine konsistente Flanke für Anfang vom Puls zu erzeugen habe ich 
einfach
einen weiteren 555-Timer als Schmitt-Trigger eingefügt und die Ableitung 
des Signals durch einen Kondensator erzeugt.

Der Schaltkreis funktioniert und gibt eine Ausgangsspannung die 
proportional
zur Eingangsfrequenz ist. Getestet habe ich mit einem Funktionsgenerator 
und einer sauberen Sinuswelle. Mit einer Versorgungsspannung von 1.5V 
lief es noch einwandfrei.

Als nächstes werde ich es mit dem Dynamo testen. Da die 
Versorgungsspannung so klein sein kann, denke ich, dass eine 
Schottky-Diode mit einem Kondensator und einem Linearregler aussreichen 
wird.

Ich muss noch schauen ob Drehspul-Messwerk zur Mittlung eines gepulsten 
Signals geeignet ist. Ich denke mit einer TVS-Diode, Vorwiderstand und 
ggf. einem Kondensator sollte es klappen.

von Harald K. (kirnbichler)


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Kamal A. schrieb:
> und der Reifendruck variiert den Umfang zu vielleicht 5%.

Kann ich mir kaum vorstellen, das müsste weniger sein, oder sind das 
ultrafette Monsterballonreifen?

von H. H. (hhinz)


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Harald K. schrieb:
> Kamal A. schrieb:
>> und der Reifendruck variiert den Umfang zu vielleicht 5%.
>
> Kann ich mir kaum vorstellen, das müsste weniger sein, oder sind das
> ultrafette Monsterballonreifen?

https://media.zenfs.com/de_DE/News/contentfleet/riesiges-monster-bike-schwerstes-fahrbares-fahrrad-der-welt-rollt-tatsachlich-84230.jpg

: Bearbeitet durch User
von Kamal A. (zenerdiode)


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Harald K. schrieb:
> Kamal A. schrieb:
>> und der Reifendruck variiert den Umfang zu vielleicht 5%.
>
> Kann ich mir kaum vorstellen, das müsste weniger sein, oder sind das
> ultrafette Monsterballonreifen?

Ja, das wahr eher eine grobe pessimistische Fehlerabschätzung. Bei 5mm 
auf 28 Zoll sind es weniger als 1%.

von Rolf (rolf22)


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Kamal A. schrieb:
> Ja, das wahr eher eine grobe pessimistische Fehlerabschätzung. Bei 5mm
> auf 28 Zoll sind es weniger als 1%.

Allerdings liegt der wirksame Radius im unbelasteten Zustand nicht bei 
28 Zoll, sondern z. B. bei einem Stadtrad (Reifengröße 28x622) bei circa 
13 Zoll.  SCNR.

: Bearbeitet durch User
von Rolf (rolf22)


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Kamal A. schrieb:
> Ich muss noch schauen ob Drehspul-Messwerk zur Mittlung eines gepulsten
> Signals geeignet ist. Ich denke mit einer TVS-Diode, Vorwiderstand und
> ggf. einem Kondensator sollte es klappen.

Du willst von 5 bis 50 Hz arbeiten. Dann müssen die Impulse kürzer als 
20 ms sein. Die Impulspause ist also im Worst case 180 ms lang, in der 
langen Zeit fällt der Zeiger deutlich sichtbar in Richtung Nullpunkt 
zurück. Ohne C geht da also gar nichts.

Bedenke auch den Erschütterungsschutz. Üblicherweise haben solche 
Instrumente einen Kurzschlussbügel für den Transport. Bei dir muss die 
Treiberschaltung das erledigen – besser wäre vielleicht eine sehr 
niederohmige Ansteuerung.

von Arno R. (arnor)


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Kamal A. schrieb:
> Ok, ich habe folgenden Schaltkreis erfolgreich getestet.

Die Schaltung funktioniert wohl, aber die ist unnötig aufwendig.

Was soll R3 bewirken? Der Ausgang des TLC bestimmt dort niederohmig den 
Pegel, R3 verheizt nur unnötig Leistung. Wenn man R4 nicht an die 
Versorgung legt, sondern an CV, ist der Trigger auf 2/3VCC vorgespannt 
und man kommt mit weniger Spannungshub an TRIG aus. Man kann jetzt den 
C3 extrem verkleinern und mit der Flankensteilheit am Ausgang des ersten 
TLC den Strom in TRIG des zweiten auf ein paar µA festlegen (I=C*dU/dt) 
und dadurch die Klemmdiode D1 einsparen. Siehe Anhang. In der Simulation 
geht sogar C3=1pF.

Ein Nabendynamo bringt auch bei 5km/h deutlich mehr als 3V, wie man den 
den nervig flackernden LED-Scheinwerfern bei geschobenen Fahrrädern 
sehen kann. Die Auslegung auf 1,5V scheint mir daher übertrieben.

von Kamal A. (zenerdiode)


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Arno R. schrieb:
> Was soll R3 bewirken? Der Ausgang des TLC bestimmt dort niederohmig den
> Pegel, R3 verheizt nur unnötig Leistung. Wenn man R4 nicht an die
> Versorgung legt, sondern an CV, ist der Trigger auf 2/3VCC vorgespannt
> und man kommt mit weniger Spannungshub an TRIG aus. Man kann jetzt den
> C3 extrem verkleinern und mit der Flankensteilheit am Ausgang des ersten
> TLC den Strom in TRIG des zweiten auf ein paar µA festlegen (I=C*dU/dt)
> und dadurch die Klemmdiode D1 einsparen.

Danke, das sind sehr gute Einwände! R3 hatte ich wohl von einem 
vorherigen Aufbau dringelassen. Ich werde die vereinfachte Schaltung mal 
testen.

Arno R. schrieb:
> In der Simulation geht sogar C3=1pF.

Bei so niedrigen Kapazitäten würde ich mir Sorgen machen, dass 
Spannungsspitzen und parasitäre Kopplung falsche Trigger erzeugen, oder?

Arno R. schrieb:
> Ein Nabendynamo bringt auch bei 5km/h deutlich mehr als 3V, wie man den
> den nervig flackernden LED-Scheinwerfern bei geschobenen Fahrrädern
> sehen kann. Die Auslegung auf 1,5V scheint mir daher übertrieben.

Ich hatte halt mit dem Multimeter gemessen, und das hat ca 1.5Vrms 
angezeigt.
Ob man dem billigen Gerät bei 5Hz vertrauen kann, weiß ich allerdings 
nicht.
Ich möchte es auf möglichst niedrige Versorgungsspannung auszulegen; So 
bekomme ich das Meiste aus dem Speicher-Kondensator heraus.

von Arno R. (arnor)


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Kamal A. schrieb:
> Arno R. schrieb:
>> In der Simulation geht sogar C3=1pF.
>
> Bei so niedrigen Kapazitäten würde ich mir Sorgen machen, dass
> Spannungsspitzen und parasitäre Kopplung falsche Trigger erzeugen, oder?

Deswegen habe ich in der Schaltung auch 10p eingetragen. Das Prinzip 
funktioniert zuverlässig, ich habe das schon seit Jahrzehnten in 
Eigenbaugeräten im Einsatz (optische Frequenzmesser).

Kamal A. schrieb:
> Ich hatte halt mit dem Multimeter gemessen, und das hat ca 1.5Vrms
> angezeigt.

Die Kurvenform ist entscheidend, nicht der Effektivwert. Wenn der 
Stromverbrauch der Schaltung gering ist, dann hat die Schaltung die 
Spitzenspannung als Versorgung. Also mit Oszi messen.

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Harald K. schrieb:
> Kamal A. schrieb:
>> und der Reifendruck variiert den Umfang zu vielleicht 5%.
>
> Kann ich mir kaum vorstellen, das müsste weniger sein, oder sind das
> ultrafette Monsterballonreifen?

Dürfte sogar komplett egal sein. Der Reifen hat Gewebe drin, ist also 
quasi nicht dehnbar. Ergo ändert sich der Umfang exakt gar nicht.

Gruß, Roland

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Roland D. schrieb:
> Dürfte sogar komplett egal sein. Der Reifen hat Gewebe drin, ist also
> quasi nicht dehnbar. Ergo ändert sich der Umfang exakt gar nicht.

Also bei mir macht es einen Unterschied von ca. 10 mm, ob ich mit 
minimalem oder maximalem Luftdruck fahre, und zwar unabhängig von der 
Dehnbarkeit des Mantels.

von Rolf (rolf22)


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Andreas S. schrieb:
> Roland D. schrieb:
>> Dürfte sogar komplett egal sein. Der Reifen hat Gewebe drin, ist also
>> quasi nicht dehnbar. Ergo ändert sich der Umfang exakt gar nicht.
>
> Also bei mir macht es einen Unterschied von ca. 10 mm, ob ich mit
> minimalem oder maximalem Luftdruck fahre, und zwar unabhängig von der
> Dehnbarkeit des Mantels.

Klar. Der wirksame Radius des Rades (der bestimmt die Drehzahl!) ändert 
sich mit der Belastung und auch mit dem Luftdruck. Da muss sich gar 
nichts dehnen, da ändert sich einfach die Form des Querschnitts.

von J. T. (chaoskind)


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Roland D. schrieb:
> Dürfte sogar komplett egal sein. Der Reifen hat Gewebe drin, ist also
> quasi nicht dehnbar. Ergo ändert sich der Umfang exakt gar nicht.

Übers exakt könnte man streiten.

Im Aufnehmen von Zugkräften ist die Karkasse tatsächlich super. Und der 
Luftdruck im inneren bewirkt auch kräftig Zugkräfte in der Karkasse.

Der Fahrer, bzw sein Gewicht arbeiten aber dagegen, und in die Richtung 
ist der Reifen verformbar, sonst wär der Ritt unkomfortabler als die 
mieserable Radwegsqualität ihn jetzt schon macht.:D

Weiter vor Augen führen kann man sich das, wenn man an die flache 
Aufstandsfläche denkt. Flache Fläche und unverformbarer runder Reifen 
gehen auch nicht gut miteinander :D

von Mi N. (msx)


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Kamal A. schrieb:
> - Der Nabendynamo erzeugt eine Wechselspannung bis 20V rms ohne die Last
> der Lampe bei 5-50Hz

Wenn es nicht unbedingt analog sein muß, wäre ein digitaler 
Frequenz/Spannungs-Umsetzer gerade bei diesen niedrigen Frequenzen 
vorteilhaft:
http://mino-elektronik.de/fmeter/fm_software.htm#bsp11
Da wird jede Periode des Eingangssignal gemessen und per PWM (ca. 10 
kHz) als analoges Signal ausgegeben. Der ATtiny44 ist auch in einem 
14-pol. DIL-Gehäuse erhältlich und läuft ab 1,8 VDC.

Bei meinem Rad liefert der Nabendynamo 17 Impulse/Umdrehung. Anhand des 
Radumfanges (aufs Fahrrad setzen und Umfang durch Abrollen ausmessen: 
2,16 m bei 28"), kann man neben der Geschwindigkeit auch gleich die 
gefahrene Strecke +++ messen.

Wegen der niedrigen Spannung mit eingeschaltetem Licht, würde ich das 
Licht separat erst dann zuschalten, wenn die Ausgangsspannung hoch 
genug. Das sollte schon beim Schieben mit Schrittgeschwindigkeit 
erreicht sein.

Dies nur als Anmerkung.

von Harald W. (wilhelms)


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Kamal A. schrieb:
> Niklas G. schrieb:
>> Beachte, dass das Verhältnis von Drehzahl zu Geschwindigkeit von der
>> Reifengröße und auch Reifendruck abhängig ist.
>
> Reifengröße kenne ich, und der Reifendruck variiert den Umfang zu
> vielleicht 5%. Ich würde mich mit 10% Genauigkeit zufriedengeben.

Wenn Du es genauer brauchst, solltest Du ein Peiselerrad benutzen. :-)

von Kamal A. (zenerdiode)


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Mi N. schrieb:
> Wenn es nicht unbedingt analog sein muß, wäre ein digitaler
> Frequenz/Spannungs-Umsetzer gerade bei diesen niedrigen Frequenzen
> vorteilhaft:
> http://mino-elektronik.de/fmeter/fm_software.htm#bsp11
> Da wird jede Periode des Eingangssignal gemessen und per PWM (ca. 10
> kHz) als analoges Signal ausgegeben. Der ATtiny44 ist auch in einem
> 14-pol. DIL-Gehäuse erhältlich und läuft ab 1,8 VDC.

In einem vorherigen Projekt (siehe Bild) habe ich etwas Ähnliches mit 
einemATTiny85 gemacht, welcher ein Zählwerk aus einem alten Stromzähler 
treibt. Allerdings war die Schaltung für die Generierung des Strompulses 
sehr
ineffizient, weshalb er nur ohne Licht funktionierte.

Mi N. schrieb:
> Wenn es nicht unbedingt analog sein muß

Nicht unbedingt, aber ich möchte nicht alles mit dem 
Mikrocontroller-Hammer angehen, was auch "einfacher" geht.

Tatsächlich könnte ich auch noch primitiver gehen:
https://www.ebay.de/itm/395334070988
Alte Fahrrad-Tachometer nutzen eine rein mechanische Übertragung und 
sehen echt schick aus. Allerdings ist das Verhältnis fest und nicht auf 
Raddurchmesser justierbar.

: Bearbeitet durch User
von Mi N. (msx)


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Kamal A. schrieb:
> In einem vorherigen Projekt (siehe Bild) habe ich etwas Ähnliches mit
> einemATTiny85 gemacht, welcher ein Zählwerk aus einem alten Stromzähler
> treibt. Allerdings war die Schaltung für die Generierung des Strompulses
> sehr
> ineffizient, weshalb er nur ohne Licht funktionierte.

Dann hast Du ja noch einen passenden Controller übrig. Mit internem Takt 
heruntergeteilt auf 1 MHz wird die Stromaufnahme < 1 mA bleiben.


Kamal A. schrieb:
> - Die Funktion sollte über mehrere Sekunden bei Stillstand nach
> vorherigem Fahren gehalten werden (Supercap).

Hier vielleicht einfach einen ausgelutschten LiIon Akku eines 
Mobiltelefons nehmen? Damit hat man sofort eine konstante 
Versorgungsspannung, die Stromaufnahme der Beleuchtung stört nicht mehr, 
bei Stillstand geht der µC in den stromsparenden µA Bereich und wenn der 
Akku sein Lebensende erreicht hat, findet sich schnell Ersatz.

von Mi N. (msx)


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Da dachte ich daran, mal eben einen Frequenz/Spannungs-Wandler für den 
ATtiny85 anzupassen, und wußte garnicht mehr, daß ich soetwas schon in 
der Schublade habe.

Trotz 'float'-Berechnungen läuft das Programm auch schon mit einem 
ATtiny25. Die Eingangsfrequenz kann im Bereich 0,5 - 50 Hz liegen und 
die Ausgangsspannung im Bereich 0 - Vcc mit 256 Stufen.
Vielleicht probierst Du es einfach aus.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Roland D. schrieb:
> Harald K. schrieb:
>> Kamal A. schrieb:
>>> und der Reifendruck variiert den Umfang zu vielleicht 5%.
>>
>> Kann ich mir kaum vorstellen, das müsste weniger sein, oder sind das
>> ultrafette Monsterballonreifen?
>
> Dürfte sogar komplett egal sein. Der Reifen hat Gewebe drin, ist also
> quasi nicht dehnbar. Ergo ändert sich der Umfang exakt gar nicht.

Na ja, der äußere Umfang ändert sich kaum, nur der wirksame
("Umlauf"-) -Umfang, -Durchmesser, -Radius halt. Bei allem
Druck darin (der übrigens auch mal weit unterh. "Nenndruck"
sein kann...) bleibt das Konstrukt kompressibel - siehe:

J. T. schrieb:
> in die Richtung
> ist der Reifen verformbar, sonst wär der Ritt unkomfortabler als die
> mieserable Radwegsqualität ihn jetzt schon macht. :D

So ist es wohl.

Um das zu wissen, sollte/müßte man wahrscheinlich schon mal
ein Fahrrad selbst benutzt, oder allerwenigstens aus nächster
Nähe gesehen haben, wie jemand darauf sitzt. Hat er ja evtl.
noch gar nie, wer weiß?

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Alfred B. schrieb:
> Roland D. schrieb:
>> Dürfte sogar komplett egal sein. Der Reifen hat Gewebe drin, ist also
>> quasi nicht dehnbar. Ergo ändert sich der Umfang exakt gar nicht.
>
> Na ja, der äußere Umfang ändert sich kaum, nur der wirksame
> ("Umlauf"-) -Umfang, -Durchmesser, -Radius halt.

Wenn sich der Umfang nicht ändert und dieser Umfang nicht auf der Straße 
rutscht, dann muss dieser Umfang komplett abgerollt werden wenn das Rad 
eine Umdrehung macht. Ganz egal welche Form das Rad bei Verformung hat.

Allerdings wurde hier schon ein gültiger Einwand gebracht, ich widerhole 
das mal mit eigenen Worten: Es berührt ja nicht nur die Mitte der 
Lauffläche die Straße sondern auch Bereich rechts und links daneben, je 
weniger Druck desto breiter. Diese Bereiche haben aber einen kleineren 
Umfang. Deswegen muss die Mitte der Lauffläche auf der Straße quasi nach 
hinten rutschen oder die Seiten der Lauffläche (besser Berührungsfläche 
mit der Straße) müssen nach vorne rutschen. Sonst geht die Sache einfach 
nicht auf. Tatsächlich wird es kein Rutschen geben, sondern die 
Schubspannungen werden durch Verformung des Profils aufgenommen. Dennoch 
läuft die Auflagefläche mit einer quasi Kompromissgeschwindigkeit 
zwischen einem großen Rad und einem etwas kleineren.

Gruß, Roland

von Mi N. (msx)


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Roland D. schrieb:
> Allerdings wurde hier schon ein gültiger Einwand gebracht,

Bezogen auf das Klasse 2,5 Messwerk lasset uns rechnen:
28" * 0,025 = 0,7" => 17,78 mm
Der Durchmesser bzw. Umfang kann somit +/- 18 mm schwanken bevor die 
Messgenauigkeit des Drehspulinstrumentes überschritten wird.
Amen

Selber habe ich an meinem Rad noch einmal gemessen. Der Nabendynamo hat 
14 Impulse/Umdrehung. Da hatte ich etwas in falscher Erinnerung.
Bei 5 km/h ergeben sich daraus 9 Impulse/s des Dynamos. Mit einem xy814 
Optokoppler erzeugen beide Halbwellen je einen Impuls: 18 Impulse/s oder 
18 Hz. Traut man seinem Fahrrad bergab mit Rückenwind noch 50 km/h zu, 
benötigt man einen Messbereich von 18 - 180 Hz.
In dem Bereich können auch die Monos schon so gut floppen, daß der 
Zeiger nicht mehr wackelt.

Wiederum bei 5 km/h liefert der Dynamo >= 3 Vs. Mit Spannungsverdoppler 
(Ladungspumpe) kann man schon beim Schieben stabile 3 V 
Versorgungsspannung erhalten. Mit < 1 mA Laststrom ist es auch kein 
Problem, Überspannung ohne große Verlustleistung anzublocken.
Bei eingeschalteter LED-Beleuchtung und 'normaler' Geschwindigkeit 
werden ca. 8 Vs erzeugt, wobei die Schaltung in der Leuchte die Spannung 
kappt.

Vielleicht hilft es jemandem weiter.

von Rolf (rolf22)


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Mi N. schrieb:
> Bezogen auf das Klasse 2,5 Messwerk lasset uns rechnen:
> 28" * 0,025 = 0,7" => 17,78 mm
> Der Durchmesser bzw. Umfang kann somit +/- 18 mm schwanken bevor die
> Messgenauigkeit des Drehspulinstrumentes überschritten wird.

Dann aber richtig rechnen.  ;-)
Wie ich schon gesagt hatte: Es geht um den für die Drehzahl *wirksamen 
Radius*, das ist der Abstand zwischen Achsenmitte und Boden. Der Reifen 
drückt sich ja an der Stelle platter, die auf dem Boden aufliegt. Der 
Umfang ändert sich dabei praktisch nicht, und der Durchmesser ist dabei 
nicht relevant.

Also musst du die 28" halbieren. Aber auch das ist noch ziemlich 
ungenau.
Die Umfänge der sogenannten 28-Zöller (Typangabe xx-622) liegen zwischen 
2067 und 2280 mm, das ist eine Spanne von fast 10 %.

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Rolf schrieb:
> Dann aber richtig rechnen.  ;-)
> Wie ich schon gesagt hatte: Es geht um den für die Drehzahl *wirksamen
> Radius*, das ist der Abstand zwischen Achsenmitte und Boden.

Eben nicht. Der Trick ist, dass sich eine Stelle der Reifenoberfläche 
die gerade die Straße berührt (mit plattem Reifen) mit einer größeren 
Winkelgeschwindigkeit um die Achse dreht, als die Felge. Die Scherung 
die dabei passiert, wird aber von der Elastizität des Profil 
aufgenommen.

> Der Reifen
> drückt sich ja an der Stelle platter, die auf dem Boden aufliegt. Der
> Umfang ändert sich dabei praktisch nicht, und der Durchmesser ist dabei
> nicht relevant.

Eben. Bleibt beim Fahrrad das Problem, das verschiedene Teile der 
Reifenoberfläche (Abstand zur Profilmitte) unterschiedliche Umfänge 
haben, also nur bei verschiedenen Raddrehzahlen gleich schnell rollen 
könnten. Was natürlich nicht geht. Das führt auch wieder zu Scherungen 
innerhalb des Gummis.

Hier sind vage Infos dazu, zumindest bei Autoreifen, wo es nicht das 
Problem mit einem runden Querschnitt gibt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Abrollumfang

Da spielt das Plattdrücken nur 1/3 soviel mit rein, wie die 
Radiusänderung vermuten ließe.

Für die Fragestellung also alles irrelevant, so genau ist ein 
Drehspulinstrument nicht.

Gruß, Roland

von Mi N. (msx)


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Roland D. schrieb:
> Für die Fragestellung also alles irrelevant, so genau ist ein
> Drehspulinstrument nicht.

Wie auch immer, das wollte ich mit meinem Rechenbeispiel ausdrücken.
Wenn man den Radumfang durch Abrollen unter Last ermittelt, geht das auf 
<= 10 mm genau. Der Fehler ist dann < 0,5%. Wenn ich nach 50 km Strecke 
250 m mehr oder weniger gefahren bin, reicht mir das aus.

Gerade spiele ich mit einem ATtiny44 und LC-Anzeige bei 1 MHz.
Stromaufnahme bei 1,8 V 0,4 mA und bei 3 V 0,8 mA. Da reicht eine weisse 
LED zur Stabilisierung bzw. Spannungsbegrenzung. Hauptproblem ist es, 
die Schaltung wasserdicht zu verpacken.
Vielleicht eine transparente Seifendose mit Kaugummi abdichten ;-)

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