Da ein Baum ins Blickfeld meiner Satellitenantenne gewachsen war, musste ich sie umsetzen. Dabei hat es leider den Diseqc-Umschalter, der zwischen zwei LNBs auswählt, zerschossen. Der Grund ist unklar, eventuell ein Kurzschluss beim Anklemmen des Satfinders. Der Schalter war auf Eingang A blockiert, er ließ sich nicht mehr auf Satellit B umschalten. Mit einem neuen Diseqc-Switch funktioniert wieder alles bestens. Aus Neugier habe ich das Teil mal aufgemacht um zu verstehen, wie es funktioniert. Da das Ganze in einem Plastikgehäuse eingeschweißt war, ging das nur mit Brachialgewalt (Säge). In der Mitte geht das Signal zum Receiver, die beiden LNBs sind rechts und links angeschlossen. Die Verbindung zwischen Eingängen und Ausgang erfolgt über zwei in Serie geschaltete Dioden (die kleinen schwarzen SMD-Bauteile mit Aufschrift A8), deren Kathoden zur Mitte, also zum Receiver zeigen. Im B-Zweig ist eine Diode hochohmig, also vermutlich defekt. Die kleinen geschlängelten Leiterbahnen (HF-Drosseln?) rechts und links führen zu zwei parallelgeschalteten Transistoren, die vermutlich die 14/18V Versorgungsspannung auf den ausgewählten LNB schalten. Zur Dekodierung des Diseqc-Signals dient ein PIC16F505 Microcontroller. Dieser wird über eine recht primitive Stabilisierungsschaltung mittels Widerstand und Z-Diode (das kupferfarbene Ding im Minimelf-Gehäuse unten in der Mitte. Soweit, so klar. Was ich nicht verstehe: Wozu dienen die Dioden im HF-Zweig? Schalten die das Signal, wenn ja wie?
Fritz G. schrieb: > Wozu dienen die Dioden im HF-Zweig? Schalten die das Signal, wenn ja > wie? Ja, die werden mit DC leitend gemacht, lassen dann aber auch HF durch.
Die Dinger nennen sich PIN Dioden - eine übliche Technik, um HF kontaktlos zu schalten. Wird in Tunern auch oft gemacht, um zwischen verschiedenen Empfangszweigen (z.B. VHF und UHF) umzuschalten. Werden sie mit DC in Durchlassrichtung vorgespannt, lassen sie auch die HF durch. Umgekehrt sperren sie auch die HF, wenn sie in Sperrichtung vorgespannt sind bzw. stromlos sind.
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Interessante Schaltung! Ich habe mal versucht, sie aufzuzeichnen. Ja, die Dioden sind so genannte PiN-Dioden: http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/diodsw.htm Wenn man mit genügend DC-Strom die Diode aufsteuert, kann man auch eine überlagerte HF durchschalten. Die parallelgeschalteten Transistoren für die beiden LNBs könnten p-MOSFETs sein. Die Stromquelle in der Ansteuerung lässt mich im Nachhinein doch eher PNPs vermuten. Unklar ist mir die Funktion des "mittleren" Transistors. Schaut auch aus wie eine Stromquelle, die den Receiver mit ca. 45 mA belastet. Aber wozu? Kondenswasserschutz? Rückkanal durch Lastmodulation? Erst dachte ich, damit wird der Bias-Strom für die Pin-Dioden erzeugt, aber dafür wäre der 2k7-Widerstand viel zu hoch und der Kollektor müsste an Masse angeschlossen sein und nicht an die Receiver-Spannung. Wer kanns aufklären? Im Nachhinein erscheinen mir die Printspulen sehr dünn. Bei LNBs kenne ich das so, aber da hat man eh kein Platz und wenn ein LNB einen Kurzschluss macht, dann muss es eh ausgetauscht werden. Aber bei einem Switch muss man immer damit rechnen, dass ein Kabel eingequetscht wird oder es einen Kurzschluss zwischen Schirm und Innenleiter geben kann.
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Matthias S. schrieb: > Die Dinger nennen sich PIN Dioden Dem Marking nach sind das normale BAS19, ändert aber nichts an der Funktionsweise.
Für BAS19 passt aber das Package nicht. Aber BAV19 "Switching Diode" könnte passen: https://pdf1.alldatasheet.net/datasheet-pdf/view/1825488/GWSEMI/BAV19WS.html
Moin, Marek N. schrieb: > Rückkanal durch Lastmodulation? Potentiell gibts bei Diseqc die Moeglichkeit eines Rueckkanals. Aber auch, wenn der nicht genutzt wird, ists fuer den Vorwaertskanal guenstig, wenn da auch ein bisschen Strom fliesst. Das stellt wahrscheinlich sicher, dass der Signalpegel eingehalten wird. Gruss WK
So, gemäß SMD-Katalog [1] handelt es sicht um eine BAP50-03 PiN-Diode: https://www.nxp.com/docs/en/data-sheet/BAP50-03.pdf Diese hat mit 0,4 pF eine deutlich kleinere Sperrschichtkapazität als die zunächst vermutete BAV19W mit ihren max. 5 pF. [1] https://www.sos.sk/pdf/SMD_Catalog.pdf
Marek N. schrieb: > gemäß SMD-Katalog [1] handelt es sicht um eine BAP50-03 PiN-Diode: > https://www.nxp.com/docs/en/data-sheet/BAP50-03.pdf Ah, interessant, also doch mal keine Sparmassnahme im Centbereich.
Der Hersteller gibt sich alle Mühe seinen Namen zu verbergen. Hier habe ich einen EMS41 gefunden, der dieselben dreieckigen Kondensatoren benutzt. Die aufgedruckter Webadresse hilft wenig weiter.
Christoph db1uq K. schrieb: > Die aufgedruckter Webadresse hilft wenig weiter. Das sind wohl die hier: http://www.skytronic.gmbh/
Ja die verkaufen auch Diseqc-Schalter, wenn man im Webarchiv schaut, aber das hilft nicht weiter. https://web.archive.org/web/20220630034055/http://www.skytronic.gmbh/oem-produkte.php https://web.archive.org/web/20210514091642/http://www.skytronic.gmbh/ https://web.archive.org/web/20220630034546/http://www.skytronic.gmbh/ Die Technik des "Fähnchenschiebens" mit einem Zahnstocher ist für Funkamateure bekannt. Ein Stückchen Cu-Blech wird solange auf der Leiterbahn verschoben, bis der Wobbler die beste Anpassung zeigt.
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Diese Fähnchen heißen auch "Schneeflocken" bzw. Snowflakes. Mir will immer noch nicht die funktion des mittleren Transistors als Stromquelle nicht einleuchten. Zumal im 4-Port-Schalter sowas auch vorhanden scheint, aber der Emitter-Widerstand ist nicht bestückt?
Moin, Marek N. schrieb: > Mir will immer noch nicht die funktion des mittleren Transistors als > Stromquelle nicht einleuchten. Bei Eutelsats gab/gibts? einen Packen Diseqc-Specs und Applic_info*pdf mit Beispielschaltungen zum download. Das sieht mir tatsaechlich stark nach Rueckkanal aus. Gruss WK
Dergute W. schrieb: > Das sieht mir tatsaechlich stark > nach Rueckkanal aus. Ja, in der Tat! Bei Wikipedia [1] finden wir einen Link auf das Zip-File mit der Doku [2]. Darin gibt es das Dokument applic_info_PIC_microcontroller.pdf, wo auf Page 4 (Pdf-Seite 7) eine Beipsielschaltung mit solch einer Stromquelle als "Transmit Data out" abgebildet ist. Im Dokument applic_info_LNB_switchers.pdf finden wir auf Page 8 (Pdf-Seite 11) folgende Passage: > few additional components needed for the slave accessory to transmit > a reply to the master Receiver/IRD. The reply can be a simple > acknowledgement that a command has been received > [...] > the Slave can produce a typical 650 mV peak-peak carrier tone simply by > switching an additional current drain of approximately 45 mA across the > bus. Als tatsächlich ein Rückkanal durch Lastmodulation. Faszinierend! [1] https://en.wikipedia.org/wiki/DiSEqC [2] https://www.eutelsat.com/files/PDF/DiSEqC-documentation.zip
Christoph db1uq K. schrieb: > EMS41 @Christoph: Wäre es möglich, das Bild in einer höheren Auflösung zu teilen? Nur der Vollständigkeit halber.
Moin, Marek N. schrieb: > Als tatsächlich ein Rückkanal durch Lastmodulation. Faszinierend! Sachichdoch:-) Gruss WK
Das habe ich nur über einen Link von duckduckgo gefunden, der es von Bing hatte, in dieser Auflösung 474*355 Pixel: https://tse1.mm.bing.net/th?id=OIP.Sg7lGPoEQ5UzMPn6Nqm1uAEsDh&pid=Api Google Lens findet die Bildquelle nicht, das liegt vielleicht nur noch im Cache von Bing. Der Webauftritt der Firma skytronics macht den Eindruck, als ob der Chef persönlich den HTML-Code zusammengefrickelt hätte. Auf der Platine steht übrigens nicht .gmbh sondern .de. skytronics.de gab es im Webarchiv von 2001 bis 2005, wobei der neuste Link zu einem Malermeister Prager führt. Die gmbh fängt erst 2017 an.
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