Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hameg HM408 Netzteil startet nicht korrekt


von Peter O. (peter_o)


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Hallo,
ich hab hier ein Oszi auf dem Tisch, das nicht richtig statrtet.
Schaltplan und 2 Oszillogramme im Anhang.
Folgendes Verhalten:
Beim Einschalten leuchtet die Power LED ca eine Sekunde. Dann geht er 
aus.
Folgende habe ich festgestellt:
1.) Wenn ich den Optokoppler IC409 oder den OP IC408 (Überwachung 5V + 
Regelung) entferne läuft das Teil. Die Betriebsspannungen +5V, +57V und 
+115V sind dann aber ca 10% höher als nominal.
2.) Die Schutzschaltung um T453 und T452 schließe ich aus. Das Setzen 
der Brücke ändert am Verhalten nix.
3.) Wenn ich am Optokoppler den Pin1 beim Start auf Masse lege, läuft 
das Gerät und alle Spannungen sind im Soll. Am PIN1 vom Optokoppler 
liegen dann ca 1V an.
4.) Das Oszillogramm SCR26 zeigt so einen Fehlstart. Auf Ch1 und Ch2 die 
12V Versorgung vor und nach dem Längsregler T404. (nur ca 8V !?) Warum? 
CH3 ist PIN1 vom Optokoppler IC409. Liegt bei ca 1V.
5.) SCR 27 Zeigt einen Start, wobei der PIN1 vom OP IC409 beim Start auf 
Masse liegt. Die 12V Versorgungsspannung CH1 wird schön ausgeregelt 
während die Versorgungsspannung etwas weiter steigt.
6.) Wenn das Oszi einmal gestartet wurde (mit der Brückung), kann ich es 
ausschalten und kurze Zeit später wieder normal einschalten.
Hat jemand ne Idee?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Peter O. schrieb:
> Wenn ich den Optokoppler IC409 oder den OP IC408 (Überwachung 5V +
> Regelung) entferne läuft das Teil.

Vorsicht mit solchen Experimenten. Es kann nämlich auch sein, das das 
Netzteil dann unkontrolliert hochläuft und schwereren Schaden als jetzt 
nimmt. Du hast da Glück gehabt. Ich würde erstmal Welligkeiten der 
Betriebsspannungen messen und vor allem die Elkos und die GR Diode des 
5V Kreises unter die Lupe nehmen.

von Marek N. (db1bmn)


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Peter O. schrieb:
> 1.) Wenn ich den Optokoppler IC409 oder den OP IC408 (Überwachung 5V +
> Regelung) entferne läuft das Teil.

Hi, das komplette Manual mit leserlichem Schaltplan und Layouts kennst 
du wahrscheinlich schon: 
http://bee.mif.pg.gda.pl/ciasteczkowypotwor/Hameg/hm408-1a.pdf

Das Netzteil regelt auf die +12V mittels IC408. Sollwert sind die 5 V 
aus der Windung W4. Wenn diese 5 V nicht korrekt hochkommen, hängt der 
Regler in einer Mitkopplung und startet nicht korrekt.

Vermutung:
* Zu hohe Welligkeit auf den 5 V. - Checken der Elkos an dieser 
Spannung. R479 (eigentlich obsolet bei dem geringen Bias-Strom des 
TL084) hochlöten und eine externe 5 V-Referenz einspeisen oder am Pin 3 
vom OPV mit einem Kondensator gegen GND glätten.

* Die I-Kondensatoren C478 & C470 haben einen (hochohmigen) Kurzschluss 
oder ziehen zu viel Leckstrom, so dass der I-Regler den Fehler nicht 
wegintegrieren kann und nur als P-Regler läuft.
Der OP zieht seinen Ausgang hoch und prägt einen DC-Strom in den 
Summenknoten am Pin 2 ein, um das Potenzial auf 5 V zu heben. Ich nehme 
an, R499 und R488 sind korrekt und haben keine thermischen Probleme oder 
kalte Lötstellen.


Viel Erfolg!

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Marek N. schrieb:
> Das Netzteil regelt auf die +12V mittels IC408. Sollwert sind die 5 V
> aus der Windung W4. Wenn diese 5 V nicht korrekt hochkommen, hängt der
> Regler in einer Mitkopplung und startet nicht korrekt.

Kann es nicht andersrum sein? Die geregelten 12V dienen als Referenz um 
die 5V nachzuregeln.
SCR26 zeigt: beim Fehlstart fehlt es an den 12V, dann werden auch die 5V 
und somit alles andere nicht passend geregelt. Worauf die 
Überwachungsschaltung um T454 vermutlich den Start abbricht.

Dass irgendwann alles geht spricht für einen Elko.
C451 und C452: Kältespray/Fön probieren, ob das Verhalten beeinflusst 
werden kann.

Auch eine Aufzeichnung deren Spannung und von +5V würde zeigen, ob die 
12V Vorspannung im Fehlerfall proportional zu klein bleibt.

von Marek N. (db1bmn)


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Ja, enschuldigung. Du hast Recht!
Das meinte ich eigentlich mit "Das Netzteil regelt auf die +12V" und 
habs doch wieder in meiner Brezel verknotet.

Also, die +12 V werden aus dem TL431 abgeleitet, der erstaunlicherweise 
genau auf die 8 V eingestellt ist. Diese Spannung steht auch im 
Schaltplan, aber fälschlicherweise an den +12 V.
Sie dienen dann ja auch als Referenz für die -12 V und -5 V. - Wollte 
man hier ein "Tracking" realisieren?

Nur die +57 V und + 115 V werden aus der Regelung der +5 V abgeleitet.

Ist halt die Frage, warum die 12 V manchmal nicht hochkommen wollen?
Zieht wärhendessen irgendwas an den U_Ref?
Ich gehe mal davon aus, dass Peter das Netzteil vom Rest des Scopes 
abgezogen hat.

Dann also das Spielchen am IC406 wiederholen:
* Elkos an W7 checken.
* Externe 8 V-Referenz einspeisen
* Thermisches Problem an R490 oder R492. Dann arbeitet der OPV nur als 
Spannungsfolger und gibt die 8V-Referenz 1:1 durch.

von Marek N. (db1bmn)


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Peter O. schrieb:
> 4.) Das Oszillogramm SCR26 zeigt so einen Fehlstart. Auf Ch1 und Ch2 die
> 12V Versorgung vor und nach dem Längsregler T404. (nur ca 8V !?) Warum?
> CH3 ist PIN1 vom Optokoppler IC409. Liegt bei ca 1V.

Das Blöde ist ja, dass in diesem Fall nicht mal die ungeregelten 12 V 
nicht hochkommen wollen. Also Fehler doch auf der Primärseite?
Dann wirds eklig ohne Differenztastkopf!

von Peter O. (peter_o)


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Hallo,
Vielen Dank für eure Hinweise. Werde mich da mal durcharbeiten und 
wieder berichten. Das kann aber einen Moment dauern.
Heute ist das Wetter zu gut um im Bastelkeller zu sitzen.

von Wolf17 (wolf17)


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Marek N. schrieb:
> Das Blöde ist ja, dass in diesem Fall nicht mal die ungeregelten 12 V
> nicht hochkommen wollen. Also Fehler doch auf der Primärseite?
Deshalb meine Bitte um ein Bild der 5V und U an C451 im Fehlstartfall. 
Dann sieht man, ob es schon primär fehlt.

> Dann wirds eklig ohne Differenztastkopf!
Warum reicht kein Trenntrafo für Messungen an der Primärseite?

von Marek N. (db1bmn)


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Ja, Trenntrafo für den Prüfling ist auf jeden Fall die sicherere 
Methode.

von Peter O. (peter_o)


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Hallo,
gute Nachrichten, das Ding läuft wieder!!
Es waren tatsächlich die 470µF Kondensatoren! Messen konnte ich bei 
allen nur ca. 390µF. Da haben die wohl ne schlechte Charge erwischt. 
Nachdem ich die dann alle getauscht habe, startet das Gerät wieder 
problemlos.
Hätte jetzt eigentlich nicht gedacht, dass das solche Auswirkungen hat, 
aber man lernt nie aus...
Vielen Dank für die Tipps hier.

von Wolf17 (wolf17)


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Peter O. schrieb:
> Es waren tatsächlich die 470µF Kondensatoren!
Schön, dass es wieder geht.
Waren das die von mir vermuteten C451 452 an W7, oder welche?

> Messen konnte ich bei allen nur ca. 390µF
-17% Kapazität sollten nicht solche Auswirkung haben. War was 
ausgelaufen oder aufgebläht?  Wie ist der Leckstrom bei (14V?) 
Betriebsspannung? Ist ein ESR Meter greifbar? Was misst der?

Wenn nicht nur einer, sondern wirklich beide ursächlich waren, sollte 
man die anderen vier baugleichen auch tauschen. (C454 455 457 460)

von Peter O. (peter_o)


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Wolf17 schrieb:
> Peter O. schrieb:
>> Es waren tatsächlich die 470µF Kondensatoren!
> Schön, dass es wieder geht.
> Waren das die von mir vermuteten C451 452 an W7, oder welche?

Ich hab alle 6 470µ Elkos ausgewechselt. Welcher jetzt ursächlich war, 
kann ich nicht mehr feststellen. Aber alle waren von der Kapazität 
ähnlich.
>
>> Messen konnte ich bei allen nur ca. 390µF
> -17% Kapazität sollten nicht solche Auswirkung haben. War was
> ausgelaufen oder aufgebläht?  Wie ist der Leckstrom bei (14V?)
> Betriebsspannung? Ist ein ESR Meter greifbar? Was misst der?

Ich hatte so einen Effekt auch nicht erwartet.
Ich hab mal den Leckstrom gemessen. Der ist aber bei allen weit unter 
1mA.
Mein chinesischer Bauteiletester zeigt mir ein ESR von 0,5 bis 1 Ohm und 
Verluste von max 3% an den Kondensatoren an. Das sind für mich auch 
keine Werte, die das erklären. Mit der ca 50kHz Schaltfrequenz sind die 
doch auch noch nicht soo hoch belastet..
>
> Wenn nicht nur einer, sondern wirklich beide ursächlich waren, sollte
> man die anderen vier baugleichen auch tauschen. (C454 455 457 460)
Wie schon beschrieben, hab ich alle 6 getauscht. Meine Grabbelkiste gab 
ausreichend Ersatz her. Die 1000µF und die 10µF 250 V Elkos waren alle 
messtechnisch im grünen Bereich..

von Peter O. (peter_o)


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Jetzt muss ich hier mal meinen Frust loswerden und ein wenig Mimimi!
Also das Ding läuft elektrisch jetzt wieder einwandfrei.
Hab nochmal die Frontplatte und die versifften Knöpfe gereinigt und 
alles wieder zusammengebaut und jetzt streikt der Drehknopf für die 
Zeitbasis!
Das Ding war mir schon vorher aufgefallen, weil ich den Knopf 
"durchdrehen" konnte. Hab mir gedacht, ok, da hat´s wohl den Anschlag 
zerlegt und mich nicht weiter drum gekümmert, weil der Schalter 
ansonsten einwandfrei funktionierte. Schönheitsfehler war lediglich, 
dass die ReadOut Anzeige in der "verbotenen" Position sinnfrei war.
Aber jetzt sitzt der Drehknopf fest und ich kann ihn fast gar nicht mehr 
bewegen. Das Ding da auszubauen ist echt kein Spass...glaub ich. Man Ey! 
:-(
Wünsche euch ein schönes Wochenende!

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Peter O. schrieb:
> Das Ding da auszubauen ist echt kein Spass...glaub ich. Man Ey!
> :-(

Schlaf' ne Nacht drüber oder zwei. Oder mehr.

Ich habe auch ein Hameg HM408 und bin damit prinzipiell zufrieden. 
Schöne scharfe Darstellung wegen hoher Beschleunigungsspannung. Habe 
mich aber für Deinen Thread interessiert, weil ich evtl. das gleiche 
Problem bekommen könnte.

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