Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kapazitätssteigerung von MP Kondensator im Alter


von Wolf17 (wolf17)


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Ein 5µF MP Motorkondensator einer Pumpe ist seit 50Jahren je 5000h 
gelaufen, also 200kh, bei 20-30°C.  Gemessen 2002:5,11µF  2018:5,26µF 
2024:5,36µF, das ist zunehmend steigend. Bisher kenne ich bei MP nur 
Kapazitätsabnahme im Alter. Das Papierdielektrikum kann doch nicht 
dünner werden. Muss ich mit baldigem Ableben rechnen? MP Kondensatoren 
sind doch selbstheilend.

Bosch MP 0670 311 377 260V~DB/HSFH -25/+85°C HPFM

von Thomas B. (thombde)


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Die trocknen aus und werden alt.
Trocknes Papier leitet nicht.

Ist jetzt übrigens MKP.
Kaufe einen neuen für 8 Euro.
https://www.conrad.de/de/p/hydra-mkp-285-msb-5uf-30x48-1-st-mkp-motorkondensator-5-f-450-v-ac-5-o-x-l-30-mm-x-48-mm-2354198.html
Denke an den ESR

PS:
In den alten MP war aber Öl drin.
Weis nicht ob das gesund ist.
Entsorge das.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Eine Ursache für Kapazitätsvergrößerung besteht in dem Eindringen von 
Wasser aus der Luftfeuchtigkeit in das Dielektrikum.

Das Wasser diffundiert da sehr langsam durch das Kuststoffgehäuse ins 
Dielektikum und nur in Prozentmengen.

Da aber Wasser eine relative Dielektizitätskonstante  von 80 hat, 
bringen auch Bruchteile von Prozent messbare Kapazitätsänderungen.

0,2µF von 5µF sind ja 4% Änderung, das könnte durch Wasseraufnahme per 
Diffusion schon passieren.

von H. H. (hhinz)


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Peter R. schrieb:
> Kuststoffgehäuse

Gabs von Bosch nicht.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Die meisten Öle haben eine Dielekrizitaeszahl von 2-4 und Wasser von 80.

Daher vermute ich, dass das Öl mittlerweile einiges an Wasser gezogen 
haben könnte.

Sehe grad, andere waren schneller.

: Bearbeitet durch User
von Thomas B. (thombde)


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Warum werden die alten MP noch so teuer bei Ebay verkauft?
Sind die Dinger was besonderes?
Ich sehe da keinen Sinn.
Lerne aber gerne dazu.

von Jörg K. (joergk)


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Der Behälter muss nicht mal undicht sein, da Isolieröle durch 
Alterungsprozesse mit der Zeit Wasser bilden. Ein bekanntes Problem bei 
Hermetik-Öltransformatoren.

Beim Alter des Kondensators würde ich übrigens PCB-haltiges Öl nicht 
ausschließen. Also vorsichtig sein

Jörg

von H. H. (hhinz)


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Jörg K. schrieb:
> Beim Alter des Kondensators würde ich übrigens PCB-haltiges Öl nicht
> ausschließen.

Ich schon. Bosch hat nie solches verwendet.

von Maik .. (basteling)


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Hi Thomde. Die alten MKP Kondensatoren werden von Audiophilen für 
Röhrenverstärker sehr geschätzt. Originale Studioverstärker, wo sowas 
drin sitzt - können schnell mehrere Tausend Euronen für einen 
verrosteten Brocken kosten. Ein Beispiel wäre der Maihak V-41 . Oder 
aber für Neubauten.

von Jörg K. (joergk)


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H. H. schrieb:
> Ich schon. Bosch hat nie solches verwendet

Hast Recht,
In meiner ZVEI-Warnliste kommt Bosch nicht vor.

von Maik .. (basteling)


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Dazu gibt es von Bosch auch eine eigene alte Veröffentlichung, aus der 
die PCB - Freiheit hervorgeht. Das war glaube ich die, mit dem durch den 
Kondensator durchgekloppten Nagel - der aufgrund der Selbstheilung noch 
funktioniert.

von H. H. (hhinz)


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Maik .. schrieb:
> mehrere Tausend Euronen

Dann gäbs längst Fälschungen.

von Maik .. (basteling)


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Nöö Hinz. Keine Fälschungen bekannt. Es ist ja noch kein Preisniveaus 
wie beim 300 SL und der Firma Kuenle. Toller Bericht in der WDR 
Mediathek. Es gibt technisch angeblich ähnliche Nachbauten von einer 
Firma in den Niederlanden. Und Schlawiner die umgebauten Kram in 
Anlehnung daran versuchen zu veräußern.

Aber die Aufbauqualität kann man kaum total fälschen. Zumindest für ein 
paar tausend Euro lohnt das nicht.  Aufwändige Übertrager mit vielfach 
verschachtelten gestapelten Scheiben-Wicklungen in großen 
Mu-Metallnäpfen. Aufbautechnik der Vierziger-Jahre. Wasserschiebebilder 
als Bauteilbezeichner, Tuchel Steckerleisten, Stahlröhren ..

von A.P. W. (apw)


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Wenn sich in dem Kondensator der Wassergehalt erhöht hat (warum auch 
immer), müsste dann der Verlustfaktor auch angestiegen sein?

von Thomas B. (thombde)


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Maik .. schrieb:
> Hi Thomde. Die alten MKP Kondensatoren werden von Audiophilen für
> Röhrenverstärker sehr geschätzt. Originale Studioverstärker, wo sowas
> drin sitzt - können schnell mehrere Tausend Euronen für einen
> verrosteten Brocken kosten. Ein Beispiel wäre der Maihak V-41 . Oder
> aber für Neubauten.

Ok, macht Sinn.
Soll ja auch optisch wie das Original aussehen.
Neue MP gibt’s ja nur für gutes Geld :)
Wahrscheinlich ist dann MKP tabu.

Danke für die Info.
Wieder was gelernt.

Gruß
Thomas

von Jens G. (jensig)


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Wolf17 schrieb:
> Gemessen 2002:5,11µF  2018:5,26µF
> 2024:5,36µF, das ist zunehmend steigend.

Und das wurde in den 22 Jahren immer mit demselben Meßgerät gemessen, 
welches natürlich immer noch dieselbe Genauigkeit bzw. Abweichung hat 
wie damals?

von Wolf17 (wolf17)


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Thomas B. schrieb:
> Denke an den ESR

Gemessen 0R44. Ein anderer 6µF hatte 0R42. Sollte bei 270R 
Wicklungswiderstand der Pumpe zu vernachlässigen sein.

Jens G. schrieb:
> Und das wurde in den 22 Jahren immer mit demselben Meßgerät gemessen,
> welches natürlich immer noch dieselbe Genauigkeit bzw. Abweichung hat
> wie damals?

Gleiches LCR Meter. Zumindest die Widerstandsbereiche, die alle auch mit 
AC arbeiten, passen noch. Um jetzt meine gealterten 
Referenzkondensatoren rauszukramen und alles zu temperieren ist die 
Sache nicht wichtig genug.

Das ganze hat mich grundsätzlich interessiert. Der C-Anstieg ist also 
Wasserdampfdiffusion.  Gibt es Erfahrungswerte ob das zum Ausfall eines 
selbstheilenden MP führt?

Das Metallgehäuse leckt übrigends nicht und sieht aus wie neu. D30mm 
Gesamtlänge 99mm. Neue MKP sind nur halb so lang, ob die auch 50Jahre 
halten?

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Peter R. schrieb:
> Eine Ursache für Kapazitätsvergrößerung besteht in dem Eindringen von
> Wasser aus der Luftfeuchtigkeit in das Dielektrikum.

Interessant. Könnte man so die detonierenden Rifas und andere Netzfilter 
meßtechnisch ertappen?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wolf17 schrieb:
> Neue MKP sind nur halb so lang, ob die auch 50Jahre
> halten?

Die sind optimiert. Ob die über 10J halten, wird sich zeigen.

von Ralph M. (rm2)


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Hallo an alle,

einen Bosch MP 0670 311 377
der ölhaltig sein soll halte ich für nahezu ausgeschlossen.
Ein Bild währe Hilfreich um das Herstellungsdatum zu
ermitteln.
Zur Messbrücke:
- wie stabil waren die Umgebungsbedingungen (Temp. Luftfeuchte ..)?
- wie lange war das Meßgerät in Betrieb bevor die Messungen liefen?

Eine über 20 Jahre unkalibrierte hp 4278A hätte da schon ihr Grenzen.


mfg ralph
PS
bei MoKos ist der tan entscheident, nicht der ESR

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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von Ralph M. (rm2)


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Hallo H. H.,

Dein Linkbeispiel betraf Elkos.
Hier geht es um Wickelkondensatoren.
Außerdem ist in den meisten, auch alten,
Datenblätter der tan angegeben.
Im F/E-Bereich war meine Praxis tan.


mfg ralph

von H. H. (hhinz)


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Ralph M. schrieb:
> Dein Linkbeispiel betraf Elkos.
> Hier geht es um Wickelkondensatoren.

Spielt keine Rolle, wegen der Naturgesetze.


> Außerdem ist in den meisten, auch alten,
> Datenblätter der tan angegeben.
> Im F/E-Bereich war meine Praxis tan.

Und was der Bauer nicht kennt...

von Ralph M. (rm2)


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Hallo H.H.,

seit ca. 80 Jahren hat der tan Wert bei der Qualitätsbeurteilung
von Wickelbkondensatoren sich behauptet. Der Erfahrungsschatz
bei der Bewertung ist riesig.

Ich bezweifele ob es genügend Erfahrungen bei der Bewertung
von ESR-Werten für Wickelkondensatoren gibt. Ist das aber
nicht der Fall, kann die ESR-Angabe als nutzlos angesehen werden.


mfg ralph

von H. H. (hhinz)


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Nutzlos sind deine Postings.

von Ralph M. (rm2)


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Hallo H.H.,

mir schein Du bist etwas arrogant. Dann interpretiere
doch mal die oben genannten ESR-Werte.


mfg ralph

von H. H. (hhinz)


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Geh anderswo trollen.

von Ralph M. (rm2)


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Hallo H.H.,

es zeigt sich immer mehr das Dein Fachwissen zu
Wickelkondensatoren als mangelhaft zu definieren ist.
Bsp.: die Fa WIMA GmbH gibt den tan bei Wickelkondensatoren
noch 2024 an. Und das hat einen wichtigen Grund!



mfg ralph

: Bearbeitet durch User
von Frank O. (frank_o)


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Jens G. schrieb:
> Und das wurde in den 22 Jahren immer mit demselben Meßgerät gemessen,
> welches natürlich immer noch dieselbe Genauigkeit bzw. Abweichung hat
> wie damals?

Und natürlich die Messleitungen immer auf Null kalibriert?
Die Kontaktstellen für die Messung auch immer vorher gereinigt?

Ich halte es auch eher für ein Messfehler.

von H. H. (hhinz)


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Ralph M. schrieb:
> es zeigt sich immer mehr das Dein Fachwissen zu
> Wickelkondensatoren als mangelhaft zu definieren ist.

Übergeschnappt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ralph M. schrieb:
> den tan bei Wickelkondensatoren noch 2024 an.

Wenn aus bestimmten Gründen mehrere Kondensatoren unterschiedlicher 
Kapazität hintereinander parallel verschaltet werden, erspart man sich 
somit umzurechnen.

von Hp M. (nachtmix)


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Ralph M. schrieb:
> Außerdem ist in den meisten, auch alten,
> Datenblätter der tan angegeben.
> Im F/E-Bereich war meine Praxis tan.

Kann man ja ineinander umrechnen. S.o. Link von H.H.

Wenn du mit tanδ aufgewachsen bist, hast du dich vermutlich vorwiegend 
mit 50Hz-Technik und sinusförmigen Spannungen befasst.
Da konnte man, bei einer konstanten Frequenz, anhand des tanδ direkt die 
Verluste und die Erwärmung des Kondensators  bei einer bestimmten 
Spannung abschätzen.
Wie du in obigem Link erkennen kannst, ist aber der tanδ, wegen des 
frequenzabhängigen Xc, selbst auch frequenzabhängig.

Heute bevorzugt man wegen zunehmender Verwendung von höherfrequenten 
Signalen und Impulsen, welche ja stets mit reichlich Oberwellen 
einherkommen, die Verwendung des ESR.
Der ESR ist zwar auch ein Maß für die Verluste, aber da er ohne den 
frequenzabhängigen Blindwiderstand auskommt, handelt es sich hier um den 
reinen ohmschen Verlustwiderstand, der nur wenig frequenzabhängig ist.
Hier kann man mit einer einfachen Strommessung die zu erwartenden 
Verluste beurteilen, und auch den Spannungssprung, der trotz Xc = 0 bei 
einem impulsförmigen Stromverlauf unvermeidlich ist.

M.a.W.: 50Hz, sinusförmigen Strom und Spannungsverlauf, XC >> ESR: tanδ 
verwenden. Ist aber schwerer zu messen (Phasenmessung, Wien-Brücke).

Impulse oder weiter Frequenzbereich, sehr kleiner Xc: ESR verwenden, er 
kann evtl direkt dem Oszillogramm entnommen werden.

von Frank O. (frank_o)


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Ich werde auch immer älter, aber bei mir nimmt die Kapazität ständig ab.
SCNR

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Frank O. schrieb:
> aber bei mir nimmt die Kapazität ständig ab.

Früher am Buffet 13 Teller, heutzutage nur noch 4..5 Teller. :(

von Erwin R. (erwin_92)


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H. H. schrieb:
> Übergeschnappt

Vermutlich keine Medikamente genommen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Alte Papierkondensatoren z.B. in Röhrenverstärkern oder Röhrenradios 
verwandeln sich ganz langsam in Widerstände. Heißt, der Leckstrom steigt 
immer weiter an und je nach Messmethode (etwa wenn man die Zeit misst, 
die man braucht, um den zu prüfenden Kondensator mit einem bestimmten 
Strom um 1V aufzuladen oder so) wird so ein Kondensator dann "besser" 
gemessen, als er in Wahrheit ist.

Das Problem ist, daß sich dadurch die Arbeitspunkte der Röhren 
verschieben und üblicherweise der Anodenstrom ansteigt. Das gibt den 
Geräten einen sehr warmen Klang, den viele Besitzer solcher Geräte so 
mögen, aber den Röhren wird auch entsprechend warm. Diese Überlastung 
verkürzt die Lebensdauer der Röhren dramatisch, kann so weit gegen, daß 
die Anode rot zu glühen beginnt und dann ist die Röhre natürlich hin.

Wenn man betroffene Kondensatoren in diesen Geräten austauscht (etwa 
gegen moderne Folienkondensatoren), dann ist das Problem weg - aber der 
"tolle" warme Klang auch. Das Ding klingt dann wieder so wie es 
eigentlich klingen sollte - aber das scheint niemand zu mögen.

: Bearbeitet durch User
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