Forum: PC Hard- und Software Modem-Verbindung Anno 2024?


von Bauform B. (bauformb)


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Mahlzeit!

Früher konnte man sich so an Linux-Rechnern anmelden:
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Terminalemu/PC --RS232-- Modem --POTS-- Modem --RS232-- Computer/getty
später ging das auch per Funk:
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Terminalemu/PC --RS232-- Modem --GSM-- Modem --RS232-- Computer/getty
(GSM = 2G/3G/LTE/usw.) Macht man das immer noch so? Was kann/sollte man 
heute kaufen?

Für einen reverse ssh tunnel braucht man erstmal einen Gateway-Rechner 
und einen passenden Mobilfunktarif. Insofern ist eine klassische 
Wählverbindung klar im Vorteil; auch, weil die in der "richtigen" 
Richtung aufgebaut wird.

Natürlich wäre eine echte Netzwerkverbindung nett, aber am einen Ende 
geht nur GSM und am anderen Ende gibt es wahlweise DSL oder GSM. Oder 
evt. einen uberspace, aber den wird man auch nicht als Gateway 
missbrauchen können.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Bauform B. schrieb:
> Terminalemu/PC --RS232-- Modem --GSM-- Modem --RS232-- Computer/getty

Äh, du meinst ohne PPP und IP? Sicher dass das überhaupt jemals so ging?

von Walter T. (nicolas)


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Du wirst bei einem IP-Telefonnetz keine V.90 Modemsignale mehr über das 
Basisband bekommen.

APSK mit 2400 Baud sollte noch funktionieren.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Bauform B. schrieb:
> Für einen reverse ssh tunnel braucht man erstmal einen Gateway-Rechner
> und einen passenden Mobilfunktarif.

PS: Bei einem Provider der IPv6 kann, könnte auch eine direkte 
IP-Verbindung funktionieren. Bei IPv4 bekommt man meist (immer?) nur 
NAT.

von Walter T. (nicolas)


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Walter T. schrieb:
> APSK mit 2400 Baud sollte noch funktionieren.

AFSK natürlich. Es ist lange her.

von Hmmm (hmmm)


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Bauform B. schrieb:
> Macht man das immer noch so?

GSM: Nein, CSD müsste inzwischen in allen deutschen Mobilfunknetzen 
deaktiviert sein.

Festnetz: Analog schwierig, mit G.711 und wenig Jitter kann 9600bps 
halbwegs gehen. Eine ISDN-Datenverbindung ginge schon eher, dafür müssen 
aber alle Beteiligten RFC4040 unterstützen, die Telekom z.B. kann das.

Bauform B. schrieb:
> Natürlich wäre eine echte Netzwerkverbindung nett, aber am einen Ende
> geht nur GSM und am anderen Ende gibt es wahlweise DSL oder GSM.

Dann passt es doch, Business-DSL-Produkt mit fester IP-Adresse 
(alternativ Dynamic-DNS-Zeug), Mobilfunk-Seite baut dorthin einen 
VPN-Tunnel auf, fertig.

von Hmmm (hmmm)


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Niklas G. schrieb:
> Äh, du meinst ohne PPP und IP? Sicher dass das überhaupt jemals so ging?

Sicher ging das, war auf Multiuser-Systemen noch in den 90ern der 
übliche Weg, bevor jeder einen IP-Stack auf dem PC hatte.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Hmmm schrieb:
> GSM: Nein, CSD müsste inzwischen in allen deutschen Mobilfunknetzen
> deaktiviert sein.

Aha, CSD ist der Suchbegriff, das ist ja dann Prä-GPRS.

Hmmm schrieb:
> Sicher ging das, war auf Multiuser-Systemen noch in den 90ern der
> übliche Weg

Das ging dann über GSM-CSD-Modems? Das hat man statt gewöhnlicher 
Festnetz-Analog-Modems genutzt wenn man unterwegs war? War das nicht die 
totale Nische (mobiler PC ohne IP)? z.B. das Modem "Nokia CardPhone" 
scheint aber für Windows gewesen zu sein, was ja schon sehr lange einen 
IP-Stack hatte?

Heutzutage "macht man" das alles per Cloud, also IP auf beiden Seiten 
(mit MQTT, HTTP+REST, oder halt auch SSH) und zentralem Gateway

: Bearbeitet durch User
von Bauform B. (bauformb)


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Niklas G. schrieb:
> Bauform B. schrieb:
>> Terminalemu/PC --RS232-- Modem --GSM-- Modem --RS232-- Computer/getty
>
> Äh, du meinst ohne PPP und IP? Sicher dass das überhaupt jemals so ging?

Die Serielle Console von Linux funktioniert bestimmt, damals wie heute. 
Früher war wohl mgetty sowieso dabei, aber selbst das abgemagerte agetty 
sollte das können. Tatsächlich benutzt habe ich so eine Modem-Verbindung 
nur zu einer MicroVAX.

Walter T. schrieb:
> Du wirst bei einem IP-Telefonnetz keine V.90 Modemsignale mehr über das
> Basisband bekommen.

Das kommt sowieso nicht in Frage. Aber ein GSM-Modem kann ja ein völlig 
anderes Verfahren zur Datenübertragung nutzen. Das funktioniert(e) 
jedenfalls (mehr oder weniger zuverlässig).

von Hmmm (hmmm)


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Niklas G. schrieb:
> Aha, CSD ist der Suchbegriff, das ist ja dann Prä-GPRS.

Es lief längere Zeit parallel. Ich habe damals gerne HSCSD (quasi CSD 
mit Kanalbündelung) genutzt, weil es bei grösseren Datenmengen deutlich 
günstiger war als GPRS.

Niklas G. schrieb:
> Hmmm schrieb:
>> Sicher ging das, war auf Multiuser-Systemen noch in den 90ern der
>> übliche Weg
>
> Das ging dann über GSM-CSD-Modems?

Über normale analoge Modems, ISDN (X.75) und auch über GSM-(HS)CSD, ja.

Die Mobilfunknetze haben in Richtung Festnetz umgesetzt, so dass die 
Gegenstelle ein analoges Modem oder (mit Einschränkungen, weil V.110 
oder V.120 benötigt) ein ISDN-Endgerät sein konnte.

Niklas G. schrieb:
> Das hat man statt gewöhnlicher
> Festnetz-Analog-Modems genutzt wenn man unterwegs war? War das nicht die
> totale Nische (mobiler PC ohne IP)?

Ja, das war eher etwas für Fernwartungszwecke. Oder eben für 
Embedded-Zeug ohne IP-Stack.

Ein gängiges Endgerät war z.B. das Siemens M20 Terminal, erst die 
Nachfolger davon waren überhaupt GPRS-tauglich.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Bauform B. schrieb:
> Die Serielle Console von Linux funktioniert bestimmt, damals wie heute.

Das war nicht die Frage - die Frage war, wie man über das Mobilfunknetz 
einzelne Bytes überträgt statt IP-Pakete, äquivalent zum Festnetz-Modem. 
Die Antwort hat Hmmm geliefert - es ging tatsächlich, über GSM-CSD, was 
aber nicht mehr existiert. Bei GPRS, EDGE und nachfolgenden Systemen 
geht es nicht mehr.

Hmmm schrieb:
> Ja, das war eher etwas für Fernwartungszwecke. Oder eben für
> Embedded-Zeug ohne IP-Stack.

Verrückt, ist total an mir vorüber gegangen.

: Bearbeitet durch User
von G. K. (zumsel)


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Niklas G. schrieb:
> Bauform B. schrieb:
>> Terminalemu/PC --RS232-- Modem --GSM-- Modem --RS232-- Computer/getty
>
> Äh, du meinst ohne PPP und IP? Sicher dass das überhaupt jemals so ging?

Und dann gab es noch uucp:

https://www.64-bit.de/dokumentationen/linux/002/node168.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Unix_to_Unix_Copy

Damit wurden früher mail und news transportiert.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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G. K. schrieb:
> Und dann gab es noch uucp:

Das ist dann aber eher das High-Level-Protokoll und würde auf GSM-CSD 
aufsetzen. Bloß was für mobile UNIX-Systeme gab es in den 90ern, vor 
Linux und Android?

von Motopick (motopick)


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Niklas G. schrieb:
> G. K. schrieb:
>> Und dann gab es noch uucp:

> ... in den 90ern, vor
> Linux und Android?
war uucp ja praktisch schon tot. uucp hatte seine Berechtigung auf
Unix® Systemen ohne IP. Z.B. Unix® System3.

Und schon ein Palm konnte ueber GSM sowohl ein simples Terminal sein,
als auch Mail per slip/ppp holen.

von Hmmm (hmmm)


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Niklas G. schrieb:
> Bloß was für mobile UNIX-Systeme gab es in den 90ern, vor Linux und
> Android?

Über CSD konnte man alles machen, was auch über eine Modemverbindung 
möglich war. Was in der Praxis gemacht wurde, steht auf einem anderen 
Blatt.

Dass man über eine aufgebaute Verbindung nicht direkt PPP spricht, 
sondern sich erst per Terminalemulation anmeldet, war übrigens ebenfalls 
gängig, bei CompuServe gab es z.B. "GO PPPCONNECT", bei BTX/Datex-J war 
es ähnlich.

Und vor PPP gab es noch SLIP und CSLIP, da mussten sogar die IP-Adressen 
mangels Möglichkeit im Protokoll aus dem Klartext ("Your IP address: 
x.x.x.x") geparst werden.

von Loco M. (loco)


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Niklas G. schrieb:

> aufsetzen. Bloß was für mobile UNIX-Systeme gab es in den 90ern, vor
> Linux und Android?

https://en.wikipedia.org/wiki/HP_Integral_PC

von Bauform B. (bauformb)


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Niklas G. schrieb:
> Bei einem Provider der IPv6 kann, könnte auch eine direkte
> IP-Verbindung funktionieren.

Das wäre traumhaft. Laut ipv6-test.com bekommt mein Telefon mit 
T-Mobile-SIM eine 2a01:599:902:2bd5 Adresse, "Native IPv6", SLAAC=No 
(was immer das bedeutet).

Heißt das, ich stecke diese SIM-Karte in einen billigen LTE-Router und 
der macht dann genau das gleiche wie eine DSL-Fritzbox, nur eben per 
Funk? Und ist über so eine Adresse erreichbar?

Allerdings sehe ich bis jetzt nur falsche Fehlermeldungen wie Name or 
service not known oder Network is unreachable oder sogar Permission 
denied. Ich hätte mir aber wenigstens ein Connection refused gewünscht, 
ssh muss ein Telefon ja nicht können.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Bauform B. schrieb:
> Ich hätte mir aber wenigstens ein Connection refused gewünscht,
> ssh muss ein Telefon ja nicht können.

Aus Sicherheitsgründen wird da wohl nichts zurückgeschickt.

Bauform B. schrieb:
> Heißt das, ich stecke diese SIM-Karte in einen billigen LTE-Router

Bei billigen Routern ist vermutlich die Firewall fix auf "alles 
eingehende blockieren" gestellt... Und es ist auch nicht auszuschließen 
dass der Provider es blockiert. Prinzipiell sollte es aber so gehen.

Die IPv6-Adresse ist vermutlich auch nicht fix, was auch problematisch 
sein könnte

: Bearbeitet durch User
von Hmmm (hmmm)


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Bauform B. schrieb:
> Und ist über so eine Adresse erreichbar?

Ich glaube, auch per IPv6 sind Mobilfunkteilnehmer i.d.R. nicht 
eingehend erreichbar, so dass das Internet-Grundrauschen (Portscans 
etc.) bei Dir keinen Traffic verursacht.

Aber wenn Du die Verbindung vom Mobilfunk- zum DSL-Teilnehmer aufbaust, 
sollte es gehen. Ansonsten gibt es auch Mobilfunklösungen, die für die 
Kommunikation untereinander gedacht sind, z.B. Vodafone CDA.

von Bauform B. (bauformb)


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Niklas G. schrieb:
> Und es ist auch nicht auszuschließen dass der Provider es blockiert.

... und er hätte sogar eine gute Ausrede dafür:

Hmmm schrieb:
> Ich glaube, auch per IPv6 sind Mobilfunkteilnehmer i.d.R. nicht
> eingehend erreichbar, so dass das Internet-Grundrauschen (Portscans
> etc.) bei Dir keinen Traffic verursacht.

Schade, früher war alles viel einfacher.

> Die IPv6-Adresse ist vermutlich auch nicht fix, was auch problematisch
> sein könnte

Naja, das ist ja dann kein Thema mehr, kein Nachteil ohne Vorteil ;)
Vielen Dank soweit!

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