Forum: Haus & Smart Home "Stromrichtung" bei Wechselstrom?


von Andreas F. (andreas42)


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Ich denke, meine Frage passt am ehesten hierher.
Wenn nicht, kann sie natürlich ein Admin gerne verschieben.

In einem Hausnetz gibt es ja üblichwerweise die drei Außenleiter L1, L2 
und L3, den Neutralleiter N und die Erde.

Umgangssprachlich sagt man oft, dass der Strom dann (beispielsweise) von 
L1 nach N fließt. Das ist aber m.E. falsch, da es sich um Wechselstrom 
handelt, der Strom also 50 mal in der Sekunde die Richtung wechselt.

Nun gibt es aber Strommeßgeräte (z.B. als Zwischenstecker) die Strom, 
Spannung, Frequenz und einige andere Sachen anzeigen.

Soweit, Sogut

Manche Geräte zeigen aber zusätzlich die "Stromrichtung" an, also 
beispielsweise mit "Minus" in der Anzeige, wenn der Strom in 
"umgekehrter" Richtung fließt, also z.B. bei Eispeisung durch ein 
Balkonkraftwerk.

Daher jetzt meine Frage: woher weiß das Gerät dies? Der Strom fließt ja 
wie oben behauptet nur hin- und her, hat also doch gar keine Richtung.

Irgendwie kapiere ich das nicht.

Wenn das zu kompliziert zu erklären ist würde mir auch ein Link auf eine 
externe Seite genügen, wo dieser vermeindliche Widerspruch erklärt wird.

Danke

: Verschoben durch Moderator
von Thomas (werists)


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Andreas F. schrieb:
> Manche Geräte zeigen aber zusätzlich die "Stromrichtung" an,

Umgangssprachlich wird das Wort "Strom" verwendet, siehe auch 
"Strom"rechnung
Korrekt ist aber (elektr.) Energie, die steht auf der Rechnung  und die 
Richtung in die diese fliest zeit das Gerät an.

Stromrichtung ist in dem Fall nur ein fachlich unsauberer Begriff.
LG

von Jens G. (jensig)


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Andreas F. schrieb:
> handelt, der Strom also 50 mal in der Sekunde die Richtung wechselt.

Naja, eher 100 mal ...

> Manche Geräte zeigen aber zusätzlich die "Stromrichtung" an, also
> beispielsweise mit "Minus" in der Anzeige, wenn der Strom in
> "umgekehrter" Richtung fließt, also z.B. bei Eispeisung durch ein
> Balkonkraftwerk.
>
> Daher jetzt meine Frage: woher weiß das Gerät dies? Der Strom fließt ja
> wie oben behauptet nur hin- und her, hat also doch gar keine Richtung.

Ganz einfach - der Strom ist dann gegenüber Spannung um 180° verschoben.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Andreas F. schrieb:
> wenn der Strom in
> "umgekehrter" Richtung fließt, also z.B. bei Eispeisung durch ein
> Balkonkraftwerk.

Bei der Einspeisung ändert sich die Stromrichtung auch 100x pro Sekunde. 
Damit aber überhaupt Strom fließen kann, muss es einen Spannungsabfall 
geben, d.h. die Spannung am einspeisenden Balkonkraftwerk muss (minimal) 
höher als die Netzspannung sein. Diese Messgeräte werden einen (sehr 
kleinen) Widerstand in die Leitung schalten und dann die Spannung auf 
beiden Seiten messen. Die Seite mit der höheren Spannung ist die 
speisende.

von Uwe (neuexxer)


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Mit der "Stromrichtung" meint man:

- die im Schaltplan eingezeichnete Richtung durch
  "Zählpfeile":
https://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%A4hlpfeil#Beispiel

- bei den Leistungsmessgeräten z.B. bei Balkonkraftwerkendie Richtung 
des
  Leistungsflusses.
  Das geht nur, wenn Strom UND Spannung gemessen werden.
  (Wie beim Haushaltsstromzähler, ein-/bzw. dreiphasig;
  das momentane Produkt aus
  Strom und Spannung ergibt die momentane Leistung,
  die kann ggf. auch "negativ" sein,
  und wird auf integriert.)

- Auch bei Gleichstrom lässt gut mit solchen Zählpfeilen arbeiten;
  die Richtung des wirklich fliessenden Stromes kann ebenfalls
  andersrum sein.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Niklas G. schrieb:
> Diese Messgeräte werden einen (sehr
> kleinen) Widerstand in die Leitung schalten und dann die Spannung auf
> beiden Seiten messen. Die Seite mit der höheren Spannung ist die
> speisende.

Auweia. Und wie machen das dann die Messgeräte mit einem Stromwandler? 
Also berührungslos?

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Rainer D. schrieb:
> Auweia. Und wie machen das dann die Messgeräte mit einem Stromwandler?

Eine Form kapazitiver Kopplung um die Richtung des elektronischen Felds 
zu bestimmen vielleicht?

von Bernd S. (soundgott)


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kleiner Tip am Rande:
es gibt tatsächlich noch eine Messgröße: Phasenlage U/I

von Klaus (feelfree)


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Niklas G. schrieb:
> Eine Form kapazitiver Kopplung um die Richtung des elektronischen Felds
> zu bestimmen vielleicht?

Warum schreibt man sowas, wenn man a) keine Ahnung hat und b) sogar zu 
faul ist, nachzulesen, wie ein Stromwandler funktioniert?

https://de.wikipedia.org/wiki/Stromwandler

von Klaus (feelfree)


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Uwe schrieb:
> Das geht nur, wenn Strom UND Spannung gemessen werden.

Sicher? Mein Amperemeter misst zwar keine Spannung, liefert aber 
trotzdem ein Vorzeichen.

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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Klaus schrieb:
> Uwe schrieb:
>> Das geht nur, wenn Strom UND Spannung gemessen werden.
>
> Sicher? Mein Amperemeter misst zwar keine Spannung, liefert aber
> trotzdem ein Vorzeichen.

Bei AC?

von Klaus (feelfree)


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Jens G. schrieb:
> Bei AC?

Ooops - ist da irgendwo ein Erdloch in dem ich verschwinden kann?

von Georg M. (g_m)


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Andreas F. schrieb:
> Daher jetzt meine Frage: woher weiß das Gerät dies? Der Strom fließt ja
> wie oben behauptet nur hin- und her, hat also doch gar keine Richtung.

"Einfache Modelle können Verbrauch und Einspeisung nicht unterscheiden 
und addieren beides."

https://de.wikipedia.org/wiki/Stromzähler

von Thomas R. (singlefreiheit-01)


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Guckt doch mal das Prinzip des Ferraris-Zähler an:
Energie = Summe aller (U*I*Phi* delta t)
Der zählt vorwärts und rückwärts (wenn keine Rücksperre eingebaut ist).
Reine Induktivitäten und reine Kapazitäten lassen (auch grosse) Ströme 
durch und es wird keine Energie gezählt und nur die Wirkleistung wird 
gezählt.
Genauso geht es mit elektronischen Zählern.

Das Prinzip:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferraris-Z%C3%A4hler

: Bearbeitet durch User
von Darius (dariusd)


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Hallo,

Die sehr (zu) kurzen Erklärungen und Links sind wohl richtig bzw. 
hilfreich, aber eben nur für Leute, die schon einiges an Vorwissen und 
mit "höhere" Mathematik umgehen können geeignet.

Irgendwie scheinen mir das rein von der Fragestellung des TO her keine 
guten Antworten zu sein - deutlich mehr Erklärung, bzw. Link zu echten 
"Kursen" eventuell für jugendliche und als Video, dürften besser 
geeignet sein.

"Unser" Vorwissen und Interesse ist eben nicht das Normal und kann 
(darf) nicht vorausgesetzt werden.
Mal etwas über den  eigenen Tellerrand schauen und sich versuchen in den 
jeweiligen TO hineinzuversetzen, ist leider nicht nur in diesen Thread 
ein Problem vieler Forenteilnehmer...

von Sommer (somperi)


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Andreas F. schrieb:
> woher weiß das Gerät dies?

Ein Messgerät misst. Das Spannungsgefälle bestimmt die Stromrichtung. 
Bei Einspeisung ist die Generatorspannung höher als die Netzspannung. 
Bei Wechselspannung zusätzlich synchron hierzu.

https://www.netzfrequenz.info/aktuelle-netzfrequenz-full

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (singlefreiheit-01)


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Thomas R. schrieb:
> Guckt doch mal das Prinzip des Ferraris-Zähler an:
> Energie = Summe aller (U*I*Phi* delta t)

Dann muß man nur die Energie durch die Zeit dividieren und dann hat man 
Strom*Spannung = Leistung.
So kriegt man auch positiven und negativen Strom getrennt raus.

von Thomas R. (singlefreiheit-01)


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Sommer schrieb:
> Das Spannungsgefälle bestimmt die Stromrichtung.

Somit misst du nur den Scheinstrom aber nicht den Wirkstrom.
Entscheident für die reale Energie (z.B. bei Eispeisung durch ein
Balkonkraftwerk) ist der Wirkstrom.
Wenn du z.B. nur einen fetten Kondensator (Blindstrom) zuschaltet wird 
zwar grosser Strom gemessen, aber das nützt nichts

von Rainer W. (rawi)


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Andreas F. schrieb:
> In einem Hausnetz gibt es ja üblichwerweise die drei Außenleiter L1, L2
> und L3, den Neutralleiter N und die Erde.
>
> Umgangssprachlich sagt man oft, dass der Strom dann (beispielsweise) von
> L1 nach N fließt. Das ist aber m.E. falsch, da es sich um Wechselstrom
> handelt, der Strom also 50 mal in der Sekunde die Richtung wechselt.

Noch viel schlimmer: Wenn durch L1, L2 und L3 gleich viel (effektiver) 
Strom fließt, fließt durch N gar keiner.

von Michael B. (laberkopp)


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Andreas F. schrieb:
> woher weiß das Gerät dies

Weil es den Strom mit der Spannung multipliziert, vorzeichenrichtig.

Fliesst der Strom ins Haus, kommt was positives raus, fliesst er ins 
Netz, was negatives.

In welche Richtung fliesst der Strom ? Von höherer Spannung zu 
niedrigeter.

Stell dir den Zahler als 1 Ohm Widerstand in der Wechselstromleitung 
vor. Im Netz 230V sind im Haus (also hinter dem Widerstand) nur 229V 
wenn im Haus ein 1A Verbraucher ist, weil der Strom benötigt und das 
Netz belastet, Spannungsabfall am Widerstand 1V, Leistung damit 230W.

Bei -230V im Netz sind im Haus -229 und -1A zusammenmultipliziert 
trotzdem 230W.

Ist im Haus statt dem Verbraucher aber ein Generator an, muss er 231V 
erzeugen damit über den Widerstand 1A Strom ins 230V Netz fliesst, der 
Strom fliesst nun umgekehrt durch den Widerstand also -1A bei +230V 
macht -230W, zeigt erzeugte Watt an. Bei -230V im Netz erzeugt der 
Generator -231V danit +1A ins Netz fliesst, macht wieder -230W, also 
erzeugte Leistung.

von Uwe (neuexxer)


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Klaus (feelfree) schrieb:

> Uwe schrieb:
>> Das geht nur, wenn Strom UND Spannung gemessen werden.

> Sicher? Mein Amperemeter misst zwar keine Spannung, liefert aber
> trotzdem ein Vorzeichen.

Der Zusammenhang, aus dem das Zitat herausgerissen wurde,
war die Messung der LEISTUNG.
Und die kann man im allgemeinen nicht aus der Strommessung
alleine bestimmen.

von Uwe (neuexxer)


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Auch schon mal ein guter Ansatz:

> Guckt doch mal das Prinzip des Ferraris-Zähler an:
> Energie = Summe aller (U*I*Phi* delta t)

Jedenfalls, wenn man für "Phi" einsetzt: cos(φ)     ...

: Bearbeitet durch User
von Michi S. (mista_s)


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Andreas F. schrieb:
> da es sich um Wechselstrom handelt,
> der Strom also 50 mal in der Sekunde die Richtung wechselt.

Abgesehen davon, daß das sogar 100 mal je Sekunde passiert, wechselt 
auch die Spannung ebenso oft ihr Vorzeichen; das einzige was auch bei 
Wechselstrom gleichmäßig in eine Richtung (vom Generator zum 
Verbraucher) fließt, ist die Leistung.


Andreas F. schrieb:
> Der Strom fließt ja wie oben behauptet
> nur hin- und her, hat also doch gar keine Richtung.

Wenn er fließt, dann hat er zwangsläufig auch eine Richtung, auch wenn 
diese eben 100 mal pro Sekunde wechselt, so wie auch das Vorzeichen der 
Spannung.

Was aber nach wie vor in eine Richtung fließt, das ist die Leistung, als 
Strom multipliziert mit Spannung; diese vorzeichenrichtige 
Multiplikation der jeweiligen Momentanwerte wird dabei auch (solange 
Erzeuger und Verbraucher nicht die Seite wechseln) ein gleichbleibendes 
Vorzeichen ergeben, per Definition ein Plus, wenn Du Strom (eigentlich 
Leistung) aus dem Netz beziehst und ein Minus, wenn Du einspeist.


Andreas F. schrieb:
> Nun gibt es aber Strommeßgeräte (z.B. als Zwischenstecker)
> die Strom, Spannung, Frequenz und einige andere Sachen anzeigen.

Aber so wie diese Geräte bei der Spannung (wie auch beim Strom) einen 
gleichbleibenden, positiven Wert anzeigen und nicht den Momentanwert, 
der 100 mal pro Sekunde sein Vorzeichen und natürlich permanent seinen 
Wert ändert, zeigen sie eben auch beim Strom das jeweils passende 
Vorzeichen an, damit die Multiplikation Strom mal Spannung gleich 
Leistung das korrekte, vorzeichenrichtige Ergebnis liefert.

Aber nachdem die angezeigten Strom- und Spannungswerte beides RMS 
(root-mean-square) Werte und damit Quadratwurzeln sind, ist das 
Vorzeichen aus mathematischer Sicht ohnehin undefiniert,

von Marek N. (db1bmn)



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Michi S. schrieb:
> und damit Quadratwurzeln sind, ist das
> Vorzeichen aus mathematischer Sicht ohnehin undefiniert,

Nein das stimmt nicht!
Der Wurzel-Operator (einer nichtnegativen, reellen Zahl) liefert immer 
nur die positive, reelle Zahl.
Darum steht in der Löungsformel für die quadratische Gleichung auch 
explizit das +/- vor dem Wurzelzeichen.

Vgl. auch: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Quadratwurzel#Quadratwurzeln_aus_reellen_Zahlen

Aber tröste dich, auch mir wurden in der Matheklausur, 9. Klasse Punkte 
dafür abgezogen, dass ich die Wurzel*funktion* korrekt nur im I. 
Quadranten gezeichnet, statt so wie es der Lehrer gerne hätte auch im 
IV. Quadranten.

von Uwe (neuexxer)


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> Was aber nach wie vor in eine Richtung fließt, das ist die Leistung,
> als Strom multipliziert mit Spannung; diese vorzeichenrichtige
> Multiplikation der jeweiligen Momentanwerte wird dabei auch
                                *************
> (solange Erzeuger und Verbraucher nicht die Seite wechseln)
> ein gleichbleibendes Vorzeichen ergeben,...
      ****************

Nur bei  cos(φ)=1.

(Mal gelernt:
Wirkleistung    ist die mittlere Leistung,
Blindleistung   ist die Amplitude der Pendelleistung,
Scheinleistung  ist die Wurzel aus der Quadratsumme der beiden.)

von Thomas R. (singlefreiheit-01)


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Michi S. schrieb:
> ein gleichbleibendes
> Vorzeichen ergeben,

Gleichzeitiges wechseln der Vorzeiten stimmt nur bei reellen 
Verbrauchern.
Bei nichtreellen Verbrauchern wechseln die Vorzeichen (von Strom und 
Spannung) zu unterschiedlichen Zeiten.
Das ist die Phasenverschiebung:
Voreilender bzw. Nacheilender Strom

Hier ist es schön beschrieben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Phasenverschiebung

von Uwe (neuexxer)


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> Bei nichtreellen Verbrauchern...
Dabei gibt es noch zwei Spezialfälle, bei denen ein "Verbraucher"
gar keiner ist, sondern ein reiner "Speicher"...     SCNR

von Thomas R. (singlefreiheit-01)


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Thomas R. schrieb:
> Bei nichtreellen Verbrauchern wechseln die Vorzeichen (von Strom und
> Spannung) zu unterschiedlichen Zeiten....

Ich korrigiere mich selbst ;-)
Richtig ist:
Bei nichtreellen Verbrauchern und Generatoren wechseln die Vorzeichen 
(von Strom und Spannung) zu unterschiedlichen Zeiten....

: Bearbeitet durch User
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