Forum: HF, Funk und Felder Spektrumanalysator & Leistung


von Student0815 (Gast)


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Hallo allerseits,

ist wohl eine dämliche Frage, aber ich habe die Leistungsanzeige am 
Spektrumanalysator noch nicht so ganz verstanden.

Als Einheit steht im Display dBm, angezeigt wird aber doch das 
Leistungsdichtespektrum meines Signals? Müsste die Einheit dann nicht 
dBm/Hz oder dBm/Messbandbreite sein oder sowas?

Wenn ich die Doku recht verstehe, misst der SA in Schritten seiner 
resolution bandwidth und erzeugt für jede dieser Messungen z.B. einen 
Punkt in der Anzeige. Damit müsste die angezeigte Leistung doch direkt 
von der RBW abhängen? Oder wird das gleich wieder irgendwie normiert?

Wenn ich auf der anderen Seite irgendwelche HF-Bauteile habe, 
Verstärker, Mischer etc., dann sind Angaben wie IP3, Compression Point 
etc. auch in dBm. Diese Angabe würde wohl für ein imagineres 1Hz-breites 
Signal am meisten Sinn machen (meine Annahme, richtig?). Was ist dann 
aber mit der Gesamtenergie meines Signals, das viel breitbandiger ist, 
die darf doch sicher auch nicht beliebig groß sein?

Meine Komillitonen haben das leider auch nicht so recht kapiert. Habe 
mir Agilent Appnote 150 angesehen, aber keine Erklärung der 
Leistungsangabe gefunden. Kann mir jemand eine Quelle empfehlen wo das 
Ganze idiotensicher erklärt wird?

Danke!
Sebastian

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Im Prinzip ist das so, wie du dir das vorstellst.

Letztlich hängt das aber von der Bandbreite ab, über die der Generator
selbst die Leistung streut.  Normalerweise legt man die RBW größer als
die Bandbreite des Nutzsignals, damit hat man dann an dieser Stelle
die gesamte Leistung des Nutzsignals in der Messung erfasst, abzüglich
natürlich der Leistung in Nebenaussendungen (die erstmal weggefiltert
werden, wenn man die Grundwelle misst), aber die sind ja in der Regel
einige Größenordnungen unter dem Nutzsignal, damit geht die Differenz
in der allgemeinen Messungenauigkeit des Speckis unter.  Sooo genau
sind die Teile ohnehin nicht, auf ein Dezibel kommt's dabei nicht an.
Wenn man Leistungen genau messen will, nimmt man einen thermischen
Leistungsmesser (der natürlich auch nur wiederum seine Grenzen hat).

von Ralph B. (rberres)


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0dbm entspricht 1mW an 50 Ohm entspricht 223mV an 50 Ohm.

Die dbm Angabe im Digitalen Display des SA ist der Pegel der gebraucht 
wird um den Strahl auf die oberste Linie im Oszillografendisplay 
abzulenken. Diese ist unabhängig von der Resolutionbandbreite.

Von der Resolutionbandbreite abhängig ist das Eigenrauschen des SA auf 
der Linie ganz unten im Oszillografendisplay.

Ralph Berres

von Detlef _. (detlef_a)


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>>Diese ist unabhängig von der Resolutionbandbreite.

Warum, das war ja gerade die gestellte Frage.

Anbei ein ganz gutes tutorial.

Cheers
Detlef

von hewlett (Gast)


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Als Beispiel mal ein FM-Sendesignal im UKW Bereich.

Die Anzeige in dBm entspricht unabhängig von der Bandbreite dem Pegel an 
der Eingangsbuchse.
Bei Änderung der Bandbreite bleibt der Pegel gleich, aber der S/N 
Abstand des Signals zum unteren Rauschpegel am Display ändert sich im 
log Maßstab.

Also eine Bandbreitenänderung von 100 kHz zu 300 kHz entspricht einer 
Änderung des S/N Abstandes von 10log 3 = 4,7 dB.
Die Anzeige des Nutzsignalpegels bleibt dabei gleich.

von hewlett (Gast)


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Das Grundrauschen am Analyzerdisplay entspricht dem Eigenrauschen des 
S.A. in dBm pro eingestellter Bandbreite.
Eine Rauschpegelanzeige von -100dBm ohne Eingangssignal in der 
Bandbreite  100kHz sinkt auf -110 dBm in der Bandbreitenstellung 10 kHz.
In dieser Stellung kann also ein Nutzsignal von > -110 dBm dargestellt 
werden.
Durch Verringerung der Bandbreite steigt die "Empfindlichkeit" des S.A.
jedoch kann dann eben nur ein bestimmtes Bandbreitensegment, z.B. aus 
einem UKW Sendestationsspektrum dargestellt werden.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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hewlett schrieb:
> Als Beispiel mal ein FM-Sendesignal im UKW Bereich.

Dein Beispiel fehlt. ;-)

> Die Anzeige in dBm entspricht unabhängig von der Bandbreite dem Pegel an
> der Eingangsbuchse.
> Bei Änderung der Bandbreite bleibt der Pegel gleich

Nur bis zu dem Punkt, da die RBW so klein wird, dass du die einzelnen
Spektrallinien auflösen kannst.  Danach sieht man dann, dass sich die
Summenleistung auf diese Linien aufteilt.  Ich habe mal den 1750-Hz-
Relais-Rufton eines Afu-Geräts mit 10 kHz und 1 kHz RBW gemessen.  Man
sieht den 3-dB-Unterschied bei 1 kHz, da sich die Leistung im Wesent-
lichen auf die zwei "dicksten" Linien aufteilt.

Das geringere Grundrauschen ist natürlich ebenfalls erkennbar, spielt
aber hier keine große Rolle.  Im zweiten Bild verschwindet es bereits,
da ich mal die "baseline clip"-Taste gedrückt habe, damit man die
Angaben unten noch lesen kann.

Realistischerweise würde man dieses Spektrum zur Leistungsbewertung
mit einer RBW von 30 kHz (hat mein Specki nicht) oder 100 kHz messen.
Dann hat man eine "schöne" Glockenkurve, die in der Spitze die
emittierten 100 mW (20 dBm) gut darstellt.

von Detlef _. (detlef_a)


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So hatte ich das verstanden: Die Resolution Bandwidth macht Dir ein 
Bandbreite-Fenster auf, in der die Energie des gesehenen Signals 
gemessen wird, sei es FM Sender oder Rauschen. Macht man die RBW 
kleiner, sinkt die Rauschleistung. Ist die RBW noch breit genug, dass 
z.B. ein Radiosender reinpaßt, wird der in der Leistung immer noch 
korrekt angezeigt. Falls die RBW in die Größe der Bandbreite des 
Nutzsignals kommt, kann es Verfälschungen geben, siehe das modulierte 
Signal oben.

Hat man ein Signal, das per se breitbandig ist, z.B. OFDM moduliert, 
hängt die angezeigte Leistung sehr wohl von der RBW ab und man muß das 
entsprechend berücksichtigen (oder wie mein HF Kollege sagt 'Leistungen 
mißt man mit einem Leistungsmesser und nicht mit einem Spektrum 
Analyzer').

Soweit zur Resolution Bandwidth. Und was ist die Video Bandwidth?

Cheers
Detlef

von Ralph B. (rberres)


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Detlef _a schrieb:
> So hatte ich das verstanden: Die Resolution Bandwidth macht Dir ein
>
> Bandbreite-Fenster auf, in der die Energie des gesehenen Signals
>
> gemessen wird, sei es FM Sender oder Rauschen. Macht man die RBW
>
> kleiner, sinkt die Rauschleistung. Ist die RBW noch breit genug, dass
>
> z.B. ein Radiosender reinpaßt, wird der in der Leistung immer noch
>
> korrekt angezeigt. Falls die RBW in die Größe der Bandbreite des
>
> Nutzsignals kommt, kann es Verfälschungen geben, siehe das modulierte
>
> Signal oben.
>
>
>
> Hat man ein Signal, das per se breitbandig ist, z.B. OFDM moduliert,
>
> hängt die angezeigte Leistung sehr wohl von der RBW ab und man muß das
>
> entsprechend berücksichtigen (oder wie mein HF Kollege sagt 'Leistungen
>
> mißt man mit einem Leistungsmesser und nicht mit einem Spektrum
>
> Analyzer').

Das ist soweit Korrekt

Detlef _a schrieb:
> Und was ist die Video Bandwidth?

Das ist das Tiefpassfilter hinter dem ZF Gleichrichter. Sie glättet 
quasi das gleichgrichtete Signal.

Ralph Berres

von Detlef _. (detlef_a)


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>>Das ist soweit Korrekt

Danke. Weiter oben war Deine Einlassung leicht anders gewesen.

>>Das ist das Tiefpassfilter hinter dem ZF Gleichrichter. Sie glättet
>>quasi das gleichgrichtete Signal.

Das weiß ich. Sie wird über eine Automatik an die RBW gekoppelt. Wie 
stelle ich sie denn korrekt per Hand ein, was sind die Kriterien?

Apropos Gleichrichtung: Ist die angezeigte Leistung abhängig davon, ob 
ich Spitzenwert- oder Effektivwertgleichrichtung einschalte, oder ist 
das auch abhängig davon, welches Signal ich sehe?

Fragen über Fragen.

Cheers
Detlef

von Ralph B. (rberres)


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Detlef _a schrieb:
>>>Das ist soweit Korrekt
>
>
>
> Danke. Weiter oben war Deine Einlassung leicht anders gewesen.

Was ist denn, was ich weiter oben geschrieben habe falsch?

Detlef _a schrieb:
> Das weiß ich. Sie wird über eine Automatik an die RBW gekoppelt. Wie
>
> stelle ich sie denn korrekt per Hand ein, was sind die Kriterien?

So das man eine Kurve sieht, bei welcher das Rauschen minimiert wird, 
ohne die Kurve selbst zu verfälschen. Das hängt genau so wie die RBW vom 
Span und der Wobbelgeschwindigkeit ab.

Detlef _a schrieb:
> Apropos Gleichrichtung: Ist die angezeigte Leistung abhängig davon, ob
>
> ich Spitzenwert- oder Effektivwertgleichrichtung einschalte, oder ist
>
> das auch abhängig davon, welches Signal ich sehe?

Normal stellt man Spitzenwertgleichrichtung ein. Bei EMV Messungen gibt 
es noch Messvorschriften, bei welche Quasipeak und 
Mittelwertgleichrichtung erforderlich sind.

Ralph Berres

von Florian A. (florian_a39)


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Um auf die Ursprüngliche Frage noch einmal zurück zu kommen:

Ich möchte momentan eine einfache Messung nachvollziehen, die ich zur 
Einarbeitung an einem SA gemacht habe.

Dazu habe ich einen Sinus mit 1V Amplitude und Frequenzwert von 10kHz 
auf meinen SA gegeben.

Erwarten würde ich eine Pegelanzeige von 10dBm:

û = 1V => ueff =  û/sqrt(2) = 0,707V

P=u^2/R an 50 Ohm => P= 10mW  => P= 10dBm

Gemessen, bzw. angezeigt wird mir jedoch ein Wert von: 0dBm! Was mache 
ich falsch?

RBW: 200Hz
Ref-lvl : 10dBm


Hat der Ref.lvl was damit zu tun?  Beziehe ich mich hier schon auf 
10dBm, also meinen 0,707V? Muss ich den Pegelwert von meinem Bezugswert 
abziehen?

Vielen dank schonmal im Vorraus.

von Ralph B. (rberres)


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Also 0dbm entspricht an 50 Ohm einer Spannung von 223mV
1V entpricht 13dbm

Zwei Dinge sollte man noch beachten.

Geht der SA überhaupt soweit runter, das er bei 10KHz noch was 
gescheites anzeigt? Die meisten fangen erst ab ca 500KHz an.

Hast du eventuell den SA schon restlos übersteuert oder gar den Mischer 
geschossen?

Wenn es ein moderner SA ist dann stellt sich der Eingangsabschwächer 
automatisch auf den richten Wert ein.

Ist es ein uralter SA wie z.B. der HP8555 dann muss man den 
Eingangsabschwächer von Hand so einstellen, das sich am Mischer etwa 
-30dbm einstellt.

Dir RBW ist davon unabhängig. Sie hat aber Einfluss auf den Rauschflour 
und damit auf die Empfindlichkeit des SA.

Ralph Berres

von Florian A. (florian_a39)


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Entschuldigung, die Frequenz lag bei 15kHz.

Habe das Bild mal raus gezogen (anbei).

0dBm entsprechen 223mV, das ist richtig. Ich habe aber ausdrücklich von 
1V Spitzenwert gesprochen, ich dachte der SA misst nur Effektivwerte 
habe deshalb meine Amplitude nochmal umgerechnet, wie auch immer selbst 
13dBm werden ja nicht angezeigt.

von Ralph B. (rberres)


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Sorry ich hatte das Udach übersehen. 1Vs sind 0,707Veff an 50Ohm 
entspricht das +10dbm.

Die Referenzlinie ist die oberste Linie des SA. Dein SA zeigt also in 
diesem Falle wohl 10db zu wenig an. Nämlich einen Pegel von 0dbm.

Hast du nicht einen Generator im Megahertzbereich mit definierten Pegel, 
um das mal zu testen?

Der SA misst zwar mit einen Spitzenwertdetektor, bringt aber in diesem 
Fall die effektive Leistung in dbm an 50 Ohm zur Anzeige.

Warum dein SA 10db zu wenig anzeigt, müsste man jetzt systematisch 
ergründen. Es ist die Frage, ob dein SA fehlerhaft ist, ob du mit 15KHz 
eine Frequenz auserhalb der Spezifikationen des SA misst, oder beim 
Messaufbau einen Systemfehler drin hast.
Vielleicht gibt dein Generator ja nicht den gewünschten Pegel ab.

Aber das kann ich von hier aus nicht verifizieren.

Ralph Berres

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ralph Berres schrieb:
> Vielleicht gibt dein Generator ja nicht den gewünschten Pegel ab.

Beispielsweise, weil er mit 50 Ω hoffnungslos überlastet ist?

von Ralph B. (rberres)


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Jörg was macht eigentlich dein URV5? Hast du das zum laufen bekommen?

Ralph Berres

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