Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Schraubendreherköpfe nachhärten - Idee?


von Tim (tieger)


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Es geht um Verbesserungen kleiner Werkzeuge für Schrauben.

Frage an die erfahrenen Forenmetallurgen von einem Neugierigen:

Wäre eine passende Glut mit "Hausmittel" aka kleiner Gasflamme möglich?

Hätte da einen Gasbrenner für Cu-Rohr Fittings, mit dem mir sporadisch 
auch Hartlötungen bei Messing gelangen - oder eignete sich dazu etwa so 
ein China-Induktionsheater auf IGBT-Basis?

Schutzbrille und Lederklamotten sind da. Auch zwei Wochen 
Schutzgaserfahrung (eigenes Fahrzeug bekam danach den TÜV-Aufkleber).

Klingenschmiede in einer TV-Serie nutzten Motorenöl - worauf achten?
Versuch macht kluch ist klar, aber Abkürzungen wären mir willkommen.

Also jede Idee, auch noch so absurd - wenns funktioniert, her damit!

: Bearbeitet durch User
von Armin X. (werweiswas)


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Tim schrieb:
> Hätte da einen Gasbrenner für Cu-Rohr Fittings, mit dem mir sporadisch
> auch Hartlötungen bei Messing gelangen, oder?

Damit kommst Du noch nicht mal annähernd in die Temperaturzone die Du 
fürs Härten benötigst. Deine Beobachtung mit dem Hartlöten, wo Du nur ca 
600C° im Material benötigst bestätigt dir deine Bedenken. ich hab das 
Thema Hartlöten, selbst mit Silberlot, daher für mich abgehakt.

Zudem denke ich, dass Schraubendreher die ab Werk nicht korrekt gehärtet 
sind aus minderwertigem Material bestehen welches nach einem 
"erfolreichen" Härten dann zwischen Glashart und zu weich kaum Spielraum 
lassen. Auch nach anlassen nicht.

: Bearbeitet durch User
von Wastl (hartundweichware)


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Tim schrieb:
> Schraubendreherköpfe nachhärten - Idee?

Neu kaufen und auf super Qualität achten.

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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Tim schrieb:

> Also jede Idee, auch noch so absurd - wenns funktioniert,
> her damit!

Einsatzhärten geht im Prinzip werkstattmäßig mit Propan-
brenner; war selbst (als Zuschauer) dabei.

Setzt aber geeignetes Pulver zum Aufkohlen, geeigneten
Stahl und genügend Erfahrung für das abschließende
Anlassen voraus.

Unterlässt man letzteres -- wie mein schlampiger Kollege --,
macht es nächsten Morgen "KRAX!", wenn der Monteur den
Schraubenzieher etwas robuster verwendet...

Mit irgend welchem gekauften Werkzeug sehe ich die Chancen
eher beschränkt; wer weiss, was der für Werkstoff ist...

von Tim (tieger)


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@ alle
Danke & ein schönes Wochenende :)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das ist halt immer die Frage, welchen Stahl man da wirklich benutzt hat 
und wie gut der sich härten lässt.

Mit dem (gebrauchten) Motoröl versuchen manche, etwas Kohlenstoff in den 
glühenden Stahl zu bringen, damit sich wenigstens eine etwas härtere 
Randschicht ausbildet. Das Öl kühlt den Stahl auch nicht ganz so schnell 
ab wie Wasser.

Anlassen muss man das hinterher definitiv, aber da muß man auch die 
richtige Temperatur für wissen, daß der Stahl hinterher eine brauchbare 
Härte hat.

von Gerald B. (gerald_b)


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Nitrierhärten a la Mittelalter - rotglühend in Urin abschrecken ;-)
Wegschmeißen kann man die Dinger im Zweifelsfall danach immer noch.

Beitrag #7867499 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Tim (tieger)


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@ alle
nochmals danke f. die Ermunterungen, Hinweise und Warnungen.

Neu kaufen ist auch eine Option.

Lernen durch Machen und Scheitern ist für Idioten wie mich besser.

(es ist um fünf Uhr herum, die Amsel pfeifft das Lied "früher Vogel 
fängt den Wurm" und ich lerne heute autodidaktisch Fachbegriffe der 
Metallurgie)

Habe frei nach Sträter einen kleinen Recherchen aka Lexikon gefunden und 
liste weitere Fundstücke für andere Interessierte auf:

http://www.hertsch.ch/_pdf/Hertsch_%20Stahl-Glossar_17.pdf

https://www.lehrerfreund.de/technik/1s/waermebehandlung-von-stahl-gluehen-haerten-vergueten/3684

https://aba-fachverband.info/wp-content/uploads/schmieden.pdf

https://www.invertech.at/produkte/lote_flussmittel/zusatzwerkstoffe/aufstreuhaertepulver_fuer_stahl__durol___500g-6086



...
Nachtrag aus #2

"Ein Bohrer etwa muss durchgehärtet sein, damit er beim Nachschleifen 
nicht weich wird. Ein Zahnrad dagegen darf bei hoher Beanspruchung nicht 
zerspringen: Seine Zähne müssen im Innern zäh bleiben, damit sie auch 
bei stoßweiser Beanspruchung oder bei plötzlichen Drehmomentsteigerungen 
elastisch nachgeben können. Trotzdem darf ihre Oberfläche nicht 
vorschnell verschleißen: sie sollte also hart sein."

ich denke, darum gehts. Mir sind Spitzen hochwertigster Hersteller 
gesprungen.

Nicht wegwerfen.

Der Vorteil einer hochwertigen Halbklinge ist, der verbliebene Dorn 
kratzt und markiert z.B. Stahl bestens, bohrt gut und öffnet "magisch" 
Kreuzschlitze aller Art.

: Bearbeitet durch User
von Gerald B. (gerald_b)


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Tim schrieb:
> "Ein Bohrer etwa muss durchgehärtet sein, damit er beim Nachschleifen
> nicht weich wird.

Auch beim Härten gibt es unterschiedliche Härtegrade, die man durch 
Anlassen erreichen kann, indem man von "Glashart" dosiert wieder etwas 
zurücknimmt.
Die Arbeit macht sich aber kaum noch ein Hersteller.
Das was es im "Bastlerbedarf" und als Baumarktware so gibt, schaut zwar 
durch Titannitridoberfläche wertig aus, ist aber oft Murks.
Die Dinger sind fast so spröde, wie Vollhartmetall und brechen bei 
kleinstem Verkanten. Das lässt sich aber oft nicht vermeiden. Wenn man 
bspw. KK bohrt und trifft auf der Rückseite halb die Rippe, ist meist 
der Bohrer futsch. Oder man bohrt durch ein Sandwich aus 
unterschiedlichen Materielien.
Diese inneren Werte sieht man einem Bohrer leider nicht an. Also kauft 
man im Zweifelsfall das 10erPack bei Pollin und kalkuliert die Schwund 
mit ein.

von Tim (tieger)


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Gerald B. schrieb:
> Das was es im "Bastlerbedarf" und als Baumarktware so gibt, schaut zwar
> durch Titannitridoberfläche wertig aus, ist aber oft Murks.
> Die Dinger sind fast so spröde, wie Vollhartmetall und brechen bei
> kleinstem Verkanten.

Wenn die brechen, dann endgültig Schrott - oder vlt. moderat Anlassen 
bevor die zersplittern?

Gut vorher zu wissen wg. Kosten, Zeit und Teufel in Not besser nicht.

Ich schleife HSS-Bohrer nach, notfalls auch mit eingespannter Flex...

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Butterstahl bleibt Butterstahl.

Gerne in Form hochgradig minderwertiger "Uhrmascherschraubendreher" im 
Set verkauft - silberne Metallgriffe, schwarze Butterstahlklinge.

von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Harald K. schrieb:
> Gerne in Form hochgradig minderwertiger "Uhrmascherschraubendreher" im
> Set verkauft - silberne Metallgriffe, schwarze Butterstahlklinge.

Kenne ich, kriegt man dauernd geschenkt und ist seit 50 Jahren immer der 
gleiche Müll. Die Dinger taugen oft nicht mal dazu, die Bügel der Brille 
fest zu schrauben, weil sie dafür zu dick sind. Allerdings man sie 
leicht passend zurecht feilen.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Schraubenzieher (-dreher) sind nicht gehärtet, die Klingen würden zu 
schnell ab- oder ausbrechen. Sie sind (sollten zumindest) nicht aus 
"China-Weichblei" sein, sondern ordentlicher "Werkzeugstahl"

Old-Papa

von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Old P. schrieb:
> Schraubenzieher (-dreher) sind ... aus ordentlichem "Werkzeugstahl"

Dann diskutieren wir eben gerade über Schraub-Werkzeuge.

von Rudi K. (ykabel)


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Harald K. schrieb:
> Butterstahl bleibt Butterstahl.
>
> Gerne in Form hochgradig minderwertiger "Uhrmascherschraubendreher" im
> Set verkauft - silberne Metallgriffe, schwarze Butterstahlklinge.

Hochwertig werden diese Sets dann durch einen Markennamen gepusht
Im Drogeriemarkt (!!!) z.B. 25,99 €
https://www.mueller.de/p/maerklin-70900-werkzeugset-167952/?_pmclid=b_21407444_wp_4754915_k_6951541&gad_source=5&gclid=EAIaIQobChMIw-H825D2jAMVOJ2DBx1lqA3VEAQYBCABEgIgB_D_BwE

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Butterstahlklinge
In etwa so wie ein Kuchenblech-Safe?

von Harald K. (kirnbichler)


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Ben B. schrieb:
> In etwa so wie ein Kuchenblech-Safe?

Könntest Du versuchen, richtig zu zitieren? Einfach mal so? Probier's 
mal, es tut nicht weh.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Harald K. schrieb:
> Ben B. schrieb:
>> In etwa so wie ein Kuchenblech-Safe?
>
> Könntest Du versuchen, richtig zu zitieren? Einfach mal so? Probier's
> mal, es tut nicht weh.

Er meint wahrscheinlich das legendäre "Kuchenblech-Mafia" Video.
Hier zum Ablachen... Ist uralt aber noch immer legendär.

https://youtu.be/PVhYhLQ4Y64?si=jbu4nDMs5gubPEGN

Old-Papa

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Der "Kuchenblech-Tresor" beiYT hat die Flex leider überfordert, da es 
ein ordentlicher Tresor war. Bei Schraubendrehern gibt es auch einige 
von Wiha, die ganz gut sind. Wenn man gleich einen Satz kauft, wird es 
billiger.
Butterstahl, wird durch meisterhaftes Härten auch nicht viel besser, wie 
man oben schon lesen konnte. Es kommt auf die Zusammensetzung an. 
Anteile von Cr und Ni sind meist nützlich.

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