Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Induktivität abgebrannt - Erklärung gesucht


von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich habe eine leicht angeröstete Platine eines Schaltnetzteils vor dem 
Schrott gerettet, eigentlich mehr als Teileträger... aber da man ja 
Endstufen und Netzteile nie genug haben kann, stellt sich mir die Frage, 
ob man das Ding nicht vielleicht gerettet bekommt.

Die Platine müsste vom Voltcraft SPS 1522 sein (12V/22A). Die Schaltung 
ist ein geregelter Eintakt-Durchflusswandler mit zwei Primärtransistoren 
(UC3845 über Gate-Drive-Transformer), sollte vom Aufbau her bekannt 
sein. Quasi ein StepDown-Wandler mit der im Bild gezeigten 
Speicherspule, die über den Transformator dahinter und eine Diode von 
der 230V-Seite aus getrieben wird.

Aber wer kann mir dieses Schadbild erklären? Wieso verbrennen manchmal 
die Induktivitäten bzw. vor allem Speicherspulen so extrem? Mir ist der 
gleiche Fehler schon mal bei einer PFC-Stufe eines PC-Netzteils 
aufgefallen. Da war der Schaden noch nicht so ausgeprägt, also man 
konnte das noch einschalten, worauf hin die PFC-Speicherspule sofort 
stinkend heiß wurde.

Wäre schön wenn jemand weiß wieso das passiert. Ansonsten habe ich noch 
die Speicherspule aus einem ähnlich aufgebauten PC-Netzteil, welches 50A 
auf der 12V-Schiene konnte - dann baue ich die mal ein und schaue was 
passiert.

von ArnoNym (bergler)


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Ben B. schrieb:
> Wäre schön wenn jemand weiß wieso das passiert. Ansonsten habe ich noch
> die Speicherspule aus einem ähnlich aufgebauten PC-Netzteil, welches 50A
> auf der 12V-Schiene konnte - dann baue ich die mal ein und schaue was
> passiert.

Ich würd mir halt die Schaltung rauszeichnen, und dann überlegen, was 
passiert, wenns den FET durchlegiert. Möglicherweise fließt dann massiv 
viel Strom durch die Drossel.
Ohne Schaltung, schwer zu sagen.

Obs den (oder einen anderen Leistungshalbleiter) durchlegiert hat, ob 
und welcher lässt im Regelfall feststellen.

Normalerweise sollte so ein Schaltregler eigentlich irgendeine Form der 
Sicherung haben, die sowas verhindern sollte.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ben B. schrieb:
> Wieso verbrennen manchmal die Induktivitäten bzw. vor allem Speicherspulen so 
extrem?

Sowas bekommt man z.B. hin, wenn damit eine Autobatterie aufgeladen 
werden sollte, die falsch herum angeschlossen wurde. Allerdings sollte 
das Kabel nicht zu kurz und die Kupferader nicht zu dick sein.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Auf der Sekundärseite gibt es keinen FET, da ist nur die eine 
Doppeldiode. Über eine dieser Dioden pumpt der Haupttransformator den 
beschriebenen StepDown-Wandler, die andere ist die Freilaufdiode des 
StepDown-Wandlers (von der Masse aus).

Die Leistungshalbleiter sind alle in Ordnung. Die Leiterbahnen auf der 
Platine würden auch nicht so viel Strom aushalten, daß man die Spule 
dermaßen stark abfackeln kann. Dann würde man die Platine mit abfackeln. 
Im Falle einer Reparatur werde ich diese Leiterbahnen etwas verstärken 
und es kommen bessere Elkos rein, das ist für 22A Ausgangsstrom ganz 
schön schwachbrüstig ausgelegt.

Typische Voltcraft-Billigkacke halt.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Billiger Eisenpulverkern mit hohen Ummagnetisierverlusten, der die 
Leistung nicht dauerhaft kann, mit wilder Wicklung, wird heiß, 
Lackisolierung schlägt durch, Windungsschluss, der Rest ist Geschichte.

von Michael B. (laberkopp)


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Ben B. schrieb:
> Die Schaltung ist ein geregelter Eintakt-Durchflusswandler mit zwei
> Primärtransistoren (UC3845 über Gate-Drive-Transformer),

UC3845 ist ein Sperrwandler, vielleicht liegt es daran


Der Trafo vor der Spule sieht aber schon nach Flusswandler aus, passt 
auch besser zur Leistung.

Es gibt also wohl keine sekundäre Stromregelung.

Ben B. schrieb:
> Voltcraft SPS 1522 sein (12V/22A

Finde ich nicht.

von Mark S. (voltwide)


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Wenn es im Sekundärkreis eine massive Speicherdrossel gibt, ist es ein 
Durchflusswandler, andernfalls ein Sperrwandler.
Es gibt auch 2-Transistor Sperrwandler.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Michael schrieb:
> Eisenpulverkern etc.

So o. ä. wohl der Ablauf.

Man sollte wohl einige Windungen entfernen und
das Material checken bevor man so was probiert:

Ben B. schrieb:
> Speicherspule aus einem ähnlich aufgebauten PC-Netzteil, welches 50A
> auf der 12V-Schiene konnte - dann baue ich die mal ein und schaue was
> passiert.

L sollte ja möglichst >= wie beim Original sein
- und direkte Messung ist da wohl kaum noch drin.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hm, vielleicht hätte ich anmerken sollen, daß ich durchaus fit bei der 
Reparatur von Schaltnetzteilen bin. Also die Topologien erkenne ich sehr 
sicher und wie die Dinger arbeiten sollen normalerweise auch. Ich weiß 
lediglich nicht genau, wo dieses Fehlerbild herkommt. Ich habe zwar 
schon einige abgebrannte Speicherdrosseln gesehen, aber musste/wollte 
das nie reparieren und habe deswegen nie Ursachenforschung betrieben... 
und dafür wird's nun mal Zeit.

Auf dem Bild ist das nicht gut zu erkennen, aber es ist ganz sicher ein 
Durchflusswandler mit zwei Transistoren. Die bekommen nämlich noch zwei 
Freilaufdioden an die Seite und schwupps hat man sich die sonst fällige 
Entmagnetisierungswicklung gespart. Mit welchem IC man die PWM-Regelung 
macht, ist eigentlich egal, man muss "nur" sicherstellen, daß der Kern 
des Haupttrafos entmagnetisiert wird bevor ein neuer Einschaltzyklus 
beginnt, üblicherweise über eine Begrenzung des Tastverhältnisses.

Speicherdrosseln sind so gut wie immer Eisenpulverkerne mit im Material 
verteiltem Luftspalt. Leider ist bei diesem hier die Färbung komplett 
verbrannt, ich habe irgendwie den Eindruck, als sei die Verlustleistung 
direkt im Kern entstanden. So als hätte man einen Kern, der für 
vielleicht 100kHz gut ist, mit mehreren Mhz befeuert. Das ist das, was 
mich daran so wundert - ich weiß einfach nicht woher der Schaden bzw. 
die extreme Erwärmung kommt. Ich sollte mal die PWM-Frequenz messen, 
evtl. ist da ein Kondensator hinüber und das Ding schwingt nun irgendwo 
jenseits von gut und böse. Windungsschluss kann natürlich auch sein, 
aber das kriege ich nicht mehr raus. Die Anzahl der Windungen kriegt man 
noch raus, aber beim Abwickeln wird der angekokelte Isolierlack komplett 
abblättern und das gibt eine Menge Dreck an den Pfoten.

Zur Strombegrenzung gibt es einen Current Transformator, bei dem der 
fleißige Zerleger das durch den Kern geführte Kabel (liegt in Serie mit 
dem Haupttrafo) durchgeschnitten hat. Dankeschön für diese 
Glanzleistung, aber sowas kriegt man ja leicht repariert und die 
Anschlüsse für einen Temperaturfühler/-schalter, Lüfter, Aus- und 
Eingang sind auf der Platine beschriftet.

https://www.ricardo.ch/fr/a/voltcraft-sps-1522-netzteil-(11-15v-22a)-1253054590/

Zu dem Gerät passt auch das auf der Unterseite eingelötete Poti zum 
Einstellen der Ausgangsspannung. Das Gehäuse fehlt natürlich leider und 
die passive PFC-Drossel auch. Egal, ich habe noch eine aus einem 
PC-Netzteil, mal sehen was die kann - notfalls läuft das Ding auch 
erstmal ohne PFC.

Und ja, ich meine gerade so einen UC3845 erkennen zu können wenn ich mir 
ganz viel Mühe gebe, also eher untypisch für einen Sperrwandler. Die 
verwenden an Netzspannung gerne den UC3842.

Edit:
Weil ich das gerade nochmal sehe - die ziemlich warm gewordenen 
Widerstände rechts (100 Ohm Zement und der andere hat glaube ich 210 
Ohm, die Farbringe sind nicht mehr so gut zu erkennen) sind mit dem 
Ausgang parallelgeschaltet, Mindestlast für das Ding. Die beiden rechts 
vom dicken Zwischenkreiskondensator sind diesem parallelgeschaltet, also 
einfach nur Entladewiderstände.

Vielleicht einfach nur sowas simples wie ein defekter Lüfter?

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Ben B. schrieb:
> Wieso verbrennen manchmal
> die Induktivitäten bzw. vor allem Speicherspulen so extrem?

weil der Strom zu hoch war!

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Ben B. schrieb:
> Speicherdrosseln sind so gut wie immer Eisenpulverkerne mit im Material
> verteiltem Luftspalt.

Nein.
Ferritkerne mit Luftspalt sind das Mittel der Wahl.
Nur sind die teurer und auf Maß geschliffen.

von Stephan (stephan_h623)


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Ben B. schrieb:
> Zur Strombegrenzung gibt es einen Current Transformator, bei dem der
> fleißige Zerleger das durch den Kern geführte Kabel (liegt in Serie mit
> dem Haupttrafo) durchgeschnitten hat.

Vielleicht wars ja auch der ursprüngliche Betreiber. Weil diese nervige 
Strombegrenzung beim Anlaufstrom der Last immer abgeschaltet hat...

Und dann hats halt die Drossel erwischt.

von Arno H. (arno_h)


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Die Drossel sieht aus wie die Mehrfachdrosseln in PC-Netzteilen. Ist das 
ein modifiziertes AT-Netzteil?

Arno

von Alfred B. (alfred_b979)


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Ben B. schrieb:
> beim Abwickeln wird der angekokelte Isolierlack komplett
> abblättern und das gibt eine Menge Dreck an den Pfoten

Einmal-Handschuhe aus Nitril wirkten da Wunder.

Ben B. schrieb:
> sicher ein Durchflusswandler mit zwei Transistoren.
> Freilaufdioden ... Entmagnetisierungswicklung gespart.

ACK, ist so einer. Die Drossel beim Forward kriegt halt
hohen RMS-Strom ab (alles in < 50% der Zeit wie beim
nichtisolierten Buck). Dafür wirkt (@ Eisenpulver-Kern,
& auch die Drahtdicke) sie wirklich etwas zu mickrig.

Ben B. schrieb:
> Ich sollte mal die PWM-Frequenz messen,
> evtl. ist da ein Kondensator hinüber und das Ding schwingt nun irgendwo
> jenseits von gut und böse.

Ja, auch. Nur:

Bestimme und prüfe das Pin4-RC-Glied (Timing) komplett,
dann bist Du gleich in vielerlei Hinsicht schlauer. Zur
Ursachenforschung und auch zwecks passendem Ersatz für
die Drossel (weil dann gleich f_schalt bekannt weshalb
man alle Daten beisammen hätte).

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Die Drossel sieht aus wie die Mehrfachdrosseln in PC-Netzteilen.
> Ist das ein modifiziertes AT-Netzteil?
Nein, die Platine sieht komplett original aus, ist auch nur Platz für 
die eine Ausgangsspannung.

>> Zur Strombegrenzung gibt es einen Current Transformator, bei
>> dem der fleißige Zerleger das durch den Kern geführte Kabel
>> (liegt in Serie mit dem Haupttrafo) durchgeschnitten hat.
> Vielleicht wars ja auch der ursprüngliche Betreiber.
Glaube ich nicht, denn dann hätte man die beiden Enden irgendwo wieder 
miteinander verbinden müssen. Sonst kommt aus dem Netzteil genau gar 
nichts mehr raus.

> Ferritkerne mit Luftspalt sind das Mittel der Wahl.
> Nur sind die teurer und auf Maß geschliffen.
Aber doch nicht als Ringkern. Die Siebdrosseln auf der Sekundärseite von 
PC-Netzteilen sind fast immer gelb-weiß, also Eisenpulver-Ringkern 
Material 26 oder so'n Kram.

> Dafür wirkt (@ Eisenpulver-Kern, & auch die Drahtdicke)
> sie wirklich etwas zu mickrig.
Grenzwertig vielleicht, nicht gerade großzügig weil kostet ja Geld - 
aber von der Drahtdicke müsste das eigentlich reichen, sind 4 Drähte 
parallel gewickelt und 22A Ausgangsstrom sind nun auch kein großes 
Hexenwerk. Da können manche PC-Netzteile deutlich mehr und wie gesagt, 
ich würde einfach mal versuchen die Drossel mit der aus einem solchen 
(etwas dickeren) Netzteil zu ersetzen und dann mal schauen, was 
passiert.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Michael schrieb:
> Nein.
> Ferritkerne mit Luftspalt sind das Mittel der Wahl.

Nicht als Ringkern. Die eine Störstelle maximiert das externe Streufeld.

> Nur sind die teurer und auf Maß geschliffen.

Vor allem müssen das dann Topf (Pot) Cores sein.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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So, hier das Ergebnis... 27 Windungen waren drauf, mit 1mm² Draht oder 
so, aber keine Ahnung welches Material das mal war. Auf jeden Fall sieht 
der Kern nicht gebrochen aus oder so, ist "nur" die Farbe leicht 
angesengt, so daß das nun einfarbig aussieht und abbröselt. Keine Ahnung 
welche Farbe(n) das Ding ursprünglich mal hatte.

Es ist auch wirklich schwer zu sagen, wo die Verlustleistung herkam. An 
den Anschlüssen der Spule ist der Lack bei weitem nicht so stark vom 
Draht gebrannt wie in der Mitte, wo der Draht direkt am Kern anlag. Ich 
weiß daher nicht ob das eine "einfache Überhitzung" durch einen defekten 
Lüfter war oder ob der Kern selbst durch irgend ein Problem die Hitze 
erzeugt hat. Bei dem PC-Netzteil mit der auf gleiche Weise abgerauchte 
Spule der aktiven PFC-Stufe war der Lüfter noch in Ordnung, trotzdem 
wurde die Spule nach sehr kurzer Zeit glühend heiß.

Für eine echte Erklärung wie sowas zustande kommt,
wäre ich immer noch wirklich dankbar.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Michael schrieb:
> Ben B. schrieb:
>> Speicherdrosseln sind so gut wie immer Eisenpulverkerne mit im Material
>> verteiltem Luftspalt.

Das ist immer noch richtig für Schaltnetzteile mit niedrigen 
Taktfrequenzen.

Michael schrieb:
> Nein.
> Ferritkerne mit Luftspalt sind das Mittel der Wahl.
> Nur sind die teurer und auf Maß geschliffen.

Sobald jedoch die Frequenzen höher werden, wie bei den meisten heute 
modernen Schaltnetzteilen, ist das richtig was Michael schrieb.

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ben B. schrieb:
> 27 Windungen waren drauf, mit 1mm² Draht

Damit wäre es jetzt möglich ein paar Wicklungen drauf zu machen um die 
Induktivität mit dem Forumstester zu messen,

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Damit wäre es jetzt möglich ein paar Wicklungen drauf zu machen
> um die Induktivität mit dem Forumstester zu messen
Stimmt, aber ich glaube nicht, daß ich so einem abgefackelten Kern 
hinsichtlich seiner Parameter noch vertraue und ihn nochmal einsetzen 
würde. Zumal ich immer noch nicht weiß, ob dieser Kern vielleicht ein 
Problem hat, was die Überhitzung verursacht hat.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Ben B. schrieb:
>> Damit wäre es jetzt möglich ein paar Wicklungen drauf zu machen
>> um die Induktivität mit dem Forumstester zu messen
> Stimmt, aber ich glaube nicht, daß ich so einem abgefackelten Kern
> hinsichtlich seiner Parameter noch vertraue und ihn nochmal einsetzen
> würde. Zumal ich immer noch nicht weiß, ob dieser Kern vielleicht ein
> Problem hat, was die Überhitzung verursacht hat.

Man muß den Kern ja nicht wiederverwenden, aber mit der
Messung (gern 3 davon, mit 1, 4, 16 Wdg. oder so) ließe
sich über den A_L Wert auch erahnen, ob er denn so sehr
gelitten hat.


Da ist vermutlich kein Ferrit enthalten also könnte der
A_L Wert auch noch stimmen (keine überschrittene Curie-
Temp.).

Ermittlung/A_L-Wert wär doch Teil der Ursachenforschung
(u.a. auch thematisch zu Deinem letzten Satz passend).

Ebenso wie Werte von R_T und C_T zu ermitteln und die
BE auf Defekt zu prüfen.

Indem Du nichts von beidem in betracht ziehen zu wollen
scheinst, widersprichst Du aber direkt dem Vorhaben der
Ursachenforschung - hoffst Du also allein auf weitere
"Ursachen-Vorschläge", um davon einen "auszusuchen"?

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Alfred, ganz ruhig. Ich schau mir das RC-Glied noch an. Wird nicht so 
schwer sein, den IC mal mit 12V aus dem Labornetzteil zu füttern und zu 
messen, was das Ding macht und ich muss sowieso ausknobeln, ob der 
Temperaturschalter offen oder geschlossen sein muss, damit das Netzteil 
läuft. Evtl. kann ich mir dadurch das Auslöten dieser Teile sparen, 
Defekte an Timing-RC-Gliedern sind eher selten.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Michael B. schrieb:
> Vor allem müssen das dann Topf (Pot) Cores sein.

Die Kernfom ist für die Funktion nebensächlich.
Grundsätzlich ist es immer der U-Kern.
Der E-Kern ist der gespiegelte U-Kern.
Der Topfkern ist das U einmal im Kreis gezogen.
Bei all den Formen geht es darum nach verschiedenen Parametern zu 
optimieren.
Viel Kernmasse auf wenig Bauraum, Wickelräume optimieren, Kopplung 
verbessern, Aussenwirkung minimieren.
So kommen die verschiedenen Formen zustande.
Der RM ist z.B. ein Zwitter aus Pot und E, der für Power Kerne recht 
optimal ist, weil er mehr Raum bietet mit den Wicklungen aus dem Kern zu 
kommen, bei großer Kernmasse in einem fast quadratischen Bauraum mit 
viel Platz für die Wicklung und guter Wärmeabgabe.
Der ETD ist der E, mit rundem Mittelschenkel und plankonkaven 
Außenschenkeln für eine bessere Wickelraumnutzung und verbesserter 
Kopplung.
Ist billiger herzustellen und zu schleifen, macht aber nicht das beste 
aus dem Bauraum. (Luftspalt will man am besten nur auf dem 
Mittelschenkel)

Man kann aber all das auch mit dem U-Kern bauen.

Der Eisenpulverkern ist der billigste Kern schlechthin.
Pressen, verbacken, coating, fertig.
Ferrite sind dagegen sehr viel komplexer, müssen mehrfach im 
Produktionsprozess gebrannt werden, zuletzt bei weit über 1000°C unter 
Luftabschluss. Danach vermessen (viel Ausschuss, viel Bruch), 
Kundenspezifisch Schleifen (Diamantwerkzeuge) und bruchsicher verpacken.

Wird der Eisenpulverkern heiß, sinken seine Verluste erstmal ein wenig, 
bis zu einer Grenze ab der sie wieder drastisch ansteigen.
Der Kern überhitzt, seine isolierten Eisenteilchen verbinden sich, er 
wird wie im Induktionsofen regelrecht aufgeschmolzen.
Der Kern ist dann hin.

Der Ferritkern ist bereits im Produktionsprozess mit ca. 1600°C gebrannt 
worden. Bei Überhitzung verliert er seine Permeabilität, wirkt mit dem 
Wicklungswiderstand, die Strombegrenzung schlägt zu, oder die 
Wicklungsisolation gibt auf.
Dem Kern selbst passiert aber nichts. Der hat weit schlimmeres gesehen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Drossel aus dem 12V/50A Server-Netzteil ist drin, minimal kleinere 
Bauform, aber anderer Kern (glaube komplett schwarz, also soll-schwarz), 
wahrscheinlich auch andere Anzahl Windungen - aber ich schätze das Ding 
hochwertiger ein als das was vorher drin verbaut war.

Frequenzmessung am Gate Drive Transformer sagt stabile 82,2kHz bei 
12V/38mA für den UC3845, noch ohne 230V. Das klingt plausibel, 
Leistungshalbleiter auf Kühlkörper und dann mal anschmeißen. Ich hasse 
Mechanik.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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So, den ersten Test kann man getrost als Fehlschlag bezeichnen. Es ist 
mir zwar nicht um die Ohren geflogen, Ausgangsspannung kommt, aber es 
läuft nicht stabil und pumpt mit etwa 0,5Hz. Mal sehen wann ich Lust 
habe, mir einen Wolf zu messen wieso.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich werfe mal folgende Kette der Geschehnisse in die Diskussion:

Zuerst hatte die Drossel nur einen Windungsschluss zwischen zwei 
benachbarten Drähten. Dadurch heizte sie sich auf und immer mehr Lack 
schmolz weg und damit die Isolation.

Ben B. schrieb:
> und pumpt mit etwa 0,5Hz

Das ist für dich sicher nichts neues. Wird der UC3845 über Auxwicklung 
gespeist?

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Das ist für dich sicher nichts neues.
Leider nicht, deswegen fehlt mir ja die Lust aufs Messen.

> Wird der UC3845 über Auxwicklung gespeist?
Ja.

Kann jetzt natürlich probieren, auf den angekokelten Kern 27 Windungen 
frischen Draht draufzupacken und schauen was passiert, aber das ist 
alles Rätselraten wenn man nicht weiß was das für ein Kern ist/war und 
ob dieser Kern noch funktionsfähig ist oder nicht.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ben B. schrieb:
> auf den angekokelten Kern 27 Windungen frischen Draht

Zum Messen und Rechnen reichen 10 Windungen, weil n²=100 läßt sich 
leichter rechnen.

von Armin X. (werweiswas)


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Ben B. schrieb:
> 27 Windungen waren drauf, mit 1mm² Draht oder so,

Aber nicht als Singledraht.
Bei 1mm² müssen da mindestens zwei Drähte parallel gewesen sein sonst 
wird der bei der Packungsdichte auf dem Ringkern viel zu heiß. Immerhin 
kommt zu dem "geringen" Querschnitt ja noch der Skineffekt hinzu.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ein Messgerät für Induktivitäten fehlt mir leider. Ich könnte höchstens 
ein paar Windungen mehr um den Kern wickeln und mit einem Kondensator 
einen Parallelschwingkreis aufbauen, dann könnte man sich mit dem Oszi 
das Ausschwingverhalten anschauen und vielleicht die Resonanzfrequenz 
messen. Sackstand.

Zum Testen würde ein einfacher Draht oder ein Stück Kabel ausreichen. 
Das Netzteil läuft ja bereits im Leerlauf nicht stabil bzw. ich habs mit 
etwa 300mA Grundlast probiert falls das Ding keinen Leerlauf mag. 
Dadurch wird aber nur das Pumpverhalten schlimmer.

Was ich ausschließen kann sind die FETs/Dioden, das ganze Gerümpel um 
den Gate Drive Transformer und den Haupttransformator eigentlich auch. 
Weil wenn der seine Induktivität nicht mehr hätte oder irgendwas in dem 
Bereich nicht stimmt, hätte es Feuerwerk gegeben.

Bleibt der Spannungs-Regelkreis mit seinem Optokoppler und dem TL431 und 
das Strom-Feedback über den Current Transformer. Das durch den Kern 
geführte Kabel (was in Reihe mit dem Haupttransformator liegt) habe ich 
schon umgepolt weil ich dessen ursprüngliche Polung nicht kenne, hat am 
Fehlerbild nichts verändert.

Ich muss mal versuchen, ein Bild von der Platine im Netz zu finden, aber 
das Gerät scheint recht selten zu sein oder schon recht alt, keine 
Ahnung obs da mehr Infos drüber gibt.

Edit:
Na gugg, immerhin noch ein Bild, auf dem die Polung des Current 
Transformers zu erkennen ist. Und ein zweiter Name: FSP 1225. Vielleicht 
finde ich dafür sogar noch einen Schaltplan. Scheint aber generell ein 
eher heißes Eisen zu sein, so wie die Platine aussieht... dagegen ist 
meine ja noch jungfräulich. Und der Kühlkörper dieser Netzteile muss aus 
blankem Kupfer oder Gold bestehen.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ben B. schrieb:
> Und ein zweiter Name: FSP 1225

Irgendwas klingelt da bei mir. 'FSP' ist auch auf PC-Netzteilen eines 
nicht unbekannten Herstellers zu finden - allerdings fällt mir gerade 
nicht ein, welcher das ist.
Ich nehme an, die üblichen Verdächtigen hast du schon durch, Elko am 
UC3845 oder defekte Auxdiode, Kurzschluss auf der Sekundärseite, 
defekter TL431 (kommt häufiger vor, als man glaubt) oder Optokoppler?

von (prx) A. K. (prx)


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Matthias S. schrieb:
> Irgendwas klingelt da bei mir. 'FSP' ist auch auf PC-Netzteilen eines
> nicht unbekannten Herstellers zu finden - allerdings fällt mir gerade
> nicht ein, welcher das ist.

FSP (Fortron) steht als ODM/OEM hinter etlichen Netzteilmarken.

Beitrag #7725633 wurde vom Autor gelöscht.
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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(prx) A. K. schrieb:
> FSP (Fortron) steht als ODM/OEM hinter etlichen Netzteilmarken.

Danke dir. Dann werden die das mit Sicherheit sein.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ben B. schrieb:
> Ein Messgerät für Induktivitäten fehlt mir leider.

Der Forumstester hat einen Akku eingebaut. Am achtzehnten um achtzehn 
vorm Hauptmann von Köpenick könnte dem abgeholfen werden.

: Bearbeitet durch User
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