Forum: Platinen Suche CNC Platinenfräsmaschiene was könnt ihr empfehlen?


von Peter (blueberlin87)


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Guten Abend liebe Elektronikfreunde,

ich bin auf der Suche nach einer Maschine mit der ich Platinen selbst 
Bohren und Fräsen kann.

Ich habe bei einen Freund meine Target3001 Dateien mit hilfe einer 
solchen Fräse, Fräsen und Bohren lassen und ich war begeistert.

Leider ist seine Fräse schon 15 Jahre alt, den Hersteller gibt es 
garnicht mehr.

Nun möchte ich soetwas auch haben :)

Könnt ihr etwas empfehlen?

Wenn ich bei Google Platinenfräse eingebe kommen zwar viele Angebote, 
aber die Preisspanne ist sehr merkwürdig. Von 150€ - 100.000€ findet man 
alles mögliche.

Ich suche etwas vernünftiges, was aber natürlich im Finanziellen Rahmen 
bleiben sollte. Ich würde mal so sagen bis 3000 € wäre das Budget, weil 
mein Chef gerade gute laune hat und was zugeben würde :)

Was die Platinengröße so angeht, da habe ich garnicht soviel Ansprüche. 
Größer als 200x200mm werde ich garnicht nutzen.

Habt ihr ein Tipp in welche Richtung ich da schauen kann?
Habe bei diesem Thema leider garkein durchblick, hätte also gerne mal 
nur so ein Anstoß wenn jemand ein Tipp hat, würde mich freuen :)

: Verschoben durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Peter schrieb:
> Habt ihr ein Tipp in welche Richtung ich da schauen kann?

Alles ohne automatischen Werkzeugwechsler ist doof.

Alles ohne staubabsaugendes Gehäuse ist doof.

Alles ohne Vakuumspannplatte ist zumindest bäh.

Und wenn du doppelseitige Platinen herstellen können willst, kannst du 
fräsen gleich ganz vergessen.

von Peter (blueberlin87)


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also wir haben auch doppelseitige gefräst, das ist zwar umständlich, war 
aber möglich.

Hast du ein Tipp als alternative zum Fräsen?

von Rahul D. (rahul)


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Michael B. schrieb:
> Peter schrieb:
>> Habt ihr ein Tipp in welche Richtung ich da schauen kann?
>
> Alles ohne automatischen Werkzeugwechsler ist doof.
Son Ding ist ganz praktisch, aber auch nicht unbedingt notwendig.
Serien fertigt man aber eher selten zuhause.

> Alles ohne staubabsaugendes Gehäuse ist doof.
Einzig guter Punkt, den man nicht außer Acht lassen sollte.
>
> Alles ohne Vakuumspannplatte ist zumindest bäh.
Man kann auch mit Kanonen auf Spatzen schießen...
Eine passende Aussparung in ein Stück MDF fräsen und die Platine 
"irgendwie" festspannen (z.B. schrauben), ist im Hobbybereich üblich.


> Und wenn du doppelseitige Platinen herstellen können willst, kannst du
> fräsen gleich ganz vergessen.
Komisch, dass LPKF das hinbekommt.

Peter schrieb:
> Habt ihr ein Tipp in welche Richtung ich da schauen kann?

Wie groß sollen die Platinen werden?
Willst du nur Platinen damit fräsen?

von Rahul D. (rahul)


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Peter schrieb:
> Hast du ein Tipp als alternative zum Fräsen?

herstellen lassen...
Dauert u.U. etwas länger, spart aber den ganzen Dreck...

von Peter (blueberlin87)


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Wenn die Platine schön sein soll, lassen wir sie immer extern fertigen. 
Uns geht es eigentlich eher so um das schnelle..

Mal was basteln und schnell mal ausprobieren. Deswegen würden wir so 
etwas gerne haben.

von Mobile (mobileteser)


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Da gibts im Mechanik & Werkzeug Unterforum viele Beiträge dazu. 
Ansonsten nach CNC Forum suchen. Die meisten hier lassen Platinen in CN 
fertigen, weils einfach und billig ist.

von Peter (blueberlin87)


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ok, dann werde ich mal da schauen.

Die Unterhaltskosten und die Absaugung usw... wäre nichtmal das Problem, 
das zahlt eh alles die Firma lach nur ich wollte mit dem Start nicht 
direkt das Budget sprengen ;)

von Gerhard O. (gerhard_)


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Hallo Peter,

Mein Rat wird Dir leider nicht gefallen: Es lohnt sich meist nicht 
wirklich!

Ich behaupte das als jahrzehnterlanger Benutzer solcher Anlagen. Ich 
baute mir in 1995 meine eigene Maschine mit professioneller PCB CAM SW. 
Die Resultate sind einwandfrei und es machte Spaß so etwas auf die Beine 
zu stellen. Aber:

Wenn man es "richtig" machen will, geht auch das sehr ins Geld. Der 
ganze Bau, einschließlich der zum Bau benötigten Werkzeugen und 
Betriebs-SW kostete mich über $4K. Abgesehen davon waren auch eine gute 
Drehbank und Fräsmaschine notwendig.

Ferner, die üblichen chinesischen Maschinen sind in der Regel mit 
unangenehmen Problemen behaftet. Ein großes Problem ist die Feinstaub 
Behandlung. Das wird bei den meisten chinesischen Angeboten leider sehr 
stiefmütterlich behandelt und ist ungemein wichtig um Lungenatmende und 
Maschine zu schützen. Der beim Bearbeiten von G10 entstehende Feinstaub, 
der beim Routen am Schlimmsten ist, muß durch Filtration bis auf 0.33 
Mikron hinunter zuverlässig mittels guter HEPA Filtrierung eingefangen 
werden. Gegen diese Partikelgröße kann sich das menschliche Atemsystem 
nicht ausreichend oder überhaupt schützen und verursacht bei genügender 
Dauer schlimme Lungenschäden in atmende Wesen. Da darf man nicht 
knausern. Abgesehen davon ist solcher Staub für die Maschinen Präzisions 
Laufführungen auch nicht zuträglich und extrem schädlich. Dem wird 
leider bei nicht-professionellen Maschinen nicht ausreichend oder kaum 
in Rechnung getragen.

Auch sind viel der angebotene Maschinen nicht stabil und 
verwindungssteif genug, um wirklich reproduzierbare Ergebnisse zu 
luefern. Hier hilft genug Masse zu haben. Portalmaschinen sind m.M. nach 
stabiler, sofern sie ausreichend massiv ausgeführt sind. Meine Maschine 
wiegt über 40kg.

Auch ist die notwendige Höheneinstellung und Einhaltung nicht ganz 
unproblematisch, weil nicht immer gewährleistet werden kann, daß die LP 
absolut flach auf der Fräsunterlage aufliegt. Die frühen Maschinen 
verwendeten oft einen einstellbaren Abstandsfuß. Automatische 
Höhenerfassung wie sie bei 3D Druckern durchgeführt ist, bewährt sich 
bei der LP Herstellung nicht unbedingt. Da ist viel Sorgfalt notwendig.

Was herkömmliche PCB Herstellung betrifft, kann sich Eigenherstellung 
nicht damit messen. Bei den bekannten Herstellern bekommst Du gute 
Qualität für sehr wenig Geld und relativ kurzen Lieferzeiten. Für die 
Anschaffungs- und Unterhaltskosten einer solchen Maschine, kann man sich 
jahrelang LP in bester Qualität herstellen, sogar 4 bis 6-lagige 
durchkontaktierte LP mit allen Finessen. Wenn Du Dir das in Ruhe 
überlegst und recherchierst, kommst zum selben Ergebniss.

Gute Isolations SW ist auch nicht billig. Es ist mir bekannt, dass es 
zwar einige billige Möglichkeiten gibt, aber das wird man erst bei der 
Ausführung bemerken. Es scheint aber von Deinem Bericht ausreichend für 
Dich zu funktionieren, wie die Ergebnisse bei Deinem Freund bewiesen 
haben. Dieser Aspekt ist also debattierbar.

Eigenherstellung von LP lohnt sich nur unter speziellen Umständen. Z.B. 
Mikrowellenstrukturen auf Spezialsubstraten. Da wird es meist bei den 
Herstellern teuer, obgleich JLC neuerdings auch einiger solcher 
Substrate anbietet. Da fällt auch diese Argumentsgrundlage weg.

Lohnt es sich so eine Maschine anzuschaffen oder selber bauen? Kommt 
halt darauf an. Wenn man viel Geduld, Fertigkeiten und Liebe zur Sache 
hat und der Weg teilweise das Ziel ist, ein klares Ja. Man lernt viel 
dabei und es macht viel Spass sich mit allem zu befassen. Wer es nur als 
Lösung seiner Probleme braucht, der wird möglicherweise von Aspekten am 
Ende sehr enttäuscht werden.

Auch gehen gute Bohrer, Isolationsfräser und Router sehr ins Geld. Die 
billigen Chinagravierer taugen nicht gut zum Isolationsfräsen und haben 
eine erbärmlich kurze Standzeit. Die guten Isolationsfräser halten 
relativ lange im Vergleich. Da darf man nicht sparen. G10 ist extrem 
abrasiv. HSS hat da keine Chance. Da müssen gute Hartmetallwerkzeuge 
eingesetzt werden. Sogenannter Hartmetall Chinagravierer hielt nicht 
einmal eine LP Isolationfräsung durch und war danach total rund 
abgeschliffen.

SW. Wer glaubt, herkömmliche CAM CNC Steuersoftware wie z.B. MACH3 und 
3D Drucker SW eignet sich für die speziellen Belange der LP Herstellung 
sei gewarnt. Mit richtiger Graviersteuersoftware geht das erheblich 
besser, weil speziellen Belangen, wie doppelseitige Bord Herstellung in 
Rechnung getragen wird und mit dem Registrieren helfen. Die von mir 
verwendete DOS SW wurde speziell für den Zweck entwickelt und ist 
traumhaft leicht in der Bedienung und Belange der LP Herstellung.

Bei mir ist es so, daß ich meine Maschine, seitdem es billigen Zugang zu 
LP Herstellung gibt, nur noch für andere Sachen verwende:

Frontplattenherstellung und Beschriftung durch gravieren

Herstellung von Mechanik-Komponenten, Zahnrädern und alles mögliche was 
man in 2D herstellen kann. Da hat sich die Maschine bei mir schon sehr 
bewährt

Laser Schneiden

Lautsprechergrills

Manchmal einseitige Bords mit Einsteckmodulen.

Wie gesagt, handle nicht vorzeitig und überlege es Dir gut. Man kann 
leicht auf den falschen Pfad geraten. Für mich hat es sich gelohnt, aber 
dies muß nicht automatisch so sein. Für den Firmengebrauch rate ich Dir 
ab. Am Ende stehst Du vor Deinen Vorgesetzten dumm da, wenn es in eine 
ungünstige Richtung landete und viel Geld und Zeit damit verpulvert 
wurde.

Das sind meine Ansichten zu Deiner Frage.

Duck und weg,
Gerhard

von Frank G. (frank_g53)


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Peter schrieb:
> Habt ihr ein Tipp in welche Richtung ich da schauen kann?

Ich habe die Maschine zwar nicht, aber die Videos sehen schon 
beeindruckend aus:
https://wegstr.com/
https://www.youtube.com/watch?v=2_-dIpvt99w&t=44s

von Helmut -. (dc3yc)


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Ich kann dir nur JLCPCB empfehlen. die machen innerhalb von 10 Tagen 
professionelle Leiterplatten zu einem Preis, da kommst du nicht mal mit 
dem Rohmaterial hin. Außerdem ist mir der Dreck zu groß. Wir haben im 
Fablab so eine Maschine und ich könnte im Keller auch selber ätzen. Aber 
der Preis und die Qualität aus China sind unschlagbar.

von Christian B. (Firma: privat) (cebra)


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Meine Empfehlung, Beispiel: JLCPCB, Platine 100x70 mm, 2 lagig,
Preis für 5 Stück inkl. Versand und Steuer 11,29€ Lieferzeit 16.5. 
bestellt, 23.5. bei mir zuhause.

Ich habe vor vielen vielen Jahren auch selber Platinen geätzt, das tue 
ich mir heute nicht mehr an.

Christian

von Michael B. (laberkopp)


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Rahul D. schrieb:
> Son Ding ist ganz praktisch, aber auch nicht unbedingt notwendig.
> Serien fertigt man aber eher selten zuhause.

Du hast keine Platinenfräse und weisst daher nicht wie zeitraubend der 
manuelle Werkzeugwechsel ist. Beim Isolationsfräsen versucht man ja 
kleine Gräben zu fräsen. Nur kann man mit dem spitzen Gravierstichel 
keine Flächen abtragen. Dazu braucht es einen breiteten Fräser. Der 
kommt aber nicht in die Ecken. Also braucht man auch Zwischengrössen. 
Beim Bohren erst recht. Erst oberhalb von 2mm kann man Löcher auch 
fräsen. Und nach jedem Werkzeugwechsel muss man die Höhe neu 
kalibrieren.
Es nervt ohne Ende, pro Platine so 6 Werkzeuge einzurichten, und meist 
dann das nächste File zu starten.
Man kann schon darüber nachdenken, 6 Genmitsu hinzustellen mit fest 
installiertem Werkzeug und nur die Platine zu wechseln. Dann aber erst 
Recht mit Vakuumspannplatte und Anlegeschienen. Und dann eine 7. 
Genmitsu mit Laser zum wegdampfen einer auflaminierten Lötstopfolie und 
eine 8. Genmitsu mit Lotpastendispenser, bevor es mit der Platine in die 
Pick&Place und dann in den Refow-Ofen geht.

> Eine passende Aussparung in ein Stück MDF fräsen und die Platine
> "irgendwie" festspannen (z.B. schrauben), ist im Hobbybereich üblich.

Wer vernünftig fräsen will, braucht ein plan aufliegende Platine. 
Dummerweise ist Basismaterial selten plan. Eine Vakuumspannplatte zieht 
sie gerade. Zudem ist so eine Spannplatte auf der Fräse selbst 
herstellbar, auf der sie dann verwendet werden soll.

> Komisch, dass LPKF das hinbekommt.

LPKF hat jahrzehnte versucht es hinzubekommen mit Silberlack die 
Durchkontaktierungen zu machen und ist gescheitert, nicht lötbar. Nur 
vias sind möglich, also braucht man ein Leitrplattenlayouz speziell für 
die Fertigungsart.

> Wie groß sollen die Platinen werden?

Er schrieb 20x20cm, nicht gelesen ?

von Rahul D. (rahul)


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Michael B. schrieb:
> Er schrieb 20x20cm, nicht gelesen ?
Opfer meines ADHS... "cm"? Was das denn? Mit der Einheit habe bei uns 
zwei Kommilitonen gerechnet, die Sanitär-Installateur gelernt hatten - 
da sind die Toleranzmaße wohl etwas anders.

Ich habe

Michael B. schrieb:
> Du hast keine Platinenfräse und weisst daher nicht wie zeitraubend der
> manuelle Werkzeugwechsel ist.
Nö, aber ich habe mit einer LPKF-Platinenfräse in der Fachhochschule 
gearbeitet, und in meinem Keller steht eine Stepcraft (Bastelfräse).

> Beim Isolationsfräsen versucht man ja
> kleine Gräben zu fräsen. Nur kann man mit dem spitzen Gravierstichel
> keine Flächen abtragen. Dazu braucht es einen breiteten Fräser. Der
> kommt aber nicht in die Ecken. Also braucht man auch Zwischengrössen.
> Beim Bohren erst recht. Erst oberhalb von 2mm kann man Löcher auch
> fräsen. Und nach jedem Werkzeugwechsel muss man die Höhe neu
> kalibrieren.
Zum Kalibrieren gibt es Werkzeuglängensensoren.
Ich habe automatische Werkzeugwechsler aber auch gar nicht verteufelt, 
wie Du in meine Aussage reininterpretierst.
Was meinst du wohl, was meine Fräse hat?
In der Firma verwenden wir auch eine Sorotec zur Serienfertigung von 
Kunststoff- und Holzteilen. Die hat keinen Werkzeugwechsler.
Die Hurco-CNC hat wiederum einen.

> Es nervt ohne Ende, pro Platine so 6 Werkzeuge einzurichten, und meist
> dann das nächste File zu starten.
Ist aber nicht derart schlimm, dass man daran verzweifelt.

> Man kann schon darüber nachdenken, 6 Genmitsu hinzustellen mit fest
> installiertem Werkzeug und nur die Platine zu wechseln. Dann aber erst
> Recht mit Vakuumspannplatte und Anlegeschienen. Und dann eine 7.
> Genmitsu mit Laser zum wegdampfen einer auflaminierten Lötstopfolie und
> eine 8. Genmitsu mit Lotpastendispenser, bevor es mit der Platine in die
> Pick&Place und dann in den Refow-Ofen geht.


>
>> Eine passende Aussparung in ein Stück MDF fräsen und die Platine
>> "irgendwie" festspannen (z.B. schrauben), ist im Hobbybereich üblich.
>
> Wer vernünftig fräsen will, braucht ein plan aufliegende Platine.
> Dummerweise ist Basismaterial selten plan. Eine Vakuumspannplatte zieht
> sie gerade. Zudem ist so eine Spannplatte auf der Fräse selbst
> herstellbar, auf der sie dann verwendet werden soll.
Ja, im einfachsten Fall nimmt man eine MDF-Platte (manche nehmen sogar 
XPS), die man (partiell) überplant. Dadurch ist die Platine dann 
parallel zu den Fräsachsen ausgerichtet.

>> Komisch, dass LPKF das hinbekommt.
>
> LPKF hat jahrzehnte versucht es hinzubekommen mit Silberlack die
> Durchkontaktierungen zu machen und ist gescheitert, nicht lötbar. Nur
> vias sind möglich, also braucht man ein Leitrplattenlayouz speziell für
> die Fertigungsart.

Dukos und beidseitiges Fräsen haben zwar was miteinerander zu tun, war 
aber nicht mehr Aussäge: Man kann eine Platine beidseitig fräsen, indem 
man sie richtig ausrichtet. Bei der LPKF passierte das mit Hilfe zweier 
Passstifte

Dukos haben wir damals mit einem Elektrolysebad hergestellt (den genauen 
Prozess weiß ich nicht mehr).
LPKF hatte auch Jahre lang eine Duko-Presse mit den passenden Nieten im 
Angebot.

Schöne Grüße
Rahul

von Rainer S. (enevile) Benutzerseite


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Helmut -. schrieb:
> Ich kann dir nur JLCPCB empfehlen. die machen innerhalb von 10 Tagen
> professionelle Leiterplatten zu einem Preis, da kommst du nicht mal mit
> dem Rohmaterial hin.

Soll jetzt keine Werbung sein. Aisler macht es für 2 Arbeitstage für 
bisschen teurer aber dafür EU bzw. Aachen und NL, wenn Zeit das Argument 
sein soll dann wäre Aisler definitiv meine Wahl.

: Bearbeitet durch User
von Peter (blueberlin87)


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Ich danke für eure Zahlreichen Antworten.

Mir ist völlig bewusst das das selbst Herstellen keinen wirklichen sinn 
macht, es geht mir aber wirklich nur darum sofort und ohne verzögerungen 
ganz einfache Platinen herzustellen zu können.

Die meisten sind so einfach, dass sie auch auf auf eine 
Lochstreifenplatine gelötet werden könnten.

Hier zum Beispiel meine letzte Platine die ich für ein Versuch gebraucht 
habe:

http://ebt-helper.de/TestNEU/Platine.jpg

Und so etwas Produzieren zu lassen, ist einfach zu übertrieben.

Dafür suche ich eben eine Möglichkeit, die einfach und schnell 
funktioniert.

von Andreas S. (bastelmax)


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Peter schrieb:
> Und so etwas Produzieren zu lassen, ist einfach zu übertrieben.
>

Das ist doch sch... egal.
Du glaubst nicht was ich für "Kunstwerke" schon in Auftrag
gegeben habe un da sind viele zum Fremdschämen geeignet.
Ich lass lieber arbeiten, d.h. ich stelle Platinen seit
den 2000er nicht mehr selbst her.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Andreas S. schrieb:
> Ich lass lieber arbeiten, d.h. ich stelle Platinen seit
> den 2000er nicht mehr selbst her.

Das funktioniert, wenn Fabriken den Job günstiger machen als du es 
selbst kannst, wie jlcpcb.

Und das auch bei Mustern und Kleinserien unterhalb 1 Million bei denen 
es drauf ankommt, dass Datenübernahme und Machinenprogrammierung 
vollautomatisiert durchläuft und nicht jedesmal von Hand neu erfunden 
werden muss mit neu angelernten Hilfskräften weil man das letzte Mal vor 
3 Jahren damit zu tun hatte.

Das ist aber geschäftsmässig tödlich, wenn die Wucherbengel dein ganzes 
Geld und Erstgeborene dazu haben wollen mit Wartezeiten in Jahren und 
dann Scheiterhaufen liefern, wie in Deutschland üblich, ob in der 
Elektronikfertigung, beim Spritzguss oder im Maschinenbau.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Peter schrieb:
> Ich danke für eure Zahlreichen Antworten.
>
> Mir ist völlig bewusst das das selbst Herstellen keinen wirklichen sinn
> macht, es geht mir aber wirklich nur darum sofort und ohne verzögerungen
> ganz einfache Platinen herzustellen zu können.
>
> Die meisten sind so einfach, dass sie auch auf auf eine
> Lochstreifenplatine gelötet werden könnten.
>
> Hier zum Beispiel meine letzte Platine die ich für ein Versuch gebraucht
> habe:
>
> http://ebt-helper.de/TestNEU/Platine.jpg
>
> Und so etwas Produzieren zu lassen, ist einfach zu übertrieben.
>
> Dafür suche ich eben eine Möglichkeit, die einfach und schnell
> funktioniert.

Moin,

Mir geht es relativ ähnlich, was die von CNC hergestellten LP betrifft.

Wenn ich mir Dein LP Beispiel ansehe, möchte ich ein paar Vorschläge 
machen:

Es gibt bei der Planung und Ausführung von LP Designs die entweder mit 
geätzten oder isolier-gefrästen Methoden herzustellen, einiges zu 
beachten, um bestmöglichste Ergebnisse zu erzielen:

Lötaugen Betrachtungen:

PCB CAD Footprints haben bei solchen Bords gravierende Nachteile. 
Bekanntlich sind die meisten Footprints nach Herstellerangaben für 
professionelle LP Fertigung gedacht. Das bedeutet, daß man von 
durchkontaktierten Lötaugen ausgeht. Solche Lötaugen sind für 
nichtkontaktierte Lötaugen in der Regel zu klein. Es empfiehlt sich 
daher, Lötstrukturen für solche LP dementsprechend zu optimieren.

Bei einseitigen Bords sollte man Lötaugengröße und Fläche maximieren. In 
der Regel lassen sich ovale oder rechteckige Lötaugen leichter und 
dauerhafter verlöten. Bei einseitigen LP ist alleine die Fläche 
vorhanden so ein Lötauge zu fixieren.

Löten:

Lötaugen vertragen nicht gut Überhitzung oder mechanische Belastung mit 
oder ohne Hitze. Beim Entlöten ist es am Besten entweder ein gut 
funktionierendes Vakuumentlötgerät zu verwenden, oder sanft die Lötaugen 
mit viel frischem Lot und Flußmittel gleichzeitig zu erhitzen und das 
Bauteil sanft herunter zuziehen, um nachher die Lötaugen von 
überflüssigen Lot zu befreien. Wie gesagt, soll während dieser Arbeiten, 
jeglicher mechanischer Druck unter allen Umständen vermieden werden, um 
zu verhindern, daß die Haftung des Lötauges in Mitleidenschaft gezogen 
wird.

Sonstiges:

Ferner sollten die Lochdurchmesser so klein wie irgendwie möglich 
gewählt werden, um Lötaugenfläche nicht unnötig zu verringern.

Es empfiehlt sich auch bei benachbarten Lötaugen wie man sie bei 
Verbindern und DIL ICs findet, die Breite so zu wählen, dass der 
benachbarte Lötaugenabstand gleich dem Isolierdurchmesser entspricht, um 
Insel oder spindeldünne Kupferfragmente zu vermeiden. Das gleiche gilt 
für Leiterbahnbreiten.

Man tut gut, Leiterbahnabstände und Breiten so zu wählen, daß Haardünne 
Inseln von vornherein vermieden werden. Unnötige schmale Leiterbahnen 
sollte man vermeiden, weil sie mechanisch durch die tiefere 
Fräsungstiefe mehr exponiert sind.

Wie gesagt, sollte man bei kleineren Lötaugen nur mit rechteckigen 
Lötaugen arbeiten. Rechteckige Lötaugen löten sich wegen der größeren 
Lötspitzenauflagenfläche besser als quadratische Lötaugen.

VIA Durchmesser sollten mindestens 2mm oder größer betragen und 
kleinstmögliche Bohrdurchmesser haben. Die Standard CAD VIA Größen sind 
in der Regel zu klein und führen leicht zu Beschädigungen.

Man sieht, daß das Layout von gefrästen LP besondere Rücksichten 
verlangt. Wenn man das nicht beachtet, bekommt man LP die nicht wirklich 
komplett befriedigen. Meist sind dann die Lötaugen zu klein und die 
Lochdurchmesser unnötig groß.

Design:

Es empfiehlt sich einfachere Layouts grundsätzlich als zweiseitig 
durchkontaktiertes Designs im CAD anzulegen und auszuführen. Die 
Leiterbahnen auf der Oberseite führt man dann nach Möglichkeit nur als 
gerade Leiterbahnzüge mit Normlängen von 2.54mm und deren Multiplen 
Abständen aus. Das hat den Vorteil, daß man sich billige 
Steckbordbrücken Draht Sortimente kaufen kann und fertige passende und 
gebogene Brücken zur Verfügung hat. Das spart viel Zeit und sieht gut 
aus.

Löcher:

Ich habe mir angewöhnt, Lochdurchmesser von größer wie 
Routerdurchmesser, zu routen und nicht zu bohren. Auch irgendwelche 
sonstige Langlöcher und Aussparungen lassen sich so leicht realisieren. 
Allerdings muss man beachten, solche Löcher auf einem separaten Layer zu 
platzieren, weil man in der Regel nicht zuerst die Bord Umrisse routen 
möchte, bevor die Aussparungen und Löcher gebohrt sind:-)

Zu Beachten ist auch, daß Bohrlöcher nicht näher als normalerweise 
empfohlen, beieinander liegen sollten, um mögliche Bohrerbrüche zu 
vermeiden.

Man sollte ausschließlich mit Hartmetall Werkzeugen operieren. HSS hat 
bei G10 nichts zu suchen.

Die billigen China Gravierer haben leider nur eine sehr kurze Standzeit 
und werden schon innerhalb einer LP Isolation stumpf. Für weichere 
Materialen sind sie aber durchaus verwendbar.

Zum Isolieren sollten nur hochwertige Spade Gravierer verwendet werden, 
wie sie von LPKF, Bungard angeboten werden. Die Chinagravierer tun sich 
übrigens mit dem Eindringen bzw. Durchdringen der Kupferschicht manchmal 
schwerer. Abgesehen davon halten solche Gravier extrem lange und sind 
jeden Cent wert.

https://www.bungard.de/images/downloads/anleitungen/ccd_anleitung_de.pdf

Zum Routen sind sogenannte Fish-Tail Arten günstiger, weil sie die 
Unterlage weniger beschädigen. Als Unterlage verwendete ich früher Alu 
kaschiertes Holz. Leider gibt es dieses Material nicht mehr. Die hatten 
sich sehr bewährt. Das Ersatzmaterial ist zwar brauchbar, schmiert aber 
bei V-förmigen Routern.

Man sollte auch nach Möglichkeit mit passenden optimalen Drehzahlen 
arbeiten. Ein Drehzahl Einstellbereich von 5kRPM bis 60kRPM oder mehr 
ist nützlich.

Staubabführung:

Man sollte grundsätzlich nicht ohne eine gut funktionierende 
Absaugeinrichtung operieren. Wenn man die Sauger Luft nicht nach aussen 
abführt, unbedingt mit einem zuverlässigen HEPA Filter für 0.3mikron 
Partikelgröße arbeiten. Dem ungläubigen Thomas sei gesagt, daß solche 
Partikelgrößen der Lunge extrem schädlich sind und permanente chronische 
Langzeit-Lungenschäden verursachen können. Abgesehen davon werden 
Maschinenführungen von solchem abrasiven Staub bald beschädigt. Auf eine 
gut funktionierende lokale Absaugung um dem Werkzeug herum ist zu 
achten. Auf den Maschinenoberflächen darf niemals feiner Staub sichtbar 
sein. Größere Spänchen sind da weniger ein Problem. Man sollte sich 
angewöhnen die Maschine zu pflegen und blitzesauber zu halten.

Routen verursacht volumetrisch den meisten Staub. Ich verwende übrigens 
einen Zyklon Sammler für die großen Späne. Funktioniert gut.

Text Gravieren:

Ich lege irgendwelche Texte auf ein separates Layer und graviere in 
vorhandene Kupferflächen. Das sieht besser aus als isolierte Textinseln 
aus. Ist für mich Geschmacksache.

Bordgrößen Betrachtungen:

Es empfiehlt sich, sehr kleine LP nicht komplett heraus zu routen und 
herauszubrechen. Auch V-Grove wäre eine Möglichkeit. Bei mir ist es 
schon vorgekommen, daß ganz kleine LP von der Staubsauger 
Einsaug-Umfassung aufgesaugt wurden.

Empfohlene Reihenfolge der Arbeiten:

Zuerst Bohren
Isolieren der Leiterbahnen
Gravieren von Texten
Routen der großen Löcher
Heraus Routen der LP zum Schluß

Jedem dieser Arbeitsschritte ist eine CNC Datei zugeordnet.

Zusammenfassung und Benennung verwendeter Layer Dateien:

Bohrdateien als XYZ_DRL.PLT
Isolation als XYZ_ISO.PLT
Text als XYZ_TXT.PLT
geroutete Löcher und Ausparungen als XYZ_HOL.PLT
LP Route als XYZ_ROU.PLT

(meine Maschinen SW ist wegen MSDOS auf 8.3 Format angewiesen. Um 1995 
war Windows CNC Steuer-SW weniger in Mode).

Wenn man da konsistent bleibt, gibt es keine Unklarheiten.

Es empfiehlt sich auch die fertige LP mit einem Lötlack wie SK10 zu 
überziehen, um Oxidierung des Kupfers zu verhindern. Ob sich Lötstoplack 
lohnt? Für mich lege ich da bei THT wenig Wert darauf. Für SMD lasse ich 
fertigen.

Ich hoffe, ihr findet einige meiner hier dargebrachten Gedanken dazu 
teilweise nützlich. Für mich geben sie mir gute Resultate.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Peter H. (hp-soft)


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Hallo,
Ich benutze seit fast 20 Jahren eine High Z CNC Maschiene. Kosten zwar 
etwas Geld, sind aber sehr robust. Auf einen Werkzeugwechsler verzichte 
ich komplett. Da reicht ein einfachser Tiefensensor (auch teuer) und das 
Wechseln der Werkzeuge dauert weniger als 30 sek. Die Werkzeuge für 
einen Wechsler sind auch etwas teurer, da sie einen Tiefenanschlag 
benötigen.Vakuumplatte benutze ich nicht. Dafür gibt es Teflon 
Andrucksystem, das auch gleich die Späne gerichtet abführt (war bei der 
Maschiene dabei).
Für das Fräsen von doppelseitigen Platinen hat Target 3001 die 
Möglichkeit mehrere Wendelöscher anzugeben. Funktioniert super und hilft 
auch beim Festhalten der Platine.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Peter H. schrieb:
> Hallo,
> Ich benutze seit fast 20 Jahren eine High Z CNC Maschiene. Kosten zwar
> etwas Geld, sind aber sehr robust. Auf einen Werkzeugwechsler verzichte
> ich komplett. Da reicht ein einfachser Tiefensensor (auch teuer) und das
> Wechseln der Werkzeuge dauert weniger als 30 sek. Die Werkzeuge für
> einen Wechsler sind auch etwas teurer, da sie einen Tiefenanschlag
> benötigen.Vakuumplatte benutze ich nicht. Dafür gibt es Teflon
> Andrucksystem, das auch gleich die Späne gerichtet abführt (war bei der
> Maschiene dabei).
> Für das Fräsen von doppelseitigen Platinen hat Target 3001 die
> Möglichkeit mehrere Wendelöscher anzugeben. Funktioniert super und hilft
> auch beim Festhalten der Platine.

Hallo Peter,

Die High Z Maschinen sehen recht ordentlich aus, wenn auch preislich 
nicht mit den China Klonen zu vergleichen. Waren für die LP Herstellung 
irgendwelche Eigenanpassungen notwendig? Inwieweit unterstützt die SW 
das Herstellen doppelseitiger LP? Wie saugst Du den anfallenden Staub 
ab? Wie sauber bleibt die Maschine während der Fräsarbeiten? Wie werden 
die Isolations CAM Daten erstellt? Welche Isolationsfräser verwendest 
Du? Die hochwertigen Spezialanfertigungen oder die einfacheren China 
Gravierer?
Wie wird die Werkzeugtiefe eingestellt und gemessen?

Gib uns doch bitte einen Erfahrungsbericht. Es interessiert mich sehr.

Gruß,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
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