Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Überlastschutz Solid State Relais / PhotoMOS


von Ing-Dom (Firma: OpenKNX) (sirsydom)


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Hallo zusammen,

ich bastel gerade an einem Gerät im Home-Automation Kontext um kleine 
Lasten zu schalten - nur SELV - ca. 1A und AC/DC.

Typische Anwendungsfälle:
- Türgong
- Türsummer
- Magnetventil
- Relais
- Steuer / Tastereingänge verschiedenster Geräte (Heizung, 
Wechselrichter, Türöffner etc..)

Dafür würde ich gerne Halbleiter einsetzen, optisch getrennt 
("PhotoMOS").

Ich würde das gerne gegen Überlast / Kurzschluss absichern um
1) Überhitzung, Brand etc. auszuschließen
2) idealerweise das Bauelement schützen

Die erste Idee war eine Polyfuse / PTC, aber mir scheint die 
Auslösecharakteristik passt hier nicht - typische  Fuses die ich so 
gefunden habe lösen dann erst innerhalb von 150ms aus wenn man sie mit 
dem x-fachen Nennstrom belastet..

Hab hier ein ganz nettes Teilchen gefunden das von der Bauform und dem 
LED-Strom und auch dem Schaltvermögen ganz gut passt bzw. schon noch 
Reserven hat. Datenblatt:
https://wmsc.lcsc.com/wmsc/upload/file/pdf/v2/lcsc/2405271610_SUPSiC-GAQY212G2S_C7435109.pdf

Und wenn ich da eine 1812 Polyfuse mit 500ma davor packe - wird wohl 
nicht in allen Zuständen dafür Sorgen, dass der PhotoMOS überlebt.. was 
würdet ihr mir hier empfehlen?

von Falk B. (falk)


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Ing-Dom schrieb:
> Und wenn ich da eine 1812 Polyfuse mit 500ma davor packe - wird wohl
> nicht in allen Zuständen dafür Sorgen, dass der PhotoMOS überlebt..

Nö, das wird in fast allem Kurzschluß- und Überlastfällen versagen.

> was
> würdet ihr mir hier empfehlen?

Man braucht eine elektronische Strombegrenzung, die im sub 
Millisekundenbereich anspricht.

Für deine typischen Anwendungsfälle brauchst du weder eine galvanische 
Trennung noch einen PhotoMOS. Nimm einen kurzschlußfesten Treiber. 
Fertig.

von Ing-Dom (Firma: OpenKNX) (sirsydom)


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Ich brauche grundsätzlich eine galvanische Trennung, das hat mit dem 
unterlagertem Bussystem zu tun.

Was meinst du mit "Treiber" ? Stromquelle? Low oder High-Side Switch?

Ich will potentialfreie Ausgänge realisieren, also die Signale und 
kleine Lasten schalten können, mehr oder weniger egal was, AC, DC, 
meintenwegen auch ein 4..20mA oder 0-10V Signal.

Ich hätte als alternative eher noch an Reed-Relais gedacht...

von H. H. (hhinz)


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Ing-Dom schrieb:
> Ich will potentialfreie Ausgänge realisieren, also die Signale und
> kleine Lasten schalten können, mehr oder weniger egal was, AC, DC,
> meintenwegen auch ein 4..20mA oder 0-10V Signal.

Eierlegende Wollmilchschweine also. Die werden ausschließlich aus 
Unobtainium hergestellt, und nur in Phantasien.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ing-Dom schrieb:
> Ich hätte als alternative eher noch an Reed-Relais gedacht...
Wenn das die Alternative ist, dann bleib bei den Photomos. Denn 
Reedrelais sind das "Klebrigste", was es an Schaltern gibt. Nur die 
kleineste Überlastung und fertig ist die dauerleitende Verbindung.

Ing-Dom schrieb:
> typische  Fuses die ich so gefunden habe lösen dann erst innerhalb von
> 150ms aus wenn man sie mit dem x-fachen Nennstrom belastet.
Das ist bei allen thermisch auslösenden Sicherungen (also auch bei 
üblichen Schmelzsicherungen) der Fall: die Sicherung hat ein größeres 
I2t als der winzige Halbleiterdie und dementsprechend fackelt zuerst der 
Halbleiter ab.

> Und wenn ich da eine 1812 Polyfuse mit 500ma davor packe - wird wohl
> nicht in allen Zuständen dafür Sorgen, dass der PhotoMOS überlebt.. was
> würdet ihr mir hier empfehlen?
Beim Verdrahten aufzupassen.
Denn danach sollte ja wohl kaum mehr was passieren. Und wenn doch, dann 
finde ich pfeilschnell einen Fall, wo die Polyfuse auch nicht hilft.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Am robustesten scheinen mir KFZ Relais zu sein. Deren Kontakte sind sehr 
robust und geeignet nicht-lineare Lasten zu schalten. Zudem sind sie 
auch billig und leicht beschaffbar und es gibt dafür Einsteckfassungen 
für LP Montage. Für Langzeitzuverlässigkeit also gut geeignet. Langzeit 
gesehen eine praktisch bevorzugende Lösung.

https://www.digikey.ca/en/products/detail/picker-components/PC785-1C-12C-D-X/13694598

Diese Photo-MOS Schalter können bestenfalls den zweifachen Nennstrom, 
wie im Datenblatt angegeben, aushalten. Da muß man sich genau bewußt 
sein, was geschaltet werden soll. Als Universalschalter nicht gut 
geeignet. Lasten mit hohen Einschaltstromstoß, wie z.B. Lampen, Motore 
u.ä. sind drastisch "Lebensverkürzend".

Einige Photo-MOS Kanäle für "sanfte und sichere" Lasten, können ja 
nebenbei auch noch angeordnet werden. Dann kann man wählen, welche Art 
Schalter in Frage kommt. Oder fertige die Schalter als kleine 
Einsteckmodule an, die man dann Anwendungsspezifisch schnell auswechseln 
kann, wenn sich an der Systembeschaltung etwas ändert.

KFZ geschützte elektronische Schalter sind auch noch eine Möglichkeit, 
aber natürlich eingeschränkt, was Versatilität angeht. Obendrein sind 
sie oft nicht leicht erhältlich und teuer.

Solltest Du Dich entschließen, KFZ Relais verwenden zu wollen, mußt Du 
beachten, daß solche Kontakte Minimalstrom verlangen. Für 
schwachbrüstiges Zeug und Daten, NF, Meßsignale also nicht geeignet.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Gerhard O. schrieb:
> Am robustesten scheinen mir KFZ Relais zu sein.

Taugen aber als Signalrelais gar nicht.

von Gerhard O. (gerhard_)


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H. H. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Am robustesten scheinen mir KFZ Relais zu sein.
>
> Taugen aber als Signalrelais gar nicht.

Schrieb ich ja. Dafür sind die Photo-MOS vorgesehen.

von H. H. (hhinz)


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Gerhard O. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Gerhard O. schrieb:
>>> Am robustesten scheinen mir KFZ Relais zu sein.
>>
>> Taugen aber als Signalrelais gar nicht.
>
> Schrieb ich ja. Dafür sind die Photo-MOS vorgesehen.

Dem TE träumts halt von der Wollmilchsau.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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H. H. schrieb:
> Taugen aber als Signalrelais gar nicht.
Stichwort: Frittspannung.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Frittspannung

Ing-Dom schrieb:
> Steuer / Tastereingänge verschiedenster Geräte
Genau dort taugen dann Relais mit hochbelastbaren Kontakten gar nichts, 
weil sie nicht sicher schalten. Mit zunehmender Alterung wird das nicht 
besser. Und Relais mit Goldkontakten gehen an den anderen zu schaltenden 
Lasten kaputt.

H. H. schrieb:
> träumts halt von der Wollmilchsau.
Und deshalb haben handelsübliche SPS mehrere und nötigenfalls 
zusteckbare Ausgangstechnologien. Eben weil man nicht mit "dem einen 
Ausgang" alles Mögliche schalten kann.

: Bearbeitet durch Moderator
von Ing-Dom (Firma: OpenKNX) (sirsydom)


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H. H. schrieb:
> Dem TE träumts halt von der Wollmilchsau.
Träumen wird man ja noch dürfen :)

"Alles" wollte ich ja nun auch nicht schalten, mit der Einschränkung auf 
SELV
und 1A hab ich ja zB 16A 230V AC Glühlampen oder induktive Last 
ausgeklammert :P

Wenn sich meine Vorstellungen als nicht umsetzbar herausstellen, muss 
ich halt an den Anforderungen schrauben.
Vielleicht ist ja eine Kombination nicht das schlechteste..
PhotoMOS oder ReedRelais für reine Signale (mit idr unbekanntem 
Abfragestrom/spannung oder auch Polarität) und Subminiaturrelais für 
Leistung..

back to the drawing board

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Ing-Dom schrieb:
> - Türgong
> - Türsummer
> - Magnetventil
> - Relais
> - Steuer / Tastereingänge verschiedenster Geräte

Als Eingang billige Optokoppler plus Rv und Paralleldiode, als Ausgang 
mit NPN kleine Relais ansteuern, selbst Reichelt hat 5 oder 12V <1€, die 
stecken Fehler gut weg. Ggf Varistoren gegen induktive Spitzen vorsehen.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Ganz gleich welche Relais man nimmt, würde ich die Schalteinheiten 
modular und steckbar machen. Wenn man z.B. die SRD Serie Relais 
verwendet, ist das Risiko gering, weil sie spottbillig sind. Wenn man 
den Daten glauben darf, sind diese gut genug für so ziemlich alles, was 
man üblicherweise damit schalten will.

Manchmal ist es besser, Komponenten mit leichter Beschaffbarkeit und 
niedrigem Preis zu jonglieren, als unnötig Raumfahrt Zuverlässigkeit 
erreichen zu wollen.

Man muß nur darauf achten, daß die Kontakte beim Schalten nicht 
(wesentlich) überlastet werden.

Wenn man sich selber etwas baut, dann weiß man auch zu Warten.

Wie gesagt, denke bei Deinem Design Konzept "Modular". Dann gewinnst Du:

Anpassfähigkeit an die Lasten
Billiger Ersatz
Leichte Beschaffbarkeit, wenn man sich populäre Komponenten aussucht, 
die von multiplen Herstellern geführt werden.
Ersatzmodule zur Verfügung zu haben.

Bei den billigen LP Herstellungskosten sind solche Lösungen durchaus 
attraktiv.

Opto22 ist übrigens auch ein interessantes Konzept...

https://developer.opto22.com/pi/

Modular ist ja auch bei den Fernost Bords mit den blauen Relais gegeben. 
Wenn es der Platz zuläßt sind auch jene keine schlechte Wahl, solange 
man aufpasst nur jene Module zu wählen, wo die Sicherheitsabstände den 
gängigen Bestimmungen entsprechen und mit Kriechstromfräsungsausparungen 
- Die gibt es konträr zu populärer Ansicht tatsächlich und können auch 
Netz Wechselspannung ausreichend sicher schalten. Man sollte auch 
richtig ausgeführten Snubber Schutz anbringen wenn AC geschaltet wird. 
Für Hobbyprojekte muß man nicht unbedingt zu Industriestandard 
mithalten. Aber Netzspannung willst Du ohnehin nicht schalten.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Ing-Dom schrieb:
> Dafür würde ich gerne Halbleiter einsetzen, optisch getrennt
> ("PhotoMOS").

Ungeeignet für induktive Lasten.

Ein MOSFET kann bei Maximalstromüberschreitung (gemessen per shunt und 
Komparator) in Mikrosekunden abgeschaltet werden, ein PhotoMOS nicht, 
der braucht Millisekunden und brennt dabei durch.

TRIACs sind deutlich robuster und können mit Feinsicherungen geschützt 
werden (deren I2s kleiner ist als das I2s des TRIACs), schalten passend 
für induktive Lasten im Strom-Nulldurchgang ab, brauchen bei DC aber 
einen Quench-Schaltkreis.

von Veit D. (devil-elec)


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Hallo,

andere Idee vielleicht. HighSide Switch, Profet o.ä., haben etliche 
Sicherheitsmaßnahmen integriert. Wenn es galvanisch getrennt sein muss, 
dann diese per Optokoppler ansteuern.

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Lothar M. schrieb:

>> Steuer / Tastereingänge verschiedenster Geräte
> Genau dort taugen dann Relais mit hochbelastbaren Kontakten gar nichts,
> weil sie nicht sicher schalten. Mit zunehmender Alterung wird das nicht
> besser. Und Relais mit Goldkontakten gehen an den anderen zu schaltenden
> Lasten kaputt.

Man könnte ja - wenn es denn sein muss - Halbleiterschalter mit mäßigem 
Durchgangswiderstand und Relais parallel schalten. Es muss nur 
sichergestellt sein, das der Halbleiter nach dem Relais einschaltet und 
vor dem Relais ausschaltet.

Aber ob sich das lohnt? Immerhin wird je nach Anwendungsfall entweder 
nur das eine oder nur das andere gebraucht.

Gruß, Roland

von Veit D. (devil-elec)


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Hallo,

PhotoMos geht vielleicht doch. Ich nutze sie für meine Modelleisenbahn. 
Ich nutze welche die für 2A ausgelegt sind und dazu seine eFuse die auf 
700mA eingestellt ist. Mehrfach Kurzschluss getestet, es geht nichts 
kaputt.

Für 1A Laststrom würde ich PhotoMos mit mindestens 2A besser 3A suchen 
und die eFuse eben auf 1A einstellen. Da ist genügend Luft. Verhält sich 
am "Schaltpunkt" etwas träge, je mehr Strom fließt umso flinker schaltet 
sie ab. Bei meinem 0,7A Schaltpunkt schaltet sie mit >1A unmittelbar ab. 
Aus dem Bauch heraus mit 1A Schaltpunkt ist bei 1,5A Schluss. Zusätzlich 
kann man bei einer
eFuse noch Unter- und Überspannung einstellen.

Als Bsp. ich verwende G3VM-41AY1 und TPS259620.

>> Dafür würde ich gerne Halbleiter einsetzen, optisch getrennt
>> ("PhotoMOS").
>
> Ungeeignet für induktive Lasten.

Dafür habe ich parallel am PhotoMos eine TVS Diode.

: Bearbeitet durch User
von Ing-Dom (Firma: OpenKNX) (sirsydom)


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Veit D. schrieb:
> Als Bsp. ich verwende G3VM-41AY1 und TPS259620.
Danke dir für deinen Erfahrungsbericht !
Ich hab keine Erfahrung mit eFuses, aber meines Wissens nach sind die 
nur für DC geeignet, oder? Ich wollte ja auch AC schalten.. bzw Signale 
unbekannter Polarität.


Veit D. schrieb:
> Dafür habe ich parallel am PhotoMos eine TVS Diode.
Die sollte man ja eh grundsätzlich vorsehen.


Aktuell tendiert meine Lösung hin zu einem Bistabilen Subminiaturrelais:
https://source.hongfa.com//Api/DownloadPdf/323
und zwar die L2-D Variante.
Durch die Goldkontakte sollte - sofern mit dem Kontakt niemals große 
Lasten geschaltet werden - auch noch kleine Ströme zuverlässig 
funktionieren.

Eine Frage dazu, obowhl es Offtopic wird..
die Ratings im Datenblatt gelten pro Kontakt, oder?
das ist ja ein 2 Form C Relais, hat also 2 separate Kontakte.
Mir ist klar, dass mir das beim Schalten keinen Vorteil bringt, weil 
immer einer der erste ist, aber für den Übergangswiderstand sollte es 
sich ja positiv auswirken wenn parallel geschaltet..

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