Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Modellbau Anemometer und Windrichtung


von Kai B. (Firma: LMU) (hamster)


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Hallo,
ich möchte für ein Modellsegelboot (Masthöhe ca 2 m) eine Steuerung 
bauen, die zusätzlich zur normalen Fernsteuerung auf Böen ragiert und 
evtl, auch das Boot auf dem richtigen Kurs hält. Mit GPS, Gyros, 
Accelerometern und Kompass hab ich schon viel gearbeitet. Meistens nehme 
ich 8-Bit Atmel Prozessoren, die reichen da aus. Nun wollte ich aber die 
Windgeschwindigkeit und -richtung an der Mastspitze messen und suche 
dafür 2 kleine Sensoren. Ich dachte, dass man ein Windrad auf einen 
kleinen Hallsensor-Inkrementgeber steckt (Windgeschwindigkeit) und die 
Richtung mit einer Windfahne mit 360-Grad-Poti misst. Aber diese 
Sensoren müssen natürlich total leichtgängig sein, was beim Poti 
vielleicht schwierig ist. Daher meine Frage: Hat jemand so etwas schon 
mal gmacht? Wie? habt ihr Ideen, welche Bauteile man verwenden könnte? 
Danke, Hamster

von Ralf G. (ralg)


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Kai B. schrieb:
> ich möchte für ein Modellsegelboot

Bedeutet "ich möchte":

(1)"Ich würde die Idee nicht schlecht finden und denke gerade darüber 
nach"

(2)"Ich will unbedingt!"

Falls (1), vielleicht noch mal drüber nachdenken:
- 'auf Böen reagieren' und 'Kurs halten': Anluven? Abfallen? Segel 
fieren?
- 'Windstärke', 'Windrichtung': Ist natürlich nur der scheinbare Wind.
- 'zusätzlich zur normalen Fernsteuerung auf Böen ragiert': Automatik 
'im Kampf' gegen Handsteuerung würde ich problematisch sehen.

-> Wenn der Kahn sauber durchgetrimmt ist, sollte dieser automatisch auf 
einfallende Böen mit vorsichtigem Anluven reagieren. Einfach Pinne 
festhalten ;-)

Edit:
Böen, Windrichtung, Wellen... Da wird dann jeder Furz ausgeregelt! -> 
Akku!!

: Bearbeitet durch User
von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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Kai B. schrieb:
> Aber diese
> Sensoren müssen natürlich total leichtgängig sein, was beim Poti
> vielleicht schwierig ist

Deshalb nimmt man da auch eher optische Inkrementalgeber.
Z.B. bei den "Erwachsenen":

- 
https://www.ahlborn.com/assets/uploads/general/Produkte/Sensoren/Windrichtungsgeber/Windgeber.pdf

Ob das ganze bei einer beweglichen Befestigung überhaupt möglich ist was 
Sinnvolles zu messen?

von K. M. (kmj)


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Ist zwar nicht ganz Stielecht aber...

ganz ohne bewegliche Teile geht das mit einem Ultraschall Anemometer.

z.B.
https://www.dl1glh.de/ultraschall-anemometer.html

von Michael B. (laberkopp)


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Kai B. schrieb:
> Ich dachte, dass man ein Windrad auf einen kleinen
> Hallsensor-Inkrementgeber steckt (Windgeschwindigkeit) und die Richtung
> mit einer Windfahne mit 360-Grad-Poti misst

Im Prinzip geht das Poti, aber es ist schwer, 360 Grad Leitplastik Potis 
billig zu finden.
Daher besser auch magnetisch

https://www.mouser.de/ProductDetail/ams-OSRAM/AS5030-ATST

von Roland F. (rhf)


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Hallo,
K. M. schrieb:
> z.B.
> https://www.dl1glh.de/ultraschall-anemometer.html

Bei einem Modellboot?

rhf

von K. M. (kmj)


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Roland F. schrieb:
> Bei einem Modellboot?

Wo siehst du da Probleme?

Anbei ein Beispiel für eine kommerzielle Ausführung.

Mit einer auf 10cm reduzierten Ausführung (und damit geringeren 
Auflösung, aber darauf kommts bei dieser Anwandung ja nicht so an) passt 
das auch optisch noch auf einen 2m Mast.

von Mr. Meeseeks M. (mrmeeseeks)


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Mir fallen da die Magnetfeldsensoren ein, welche gerne in den 
asiatischen Modellflug Funken verbaut werden. Stichwort "Hall Gimbal".

Gibts für wenige Euro und lässt sich quasi beliebig leichtgängig bauen.
Keine Probleme mit verschmutzter Optik.

von Lothar J. (black-bird)


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Ralf G. schrieb:
> -> Wenn der Kahn sauber durchgetrimmt ist, sollte dieser automatisch auf
> einfallende Böen mit vorsichtigem Anluven reagieren. Einfach Pinne
> festhalten ;-)

Genauso hab ich das ca. 30 Jahre bei meiner Modellsegeljacht gemacht: 
funktioniert tadellos ohne Anwesenheit von (störanfällig programmierter) 
Elektronik. Ein einwandfrei gebautes und getrimmt Boot ist natürlich die 
Voraussetzung dazu.
Kurshalten ohne Elektronik geht übrigens auch mit einem 'Windruder', vor 
mehr als 70 Jahren wurde das schon erfunden.

Mein Rat: erst mal das Boot eigenstabil trimmen, dann kann der Rest 
immer noch per Elektronik aufgepeppt werden.

Schräglage, Winddruck, Geschwindigkeit erfassen und optimieren, 
automatisierte Wenden und Halsen mit vorgegebenen Zielrichtung machen, 
wären mir wichtiger als kleinste kurzzeitige Richtungsänderungen zu 
kompensieren.

Blackbird

von Roland F. (rhf)


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Hallo,
K. M. schrieb:
> Mit einer auf 10cm reduzierten Ausführung ... passt
> das auch optisch noch auf einen 2m Mast.

Nein.

rhf

von Rainer W. (rawi)


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Kai B. schrieb:
> und die Richtung mit einer Windfahne mit 360-Grad-Poti misst.

Die Richtung kannst du besser mit einem kleinen Hallsensor-Drehposition 
messen (rotary position sensor, z.B.AS5147). Der EV-Kit enthält auch den 
passenden Magneten (AS5147-TS_EK_AB)
https://ams-osram.com/products/sensors/position-sensors/ams-as5147-rotary-sensor

Ralf G. schrieb:
> - 'Windstärke', 'Windrichtung': Ist natürlich nur der scheinbare Wind.

Es ist der scheinbare Wind, der für den Vortrieb des Bootes genutzt wird 
- also alles gut.

> Böen, Windrichtung, Wellen... Da wird dann jeder Furz ausgeregelt!

Nein, das Filter vor dem Regler entscheidet, was davon ausgeregelt wird, 
z.B. adaptive Filter, die abhängig vom Seegang die Steuerung 
unterschiedlich schnell auf Windrichtungsänderungen reagieren lassen. 
Das spannende ist, Ausbrechbewegungen möglichst frühzeitig zu erkennen, 
um das Boot mit kleinen Steuerbewegungen z.B. auf optimaler Höhe am Wind 
zu halten.

K. M. schrieb:
> Mit einer auf 10cm reduzierten Ausführung (und damit geringeren
> Auflösung, aber darauf kommts bei dieser Anwandung ja nicht so an)

Ein Modellboot reagiert am Wind genauso empfindlich auf die Windrichtung 
wie ein großes. 5° können da schnell die Welt bedeuten.
Und alles, was man nicht im Masttop haben möchte, ist Gewicht, das man 
durch ein Mehrfaches in Form von Ballast kompensieren muss.

: Bearbeitet durch User
von Ralf G. (ralg)


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Rainer W. schrieb:
> Nein, das Filter vor dem Regler entscheidet, was davon ausgeregelt wird,
> z.B. adaptive Filter, die abhängig vom Seegang die Steuerung
> unterschiedlich schnell auf Windrichtungsänderungen reagieren lassen.

Und deswegen meine Frage am Anfang, ob genau durchdacht ...

Es gibt den Kurs zum Wind: Das macht der Kahn, ordentlich getrimmt, 
(fast) von alleine. Oder man bastelt ein Windruder dazu.
Oder man meint den Kurs zum Ziel: Dann kann man mal über Elektronik 
nachdenken.

(Oder man will einfach mal was ausprobieren.)

von Rainer W. (rawi)


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Ralf G. schrieb:
> Oder man bastelt ein Windruder dazu.

Darum geht es hier doch genau. Ob die Steuerung anhand des aktuellen 
Windes nun über eine Mechanik oder eine Elektronik läuft, ist von der 
Wirkung auf den Kurs des Schiffes erstmal egal.

: Bearbeitet durch User
von Sönke P. (s03nk3)


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Schau dir mal https://github.com/norbert-walter/Windsensor_Yachta und 
https://gitlab.com/norbertwalter67/Windsensor_WiFi_1000 an.

Die Teile haben sich zumindest auf "echten" Segelbooten bereits bewährt. 
Vielleicht liefert das ja Anregungen, auch wenn die Bauform etwas groß 
ist.

von Rainer W. (rawi)


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Sönke P. schrieb:
> Schau dir mal https://github.com/norbert-walter/Windsensor_Yachta und
> https://gitlab.com/norbertwalter67/Windsensor_WiFi_1000 an.
>
> Die Teile haben sich zumindest auf "echten" Segelbooten bereits bewährt.

Ein großer Plus-Punkt ist die zukunftsorientierte 4-stellige Anzeige der 
Windrichtung in der App mit einer Auflösung von 1 Grad - man kann ja nie 
wissen ...
s.c.n.r.

: Bearbeitet durch User
von Kai B. (Firma: LMU) (hamster)


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Danke für Eure Tipps! Ich denke nun auch, dass ich erst mal das Boot 
bauen sollte, es richtig trimmen und dann weitersehen. Von Windmessern 
am Masttop hab ich mich also schon verabschiedet.

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