News RP2350-Nachbeben, ARM im Fokus der Politik uvam


von Tam H. (Firma: Tamoggemon Holding k.s.) (tamhanna)


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Zum RP2350 gibt es Neuigkeiten – neben einem Sicherheitswettbewerb (Schema Pwn 2 Own) steht ein Evaluationsboard mit einem Funkmodul ante portas. Intel verkauft seine Anteile an ARM, ARMBian geht in die Stabilisierungsphase des aktuellen Release-Zyklus und Adafruit kündigt ein Stemma-Board mit WCH-Mikrocontroller an. Die DARPA möchte derweil einen automatischen C-zu-Rust-Transpiler entwickeln, um die “Zukunftsfähigkeit” von C-Code sicherzustellen.

Raspberry Pi - Hacke den RP 2350 und gewinne 10 000 US-Dollar.

Im Hause Raspberry Pi scheint man die Sicherheits-Architektur des neuesten Mikrocontrollers sehr ernst zu nehmen. Aufgrund der gerade stattfindenden Hacker-Konferenz Def Con lancierte man den in der Abbildung gezeigte „Angriffs-Wettbewerb“, für dessen Gewinn 10 000 US-Dollar an Preisgeld ausgelobt sind.

Bildquelle: https://github.com/raspberrypi/rp2350_hacking_challenge

Zur Teilnahme muss der P. T. Angreifer nicht unbedingt physikalisch anwesend sein. Es ist auch möglich, ein im Handel erworbenes Pico 2-Board durch einspielen einer speziellen Firmware in eine Zieldarstellungsdrohne zu verwandeln. Zu beachten ist allerdings, dass diese Modifikation mit irreversiblen Einschränkungen einhergeht. Spezifischerweise ist es nach dem Aktivieren der Sicherheitsarchitektur nie wieder möglich, auf diesem Board die Harzard 3 - RISC-Kerne in Betrieb zu nehmen.

Challenger+ RP2350 WiFi6/BLE5 – Raspberry Pi Pico W 2 von schwedischem Drittanbieter

Im Bereich der Wireless-Varianten des Raspberry Pi Pico setzte man im Hause Raspberry Pi Foundation bisher auf Infineon - warum man nicht auf Espressif-Module setzt, kann wohl nur durch „Compatetive Anxiety“ erklärt sein. Sei dem wie es sei, bringt der schwedische Anbieter ILabs nun - wie in der Abbildung gezeigt - zusammen, was zusammen gehört.

Bildquelle: https://ilabs.se/product/challenger-rp2350-wifi-ble/.

Über das verwendete Funkmodul vermelden die Schweden folgendes:

1
ESP32-C6 WiFi/BLE module: With the ESP32-C6 network module you get high performance WiFi6 and BLE5.4 functionality right from the start. High speed SPI communication warrants high speed data transfers and low latency network operations.

Kritisch ist an der normalerweise um rund € 25 erhältlichen Platine vor allem, dass man im Hause Raspberry Pi sehr wahrscheinlich abermals auf den Funkmodul von Infineon setzen wird. Dies führt dann zu einer Insellösung.

Infineon AIROC CYW89829 - neuer Bluetooth LE-Mikrocontroller für den Automotivebereich.

Spricht man vom Teufel, so taucht er nur allzu oft auf. Im Fall von Infineon gilt, dass ein neuer Bluetooth LE-Mikrocontroller am Start steht - Spezifischerweise wird die neue Lütte folgendermaßen beschrieben:

1
The latest automotive part in the product family, the AIROC CYW89829 Bluetooth Low-Energy MCU, is ideal for car access and wireless battery management systems (wBMS) applications, due to its robust RF performance, long range and latest Bluetooth 5.4 features including PAwR (Periodic Advertising with Responses). The dual ARM ® Cortex ® core design of the chip family features separate application and Bluetooth Low Energy subsystems that deliver full featured support for Bluetooth 5.4, low-power, 10 dBm output power without a PA, integrated flash, CAN FD, crypto accelerators, high security including Root of Trust (RoT), and is PSA level 1 ready.
2
--- via https://www.infineon.com/cms/en/about-infineon/press/market-news/2024/INFCSS202408-136.html

In der unter der URL https://www.infineon.com/cms/en/product/promopages/CYW89829-Bluetooth-LE-MCU/#overview bereitstehenden Produktwebseite können schon jetzt Samples angefordert werden - wann das Produkt „Final“ verfügbar wird, ist derzeit noch nicht abschätzbar.

Def Con und Raspberry Pi - Palm OS-Entwicklerlegende Grinberg durch Security von Bühne entfernt.

Die „Kombination bzw. Ankündigung“, den RP2350-Sicherheitswettbewerb auf der Devcon stattfinden zu lassen, ist kein Zufall - jeder Teilnehmer bekommt als Namesschild einen „Kleinstcomputer“, der auf einem der Mikrocontroller basiert. Interessant ist, dass die Entwicklung der dort befindlichen Firmware wohl von der einst aus Palm OS-Zeiten bekannten Programmierer-Legende Dimitry Grinberg vorangetrieben wurde. Aufgrund von „Lizenzstreitigkeiten“ wurde dieser dann von seinem eigenen Vortrag zum Thema entfernt.

Bildquelle: https://twitter.com/dmitrygr/status/1822126826606739678.

Wer mehr Informationen zum neuesten „Drama“ in der Welt der Uptoniten erfahren, oder einfach ein wenig grinsen möchte, findet bei The Register unter https://www.theregister.com/2024/08/13/defcon_badge_disagreement_gets_physical/?td=rt-4a eine - lustige - Zusammenfassung der irgendwie perfekt ins Bild passenden Vorfälle.

ARM, zur Ersten - Intel verkauft seine Aktienanteile

Spätestens nach dem Debakel um Curie, Galileo und Co. war klar, dass der X86-Architektur im Mikrocontroller und MSR-Bereich keine große Zukunft zusteht. Im Hause Intel konnte man dieses Problem bisher mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten, da man ob des Besitzens eines durchaus erheblich umfangreichen ARM-Aktienpaket ja doch irgendwie am Erfolg von ARM mitschnitt. Handelsblatt berichtet nun unter Bezug auf ein SEC-Filing, dass diese Partnerschaft durch Verkauf der Anteile geendet ist:

1
Der angeschlagene US-Chipriese verkaufte seinen Anteil von 1,18 Millionen Aktien bereits im zweiten Quartal, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Behördenmitteilung hervorgeht
2
--- via https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/halbleiter-intel-verkauft-beteiligung-an-chip-firma-arm/100059731.html

ARM, zur Zweiten.

Das Auch-Inkludieren von RISC/V-Kernen im neuesten Raspberry Pi Pico-Mikrocontroller scheint ARM nicht sonderlich zu stören. Im aktuellsten an die Entwicklerschaft verschickten Newsletter findet sich die in der Abbildung gezeigte Lobung des Produkts.

Bildquelle: https://newsroom.arm.com/blog/raspberry-pi-pico-2-arm-cortex-m33?utm_source=

Emteria - Abkündigung der alten MDM-Infrastruktur final.

Im Hause der Industrie-Android-Variante Emteria gibt es ebenfalls Neuerungen. In einem heute an die P. T. Nutzerschaft versendeten Newsletter vermeldet man nach folgendem Schema, dass das „alte“ MDM-Interface im Laufe der nächsten Tage den Weg alles irdischen gehen wird:

1
Please note that the old UI (https://mdm.emteria.com/Home/ListDevices) is now officially deprecated. Due to its limitations, particularly in handling data from different servers accurately, the old UI will be completely removed on December 31st, 2024.
2
If you have already transitioned to the new UI, you are not affected by this change and can continue using the system as usual.

Adafruit - Entwicklerboard auf Basis von WCH CH32V203

Etablierte Mikrocontrollerhersteller dürften die Ankündigung des in der Abbildung gezeigten Produkts ungefähr so verfolgen, wie ein Grillkoch die Installateur eines Burgergrillroboters betrachtet.

Bildquelle: https://www.adafruit.com/product/5996

Die vor allem wegen ihrer hohen Breitenwirkung relevante Adafruit hat nun angekündigt, eines ihrer Stemma-Boards auf Basis der WCH-Ultra Low Cost-Mikrocontroller anbieten zu wollen. Zum Zeitpunkt der Drucklegung ist das Board um fünf Euro plus Versand erhältlich. Interessant ist, dass in der „Beschreibung“ nach folgendem Schema auf die „Unzureichendheit“ der verwendeten WCH-Hardware hingewiesen wird:

1
However, please note that the CH32 series is not supported nearly-as-well as ATmega, ESP32, ATSAMD, STM32, or RP2040 chips that have a strong company-led development community. WCH is very "its a low cost chip, you figure it out" kind of company, and while there is some community-led development it is still best used by folks comfortable with having to use Makefiles, clone git repositories, edit configuration files, etc. It definitely does not run CircuitPython or Micropython, and Arduino support is very early. It's definitely not good for beginners! 
2
--- via https://www.adafruit.com/product/5996

DARPA TRACTOR – Projekt zur Transpilation von C in RUST

Dass die Rust-Entwicklerschaft im C-Umfeld zu wildern sucht, dürfte für Leser von Mikrocontroller.net nicht überraschend sein. In Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Forschungsbehörde DARPA plant man ein Projekt, das die automatisierte Transpilation von (als schwierig zu wartend angesehenem) C-Code in Rust-Code automatisieren soll:

1
After more than two decades of grappling with memory safety issues in C and C++, the software engineering community has reached a consensus. Its not enough to rely on bug-finding tools. The preferred approach is to use safe programming languages that can reject unsafe programs at compile time, thereby preventing the emergence of memory safety issues.
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3
The TRACTOR program aims to automate the translation of legacy C code to Rust. The goal is to achieve the same quality and style that a skilled Rust developer would produce, thereby eliminating the entire class of memory safety security vulnerabilities present in C programs. This program may involve novel combinations of software analysis, such as static analysis and dynamic analysis, and machine learning techniques like large language models.
4
--- https://www.darpa.mil/program/translating-all-c-to-rust

Weitere Informationen zum Wie der Teilnahme finden sich unter der URL https://www.darkreading.com/application-security/darpa-aims-to-ditch-c-code-move-to-rust - zu beachten ist allerdings, dass derartige Aufträge im Allgemeinen vor allem bzw. nur an Unternehmen mit starkem US-Bezug vergeben werden.

Armbian - Release ante Portas.

Das hinter der im Embeddedbereich weit verbreiteten Linuxdistribution Armbian stehende Entwicklerteam informiert seine P. T. Nutzerschaft nun darüber, dass der aktuelle Release-Zyklus im Stabilisierungsbereich angekommen ist. Spezifischerweise soll der Fokus der Maintainer nun vor allem auf der Sicherstellung der Produktqualität liegen:

1
As we approach our next point release, the focus shifts entirely towards bug fixing and stabilization. Feature development is on hold this month to ensure that core functionalities like network connectivity, video output, and booting processes are solid. We aim to resolve as many issues as possible during this period.

Im Rahmen der Ankündigung findet sich auch die folgende Passage, die einen Ausblick auf die Zukunftsplanung zur Verfügung stellt:

1
Target for next release 
2
We are targeting kernel v6.6 for our current builds and v6.10 for edge builds, while vendor kernels will remain at their latest versions6.1.y for Rockchip 3588 and 5.15.y for Meson64 legacy. Video acceleration for Rockchip 35xx should now work in Chromium with both vendor and edge kernels, especially on Jammy and Noble Gnome builds, with potential compatibility on other platforms. We focus on providing stable builds where we have active maintainers who are well-versed in the current status of images. If you're interested in contributing, consider stepping up as a maintainer by reviewing the expectations and responsibilities.

: Bearbeitet durch NewsPoster
von Mathias M. (matjes)


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Wo kommt denn die Begründung "Lizenzstreitigkeiten" her? Im Tweet steht 
ja nur, das er nichts genaues wüsste. Und aufgrund der Streitigkeiten er 
überlegt die Lizenz zu entziehen.

Keine Ahnung, was Defcon mit seiner Firmware genau macht. Aber er dürfte 
mindestens indirekt der Verbreitung auf dem Badge zugestimmt haben. Wer 
die Firmware für den Badge entwickelt und ausliefert, kann nicht 
nachträglich dann die Lizenz entziehen. Die weitere Verbreitung (damit 
ich das hier zu Hause hacken kann) kann er im Zweifelsfall aber 
untersagen.

von Mathias M. (matjes)


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Was ich mich zum Rust transpiling frage: Kann man damit nicht 
theoretisch einfach auch C sicherer machen? In (safe) Rust muss man sich 
ja einfach alle Gedanken zur Speichersicherheit gemacht haben und der 
Compiler beschwert sich, wenn das nicht passiert ist. Also muss der 
Transpiler alle Speicherfehler finden, um das in safe Rust zu 
Übersetzen. Aber dann könnte man doch auch gleichwertigen C Code 
ausspucken oder nicht?

von Harald K. (kirnbichler)


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Mathias M. schrieb:
> Aber dann könnte man doch auch gleichwertigen C Code
> ausspucken oder nicht?

Aber dann hätte man ja keinen Grund für die x-te "sichere" Sprache, die 
den Programmierern das Erlernen der Grundlagen abnehmen soll. Und man 
hätte keine Sprache, in der altbekannte Dinge mit neuen tollen Namen 
("Crate") versehen werden. Und man hätte keine Sprache mit CoC. Weil 
gerade auf den es ja heutzutage ankommt.

Das wäre doch total uncool. Nee, das geht also schon mal gar nicht.

Als junger Programmierer muss man alles ablehnen, womit vorangehende 
Generationen gearbeitet haben. Denn vorangehende Generationen sind blöd, 
senil und rückständig, und nur als junger, dynamischer Mensch mit allen 
Pronomen kann man überhaupt vernünftige Programme entwickeln.

Boomer hingegen finden Cobol cool, oder K&R-C.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Was ich mich zum Rust transpiling frage: Kann man damit nicht
> theoretisch einfach auch C sicherer machen?

Natuerlich. Wichtiger, jenseits vom Basteltisch wird keiner
mit K&R von anno Tubak programmieren. Da wird wohl wenigsten
Misra genutzt:

https://de.wikipedia.org/wiki/MISRA-C

Da kann es dir auch schon passieren das du deinen Source
einchecken willst und dann wird dir auf die Finger geklopft.
Und natuerlich sind da auch alle Warnungen an.

Aber wenn man als Fanboy unbedingt was neues mit Fussaufstampfen
durchdruecken will dann vergisst man sowas.

> Das wäre doch total uncool. Nee, das geht also schon mal gar nicht.

Gegen ein paar Neuerungen waer ja auch mal nix zu sagen, aber ich
schon den Eindruck das Rust irgendwie auch eine Glaubenslehre ist.

Vanye

von Harald K. (kirnbichler)


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Vanye R. schrieb:
> Wichtiger, jenseits vom Basteltisch wird keiner
> mit K&R von anno Tubak programmieren.

Das macht hoffentlich auch am Basteltisch niemand, denn K&R-C ist etwas, 
was man wirklich ablehnen darf. Mit C89 hingegen kann man auch heute 
noch problemlos sichere, wartbare und zuverlässige Programme schreiben.

von Veit D. (devil-elec)


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Hallo,

@ Tam:
Darf man fragen warum es kritisch sein soll wenn auf dem Raspi Board ein 
Produkt von Infineon verwendet wird? Das Funkmodul ist doch eine Art 
Blackbox mit dem man als Anwender/Programmierer nichts zu tun hat. Man 
nutzt es nur. Genauso wie man von einem Standard ESP das Funkmodul nur 
verwendet, aber nichts direkt damit zu tun hat. Das Funkmodul auf dem 
Raspi kann damit von jeder x beliebigen Firma sein. Zudem hat Raspi 
nichts mit ESP zu tun, von daher haben sie freie Auswahl. Zur Frage 
zurück. Warum soll es kritisch sein? Vielleicht ist es ja das bessere 
Produkt.

: Bearbeitet durch User
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