Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Chef flippt aus.


von Daniel D. (daniel1976d)


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Gestern hatten wir ein Meeting und unser Geschaeftsfuehrer war auch 
dabei.. Na ja lange Rede kurzer Sinn unser Projekt laeuft nicht rund... 
Versuchen gerade den Fehler im System zu finden. Jedenfalls geht ihm das 
alles nicht schnell genug usw und fängt auf einmal an rumzubrüllen.. 
Droht damit das eventuell Köpfe rollen usw. Habt ihr sowas auch schon 
erlebt? Bisher habe ich sowas noch nicht erlebt jedenfalls nicht auf 
solch einer Art und Weise.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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er wird wohl ordentlich Druck haben und kann als Chef damit nicht anders 
umgehen. Als GF hat man ja eine etwas höheres Risiko und Verantwortung 
wenns nicht klappt und der Laden in Haftung kommt und/oder zumachen muß. 
Als Angestellter geht man auf die Payroll vonn Herrn Hartz, aber als GF 
kommt dann schnell der Herr Zwegat vorbei, oder gleich der 
Unternehmens-Bestatter aka Insolvenzverwalter  ....

Oder seine Mitarbeiter sind alles Luschen und brauchen halt solch eine 
Ansprache, um aus den Puschen zu kommen ....

von Walter (Gast)


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Hi,

tja, sowas nennt man wohl cholerisch, bzw. cholerischen Anfall.
Vor Jahren hab' ich mal so was gehabt, das zeitliche Ende war dann aber 
absehbar.

Es gibt wohl Leute, die eigentlich schwer in Ordnung sind, und denen man 
dann so kurzzeitge Aussetzer nachsehen kann. Leute, denen es im 
Nachhinein leid tut. Müsste man sich ein dickes Fell zulegen und auf 
Durchzug schalten.

Ansonsten ärgert man sich schwarz und kündigt langsam innerlich, sollte 
diesen Schritt dann aber, sowie ein neuer Vertrag da ist, dann auch nach 
außen tun.

Man kann so Leute auflaufen lassen - sagen, daß man gerne sachlich 
diskutieren würde, ..."ich sehe, sie haben einen Anfall, soll ich ein 
Glas Wasser holen..."
Manche Leute kann man so herausfordern, vielleicht sogar zu 
Handgreiflichkeiten bewegen - dann verlieren sie Ihr Gesicht Dir 
gegenüber.
Aber das bringt nichts, wenn man weiterarbeiten möchte.


Gruß,

Walter

von Daniel D. (daniel1976d)


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Sorry haette vielleicht sagen sollen das der GF auch nur Angestellter 
ist aber die macht hat Leute vor die Tuer zu setzen... Falls möglich 
möchte ich meinen Job behalten obwohl ich schon mit dem Gedanken spiele 
mich nach etwas anderem umzuschauen...

von Wilhelm F. (Gast)


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Walter schrieb:

> Hi,
> tja, sowas nennt man wohl cholerisch, bzw. cholerischen Anfall.

Aus einem Zeitungsartikel einer Wirtschaftszeitung vor ein paar Jahren 
habe ich, daß 2/3 aller deutschen Chefs schwer cholerisch sind. Wenn man 
es weiß, kann man es vielleicht etwas für sich interpretieren, daß es 
keine wirklich minuziösen Drohungen sind.

In unsere Entwicklung platzte auch schon mal der Chef hinein, und fragte 
rhetorisch breit in die Runde, was wir da alle überhaupt machen. Alles 
auf der Welt sei schon entwickelt. Man müsse es nur noch zusammen 
schustern. Na ja. Er war auch ständig mit dem allerneuesten 
Technik-Schnickschnack von anderswo verwöhnt. Hatte immer die neueste 
Konsumelektronik, bevor jemand anders sie hatte.

Woher kommt eigentlich Cholerik? Machtgehabe? Gute Kinderstube und 
Manieren sind das jedenfalls nicht. Jedenfalls verläßt so jemand die 
Sachlichkeitsebene. Das sollte man sich als Angestellter bloß mal zu 
wagen versuchen.

von Alex W. (a20q90)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Sorry haette vielleicht sagen sollen das der GF auch nur Angestellter
> ist aber die macht hat Leute vor die Tuer zu setzen... Falls möglich
> möchte ich meinen Job behalten obwohl ich schon mit dem Gedanken spiele
> mich nach etwas anderem umzuschauen...

Das Leben ist eben kein Ponnyhof, auch wenn trotzdem geritten wird!

Es ist ganz einfach: Wenn Ihr zu lange benötigt, um ein Projekt 
abzuschließen, fährt die Firma einen Verlust ein. Also müsst Ihr einfach 
mal zusammen halten und schaun das dies ganze wieder voran geht. Einen 
auf arbeitslos machen ist der Allgemeinheit nicht getan. Denkt auch 
drann, das die Existens Eures Betriebes, unter anderem einen 
Rattenschwanz nach sich zieht. Also zusehen wie Ihr das Problem löst, 
damit Cheffe nicht mehr rumschreien muss...

von cebulon (Gast)


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Hallo,

Mann/Frau ist auch deshalb Chef, weil man mit Druck umgehen kann.

Gruß

von Marx W. (Gast)


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cebulon schrieb:
> Mann/Frau ist auch deshalb Chef, weil man mit Druck umgehen kann.

Gilt nur für selbstgeführte Unternehmen oder die Unternehmensspitze von 
Kapitalgesellschaften.
Für das Mangement in der mittleren Ebene gilt aber, Druck von oben nach 
unten weiterzuleiten!
Es gibt viel Facetten wie  die mittlere Ebene  sich zusammensetzt, vom 
alten Haudegen, über den jungen Schnösel über den Spezel etc. ...  alles 
ikst im Topft was  hier zum Zuge kommen.
Wenn aber es zu Ausfällem in der oben genannten Art koommt, ist auf 
jeden Fall was schweres im anrollen, eigentlich sollte der TO sich 
langsam absetzen von der Abteilung!



Allgemein:
Ein Chef vulgo "Anführer" verliert die Nerven nicht!
Denn er hat die PL eingesetzt (oder sonstwas!), also auch die 
Verantwortung für den Posteninhaber und die Folgen die so einer 
verursacht!

von Daniel D. (daniel1976d)


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Natuerlich versteh ich seinen Druck auch... Was die Sache jedoch 
ungemein erschwert ist das bei uns seit geraumer Zeit alles "gestern" 
fertig sein muss plus das er auch technische Dinge entscheidet bzw uns 
Zulieferer vorschreibt. Jedenfalls läuft es immer auf schnell, billig 
hinaus... und Entwicklung darf nichts kosten.

von Ich (Gast)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Bisher habe ich sowas noch nicht erlebt jedenfalls nicht auf
> solch einer Art und Weise.

Ich so auch noch nie, muss ich auch nicht haben.
Da werden sich sicher ein paar Leute vorsorglich nach einem anderen Job 
umschauen.

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Aus einem Zeitungsartikel einer Wirtschaftszeitung vor ein paar Jahren
> habe ich, daß 2/3 aller deutschen Chefs schwer cholerisch sind.

Die Zeitungen schreiben viel.
Klar gibt es solche Chefs, manche brüllen halt mal gerne rum, wenn man 
es weiss, nimmt man es hin, eben die dollen 5 Minuten.

@Daniel Duesentrieb

Ist sowas schonmal vorgekommen oder hatte der Chef nur extrem schlechte 
Laune.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Daniel,
> ...unser Projekt laeuft nicht rund...
> Versuchen gerade den Fehler im System zu finden. Jedenfalls... fängt auf
> einmal an rumzubrüllen..

Ja, und?
Er hat halt Druck gehabt und die Fassung verloren.
Das wird ihn auch ärgern. Auf keinen Fall ausnutzen - es sei denn, Du 
wolltest und könntest diese Rebellion erfolgreich zu Ende führen mit 
Unterstützung noch höherer Führungskräfte.

Hi, Walter und Wilhelm,

> tja, sowas nennt man wohl cholerisch, bzw. cholerischen Anfall.
> ...daß 2/3 aller deutschen Chefs schwer cholerisch sind.

Hippokrates hat mal die Gallenflüssigkeit als Ursache solcher "Anfälle" 
angesehen.
Der Irrtum ist bis heute nicht ausgeräumt.
Sondern: Wenn wir fragen "wie funktioniert ein cholerischer Anfall?", 
dann kann man wohl bei jeder Person einen solchen auslösen, wenn man nur 
deren Schwachstelle brutal genug ausnutzt.

Oft ist solch ein "Anfall" auch nichts anderes als Theaterdonner, 
gedacht, das Team zu erschrecken oder um "Führungsstärke" zu 
präsentieren.

Manche "herausragende Führungskraft" wie Werner von Siemens soll 
gelegentlich auch mal "cholerische Anfälle" gehabt haben. Charisma und 
Cholerik schließen sich gegenseitig nicht aus.
Sondern zutreffender ist wohl die Deutung eines solchen Anfalls als 
Symptom besonderer Leidenschaft oder besonderer Not und Verzweiflung.

Aber natürlich ist solch ein Anfall eine Einladung an jeden 
Heckenschützen im Management, die Person zum Choleriker zu erklären und 
als unvertretbar abzuschießen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Mark B. (markbrandis)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Jedenfalls läuft es immer auf schnell, billig hinaus...

Klar ist schnell und billig möglich. Nur ist die Qualität dann eben sehr 
bescheiden.

von Wilhelm F. (Gast)


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Mark Brandis schrieb:

> Nur ist die Qualität dann eben sehr
> bescheiden.

Die ist wohl schon im Pflichtenheft drinne.

Ein Teufelskreis!

von Ratgeber (Gast)


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> Mann/Frau ist auch deshalb Chef, weil man mit Druck umgehen kann
Sagen wir, das ist das Ideal des Vorgesetzten.

Die Realität ist eine andere.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Mark Brandis schrieb:
> Daniel Duesentrieb schrieb:
>> Jedenfalls läuft es immer auf schnell, billig hinaus...
>
> Klar ist schnell und billig möglich. Nur ist die Qualität dann eben sehr
> bescheiden.

"Schnell" und "billig" (wobei natürlich meist "preiswert" gemeint ist) 
sind die Standardpfeiler jeden Auftrags - das ist also die Regel.

Wenn man die Vorgeschichte des Projektes nicht kennt, kann man schwer 
beurteilen, ob der Chef nun stark überreagiert hat oder nicht.

Möglicherweise gab es schon einige Meetings, bei denen er ruhig 
geblieben ist - aber irgendwann reicht es vermutlich auch, wenn die 
Leute nicht "inne Pötte" kommen.

Und: niemand weiss, ob es nicht gerade private Probleme bei ihm gibt 
oder einfach nur einen beschissenen Tag - man hat es auch bei Chefs 
nicht mit Maschinen zu tun.

Insofern: Abhaken - wenn er sonst umgänglich ist, würde ich das nicht zu 
hoch hängen.

Chris D.

von Rosa-Kleidchen (Gast)


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>Oder seine Mitarbeiter sind alles Luschen und brauchen halt solch eine
>Ansprache, um aus den Puschen zu kommen ....
Jaaaaaa genau, alles Luschen. Soziale Inkompetenz im Quadrat =: schreien 
und drohen, sonst nichts.....
Rosa

von Mark B. (markbrandis)


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Chris D. schrieb:
> "Schnell" und "billig" (wobei natürlich meist "preiswert" gemeint ist)
> sind die Standardpfeiler jeden Auftrags - das ist also die Regel.

Es ist eine Tatsache, dass man nicht alle drei Dinge gleichzeitig haben 
kann. Jedenfalls nicht bei einem komplexen technischen System. 
Vielleicht kann man aus günstigen Zutaten schnell ein leckeres Gericht 
zum Essen kochen :-) aber in der Hard- und Software-Entwicklung 
funktioniert das leider nicht.

Zur Erläuterung:
http://www.sixside.com/fast_good_cheap.asp
https://confluence.cornell.edu/display/CUSDSIG/Reality+Triangle

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Mark Brandis schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> "Schnell" und "billig" (wobei natürlich meist "preiswert" gemeint ist)
>> sind die Standardpfeiler jeden Auftrags - das ist also die Regel.
>
> Es ist eine Tatsache, dass man nicht alle drei Dinge gleichzeitig haben
> kann. Jedenfalls nicht bei einem komplexen technischen System.

Klar.
Es kommt immer darauf an, wo die Grenze zwischen "preiswert" und 
"billig" liegt. Trifft man die, hat man das Optimum.

> Vielleicht kann man aus günstigen Zutaten schnell ein leckeres Gericht
> zum Essen kochen :-) aber in der Hard- und Software-Entwicklung
> funktioniert das leider nicht.

Auch da gibt es teure Entwickler, die nicht mehr bieten als 
preiswertere.

Es darf eben nie "billig" werden :-)

Das dem Kunden klarzumachen ist die große Aufgabe.

Auf diese ruinösen Preiskämpfe habe ich allerdings keine Lust: wir 
entwickeln lieber Eigenes in entsprechenden Nischen und bieten das an.

Allerdings stellen wir den Kunden auch sehr ausführlich dar, warum 
unsere Produkte diesen Preis haben.

Ich denke, daran hapert es bei vielen Unternehmen.

Chris D.

von Christoph B. (christophbudelmann) Benutzerseite


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Chris D. schrieb:
> Allerdings stellen wir den Kunden auch sehr ausführlich dar, *warum*
> unsere Produkte diesen Preis haben.
>
> Ich denke, daran hapert es bei vielen Unternehmen.

Ja, das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Das gilt auch nicht nur 
für fertige Produkte, das gilt genauso auch für kundenspezifische 
Entwicklungen.

von smörre (Gast)


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> Droht damit das eventuell Köpfe rollen usw.
ja, wird kommen.
> Habt ihr sowas auch schon erlebt?
ja, die Firma existiert heute nicht mehr.

> Falls möglich möchte ich meinen Job behalten obwohl ich schon mit dem
> Gedanken spiele mich nach etwas anderem umzuschauen...
einen Reservefallschirm würde ich mir schon mal schon besorgen für alle 
Fälle.

von Daniel D. (daniel1976d)


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Danke erstmal fuer die vielen Antworten... Heute hatten wir noch mal 
grosses Meeting und es hat sich einiges relativiert... ja es laeuft zur 
Zeit sehr bescheiden und es betrifft alle Abteilungen... Ich arbeite zur 
Zeit in der Taxi Abteilung und man muss sagen das einiges schief 
gelaufen ist. Das Projekt startete vor ca. 6 Monaten und ich bin seit 
ca. 2 Monaten mit dabei...

Es fing damit an das wir fuer eine Lieferung von 450 Systemen zeitlich 
keinen Fertiger mehr finden konnten und wir somit gezwungen waren die 
Systeme selber zusammen zu bauen.
Es wurden Spezifikationen nicht richtig gelesen. Ein Hauptlieferant 
kommt aus China und dieser musste seine Software unseren Wuenschen 
anpassen. Dies stellt sich nun als sehr viel schwieriger herraus als 
gedacht.
Na ja, es sind einfach eine Menge Dinge falsch gelaufen...
Lange Rede kurzer Sinn. Chefchen hat sich gefangen aber eben auch gesagt 
falls das alles nicht in kurzer Zeit besser wird sieht es schwarz...

Na mal sehen wie wir das rumreissen...

von Matthias L. (Gast)


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@Daniel1976d:

Mach Dir nix draus, bald wird Sommer...

PS: Im No2012 hab ich, wieder auf diesem Kontinent zu verweilen.
Da trifft der Mondschatten mal wieder die Erde...

von snowfly (Gast)


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>...und fängt auf einmal an rumzubrüllen..
unbeding mit der Handycam aufnehmen für die nächste Weihnachtsfeier :)

von Paul Baumann (Gast)


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Wer schreit, hört auf zu denken.
Lenin

MfG Paul

von Klaus Kaiser (Gast)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Jedenfalls geht ihm das
> alles nicht schnell genug usw und fängt auf einmal an rumzubrüllen..
> Droht damit das eventuell Köpfe rollen usw.

Uncool ist das. Aber es ist seine Welt, und Du lebst nur darin. Nimms 
einfach nicht persönlich.

von Daniel D. (daniel1976d)


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Alles zureuck... Heute sind unser Projektkoordinator und ein Techniker 
entlassen worden... Ich glaube ich sollte mich mal so langsam nach einem 
neuen Job umsehen...

von voodoofrei (Gast)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Ich glaube ich sollte mich mal so langsam nach einem
> neuen Job umsehen...

Ja, vor allem, wenn absehbar ist, dass es nicht mehr zu retten ist - 
oder hast du den Eindruck, dass sich die Situation bessert, wenn die 
zwei weg sind?

von Daniel D. (daniel1976d)


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Verbessern? Nein ueberhaupt nicht... Der Projektkoordinator war nur zu 
35% ausgelastet. Das kann ich ja noch irgendwie verstehen aber der 
Techniker hat uns viel Arbeit abgenommen. Er hat viel getestet (auch 
Abends und am Wochenende) und mit einem Softwarezulieferer aus China 
kommuniziert.

Ich muss jedoch zugeben das er einen Fehler gemacht hat. Er hat 
vergessen eine relativ wichtige Funktion 
"Sommerzeit/Winterzeitumstellung" zu testen. Besonders aergerlich ist 
das diese Funktion nicht ueber eine einfach zugaengliche Schnittstelle 
programmiert werden kann. Das heisst jemand muss nach Neuseeland 
fliegen, Taxis ins Depot kommen lassen, DVRs ausbauen, schon 
vorbereitete DVRs einbauen und alle ausgebauten DVRs abends im Hotel 
oeffnen und umprogrammieren. Und am naechsten Tag die gleiche Prozedur. 
Sind 3 verschiedene Standorte und ca. 450 Fahrzeuge. Wahrscheinlich werd 
ich das jetzt machen duerfen...

Zu seiner Verteidigung muss ich jedoch sagen das er eben nur ein 
Techniker ist und eigentlich ueberhaupt keine Ahnung von systematischen 
Softwaretesten hat. Ich bin zwar Ing. aber habe von Software testen auch 
keine Ahnung... Gibt ja nocht nicht mal eine niedergeschriebene 
Anleitung was alles zu testen ist... Wirklich ein toller Start ins 
Wochenende...

Ach so, ich sollte vieleicht noch anmerken das ich in Australien lebe 
und arbeite...

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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>  Der Projektkoordinator war nur zu
> 35% ausgelastet. Das kann ich ja noch irgendwie verstehen

Ich nicht. Zu einem Projekt gehört nun mal auch eine "gescheite" 
Qualitäts-Sicherung. Das ist durchaus auch ein Teil der Aufgabe eines 
Projekt-Koordinators (wenns nicht dedizierte einzelne Personen für die 
QS gibt)

Wenn dem Projektkkordinator langweilig geworden ist mit 35%, dann hätte 
er auch dem Techniker entwas vond er China-Kommunikation abnehmen könenn 
....

Zu einer richtigen Produktentwicklung gehört auch, sich mal 
vorzustellen, wie es wäre, wenn das Produkt im Einsatz ist, und auch mal 
ein paar Grenzsituationen betrachtet werden (Bordspannungs-Probleme, 
Zeitzonen, Temperaturgrenzwerte etc), und zwar sowohl aus dem 
Blickwinkel von Software wie auch von Hardware.

> Besonders aergerlich ist das diese Funktion nicht ueber eine
> einfach zugaengliche Schnittstelle programmiert werden kann.

ungeschicktes Design? Das nächste Update kommt bestimmt, und dann werden 
wieder 450 Autos auf einen Haufen gekarrt ....

von smörre (Gast)


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> Alles zureuck... Heute sind unser Projektkoordinator und ein Techniker
> entlassen worden...
siehst Du, meine Prognose war richtig.

> Ich glaube ich sollte mich mal so langsam nach einem neuen Job umsehen...
ein Reservefallschirm ist niemals schlecht, sonst kann die Landung sehr 
unsanft werden.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Daniel,

> ... Heute sind unser Projektkoordinator und ein Techniker
> entlassen worden...

Der Projektkoordinator wohl zu Recht, wenn er tatsächlich verantwortlich 
war für den Gesamterfolg des Vorhabens. Dann wäre es seine Aufgabe 
gewesen, die von Dir beschriebenen Risiken früh zu erkennen, selber 
abzustellen - oder ein Brüllgespräch zu führen nach dem Motto: "Entweder 
gebt ihr mir, was ich brauche, um euren Auftrag wie beauftragt 
auszuführen, oder wir nehmen zu Protokoll, worin der Auftrag gefährdet 
ist."

Die Wortwahl "Projekt-koordinator" lässt mich vermuten, dass er diese 
Verantwortung gar nicht hatte, sondern ein anderer, und er als Kümmerer 
und Sündenbock eingestellt wurde.


Ciao
Wolfgang Horn

von Matthias L. (Gast)


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>Das heisst jemand muss nach Neuseeland fliegen,..

Dienstreise nach very down under...?

Ein Traum ;-)

von Daniel D. (daniel1976d)


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Sorry haette vieleicht sagen sollen das es noch einen Projektmanager 
gibt... der Projektkoordinator an sich hat nur ToDo Listen gefuehrt, wer 
welche Aufgabe erledigt, Termine nachgehalten usw. Die technische 
Verantwortung liegt beim Projektmanager...

Vieleicht ein paar Worte zum Projekt selber... es handelt sich um ein 
Taxi Kamerasystem welches moegliche Uebeltaeter ueberfuehren soll... 
Gestartet hat es vor ca. 6 Monaten. Es gibt einen Projektmanager, einen 
Hardware Ingenieur, einen Mechanik Ingenieur, einen Projektkoordinator 
und einen Techniker. Wobei Projektkoordinator und Techniker nun 
ausfallen. Ich (HW) bin seit ca. 2 Monaten dabei...

Bestandteil sind zwei oder vier Kameras mit IR LEDs, ein digitaler 
Videorekorder (DVR), ein Notfallknopf mit Knopf und LED, ein GPS 
Empfaenger und entsprechende Kabel. Der GPS Empfaenger kommt von Firma 1 
der Rest (Hardware, Firmware und Software) kommt von Firma 2. Die 
Kameras haben ein von uns entwickeltes Gehaeuse. Die Anforderugen an das 
System sind von den einzelnen Staaten festgelegt. Fangen wir mit den 
Dingen die funktionieren an. Der GPS Empfaenger... und das war es schon.

Der Hersteller des DVR hat Probleme mit der Firmware, er behebt ein 
Problem und reisst woanders ein neues auf... Es scheint, das er grosse 
Probleme bei der Versionskontrolle hat. Schon oefters vorgekommen das er 
aus Versehen die Firmware eines anderen Kunden gesendet hat... Fuer die 
Software (um die Videos abzuspielen) gilt aehnliches.
Die Hardware... es wurde schlichtweg vergessen was passiert wenn der 
Wagen getartet wird sprich Zusammenbruch der Betriebsspannung... wenn 
der DVR gerade dann auf die SD Karte schreibt passieren schon mal 
wirklich seltsame Sachen... Die Verbindung DVR / Panikknopf benutzt eine 
Eindrahtkommunikation mit 3.3V und das Kabel ist ca. 5m lang... und das 
im Automotivbereich.
Getestet, speziell EMV, wurde eben mal getestet so dass es passt. Es 
wurde nur bei einem Operationsmodus getestet. Power down, Sleep Modus 
usw wurde einfach vergessen... Z.B lassen sich gewisse Fahrzeuge (Toyota 
Prius) seit dem Einbau des Systems nicht mehr ferngesteuert oeffnen.

Lange Rede kurzer Sinn... ich denke das Projekt ist mit den Resourcen 
viel zu kurz angesetzt. Die Komplexitaet ist viel hoeher als erwartet 
und auch die Risiken bezueglich unseres Hauptlieferanten total falsch 
eingeschaetzt. Wenn der Lieferant ein neue Firmware sendet muessen wir 
alle Funktionen unter aller erdenklichen Vorraussetzungen und 
Bedingungen testen... eine Aufgabe die der Lieferant machen sollte wie 
ich finde...

So Leute ich versuch jetzt zu schlafen, hab auch schon das ein der 
andere Bier auf...

Trotzdem Danke an alle und alles Gute

von Gastino G. (gastino)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Der Hersteller des DVR hat Probleme mit der Firmware, er behebt ein
> Problem und reisst woanders ein neues auf... Es scheint, das er grosse
> Probleme bei der Versionskontrolle hat. Schon oefters vorgekommen das er
> aus Versehen die Firmware eines anderen Kunden gesendet hat... Fuer die
> Software (um die Videos abzuspielen) gilt aehnliches.
> Die Hardware... es wurde schlichtweg vergessen was passiert wenn der
> Wagen getartet wird sprich Zusammenbruch der Betriebsspannung... wenn
> der DVR gerade dann auf die SD Karte schreibt passieren schon mal
> wirklich seltsame Sachen... Die Verbindung DVR / Panikknopf benutzt eine
> Eindrahtkommunikation mit 3.3V und das Kabel ist ca. 5m lang... und das
> im Automotivbereich.
> Getestet, speziell EMV, wurde eben mal getestet so dass es passt. Es
> wurde nur bei einem Operationsmodus getestet. Power down, Sleep Modus
> usw wurde einfach vergessen... Z.B lassen sich gewisse Fahrzeuge (Toyota
> Prius) seit dem Einbau des Systems nicht mehr ferngesteuert oeffnen.

Also mal ehrlich, da sind viele Bastelprojekte professioneller. Sieh zu, 
dass Du da wegkommst!

von Mark B. (markbrandis)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Gestartet hat es vor ca. 6 Monaten.

Wie ging eigentlich das Projekt davor aus, also das hier:
Beitrag "System Fehlersuche (Hardware oder Software)"
?

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Daniel,

Danke für die plastische Schilderung.

Meine Folgerung:
1. Ingenieur- und QM-kenntnisse wären auch im Einkauf hilfreich.
2. Wenn der Personaler meint, er könne Kosten sparen, indem er ein 
Entwicklerteam aus den billigsten Zeitarbeitskräften zusammen setzt, 
dann explodiert die nie eröffnete Kostenststelle "Qualitätskosten". Weil 
selbst ein Team aus Supermännern auf Zeit sich erst mal zusammen rappeln 
und in seiner Branche die Erfahrungen sammeln muss zur Unterscheidung 
der billigen Anbieter von Talmi und der für Massivgold.
3. Es gibt beliebig viele Arten, das Kapital der Investoren zu 
vernichten.

Für recht groß halte ich die Wahrscheinlichkeit, die Geschäftsführung 
habe deutlich mehr kaufmännische Kompetenzen als fachliche.

Ciao
Wolfgang Horn

von S. B. (Gast)


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> Lange Rede kurzer Sinn... ich denke das Projekt ist mit den Resourcen
> viel zu kurz angesetzt. Die Komplexitaet ist viel hoeher als erwartet
> und auch die Risiken bezueglich unseres Hauptlieferanten total falsch
> eingeschaetzt. Wenn der Lieferant ein neue Firmware sendet muessen wir
> alle Funktionen unter aller erdenklichen Vorraussetzungen und
> Bedingungen testen... eine Aufgabe die der Lieferant machen sollte wie
> ich finde...
ich würde anderswo mal Kontakte herstellen und ggf. die Firma wechseln, 
denn auf Dauer fällt diese Fehlplanung auf Dich zurück.
Du kannst ja noch so gut sein, aber das ist eine unmögliche Aufgabe.
Vielleicht auch mal oben gesagtes beim Chef offen ansprechen ... das 
kann dann natürlich die sofortige Kündigung zur Folge haben.
Na ja, als Hardwareentwickler mit Berufserfahrung wird es wohl zum 
jetzigen Zeitpunkt nicht ganz so schlimm kommen ... kritisch ist die 
Situation - das ist auch meine Einschätzung. Viel Glück.

von Daniel D. (daniel1976d)


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Danke erstmal fuer die vielen Tips... leider sieht die Situation fuer 
E-Tech hier in Melbourne nicht wirklich rosig aus. Ich schau mich schon 
seit ein paar Wochen um. Muss mal sehen ob ich ein paar alte Kontakte 
triggern kann.

Ich habe mal geschaut... jedes Projekt das wir durchgefuehrt haben steht 
hier mehr oder weniger in mikrocontroller.net. Und alle hadern mit 
Fachkompetenz und Management.

Ach ja, der Bericht "System Fehlersuche (Hardware oder Software)"...
Habe einen Test (IO Karte und LabView) entwickelt der den Bus simuliert 
und das Ganze 24/7 laufen lassen und siehe da unter gewissen Bedingungen 
konnten wir den Fehler rekonstruieren... es war zum Teil die Software.
Dann bin ich einfach mit etlichen Bussen als einfacher Fahrgast 
mitgefahren... Fehlbedienung, der Fahrer oeffnet tatsaechlich die Tuer 
waehrend er in die Bushaltestelle faehrt. Was er natuerlich nicht darf. 
Dann nochmals Fehlbedinung im Depot. Die Reperaturmannschaften fahren 
mit offener Tuer. Und als letztes zu wenig Druck im Pneumatiksystem. Der 
Zustand der Tueren werden durch Druckschalter eingelesen und oft ist der 
Druck zu gering. Die Tuer schliesst, aber der Schalter loest nicht aus 
oder eben viel zu spaet... In einem neueren Projekt werden nun Reed 
Schalter am Pneumatikzylinder verwendet...

von Gastino G. (gastino)


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Daniel, in Deutschland herrscht der Ingenieurmangel und Du schlägst Dich 
(freiwillig?) in Australien mit solchen halbgaren Projekten herum? 
Warum? Keine Frau?

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Gastino,

> Daniel, in Deutschland herrscht der Ingenieurmangel und Du schlägst Dich
> (freiwillig?) in Australien mit solchen halbgaren Projekten herum?

Daniels Probleme kommen überall da vor, wo irgend jemand entscheidet 
"seien sie nicht immer so pessimistisch, Herr Kollege, das wird schon 
gehen!"

Ciao
Wolfgang Horn

von Daniel D. (daniel1976d)


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Danke der Nachfrage... gluecklich verheiratet mit dreijaehrigen Kind.

Ehrlich Australien ist schon schoen und Kinder kann man hier wirklich 
toll grossziehen... Beruflich waere ich wahrscheinlich besser in 
Deutschland aufgehoben da es in 75% der australischen Firmen heisst 
"Don't worry...". Was soviel heisst man soll nicht so viel gruebeln / 
zweifeln  schwarz malen  pessimistisch sein... Meine Erfahrung aber 
sagt das was schief gehen kann wird auch schief gehen... wenn nicht 
heute dann garantiert morgen.

Da ich hier bleiben moechte gibt es nur die Moeglichkeit in eine MNC zu 
wechseln... gibt ja hier Bosch, Holden, Toyota, FuturisAutomotive oder 
ein paar Contract Manufacturer mit Entwicklungsabteilungen... aber hier 
bleiben ist keine Option. Geruechte sagen das in der Softwareabteilung 
auch Koepfe rollen sollen...

von Falk B. (falk)


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@  Daniel Duesentrieb (daniel1976d)

>Da ich hier bleiben moechte gibt es nur die Moeglichkeit in eine MNC zu
>wechseln... gibt ja hier Bosch, Holden, Toyota, FuturisAutomotive oder
>ein paar Contract Manufacturer mit Entwicklungsabteilungen...

Mch das, klingt doch nach einigen Möglichkeiten. Dont't worry ;-)

>aber hier
>bleiben ist keine Option. Geruechte sagen das in der Softwareabteilung
>auch Koepfe rollen sollen...

Klares Zeichen von Versagen der Führungshierachie. Die ersten 
Bauernopfer (der Techniker und der Projektkoordinator) sind ja schon 
über die Klinge gesprungen. Menschen machen Fehler, Techniker als auch 
Ingenieure. Aber eine SOLIDE Hierachie mit Qualitätsmanagemetn kann die 
meisten abfangen, dan wäre auch das Problem mit dem Ausbau und Update 
erspart geblieben. Rumbrüllen und Köpfe rollen lassen ist nur ein 
Zeichen der Planlosigkeit, aka Aktionismus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Aktionismus

MfG
Falk

von Matthias L. (Gast)


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>Rumbrüllen und Köpfe rollen lassen ist nur ein Zeichen der Planlosigkeit, >aka 
Aktionismus.

Und gewöhnlich triffts die Falschen. War hier auch so.

Wenn man vorher sagt, das das so nicht geht, kommt man eine 
"geklatscht".
Tritt danach genau das ein, was man vorausgesagt hatte, muss man das 
noch begründen. Sagt man dann aber, weil man das und das tun SOLLTE, 
Anweisung trotz Bedenken hatte etc. Will das wieder keiner hören...

von Marvin M. (Gast)


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"Fehlbedienung, der Fahrer oeffnet tatsaechlich die Tuer
waehrend er in die Bushaltestelle faehrt. Was er natuerlich nicht darf.
Dann nochmals Fehlbedinung im Depot. Die Reperaturmannschaften fahren
mit offener Tuer."

Mit sowas muss man aber immer rechnen... Menschen machen in den 
seltensten Fällen das, was sie sollen.
Man tappt als Entwickler immer wieder in Fallen. Eine ganz triviale ist 
z.B. bei einem Tastenfeld, dass man als Entwickler kaum auf die Idee 
kommt, mehrere Tasten gleichzeitig zu drücken, wenn das nicht per 
Software vorgesehen ist....
Kinder sind da manchmal ideale "Prüfstände" ;-)

Ansonsten wünsche ich Daniel Duesentrieb alles Gute... hoffentlich 
klappts

von Daniel D. (daniel1976d)


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Ich glaub ich bin im Irrenhaus...

Heute haben mein Vorgesetzter und unser GF nochmal ein Meeting gehabt. 
Dachte schon jetzt bin ich dran ... Weit gefehlt, er hat meinem Chef 
eroeffnet das er zwei Projekte an Land gezogen hat. Ein Projekt soll der 
andere HW Entwickler machen und das andere Projekt soll ich bekommen... 
Ich dreh echt am Rad... Was geht in den Koepfen wohl vor?

Gruesse

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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> und das andere Projekt soll ich bekommen...

mach hier im Board ein neues Wiki zu deinem neuen Projekt auf, und lass 
dir von der MC-Community dein Projekt pampern ...

von Wilhelm F. (Gast)


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Daniel Duesentrieb schrieb:

> Ein Projekt soll der
> andere HW Entwickler machen und das andere Projekt soll ich bekommen...
> Ich dreh echt am Rad... Was geht in den Koepfen wohl vor?

Die haben jetzt im Meeting wohl gefunden, daß man den Zugpferden so viel 
Dampf unter den Hintern machen muß, daß sie kaum die Kurve noch kriegen, 
aber im Schnitt wohl mehr geleistet wird. Vermutlich geistert denen 
besonders die 35%-Auslastung des gefeuerten Projektierers im Kopf herum.

Was ich übrigens so gar nicht kapiere, wie man einen mit 35% Auslastung 
herum schleppt, den man nicht mit anderen wichtigen Aufgaben betrauen 
kann. Z.B. den Softwaretests.

von Hick-Hacker (Gast)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Meine Erfahrung aber
> sagt das was schief gehen kann wird auch schief gehen

A.k.a. Murphys Gesetz.

von Daniel D. (daniel1976d)


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Jetzt hat es mich getroffen... Wir fummeln schon seit recht langer Zeit 
an zwei relativ kleinen Projekten rum.... wir schlagen vor, bauen 
Prototype, Kunde mit irgendetwas nicht glücklich... Der kunde hat 
ingenieurtechnisch immer irgenwelche bedenken... Dazwischen noch 
Projektmanagement welches auch noch langsam ist..
Lange Rede kurzer Sinn... Er hat mir gesagt wenn die Dinge nicht bis 
Ende der Woche fertig sind brauch im am Montag nicht wiederkommen..

von Alex W. (a20q90)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Jetzt hat es mich getroffen... Wir fummeln schon seit recht langer Zeit
> an zwei relativ kleinen Projekten rum.... wir schlagen vor, bauen
> Prototype, Kunde mit irgendetwas nicht glücklich... Der kunde hat
> ingenieurtechnisch immer irgenwelche bedenken... Dazwischen noch
> Projektmanagement welches auch noch langsam ist..
> Lange Rede kurzer Sinn... Er hat mir gesagt wenn die Dinge nicht bis
> Ende der Woche fertig sind brauch im am Montag nicht wiederkommen..

So einen ähnlichen Kunden hatte ich auch mal. Hat ständig gemeint das es 
nicht so ok sei. Wie er es haben möchte könne er aber auch nicht sagen.
Wollte warscheinlich Firmware und Schaltung für lau.

Als wir uns dann auf eine 10er Serie geeinigt hatten, kam das Zeug 
postwendend von seinem Bos zurück. Seither mach ich für die Firma nix 
mehr.
War aber in den Anfängen. Heute ist man schlauer.

Zum Glück hab ich damals die Source nicht rausgegeben, sondern nur eine 
HEX-Datei mit "Demofunktion" (100x Einschalten und dann geht nix mehr).

Als ich dann von einem Produzenten kontakltiert wurde, das ich doch mal 
die Firmware überarbeiten solle, wusste ich was los war. Denen ist 
reihenweise die Hardware ausgestiegen. Klar, die haben die unbezahlte 
Demo-Hex mit der unbezahlten Schaltung fertigen lassen (was mein Part 
gewesen wäre weil ich damit Geld verdienen wollte), und nicht im 
Dauerbetrieb getestet.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Alex,

> So einen ähnlichen Kunden hatte ich auch mal. Hat ständig gemeint das es
> nicht so ok sei. Wie er es haben möchte könne er aber auch nicht sagen.
> Wollte warscheinlich Firmware und Schaltung für lau.

Das ist nicht die Schuld des Kunden!
Sondern gewöhnlich wurde da mit Lastenheft und Pflichtenheft geschlampt. 
Das Qualitätsmanagement hat wohl auch versagt.

Sondern:
1. Die Angebotsanfrage des Kunden ist das erste Lastenheft, vielleicht 
der Art "Ich will ein Perpetuum mobile!".
2. Euer Angebot enthält das Lastenheft, vielleicht der Art: 
"Hocheffizienter Sparmotor mit Spitzenleistung... Benzinverbrauch... 
gemessen auf Motorteststand bei ... Umdrehungen/min..."

Wenn Ihr das technisch beste Angebot macht zum wettbewerbsfähigen Preis 
und Euer Kunde unterschrieben hat, dann braucht Ihr ihm die Einhaltung 
der Pflichtenheftwerte nur vormessen, und schon könnt Ihr seine Zahlung 
einklagen.

Natürlich lernt der Kunde im Projekt mit, ändert manche Forderung oder 
stellt zusätzliche. Wunderbar, das nennt man Auftragsmehrung mit 
Nachtragsangebot und Erweiterungsvertrag.

"Optimierung der Kernprozesse" ist kein Audruck zum Fürchten, sondern 
immer wieder mal notwendig.

Vielleicht könnte die Aufgabe Qualitätsmanagementbeauftragter für Dich 
interessant sein.

Ciao
Wolfgang Horn

von Rosa-Kleidchen (Gast)


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Für solche Fälle ist so eine Zeitbombe eine coole Sache. Ist zwar für 
ein Hacker nicht so schwer zu finden, aber es kostet eben auch Zeit und 
Geld, das dann wieder herauszufischen. Für Leute, die alles für lau 
haben wollen, ist das eine richtige Hürde...
Rosa

von keule (Gast)


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Daniel Duesentrieb schrieb:
> Jetzt hat es mich getroffen... Wir fummeln schon seit recht langer Zeit
> an zwei relativ kleinen Projekten rum.... wir schlagen vor, bauen
> Prototype, Kunde mit irgendetwas nicht glücklich... Der kunde hat
> ingenieurtechnisch immer irgenwelche bedenken... Dazwischen noch
> Projektmanagement welches auch noch langsam ist..
> Lange Rede kurzer Sinn... Er hat mir gesagt wenn die Dinge nicht bis
> Ende der Woche fertig sind brauch im am Montag nicht wiederkommen..
Hat das dein Chef oder der Kunde gesagt? Ersteres wäre ja in Australien 
möglich und für dich äußerst besch***en.

Ansonsten mal eine Frage, ich finde es komisch dass dein Chef 
rumbrüllt, laut Aussagen eines Bekannten ist das Rumbrüllen in 
Ländern wie den USA, Kanada, Australien usw (also Länder mit geringem 
Kündigungsschutz) eigentlich total unüblich. Jeder angebrüllte 
Angestellte dort weiß, wenn der mich anbrüllende Chef einen Besseren 
kriegen könnte, wäre ich schon weg.
Ist das jetzt nur wegen der Stress-Situation, oder wie?

von Wilhelm F. (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:

> Natürlich lernt der Kunde im Projekt mit, ändert manche Forderung oder
> stellt zusätzliche. Wunderbar, das nennt man Auftragsmehrung mit
> Nachtragsangebot und Erweiterungsvertrag.

Mit dem Kunden zusammen im Vorfeld die Spezifikationen erstellen, ein 
Lastenheft rund gehen lassen, dann daraus ein erstes Pflichtenheft 
erstellen, solche Arbeitsweise ist auf jeden Fall elementar für alle 
Parteien wichtig. Ändert sich eine Spezifikation auf Kundenwunsch, dann 
wird das Pflichtenheft geupdatet, und in Versionsnummern durchnumeriert. 
Da kann im Nachhinein niemand mehr kommen, und was anderes behaupten 
oder wollen.

Da in dieser Richtung scheint beim Daniel einiges schief gelaufen zu 
sein. Er berichtete ja schon mal über die unzulänglichen Softwaretests.

Spezifikationen, Kundenverträge, Pflichtenheft, diese Dinge lernte ich 
ausführlich in meinem ersten Job. Und es war gut so. Auch wenn es 
bürokratischer Aufwand für mich war. Allerdings bin ich anfangs auch 
schon mal Kleinigkeiten aufgelaufen, wo der Kunde ganz pragmatisch 
Änderungswünsche hatte. Bekam Ärger mit meinem Projektleiter. Das weiß 
man dann für kommende Fälle. Und zwar waren die Änderungen jeweils so 
gravierend, daß sie mal 3 Wochen Zusatzaufwand nur in der Software 
machten. Das muß man dem Kunden dann auch alles gleich in Rechnung 
stellen, das Angebot ändern. Damit er Bescheid weiß.

Aber den Projektingenieuren zu sagen, sie brauchen Montag nicht mehr zu 
kommen, wenn es nicht fluppt, das ist schon echt der Hammer.

von Daniel D. (daniel1976d)


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Sorry habe das falsch geschrieben und muss das richtig stellen...

Das hat er mir letzte Woche durch meinen Chef mitteilen lassen... Habe 
dann fuer Projekt 1 einen neuen Vorschlag aus dem Aermel geschuettelt 
(Donnerstag). Seit Freitag sitze ich aber an Projekt 2 
(Beitrag "Phantom Noise").

Wahrscheinlich hat Projekt 1 ihn etwas versoehnlich gestimmt denn ich 
habe heute (Montag) ueberlebt... obwohl ich ihm Projekt 2 noch schuldig 
bin. Habe aber schon eine Idee wie ich vorgehe...

Leider ist die Jobsituation im Bereich Elektronik in Melbourne nicht 
gerade rosig... ansonnsten waere ich schon weg. Ich meine selber wenn 
ich alles diese Woche fertig kriege (soweit ich darf)... was passiert 
naechste Woche, oder die Woche danach...

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ändert sich eine Spezifikation auf Kundenwunsch, dann
> wird das Pflichtenheft geupdatet, und in Versionsnummern durchnumeriert.
> Da kann im Nachhinein niemand mehr kommen, und was anderes behaupten
> oder wollen.

Kann man machen - muss man vielleicht auch - ich hab so mal in einem 
Projekt jede Woche ein neues PH erstellt und rumgeschickt - das war dann 
inklusive der Begründungen der Änderungen 2/3 meiner Arbeit als PL.

Das musste gemacht werden weil CB den Termin für die Nullserie um 3 
Monate vorverlegt hat. Es ging dennoch nicht schneller, aber man konnte 
nachvollziehen was (oder wer) Woche für Woche dafür verantwortlich war.

Der Kunde konnte so erkennen das die Projektverzögerungen von seinen 
Entscheidern und den uns diktierten Zulieferern verursacht wurden.
Und er uns auch noch verzögert hat durch - diese Vorschrift.

von Alex W. (a20q90)


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Wie ich schon schrieb, war das ganze bei mir am Anfang. Heute  mach ich 
sowas auch komplett anderst. Nur ich denke der Kunde wollte seinen 
Vorteil ziehen. Wie gesagt, Geld hab ich keines gesehen, ausser für 
einen einzigen Prototypen, der exakt den geforderten Spezifikationen 
endsprach. Alles andere waren wünsche von ihm, die er bei jedem weiteren 
Prototypen erweiterte, anstatt von vorn herein klarzustellen. Naja, 
damals war ich halt naiv. Aber nicht naiv genug (Zeitbombe wars 
wirklich, denn danach stand die Produktion..)

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