Forum: PC Hard- und Software Diskettenlaufwerk defekt - Ursache?


von Terence S. (takeshi)


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Mal eine Frage an die älteren Hasen. Es kommt häufig vor, dass ein 
Diskettenlaufwerk irgendwann schlecht bis gar nicht mehr liest. Oder es 
liest nur die Disketten, die mit diesem Laufwerk formatiert und 
beschrieben wurden, die dann wiederum un anderen Laufwerken nicht mehr 
lesbar sind.

Woran liegt das? Ist da vielleicht etwas im Lese-/Schreibkopf 
aufgamnetisiert? Oder liegt der Fehler eher auf der Platine? Weiß da 
jemand mehr?

von Lu (oszi45)


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Mal Kopf vorsichtig mit Isopropanol gereinigt? In leichten Fällen ist es 
nur etwas Staub, in schwereren Fällen ist die Spindel verharzt oder in 
schlimmen Fällen stimmt die Justage nicht. Dann brauchst Du eine gute 
Diskette und kannst am Leseverstärker mit dem Oszi die Signale 
vergleichen und in 3% der Fälle die Spur einstellen.

von Terence S. (takeshi)


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Ja, gereinigt habe ich schon, hätte ich erwähnen sollen.

Wenn die Spindel verharzt ist, müsste man das sicherlich merken, weil 
sie sich schwer drehen lässt, oder?

Muss mal schauen, ob sich der Leseverstärker überhaupt so leicht 
einstellen lässt. Ich meine da sind selten Potis drauf. Das hieße dann 
Widerstände tauschen.

von Lu (oszi45)


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Leserverstärker geht höchst selten kaputt. Dort kannst Du das Signal für 
den Oszi abgreifen, wenn Du die Spurlage justieren musst. Das ist aber 
nichts für Anfänger. Dafür gibt es extra Einstelldisketten, die Du 
sicher nicht hast. Zu 90% wird es eine mechanische Ursache sein. 
Deswegen Spindel x mal hin und her fahren lassen und nachsehen, ob die 
Führung des Kopfschlittens sauber und leichgängig ist.

von Soul E. (soul_eye)


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Zunächst mal besorg Dir ein vernünftiges Laufwerk, das aus der Zeit 
stammt als man noch Diskettenlaufwerke benutzt hat. Spätestens ab der 
Jahrtausendwende wurden zwar noch Diskettenlaufwerke verbaut, aber die 
eigneten sich bestenfalls noch um 1-2x ein BIOS-Update einzuspielen.

Ein richtiges Diskettenlaufwerk ist stabil aufgebaut. Z.B. von Alps, 
Epson, Panasonic, Teac. Letztere hatten einen Zinkdruckgussrahmen. Die 
Mitsumis aus der Spätphase bestanden aus gefaltetem Blech, das man in 
der Hand verbiegen konnte. Sowas ist schon nach einmal Postversand oder 
Umzug Schrott.

Das gleiche gilt für Disketten. So ab 1997, als man Disketten fertig 
formatiert kaufen konnte, wurde nur noch Schrott verkauft und die sind 
heute alle hin. Richtig alte Disketten laufen immer noch wie am ersten 
Tag. Mit 720ern sieht es besser aus, denn die gab es in der Spätphase 
nicht mehr. Was da noch existiert (Amiga oder Macintosh), das läuft 
meist noch.


Wenn ein Laufwerk grundsätzlich funktioniert, aber nur seine eigenen 
Disketten liest, dann ist es dejustiert. Das einzige, was man da selber 
einstellen kann, ist die Position der Spur 0. Dafür gibt es eine 
Lichtschranke, die verschiebbar montiert ist. Die kann man vorsichtig 
verschieben und abwechselnd von Spur 79 auf Spur 0 fahren und da 
Leseversuche machen. Aufpassen, bei manchen Modellen sitzt die 
Lichtschranke auf der Leiterplatte. Wenn man die abschraubt zum Putzen, 
dann ist die Referenz weg.

Wenn der Azumut verstellt ist oder die Justierung der Köpfe 
gegeneinader, dann war es das. Passiert oft bei gefaltetem Blech, die 
überleben manchmal schon den Ausbau aus dem Highscreen-Tower nicht.


Wer heute noch Geld für ein 3,5-Floppy ausgeben will, der kauft am 
ehesten ein Teac FD-235HF. Aufpassen, da gibt es verschiedene Versionen. 
Die alten haben ca 20 Jumper um alle möglichen Konfigurationen der 
Steuerleitungen einstellen zu können. Für Amiga, CNC, CP/M-Rechner und 
PCs. Die neuen kennen nur noch DriveSelect und sind sonst fest auf die 
heute übliche PC-Konfiguration eingestellt.

Amiga-Freunde schwören auf Alps oder Epson, oder halt die alten Teacs, 
weil die einige Steuerleitungen anders belegen müssen.

von Klaus S. (kseege)


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Terence S. schrieb:
> Woran liegt das?

Der Referenzschalter des für die Kopfbewegung zuständigen Motors hat 
sich verstellt, so daß die Spurlage nicht mehr der Spezifikation 
entspricht.

Zu Zeiten der 8-Zoll-Floppies hatte jeder Betreiber eine Referenzdisk 
vorrätig oder kannte zumindest jemanden, der so eine hatte. Mit den 
sinkenden Preisen für Laufwerke im PC-Zeitalter wurde wegwerfen und 
ersetzen wirtschaftlicher. Wenn man aber weiß, wie es geht und die 
nötigen Meßmittel hat, ist es stinkeinfach.

Gruß Klaus (der soundsovielte)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich habe zusammen mit einem Kumpel vor vielleicht zwei Wochen diese 
steinzeitliche Speichertechnologie reaktiviert, um bei einem Mainboard 
ein zerflashtes Bios wiederherstellen zu können (die 
Standard-Flash-Tausch-Methode mit einem kompatiblen Board). Als 
PC-Bastler hat man ja immer ein paar alte Laufwerke und ein paar alte 
Disketten rumzuliegen.

Ergebnis war, daß 3 von 4 alten Laufwerken gar nicht mehr funktionieren 
und gleich ihren verdienten Weg zurück in den Hochofen antreten dürfen. 
Bei den Disketten sieht's ähnlich schlecht aus, das Formatieren dauert 
eine gefühlte Ewigkeit und man darf mit 20..30kb in fehlerhaften 
Sektoren rechnen.

Ja und dann versuch doch mal, mit Win10 eine brauchbare DOS-Bootdiskette 
zu erstellen. Die reinste Katastrophe, war nur möglich weil man auch 
noch eine Festplatte mit einer alten Win98SE-Installation rumliegen hat. 
Die hat übrigens noch einwandfrei funktioniert und hat sich nur über die 
unbekannte Hardware aus der Zukunft aufgeregt.

Das Mainboard damit zu retten (ein Asus Dual-P3 mit ServerWorks 
Chipsatz), hat aber tatsächlich funktioniert.

von Soul E. (soul_eye)


Angehängte Dateien:

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Soul E. schrieb:
> Wenn ein Laufwerk grundsätzlich funktioniert, aber nur seine eigenen
> Disketten liest, dann ist es dejustiert.

Im Anhang ein Tool zur Justage des Track 0 - Sensors. Das läuft unter 
echtem MS-DOS und braucht einen echten NEC 765-Controller am ISA-Bus.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Lu,

Lu schrieb:
> Leserverstärker geht höchst selten kaputt. Dort kannst Du das Signal für
> den Oszi abgreifen, wenn Du die Spurlage justieren musst. Das ist aber
> nichts für Anfänger. Dafür gibt es extra Einstelldisketten, die Du
> sicher nicht hast.

Die Benutzung von Einstelldisketten setzt doch voraus, dass die Diskette 
mit Normseinstellungen geschrieben wurde, oder?

Wenn ich alte Kassetten digitalisieren will, müsste ich doch den Kopf so 
einstellen (wenn ich Dummy das denn könnte), dass die Höhen maximiert 
werden, oder?

Das ist dann aber vermutlich eher nicht die Normposition des Kopfes...

von Soul E. (soul_eye)


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Peter M. schrieb:
> Die Benutzung von Einstelldisketten setzt doch voraus, dass die Diskette
> mit Normseinstellungen geschrieben wurde, oder?

Richtig. Zum Justieren der Spur 0 nimmt man eine bekannt gute Diskette. 
Z.B. eine MS-DOS Installationsdiskette von 1992.

Zum Einstellen des Leseverstärkers gab es Justierdisketten mit 1T, 2T 
und ähnlichen Signalen drauf. Die sind heute kaum noch zu bekommen. Mit 
einer bekannt guten Diskette ein gleichmäßiges Signal einstellen tut es 
auch. Wie beim CD-Player, die Justage-CD hat niemand, da nimmt man auch 
eine normale.


> Wenn ich alte Kassetten digitalisieren will, müsste ich doch den Kopf so
> einstellen (wenn ich Dummy das denn könnte), dass die Höhen maximiert
> werden, oder?

Exakt. Bei den meisten Minifloppies lässt sich aber der Azimuth nicht 
verstellen, die Köpfe sind verklebt. Ggf kann man die beiden Köpfe noch 
gegeneinander verschieben, wenn die Spurlage nur einseitig daneben ist.

Bei doppelseitigen Laufwerken sind die Köpfe der beiden Seiten um 1/2 
Spur versetzt, damit der Magnetisierungsstrom nicht auf die andere Seite 
durchbläst. Die Disketten-Umdreher der '80er Jahre wussten das nicht, 
funktioniert hat es trotzdem.


Bei 8"-Laufwerken konnte man deutlich mehr einstellen. Musste man auch, 
die Dinger haben regelmäßige Wartung gebraucht.

von Harald K. (kirnbichler)


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Ben B. schrieb:
> Ich habe zusammen mit einem Kumpel vor vielleicht zwei Wochen diese
> steinzeitliche Speichertechnologie reaktiviert, um bei einem Mainboard
> ein zerflashtes Bios wiederherstellen zu können

Was hier eine Alternative sein kann, ist ein geeigneter 
Diskettenemulator. Das ist ein Gerät, das SD-Karten oder USB-Sticks 
liest, und auf der Host-Seite das übliche Shugart-Interface zur 
Verfügung stellt.

So etwas wird schon seit langem in ältere elektronische Musikinstrumente 
eingebaut, weil die verschleißorientierten Disketten ihrer Bestimmung 
folgen ...

Man muss nur bei der Wahl des Diskettenemulators einen finden, der das 
übliche 1.44-MB-HD-Laufwerk nachbildet, das in PCs üblich war.

Entsprechende Hardware kann man zu den verschiedensten Preisen bekommen:

https://hxc2001.com/floppy_drive_emulator/

https://www.amazon.de/dp/B07TZQ56CT


Und man findet natürlich auch Projekte zum Thema:
https://github.com/keirf/flashfloppy
https://github.com/SukkoPera/OpenFlops
https://github.com/acemielektron/fddEMU

von Soul E. (soul_eye)


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Harald K. schrieb:
> Was hier eine Alternative sein kann, ist ein geeigneter
> Diskettenemulator.

Ein umstrittenes Thema :-). Ein Kollege hat seine Konstruktionen 
jahrelang von seinem PC auf eine alte W95-Kiste kopiert. Die hatte ein 
5,25"-Laufwerk mit 720k. Mit der Diskette ist er dann in den Keller zur 
CP/M-basierten Sinumerik, die die Fräse steuerte. Ich habe ihm mal einen 
Gotek mitgebracht, aber er wollte das Ganze lieber original haben.

Zum Benutzen würde ich heutzutage Emulatoren einsetzen. USB-Stick rein 
und läuft. Bei nicht-PCs (Amiga, Keyboard, Stickmaschine, CNC, 
Oszilloskop) muss man sich halt einmal die Steuerleitungen 
zurechtfummeln, falls diese nicht dem PC-Standard entsprechen.

Wer historische Hardware erhält, der wird das Original vorziehen. Zum 
Glück haben die richtig alten Maschinen auch richtig gute Laufwerke, die 
man durchaus auch warten und reparieren kann. Und da steckt man auch 
richtig alte Disketten rein, nicht den Schrott aus den späten '90ern mit 
90% Ausfallrate.

von Harald K. (kirnbichler)


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Soul E. schrieb:
> Ich habe ihm mal einen
> Gotek mitgebracht, aber er wollte das Ganze lieber original haben.

Aber ein Argument, das über "Gefühl" hinausgeht, hatte er nicht, oder?

Soul E. schrieb:
> Und da steckt man auch richtig alte Disketten rein

Wenn man denn welche hat und die nicht auch allmählich verschlissen 
sind.

von Joachim B. (jar)


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Soul E. schrieb:
> oder halt die alten Teacs

ja die alten 3.5" waren toll, ich hatte sie im AtariST mit automatischer 
Umschaltung zwischen DD und HD an einem GAL mit Frequenzverdopplung vom 
8 MHz Takt am WD 1772-2!

von Harald K. (kirnbichler)


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Ich kann noch NEC in die Runde werfen, die haben auch anständige 
Laufwerke gebaut. Mein allererstes 3.5"-Laufwerk war ein FD1035. Volle 
Bauhöhe (1.6"), brauchte noch 12 V Versorgungsspannung und hatte einen 
Kopflademagneten. Und verwendete UNC-4-40-Gewinde für die Befestigung, 
nix da mit metrischen Schrauben.

Das kostete 1986, wenn ich mich recht erinnere, 280 DM. 
Inflationsbereinigt sind das jetzt etwa 300 Euro.

von Soul E. (soul_eye)


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Harald K. schrieb:
> Ich kann noch NEC in die Runde werfen, die haben auch anständige
> Laufwerke gebaut. Mein allererstes 3.5"-Laufwerk war ein FD1035. Volle
> Bauhöhe (1.6"), brauchte noch 12 V Versorgungsspannung und hatte einen
> Kopflademagneten. Und verwendete UNC-4-40-Gewinde für die Befestigung,
> nix da mit metrischen Schrauben.

Ah, das der großen Auswurftaste in der Mitte :-)

Mit ähnlichen Dimensionen gab es die Sony OA-D34V-Serie. Wahlweise mit 
motorischem Diskettenauswurf, das wurde im Mac 128 und in der Lisa 
verbaut. Wenn man da regelmäßig Ölwechsel macht und die Köpfe reinigt, 
halten die mindestens 40 Jahre.

IIRC waren das die erste 3,5"-Serien überhaupt. Sony hat den Kram damals 
mitentwickelt.

von Lu (oszi45)


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Selbst wenn die Laufwerke 100% OK sind, werden zahlreiche Disketten, 
auch Markendisketten heute fehlerhaft sein. Vor vielen Jahren habe eine 
große Kiste Disketten geschenkt bekommen und einige mit VGACOPY 
getestet. Das Ergebnis war enttäuschend. Fast alle hatte defekte Spuren, 
die auch nach format nicht besser wurden. Man konnte 98% wegwerfen.

Ergänzend wäre noch zum Thema "Spur 0 einstellen" zu sagen, dass die 
letzten Spuren auf Grund ihres geringeren Umfangs immer zickiger waren 
als die vorderen.

von Terence S. (takeshi)


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Danke erst einmal für die zahlreichen Antworten. Ich nehme mit, wenn es 
nicht einfach nur verschmutzt ist, ist das Laufwerk meistens nicht 
defekt, sondern nur verstellt. Aber es ist nicht ganz einfach, es wieder 
einzustellen.

Solche massiven Laufwerke mit Gussgehäuse besitze ich noch ein paar, nur 
die Hälfte davon funktioniert nicht mehr. Jetzt weiß ich schon mal, dem 
Schmelzofen muss ich sie nicht. Die Einstellerei mag nicht ganz einfach 
sein, aber wenn man einmal weiß sie es geht, wird das schon ganz gut 
klappen. Originale Installationsdisketten von MS-DOS besitze ich auch 
noch, sogar die 720-kB-Disketten. Auch hier gut zu wissen, dass diese 
alten Disketten nach der langen Zeit besser sind als die neueren, selbst 
beschriebenen Disketten.

Noch eine Frage zu diesen Spezial-Disketten zum Einstellen. Wie ich das 
verstanden habe, enthalten die ein spezielles Muster, das es 
erleichtert, das Laufwerk mit Hilfe einer Messung zu justieren. Ist es 
nicht möglich, die Daten auf eine beliebige Diskette zu schreiben? Ohne 
"Norm-Laufwerk" ist die Referenz natürlich nicht so exakt, aber 
geschrieben mit einem guten Laufwerk sollte das doch besser sein, als 
irgendeine Diskette mit irgendwelchen Daten. Ganz nach dem Prinzip, ein 
mit einem guten Referenzlineal selbst gebautes Lineal ist besser als 
irgendein ausgewählter Gegenstand als Referenz.

von Rbx (rcx)


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Terence S. schrieb:
> Woran liegt das? Ist da vielleicht etwas im Lese-/Schreibkopf
> aufgamnetisiert? Oder liegt der Fehler eher auf der Platine? Weiß da
> jemand mehr?

Was auf jeden Fall klar ist, dass die aktuell verfügbaren Disketten 
furchtbar grottig sind.
Das ist echt ein Problem, weil man hier und da nochmal eine Diskette 
gebrauchen kann. Eventuell ist man besser beraten, auf alte Disketten 
zurückzugreifen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wie gesagt, die alten Disketten, die ich noch zu liegen habe, sind auch 
nicht wirklich gut. Die sind locker 20 Jahre alt, wenn man sie 
formatiert, hat man danach 20..30kb in fehlerhaften Sektoren.

von Soul E. (soul_eye)


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Ben B. schrieb:
> Wie gesagt, die alten Disketten, die ich noch zu liegen habe, sind auch
> nicht wirklich gut. Die sind locker 20 Jahre alt, wenn man sie
> formatiert, hat man danach 20..30kb in fehlerhaften Sektoren.

Wie mehrfach geschrieben,  diese "neuen" Disketten kannst Du alle 
entsorgen.

Bei 3,5" war zwischen 1983 und ca 1995 die Qualität in Ordnung. Was 
jünger ist, fiel früher oder später aus.

von Norbert T. (atos)


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Terence S. schrieb:
> Woran liegt das? Ist da vielleicht etwas im Lese-/Schreibkopf
> aufgamnetisiert?

Bei vielen Laufwerken fallen mittttlerweile die Magnetköpfe aus. Die 
Spulen der Köpfe sind normalerweise mit irgendeinem Epoxidharz 
vergossen. Allerdings, nach vielen Jahren, dringt mehr und mehr 
Feuchtigkeit aufgrund von Rissen in die Spule, es entstehen Kurzschlüsse 
und der Kopf ist hin. Kommt sehr oft bei Laufwerken aus den 80ern vor. 
Viele Commodore und Atari Floppies sind z. B. betroffen. Dieser Fehler 
lässt sich allerdings relativ leicht feststellen - mit einem Multimeter 
kann man einfach den Widerstand der Spulen messen und so Kurzschlüsse 
ausschließen.

U.U. ist das Reinigen mit Alkoholen kontraproduktiv. Die Vergußmasse ist 
nicht immer Alkoholresistent (z. B. PMMA)- manchmal entstehen dadurch 
zusätzlich Mikrorisse, die das Eindringen der Feuchtigkeit noch 
verschärfen.

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Soul E. schrieb:
> Bei 3,5" war zwischen 1983 und ca 1995 die Qualität in Ordnung. Was
> jünger ist, fiel früher oder später aus.

Das Ende zuverlässiger 3.5"-HD-Disketten kam früher; ich kann mich an 
die frühen 90er erinnern, wo auch bei "Markenware" durchaus ein Drittel 
der Disketten unmittelbar nach Entnahme aus der frisch geöffneten 
Packung in die Tonne kam (und das lag nicht am verwendeten Laufwerk, 
Kabel, FDC oder Betriebssystem, das war einfach teilmagnetisierbarer 
Dreck).

Egal, ob da "Boeder", "Maxell", "Verbatim" oder auch "Sony" auf den 
Disketten draufstand, das war grässlich. Schlimmer mit noch etwas 
höherer Ausfallrate waren die billigen Noname-Diskette, die man z.B. bei 
"Escom" oder "Vobis" bekam.

Mit 5.25"-Disketten gab es das Geschieße nicht, auch mit 
3.5"-DD-Disketten (720k, zu erkennen an nur einem Loch im Gehäuse) gabs 
diesen Ärger nicht. Nur passte auf letztere ja noch weniger drauf ...

von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Ich hatte meine Disketten in einer Metall-Kiste zusammen mit Silica-Gel 
gelagert. Als CD Brenner bezahlbar wurden, wollte ich alle Disketten 
sicherheitshalber auf CD brennen. Bei jeder vierten klappte das nicht, 
da sie nicht mehr vollständig lesbar waren.

Seit dem archiviere ich auf Festplatten, bzw. heute eine SSD und eine 
HDD.

: Bearbeitet durch User
von Terence S. (takeshi)


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Sherlock 🕵🏽‍♂️ schrieb:
> Seit dem archiviere ich auf Festplatten, bzw. heute eine SSD und eine
> HDD.

Ich hoffe, du steckst die Festplatten auch einmal im Jahr an. Hab 
gehört, dass die modernen Festplatten den Speicherinhalt regelmäßig 
erneuern müssen, damit er nicht verloren geht, weil die 
Speichereinheiten so winzig geworden sind. Ausprobiert habe ich es 
jedoch nie.

von Rüdiger B. (rbruns)


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Terence S. schrieb:
> Noch eine Frage zu diesen Spezial-Disketten zum Einstellen. Wie ich das
> verstanden habe, enthalten die ein spezielles Muster, das es
> erleichtert, das Laufwerk mit Hilfe einer Messung zu justieren.

So eine hatte ich mal in der Firma, schweineteuer.
Da wird z.B. der Track 0 in jedem Sector etwas verschoben geschrieben 
und anhand der Fehlerfrei gelesen Sektoren wurde dann die die Justierung 
angezeigt. Die restlichen Parameter ähnlich.

von Frank O. (frank_o)


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Lu schrieb:
> Mal Kopf vorsichtig mit Isopropanol gereinigt?
Und dann gab es auch diese "Demagnetisierer" für Kassettenrecorder.
Ob es wirklich was bringt? Damals habe ich mir das zumindest 
eingebildet.

von Terence S. (takeshi)


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Frank O. schrieb:
> Und dann gab es auch diese "Demagnetisierer" für Kassettenrecorder.
> Ob es wirklich was bringt? Damals habe ich mir das zumindest
> eingebildet.

Deshalb eingangs die Frage, ob sich da etwas aufmagnetisiert. Wobei mir 
neu wäre, dass Ferrit sich aufmagnetisieren würde.

von Frank O. (frank_o)


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Harald K. schrieb:
> Was hier eine Alternative sein kann, ist ein geeigneter
> Diskettenemulator.

Was es alles gibt. Kannte ich gar nicht.

von Rbx (rcx)


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Frank O. schrieb:
> Was es alles gibt. Kannte ich gar nicht.

Ja, nennen sich u.a. öfter Usb-Floppy Emulatoren, können durchaus für 
Unterhaltung sorgen:
E-mu Emu Emax II with Gotek USB floppy emulator drive (FlashFloppy HxC 
compatible)
https://www.youtube.com/watch?v=PppWn2i82Hs

von Harald K. (kirnbichler)


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Terence S. schrieb:
> Ich hoffe, du steckst die Festplatten auch einmal im Jahr an. Hab
> gehört, dass die modernen Festplatten den Speicherinhalt regelmäßig
> erneuern müssen, damit er nicht verloren geht, weil die
> Speichereinheiten so winzig geworden sind.

Da hast Du Dich ein bisschen verhört, das ist eine Eigenschaft von 
Flash-Speicher, wie er in SSDs verwendet wird. Festplatten (diese 
mechanischen Dinger mit Motor und so) haben das Problem nicht.

von Frank O. (frank_o)


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Terence S. schrieb:
> Wobei mir
> neu wäre, dass Ferrit sich aufmagnetisieren würde.

Aber drum rum bestimmt. Vielleicht war es auch nur Geldmacherei?

War damals so ein Teil:

https://www.idealo.de/preisvergleich/OffersOfProduct/203863002_-demag-entmagnetisierungs-drossel-analogis.html?gclid=Cj0KCQjwvpy5BhDTARIsAHSilymbaGHVxv13Ma3xGgyagzw8yK4MLj8V6b9FMjjNLMZ7KiFGCQEbQhwaAg-qEALw_wcB&utm_campaign=SEM-DE-WEB-CVR-SHOPPING-21754805180&utm_medium=cpc&utm_source=google

Damals hatte ich aber gar keine Ahnung von Elektronik.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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auch mal eine Reinigungsdiskette versucht?
https://www.ebay.de/itm/275083985859

von Harald K. (kirnbichler)


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Joachim B. schrieb:
> auch mal eine Reinigungsdiskette versucht?
> https://www.ebay.de/itm/275083985859

Bevor man das tut, hilft ein Blick ins Diskettenlaufwerk. 
Reinigungsdisketten sind zwar nicht so hilflos wie Reinigungs-CDs (ja, 
sowas gabs auch!), aber wirklich brauchbar Ablagerungen an den Köpfen 
beseitigen machen diese Dinger nicht.

Bei vielen Laufwerken kann man (nach Entfernen des Deckels) die Köpfe 
und deren Oberflächen sehen. Ist keine Diskette eingelegt, ist der obere 
Kopf eh' angehoben, ein Q-Tip o.ä. mit Isopropylakohol wirkt hier besser 
und gründlicher als so eine Diskette. Wenn man die gebraucht kauft, ist 
da auch der Dreck der vorherigen Benutzer mit drauf ....

von Terence S. (takeshi)


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Harald K. schrieb:
> Da hast Du Dich ein bisschen verhört, das ist eine Eigenschaft von
> Flash-Speicher, wie er in SSDs verwendet wird. Festplatten (diese
> mechanischen Dinger mit Motor und so) haben das Problem nicht.

Dass das bei Flash-Speicher auftritt, weiß ich. Das sollte explizit auch 
bei Magnetfestplatten sein. Zugegeben, bei Magnetfestplatten ergibt das 
weniger Sinn als bei Flash-Speichern, wo Ladungsträger gefangen werden, 
die mit der Zeit wegdiffundieren.

Joachim B. schrieb:
> auch mal eine Reinigungsdiskette versucht?
> https://www.ebay.de/itm/275083985859

Nicht mal drüber nachgedacht, weil ich von Reinigungs-"Datenträgern" 
noch nie was gehalten habe. Die sind besser als nichts, wenn man gar 
keine Ahnung hat, aber ich bin in der Lage selbstständig Linsen, 
Leseköpfe und sonstiges zu reinigen. Ich glaube nicht, dass so eine 
Diskette das besser könnte.

von Harald K. (kirnbichler)


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Terence S. schrieb:
> Das sollte explizit auch bei Magnetfestplatten sein.

Halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Irgendwer hat da was 
missverstanden, aber das hält ja heutzutage niemanden mehr davon ab, es 
irgendwo ins Internet zu posten. Und seitdem Inhalte von KI 
zusammenhalluziniert werden, ist das noch schlimmer geworden.

Realistisch würde das bedeuten, daß Festplatten einiges an 
Eigenaktivität entwickeln würden, denn sie müssten sich selbst nach 
jedem Einschaltvorgang mal komplett lesen (denn sie können nicht wissen, 
wie lange dieser Einschaltvorgang her ist; Festplatten enthalten keine 
RTC).

Das aber würde man mitbekommen, denn das dauert auch bei den heutigen 
Geschwindigkeiten von Festplatten ziemlich lange. Bei angenommenen 250 
MByte/sec, die eine heutige Festplatte durchaus erreichen kann, würde 
schon eine 1-TB-Festplatte über eine Stunde dafür brauchen, wenn sie in 
der Zwischenzeit nichts anderes tut.

von Benedikt L. (Firma: Dem Ben seine Leiche) (dembenseineleiche) Flattr this


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Wir schreiben das Jahr 2024.
ZWEI TAUSEND VIER UND ZWANZIG.

Disketten. Ich werd nich wieder!
Zieh das Zeug auf einen Stick und Feierarbend!

von Peter D. (peda)


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Ich hab mein altes USB-Laufwerk (Sony Vaio) angestöpselt. Es wurde von 
Windows 11 problemlos erkannt. Eine Diskette habe ich auch noch 
gefunden, die wurde einwandfrei gelesen. Das Kopieren (1,25MB, Ordner 
von 1992) hat ~4min gedauert.
Auf dem Schieber steht "Dysan 100":
https://www.ebay.com/itm/325401543715

Ich hatte mal alle Disketten entsorgt, müssen mindestens 1000 gewesen 
sein. Aber 5 haben sich noch angefunden.

von Harald K. (kirnbichler)


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Benedikt L. schrieb:
> Zieh das Zeug auf einen Stick und Feierarbend!

Rechner, die nicht von USB booten können, freuen sich über solche 
fundierten Ratschläge.

von Rbx (rcx)


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von Harald K. (kirnbichler)


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Rbx schrieb:
> Zum Glück gibt es online auch noch viele DOS-Bootdisketten, falls man
> einen Emulator wie Bochs nutzt.

Bislang ging es in diesem Thread um das genaue Gegenteil, also nicht 
darum, einen DOS-PC zu emulieren, sondern einem echten (alten) PC zu 
verhelfen, von einer Diskette (oder einer emulierten Diskette) zu 
booten.

Solche PCs können in alten Maschinensteuerungen verbaut sein, oder in 
Messgeräten, und dann ist ein Mainboardtausch nicht unbedingt eine 
Problemlösung.

Ein PC, der nur UEFI-Firmware ohne CSM enthält, kann beispielsweise gar 
kein DOS mehr booten ...

von Walter (wripota)


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Hallo,
aber ehrlich gesagt, wenn da 20 bis 30 kB fehlen, so ist das bei 1,44 MB 
Disketten doch nicht das Problem !  Das sind doch grad mal im Schnitt 
1,5% Fehler ! Da brauchst doch die Diskette nicht schrotten ??
Mit so einer Fehlerrate kann man doch leben. Oder ??

von Th S. (osszilierer)


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Oft sind nicht die Laufwerke defekt, sondern die Schalter des 
Schreibschutzes und der SD/HD Erkennung oxidiert. Ich habe gute 
Erfahrungen gemacht, wenn ich bei einer Diskette die beiden Öffnungen 
dafür verschlossen habe und danach die Diskette ca. 20mal schnell rein 
und wieder ausgeworfen habe, dabei reinigen sich die Kontakte und es 
geht wieder

von Terence S. (takeshi)


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Walter schrieb:
> wenn da 20 bis 30 kB fehlen, so ist das bei 1,44 MB
> Disketten doch nicht das Problem !  Das sind doch grad mal im Schnitt
> 1,5% Fehler !

Es ist nicht so, dass die Diskette 20 kB weniger Daten fassen kann, 
sondern dass die Daten defekt sind. Und erkläre mal dem Rechner, dass es 
kein Problem ist, wenn von der exe-Datei mit 100 kB Größe nun 20 kB 
fehlen.

von Walter (wripota)


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Hallo,
ich hab das anders interpretiert. Ich bin ja von defekten kBytes beim 
Formatieren ausgegangen und defekte kBytes in einer vorhandenen 
abgespeich.(exe) Datei ist ja was anderes. Das sind ja 2 Paar Schuhe !!

von Terence S. (takeshi)


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Walter schrieb:
> Hallo,
> ich hab das anders interpretiert. Ich bin ja von defekten kBytes beim
> Formatieren ausgegangen und defekte kBytes in einer vorhandenen
> abgespeich.(exe) Datei ist ja was anderes. Das sind ja 2 Paar Schuhe !!

Wenn mehrere kB durch defekte Sektoren fehlen, dann ist davon 
auszugehen, dass ein noch größerer Teil an Sektoren in so einem 
schlechten Zustand sind, dass die baldigst dazugehören. Ich würde da 
keine Daten drauf ablegen und erwarten, dass die in einem Jahr noch 
lesbar sind. Wenn ich die Daten jedes Mal neu schreiben muss, bevor ich 
die Diskette nutzen kann, kann ich auch gleich die billigsten Disketten 
verwenden.

Letztendlich ging es um die Behauptung, ältere Disketten seien besser 
als die neueren aus den 90ern oder gar 2000ern. Das mag 2010 noch 
gegolten haben, 2024 aber offenbar nicht mehr.

von Walter (wripota)


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Hallo,
kann sein oder auch nicht.

Aber als Beispiel: Fand etwa vor rd 15 Jahren auf einem Schrottplatz ca. 
an die 400 Stk. 3,5" Disketten - wie neu - einer mir bekannten Fa. (ging 
glaub ich `92 od `93 in Konkurs) . Beschriftet mit "Buchhaltung, 
Lohnverrechng, Duplikat etc.`90,`91" etc. Das wäre jetzt wohl aus 
Datenschutzgründen verboten !
Ich nahm da die ganzen (im 10er Pack) mit - Kilopreis (alle die 
augenscheinlich wie "NEU" waren).
Und beim Formatieren waren von hundert vlt. 2 od 3 dabei, die sich nicht 
formatieren ließen. Obwohl die jetzt an die über 30 Jahre alt sind, hab 
ich noch immer welche in Verwendung !

von A. B. (funky)


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coole Geschichte!

Und jetzt hätten die 80er gerne, dass man ihre Leichen in Ruhe läßt....

von Soul E. (soul_eye)


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Wie mehrfach geschrieben, mit Disketten aus den frühen '90ern hatte ich 
nie Probleme. Die laufen einwandfrei an Mac und Lisa sowie in diversen 
Messgeräten.

Das Zeug ab Mitte der '90er machte vor 20 Jahren schon Ärger.

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