Forum: Offtopic Wie funktionierte Seiko TwinQuarz


von Ste N. (steno)


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Hallo, aus reiner Neugier würde mich mal interessieren nach welchem 
Prinzip damals die Seiko TwinQuarz funktioniert haben. Das waren Ende 
der 70er Jahre ziemlich genaue Quarzarmbanduhren mit einer Abweichung 
von +-5sek/Jahr.
Auf dem Bild sieht man gut, das tatsächlich 2 Quarze verbaut wurden. 
Aber so richtig kann ich mir nicht erklären, wie es dadurch genauer 
werden soll.
Die einzige sinnvolle Erklärung für mich ist, je ein Quarz mit positiver 
bzw. negativer Temperaturdrift. So das sich in "Summe" eine Abweichung 
von Null ergibt. Aber gibt es überhaupt Quarze mit entgegengesetzter 
Drift?

Neugierige Grüße,
Steffen

von Thomas (db8nr)


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Ste N. schrieb:
> Aber gibt es überhaupt Quarze mit entgegengesetzter
> Drift?

Wie die Seiko TwinQuarz genau funktioniert weiß ich nicht, aber es 
könnte so sein:

Die meisten Uhrenquarze (Tuning-Fork) schwingen auf 32768 Hz und die 
haben einen BT-Quarzschnitt).
Die Frequenz folgt einer Gleichung nach einer Parabel der 2.Ordnung und 
die sieht etwa aus wie ein ungeklickte Buchstabe "U".
Frequ = ax² +  bx + c
Parabeln der 2.Ordnung lassen sich mit 2 Quarzen unterschiedlichen 
Freqenzen kompensieren.

HF-Quarze (im MHz-Bereich) haben einen AT-Schnitt.
Die Frequenz folgt der Gleichung nach einer Parabel der 3.Ordnung und 
die sieht etwa aus wie der Buchstabe "S".
Frequ = ax³ + bx² + cx + d
Da ist die Kompensation sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.

Guck mal das Quarzkochbuch an, das kannst du domnloaden:

https://www.axtal.com/Deutsch/Support/Quarzkochbuch/

Thomas, der viel mit Quarzen zu tun hatte.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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: Bearbeitet durch User
von Thomas (db8nr)



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Eine Temperaturkompensation geht auch mit nur einem einzigen Quarz - 
siehe Anlagen,

von Gerhard O. (gerhard_)


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Thomas schrieb:
> Eine Temperaturkompensation geht auch mit nur einem einzigen Quarz
> -
> siehe Anlagen,

Hewlett Packard konstruierte vor einigen zehn Jahren einen auf diesen 
Prinzip beruhenden Prototyp, der allerdings aus irgendeinen Grund nicht 
kommerzialisiert wurde. Ich las damals einen Bericht darüber (HP 
Journal?)

von Thomas (db8nr)


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Gerhard O. schrieb:
> der allerdings aus irgendeinen Grund nicht
> kommerzialisiert wurde.

Die Veröffnung durfte damals von den USA verboten (Geheimsache), da das 
militärisch nutzbar ist.
Heute ist das alles offen, genauso wie die NASA-Apollo-Geschichte.

: Bearbeitet durch User
von Ste N. (steno)


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Ich bin immer wieder von dem geballten Wissen hier angetan. Ich glaube 
die Theorie hinter der unterschiedlichen Temperaturdrift aus dem PDF von 
Gerhard habe ich soweit verstanden, aber wie wurde das wohl in der 
Praxis gelöst? Ich meine, so hochkomplex wird ja der verbaute Uhrenchip 
nicht sein. Wir schreiben immerhin erst das Jahr 1975. Um so 
erstaunlicher, das man das mit den Mittel damals so hin bekommen hat.

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