Hallo Leute, ich hab als Aufgabe erhalten, den Phonoverstärker des Tandberg TR2075 zu analysieren. Sprich ich soll den Arbeitspunkt berechnen, die Funktionsweise der Schaltung erklären, im gesamten und die einzelnen Teile davon, außerdem soll ich die Nachteile dieser Schaltung und etwaige Verbesserungsvorschläge erläutern. Leider bin ich ein bisschen überfordert und hoffe hier kann mir jemand weiterhelfen. Mit freundlichen Grüßen Thomas
"Arbeitspunkt": Bedeutet Ströme und Spannungen ohne Signal, also DC-Werte. Dabei sind alle Kondensatoren wirkungslos. -> löschen Zum überschlägigen Berechnen nimmt man an, dass die Basisströme der Transistoren vernachlässigbar gering sind und damit wird Kollektorstrom = Emitterstrom. Ansonsten Widerstände in Reihen- und Parallelschaltung und Stern-Dreieck-Umwandlung. Dann viel Rechenaufwand (Zeit) und meistens macht man dabei auch noch Fehler. Viel Spaß. Ich würde die Schaltung auch mal simulieren. Zwei Transistoren mit Signaleingang an der Basis, Signalausgang am Kollektor -> 2 x Emitterschaltung. Rückkopplung über zwei RC-Glieder, also lineare Verzerrung des Amplitudenfrequenzgangs. Nachteile: vielleicht Eingangsimpedanz, Aussteuerbarkeit, Ausgangsimpedanz, Arbeitspunkt im Rauschminimum, sind die Zeitkonstanten der Entzerrung richtig dimensioniert…? Das musst du selbst lösen, das kann man teilweise am Schaltbildauszug nicht erkennen.
Thomas schrieb: > ich hab als Aufgabe erhalten, den Phonoverstärker des Tandberg TR2075 zu > analysieren. Ich denke, das war damals die am billigsten realisierbare Schaltung. Auch damals gabs da wohl schon bessere Lösungen.
Bernhard schrieb: > Ich würde die Schaltung auch mal simulieren. Das würde ich als erstes machen LTspice ist Dein Freund. Danach kannst Du in aller Ruhe mit den Berechungen anfangen. mfg Klaus
Danke für die Antworten! Eine Simulation hab ich schon gemacht, da hab ich mir den Ruhestrom und die Übetragungsfunktion angesehen. Die Übetragungsfunktion liegt auch in vorm der RIAA Entzerrkurve vor, da würd mich zum beispiel interessieren welche bauteile für die filterung zuständig sind und wie ich da zum beispiel die grenzfrequenzen rausrechnen kann. Liebe Grüße Thomas
Thomas schrieb: > welche Bauteile für die Filterung zuständig sind C512 und C514 sind für die beiden Grenzfrequenzen zuständig. Die für die Berechnung dazugehörigen Widerstände R520 und R522 würde ich aber nicht verändern, sonst ändert sich die Gesamtverstärkung.
Die Elkos C506 und C510 heben die Gesamtverstärkung enorm an. Mit R506 lässt sich die Verstärkung stufenlos einstellen. Alle anderen Kondensatoren dienen nur zur Schwingneigungs- und Rauschunterdrückung.
Thomas schrieb: > Leider bin ich ein bisschen überfordert und hoffe hier kann mir jemand > weiterhelfen. Warum fragst du nicht deinen Lehrer? Der ist die erste Ansprechperson, wenn du dich nicht auskennst.
Udo K. schrieb: > Thomas schrieb: >> Leider bin ich ein bisschen überfordert und hoffe hier kann mir jemand >> weiterhelfen. > > Warum fragst du nicht deinen Lehrer? Der ist die erste Ansprechperson, > wenn du dich nicht auskennst. Weil der 3 wochen für eine antwort braucht 😂
Enrico E. schrieb: > Die Elkos C506 und C510 heben die Gesamtverstärkung enorm an. Mit R506 > lässt sich die Verstärkung stufenlos einstellen. In beiden Fällen haben wir Kollektorschaltungen. Bei Q502 bestimmt R508 und R510 die Gleichstromverstärkung. Hinzu kommt noch ein Anteil über R512. Für Q504 haben wir R514 sowie R516 und R518 im Emitterzweig. Wie gesagt es geht hier um den Gleichstrom und damit um die Arbeitspunkte der beiden Transistoren. C506 mit R504 und R506 in Reihe, liegen parallel zu R510. Hiermit wird die untere Grenzfrequenz definiert. Oberhalb der Grenzfrequenz liegen R504 und R506 in Reihe geschaltet parallel zu R510. Diese Impedanz bestimmt mit R508 die Wechselstromverstärkung. Wird R505 verändert, so verändert sich die untere Grenzfrequenz und auch die Wechselstromverstärkung. Bei Q504 sicht es ähnlich aus. Für die untere Grenzfrequenz ist R516 in Reihe zu C510 parallel mit R518 zusehen. Über R512 haben wir eine Gleichstromgegenkopplung direkt auf die Basis von Q502. Damit werden die Arbeitspunkte beider Transistoren stabilisiert. > Alle anderen > Kondensatoren dienen nur zur Schwingneigungs- und Rauschunterdrückung. Genau gesagt ist es C505 und C508. Sie korrigieren den Phasengang. Noch nicht angesprochen wurde das RIAA Filter. Das ist das Entzerrnetzwerk für Schaltplatten. Beim Schneiden der Schaltplatte ändert man den Frequenzgang genau andersherum. Tiefe Töne dämpft man und hohe Töne verstärkt man. So bleibt die Auslenkung bei Bässen in Grenzen und die verstärkten Höhen werden besser übertragen. R520 und R522 bilden zudem noch eine weitere Gleichstromgegenkopplung. Zum RIAA Filter gib es noch einiges zu sagen. Das verändert man nur dann wenn man genau weiss was man tut. Das ist mindestens Stoff einer eigenen Vorlesung. mfg Klaus
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Danke klaus, das hilft mir sehr weiter. Mit freundlichen Grüßen thomas
Thomas schrieb: > Danke klaus, das hilft mir sehr weiter. > Mit freundlichen Grüßen thomas Gerne. Ich hatte im Studium einen Professor der einige Zeit in den USA gearbeitet hatte. Dort arbeitete man wohl sehr pragmatisch. Er kam und nicht mit der Vierpoltheorie an, sondern mit vereinfachten Berechnungen. Leider gab es damals noch lange kein LTspice und Tietze/Schenk fingen erst an. Bleib am Ball. Deine Möglichkeiten sind heute ungemein besser als die von früher! mfg Klaus
Das ist vermutlich die einfachst- und billigstmögliche Lösung. Kein Teil kostet mehr als wenige Cent. Der Rauschabstand ließe sich mit mehr Aufwand verbessern, die Verzerrungen verringern. Heute findet man sehr wahrscheinlich einen OpAmp mit geringer Eingangsoffsetspannung und geringem Rauschen an dieser Stelle. Oder im audiophilen Bereich unfassbar viel aufwändigere diskrete Schaltungen. Es freut mich sehr zu sehen, dass heute noch jemand am praktischen Anwendungsfall eine Verstärkerstufe mit Transistoren behandelt. Schon wir haben im Studium nur Netwerkgleichungen aufgestellt und Transistoren durch entsprechende Modelle substituiert. Völlig ohne Praxisbezug.
Die Eingangsoffsetspannung ist hier ziemlich egal, der Gleichanteil wird anschließend über einen Kondensator abgetrennt. Sehr wichtig sind geringes Rauschen und hohe Aussteuerbarkeit. Wenn der Verstärker bis ca. 20 Hz gut arbeiten soll, bekommt er noch viel Rumpeln mit, das sehr hoch verstärkt wird. Bernhard
O. D. schrieb: > Das ist vermutlich die einfachst- und billigstmögliche Lösung. Dual hat es mit weniger Teilen geschafft. Ich habs mal angehängt, um einen Vergleich zu haben. Außerdem gibt's noch dies: https://www.magnetofon.de/supra/Supra_Elektor.pdf Mit einem diskret und symetrisch aufgebauten Operationsverstärker mit parallel geschalteten Transistorpaaren um das Rauschen zu senken. Gruß Jobst
1. In der Tandberg-Schaltung sind 2 Transistoren -jeweils in Emitterschaltung- als ganzes rückgekoppelt verschaltet (natürlich nicht zweimal Collectorschaltung, wie von Klaus R. weiter oben gesagt, dann wäre die Gesamtverstärkung kleiner als 1 ...). Von dieser 2 Transistoren-Schaltung gibt es x Versionen, war seinerzeit Standard. 2. Auch wenn man vorne einen weniger rauschenden BC 109 etc. statt enes BC 108 nahm, war das für das Klangergebnis wohl kaum relevant. Schon damals rauschten die Vinyl-Platten nicht wenig (wg. Bio-Staub aus der Luft, ausgekippter Whisky-Gläser uvm.); die später weiter zunehmende Kompression des Original-Signals (ausser bei Klassik?) kam dann noch hinzu.
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Uwe schrieb: > 1. In der Tandberg-Schaltung sind 2 Transistoren > -jeweils in Emitterschaltung- als ganzes rückgekoppelt verschaltet > (natürlich nicht zweimal Collectorschaltung, wie von Klaus R. > weiter oben gesagt, Oh, da habe ich mich vertan. mfg Klaus
Moin Thomas, darf ich mal fragen, in welcher Bildungsinstitution, in welchem Ausbildungslevel, die von Dir gezeigte Schaltungsanalyse verlangt wird? Oder ist es doch nur eine private "Forschungstätigkeit"? Gruß, Wolfgang
O. D. schrieb: > Heute findet man sehr wahrscheinlich einen OpAmp mit geringer > Eingangsoffsetspannung und geringem Rauschen an dieser Stelle. Z.B. im Onkyo TX-8050.
Jobst M. schrieb: > Dual hat es mit weniger Teilen geschafft. Der Dual 1019 mit Shure M44MG kam zusammen mit dem https://www.hifi-wiki.de/index.php/Dual_TVV_43 mit dem ich die ersten Jahre gehört habe, so bis Ende der 80er Jahre. Zuletzt mit Kopfhörern am Röhrenradio. Für das Röhrenradio mit Stereo über die Außeneingänge war das mehr als ausreichend gut, was raus kam, natürlich kein gehobenes HiFi aber schon ziemlch gut. Vergleichbar mit UKW-Radioempfang. So ein Röhrenradio rauscht und brummt von sich aus schon, also passte alles zusammen. Der TVV43 war auch nie defekt. ALso wenn ich den jetzt aus der Versenkung holen würde, hätte er eine gute Prognose. Das leichte Rillenrauschen kommt dann noch dazu. Man darf auch nicht vergessen, daß die Rundfunkanstalten bis Mitte der 80er Jahre die meisten Titel als Schallplatte spielten und etliche waren schon ziemlich abgenudelt, was Verzerrungen anging bei POP-Musik trotz der überaus guten Tonabnehmer, die in Verwending waren. Das höre ich heute noch aus alten Kassettenaufnahmen vom Radio direkt heraus. Besser waren dann nur die Konzertmitschnitte der Anstalten, die vermutlich auf Tonband aufgenommen waren, oder die Wagner-Festspiele als Direktübertragung. Erst in neuerer Zeit konnten einige der Platten aus damaliger Zeit zeigen, was sie klanglich tatsächlich zu bieten haben. Auch die Aufnahmetechnik war damals anders, aber klanglich wurde damals (als die TVV neu waren) schon viel geboten. Aber etliche der damaligen Pressungen sind echte Qualität. OK, Thema verfehlt, Steinigung erwartet... mfg
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Hallo, Ich habe einen Phonovorverstärker mit dem LT1115 von Linear Technology gebaut. Grundlage war die TYPICAL APPLICATION auf der ersten Seite des Datenblattes. Mir gefiel jedoch der 2200 µF Elko im Gegenkopplungspfad nicht. Deswegen habe ich eine Servoschaltung, so wie man sie auf Seite 10 des Datenblattes sieht, eingesetzt. Auf Seite 10 speist man die Servo-Gegenkopplung jedoch über Pin 8 des LT1115 ein. Nur in den Simulationen mit LTspice hatte ich damit Probleme. Also habe ich es lieber auf die klassische Art gelöst. Die Kapazitäten im RIAA Entzerrungsnetzwerk habe ich ausgemessen. Ein Rauschen war nicht hörbar. Wenn man die Verstärkung erhöhte trat dann eher eine Rückkopplung im Bassbereich ein, es wummerte dann allmählich, aber ohne rauschen. https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/lt1115fa.pdf mfg Klaus
@ Christian S.: > Das (den Klirrfaktor der "abgenudelten" Schallplatten) > höre ich > heute noch aus alten Kassettenaufnahmen vom Radio direkt heraus. {Obwohl der Klirrfaktor K3 beim Magnetband auch bei 'Hifi' nicht besonders niedrig sein muss, 3% bei Vollaussteuerung(?)}. Kompliment. Mit meinen alten Ohren geht das nicht mehr; den inzwischen bescheiden gewordenen Frequenzgang (durch Entmagnetisierung?) der natürlich ebenfalls älter gewordenen (Cassetten-)Tonbänder höre ich aber immer noch als krass "Nix-mehr-Hifi" heraus...
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