Forum: PC Hard- und Software SCSI Abschluss-Widerstand Frage. Wozu Terminator zum Durchschleifen?


von Michael D. (michael86)


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An die älteren Computer-Experten da draußen, ich habe mal eine Frage an 
euch.

Ich habe zwei Abschluss-Widerstände für SCSI-1 in Centronics-Ausführung.
Der eine ist nur zum Vergleich, geht mir eher um den anderen. Warum 
genau hat der die Anschlüsse auf beiden Seiten? Ich habe zwar die ein 
oder andere wilde Theorie, glaube aber nicht, dass das ein typischer 
Anwendungsfall war.

Terminator ist klar, aber ich meine die Doppelseitigen. Wofür hat man 
die verwendet?

von Jo U. (avrusb)


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Vermutlich, weil bei einigen Geräten nur Platz für einen der großen 
Centronics Stecker war.

von Michael D. (michael86)


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Jo U. schrieb:
> Vermutlich, weil bei einigen Geräten nur Platz für einen der großen
> Centronics Stecker war.

Versteh ich nicht ganz.
Du meinst, das Gerät hatte nur einen Anschluss, statt zwei und der war 
zwischen Kabel und Gerät geschaltet. Macht im ersten Moment Sinn, aber 
wenn ich das Kabel dann abgeschlossen habe, sehe ich doch das 
dahinterliegende Gerät nicht mehr?

von (prx) A. K. (prx)


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Michael D. schrieb:
> wenn ich das Kabel dann abgeschlossen habe, sehe ich doch das
> dahinterliegende Gerät nicht mehr?

Doch, denn der Abschluss reicht durch, trennt nicht. Das sind einfach 
nur Widerstände gegen 5V/GND, die auch wenige Zentimeter vor dem 
eigentlichen Ende der Kabelverbindung zulässig sind.

: Bearbeitet durch User
von Michael D. (michael86)


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Meinst du so (siehe Bild)?

Was mich etwas stört ist, dass der Abschluss in der Leitung liegt. Kenne 
die Beschaltung nicht auswendig, aber sind die Widerstände dann in einem 
unbenutzten Leitungspaar, welches dann durchgeschliffen und vom Gerät 
zurückgeführt werden würde?

Habe es mal schnell getestet. Zwischen Kabel und Gerät (dahinter offen) 
funktioniert. Jetzt bin ich mir aber auch nicht sicher, wie 
aussagekräftig dieser Versuch war, denn es funktioniert auch ganz ohne 
Abschluss.

von Jo U. (avrusb)


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Viele Geräte hatten dazu noch eine per Jumper zuschaltbare Terminierung. 
Bedeutet, das alles "einfach so" funktioniert haben könnte.

von Soul E. (soul_eye)


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Michael D. schrieb:
> Was mich etwas stört ist, dass der Abschluss in der Leitung liegt.

Klar, am äußersten Ende der Leitung ist ideal. Im letzten Viertel reicht 
aber auch, bzw in diesem Fall vor dem letzten Gerät. Praktisch 
funktionieren auch Stichleitungen, wenn die deutlich kürzer sind als die 
Signallaufzeiten.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael D. schrieb:
> Meinst du so (siehe Bild)?

Nein. Verbreitet war eine passive Terminierung, mit 220 Ohm gegen 5V und 
330 Ohm gegen GND im Abschluss selbst. Die dafür nötigen 5V sind als 
TermPwr Teil des SCSI Busses.

https://www.amigawiki.org/lib/exe/fetch.php?media=de:signals:hw_84_1.jpg

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Jo U. schrieb:
> Viele Geräte hatten dazu noch eine per Jumper zuschaltbare Terminierung.
> Bedeutet, das alles "einfach so" funktioniert haben könnte.

Oder als optionales Widerstandsnetzwerk im Gerät selbst.

von Soul E. (soul_eye)


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(prx) A. K. schrieb:
> Oder als optionales Widerstandsnetzwerk im Gerät selbst.

Die auch funktionierten, wenn man sie falschherum reingesteckt hat. Das 
spricht für die Robustheit dieses Systems. Masseleitungen werden auch 
überbewertet. Apple, die immer auf billigste Produktion bedacht waren, 
haben den 50poligen AMP Champ-Connector durch einen Sub-D25 ersetzt. 
Funktionierte auch.

Aber Vorsicht -- die neueren SCSI-Varianten mit differential, Ultrawide 
etc verstehen deutlich weniger Spaß als die alte 5 MHz-Technik.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Michael D. schrieb:
> Ich habe zwei Abschluss-Widerstände für SCSI-1 in Centronics-Ausführung.

Nur als Ergänzung: SCSI-1 ist seeehr alt, auch zu SCSI-2-Zeiten waren 
die großen AMP-Stecker durchaus noch weit verbreitet – deutlich 
verbreiteter als HD-50-Stecker. (Alternative waren 50polige 
Pfostenstecker direkt an den Geräten wie Festplatten etc.)

HD kam erst mit Diff SCSI so richtig in Schwung – bereits beim 
ursprünglichen ("high voltage") Diff SCSI in SCSI-2, und erst recht dann 
mit LVD-SCSI.

von Thomas W. (dbstw)


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Jörg W. schrieb:
> Michael D. schrieb:
>> Ich habe zwei Abschluss-Widerstände für SCSI-1 in Centronics-Ausführung.
>
> Nur als Ergänzung: SCSI-1 ist seeehr alt, auch zu SCSI-2-Zeiten waren

Du willst doch nicht sagen, dass meine uVAX II ALT ist? Die ist fast neu 
(1986). Und ja, der Austausch RD54 (mit ST506-Interface) durch einen 
Emulex SCSI-Controller brachte schon einen Geschwindigkeitsrausch (Boot 
dauert jetzt nur noch 15min statt 25min).

Und die 5MB/s (SCSI-I) muss man zusammen mit den Netzwerken von damals 
sehen: 10MBit/s war das Maximum bei Ethernet (selbst bei meiner 
VaxStation 4000 war SCSI-2 [acht Bit] und 10-Mbit-Ethernet. Und die 
letzte Vax ist 1999 vom Band gelaufen).

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Übrigens waren derartige Aufsteck-Abschlusswiderstände gerade als 
Variante mit 50poligen Pfostenstecker/-buchse gang und gäbe. Die hat man 
dann am internen "Hosenträger" einfach am letzten Gerät zwischen Kabel 
und Gerät gesteckt. Das sparte das Gefummel, am letzten Gerät irgendwie 
einen internen Abschluss zu aktivieren (Jumper, DIP-Schalter oder 
gestecktes Widerstandsnetzwerk).

Erst mit LVD wurde es dann üblich, dass man "Hosenträger" bekam, die am 
Ende fest einen Abschluss montiert hatten.

von Andreas M. (elektronenbremser)


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Michael D. schrieb:
> durchgeschliffen

Durchgeschleift

von Harald K. (kirnbichler)


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Andreas M. schrieb:
> Durchgeschleift

Ja, meine Zehennägel zuckten auch schon.


Durchschleifen im Sinne von Durchleiten: geschleift

Durchschleifen im Sinne von Zerstören, trennen: geschliffen.

Aber hey, demnächst verwenden wir eh' nur noch Emojis, was interessiert 
da schon so eine "völlig überflüssige-weißt doch was er 
meint"-Spitzfindigkeit?

Die Entropie (und damit auch die Verblödung) nimmt zu.

von Rüdiger B. (rbruns)


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Ist natürlich praktisch wenn das letzte Gerät immer mal wieder entfernt 
wird und man deshalb nicht hinter den Rechner kriechen muss.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Jörg W. schrieb:
> Übrigens waren derartige Aufsteck-Abschlusswiderstände ...

Als SCSI für Heimanwender noch bezahlbar war, gab es viel Heulerei über 
instabile Funktion.

Mein SCSI-Flachbettscanner hat zwei Buchsen, SCSI rein und 
Abschlußwiderstand auf die andere oder weiter zum nächsten Gerät. Ohne 
diesen wurde der Abschlußwiderstand auf den PC gesteckt.

Der Flachbettscanner ist leider Geschichte, den habe ich oberhalb Win98 
nicht mehr vernünftig nutzen könnnen.

Dann gab es noch irgendwie Wide-SCSI, den man auf eine Anschlußbuchse 
für ältere Geräte aufteilen konnte.

Neben Widerständen gab es auch aktive Abschlüsse (Terminierungen), und 
in der Praxis wurden auch drei am Bus toleriert.

Es ist eigentlich nicht schwer, ein Bus mit zwei Enden samt 
Abschlußwiderstand.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Manfred P. schrieb:

> Als SCSI für Heimanwender noch bezahlbar war, gab es viel Heulerei über
> instabile Funktion.

Kann ich mich nicht erinnern.

Sofern man das Prinzip der Busterminierung verstanden hatte, 
funktionierte das klaglos.

Bei höheren Geschwindigkeiten durfte man halt nicht am Kabel sparen, da 
waren dann einzeln verdrillte Adern Pflicht. Ist aber weit entfernt von 
dem, was der TE hier hat. :-)

von Michael D. (michael86)


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Jo U. schrieb:
> Viele Geräte hatten dazu noch eine per Jumper zuschaltbare Terminierung.
> Bedeutet, das alles "einfach so" funktioniert haben könnte.

Hat dann eine gewisse Ähnlichkeit mit ISDN. Manchmal funktioniert es, 
auch wenn es eigentlich nicht sollte.

(prx) A. K. schrieb:
> Nein. Verbreitet war eine passive Terminierung, mit 220 Ohm gegen 5V und
> 330 Ohm gegen GND im Abschluss selbst. Die dafür nötigen 5V sind als
> TermPwr Teil des SCSI Busses.
>
> https://www.amigawiki.org/lib/exe/fetch.php?media=de:signals:hw_84_1.jpg

Danke, jetzt ist es mir klar.

Harald K. schrieb:
> Aber hey, demnächst verwenden wir eh' nur noch Emojis, was interessiert
> da schon so eine "völlig überflüssige-weißt doch was er
> meint"-Spitzfindigkeit?
>
> Die Entropie (und damit auch die Verblödung) nimmt zu.

Kurz erwähnt und korrigiert hätte mir auch gereicht, dann hättest du dir 
deinen bescheuerten Kommentar auch sparen können.

Zumindest danke an alle für die Erklärung.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Jörg W. schrieb:
> Manfred P. schrieb:
>> Als SCSI für Heimanwender noch bezahlbar war, gab es viel Heulerei über
>> instabile Funktion.
>
> Kann ich mich nicht erinnern.
>
> Sofern man das Prinzip der Busterminierung verstanden hatte,
> funktionierte das klaglos.

Suche den Widerspruch: Du und ich haben das Prinzip der Busterminierung 
verstanden und (deshalb) keine Probleme gehabt.

Heuklerei gab es von denen, die es nicht verstanden, eben Anwender ohne 
Elektronikkennntnisse.

Michael D. schrieb:
> Hat dann eine gewisse Ähnlichkeit mit ISDN. Manchmal funktioniert es,
> auch wenn es eigentlich nicht sollte.

Gerne auch umgekehrt, es sollte, aber ist wackelig.

Wenn man blöd genug verkabelt hatte, lief sogar eine Modemverbindung am 
Analoganschluss nicht ordentlich.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Manfred P. schrieb:
> Heuklerei gab es von denen, die es nicht verstanden, eben Anwender ohne
> Elektronikkennntnisse.

Vielleicht habe ich von denen nicht genügend Leute erlebt.

von Harald K. (kirnbichler)


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Jörg W. schrieb:
> Vielleicht habe ich von denen nicht genügend Leute erlebt.

Du hast als FreeBSD-Entwickler gearbeitet; ich denke, daß man sich da 
mit einem anders gelagerten Personenkreis umgibt ...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Es gab durchaus auch massive Probleme bei eigentlich korrekt 
terminierten Installationen, und zwar durch minderwertige Kabel und 
Steckverbinder, insbesondere wenn man auch noch die maximal zulässige 
Kabellänge ausreizt.

Ich erinnere mich an Unizeiten. An einer SGI Iris Indigo 2 hingen 
etliche externe Plattengehäuse und als letztes Gerät ein 
Röntgendiffraktometer. Das Problem bestand darin, dass die Festplatten 
aus verschiedenen Drittmitteltöpfen angeschafft wurden, um die 
Diffraktogramme je nach Projekt auf separaten Festplatten zu speichern. 
Nachdem ich "verbotenerweise" alle Festplatten in einen großen 
Festplattentower umbaute, in dem nur noch ein SCSI-Kabel durchlief, und 
das Diffraktometer das einzige separate Gerät war, lief alles wieder 
störungsfrei.

: Bearbeitet durch User
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