Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kompatibler 500MHz Tastkopf für Agilent/HP 54610B Oszi ?


von Uli A. (schnuppi44)


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Hallo zusammen,

ich habe ein gutes altes HP/Agilent 54610B Oszi mit 500MHz 
Nenn-Bandbreite.
Das habe ich vor einigen Jahren bei einem Gebraucht-Messgeräte-Händler 
gekauft, allerdings mit einfacheren No-Name-Tastköpfen mit niedrigerer 
Bandbreite (einer ist mit 150MHz beschriftet, einer gar nicht...)

Ich habe versucht, welche von den originalen passiven 500MHz Tastköpfen 
(HP 10037B) zu finden, allerdings mit mäßigem Erfolg bzw. oft sind die 
alleine optisch schon in mittlemäßigem Zustand...

Da ich noch eher neu im Oszi-Thema unterwegs bin, hier die Frage:
Sind aktuelle Tastköpfe grundsätzlich kompatibel zu dem alten Herrn?

Und: Ich trage mich gerade eh mit dem Gedanken, mir ein Rigol MSO-5104 
zu kaufen, möchte aber das HP trotzdem noch verwenden können - nicht 
zwangsläufig wirklich bis 500MHz, aber wer weiß...?
Bei dem Rigol sind ja vier Tastköpfe 350MHz dabei...könnte ich die am HP 
verwenden?
Und wenn nicht, weiß jemand, welche aktuellen passiven Tastköpfe in 
einem sinnvollen Preisrahmen denn dann kompatibel wären? Was taugt zum 
beispiel die RS-Pro Hausmarke?

von Motopick (motopick)


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Die HP-Oszis haben sehr niedrige Eingangskapazitaeten. Das kann bei
einigen Tastkoepfen ausserhalb des Abgleichbereichs liegen.

Wenn ich die volle Bandbreite brauche, dann mit dem internen
50 Ohm Abschluss und passendem Koax. :)
Als Tastkoepfe verwende ich Hantek PP-200. Bei denen reicht der
Abgleichbereich "gerade" so. Meins hat 7 pF Eingangskapazitaet.

von Uli A. (schnuppi44)


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Ok, aber der PP-200 ist ja auch "nur" ein 200MHz-Tastkopf, richtig?
Ich suche ja einen für die vollen MHz, die das HP kann.....

Aber interessant ist Dein Hinweis zur Eingangskapazität....das heißt, da 
liegt dann im Grunde die Voraussetzung für eine Kompatibilität der 
Tastköpfe?

Das HP hat eine angegebene Eingangskapazität von ca. 8pF.
Die (350MHz-)Rigol Tastköpfe, die beim MSO-5104 dabei sind, haben einen 
Kompensationsbereich von 6-24pF....dann müssten die doch auch am HP 
funktionieren, oder?
Oder wäre es besser, mehr "Reserve nach unten" als die 2pF zu haben?

Die 150MHz-Tastköpfe der gleichen Serie hätten sogar 5pF als Untergrenze 
(ja, das wären dann jeweils auch keine 500MHz ;-)).

: Bearbeitet durch User
von Uli A. (schnuppi44)


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Übrigens hat der Hantek PP-200 nominell einen Kompensationsbereich von 
15pF-35pF !
Würde also NICHT mit dem HP passen....

von Uli A. (schnuppi44)


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Was ist denn mit der Eingangsimpedanz?
Das HP hat 1MΩ, die Rigol Tastköpfe 10MΩ....geht das zusammen?

von Wolf17 (wolf17)


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Bei 200Mhz ist die Impedanz eines 1:10 Tastkopfes eh bei 100R 
angekommen, siehe Seite 2:
https://testec.de/assets/files/2.5mm%20Tastk%C3%B6pfe/testec-bedienungsanleitung-tt-hf-612-612a-21.03.24-final.pdf
Billig ist so ein 500MHz Teil auch nicht.

Da scheint mir eine selbstgemachte 1kR passiv Probe am 50R Abschluss 
sinnvoller:
https://www.sigcon.com/Pubs/straight/probes.htm
http://jahonen.kapsi.fi/Electronics/DIY%201k%20probe/

: Bearbeitet durch User
von Motopick (motopick)


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Uli A. schrieb:
> Übrigens hat der Hantek PP-200 nominell einen Kompensationsbereich von
> 15pF-35pF !
> Würde also NICHT mit dem HP passen....

Tja, wenn man sie auf eine flat response abgleichen kann, ist wohl
die Angabe nicht ganz richtig. Ob man sich auf die Angaben von
Rigol verlassen kann, weiss man auch erst nach dem Abgleich.

> Ok, aber der PP-200 ist ja auch "nur" ein 200MHz-Tastkopf, richtig?
> Ich suche ja einen für die vollen MHz, die das HP kann.....

Dann such mal weiter. Und immer darauf achten, dass die Anschlusskabel
gleich lang sind. Es gaebe ja auch noch den PP-300 und evtl. sogar
noch bessere. Nur wird der Umgang damit auch immer schwieriger.
Stichwort: Massefeder vs. Anschlussclip

>> Wenn ich die volle Bandbreite brauche, dann mit dem internen
>> 50 Ohm Abschluss und passendem Koax. :)

> Da scheint mir eine selbstgemachte 1kR passiv Probe am 50R Abschluss
> sinnvoller

Genau so ist es naemlich. Und immer auf gleich lange Kabel achten!

von Gerhard H. (ghf)


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Die 10M sind an der Spitzenseite des Tastkopfes, das scope hat
üblicherweise 1M Eingangswiderstand. Dann ergibt sich mit ganz
grob 9Meg Serienwiderstand das übliche 10:1-Verhältnis.

Das gilt aber erst mal nur für DC. Für AC muss auch das Verhältnis
der Kapazitäten über den 9Meg und dem 1Meg-Eingang stimmen.
Das wird schwierig, vor allem wegen der Kapazität des Verbindungs-
kabels zwischen Tastkopf und dem BNC.

Wenn die Kabelkapazität zu groß ist, werden gemessene Flanken
abgerundet, wenn sie zu klein ist, werden Flanken überspitzt
dargestellt. Das Kabel ist was kapazitätsarmes und recht speziell.
RG174 tut's nicht. (dünner Innenleiter, teilweise aus Widerstandsdraht)

RG-174 würde es erst mal tun mit einem 450Ohm-R und einem
50 Ohm-Scope-Eingang. 500 Ohm ist bei HF schon mal ganz gut, aber
an einer typ. Transistorbasis würde es die DC-Verhältnisse ziemlich
aufmischen.

An meinem scope habe ich aktive Tastköpfe mit Rin = 100KOhm
und 0.5 pF Cin. BW = 2.5GHz, aber das geht ziemlich ins Geld.
Es nervt, dass man sie nicht auf AC-Eingang umschalten kann.
Die brauchen ein scope, das die typ. +-15V bereitstellt
oder sonst eine Stromversorgung.

Die 0.5 pF erleichtern das Problem mit der Masse-Strapsel
ganz wesentlich weil sich von allein eine hohe Serien-
resonanz einstellt, für die das DUT u.U. keine Anregung
bietet oder für die das scope schon blind ist.

Viele Probes haben am BNC extra-Pins / Vorrichtungen, damit
das System-scope den Teilerfaktor erkennen und im Display
berücksichtigen kann. Das ist aber eher ein Luxusproblem;
das kann man ja wissen/ausprobieren.

Auf eevblog gibt es einige threads zum Selbstbau von akt. probes.

Gerhard H

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Gerhard H. schrieb:
> Auf eevblog gibt es einige threads zum Selbstbau von akt. probes.

Würde ich dem TE auch raten, es mit aktiv auszustatten.

Wenn man (z.B. die gerade so für das HP noch abgleichbare Tektronix 
P6139A bzw. B)  8pF anschaut, sind das bei 500MHz schon so niedrige 
Impedanzen,
das aktiv Sinn macht.

sieht für mich aber eher so aus, das er für Sein Gerät soweit wie 
möglich Original Teile möchte, um es zu komplettieren.

von Obelix X. (obelix)


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Was ist für dich ...

Uli A. schrieb:
> einem sinnvollen Preisrahmen

von Falk B. (falk)


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Uli A. schrieb:
> Und: Ich trage mich gerade eh mit dem Gedanken, mir ein Rigol MSO-5104
> zu kaufen, möchte aber das HP trotzdem noch verwenden können - nicht
> zwangsläufig wirklich bis 500MHz, aber wer weiß...?
> Bei dem Rigol sind ja vier Tastköpfe 350MHz dabei...könnte ich die am HP
> verwenden?

Meistens schon.

> Und wenn nicht, weiß jemand, welche aktuellen passiven Tastköpfe in
> einem sinnvollen Preisrahmen denn dann kompatibel wären? Was taugt zum
> beispiel die RS-Pro Hausmarke?

Naja. 500MHz sind mit den klassischen, passiven 10:1 nicht wirklich 
sinnvoll meßbar. Selbst 100MHz sind da schon sehr fraglich. Aber welcher 
Hersteller will das schon zugeben? Ist so ein bisschen wie der 
Megapixelwahn der Digitalkameras ;-)

https://www.mikrocontroller.net/articles/Oszilloskop#Tastk%C3%B6pfe_richtig_benutzen

http://www.signalintegrity.com/Pubs/straight/probes.htm

von Falk B. (falk)


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Uli A. schrieb:
> Ok, aber der PP-200 ist ja auch "nur" ein 200MHz-Tastkopf, richtig?
> Ich suche ja einen für die vollen MHz, die das HP kann.....

Dann brauchst du einen aktiven Tastkopf oder einen Z0-Tastkopf.

von Falk B. (falk)


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Andrew T. schrieb:
> sieht für mich aber eher so aus, das er für Sein Gerät soweit wie
> möglich Original Teile möchte, um es zu komplettieren.

Nö, er ist kein Oldtimersammler. Er will 500MHz Bandbreite für seine 
Tastköpfe. Ob er die wirklich braucht und auch nur ansatzweise richtig 
messen kann, ist eine andere Frage.

von Soul E. (soul_eye)


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Keysight N2894A (700 MHz) kommt bis 10 pF runter. Der gute alte 10073D 
(500 MHz) lässt sich bis 6 pF abgleichen. Letzterer ist zumindest 
gebraucht auch bezahlbar.

von Motopick (motopick)


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Falk B. schrieb:

> Nö, er ist kein Oldtimersammler. Er will 500MHz Bandbreite für seine
> Tastköpfe. Ob er die wirklich braucht und auch nur ansatzweise richtig
> messen kann, ist eine andere Frage.

Der einfache Test ist ein Vergleich der Darstellung eines per 50 Ohm
zugefuehrten Messsignals, mit der Darstellung des Tastkopfsignals.
Und das wird fuer den TO auch mit 500 MHz Tastkoepfen recht
ernuechternd sein. Bei meinem Oszi reicht da schon das Rechtecksignal
zur Tastkopfkalibrierung um die Unterschiede zu erkennen.

Mit den PP-200 habe ich seit Jahren recht gute Erfahrungen gemacht.
Und, bei mir hat jedes Oszi seine "eigenen" Tastkoepfe...
Die staendige "Rekalibrierei" wuerde mir auf den S@@g gehen.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Ok, aber der PP-200 ist ja auch "nur" ein 200MHz-Tastkopf, richtig?
> Ich suche ja einen für die vollen MHz, die das HP kann.....

Du weisst was sowas kostet?

Ich denke der hier koennte passen:

https://www.datatec.eu/pmk-855-721-000

Aber rechne dir doch mal aus welchen Eingangswiderstand so
ein 10Meg Tastkopf bei 500Mhz hast. Danach ist dir klar wieso
die Kollegen hier alle auf 50R oder aktive probe schwoeren. .-)

Vanye

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