Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Halbgesteuerte Brückenschaltung


von Jantscher (technikp)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo, und zwar möchte ich die Leitverluste der Dioden und Thyristoren 
einer halbgesteuerten Brückenschaltung ermitteln. Der Zündwinkel beträgt 
90 Grad, also pi/2. Das angehängte .jpg zeigt die Schaltung und meine 
Berechnungen.

Die Formel um die Verluste einer Diode zu bestimmen ist ja relativ 
einfach, man benötigt aber den Mittelwert des Stromes, welcher durch die 
Diode fließt. Ich habe dies mal für die Diode D2 gemacht, und den 
Stromverlauf durch diese Diode skizziert. Betrachte bitte den Graph mit 
iD2: Das rote ist weil in diesem Zeitraum ja der Thyristor T1 schaltet 
und dieser Strom über die Diode D2 zurückfließt. Die Zeitbereiche [0 , 
pi/2] und [pi , 3*pi/2] ergeben sich weil die Spule L ja als unendlich 
angenommen wird(Entladevorgang sehr langsam). Dann habe ich anhand 
dieses Graphen iD2 über wt den Mittelwert dieses Stromes berechnet und 
daraus dann den Verlust in dieser Diode D2.
Was meint ihr, ist das so korrekt?

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


Lesenswert?

Ich nehme an, UA soll Ausgangsspannung sein, also
die Spannung am Widerstand. Die kann dann aber nicht
pulsieren, wie in dein unteren Diagramm gezeigt, wenn
L gegen unendlich geht, die ist dann glatt.

von Heiner B. (karadur)


Lesenswert?

Mit L gegen unendlich fließt da auch kein Strom mehr.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


Lesenswert?

Wenn L sehr groß, aber nicht unendlich, stellt sich irgendwann
ein fast konstanter Strom ein. Das bedeutet, der Strom durch
Thyristor und Diode ist auch konstant. Wenn man nun annimmt,
der Spannungsabfall von Thyristor und Diode ist 0,7V, haben
wir ständig einen Spannungsabfall von 1,4V. Entweder der
Strom fließt durch Thyristor und Diode, oder durch zwei
Dioden wenn beide Thyristoren abgeschaltet sind.
Also 40A mal 1,4V = 56W Verlustleistung.

von Jantscher (technikp)


Lesenswert?

Aber die Diode 2 führt ja im Bereich [3*pi/2 , 2*pi] keinen Strom, weil 
in diesem Bereich schaltet ja Thyristor 2 durch, dann fließt nur Strom 
über D1 und Thy2.
Also fließt durch diese Diode in dieser Zeit kein Strom, das muss ich 
dann doch beim Mittelwert des Stromes durch Diode 2 berücksichtigen. 
Oder verstehe ich etwas falsch?

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


Lesenswert?

von Jantscher schrieb:
>Oder verstehe ich etwas falsch?

Ja, ist richtig.

von Mic ". (mic1)


Lesenswert?

Aber der Spannungsabfall ist doch nicht 0,7V sondern dort müsste man 
schon das Vf von der Angabe entnehmen. Und die Spannung Ua am Ausgang 
ist durch das große L auch nicht glatt sondern der Strom am Ausgang wird 
durch das L glatt. Bei unendlichem L ist dann der Strom rechteckförmig.

Außerdem leitet nicht jeder Thyristor ständig sondern diese wechseln 
sich ab, je nachdem ob die Eingangsspannung sich gerade in der positiven 
oder negativen Halbwelle befindet. Leider kenne ich die Antwort auf die 
Frage auch nicht hundertprozentig, aber ob deine Antwort @Günther L so 
stimmt bezweifle ich etwas...

: Bearbeitet durch User
von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


Lesenswert?

von Mic schrieb:
>Bei unendlichem L ist dann der Strom rechteckförmig.

Ja ist so, und bei dauernder Ansteuerung der Thyristoren,
also kein Phasenschnitt, arbeitet die Schaltung dann
einfach wie eine graetz Gleichrichterschaltung.
Und in der Zeit wo kein Thyristor angesteuert ist, also
bei Phasenschnitt, fließ der Strom dann durch beide Dioden
weiter, wie ein Freilauf.

von Mic ". (mic1)


Lesenswert?

Günter L. schrieb:
> von Mic schrieb:
>> Bei unendlichem L ist dann der Strom rechteckförmig.
>
> Ja ist so, und bei dauernder Ansteuerung der Thyristoren,
> also kein Phasenschnitt, arbeitet die Schaltung dann
> einfach wie eine graetz Gleichrichterschaltung.
> Und in der Zeit wo kein Thyristor angesteuert ist, also
> bei Phasenschnitt, fließ der Strom dann durch beide Dioden
> weiter, wie ein Freilauf.

Ja aber wenn Thyristor 2 durchschaltet fließt kein Strom über Diode 2 
sondern alles über Diode 1. Also muss man diesen Zeitraum schon beim 
Mittelwert des Stromes von Diode 2 berücksichtigen. Und nicht einfach 40 
A nehmen, weil ja T/4 garkein Strom fließt durch Diode 2 und 3T/4 
fließen 40 A, also MW ist dann 30 A?

von Heiner B. (karadur)


Lesenswert?

Wenn i=const 40A und jede Diode 1/4 der Periode leitet wird mit Uf=1V
P=10W. Für den Thyristor gilt dann P=10A x 2V=20W

von Mic ". (mic1)


Lesenswert?

Heiner B. schrieb:
> Wenn i=const 40A und jede Diode 1/4 der Periode leitet wird mit Uf=1V
> P=10W. Für den Thyristor gilt dann P=10A x 2V=20W

Ja das ist für einen Thyristor.

Jede Diode leitet 3/4 der Periode lang. Jeder Thyristor 1/4 der Periode 
lang.

Thyristor:
Also P_thy = 10A *2 V = 20 W. Bei zwei Thyristoren ergibt das also 40 W.

Diode:
P_diode= 30A *1 V =30 W. Bei zwei Dioden also 60 W.

Insgesamt also 100 W Leitverluste.

So wäre mein Gedankengang aber bin nicht ganz sicher, wäre gut wenn das 
noch ein Fachkundiger für den Fragesteller bestätigen kann.

: Bearbeitet durch User
von Heiner B. (karadur)


Lesenswert?

Hast recht die Dioden bekommen den Strom aus der Spule wenn die 
Thyristoren sperren.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


Lesenswert?

von Mic schrieb:
>Und nicht einfach 40 A nehmen,

Mein Rechnungsbeispiel war für die Verlustleistung der
gesammten Schaltung, und nicht für eine einzelne Diode
oder einzelnen Thyristor. Diese Leistung verteilt sich
dann natürlich zeitlich auf alle Bauteile, je nach dem
wie lange da Strom durchfließt.

von Jantscher (technikp)


Lesenswert?

Günter L. schrieb:
> Und in der Zeit wo kein Thyristor angesteuert ist, also
> bei Phasenschnitt, fließ der Strom dann durch beide Dioden
> weiter, wie ein Freilauf.

Das verstehe ich nicht ganz. Annahme: Thyristor_1 ist durchgeschalten -> 
Strom fließt über Diode_2 und natürlich über Thyristor_1.
Wenn Thyristor_1 nun abgeschaltet wird(sich abschaltet), dann fließt im 
nächsten T/4 weiter Strom über die Diode_2, das ist mir klar. Aber warum 
fließt in dieser Zeit dann auch Strom über Diode_1 ??

: Bearbeitet durch User
von Heiner B. (karadur)


Lesenswert?

Wenn die Thyistoren gesperrt sind kann der Strom aus der Spule nur über 
die Dioden ( beide in Flussrichtung ) fliessen.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


Lesenswert?

von Jantscher schrieb:
>Aber warum
>fließt in dieser Zeit dann auch Strom über Diode_1 ??

Weil es einer Spule widerstrebt das sich der Strom
schnell ändert, sie will, daß der Strom weiter fließt
wenn die äußere Spannungsquelle abgeschaltet ist,
also wenn beide Thyristoren aus sind. Der Strom fließt
dann durch beide Dioden, durch den Widerstand und
der Spule. Damit haben wir wieder einen geschlossenen
Stromkreis. Durch die Thyristoren kann der Strom ja
nicht fließen, sie sind ja beide abgeschaltet.
Wenn die Zeit länger dauert, wird der Strom dann
langsam schwächer, bis er dann irgendwann null ist.
Wie lange das dauert hängt von der Induktivität der
Spule ab. Je größer die Induktivität ist, um so
länger dauert es.

von Jantscher (technikp)


Lesenswert?

Günter L. schrieb:
> Wie lange das dauert hängt von der Induktivität der
> Spule ab. Je größer die Induktivität ist, um so
> länger dauert es.

Wie könnte man die Induktivität L dimensionieren? Einfach über das 
Bauteilgesetz? Also:

Für Δt müsste man dann die Zeit nehmen, wo die Induktivität L auch 
wirklich geladen wird, da diese in einer Periode zweimal geladen wird 
müssen wir T/2 nehmen(wir benötigen nur einen Aufladevorgang) und weil 
der Thyristor mit einer Verzögerung von 90 Grad durchschaltet nochmal 
die Hälfte, also 0.5 * T/2.

Und so könnte man dann das geforderte L berechnen, oder funktioniert das 
nicht so?

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


Lesenswert?

Hier wird erklärt wie schnell der Strom bei einer
Reihenschaltung von Spule und Widerstand ansteigt.
Umgekehrt der Stromabfall ist spiegelbildlich.

https://www.elektroniktutor.de/analogtechnik/l_gleich.html

von Jantscher (technikp)


Lesenswert?

Ja das weiß ich, aber ich habe ja genaugenommen keine konstante Spannung 
sondern eine "angeschnittene Sinus Halbwelle". Und wenn ich hier einfach 
den Mittelwert dieser Spannung nehme bekomme ich doch ein ungenaues, 
wenn nicht falsches Ergebnis?

von Mic ". (mic1)


Lesenswert?

Für uL kannst du die MW-Ausgangsspannung nehmen. Für den Rippelstrom das 
0.1 * I_ausgang.

Aber was man für die Zeit nimmt bin ich auch nicht ganz sicher, bin kein 
absoluter Profi. Aber vl.weiß noch jemand anders wie man das machen 
könnte .

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.