Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Richtige Wahl einer Induktivität zur Störunterdrückung


von Frank Hansen (Gast)


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Moin Leute!

Man entkoppelt ja oft bei einem Mikrocontroller den AVcc vom DVcc 
mittels eines kleinen Ferrites / Spule.

Was eigent sich hier besser und noch wichtiger - nach welchen Kriterien 
wähle ich solch ein Bauteil aus?

Kann mir da einer nen Tip / Erklärung zu geben? Da wäre ich euch echt 
sehr dankbar!

von mineo y. (mineo)


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1. Schau mal unter,
http://www.rotgradpsi.de/mc/etc/emv.html
dort steht unten etwas zu Ferriten.

2. In dem Buch 'Triologie der Induktivitäten' von der Firma Würg
( http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,616042,00.html ) steht auch 
recht viel zu dem Thema.

von noips (Gast)


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naja, dem Frank geht es ja primär nicht um EMV.

das hilft evtl.:
Beitrag "Frage zu einer bestimmten Spannungsreglerbeschaltung"

von MaWin (Gast)


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Die Spule soll hohe Frequenzen breitbandig dämpfen.

Eine Spule mit hoher Induktivität hat aber auch eine Kapazität zwischen 
den Windungen, ist also nicht so gut bei hohen Frequenzen sondern wirkt 
eher wie ein Koppelkondensator.

Die Induktivität darf also nicht zu hoch sein aber so hoch wie möglich. 
Es hängt mehr von der Bauform als vom echten Wert ab, welchen 
Frequenz(dämpfungs)gang die Spule hat.

Am Besten sind Stabspulen bei denen die Windung einlagig mit Abstand 
(durch Aufwickeln 2er Drähte bifilar und abwickeln eines davon) 
gewickelt ist.

Wirklichen Vergleich kannst du nur durch einen Spektrum Analysator 
bekommen. Wenn man den nicht hat, nimmt man 10uH.

von Frank Hansen (Gast)


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Und wie sieht es dagegen mit Ferriten aus? Ich habe hier z.B. welche, 
die mit 2kOhm bei 100MHz angegeben sind.

Sind diese Dinger unbrauchbar? Gehen die auch für sowas? Wie kann man 
die denn mit normalen Spulen vergleichen - die haben ja keine 100MHz 
Angabe, sondern haben dort halt den Wechselstromwiderstand, den man 
errechnen kann.

Spule besser Ferrit? Umgekehrt?

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Frank Hansen schrieb:
> Spule besser Ferrit?

Ja. Ferrite dämpfen nur hohe Frequenzen. Spulen auch die tieferen, die 
bei "langsamen" Digitalschaltungen mit Controllern den Hauptanteil der 
Störungen ausmachen.

von Frank Hansen (Gast)


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Unter was finde ich den bitte z.B. bei DigiKey Spulen in SMD-Form?

von noips (Gast)


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Ich lese da von Anfang an mit. Das Thema ist für mich gerade aktuell. 
Ich habe da auch schon in anderen Threads was dazu gelesen. Noch habe 
ich nicht den Durchblick, darum auch von mir ein paar Fragen.

Knut Ballhause schrieb:
> Ferrite dämpfen nur hohe Frequenzen. Spulen auch die tieferen,

AUCH die tieferen? Heißt das, dass wenn ich eine Spule einsetze, so habe 
ich die Wirkung, wie wenn ich ein Ferrit einsetzen würde und zusätzlich 
noch, dass die tieferen Frequenzen ( kHz- bis unterer MHz-Bereich, so 
bis ca. 5 MHz ??? ) gedämpft werden? Richtig?

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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noips schrieb:
> Heißt das, dass wenn ich eine Spule einsetze, so habe
> ich die Wirkung, wie wenn ich ein Ferrit einsetzen würde und zusätzlich
> noch, dass die tieferen Frequenzen ( kHz- bis unterer MHz-Bereich, so
> bis ca. 5 MHz ??? ) gedämpft werden? Richtig?

Naja. Spulen sind für zunehmende Frequenzen ein zunehmender Widerstand. 
Also beginnen sie, ab einer bestimmten Frequenz Störungen zu dämpfen. 
Abgesehen von der Eigenresonanz, die zu unerwünschten Effekten führen 
kann, dämpfen Spulen viel breitbandiger, als ein Ferrit. Dafür vertragen 
sie aber auch weniger Strom, der kontinuierlich durch sie 
hindurchfließen kann. Die Multilayer-Spulen in Bauform 0805 mit 10µH zum 
Beispiel gerade mal um 20mA. Ferrite dieser Bauform halten locker 1A und 
mehr aus.

von noips (Gast)


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Ich lerne gerade, wie man Power Filtering macht, in meinem Fall für 
einen 16-Bit-ADC. Du hast hier
Beitrag "Re: Spulen oder Ferrite Beads?"
geschrieben, dass das dort gelinkte Ferrit (oder  d e r  Ferrit ??) 
nicht als L/C-Filter für Spannungsversorgung geeignet ist. Das heißt 
aber doch nicht grundzätzlich, dass Ferrite als 
Versorgungsspannung-Filter nicht geeignet sind, oder? Ich habe 
unterschiedliche ADC-Evaluation Boards etwas näher angeguckt, und da 
waren in der Vers.Spannung auch Ferrite oder LC-Filter mit Ferriten zu 
finden. (seihe z.B. hier 
Beitrag "Re: Was ist das für ein Schaltsymbol?")

Auch hier
http://www.lairdtech.com/WorkArea/linkit.aspx?LinkIdentifier=id&ItemID=3358 
wird in dem Blockbild unter B ein Ferrit zur Vers.Spannungs-Entstörung 
verwendet.

Hier
http://katalog.we-online.de/kataloge/eisos/index.php?language=xx&pf=WE-CBF
heißt es mehrfach, dass einige Ferrite für 
Versorgungsspannungsentkopplung gedacht sind.

Somit stellt sich für mich die Frage, kann man, wie hier behauptet
Beitrag "Re: Spulen oder Ferrite Beads?"
die 10uH-Spule wirklich nicht mit einem geeigneten Ferrit ersetzen? Und 
wenn nicht, warum? Das würde ich gerne verstehen? Dankeschön!

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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noips schrieb:
> as heißt
> aber doch nicht grundzätzlich, dass Ferrite als
> Versorgungsspannung-Filter nicht geeignet sind, oder?

Nein, das heißt es nicht. Es ging hier um die Filterung des 
AVcc-Anschlusses und dafür nimmt man keinen Ferrit aus den aufgeführten 
Gründen im genannten Thread .

noips schrieb:
> Ich habe
> unterschiedliche ADC-Evaluation Boards etwas näher angeguckt, und da
> waren in der Vers.Spannung auch Ferrite oder LC-Filter mit Ferriten zu
> finden.

Es kommt in der Tat darauf an, welchen Frequenzbereich man 
ausfiltern/vernichten will. Und auf den Strombedarf der Anwendung.

noips schrieb:
> Auch hier
> http://www.lairdtech.com/WorkArea/linkit.aspx?Link...
> wird in dem Blockbild unter B ein Ferrit zur Vers.Spannungs-Entstörung
> verwendet.
>
> Hier
> http://katalog.we-online.de/kataloge/eisos/index.p...
> heißt es mehrfach, dass einige Ferrite für
> Versorgungsspannungsentkopplung gedacht sind.

Ja genau. Schau mal auf die dort angegebenen Frequenzen und überlege 
Dir, ob diese Frequenzen den ADC, der mit 250kHz Takt läuft und  13 
Zyklen zur Messung braucht, überhaupt stören würden.

noips schrieb:
> die 10uH-Spule wirklich nicht mit einem geeigneten Ferrit ersetzen?

Es gibt keinen geeigneten Ferrit für eine 10µH Spule. Das sind Äpfel und 
Birnen. Spulen und Ferrite sind zwar Induktivitäten, aber eine Spule hat 
im Vergleich zu einem Ferrit viel mehr Windungen Draht, somit eine viel 
höhere Induktivität, eine viel höhere Dämpfungswirkung und eine viel 
niedrigere Stromtragfähigkeit. Ein Ferrit ist nur ein Draht durch einen 
absorbierenden Presswerkstoff (manchmal auch mehrere Drähte) und hat 
eine sehr geringe Induktivität und dämpft durch die Eigenschaften des 
Presswerkstoffes erst Frequenzen meist oberhalb von 10Mhz wirksam, hat 
aber eine hohe Stromtragfähigkeit gegenüber der Spule gleicher 
Abmessung.

von noips (Gast)


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Ich habe noch Fragen über Fragen! Ich würde aber gerne dieses Thema 
versehen.

Knut Ballhause schrieb:
> Ja genau. Schau mal auf die dort angegebenen Frequenzen und überlege

Dort steht unter anderem "To attenuate DC-DC converter switching noise". 
In welchem Bereich liegt das durch DC-DC-Wandler erzeugte Rauschen? 
Nicht unter 10 MHz?


> überlege
> Dir, ob diese Frequenzen den ADC, der mit 250kHz Takt läuft und  13
> Zyklen zur Messung braucht, überhaupt stören würden.

Und wie ist es mit dem ATxmega128A1? Der läuft bis 32 MHz und sein ADC 
hat Sample Rate bis 2 Msps. Bei dem wird aber im ApNote auch LC-Filter 
mit 10uH-Spule vor AVCC empfohlen.

Noch was fällt mir ein: Wenn oben genannte Beispiele mit Ferriten für 
Vers.Spannunggs-Enstörung, nur für höherfrequente Störungen enkoppelt 
sind, dann sind die für niederfrequentere aber offen. Heißt dass, das in 
diesem Fall der Entwickler ausschließen kann, dass die letzteren 
vorhanden sind? In welchem Fall kann man das ausschließen? Oder ist die 
Elektronik in diesen Beispielen gegen niederfrequente Störungen 
unempfindlich?

von MaWin (Gast)


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> In welchem Fall kann man das ausschließen?

Kein Elektroniker kann irgendwas ausschliessen.

Aber der Hersteller weiß auch, daß er die Einflüsse minimieren muß, 
damit das erreichbar ist, was im Datenblatt beworben wird.

Also wählt er ein gutes Platinenlayout und setzt die Bauteile ein, mit 
denen er die besten gemessenen Ergebnisse bekam.

Er weiß nicht, welche Bauteile du kaufen kannst, ob du vielleicht besser 
bist als er, er schriebt nur, nimm 10uH weil das bei ihm bessere 
Ergebnisse brachte als 1uH oder 100uH.

Und nun kommt ein Noob wie du und redet von "ausschliessen" und fordert 
absoluten Wahrheiten.

Wenn du nicht in der Lage bist selber was auszumessen und besser zu 
bauen, dann bist du gut beraten das zu nehmen was Atmel empfiehlt. Und 
WENN du es messen kannst, dann nimm das für dich ausreichende aber 
jammer nicht.

von noips (Gast)


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MaWin schrieb:
> aber jammer nicht.

Habe ich es? Evtl. hast du mich einfach nicht verstanden. Ich habe ja 
gefragt:

Auf einer Seite entstört Atmel den AVcc-Eingang durch 10uH/100nF Filter, 
was ja auch Störungen bei niedrigeren Frequenzen ausfiltert. Auf der 
anderen Seite, habe ich mir Schaltpläne von Eval.Boards mit ADCs 
angeschaut, auf denen die Versorgung nur mit einem Ferrit enstört wird, 
was ja nur bei höheren Frequenzen wirksam ist. Also geht Atmel davon aus 
das niederfrequente Störungen da sein können und die Designer von dem 
genannten Eval.Board gehen davon aus, dass niederfrequente Störungen 
nicht da sind, weil sie ja die Enstörung nur mit einem Ferrit machen. 
Aber wenn bei einem Atmega die Störungen da sind, wieso bei dem 
Eval.Board nicht? Und ich verstehe nicht, warum die Designer keine 
Entsörung für niedrigere Frequenzen vorgesehen haben?


>> In welchem Fall kann man das ausschließen?
>
> Kein Elektroniker kann irgendwas ausschliessen.

Auf einem anderen Eval.Board habe ich z.B. ein BNX016-01 (EMI 
Suppression Filter) nach dem Versorgungsstecker auf der Platine gesehen. 
Das wäre doch eine mögliche Antwort auf meine Frage, wie man die 
niederfrequentere Störungen ausschließen kann. Der Filter filtert schon 
einen Teil der Störungen raus, und bei den ICs sind dann einfache 
Ferrite ausreichend (also keine Spule mehr nötig).

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