Forum: PC Hard- und Software Verbindung zu Mobilgerät mit interner Provider-IP herstellen?


von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Ich muss demnächst einen von uns gefertigten Automaten bei einem Kunden 
aufstellen. Dieser erfordert einen Internetzugang, den der Kunde als 
vorhanden bestätigt hat. Leider hat er vergessen zu erwähnen, dass es 
sich dabei um eine Mobilfunkverbindung per LTE-Router handelt.

Für die Grundfunktionen des Automaten reicht das im Prinzip auch aus, 
aber gerade in der Anfangsphase sind viele Updates, Einstellungen und 
schlicht die Beobachtung der Vorgänge dort notwendig, was ich bisher 
immer mittels VNC bzw. SSH und SFTP gemacht habe.

Der Mobilfunkrouter bekommt aber leider eine IP-Adresse aus dem internen 
privaten Netz des Providers, was sich auch nicht kurzfristig ändern 
lässt. Nun stehe ich vor der Aufgabe, irgendwie die Erreichbarkeit 
sicherzustellen.

Aus früheren Experimenten mit einem LTE-Router und einem IP-Tischtelefon 
weiss ich noch, dass die Erreichbarkeit beim Aufechterhalten bzw. nur 
sehr kurzen Unterbrechungen der TCP-Verbindung erhalten bleibt. Rief ich 
über den LTE-Router jemanden an, ging das problemlos - klar, ich war der 
Initiator aus dem Mobilnetz heraus. Legte ich auf und man rief mich 
zurück, klappte das nur innerhalb einiger Sekunden, danach war ich nicht 
erreichbar. Klar, Verbindung geschlossen, IP weg.

Wenn ich nun in die Automatensoftware z.B. einen permanenten Ping (oder 
wenigstens zu festgelegten Zeiten, um den Traffik nicht ins uferlose 
wachsen zu lassen) auf meine Fritzbox (mit myfritz.net, eine Art DynDNS) 
einbaue, sollte ich doch die Kiste auch mit aneren Protokollen erreichen 
können, oder?

Andere Vorschläge? Danke für Tips.

von Stephan S. (uxdx)


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1. Der Automat baut eine VPN-Verbindung zu Eurem Server auf.

2. Der Automat schreibt ein log und schiebt das auf Euren Server.

3. Welchen Anbieter hat der Kunde, bei Telekom und Congstar sind mit 
Tricks öffentliche IPs drin.

4. Falls eine IPv6-Adresse möglich ist, dann gehts auch.

: Bearbeitet durch User
von Axel G. (axelg) Benutzerseite


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Bau von deiner Maschine eine autossh Verbindung zu einem dir 
zugänglichen Server auf.

 /etc/default/autossh:SSH_OPTIONS="-N -o 'ServerAliveInterval 60' -o 
'ServerAliveCountMax 3' -p 22 -R 4711:localhost:22 morchel@dein.server 
-i /etc/tunnel/.ssh/id_rsa"

systemctl enable autossh


Vom Server aus kannst du dann ssh Weiterleitungen zu beliebigen 
Ports/Protokollen machen.

ssh -p 4711 -L 8907:localhost:8080 maschinennutzer@localhost

von Frank K. (fchk)


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Ich habe für meinen Arbytegeber einen Fernwartungsrouter gebaut, der ein 
normales LTE M.2 Modem und eine handelsübliche SIM verwendet.

Um das Erreichbarkeitsproblem zu lösen, habe ich eine SMS-Schnittstelle 
implementiert. Ich kann dem Ding per SMS Befehle schicken, und das führt 
die dann aus. Z.B. VPN-Verbindung (Wireguard) auf und abbauen, reboot, 
Netzqualität zurückmelden etc etc. Funktioniert seit Jahren einwandfrei.

Noch hybscher wäre ein Telefonanruf, Steuerung per DTMF und Rückmeldung 
per Sprachansage. Aber das war mir dann doch zu viel Aufwand gewesen. 
Das Problem mit SMS ist nämlich, dass bei einigen Verträgen es 
sogenannte Nebenkarten gibt, die keine SMS empfangen können - das kann 
dann nur die Hauptkarte.

fchk

von Frank K. (fchk)


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Stephan S. schrieb:

> 4. Falls eine IPv6-Adresse möglich ist, dann gehts auch.

Vorsicht. Ich habe das mal ausprobiert, und bei mir ging das nicht. Der 
Netzbetreiber hat nur tcp6-Verbindungen vom Mobilfunkgerät zugelassen, 
keine eingehenden. War meine ich telefonica/o2-Netz gewesen, Provider 
weiß ich jetzt nicht mehr.

fchk

von Ein T. (ein_typ)


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Axel G. schrieb:
> Bau von deiner Maschine eine autossh Verbindung zu einem dir
> zugänglichen Server auf.
>
>  /etc/default/autossh:SSH_OPTIONS="-N -o 'ServerAliveInterval 60' -o
> 'ServerAliveCountMax 3' -p 22 -R 4711:localhost:22 morchel@dein.server
> -i /etc/tunnel/.ssh/id_rsa"
>
> systemctl enable autossh
>
> Vom Server aus kannst du dann ssh Weiterleitungen zu beliebigen
> Ports/Protokollen machen.
>
> ssh -p 4711 -L 8907:localhost:8080 maschinennutzer@localhost

Das sehe ich genauso, SSH reicht in diesem Anwendungsfall wahrscheinlich 
vollkommen aus. Allerdings: Deine Ports passen leider nicht zueinander, 
außerdem bindet das Remote-Forwarding an alle Netzwerkschnittstellen.

Darum sei daran erinnert, daß OpenSSH seit einigen Versionen auch über 
UNIX Domain Sockets tunneln kann. Leider legt OpenSSH die Socket-Datei 
mit dem konnektierenden Benutzer und seinen Standard-Zugriffsrechten an, 
und räumt diese Dateien leider auch nicht automatisch wieder weg, wenn 
der Server neu gestartet wird oder Ähnliches. Dennoch finde ich das ganz 
elegant, weil die Socketdatei(en) sprechende Namen haben und Anwender 
nicht wissen müssen, wer oder was hinter den anonymen Portnummern zu 
erreichen ist.

Für einen Anwendungsfall in einem Docker Swarm habe ich deswegen eine 
eigene Implementierung in Golang entwickelt, die diese Schwächen behebt. 
Wenn hier jemand daran interessiert sein sollte, frage ich beim 
Auftraggeber nach, ob ich sie veröffentlichen darf.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Der LTE-Router steht ausserhalb des Automaten und ist mit LAN-Kabel über 
einen Switch mit diesem verbunden. Ob das dann mit der SMS klappt, weiss 
ich so noch nicht ...

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Frank E. schrieb:
> Ich muss demnächst einen von uns gefertigten Automaten bei einem Kunden
> aufstellen. Dieser erfordert einen Internetzugang, den der Kunde als
> vorhanden bestätigt hat. Leider hat er vergessen zu erwähnen, dass es
> sich dabei um eine Mobilfunkverbindung per LTE-Router handelt.

Jetzt sag bloß der würde ansonsten einfach so einen Zugriff von Außen 
auf eine gerade von einer Fremdfirma ins Netz gebrachte Kiste zulassen? 
Heilig’s Blechle.

> Der Mobilfunkrouter bekommt aber leider eine IP-Adresse aus dem internen
> privaten Netz des Providers, was sich auch nicht kurzfristig ändern
> lässt.

Ja, Carrier-Grade NAT des Mobilfunkbetreibers.

> auf meine Fritzbox

Eine Fritzbox als Edge-Router im "professionellen" Einsatz? Heilig’s 
Blechle, da haben sich zwei Firmen gefunden.

> Andere Vorschläge? Danke für Tips.

Allgemein: Da du hier seit Jahren immer wieder mit merkwürdigen 
Vorstellungen zu Networking auffällst (z.B. 
Beitrag "IP-Subsysteme im LAN effektiv finden?") und das 
offensichtliche beruflich machst, einfach mal hinsetzen und die ganzen 
Grundlagen lernen, um vom Hobbybasteln weg zu kommen. Dann von vorne 
herein deine Kisten so bauen dass sie typischen Verhältnissen in 
Kundennetzwerken gerecht werden. Wirklich, was du so über Networking 
schreibst tut echt weh.

Speziell: Tunneln. Wenn dein Kunde nicht ganz so blöd ist wie du ihn 
darstellst dann in Absprache mit ihm (seiner IT), weil das ein 
Sicherheitsrisiko sein kann. Das kannst du mit einem VPN machen, ein 
SSH-Tunnel (wie andere schon schrieben) oder welche Technik dir und 
deinem Kunden gefällt.

von Harry L. (mysth)


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Ich hatte vor einigen Jahren mal ein ganz ähnliches Problem.

Gelöst haben wir das, indem wir einen zusätzlichen billigen OpenWRT 
Router zwischen Maschine und Mobilfunk-Router gesteckt haben, der dann 
via VPN (in unserem Fal OpenVPN) eine Verbindung zu unserem Server 
aufgebaut hat.

: Bearbeitet durch User
von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Hannes J. schrieb:
> Jetzt sag bloß der würde ansonsten einfach so einen Zugriff von Außen
> auf eine gerade von einer Fremdfirma ins Netz gebrachte Kiste zulassen?
> Heilig’s Blechle.

Hauptsache wichtig tun, loslabern und von der Realität null Ahnung.

Es geht um eine Autowaschanlage und die steht am Rande einer Kleinstadt 
in der Pampa, da gibts kein "Firmennetz". Ich brauche auch kein 
dauerhaftes VPN sondern will nur hin und wieder mal ein par 
Einstellungen ändern.

> Vorstellungen zu Networking auffällst (z.B.
> Beitrag "IP-Subsysteme im LAN effektiv finden?") und das
> offensichtliche beruflich machst

Ja, sehr auffällig, kommt praktisch niemals vor. Das könnte aber auch an 
einem Kreativitäts-Defizit aufgrund langweilig lauwarmer Umgebung 
liegen.

Anstatt mich ebenfalls zu echauffieren, habe ich einfach eine 
zuverlässige Lösung selber geschrieben. Die findet alle Geräte aus einer 
MAC-Adressliste in einem /24-Netz in ca. 10s.

Zurück zum Thema: Ich werde in den nächsten Tagen mal die ursprüngliche 
Idee mit den Pings als "Routen-Öffner" ausprobieren und dann berichten 
...

von Harald K. (kirnbichler)


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Frank E. schrieb:
> Die findet alle Geräte aus einer
> MAC-Adressliste in einem /24-Netz in ca. 10s.

Und Du nimmst an, daß Du in einem gerouteten Netz irgendwelche 
MAC-Adressen findest?

von Frank K. (fchk)


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Frank E. schrieb:
> Der LTE-Router steht ausserhalb des Automaten und ist mit LAN-Kabel über
> einen Switch mit diesem verbunden. Ob das dann mit der SMS klappt, weiss
> ich so noch nicht ...

Mit einem 08/15 Router nicht. Mit meinem schon.

fchk

von (prx) A. K. (prx)


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Hannes J. schrieb:
> Eine Fritzbox als Edge-Router im "professionellen" Einsatz?

Wir haben eine zweistellige Anzahl Fritzen als DSL- oder Kabel-Modem im 
professionellen Einsatz. Die Dinger funktionieren. Stört dich das 
Plastikgehäuse statt edlem Metall?

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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(prx) A. K. schrieb:
> Stört dich das
> Plastikgehäuse statt edlem Metall?

Manch einen stört jede Bedienoberfläche, die nicht die Eingabe von 
Regex-Ausdrücken und das Schreiben von Skripten mit vi erfordert. Das 
ist so eine Art Elitendenken oder sowas; derartige Leute verwenden auch 
gerne den Begriff "Plasterouter", um ihrer Überlegenheit Ausdruck zu 
verleihen.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Frank E. schrieb:
> Legte ich auf und man rief mich
> zurück, klappte das nur innerhalb einiger Sekunden, danach war ich nicht
> erreichbar. Klar, Verbindung geschlossen, IP weg.

Das hat mit der IP nichts zu tun und passiert auch bei fester IP. Das 
Telefon baut die Verbindung zum Server (der externen Tk-Anlage) auf und 
meldet sich zyklisch. Der Internet-Router hat ein Timeout, wenn dieses 
kürzer ist, fällt die Erreichbarkeit weg. Das ist über 10 Jahre her, 
dass ich mich in einem Firmennetz damit befassen musste, da war das für 
uns noch Neuland.

Mit Fritz zuhause sieht das etwas anders aus, die lässt komenden Verkehr 
auf den Telefon-Portnummern zu.

Frank E. schrieb:
> Hannes J. schrieb:
>> Jetzt sag bloß der würde ansonsten einfach so einen Zugriff von Außen
>> auf eine gerade von einer Fremdfirma ins Netz gebrachte Kiste zulassen?
>> Heilig’s Blechle.
>
> Hauptsache wichtig tun, loslabern und von der Realität null Ahnung.

Wieso führst Du hier ein Selbstgespräch?
Du verkaufst hier eine Fernwartung, ohne die zugehörigen Grundlagen zu 
kennnen!

> Ich brauche auch kein
> dauerhaftes VPN sondern will nur hin und wieder mal ein par
> Einstellungen ändern.

Ich kenne sicherheitskritische Anlagen, wo der Kunde nur bei Bedarf die 
Leitung einsteckt. Dein "Problem" ist keines, der Kunde wird nicht von 
Dir erreicht, sondern baut von seiner Seite aus die Verbindung auf.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Harald K. schrieb:
> Frank E. schrieb:
>> Die findet alle Geräte aus einer
>> MAC-Adressliste in einem /24-Netz in ca. 10s.
>
> Und Du nimmst an, daß Du in einem gerouteten Netz irgendwelche
> MAC-Adressen findest?

Nein, davon war niemals die Rede. Es geht "nur" um Netzwerkteilnehmer 
innerhalb des gleichen /24er Subnet.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Manfred P. schrieb:

> Ich kenne sicherheitskritische Anlagen, wo der Kunde nur bei Bedarf die
> Leitung einsteckt. Dein "Problem" ist keines, der Kunde wird nicht von
> Dir erreicht, sondern baut von seiner Seite aus die Verbindung auf.

Kenn ich auch, aber in meinem Fall ist dort meist niemand, der das Kabel 
einsteckt. Pampa eben ... kein großartiger Industriebetrieb mit 
IT-Abteilung.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Manfred P. schrieb:
> Frank E. schrieb:
>> Legte ich auf und man rief mich
>> zurück, klappte das nur innerhalb einiger Sekunden, danach war ich nicht
>> erreichbar. Klar, Verbindung geschlossen, IP weg.
>
> Das hat mit der IP nichts zu tun und passiert auch bei fester IP.

Nö. Bei einer festen IP weiss ich ganz genau, wo ich mein SYN-Packet 
hinschicken muss. Bei dem privaten Provider-Netz wird die soeben noch 
benutze IP nach einer Trennung sofort kassiert und dem nächsten 
Bedürftigen gegeben. Jede Verbindung aus Mobile-Richtung kommt nach 
einer kurzen Unterbrechung mit einer anderen IP daher, das hab' ich 
ausführlich getestet.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Ein T. schrieb:
> Für einen Anwendungsfall in einem Docker Swarm habe ich deswegen eine
> eigene Implementierung in Golang entwickelt, die diese Schwächen behebt.
> Wenn hier jemand daran interessiert sein sollte, frage ich beim
> Auftraggeber nach, ob ich sie veröffentlichen darf.

Wäre es auch möglich, mir so etwas privat zukommen zu lassen? Danke.

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