Forum: PC Hard- und Software Thunderbolt-Karte


von Peter N. (alv)


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Hi
Ich habe eine Thunderbolt-Karte, Aussehen wie diese:
https://www.sonnetstore.com/products/echo-express-3d-and-3r-thunderbolt3-upgrade-card

Sie stammt aus einer Thundelbolt-Netzwerk-Box, in der sie über eine 
PCIe-Platine mit einer normalen Netzwerkkarte verbunden ist.

Im PC wird sie nicht erkannt, zumindest konnte ich nichts im 
Gerätemanager finden.

Funktioniert diese Karte ev. nur "verkehrt rum", daß sie nur andere 
PCIe-Karten ansteuern aber nicht vom PC angesteuert werden kann?

Nebenbei: Müssen alle Karten im Gerätemanager auftauchen und wenn nicht, 
sind die Karten defekt?

Ich habe hier auch ein paar Netzwerkkarten und Emulex SFP-Karten, die 
nicht im Gerätemanager auftauchen (auch nicht unter "unbekannt" mit "!" 
).

von Andreas H. (signore_rossi)


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Auf der Karte wird ein Intel Thunderbolt Chip sitzen, der einen PCIe 
Root Port über den Edge Connector bereitstellt. Die Netzwerkkarte in der 
Thundelbolt-Netzwerk-Box ist dann das passende PCIe Device dazu.

Mach mal ein Foto der Karte auf dem man die Bezeichnung des größten 
Chips erkennen kann.

Du kannst die Karte auch mal ausgebaut an einen Rechner mit Thunderbolt 
Port hängen. Möglicherweise ist sie komplett Buspowered und taucht dann 
als PCIe Bridge im Gerätemanager auf.

Als Thunderbolt-Interface in einem PC wird die Karte vermutlich nicht 
funktionieren.

von Harald K. (kirnbichler)


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Peter N. schrieb:
> Funktioniert diese Karte ev. nur "verkehrt rum", daß sie nur andere
> PCIe-Karten ansteuern aber nicht vom PC angesteuert werden kann?

Genau so ist es. Mit so einer Karte kann man nur ein Thunderbolt-Gerät 
konstruieren (d.h. eine Thunderbolt-Graphikkarte à la "eGPU" oder eben 
einen Thunderbolt-auf-irgendwas-Adapter).

Peter N. schrieb:
> Müssen alle Karten im Gerätemanager auftauchen und wenn nicht,
> sind die Karten defekt?

Wenn eine PCIe-Karte nicht im Gerätemanager aufgelistet wird, kann das 
auch daran liegen, daß der PC nicht mehr genügend freie PCIe-Lanes hat. 
Da Graphikkarten sich gerne gleich 16 Stück davon unter den Nagel 
reißen, wird es recht schnell knapp.

Das ist einer der Fälle, wo es deutliche Unterschiede zwischen "Server"- 
und Desktop-Hardware gibt - in Servern sind i.d.R. Prozessoren mit viel 
mehr nutzbaren PCIe-Lanes verbaut, aber das bezahlt man halt mit a) 
teurerer Hardware und b) erhöhter Stromaufnahme.

Gerade aus dem Serverbereich kommende Karten für SCSI, SAS oder 
Fibrechannel bestehen darauf, mit genügend PCIe-Lanes versorgt zu 
werden; manchmal kann man Glück haben und so eine Karte funktioniert mit 
reduzierter Performance auch mit weniger Lanes.

von Peter N. (alv)


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Andreas H. schrieb:
> Mach mal ein Foto der Karte auf dem man die Bezeichnung des größten
> Chips erkennen kann.

Foto ist immer schwierig, insbesondere bei diesen Mikroaufnahmen...

Auf dem Chip steht:
i (M) (C) 14 (e1)  () = im Kreis
Z052TA641
X052TE42
JHL 6540

Andreas H. schrieb:
> Du kannst die Karte auch mal ausgebaut an einen Rechner mit Thunderbolt
> Port hängen.

Ist Thunderbolt eine Hardware- oder Software-Geschichte?
Ich sehe nur die USB-C-Buchsen, damit ist es für mich erstmal USB3.

Kann jetzt ein PC/Notebook mit USB-C (mit entsprechender Software) 
Thunderbolt?

von (prx) A. K. (prx)


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Peter N. schrieb:
> Ist Thunderbolt eine Hardware- oder Software-Geschichte?

Eine Hardware- und Software-Geschichte.

> Kann jetzt ein PC/Notebook mit USB-C (mit entsprechender Software)
> Thunderbolt?

Wenn USB 4, denn das enthält Thunderbolt. Davor nur, wenn eigens 
erwähnt. Wobei es nur erwähnt werden darf, wenn offiziell bei Intel 
zertifiziert. Was bei Hardware von AMD naheliegenderweise nicht so 
üblich ist, auch wenn es die Technik hergeben sollte.

: Bearbeitet durch User
von Rene K. (xdraconix)


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Peter N. schrieb:
> Ist Thunderbolt eine Hardware- oder Software-Geschichte?
> Ich sehe nur die USB-C-Buchsen, damit ist es für mich erstmal USB3.
> Kann jetzt ein PC/Notebook mit USB-C (mit entsprechender Software)
> Thunderbolt?

Nein Thunderbolt ist kein USB3. Nur die physische Hardware ist optisch 
und mechanisch Identisch.

Alle Geräte und Kabel, die mit USB 3.0 bzw. USB 3.1 kompatibel sind, 
können sowohl mit USB-C, als auch mit Thunderbolt 3-Anschlüssen 
verwendet werden. Allerdings sind Geräte und Kabel, die auf Thunderbolt 
3 ausgelegt sind, nicht mit USB 3.0- / USB-C-Buchsen kompatibel. Sie 
lassen sich zwar in den Slot einstecken, die Software läuft dann aber 
nicht

von (prx) A. K. (prx)


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Peter N. schrieb:
> Ich sehe nur die USB-C-Buchsen, damit ist es für mich erstmal USB3.

Eine USB C Buchse impliziert nicht USB 3. Etliche Mobilgeräte 
implementieren darüber nur USB 2 und manche Geräte verwenden das rein 
als Stromversorgungsanschluss ohne Daten.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Beispiel für Theorie und Praxis anhand eines Mini-PCs der Kategorie 
Shenzhen-Hinterhof (AWOW HA7). Der enthält klassentypisch 
Notebook-Hardware.

- Über einen nicht als USB markierten USB C Anschluss erhält er seinen 
Strom über USB PD, an Stelle eines Hohlsteckers. Mehr läuft darüber vmtl 
auch nicht, was ich aber nicht testen kann.

- Der zweite ist USB 4 und mit einem passenden Logo markiert, 
funktioniert entsprechend. Der wird im System als Thunderbolt-fähig 
erkannt, was der Anbieter aber nicht erwähnt. Ein Thunderbolt 3 Dock 
funktioniert daran. Diese Gschamigkeit scheint typisch für diese 
Mini-PCs mit AMD Phoenix Inhalt, die wenigsten erwähnen Thunderbolt.

- 2 USB A Anschlüsse sind mit veraltetem Logo als als anonymes SS-USB 
markiert. Sie werden als USB 3.0 aufgeführt, haben die dazu passende 
Buchsenfarbe. Tatsächlich können sie mindestens 3.1 10 Gbit, sind falsch 
gekennzeichnet.

Also: Ein Zusammenhang zwischen dem, was eine Schnittstelle entsprechend 
Bauweise, optischer und schriftlicher Klassifizierung können sollte, und 
dem, was sie tatsächlich kann, ist nicht zwingend gegeben.

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Peter N. schrieb:
> Ist Thunderbolt eine Hardware- oder Software-Geschichte?
> Ich sehe nur die USB-C-Buchsen, damit ist es für mich erstmal USB3.

USB3.x ist bei Thunderbolt nur "Beifang". Thunderbolt 3 (um das handelt 
es sich hier) ist eine Schnittstelle, die 40 GBit/sec im Vollduplex 
übertragen kann. Primär werden darüber PCIe-Daten transportiert, so daß 
man mit so einer Karte wie Deiner PCIe-Geräte an einen Thunderbolt-Host 
anschließen kann. Thunderbolt 3 überträgt vier PCIe-3.x-Lanes.
Zusätzlich werden DisplayPort-Signale übertragen.

Seit Version 3 verwendet Thunderbolt USB-C-Steckverbinder, die älteren 
(und langsameren) Varianten nutzten Mini-DVI-Steckverbinder.

Und seit Version 3 ist USB ein "alternate Mode", der über die 
Thunderbolt-Leitungen übertragen werden kann.

Kabel, die für USB 3.x verwendet werden können, sind eingeschränkt 
Thunderbolt-tauglich, das funktioniert nur, wenn diese Kabel nicht 
besonders lang sind (nur bis zu 0.5m).
Echte Thunderbolt-Kabel enthalten an beiden Enden aktive 
Signalkonditionierungselektronik - was mit ein Grund für die derb hohen 
Preise solcher Kabel sind.

> Kann jetzt ein PC/Notebook mit USB-C (mit entsprechender Software)
> Thunderbolt?

Nein. USB ist nur ein Subset dessen, was Thunderbolt macht - das kannst 
Du schon an der oben erwähnten Datenrate erkennen. Thunderbolt 3 gibt es 
seit Ende 2015.


Hier gibts mehr Informationen dazu:
https://en.wikipedia.org/wiki/Thunderbolt_(interface)

von Peter N. (alv)


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Oh mann, wer soll da durchsteigen?

USB3 (welches 3.x es ist, ist mir wurscht) ist mit blauer Farbe 
eindeutig definiert.

USB-C kann irgendwas sein, nur erkennbar nur an den (meist eh nicht 
vorhandenen) Symbolen...

von (prx) A. K. (prx)


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Peter N. schrieb:
> USB3 (welches 3.x es ist, ist mir wurscht) ist mit blauer Farbe
> eindeutig definiert.

Bei blau ist es gesichert USB 3.x.
Bei blaugrün, gelb oder rot kann es dennoch 3.x sein.
https://wiki.inonet.com/usb-generationen-und-typen

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Peter N. schrieb:
> Oh mann, wer soll da durchsteigen?

Ja, das Leben ist eines der härtesten.

Das USB-Normungsgremium hat sich und der Menschheit keinen Gefallen 
getan mit seiner schwachsinnigen Namensvergabe, aber da müssen wird 
durch.

Immerhin gibt es jetzt nur noch einen Steckverbinder, und das ist ein 
großer Fortschritt.

Es ist auch nicht abzusehen, daß man den Steckverbinder in den nächsten 
Jahren schon wieder durch was anderes ersetzen müsste, denn der 
Steckverbinder hat ausreichend Potential für auch über das übliche 
hinausgehende Nutzungen.
Via USB-PD lassen sich damit Leistungen von bis zu 240 Watt übertragen 
(48 V, 5A), via Thunderbolt 5 lassen sich damit vollduplex Datenraten 
von 80 GBit/sec erreichen.

Damit ist wenigstens der Steckverbinder universell verwendbar.

Daß im Grund genommen an jedem Kabel ein Lappen in A4-Größe hängen muss, 
der erklärt, was dieses Kabel nun kann (USB2.x, USB3.x, Thunderbolt, 
mehr als 3 A Strom) ... und daß neben jeder USB-C-Buchse ein passendes 
Schild angebracht sein müsste, das erklärt, was über diese Buchse nun 
übertragen werden kann (Reine 5V-Stromversorgung, USB-PD mit 
Spannungen/Strömen, USB2.x, USB3.x in seinen drölfzig Inkarnationen, 
Thunderbolt 3/4 oder 5, Displayport alternate mode, Audio alternate mode 
...)

ja, das ist etwas unschön.

Aber wenn man sich mit seiner Hardware etwas auskennt, und etwas 
allgemeinen Sachverstand hat, dann bekommt man das in den Griff.

Wer sich Thunderbolt-Peripherie anschafft, tut das nicht 
zufälligerweise, sondern aufgrund der damit einhergehenden gepfefferten 
Preise nur nach ausführlicher Überlegung.

Und wer irgendeine USB-Variante nutzt, kann halt drauf reinfallen, daß 
der verwendete Port, das verwendete Kabel oder das verwendete Gerät 
nicht so schnell ist, wie man das gerne hätte.

So what, es gibt schlimmeres.

von (prx) A. K. (prx)


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Peter N. schrieb:
> Oh mann, wer soll da durchsteigen?

Vorteilhaft für jene, die für u.A. solches Wissen und Verständnis 
bezahlt werden. Wenn mit IT ein jeder zurecht käme, wo kämen wir dann 
hin? :)

: Bearbeitet durch User
von Demirel (demirel)


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(prx) A. K. schrieb:
> Peter N. schrieb:
>> USB3 (welches 3.x es ist, ist mir wurscht) ist mit blauer Farbe
>> eindeutig definiert.
>
> Bei blau ist es gesichert USB 3.x.
> Bei blaugrün, gelb oder rot kann es dennoch 3.x sein.
> https://wiki.inonet.com/usb-generationen-und-typen https://win-2days-at.com/
> Hi
> Ich habe eine Thunderbolt-Karte, Aussehen wie diese:
>https://www.sonnetstore.com/products/echo-express-3d-and-3r-thunderbolt3-upgrade-card

Sie stammt aus einer Thundelbolt-Netzwerk-Box, in der sie über eine
PCIe-Platine mit einer normalen Netzwerkkarte verbunden ist.
Ich hoffe, dass dies tatsächlich der Fall ist. Es gibt Fälle, in denen 
die Farbcodierung nicht ganz dem Standard entspricht.

von Harald K. (kirnbichler)


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Demirel schrieb:
> Ich hoffe, dass dies tatsächlich der Fall ist. Es gibt Fälle, in denen
> die Farbcodierung nicht ganz dem Standard entspricht.

Du solltest die Zitatfunktion bedienen lernen. Denn den 
"Thundelbolt"-Teil hast nicht Du, sondern der Threadstarter geschrieben.

Auf eine "Farbcodierung" ist bei Thunderbolt oder generell bei USB-C 
kein Verlass. Das kann man sich abschminken.

Bei USB-A-Buchsen gibt es manche PC-Hersteller, die versuchen, so ein 
Konzept einzuhalten (Blau: USB3.x), aber auch da gibt es genügend 
Abweichungen.

Um USB 2.x und USB 3.x auseinanderzuhalten, muss man so eine 
USB-A-Buchse halt genauer ansehen - gibt es ganz vorne eine Reihe mit 
fünf Kontaktplättchen und eine zweite Reihe mit vier Kontaktfedern, ist 
es eine USB 3.x-Buchse. Ob da aber wirklich USB 3.x in Form von 
"SuperSpeed" (5 GBit) oder "SuperSpeed Plus" (10 Gbit) rauskommt, 
garantiert einem höchstens der Gerätehersteller.

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