Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Leica Disto D510 sporadischer Absturz


von Markus (pischu7)


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Hallo zusammen,

ich arbeite an einem Leica Disto D510 mit folgendem Fehlerbild:

Meistens schaltet dieser ein und funktioniert eine kurze weile komplett 
fehlerfrei. Wenn der Fehler auftritt, ist das Display noch voll 
funktionierend (z.B. Winkelanzeige arbeitet korrekt und animation der 
Messung vorhanden), allerdings reagiert das Gerät nicht mehr auf 
Tasteneingaben. Nur ein entfernen der Batterien führt noch zum 
ausschalten. Die Batterien entladen sich bei ausgeschaltenem Gerät 
scheinbar ebenfalls.

Auf dem Schreibtisch am Netzteil, kommt es auch häufig vor, dass das 
Display beim Einschalten "pulsiert" und nicht weiter bootet.

Zunächst hatte ich den Main-IC im verdacht. Ein reballing hat den Fehler 
allerdings nicht behoben. Gerade das pulsieren passt für mich gut auf 
ein Problem mit der Spannungsversorgung oder einen Kurzschluss. Das 
Gerät zieht bei 3V ca. 200-400 mA.

Da ich weder im Betrieb noch während des Fehlerbildes "pulsieren" mit 
Infrarot abnormale Wärme feststellen konnte, vermute ich den ersten 
Spannungswandler als Fehlerquelle.  Dieser lässt sich allerdings weder 
durch wärme, kälte oder mechanischem Stress zu einer gezielten 
Reproduktion des Fehlers bewegen. In einem Eintrag für einen anderen 
Beitrag für einen Disto D210 wird geschrieben, dass es sich bei diesen 
Gerät hier um einen MP3120 handeln könnte. Das könnte von der 
Pinbelegung und Taktfrequenz auch für meinen passen.

Habt ihr Ideen, wie ich den Fehler weiter eingrenzen kann?

VG
Markus

von Dieter S. (ds1)


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Du könntest das Gerät aus einem Labornetzteil nach der 
Spannungsversorgung (und ohne Batterien) betreiben und schauen wie es 
sich dann verhält.

: Bearbeitet durch User
von Achim M. (minifloat)


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Markus schrieb:
> Habt ihr Ideen,

Ja! 😁 Kannst du ein paar Bilder der Elektronik machen und hier 
reinstellen?

Uff, gleich Reballing, naja.

Hast du die Stromversorgung/Spannungsregler schon mal mit dem Oszi 
angesehen?

Gibt es Elkos?
Wie alt ist DerGerät?

Hast du ein Mikroskop, um Kerkos in der Stromversorgung genauer 
anzugucken? Gibt es Kerkos, die Risse aufweisen o.ä.?

Ist schließlich ein Profigerät für die Baustelle, kann also auch mal 
etwas "rustikal" bedient worden sein...😉

mfg mf

von Markus (pischu7)


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Danke für eure Rückmeldung!

Gute Idee mit der Überbrückung des ICs und direkter Versorgung, das 
teste ich morgen Abend.

Jaja, Reballing ist tatsächlich normalerweise nicht die erste Wahl. 
Allerdings hatte ich ein anderes Leica mal auf dem Tisch, da war das die 
Ursache. Ausserdem musste meine Heizplatte mal wieder zur jährlichen 
Funktionsprüfung. ;-)

Die Kerkos um den Spannungsregler rum schauen Tiptop aus, gerade nochmal 
mit dem Mikroskop gecheckt. Das Gerät ist von 2017, Elkos gibts keine 
weit und breit. Rein äusserlich sehr gepflegtes Gerät. Hatte wohl eher 
der Architekt als der Polier.

Was ich noch versucht habe: Zwischen 1 (OUT) und 2 (Enable) mein Oszi 
gehängt um eine instabile Spannung zu erkennen und die Ursache für die 
Abschaltung zu finden. Nachdem das Gerät viele Minuten lang lief, hing 
es sich dann doch auf. Nach reset wieder das pulsen.
So wie ich es interpretiere, bekommt der Spannungs-IC nicht das nötige 
Enable-Signal und schaltet sich ab bis wieder ein kurzes Enable kommt. 
Ich denke das Hilft mir in der Diagnose weiter, ich bin nur noch nicht 
sicher wie. :-)


VG
Markus

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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An der Speicherdrossel solltst du mehr erfahren. Da muss im normalen 
Betrieb an einem Ende der robuste Rechteck aus dem Schaltregler anliegen 
und auf der anderen Seite eine praktisch perfekte geregelte 
Gleichspannung. Ist sie wellig,  hat da ein Kondensator Kapazität 
verloren. Und der Spannungswächter der Ablaufsteuerung geht dann in den 
Reset - das führt zum Motorboating.

von Carypt C. (carypt)


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Sich nicht ausschalten lassen kenne ich vom mp3player(AAA), wenn die 
Batterie zu leer ist. Klar verbraucht der mp3player auch Strom im 
Aus-Zustand, er muß ja gucken, ob ich den Einschaltknopf drücke oder 
nicht. ich lege ein Stück Plastik zwischen die Batteriekontakte für 
Ganz-Aus.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> ich arbeite an einem Leica Disto D510 mit folgendem Fehlerbild:

> allerdings reagiert das Gerät nicht mehr auf
> Tasteneingaben. Nur ein entfernen der Batterien führt noch zum
> ausschalten.

> Die Batterien entladen sich bei ausgeschaltenem Gerät
> scheinbar ebenfalls.
>
> Auf dem Schreibtisch am Netzteil, kommt es auch häufig vor, dass das
> Display beim Einschalten "pulsiert" und nicht weiter bootet.
>

> In einem Eintrag für einen anderen
> Beitrag für einen Disto D210 wird geschrieben, dass es sich bei diesen
> Gerät hier um einen MP3120 handeln könnte. Das könnte von der
> Pinbelegung und Taktfrequenz auch für meinen passen.

Was passt zum Aufdruck auf dem Chip?!
https://www.digikey.com/en/htmldatasheets/production/1785782/0/0/2/101020587

>
> Habt ihr Ideen, wie ich den Fehler weiter eingrenzen kann?

Vielleicht ist ja das ausschliesslische Eingrenzen auf Bauteile schon 
die Falsche Vorgehensweise. Es könnten mehrere Fehlstellen sein, es 
könnte ein Leiterbruch im PCB sein, ... . Oder elektrisch leitfähiger 
Dreck der zu einem Kurzschluß führt. Und einiges von der Schilderung 
klingt nach wenig robuster Software, die aus unerfindlichen Gründen 
"hängen" bleibt. (bspw. zu viele Interrupts).

Falls es an Powersupply liegen sollte, dann erkennt man das bspw. anhand 
einer Aufzeichnung der Spannung bspw. per scope. Oder ein Multimeter 
zeigt dir an, das die Spannung der einzelnen Baugruppen nicht stimmt. 
Das sollte man sich insbesonders im Betrieb mit Netzteil anschauen.

Was sagt der Hersteller (Leica) zu diesem Fehlerbild? Garantiefall?

Bei einem Outdoor-gerät wie diesem ist es aber gut möglich, das man ohne 
Spezial-equipment sowieso nicht mehr die IP-Klasse (IP65: Strahlwasser-, 
Staubdicht) erreicht.

https://shop.leica-geosystems.com/sites/default/files/2020-12/D510_792312d_de.pdf?srsltid=AfmBOopJg85_6GDz4EtnROF78uroHRF67SdshKQuhVdPRb-9ON-o8xTU

PS: Da scheint ein Stück Litze über das PCB "zu wandern".

: Bearbeitet durch User
von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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PS2: Falls es wirklich das enable in der scope-Aufzeichnung ist, dann 
liegt das Signal "brutal daneben".

Die Strom-Wandlung wird nicht wirklich eingeschaltet, das sieht eher 
aus, also ob der Regler abgeschaltet werden soll, aber wieder mal 
hochkommt. das Ganze könnte auch ein Henne-Ei-Konstruktionsfehler zu 
sein (der IC der den Regler On/Off schaltet bekommt auch seine eigene 
Betriebsspannung von diesem). Ob da ein PullUp hilft? Vielleicht war da 
mal ein Gatter für mehrere Quellen am Enable-Signal und irgendwer hat 
die Ein-/Abschaltlogic in die Software verlagert ... ist auch nie 
aufgefallen solange die Stütz-C am Steuer-IC genug bufferten ... .

von Dieter S. (ds1)


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Beim DS210 wird der MP3120 per Taste eingeschalten und eine 
Selbsthaltefunktion läßt ihn an. Der Mikrocontroller kann dann per GPIO 
Pin die Spannungsversorgung abschalten. Beim DS510 wird es vermutlich 
ähnlich sein.

Nachtrag: ich habe hier einen Disto D3A mit einem Defekt an der 
Folientastatur. Äußerlich ist nichts zu erkennen, allerdings hat die 
Ein-/Ausschalttaste auch im nicht gedrückten Zustand einen relativ 
niedrigen Widerstand (weniger als 1 kOhm). Das Gerät zeigt teilweise 
merkwürdige Effekte, also eventuell auch mal das Tastenfeld prüfen.

: Bearbeitet durch User
von Markus (pischu7)


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Also, zunächst möchte ich mich erneut für eure sehr hilfreichen 
Antworten bedanken!

Nach einiger Suche bin ich mithilfe des Oszis und den Testpads auf 
unerwartetes hochfrequentes Rauschen im Fehlerfall (pulsieren) am 
Anschluss des Keypads gestoßen. Und tatsächlich: Ohne Keypad läuft das 
Gerät offenbar einwandfrei. Danke speziell an dich Dieter, du hast den 
Braten schon aus der Ferne gerochen! ;-)

Nach dem Ausbau des Keypad konnte ich den Fehler allerdings nicht 100 % 
eingrenzen. Die Leitungen des Keypads sind nur auf Folie gedruckt und 
überkreuzen sich mehrfach. Vermutlich ist an einer Stelle die 
Trennschicht schlecht geworden, was zum übersprechen geführt hat. Ein 
Versuch, die exakte Stelle zu finden und zu umgehen scheiterte dann 
leider.

Aber: Das Keypad gibt es bei Ali als Ersatz für 30 €.

Wenn der Ersatz verbaut ist, werde ich nochmal ein kurzes Update 
schicken, ob das jetzt auch die Lösung war

PS: Wenn jemand auch das Keypad wechseln möchte als Tipp: Nicht die 
Vorderseite komplett mit IP fluten um den Kleber zu lösen. Das Display 
liegt direkt darüber und ist dankbarer Abnehmer des überschüssigen IPs 
und revanchiert sich durch dunkle Flecken. Mal sehen wie gut das da 
jemals wieder rauskommt...

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