Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Der Spannungsregler 723 als Elektronische Last


von Arno R. (arnor)


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Da endlich wieder Bastelzeit ist, die Leute scheinbar dauernd 
elektronische Lasten brauchen und hier kaum noch Schaltungstechnik 
diskutiert wird, will ich mal eine derartige Anwendung für den 
seinerzeit sehr beliebten und auch heute noch produzierten 
Spannungsregler-IC 723 vorstellen.

Der legendäre "723" wird normalerweise als Spannungsregler benutzt. Bei 
der Anwendung als Stromregler unter Verwendung des internen 
Strombegrenzungstransistors bekommt man eine unlineare und thermisch 
stark driftende Kennlinie mit einem Offset von ~0,65V.

Wenn man den internen Differenzverstärker als Stromregler betreiben 
will, stört die notwendige minimale Eingangsspannung von 2V gegenüber 
Masse. Man braucht dann normalerweise eine negative Hilfsspannung von 
mindestens 2V, wodurch die Schaltung, trotz des Vorteils der internen 
Referenzquelle des 723, gegenüber den üblichen OPV-Regelschaltungen mit 
Single-Supply-OPV unattraktiv wird.

Mit einem einfachen Trick ist es aber möglich, den 723 als normalen 
linearen Stromregler zu betreiben, ohne eine negative Hilfsspannung zu 
benötigen. Das wird dadurch erreicht, daß man den beiden 
Eingangssignalen des Fehlerverstärkers eine passende Offsetspannung 
überlagert, die aus der internen Referenzspannung gewonnen wird. Man 
bekommt so eine bei 0V beginnende lineare Steuerungscharakteristik.

Die entsprechende Schaltung ist im Bild oben zu sehen, außerdem die 
Steuerkennlinie und das dynamische Verhalten. Das dynamische Verhalten 
kann in großem Bereich mit dem Kompensationskondensator (3n3) 
eingestellt werden. Man kann damit ganz einfach sowohl einen schnellen 
Regler bei unkritischer Quelle (z.B. Akkus), als auch einen langsamen 
Regler bei zickigen Quellen (z.B. elektronische Spannungsregler) 
einstellen. Die Steuerspannung kann aus einer externen Quelle wie z.B 
dem Analogausgang eines µC oder mit einem Poti aus der internen Referenz 
des 723 bezogen werden.

Es sei noch gesagt, daß man mit der gezeigten Schaltung natürlich nicht 
die Stabilität eines OPV erreicht. Aber für viele Anwendungen genügt 
diese sehr einfache Schaltung vollauf. Den LM723 von National/TI sollte 
man möglichst nicht verwenden, die UT723/IL723 haben nach meinen 
Messungen sehr viel bessere Eigenschaften.

von Rick (rick)


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Arno R. schrieb:
> ... haben nach meinen
> Messungen sehr viel bessere Eigenschaften.
Bzgl. was? Rauschen? Temperaturdrift? Belastbarkeit von V_ref? 
Linearität?

Ansonsten: Nette Idee :)

von Arno R. (arnor)


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Rick schrieb:
> Arno R. schrieb:
>> ... haben nach meinen
>> Messungen sehr viel bessere Eigenschaften.
> Bzgl. was? Rauschen? Temperaturdrift?

Siehe: Beitrag "Der Spannungsregler 723 als Rauschgenerator"

> Belastbarkeit von V_ref? Linearität?

Da unterscheiden die sich nicht wesentlich.

> Ansonsten: Nette Idee :)

Danke!

von H. H. (hhinz)


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War das nicht im Applikationsbuch aus den '70ern von NS so drin, 
allerdings mit einem Darlington-Leistungstransistor?

: Bearbeitet durch User
von Arno R. (arnor)


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H. H. schrieb:
> War das nicht im Applikationsbuch aus den '70ern von NS so drin

Das weiß ich nicht. Wenn ich es gekannt hätte, dann hätte ich natürlich 
nichts geschrieben. Zeig doch mal was da veröffentlicht wurde. 
Jedenfalls wird sogar heute noch der Aufwand mit Hilfsspannung gemacht:

https://www.eevblog.com/forum/projects/a-300w-2n3055lm723-based-dc-current-load/msg5420924/#msg5420924

von Gerhard O. (gerhard_)


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Moin,

Gefällt mir auch.


Gerhard

von H. H. (hhinz)


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Arno R. schrieb:
> Wenn ich es gekannt hätte, dann hätte ich natürlich
> nichts geschrieben.

Ach wo, das hast du schon richtig gemacht, die Verwendung eines MOSFET 
ist doch eine prima Idee.

> Zeig doch mal was da veröffentlicht wurde.

Komme erst morgen wieder an das Buch, aber es müsste auch bei den 
Bitsavers archiviert sein.

von Arno R. (arnor)


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Gerhard O. schrieb:
> Gefällt mir auch.

Ein besonders nahegehendes Lob, da wir ja in der Vergangenheit schon 
einige Reibereien hatten :-)

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Arno R. schrieb:
> Der legendäre "723" wird normalerweise als Spannungsregler benutzt. Bei
> der Anwendung als Stromregler unter Verwendung ...

Da hätte ich noch einen Vorschlag zur Modifikation:

The UA723 As A Switch Mode Regulator
https://hackaday.com/2018/02/15/the-micro-a723-as-a-switch-mode-regulator/

D.h. abzuändern, so dass ein Schaltwandler-Stromregler daraus wird.

von H. H. (hhinz)


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Dieter D. schrieb:
> Da hätte ich noch einen Vorschlag zur Modifikation:

Einfach die Finger still halten!

von Gerhard O. (gerhard_)


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Arno R. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Gefällt mir auch.
>
> Ein besonders nahegehendes Lob, da wir ja in der Vergangenheit schon
> einige Reibereien hatten :-)

Moin,

Schwamm darüber! Ich bin nicht wirklich nachtragend.

Vor 25 Jahren mitentwickelte ich die Elektronik für ein Open Path Laser 
Spectrometer. Da war eine genau einzuhaltende Temperaturreglung 
notwendig. Ich löste das auch mit einem LM723 und PT1000 
Temperatursensor. Die war auf unter +/- 0.01 Grad stabil.

Ich betrachte den 723 auch heute noch als nützlichen Baustein für 
Laborzwecke, auch wenn man heute natürlich oft die Probleme mit uC and 
FL lösen kann und es oft tut. Aber andrerseits haben zweckmäßige HW 
Lösungen auch ihren Reiz.

Gerhard

von H. H. (hhinz)


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Gerhard O. schrieb:
> auf unter +/- 0.01 Grad stabil.

Muss ich für ein Märchen halten.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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H. H. schrieb:
> War das nicht im Applikationsbuch aus den '70ern von NS so drin,
> allerdings mit einem Darlington-Leistungstransistor?

Fast. Fairchild, 1968, und die haben den klassischen Trick gezeigt. 
Einen  Spannungsregler der eine konstante Spannung (in der Schaltung 3V) 
über einen konstanten Widerstand Rp regelt und damit fließt durch diesen 
Widerstand Rp ein konstanter Strom.

Der Strom durch Rp und der vom Regler selbst benötigte Strom wird dann 
durch die eigentliche Last RL geleitet.

Die erwähnte Formel in Table II ist das Ohmsche Gesetzt Iout = 3V / Rp. 
Wobei sie mit den Einheiten geschlampt haben und der Strom durch den 
Regler nicht berücksichtigt ist. Letzteres erwähnen sie aber indirekt, 
die 10 mA Untergrenze im Text.

: Bearbeitet durch User
von Arno R. (arnor)


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Das hat nichts mit der von mir gezeigten Schaltung gemein, denn der 
Strom durch RL kann ja nur in eine negative Spannung gegenüber V- 
fliessen. Genau die soll aber vermieden werden.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Arno R. schrieb:
> Das hat nichts mit der von mir gezeigten Schaltung gemein,

Hat auch niemand behauptet. Sie ist einfacher.

> denn der
> Strom durch RL kann ja nur in eine negative Spannung gegenüber V-
> fliessen. Genau die soll aber vermieden werden.

Diese negative Spannung ist der negative Pol der Vin Spannungsquelle. 
Das was man als Ground bezeichnen würde. Ground hast du in deiner 
Schaltung auch nicht vermieden. Ground ist in der Schaltung nur nicht 
eingezeichnet.

Stell dir ein ⏚ am freien Ende von RL vor und eine Spannungsquelle deren 
positiver Pol an Vin liegt und deren negativer Pol an ⏚

Der Regler wird "floating" betrieben und V- stellt sich selber ein. Du 
brauchst keine separate Versorgungsspannung für V-, nur Vin.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Gerhard O. schrieb:
> Ich löste das auch mit einem LM723 und PT1000
> Temperatursensor. Die war auf unter +/- 0.01 Grad stabil.

Durchaus möglich, wenn der LM723 die Spannungsquelle für die Heizung 
wäre, die vom Temperaturregler mit dem PT1000 Temperatursensor gesteuert 
würde.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Arno R. schrieb:
> Genau die soll aber vermieden werden.

Bei Deiner Schaltung kömmst Du zwar ohne negative Hilfsspannung aus, 
erkaufst Dir das aber auf Kosten einer niedrigeren der Gesamtverstärkung 
der Regelschleife.

von Michael B. (laberkopp)


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Dieter D. schrieb:
> Durchaus möglich, wenn der LM723 die Spannungsquelle für die Heizung
> wäre, die vom Temperaturregler mit dem PT1000 Temperatursensor gesteuert
> würde.

Natürlich nicht, ein Pt1000 ändert seinen Widerstand von 1000 auf 
1000.039 Ohm, die Spannung über ihm geht von 0.1 auf 0.1000039 V, steigt 
also um 3.9uV. Das Widerstandsrauschen eines 1k Widerstandes liegt aber 
schon bei 5.5uV (ok, bandbreitenabhângig), und der Drift des LM723 bei 
0.003%/K also auch 3uV/K mindestens.

von Arno R. (arnor)


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Hannes J. schrieb:
> Ground hast du in deiner Schaltung auch nicht vermieden. Ground ist in
> der Schaltung nur nicht eingezeichnet.

Ich fürchte du hast die Schaltung einfach nicht verstanden, es sind alle 
Quellen bzw. Potentiale eingezeichnet. Meine Schaltung braucht nichts 
weiter. Versorgungsspannung, Steuerspannung und Last sind alle auf die 
gezeigte Masse (=Ground) bezogen, weiter wird nichts gebraucht, 
insbesondere keine negative Spannung.

von H. H. (hhinz)


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Arno R. schrieb:
> negative Spannung.

Ist hier Standard.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Michael B. schrieb:
> Natürlich nicht, ein Pt1000 ändert seinen Widerstand von 1000 auf
> 1000.039 Ohm, ...

Denke mal, da reden wir aneinander vorbei. Du gehst davon aus, dass der 
OP im 723 auch der Temperaturregler wäre. Ich gehe davon aus, dass es 
eine hochgenaue separate Reglerschaltung gäbe und der 723 liefere die 
Versorgung für die träge Heizung, die über den Reglerausgang 
nachgesteuert würde.

von Udo S. (urschmitt)


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Danke Arno für die schöne Schaltung.

von Arno R. (arnor)


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Gerhard O. schrieb:
> Da war eine genau einzuhaltende Temperaturreglung
> notwendig. Ich löste das auch mit einem LM723

Der erste 723 den ich verbaut habe, musste einen Motor in einem 
Kassettenrecorder regeln. Im Grunde auch ein Stromregler, der das 
Steuersignal aus einem F/U-Wandler bekam. Temperaturregler mit 723 habe 
ich auch gebaut und auch verschiedene selbstgeheizte Schaltungen, um die 
interne Referenz der 723 zu untersuchen. Nur ein einziges Mal habe ich 
einen klassischen Spannungsregler mit dem 723 gebaut, den auch nur im 
Auftrag.

Die Idee zu obiger Schaltung kam mir, als ich den oben verlinkten 
Beitrag im eevblog gesehen habe. Da wusste ich sofort, daß das auch ohne 
negative Hilfsspannung geht, etwa so wie hier:
Beitrag "Re: LM723 Regelbares Netzteil von 0-30V/0-3A"

Eine elektronische Last wollte ich eigentlich schon immer mal haben, um 
die div. Spannungswandler/LED-Treiber genauer zu vermessen, die ich 
gelegentlich so baue. Und da ich noch mindestens 50 Stück von den 723 
rumliegen habe (leider überwiegend MAA723; die driften so sehr), war das 
eine gute Gelegenheit den Stapel zu reduzieren.

Udo S. schrieb:
> Danke Arno für die schöne Schaltung.

Danke für die Blumen. Leider gibt es hier ja kaum noch feine echte 
(diskrete) Schaltungstechnik, dabei habe ich so viel davon...

von Arno R. (arnor)


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Vielleicht gibt es ja doch Interessenten für die ganz oben vorgestellte 
Schaltung. Für diese zeige ich noch einige Zusätze zur oben gezeigten 
Prinzipschaltung, die die praktische Anwendung erleichtern sollen.

Die einfachste Steuerung des Laststromes macht man mit einem 
Potentiometer. Außer dem Poti selbst ist hier keinerlei Zusatzaufwand 
nötig. Im angehängten Bild sieht man wie das Poti anzuschließen ist. Die 
Widerstandswerte sind so gewählt, daß der aus dem Ref-Pin über die 
Widerstände am IN+ und das Poti fließende Strom über dem Poti (je nach 
Einstellung) eine Spannung von 0...500mV erzeugt. Der 723 regelt nun den 
Ausgangsstrom so ein, daß auch über dem Shuntwiderstand eine Spannung 
von 0...500mV entsteht.

Der max. Ausgangsstrom berechnet sich demnach zu Ia=500mV/RShunt, für 
z.B. einen max. Strom von 5A ergibt sich also ein Shuntwiderstand von 
0,1Ohm. Natürlich sind durch entsprechende Dimensionierung der 
Teilerwiderstände an Ref/IN+/In- auch andere Potiwerte oder Spannungen 
am Shunt möglich.

Die 9k1- und 4k3-Widerstände sollten jeweils möglichst gleichen Wert 
haben. Ich habe aus einer Handvoll alter 2%-Widerstände jeweils Paare 
mit besser als 0,1% ausgemessen. Wenn sich der Ausgangsstrom nicht ganz 
bis auf 0 einstellen lässt, kann das mit einem der Widerstände 
korrigiert werden.

Mit der angehängten Schaltung (MAA723, BUZ30A) habe ich bei I=1A eine 
Stromstabilität von <0,05% (368µA Drift) über 2 Stunden nach Kaltstart 
erreicht. Die Stabilität nach ein paar Minuten Warmlaufen des MAA723 ist 
noch deutlich besser.


Wird fortgesetzt...

von Veit D. (devil-elec)


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Arno R. schrieb:
> Vielleicht gibt es ja doch Interessenten für die ganz oben vorgestellte
> Schaltung. Für diese zeige ich noch einige Zusätze zur oben gezeigten
> Prinzipschaltung, die die praktische Anwendung erleichtern sollen.
>
> Wird fortgesetzt...

Vielen Dank!

von Arno R. (arnor)



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Manchmal möchte man den Strom nicht einfach nur per Hand statisch 
einstellen, sondern die Quelle auch dynamisch belasten, z.B. indem der 
Laststrom von 50% auf 100% oder von 10% auf 90% sprunghaft oder gleitend 
wechselt. Dazu zeigt das angehängte Bild die entsprechende 
Zusatzbeschaltung der vorhin gezeigten einfachen Potisteuerung.

Die Signalquelle links unten ist der Funktionsgenerator, der das 
gewünschte Steuersignal liefert, der 50Ohm-Widerstand ist der interne 
Quellwiderstand des Generators. Die Dimensionierung der Widerstände ist 
so gewählt, daß sich eine Strommodulation von ~100mA je Volt 
Steuerspannung ergibt. Das Diagrmm zeigt die Modulation des Laststromes 
bei verschiedenen Potistellungen (10%, 30%, 50%, 70%, 90%) und einer 
rechteckförmigen Steuerspannung von +-1V.

In einem praktischen Aufbau mit MAA723 und BUZ30A habe ich mit einer 
Kompensationskapazität von 2,35nF (2 x 4n7 in Reihe) Stromanstiegs- und 
Fallzeiten von ~2µs ohne Überschwingen erreicht. Es geht also noch 
schneller oder auch beliebig langsam, indem man die 
Kompensationskapazität entsprechend wählt. Das ist ein großer Vorteil 
gegenüber den OPV-Schaltungen mit der üblichen Kompensation.

Modulation mit steilen Flanken hat allerdings nur Sinn mit sehr kurzen 
Kabeln zur Quelle. Mit 2 1m langen Leitungen gibt es ein erhebliches 
Klingeln, da die steilen Flanken den Schwingkreis aus 
Leitungsinduktivität und parasitären Kapazitäten anregen.


Wird fortgesetzt...

von Arno R. (arnor)



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Wenn man größere Leistungen verheizen will, wird man um die 
Parallelschaltung mehrerer Leistungstransistoren nicht herumkommen. Das 
ist aber in gewisser Weise sogar ein Vorteil, da bei der 
Parallelschaltung auch die inneren Wärmewiderstände und die 
Wärmeübergangswiderstände zwischen Gehäuse und Kühlkörper entsprechend 
parallelgeschaltet sind. Außerdem wird bei mehreren Transistoren die 
Wärmeverteilung auf Kühlaggregaten verbessert, womit ein deutlich 
kleinerer Wärmewiderstand als bei Wärmeeintrag nur an einer Stelle 
erreicht werden kann.

Im angehängten Bild ist die grundsätzliche Ausführung einer 
Parallelschaltung zu sehen. Die Widerstände, die vom IN- zum Shunt 
führen sind entsprechend der Anzahl parallelgeschalteter Transistoren zu 
vergrößern. Bei 2 Transistoren wird der Wert verdoppelt, bei 3 
verdreifacht usw.. Die Shuntwiderstände steigen ebenfalls entsprechend 
der Anzahl der Transistoren.

Wenn man auf zusätzliche Stromverteilungswiderstände verzichten will, 
muss man Transistoren aus einer Charge auf möglichst gleiche 
Schwellspannungen aussuchen. Falls das nicht möglich ist, kann man 
zusätzliche Stromverteilungswiderstände einbauen, die in der Schaltung 
mit 1mOhm gekennzeichnet sind. Je größer die Abweichungen der 
Transistoren untereinander, desto größer müssen die 
Stromverteilungswiderstände gewählt werden. An der eingezeichneten 
Stelle haben die keinen merklichen Einfluß auf die Steuerkennlinie der 
Schaltung, aber sie vergrößern die minimal mögliche Lastspannung um den 
Spannungsabfall an ihnen.

Als Mosfets für elektronische Lasten eignen sich vor allem ältere 
Mosfets mit einem nur durch Pmax begrenzten SOA wie z.B. viele 
BUZ-Typen, RFP22N10, STE150N10, sowie die IXYS-LinearL2-Typen oder auch 
die Audio-Mosfets. Moderne schnelle Schalt-Mosfets sind idR nicht 
geeignet.

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Arno R. schrieb:
> Als Mosfets für elektronische Lasten eignen sich vor allem ältere
> Mosfets mit einem nur durch Pmax begrenzten SOA wie z.B. viele
> BUZ-Typen, RFP22N10, STE150N10, sowie die IXYS-LinearL2-Typen oder auch
> die Audio-Mosfets. Moderne schnelle Schalt-Mosfets sind idR nicht
> geeignet.

Ja, die Sache mit der Steilheit "S" im Datenblatt, die bei Schalt-FETs 
kaum angegeben wird. Wir haben vor ganz vielen Jahren 
Leistungsverstärker mit IRF540 gefertigt, von denen ich noch ein paar 
habe. Die lassen sich ziemlich zahm regeln, haben aber eine erhebliche 
Streuung. Einzeln gzt handhabbar, parallel muß man sie stark 
gegenkoppeln.

Die Chinesen verkaufen Boards "for Arduino" mit dem IRF540, was bei 
U(GS) 10V natürlich Schwachsinn ist. Sollten die FETs ausnahmsweise mal 
echt sein, wären die aber als Last brauchbar.

von Arno R. (arnor)


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Die weiter oben besprochenen Schaltungen sind Stromregler zur 
ausschließlichen Verwendung mit Spannungsquellen wie Akkus, Batterien 
oder Netzteilen im Spannungsregelmodus als zu testende Quellen. Für den 
Test von Stromquellen, wie z.B. LED-Konstantstromnetzteilen braucht 
man einen Spannungsregler als elektronische Last. Solch eine Schaltung 
mit dem 723 wird in diesem Beitrag gezeigt.

Die zu testende Stromquelle (beispielhaft auf 2A eingestellt) ist rechts 
oben im Bild zu sehen. Der 723 steuert den Mosfet so, daß sich über der 
Stromquelle eine bestimmte Spannung einstellt, die mit dem Poti 
vorgegeben wird. Diese Spannung wird von der zu testenden Stromquelle 
selbst erzeugt, indem sie ihren Strom in den Drain des Mosfet einspeist 
und der 723 den Drain-Source-Widerstand des Mosfet passend einstellt. 
Durch Verändern der Spannung mit dem Poti kann man nun die Kennlinie der 
Stromquelle aufnehmen.

Der Sourcewiderstand wird hier zur Strombegrenzung zum Schutz des Mosfet 
benutzt. Bei mehreren parallelen Transistoren bekommt jeder einen und 
die wirken dann als Stromverteilungswiderstände. Die 
Frequenzkompensation wird hier mit dem 330p-Kondensator gemacht und ist 
abhängig vom eingesetzten Mosfet und den Verhältnissen im Lastkreis 
(parasitäre Induktivitäten und Kapazitäten). Zum Abgleich speist man 
einen kleinen 1kHz-Rechteckstrom (also über einen hochohmigen Widerstand 
von >100k) in den In+ des 723 ein und dimensioniert den Kondensator so, 
daß kein Überschwingen in der Spannung am Ausgang auftritt. Siehe 
rechtes Diagramm.

Die Schaltung ist beispielhaft für den Spannungsbereich von 0...50V 
dimensioniert. Andere Spannungsbereiche sind natürlich möglich. Der 
98k-Widerstand bestimmt die maximale Spannung und der 1,95k den 
Nullpunkt. Wobei exakt 0V natürlich nicht erreicht werden kann, da der 
ON-Widerstand des Mosfet nicht null ist und über dem Sourcewiderstand 
auch Spannung abfällt.

von Andrew T. (marsufant)


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Kurz gesagt: obige Schaltung ist eine in der Spannung einstellbare 
Leistungs Z Diode.
Auch als Shunts Stabilisierung oder parallel Stabilisierung benannt.

von Arno R. (arnor)


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Andrew T. schrieb:
> Kurz gesagt: obige Schaltung ist eine in der Spannung einstellbare
> Leistungs Z Diode.

Ja.

> Auch als Shunts Stabilisierung oder parallel Stabilisierung benannt.

Bei der Anwendung als elektronische Last eher Spannungs-Modus genannt.

Hier noch was zum lesen dazu:
Beitrag "Elektronische Last Spannungsmodus in Hardware"

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Moin,

Sehr interessanter Thread. Ich habe große Lust, die Konstantstromlast 
mal aufzubauen und über PWM Schnittstelle anzusteuern.

Falls es jemand interessiert, gibt es hier eine Application Note über 
die einzelnen inneren Funktionen des 723:

https://ve6aqo.com/Manuals/uA723_Application_Note.pdf

Gruß,
Gerhard

von Tom A. (toma)


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Danke Arno.R und Gerhard.O!

Tom

von Arno R. (arnor)


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So, nun will ich noch ein Ergebnis nachliefern. Der Prototyp einer 
elektronischen Last mit MAA723 und BUZ347 hat ein Labornetzteil vom Typ 
Siglent SPD3303C gequält, dessen Reaktion ist in den Bildern zu sehen.

Bild 1: Stromanstieg in ~1µs von 1A auf 2A und zurück
Bild 2: Stromanstieg in ~8µs von 1A auf 2A und zurück

gelb: Laststrom 1A/Teil, 1A --> 2A --> 1A
blau: Ausgangsspannung des SPD3303 direkt an den Ausgangsbuchsen (32V, 
3A-Ausgang, 5V eingestellt) gemessen

Die Stromanstiegszeit wurde mit dem Kompensationskondensator 
eingestellt. Minimal möglich ~500ns, maximal praktisch unbegrenzt.

: Bearbeitet durch User
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