Hallo Experten,
ich habe von meinem Schwager eine defekte Festplatte, auf der sich Daten
mit hohem emotionalen Wert (Familienfotos, etc.) befinden/befanden,
bekommen.
Als ich die 3,5" Festplatte an meinen SATA Adapter und einem 12V
Netzteil angeschlossen habe, roch es sofort nach defekter Elektronik.
Danach habe ich die Platine ohne Festplatte in dem SATA Adapter und mit
einem Labornetzteil mit Strombegrenzung 200mA angeschlossen, um zu
fühlen wo es warm wird. Ich habe herausgefunden, dass die Supressordiode
einen Kurzschluss im 12V Netz verursachte. Sehr wahrscheinlich wurde ein
falsches Netzteil mit höherer Spannung angeschlossen. Sonst wäre die
Supressordiode nicht durch.
Nach dem Tausch der TVS Diode wurde die Festplatte wieder erkannt.
Jedoch meldet gparted: "unbekannte Partitionstabelle", "Partition nicht
zugeteilt" und "Dateisystem nicht zugeteilt".
Bis jetzt habe ich noch keine Datenrettungsversuche unternommen, sonder
habe erst mal ein Image mit einem Linuxsystem mit dem Befehl
auf eine andere Festplatte geschaufelt.
Ich bin mir nicht sicher, was da vorher für ein Dateisystem drauf war
aber ich vermute sehr stark, dass es ein NTFS Dateisystem war, da mein
Schwager mit PCś nix am Hut hat und diesen nur zum Briefe Schreiben oder
Bilder Anschauen verwendet und er mit Windows arbeitet.
Leider hatte ich bisher nur wenig Berührungspunkte mit Festplattentools
(außer dd natürlich) und schon gar nicht mit Datenrettungstools, weiß
aber, dass Linux einige an Board hat. dmesg, fsck, ddrescue, testdisk,
gpart...
Wie würdet ihr hier vorgehen um einen Datenrettungsversuch zu
unternehmen?
Ich habe gelesen, dass es einige Linuxtools gibt, die die
Partitionstabelle "erraten" können.
Da ich kein Windows habe, bitte nur linuxbasierte Lösungsansätze
vorschlagen. Ich bin für jeden Tip Dankbar.
Besten Dank.
Andreas D. schrieb:> Bis jetzt habe ich noch keine Datenrettungsversuche unternommen, sonder> habe erst mal ein Image mit einem Linuxsystem mit dem Befehl> sudo dd if=/dev/sdg> of=/media/chris/7e1af71f-27e7-4cdd-9244-9dd34057565a/Festplatte_Rolf_Sea
gateBarracuda.img
> status=progress && sync>> auf eine andere Festplatte geschaufelt.
Sehr gut. Damit hast du eine Arbeitskopie und Geralds Tipp schon
umgesetzt.
Ich würde als erstes photorec (https://www.cgsecurity.org/wiki/PhotoRec,
ist in Debian vorhanden) über das Image (oder besser gleich einer 2.
Kopie davon) laufen lassen. Ich schätze mindestens 80% der Fotos lassen
sich so komplett retten. Wenn kein einziges dabei ist, hast du hingegen
vermutlich nur Datenmüll kopiert (oder die Platte war verschlüsselt).
Danke für eure sehr hilfreichen Antworten. So machen Foren Spaß... :-)
Gut, dass ich diesen Thread aufgemacht habe. Sonst hätte ich an der
defekten Festplatte gedoktort. Ich kaufe mir eine weitere Festplatte um
eine Kopie des Images zu machen. Das ist natürlich pfiffig. Dann hat man
immer ein "untouchted" Image und kann beliebig oft von vorne beginnen.
Ich gebe auf jeden Fall über Erfolge oder Misserfolge Rückmeldung.
So viel Bier kann der Schwager gar nicht bezahlen... :-)
Andreas D. schrieb:> So viel Bier kann der Schwager gar nicht bezahlen... :-)
Die 3 Kästen sind billiger als die Profis von Ontrack. Frag ihn doch
bitte mal nach dem Backup seiner Fotos. Dann braucht er weniger Bier zu
bezahlen.
Malte _. schrieb:> Ich würde als erstes photorec
ACK. PhotoRec is a companion program to TestDisk - Zwillinge.
Testdisk kann bestenfalls die HDD-Struktur so wiederherstellen, daß sich
sogar Photorec erübrigt.
Lu schrieb:> Andreas D. schrieb:>> So viel Bier kann der Schwager gar nicht bezahlen... :-)>> Die 3 Kästen sind billiger als die Profis von Ontrack. Frag ihn doch> bitte mal nach dem Backup seiner Fotos. Dann braucht er weniger Bier zu> bezahlen.
Ich glaube, dass er das Wort Backup gar nicht kennt und verwechselt es
mit Backpack für einen Bulldog/Trekker.. ;-)
Lu schrieb:> Die 3 Kästen sind billiger als die Profis von Ontrack. Frag ihn doch> bitte mal nach dem Backup seiner Fotos. Dann braucht er weniger Bier zu> bezahlen.
Würde ich meinem Schwager als erstes vermitteln wie man mit Clonezilla
und Konsorten umgeht.
Herbert Z. schrieb:> Lu schrieb:>> Die 3 Kästen sind billiger als die Profis von Ontrack. Frag ihn doch>> bitte mal nach dem Backup seiner Fotos. Dann braucht er weniger Bier zu>> bezahlen.>> Würde ich meinem Schwager als erstes vermitteln wie man mit Clonezilla> und Konsorten umgeht.
Wenn ich da die Wahl haette, wuerde ich viel lieber Bier trinken.
scnr,
WK
Herbert Z. schrieb:> als erstes vermitteln wie man mit Clonezilla
Idee ist gut, nur mit 2 linken Daumen hat er dann die leere Platte auf
die volle "gesichert". Man sollte schon gründlich lesen, bevor man
Clonezilla startet. :-)
Kein Backup, kein Mitleid. Ganz einfach.
Was spricht gegen Veeam Agent for Windows?
https://www.veeam.com/agent-for-windows-community-edition.html?ad=downloads
Ist kostenlos und kann so einegrichtet werden, dass das Backup startet,
sobald eine externe Festplatte angeschlossen wird. Jetzt muss man dem
Schwager nur noch beibringen, dass er sein Bier erst bekommt, wenn er
die Festplatte angeschlossen hat.
Hallo Andreas D.,
sinnvollerweise beginnt man damit, die Festplatte zu fragen, was sie
selbst von ihrer Gesundheit hält um dann zu entscheiden, ob man selber
weitermachen will oder ein Datenrettungslabor einschaltet. Man liest
also die sogenannten "SMART"-Parameter aus. Die Software "smartmontools"
läuft auch unter Linux.
Eine Kurzanleitung für Anfänger findest Du hier:
https://forum.cgsecurity.org/phpBB3/viewtopic.php?f=5&t=10910
Wenn ein Verdacht auf Festplattenschaden besteht, ist es immer
sinnvoller anstelle des dd-Befehls gleich den ddrescue-Befehl zu
Duplikatserstellung des Inhalts zu benutzen.
Ist die Festplatte kaum gefüllt und das Dateisystem noch verfügbar, kann
es wiederum sinnvoll sein, auf Ordner/Dateiebene den Festplatteninhalt
zu kopieren um so den möglichen Stress für die Festplatte zu reduzieren.
Eine zerfetzte Partitionstabelle stellt Dir TestDisk wieder her.
Wenn Du TestDisk über eine Repoverwaltung installierst, ist es möglich,
dass Du die veraltete Version 7.1 erhältst. Auf
https://www.cgsecurity.org/wiki/TestDisk_Download
erhältst Du die aktuelle Version. Der Download enthält eine
Bedienungsanleitung, es gibt aber auch eine umfangreiche
Online-Dokumentation und ein Forum unter
https://www.cgsecurity.org
Die schlanken Live-Distros Gparted und SystemRescueCD sind immer gut
gepflegt und enthalten eventuell auch die letzte Version von TestDisk.
Meines Wissens ist die Linux-Version von TestDisk statisch gelinkt und
alleine lauffähig.
Normalerweise würde ich ddrescue statt dd nutzen, für den Fall das
Fehler auftreten. Aber wenn es ohne Fehler durchgelaufen ist, sollte es
eigentlich in Ordnung sein.
Christoph K. schrieb:> Was spricht gegen Veeam Agent for Windows?> https://www.veeam.com/agent-for-windows-community-edition.html?ad=downloads
Windows ist so ziemlich das schlimmste, was man einer kaputten
Festplatte antun kann. Wenn man einen Datenträger an Windows
anschliesst, dann werden da erst mal Daten drauf geschrieben (Papierkob
angelegt, Indexdateien etc), d.h. es werden häufig vorhandene Daten
unwiederbringlich ÜBERSCHRIEBEN, MacOS macht übrigens den gleichen Mist.
Linux macht das alles nicht.
Der TE hat es richtig gemacht: mit dd (noch besser wäre ddrescue) eine
1:1-Kopie auf Sektorbasis angefertigt, mit dieser Kopie kann man weiter
arbeiten, das Original wird in die Schublade gelegt.
1. Versuch: mit testdisk versucht, die Partitionen zu erkennen und die
alte Partitionstabelle wieder herstellen. Wenn das klappt ist alles gut.
2. Versuch, wenn 1. nicht klappte: mit photorec bestimmte Dateitypen
suchen und wieder herstellen. Problem: oft sind die Dateien
unvollständig und der Name der Datei geht praktisch immer flöten.
Stephan S. schrieb:> Wenn man einen Datenträger an Windows> anschliesst, dann werden da erst mal Daten drauf geschrieben (Papierkob> angelegt, Indexdateien etc), d.h. es werden häufig vorhandene Daten> unwiederbringlich ÜBERSCHRIEBEN,
So ein Blödsinn.
Wie soll Windows auf die Partition schreiben, wenn Windows nicht mal die
Partition kennt.
Außerdem werden auf einer 'sekundär' angeschlossenen Platte auch keine
Daten unkontrolliert geschrieben.
@TO: Keine angst, es passiert nix, solange DU nichts veranlasst, dass
geschrieben wird.
Habe Dir eine PN geschrieben.
Thomas S. schrieb:> So ein Blödsinn.> Wie soll Windows auf die Partition schreiben, wenn Windows nicht mal die> Partition kennt.
Stimmt. Ungefragt partitionieren macht Windows bisher nicht. Nur den
Bootloader in die erste angeschlossene Platte schreibt Windows bei der
Installation ungefragt (auch wenn die zu installierende Platte die
zweite ist).
> Außerdem werden auf einer 'sekundär' angeschlossenen Platte auch keine> Daten unkontrolliert geschrieben.
Ich habe mal für einen STM32 USB Mass Storage implementiert. Ich war
überrascht, dass ich beim Testen mit Windows direkt beim Anstecken an
Windows 10 (durchgeleitet durch eine VM) mehrere Blockschreibzugriffe
gesehen hab. Ich hätte jetzt weiter analysieren können was Windows da
genau in welchem Block verändert, allerdings fehlte mir da die
Motivation. Aber schreiben tut der tatsächlich ungefragt.
Für Recovery Versuche würde ich das Image jeweils kopieren. Falls die
Datei auf einem BTRFS drauf liegt, par reflink:
1
cp --reflink=auto original.img copy.img
Reflink sind CoW, man hat die kopierte Datei also sofort, aber die Daten
werden erst kopiert, wenn sie geändert werden.
Die Images kann man dann als loop Device wieder wie eine echte
Festplatte verfügbar machen:
1
sudo losetup -Pfr --show copy.img
Das zeigt dann das loop device an, mit dem man herumspielen kann.
Und am Ende kann man das loop device wieder entfernen:
Malte _. schrieb:> Ich habe mal für einen STM32 USB Mass Storage implementiert.
Wir reden hier aber über Windows, Linux, ect. . Und nicht über
irgendwelche CPU's und deren speziellen Feature.
Windows schreibt zumindest nicht auf ein 'sekundäres Medium. Auf die
Bootpartition schon.
Thomas S. schrieb:> Und nicht über> irgendwelche CPU's und deren speziellen Feature.
* und er hat es nicht verstanden....
Der STM32 war nur das Beispiel,an dem er gesehen hat, was Windows da
macht.
Thomas S. schrieb:> Windows schreibt zumindest nicht auf ein 'sekundäres Medium. Auf die> Bootpartition schon.
Das ist eine glatte Lüge. Natürlich schreibt Windows auch auf einfache
Datenpartitionen, die keinerlei besondere Rolle für Windows spielen,
also weder Bootlaufwerk noch System-Partition noch Recovery-Partition
sind.
Und man muss nichtmal besonders geschickt oder clever sein, um das
völlig zweifelsfrei nachzuweisen. Einfach 'ne Dual-Boot-Installation mit
Windows und Linux einrichten und dann unter Linux auf einer einfachen
(NTFS-) Datenpartition diese netten Ordner löschen:
$RECYCLE.BIN
RECYCLER
System Volume Information
Dann einfach mal Windows booten und dann wieder Linux. Wie durch
Zauberhand sind die gelöschten Ordner wieder da, wenn auch ggf. mit zum
Ausgangszustand abweichendem Inhalt.
Wie will Windows das machen, ohne zu Schreiben?
Honk!
Hallo,
ich habe versprochen Feedback zu geben.
Testdisk konnte alle Daten wiederherstellen. :-) Danke für eure überaus
hilfreichen Antworten.
Bin wie folgt vorgegangen:
1. Backup von der defekten Festplatte erstellt:
->[EFI GPT] EFI GPT partition map (Mac i386, some x86_64…)
-> [ Analyse ] Analyse current partition structure and search for lost
partitions
-> List Files
-> Select all files
-> Copy the selected files
Das war vermutlich etwas umständlich, weil man eigentlich die
Partitionstabelle einfach wiederherstellen hätte können aber das habe
ich nicht gleich durchschaut wie das funktioniert. Das war mir zu
unsicher.
Ende gut, alles gut.
Sehr gute Arbeit an alle. ;-)
Andreas D. schrieb:> Das war vermutlich etwas umständlich, weil man eigentlich die> Partitionstabelle einfach wiederherstellen hätte können aber das habe> ich nicht gleich durchschaut wie das funktioniert.
Gratuliere!
fand ich vertrauenswürdig und hat mir zweimal den Allerwertesten
gerettet - ohne Neuinstallation - heute brauch ichs nicht mehr - habe
gelernt, Datenbackup bzw. ein Klon im Tresor - beim heutigen Preis ca.
1€/Tonne
Andreas D. schrieb:> Das war vermutlich etwas umständlich, weil man eigentlich die> Partitionstabelle einfach wiederherstellen hätte können aber das habe> ich nicht gleich durchschaut wie das funktioniert.
Nein war es nicht. Dass kann ins Auge gehen. Je nachdem wie die
Partition(en) erstellt wurden, können diese sich leicht unterscheiden.
GPartet rechnet anders, als Windows. Ausrichtung der Partitionen, ob
Cylindergrenze, oder Sektor. Alles ist entscheidend.
Andreas D. schrieb:> Das war mir zu> unsicher.
Das war absolut richtig.
Wunderbar das es geklappt hat.
Kleine Anmerkung:
Andreas D. schrieb:> 2. Die Festplatte auf der das Image war nochmal mit dd auf eine weitere> Festplatte geschrieben.> sudo dd if=/dev/sdh of=dev/sdi && sync
Ich denke, malte hat gemeint, dass Du einfach die .img Datei duplizieren
solltest, nicht Deine ganze Festplattte :-) Die Idee dahinter ist, das
Du die Datenrettungstools immer auf eine Kopie des Images anwenden
kannst und das Original Image unberührt bleibt, es könnte ja sein das
das Datenrettungstool sonst dein einziges Image von der defekten Platte
zerstört.
●DesIntegrator ●. schrieb:> wie könnte es auch anders sein?
Falsche Polung :P Das hat mich mal eine Platte gekostet. Beide Netzteile
waren für externe 3,5" Gehäuse dabei.
Hallo Thomas S.,
Thomas S. schrieb:> Nein war es nicht. Dass kann ins Auge gehen. Je nachdem wie die> Partition(en) erstellt wurden, können diese sich leicht unterscheiden.> GPartet rechnet anders, als Windows. Ausrichtung der Partitionen, ob> Cylindergrenze, oder Sektor. Alles ist entscheidend.
ich verstehe was Du meinst, da ich die Sachverhalte kenne, die Du
beschreiben willst. Leider ist Deine Beschreibung so, dass sie
unbedarfte Leser nur verwirrt. Vielleicht solltest Du das Thema noch
einmal aufarbeiten.
Peter M. schrieb:> ich verstehe was Du meinst, da ich die Sachverhalte kenne, die Du> beschreiben willst.
Den Unsinn willst Du verstanden haben?
> Leider ist Deine Beschreibung so, dass sie unbedarfte Leser nur verwirrt.
Ja, die sollte man ignorieren.
> Vielleicht solltest Du das Thema noch einmal aufarbeiten.
Lieber nicht, das wird nicht besser!
Peter M. schrieb:> Vielleicht solltest Du das Thema noch> einmal aufarbeiten.
Ich denke, dass ich hier sehr erfahren bin, da ich dies schon unzählige
male zelebriert habe. sämtliche PC's NB's laufen mit Multi-Boot. Aber
was hier so mancher von sich gibt, ist rein für die Tonne.
Malte _. schrieb:>> wie könnte es auch anders sein?> Falsche Polung :P Das hat mich mal eine Platte gekostet. Beide Netzteile> waren für externe 3,5" Gehäuse dabei.
Bei mir wars umgekehrt. Netzteile vertauscht, das genutzte hatte zuwenig
Spannung.Dachte die Platte ist hin weil sie nicht einwandfrei lief.
Daher eine neue gekauft. Als die auch nicht lief ist mir der Fehler
aufgefallen 🫣
Jetzt hat jedes Steckernetzteil und jeder Verbraucher ein
fettes Label mit Spannung, Leistung und Polarität bekommen....
Es mag zwar nicht schön aussehen, aber wenn man Netzeile immer schön
beschriftet und um zugehöriges Gehäuse wickelt, sollten weniger Irrtümer
auftreten.