Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zum CD4067


von Tim 🔆 (solarlicht)


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Kann ich beim CD4067 die Kanäle einfach durch Änderung der Binäreingänge 
umschalten oder muss ich den Baustein dazwischen über Enable 
deaktivieren?

Also um zu verhindern dass während des Umschaltens kein Signal von einem 
Eingang auf den anderen Eingang gelangt.

Was macht Enable intern überhaupt? Oder wird da nur ganz ordinär der 
Ausgang deaktiviert?

In den gefühlt 1000 Threads zum 4067 konnte ich leider keine Antwort auf 
meine Frage finden.

von Jörg R. (solar77)


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Tim 🔆 schrieb:
> Kann ich beim CD4067 die Kanäle einfach durch Änderung der
> Binäreingänge umschalten oder muss ich den Baustein dazwischen
> über Enable deaktivieren?

Nein.

> Was macht Enable intern überhaupt? Oder wird da nur ganz ordinär der
> Ausgang deaktiviert?

Ja.

> In den gefühlt 1000 Threads zum 4067 konnte ich leider keine Antwort auf
> meine Frage finden.

Aber im Datenblatt:

https://www.ti.com/lit/ds/symlink/cd4067b.pdf?

: Bearbeitet durch User
von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


Angehängte Dateien:

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Tim 🔆 schrieb:
> (...)

Wenn es wichtig ist, dass auch im Nanosekundenbereich nichts 
zusammenkommen darf und der IC intern nicht explizit über eine 
„Break-Before-Make Switching”-Schaltung verfügt, was im Datenblatt 
normalerweise unter Features explizit aufgeführt wird (Beispiel im 
Anhang), dann würde ich den Schaltvorgang über Enable-Schritt machen, 
also erstmal alle Kanäle sperren, dann die Binärkombination ändern und 
erst danach wieder über Enable alles aktivieren, wofür Enable auch unter 
anderem gedacht ist – Enable sitzt normalerweise gattermäßig ganz am 
Ende, kurz vor den Schalttransistoren, und kappt sozusagen alles, was 
vorher mit den Binäreingängen versucht wird, einzustellen. Ohne 
„Break-Before-Make Switching” hängt es rein kombinatorisch vom Zufall 
bzw. Verdrahtung, Durchlaufzeit und Flankensteilheit der Ansteuerung der 
Gatter ab, ob sich in Nanosekundenbereich etwas an den In/Outs teilweise 
überschneidet oder eben nicht. Wenn man die Steuerung über einen µC 
macht und es so wichtig ist, dass das in diesem extrem kleinen 
Zeitfenster nicht passiert, dann muss man halt einen Pin mehr für Enable 
opfern und die Umschaltung entsprechend so in dieser Reihenfolge im Code 
schreiben.

Du musst Dein Datenblatt genau von A bis Z durchgehen und überprüfen, ob 
dort irgendetwas von der „Break-Before-Make Switching”-Vorrichtung 
erwähnt wird. Wenn NICHT, dann wird vermutlich alles nur rein 
kombinatorisch über Gatter geschaltet und eine – wenn auch extrem kurze 
– Signalüberschneidung ist möglich. Bei den großen Impedanzen bzw. 
Widerstandwerten, die die Schalttransistoren haben, ist das aber alles 
normalerweise auch ungefährlich und harmlos, könnte aber doch relevant 
sein, wenn man z.B. auf 15V geht. Wenn man aber z.B. Clockeingänge mit 
so einem nur rein kombinatorischen Multi- oder Demultiplexer ohne 
Disablefunktion schaltet, wird man möglicherweise ab und zu eine 
Phantomflanke zu viel erhalten. Es kommt also auch auf den 
Anwendungsfall an, für welche Schaltstrategie man sich am Ende dann 
entscheiden wird oder entscheiden muss.

: Bearbeitet durch User
von Jörg R. (solar77)


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Gregor J. schrieb:

Interessanter Kommentar👍

> Wenn es wichtig ist, dass auch im Nanosekundenbereich nichts
> zusammenkommen darf und der IC intern nicht explizit über eine
> „Break-Before-Make Switching”-Schaltung verfügt, was im Datenblatt
> normalerweise unter Features explizit aufgeführt wird (Beispiel im
> Anhang),
> (...)
> Du musst Dein Datenblatt genau von A bis Z durchgehen und überprüfen, ob
> dort irgendetwas von der „Break-Before-Make Switching”-Vorrichtung
> erwähnt wird.

Im Datenblatt des CD4067 findet man nichts zu dem Begriff. Im Datenblatt 
des 74HC4067 dagegen schon. Der hat allerdings nur einen 
Versorgungsspannungsbereich bis 6V.

https://www.ti.com/lit/ds/symlink/cd74hc4067.pdf?

von Monk (roehrmond)


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Tim 🔆 schrieb:
> In den gefühlt 1000 Threads zum 4067 konnte ich leider keine Antwort auf
> meine Frage finden.

Schau doch ins Datenblatt!

von Martin H. (horo)


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Jörg R. schrieb:
> Tim 🔆 schrieb:
>> In den gefühlt 1000 Threads zum 4067 konnte ich leider keine Antwort auf
>> meine Frage finden.
>
> Aber im Datenblatt:
>
> https://www.ti.com/lit/ds/symlink/cd4067b.pdf?

RTFM (auf S. 14):
> 8.1 Application Information
>
> 8.1.1 Special Considerations
>
> ...
>
> When switching from one address to another, some of the ON periods of the 
channels of the multiplexers will overlap momentarily, which may be objectionable 
in certain applications.

von Peter D. (peda)


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Gregor J. schrieb:
> Wenn NICHT, dann wird vermutlich alles nur rein
> kombinatorisch über Gatter geschaltet und eine – wenn auch extrem kurze
> – Signalüberschneidung ist möglich.

Ja, so steht es im Datenblatt:
"When switching from one address to another, some of the ON periods of 
the channels of the multiplexers will overlap momentarily, which may be 
objectionable in certain applications."

Es gibt aber auch Analog-MUX mit "Break-Before-Make Switching", z.B. 
ADG508.
"Switches are guaranteed break-before-make so that input signals are 
protected against momentary shorting."

von Bauform B. (bauformb)


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Jörg R. schrieb:
> Im Datenblatt des CD4067 findet man nichts zu dem Begriff. Im Datenblatt
> des 74HC4067 dagegen schon.

Du musst also unbedingt genau das passende Datenblatt lesen. Solche 
Details unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller, auch bei genau 
gleicher Typenbezeichnung. Beim CD4067B von TI findet man zum Beispiel
1
When switching from one address to another, some of the ON periods of
2
the channels of the multiplexers will overlap momentarily, which may be
3
objectionable in certain applications.
4
Also, when a channel is turned on or off by an address input, there is
5
a momentary conductive path from the channel to VSS, which will dump
6
some charge from any capacitor connected to the input or output of the
7
channel.
8
The inhibit input turning on a channel will similarly dump some charge
9
to VSS.
Je nachdem, wie kritisch das in deiner Anwendung ist, wird auch der 3. 
oder der 2. Satz wichtig. Bei besseren Chips ist beides spezifiziert, 
unter "break-before-make" in ns bzw. "charge injection". Und dann 
fliesst noch Leckstrom aus einem abgeschalteten Eingang. Das können 2µA 
sein, wenn's warm wird.

Es gibt auch Multiplexer, bei denen all das spezifiziert ist. Maxim 
hat(te) eine große Auswahl, z.B. MAX306E. Wenn du mit 5V auskommst 
und/oder auch zwei 4051 verwenden kannst, wird die Auswahl wesentlich 
größer.

von Tim 🔆 (solarlicht)


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Interessant, danke für eure Antworten. Ich hatte ins Datenblatt 
geschaut, aber anscheinend gibt es Unterschiede. Im neuesten ist es 
beschrieben, bei meinem (Stand 2017) fehlen 2 Seiten, ansonsten ist es 
bis auf die Packaging Information identisch.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Hat mal jemand konkrete Faelle, wo es auf sowas ankommt, bei so ranzigen 
Signalen, wie man sie mit einem 4067 schalten kann?

Gruss
WK

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


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Tim 🔆 schrieb:
> Interessant, danke für eure Antworten.

Keine Ursache. Was wolltest Du eigentlich damit für Signale schalten, 
dass es ausgerechnet dieser IC sein muss?

von Peter D. (peda)


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Dergute W. schrieb:
> Hat mal jemand konkrete Faelle, wo es auf sowas ankommt

Ich habe mal einen 74HC4051 benutzt, um 8 OPVs auf einen ADC zu 
schalten.
Vermutlich würde nichts passieren, aber sauberer ist es einfach, wenn 
der µC bei den Umschaltungen den /E kurz anliftet.

von Tim 🔆 (solarlicht)


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Gregor J. schrieb:
> Keine Ursache. Was wolltest Du eigentlich damit für Signale schalten,
> dass es ausgerechnet dieser IC sein muss?

Ich möchte das Signal von 10 Op Amps umschalten. An den Eingängen des 
4067 kann ich einfach Schutzwiderstände vorsehen. Es handelt sich um 
eine einfache Spannungsmessung.

Der 4067 hat keinen besonderen Grund. Es ist ein älteres Projekt, das 
ich jetzt fertigstellen will.

von Rainer W. (rawi)


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Bauform B. schrieb:
> Jörg R. schrieb:
>> Im Datenblatt des CD4067 findet man nichts zu dem Begriff. Im Datenblatt
>> des 74HC4067 dagegen schon.
>
> Du musst also unbedingt genau das passende Datenblatt lesen. Solche
> Details unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller, auch bei genau
> gleicher Typenbezeichnung.

CD4067 und 74HC4067 gehören zu völlig verschiedenen IC-Familien. Da kann 
man schon dankbar sein, dass die Grundfunktion ähnlich ist ;-)

von Mi N. (msx)


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Tim 🔆 schrieb:
> Ich möchte das Signal von 10 Op Amps umschalten. An den Eingängen des
> 4067 kann ich einfach Schutzwiderstände vorsehen. Es handelt sich um
> eine einfache Spannungsmessung.

Schlimmstenfalls werden zwei OPV-Ausgänge für < 1 µs mit ca. 200 Ohm 
'kurzgeschlossen', was nicht stören dürfte.
Alternativ kannst Du einen unbenutzten Eingang zwischendurch aktivieren, 
was die gleiche Wirkung wie enable hätte und auch kein Problem sein 
sollte.

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


Angehängte Dateien:

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Tim 🔆 schrieb:
> Ich möchte das Signal von 10 Op Amps umschalten.

Ja, dann wird das schon richtig sein. Wären das digitale Signale, könnte 
man auch zu rein digitalen Demultiplexern – wie 74xx154 – usw. greifen – 
dort gibt es dann keine echten Verbindungen zwischen INs und OUTs, wo 
Kurzschlüsse beim Umschalten entstehen könnten. Das Phänomen von 
kurzzeitig falschen Signalpegeln während des Umschaltens nur über ABCD 
gibt es aber auch dort, unter anderem deswegen haben sie ja die 
Enable-Eingänge. Im Anhang noch ein Screenshot mit Gattern des 154, wo 
man sehen kann, wie Enable alles in einen wohldefinierten Zustand 
bringt, weil es alle AND-Gatter am Ende mit Low in ihrer Funktion als 
Demultiplexer anspricht und abschaltet. So ähnlich sind analoge 
Multiplexer auch aus CMOS-Gattern aufgebaut, nur das am Ende FETs als 
echte Schalter fungieren.

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


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Mi N. schrieb:
> Alternativ kannst Du einen unbenutzten Eingang zwischendurch aktivieren,
> was die gleiche Wirkung wie enable hätte und auch kein Problem sein
> sollte.

Nee, hat leider nicht die gleiche Wirkung. Wen man es gattermäßig 
verstanden hat, sieht man es – es ist nämlich nicht klar, was 
zwischendurch in den undefinierten Pegelzuständen miteinander geschaltet 
wird oder ob es überhaupt dazu bei allen Eingangskombinationen kommen 
wird.

von Mi N. (msx)


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Gregor J. schrieb:
> Wen man es gattermäßig
> verstanden hat, sieht man es – es ist nämlich nicht klar, was
> zwischendurch in den undefinierten Pegelzuständen miteinander geschaltet
> wird oder ob es überhaupt dazu bei allen Eingangskombinationen kommen
> wird.

Ich seh schon, es ist ein unlösbares Problem: Wir brauchen die 
Fertigungsunterlagen vom Hersteller!
Wohl doch besser Reedrelais' nehmen :-(

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


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Mi N. schrieb:
> Ich seh schon, es ist ein unlösbares Problem

Möglicherweise für Dich, ansonsten ist das Problem längst erklärt worden 
und gelöst.

von Mi N. (msx)


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Oh, oh.

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