Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Lötpaste empfehlung


von Martin H. (magnus84)


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Hallo,
ich bin mir gerade dabei Zinnhaltiges Flussmittel auch Lötpaste genannt 
zu kaufen.
Habe gesehen, dass es hier zwei Sorten gibt:

1. Hochtemperatur-Lötpaste Sn99Ag0.3Cu0.7  217°C (Bleifrei)
2. Niedertemperatur-Lötpaste Sn42bi58  138 ℃  (Bleifrei)

Ich habe bis jetzt immer den "guten" Bleihaltigen Lötzinn von "Felder"
genommen, habe aber gesehen, dass die meisten beim SMD / Heißluftlöten 
diese Pasten verwenden.

Daher meine Frage welche Lötpaste ist für mich empfehlenswert?

von Keks F. (keksliebhaber)


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Das kommt ganz auf den Anwendungsfall an.
Welche Komponenten möchtest du denn wie verlöten, und was ist bei der 
Pastenschablone die kleinste Lochgröße?

von Gerald B. (gerald_b)


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Ohne jetzt wieder eine endlose Diskussion ob bleifrei, oder bleihaltig 
lostreten zu wollen, aber von Wismuthaltiger Lotpaste würde ich ohne 
sehr gute Gründe die Finger lassen. Wismuthaltiges Lot ist in festem 
Zustand sehr spröde. Das generell zu verwenden, damit tust du dir keinen 
Gefallen.

von Martin H. (magnus84)


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Also wäre die Hochtemperatur-Lötpaste Sn99Ag0.3Cu0.7  217°C besser,
bzw. was verwendet Ihr meistens zum ICs einzulöten?
Bei Aliexpress hat die Niedertemperatur-Lötpaste Sn42bi58  138 ℃ 
(Bleifrei) etwa 80% Marktanteil und die Hochtemperatur-Lötpaste ist eher 
kaum verbeitet.
Aber ein Schmelzpunkt von nur 138 ℃ finde ich schon sehr niedrig, oder 
ist das Normal?

von Gerald B. (gerald_b)


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Bleihaltig liegt um 190°C, Reines Zinn liegt bei 230°C
217°C klingt doch garnicht mal so schlecht, wenn das Flussmittel und das 
Handling stimmt-

von Keks F. (keksliebhaber)


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Martin H. schrieb:
> Also wäre die Hochtemperatur-Lötpaste Sn99Ag0.3Cu0.7  217°C besser,
> bzw. was verwendet Ihr meistens zum ICs einzulöten?

Du hast die Fragen gar nicht beantwortet.

von Gerd E. (robberknight)


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Martin H. schrieb:
> Bei Aliexpress hat die Niedertemperatur-Lötpaste Sn42bi58  138 ℃
> (Bleifrei) etwa 80% Marktanteil und die Hochtemperatur-Lötpaste ist eher
> kaum verbeitet.

1. Woher kennst Du den Marktanteil bei Aliexpress? Meinst Du damit nicht 
eher die Angebotsanzahl die Du bei Deiner Suche gefunden hast? Bedenke 
dass die Aliexpress-Suche als kaputt zu betrachten ist, die dort 
angezeigten Artikel haben mehr damit zu tun was die Anbieter an 
Aliexpress zahlen und was irgendwelche Algorithmen an Verkaufschancen 
errechnen als mit dem Zusammenpassen des Suchbegriffs zu dem 
Angebotstext.

2. Warum sind für Löttechnik irgendwelche Angebote bei Aliexpress 
relevant? Aliexpress ist jetzt nicht unbedingt für gute Qualität und 
Auswahl bekannt, eher nur für niedrige Preise. Schau daher lieber was 
z.B. Mouser so im Angebot hat.

Meine Empfehlung wäre vor allem auch auf die Haltbarkeit der Lotpaste zu 
achten. Die meisten Lotpasten müssen gekühlt aufbewahrt werden und 
halten auch dann nur ca. 1 Jahr. Es gibt seit ein paar Jahren auch 
spezielle Sorten die nicht gekühlt werden müssen.

Ein Beispiel wäre Chip Quick TS991SNL. Die gibt es auch in kleinen 
Spritzen mit 35g und nicht nur in größeren Töpfen. Funktioniert meiner 
Erfahrung nach gut und kann ich empfehlen.

von F. (radarange)


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ChipQuik ist super. Empfehlung auch von mir.

Hier werden aber lieber superlustige Witze gerissen "zinnhaltiges 
Flussmittel", ich lach mich schlapp, als relevante Fragen zu 
beantworten. Es scheint ja schon gesetzt zu sein, dass man sich 
irgendwas billiges von Aliexpress kaufen will und dann rumheult, weil 
das mit dem SMD-Löten so unglaublich schwierig ist.
Also bitte: Fragen beantworten, dann gibt's auch eine ordentliche 
Empfehlung. Ansonsten kauf dir was von ChipQuik, aber bitte bei einem 
ordentlichen Distributor (Digikey, Mouser) und nicht einfach irgendwo. 
Die Gefahr, bei solchen Sachen irgendwelche Mischungen zu erhalten, die 
nur mäßig bis überhaupt nicht funktionieren, ist einfach viel zu hoch.

von Peter H. (peterhofbauer)


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Hallo Martin,

die 138°-Lötbaste habe ich beim letzten Hobby-Projekt ausproboiert.
Das werde ich jetzt immer für SMD verwenden.
Am fertigen Teil ist kein Unterschied zur normalen Lötpaste erkennbar.
Es läst sich im Lötofen ( und Schablone) und auch von Hand viel besser 
verarbeiten. Obwohl das Zeugs schon länger herum lag (> 1 Jahr). Ohne 
Kühlschrank.

Gruß Peter

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Meine Empfehlung wäre vor allem auch auf die Haltbarkeit der Lotpaste zu
> achten.

Das ist zu 100% richtig fuer industriellen Einsatz und sicher auch 
vernuenftig wenn man selber ganze Platinen mit Schablone rakelt. Wenn 
man aber die Paste nur braucht um da mal ab und an ein besonders Bauteil 
zu loeten, also von Hand etwas paste verteilt und das Bauteil aufsetzt 
ist das wesentlich unkritischer.
Ich hab Zeug im Einsatz das 10Jahre alt ist und das ich auch schonmal 
aufgeruehrt habe.

Wie oben Gerald schonmal sagte, diese Wismut haltigen Loetpasten fuer 
138Grad sind ein schmerz im Arsch. Die machen nur Sinn fuer Anwendungen 
wo man wirklich grosse Temperaturprobleme beim loeten hat die man sonst 
nicht geloetet bekommt. (z.B diverse SMD LEDs) Das zeug fliesst nicht 
richtig, hat ein schlechtes Benetzungsverhalten und ich glaube nicht das 
es viele Jahre durchhaelt ohne das man kalte Loetstellen bekommt bei 
Anwendungen die z.B Vibrationen oder Last ausgesetzt sind. (z.B 
Steckverbinder, Schalter)
Jeder der nicht erst seit gestern einen Loetkolben in der Hand haelt hat 
schonmal kalte Loetstellen repariert, mit der Paste hast du sie eher.

Vanye

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Martin H. schrieb:
> Niedertemperatur-Lötpaste Sn42bi58  138 ℃  (Bleifrei)

Die ist praktisch für sich selbst auslötende Leistungshalbleiter. :-)

Im Ernst: als Spezialfall für irgendwelche sehr temperaturempfindliche 
Bauteile ist das ganz nett, als "Feld-, Wald- und Wiesen-Lot" würde 
ich das jedenfalls nicht nehmen. Außerdem solltest du strikt drauf 
achten, dass das nicht aus Versehen noch mit Blei in Berührung kommt: 
dann sinkt der Schmelzpunkt noch weiter.

von 900ss (900ss)


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Jörg W. schrieb:
> Die ist praktisch für sich selbst auslötende Leistungshalbleiter. :-)

Also als Sicherung zu gebrauchen ;)

: Bearbeitet durch User
von Keks F. (keksliebhaber)


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Vanye R. schrieb:
> also von Hand etwas paste verteilt

Murks/Pfusch.

Genau dafür gibt es Lötdraht.

Und das möchte der TE nämlich nicht beantworten. Weil er keine 
Schablonen hat und keine Ahnung.

Ich löse daher auf. TE, benutze keine Lötpaste. Weniger Pfuschyoutuber 
schauen.

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Murks/Pfusch.
> Genau dafür gibt es Lötdraht.

An EPs? Ich finde es immer wieder interessant wie die
ahnungslosen den anderen die Welt erklaren wollen....

Vanye

von Keks F. (keksliebhaber)


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Vanye R. schrieb:
> Ich finde es immer wieder interessant wie die
> ahnungslosen den anderen die Welt erklaren wollen....

Ich auch, ansonsten hätte ich keinen Grund das Thema zu verfolgen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Keks F. schrieb:
> Genau dafür gibt es Lötdraht.

Ich könnte dir jetzt ein paar Platinen geben, auf denen du mir zeigen 
kannst, wie du dort was mit Lötdraht lötest. ;-) Steckverbinder mit 
Rastermaß 0,35 mm. Da habe ich selbst für den Lötkolben (zum Nachlöten) 
lieber einen Hauch Paste benutzt … Lötdraht bekommt ratz-batz eine dicke 
runde Kuller vorn dran, mit der du mehr als 2 Pins abdeckst.

Tut aber zum Problem des TEs natürlich nichts zur Sache, das ist ja 
alles eher grobschlächtiges Zeug. :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Keks F. (keksliebhaber)


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Jörg W. schrieb:
> Ich könnte dir jetzt ein paar Platinen geben, auf denen du mir zeigen
> kannst, wie du dort was mit Lötdraht lötest. ;-) Steckverbinder mit
> Rastermaß 0,35 mm.

Kein Ding.

Jörg W. schrieb:
> Lötdraht bekommt ratz-batz eine dicke runde Kuller vorn dran, mit der du
> mehr als 2 Pins abdeckst.

Ich löte mit Meißelspitze einer Billigchinalötstation und 1mm bleifreiem 
Zinn von Obi (weil mir mein Zinn natürlich dann ausging als ich es 
dringend brauchte) bspw. die ATTiny 2 series im QFN Format. Der Trick 
ist einfach nur Flussmittel. Wahrscheinlich hilft auch eine Spitze, die 
nicht so klein wie eine Lötnadel ist.

Die müssten 0.4mm Rastermaß haben.
Der Bosch BME Sensor letztens war wahrscheinlich noch kleiner.

Jörg W. schrieb:
> Tut aber zum Problem des TEs natürlich nichts zur Sache, das ist ja
> alles eher grobschlächtiges Zeug. :-)

Richtig, jemand der wichtige Fragen unbeantwortet lässt und sich bei Ali 
irgendeinen Fake als Paste kaufen will, hat einfach zu viele 
Pfuschervideos dubioser Handyreparaturen aus Indien gesehen.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Keks F. schrieb:
> ATTiny 2 series im QFN Format.

QFN ist kein Thema, deren Vergussmasse verträgt einiges an Temperatur, 
und das Flussmittel stört nicht¹. Diese Steckverbinder sollten möglichst 
kein Flussmittel auf die Kontakte bekommen, und das Thermoplast da drin 
verträgt praktisch nichts an Temperatur.

¹ Sofern man keine Gerätschaften für den Außeneinsatz baut …

von Keks F. (keksliebhaber)


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Kannst du mir die Steckverbinder mal zeigen?

von Gerd E. (robberknight)


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Keks F. schrieb:
> Der Bosch BME Sensor letztens war wahrscheinlich noch kleiner.

Natürlich kann man den problemlos von Hand mit Lötdraht löten - ich kann 
allerdings nur davon abraten.

Ich hab ein paar von den BME280 auf die Weise gelötet und die haben 
jetzt alle einen deutlich messbaren Offset. Auch nach Monaten geht der 
nicht mehr weg. Durch die ungleichmäßige Erwärmung beim Handlöten 
entstehen wohl kleine interne Verspannungen auf den MEMS-Elementen die 
hinterher eine Verschiebung der Messwerte zur Folge haben.

Bei denen muss man also wirklich sauber auf das vorgegebene 
Temperaturprofil achten und Reflow verwenden. Dann wird das mit dem 
Offset deutlich weniger kritisch. Das wären auch die einzigen hier 
bisher genannten Kandidaten bei denen ich wirklich mal Bismuth-haltige 
Paste probieren wollte um zu schauen ob danach die Messwerte noch besser 
werden.

von Keks F. (keksliebhaber)


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Gerd E. schrieb:
> Ich hab ein paar von den BME280 auf die Weise gelötet und die haben
> jetzt alle einen deutlich messbaren Offset.

Da gibt es bei dem Sensor gerade dazu so viele Themen hier, dass ich 
nicht glauben kann, dass dein Problem damit zu tun hat.

Und wenn dem so wäre, hat das mit dem Draht nichts zu tun. Mit Heißluft 
kann man den auch löten, sowohl mit Draht als auch mit Paste.

Und wir redeten hier von den eher handwerklichen Problem der Lötbrücken.

: Bearbeitet durch User
von Martin K. (mk279)


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Martin H. schrieb:
> Hallo,
> ich bin mir gerade dabei Zinnhaltiges Flussmittel auch Lötpaste genannt
> zu kaufen.
> Habe gesehen, dass es hier zwei Sorten gibt:
>
> 1. Hochtemperatur-Lötpaste Sn99Ag0.3Cu0.7  217°C (Bleifrei)
> 2. Niedertemperatur-Lötpaste Sn42bi58  138 ℃  (Bleifrei)
>
> Ich habe bis jetzt immer den "guten" Bleihaltigen Lötzinn von "Felder"
> genommen, habe aber gesehen, dass die meisten beim SMD / Heißluftlöten
> diese Pasten verwenden.
>
> Daher meine Frage welche Lötpaste ist für mich empfehlenswert?

Für BGA und im Ofen ist bei mir Sn96.5/AG3/Cu0.5/F-SW32 im Einsatz, 
217°C, z.B. diese hier: 
https://www.paggenshop.com/epages/61935700.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/61935700/Products/3.588BLFSFP02

Funktioniert auch gut mit Heißluft. Im Kühlschrank lagern hat sich 
bewährt.
Stencilhöhe = 100µm

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Keks F. schrieb:
> Kannst du mir die Steckverbinder mal zeigen?

Molex 505066-0822.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Gerd E. schrieb:
> Durch die ungleichmäßige Erwärmung beim Handlöten entstehen wohl kleine
> interne Verspannungen auf den MEMS-Elementen die hinterher eine
> Verschiebung der Messwerte zur Folge haben.

Das ist gut vorstellbar. Die MEMSe werden intern alle während der 
Fertigung kalibriert, und die Kalibrierdaten in einem OTP-Flash 
hinterlegt. Jedes MEMS ist anders. Wenn sich das Teil beim Montieren 
verzieht, dann stimmt natürlich die Kalibrierung nicht mehr.

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