Hallo, bei dem Versuch, zwei Bauteile von einer Platine zu entlöten, sind mir ein paar Leiterbahnen abgerissen. Es handelt sich um eine defekte Steuerplatine aus einem alten Geschirrspüler Neff excellent, die ich gern wieder reparieren würde, einschließlich der ramponierten Leiterbahnen. Ich habe mal ein paar Bilder angehängt: Bild01 zeigt die betroffenen Bauteile (rot eingerahmt) vor dem Auslöten. Bild02 und Bild03 zeigen den IC TNY264GN in Großaufnahme - ebenfalls vor dem Auslöten. Auf Bild04 ist zu sehen, dass bei dem IC die Kontakte/Leiterbahnen oben und unten rechts durch das Auslöten beschädigt sind. Hierbei stellt sich mir die Frage, ob unten am rechten Beinchen des IC's eine Verbindung zu der danebenliegenden DuKo besteht. Derzeit gehe ich davon aus, dass das der Fall ist. Kann das jemand bestätigen? Falls ja, wäre meine Idee, das zu reparieren, folgendermaßen: Ich würde einen 0,45 mm Kupferdraht durch die DuKo stecken und erst mal von der anderen Seite der Platine festlöten und dann eine Verbindung zum Beinchen des IC's legen und das Ganze großzügig verzinnen/verlöten. Draht an beiden Enden kürzen, fertig. Die Bahn am Anschluss oben rechts würde ich ein Stück weit freilegen und dann ganz simpel eine Brücke zum Beinchen das IC's löten, ganz ohne "Hilfsdraht". Weil die Bahn sich aber etwas von der Platine gelöst hat, würde ich sie am liebsten vorher noch ankleben, weil ja das Beinchen vom IC auch schon "in der Luft hängt" und nicht mehr fixiert werden kann. Kann man das so machen und wenn ja, welchen Kleber nimmt man für so was? Außerdem würde ich mich über weitere Tipps freuen! Grüße
Wie hast du das denn hingekriegt? Vorschlag 1: Nicht in Durchkontaktierungen löten. Die sind dafür nicht ausgelegt, das ist alles sehr empfindlich. Mit Pech machst du die kaputt. Besser die Leitung weiter verfolgen und einen Draht an den Transistor löten. Vorschlag 2: Offensichtlich fließt Leistung über diese Leitung. Daher: Verbliebenen Leiterzug auf der Platine vorsichtig freikratzen, dann einigermaßen dicken Draht dort und am Beinchen des ICs anlöten. Ankleben kannst du die Leiterbahn nicht. Mit extrem viel Fingerspitzengefühl könnte man eine winzige Menge Epoxidharz aufbringen. Sekundenkleber verbrennt bei den Löttemperaturen und ist dann extrem unangenehm. Sinnvollerweise zuerst löten und dann meinetwegen festkleben. Aber vorsicht: Die Reparaturen sind viel schwieriger als das Auslöten. Weißt du, was da schiefgegangen ist? Du musst das wissen, um den Fehler nicht noch einmal zu machen.
Danke radarange! Also am unteren Beinchen den Draht direkt zum Transistor und am oberen Beinchen doch eine Drahtbrücke nutzen. Klingt gut und mache ich! Ich nehme an, dass in beiden Fällen ein 0,45mm bzw. ~0,4 mm (nachdem Entfernen der Lackschicht) Draht reichen würde? F. schrieb: > Aber vorsicht: Die Reparaturen sind viel schwieriger als das Auslöten. > Weißt du, was da schiefgegangen ist? Ich würde es mit dem Wort Unerfahrenheit begründen, um das Wort Dummheit zu vermeiden. Ich habe wenig Übung bei solchen Arbeiten, aber in diesem Fall gingen die Kontakte/Bahnen recht leicht ab. Außerdem habe ich das Lötzinn irgendwie nicht richtig heiß bekommen. Dann durch Ungeduld zu viel Vorspannung auf die Teile gegeben und die Bahn war ab. Lehrgeld! Bei dem Widerstand ist mir das auch passiert (Siehe Bild05). Den würde ich wieder da einstecken, wo er hingehört und dann ein Stück ~0,4 mm Draht durch das Loch an dem Steckerkontakt stecken und das andere Ende am Widerstand anlöten. Vom Platz her müsste es gerade so passen, dass der Stecker nicht behindert wird. Den Epoxidharzkleber würde ich dann wohl weglassen. Oder kann ich die Bahnen vielleicht doch vorher festkleben? Hält der die Löttemperaturen vielleicht doch aus? Auch hier bin ich für bessere Lösungen offen und freue mich über jeden Tipp!
Benno B. schrieb: > Ich würde es mit dem Wort Unerfahrenheit begründen, um das Wort Dummheit > zu vermeiden. Dummheit ist es, die Erfahrung gleich an der zu reparierenden Platine zu sammeln und nicht erstmal an irgendwelchen Schrottplatinen zu üben ;-) Die ehemalige Kupferbahn dürfte einen Querschnitt von etwa 0.04mm² gehabt haben, also etwa einem Draht mit 0.25mm ø entsprechend
:
Bearbeitet durch User
Du kannst auch ein Loch durch die Platine bohren, wenn oben und unten keine Leiterbahnen oder generell kein Kupfer ist und einen Draht durchstecken. Wenn du keine Heißluft hast, kann man mechanisch alle Beinchen vom Gehäuse trennen, z.B mit einem Dremel und einzeln die Beinchen durch Löten entfernen. Oftmals wird versucht per Hebelwirkung und Erhitzen der einzelnen Beinchen das Bauteil zu entfernen. Das geht in der Regel schief. Gruß Dirk
Rainer W. schrieb: > Die ehemalige Kupferbahn dürfte einen Querschnitt von etwa 0.04mm² > gehabt haben, also etwa einem Draht mit 0.25mm ø entsprechend Die Stromtragfähigkeit wird auch von der Oberfläche bestimmt.
Danke Rainer W., Dirk R. und hhinz! Rainer W. schrieb: > Dummheit ist es, die Erfahrung gleich an der zu reparierenden Platine zu > sammeln und nicht erstmal an irgendwelchen Schrottplatinen zu üben ;-) Ich bin einer von denen, die auch nach der Übungsphase ab und zu noch Fehler machen. Rainer W. schrieb: > Die ehemalige Kupferbahn dürfte einen Querschnitt von etwa 0.04mm² > gehabt haben, also etwa einem Draht mit 0.25mm ø entsprechend Welche der drei Bahnen meinst Du? Dirk R. So ein Heißluftdings habe ich und auch hitzefestes Kupferklebeband, aber damit habe ich es mich nicht getraut. Zu viel Zeugs in der Nähe des IC's. Ich dachte, es klappt so. Im Falle des IC's hat es ja auch bei den ersten fünf Beinchen funktioniert, nur bei den beiden letzten nicht. Danke für den Tipp mit dem Abfräsen! Ich hatte mich hinterher geärgert, dass ich die Beinchen nicht einfach abgeknipst habe. Das wäre jedenfalls bei den unteren Vier möglich gewesen, aber ich wollte alle Teile im Ganzen raus haben. Das ist nun das Ergebnis! Na dann übe ich nun eben das Flicken einer Platine! :) hhinz Kannst Du eine bestimmte Drahtstärke empfehlen?
:
Bearbeitet durch User
Rainer W. schrieb: > Benno B. schrieb: >> Ich würde es mit dem Wort Unerfahrenheit begründen, um das Wort Dummheit >> zu vermeiden. > Dummheit ist es, die Erfahrung gleich an der zu reparierenden Platine zu > sammeln und nicht erstmal an irgendwelchen Schrottplatinen zu üben ;-) Dumm ist vor allem Dein Kommentar, Du bist natürlich direkt mit einer Weller Reworkstation geboren worden. Er hat die Platine zertölpelt, vermutlich bleifrei und Lötkolben mit zu wenig Wärmenachfuhr und gerupft, bevor das Lot flüssig war. Ist zum Glück überschaubar und mit ein paar dünnen Drähtchen zu flicken. Rainer W. schrieb: > Die ehemalige Kupferbahn dürfte einen Querschnitt von etwa 0.04mm² > gehabt haben, also etwa einem Draht mit 0.25mm ø entsprechend Da muß nichts groß gerechnet werden. Ich hätte Wrapdraht, Benno kann z.B. ein Stück Netzkabel zerlegen und dessen Litzendrähtchen verwenden. Benno B. schrieb: > Danke für den Tipp mit dem Abfräsen! Ich hatte mich hinterher geärgert, > dass ich die Beinchen nicht einfach abgeknipst habe. Abknipsen ist eine blöde Idee und reißt gerne die Leiterbahn mit. Andere Ideen sagen, Beinchen einzeln erhitzen und ein Leerenblättchen drunter zu schieben. Sowas habe ich in 0,03mm, Problem, wo man als Heimwerker ein kurzes Stück davon bekommt.
Benno B. schrieb: > Bei dem Widerstand ist mir das auch passiert (Siehe Bild05). > Den würde ich wieder da einstecken, wo er hingehört und dann ein Stück > ~0,4 mm Draht durch das Loch an dem Steckerkontakt stecken und das > andere Ende am Widerstand anlöten. Die Kontaktfläche unten an der hochstehenden Leiterbahn hat doch eine Durchkontaktierung. Wenn die auf der Rückseite auch breit mit dem Widerstand verbunden ist, sollte das reichen.
Benno B. schrieb: > Kannst Du eine bestimmte Drahtstärke empfehlen? Nimm den von dir erwähnten Kupferdraht mit 0,45mm Durchmesser.
Danke für Deine zahlreichen Tipps Manfred! Manfred P. schrieb: > Er hat die Platine zertölpelt, vermutlich bleifrei und Lötkolben mit zu > wenig Wärmenachfuhr und gerupft, bevor das Lot flüssig war. Ist zum > Glück überschaubar und mit ein paar dünnen Drähtchen zu flicken. Meine Lötstation ist von KSGER. Die hat ganz ordentlich Kraft, aber prinzipiell liegst Du mit Deiner Vermutung ganz richtig. Lötzinn ist bleifrei, wurde nicht richtig flüssig, zu viel Vorspannung auf die Teile usw.. Manfred P. schrieb: > Da muß nichts groß gerechnet werden. Ich hätte Wrapdraht, Benno kann > z.B. ein Stück Netzkabel zerlegen und dessen Litzendrähtchen verwenden. Ich habe hier alle möglichen Kupfersachen und Drähte, aber leider kein Netzkabel, was ich zerlegen könnte. Danke Wolf17! Wolf17 schrieb: > Die Kontaktfläche unten an der hochstehenden Leiterbahn hat doch eine > Durchkontaktierung. Wenn die auf der Rückseite auch breit mit dem > Widerstand verbunden ist, sollte das reichen. Die ist leider nur auf der oberen Seite mit dem Widerstand verbunden (gewesen).
:
Bearbeitet durch User
Danke hhinz, das hilft sehr! Dann nehme ich den 0,45 mm Draht. Für alle drei Bahnen!
Die Reparaturen kannst du im Prinzip so machen, wie du das vorhast. Beim Widerstand nochmal schauen, ob der auf der Unterseite auch noch irgendwo hingeht (vermutlich nicht) und dort dann ebenfalls die Verbindung herstellen. Unerfahrenheit ist nicht schlimm, manche Platinen sind aber auch sehr empfindlich. Aber merke dir fürs nächste Mal: Sobald du eine Leitung abgerissen hast, denke darüber nach, was du falsch gemacht hast, sonst folgen noch weitere. Mir passiert das auch ab und zu, gerade dann, wenn man unbedingt jetzt noch schnell mit Gewalt die eine Verbindung machen will. Bringt aber nichts, in der Ruhe liegt die Kraft. Natürlich haben wir jetzt Leute, die rummosern und sich das giftige Blei im Lötzinn zurückwünschen. Ist nicht notwendig, bleifrei geht genauso gut. Das Lötzinn sollte vernünftig und qualitativ hochwertig sein, dann klappt das auch. Ich vermute mal, ein großer Teil der Blei-Nostalgie kommt daher, dass früher kaum so richtig mieses Lötzinn leicht erhältlich war, man aber mittlerweile genügend sauschlechte bleifreie Lote einfach so im Internet bestellen kann. Ich habe verschiedene bleifreie Lote getestet (allesamt vernünftige Lote von etablierten Herstellern, ich habe keine Lust, mir Schrott zu kaufen) und die funktionieren genauso gut wie vernünftige bleihaltige Lote. Die Temperatur muss etwas höher sein, aber das war's dann auch schon. Sinnvollerweise arbeitest du mit ordentlicher Temperatur und zügig, aber nicht überhastet. Ewig lange zu kalt auf einer Lötstelle herumbraten beansprucht die Platine sehr stark, zu heiß darf es aber auch nicht sein. Fang mal mit etwa 370°C an. Bei den Temperaturen ist aber trotzdem die Platine sehr empfindlich, also möglichst wenig Kraft auf die Leiterbahnen bringen, sondern eher stückweise arbeiten und zwischendurch abkühlen lassen.
Benno B. schrieb: > Bild03 zeigen den IC TNY264GN in Großaufnahme - ebenfalls vor > dem Auslöten. Ja, da WÄRE viel schlauer gewesen, die Pins des IC mit feinem Seitenschneider direkt am Gehäuse einzeln abzuzwicken. Und anschließend die Reste der Pins einzeln abzulösen. Ich schreibe das in der Hoffnung auf künftige Reparaturen auch anderer Leser.
Klaus F. schrieb: > die Pins des IC mit feinem > Seitenschneider direkt am Gehäuse einzeln abzuzwicken. Das wird bei der Baugröße schief gehen. Man reißt so fast sicher mehrere Pads von der Platine ab.
Mit "feinem Seitenschneider" meinte ich ja eben nicht die Klauenzange für Rinder. Der engagierte Bastler kann natürlich seinen Dremel mit "Flex" Scheibe einsetzen.
Der reparaturansatz klingt brauchbar, aber auch hier gilt: Immer reichlich frisches lot und flussmittel benutzen, um benetzung der oberflächen und damit die wärmeübertragung zu gewährleisten. Das ist auch scheinbar das Hauptproblem beim auslöten. Es hilft bei doppelseitigen platinen üblicherweise nicht, zinn wegzunehmen, vielmehr hilft es, reichlich zinn hinzuzugeben und dann durchwärmung von bauteil und kupfer abzuwarten, bevor man das bauelement abhebt oder aus dem loch holt. Man kann da ruhig 30s und mehr erhitzen, die bauelemente sind ja schon kaputt und die platine macht das eher mit, als das gewaltsame aushebeln. Wenn ich mir die leiterbahnen anschaue, stelle ich mir einen blanken lötkolben vor, der minutenlang in die alte lötstelle gedruckt wird.
Klaus F. schrieb: > Mit "feinem Seitenschneider" > meinte ich ja eben nicht die Klauenzange für Rinder. Ich auch nicht. > Der engagierte Bastler kann natürlich seinen Dremel mit "Flex" Scheibe > einsetzen. Das geht auch schnell schief, sollte man unbedingt an Altplatinen üben. Bedenke, dass es sich beim Chip des TE um SMD handelt, nicht THT.
Ich danke Euch für die Tipps, radarange, klaus27f, klaus27f, frickelfreak und hhinz! Besten Dank auch an alle anderen Helfer! Damit sollte die Reparatur ja eigentlich klappen! :) Und hoffentlich passiert das so schnell nicht wieder. Die Fehlerquellen habt Ihr mir ja aufgezeigt. Viele Grüße!
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.