Forum: Ausbildung, Studium & Beruf deutsche Informatiker müssen Taxi fahren


von Alfred (Gast)


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Nicht nur die Kasachen müssen hier angeblich Taxi fahren, auch die 
Deutschen müssen es. Der Mann, der mich heute vom Flughafen Frankfurt 
abgeholt hat, hat mein Telefonat mitbekommen, dass ich geführt habe und 
während der Fahrt nachgefragt, ob ich im SAP-Bereich tätig bin, was in 
etwa geraten ist.

Er erzählte mir dann von seiner Situation:

Er ist 48, ausgebildeter Informatiker mit einem Diplom der TH Darmstadt, 
das er im Jahre 1988 gemacht hat, war dann 7 Jahre bei Bosch und weiter 
6 bei Siemens, bis er nach einer Umstrkturierung dann übernommen und 
entlassen wurde. Weil ihn keine haben wollte, hat er sich dann 
selbständig gemacht und 5 Jahre bis zur Krise als Datenbank-Admin bei 
einem Zeitarbeiter gearbeitet. Danach gab es keinen Job mehr für ihn und 
er fährt jetzt Taxi bei seinem Verwandten, dem das Unternehmen gehört.

Selbständigkeit hat nicht funktioniert, weil er 1 Jahr raus war aus dem 
Job (in der Krise ging halt nichts), Festanstellungen bekommt er nicht, 
obwohl er Windows, Linux und Unix programmieren kann: Er war halt zu 
lange Teamöeiter und die Firmen trauen ihm nicht mehr zu, dass er sich 
einordnen kann. Er mit seinen Möglichkeiten müsse ja andere Chancen 
haben und man wünscht ihm ständig Glück. Die einzigen Angebote die kamen 
waren skandalös schlecht bezahlte Offerten von Ferchau und Brunel, die 
er aber nicht annehmen konnte, weil er aus fmiliären Gründen sich nicht 
durch die Republik schicken lassen wolle. Irgendwann hat er es dann 
aufgegeben und die Taxiposition eingenommen, wo er immer noch mehr 
bekommt, als bei Ferchau, Frau und Kinder ernähren kann und daheim ist.

Jetzt ist er komplett draussen, obwohl er sich privat weiterqualifiziert 
hat, auch nochmal einen Programmierkurs mit Auszeichung abgeschlossen 
hat (embedded C). Er müsste eigentlich überall reinpassen, aber sie 
nehmen ihn einfach nicht. Er bewirbt sich und bewirbt sich, hat aber 
keine Chance, weil es allen komisch vorkommt, dass er keinen Job hat, 
denn deshalb muss mit ihm was nicht stimmen. Bevor Rückfragen kommen: Er 
ist Deutscher, verheiratet, stabile Lebenssituation, also kein Ali oder 
Iraner oder irgendwas, was abschrecken könnte. Er ist nur einfach über 
45 und damit nicht mehr verwendbar. Natürlich hätte er sich mit der 
Ferchauposition gfs im Job halten können, aber die war eben nicht 
tragbar und zudem unsicher.

Ich habe ihm beigepflichtet, dass es seltsam ist und wir eine absolute 
groteske Einstellungspolitik haben (ich sehe es ja in der Firme für die 
ich tätig bin) aber ändern kann ich es nicnt. Wenn Du einmal etwas 
anderes gemacht hast, als du angefangen hast, dann unterstellen sie Dir 
immer, dass du überqualifiziert bist und du bist draussen. Als 
Informatiker sowieso.

Für mich ergibt sich draus folgendes:

Wer heute Informatik oder Elektroingenieur wird, kann sich darauf 
einrichten, mit 45 entsorgt zu werden!

Wer das verhindern will, muss auch in ungünstigen Zeiten in der Branche 
bleiben und zum Skalvenlohn arbeiten

oder er reist der Arbeit hinterher und verzichtet auch Familie und 
Kinder

oder er schafft es durch Archkriecherei, sich bei seinem Vorgesetzten 
beliebt zu machen und so wichtig in der Firma zu werden, dass man seine 
Position bekommt, wenn er geht oder zu alt wird.

Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wo ich einmal lande, aber ich fürchte, 
es wird auch beim Zeitarbeiter enden, weil auch ich schon von Insolvenz 
betroffen war und zweimal habe in einer neuen Firma unten anfangen 
müssen und jetzt eigentlich auch überqualifiziert bin. Ich habe meinen 
Job im Prinzip deshalb, weil ich reisebereit bin, was sehr viel Toleranz 
bei der Partnerin erfordert.

P.S. Kinder habe ich keine und das Thema habe ich auch aufgegeben. Lässt 
sich bei 4 Tagen Abwesenheit die Woche nicht sinnvoll machen.

Ich werde mal mit meinem Bruder reden, dass der sicherheitshalber einen 
Taxistand aufmacht....

von Wilhelm F. (Gast)


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Alfred schrieb:

> Nicht nur die Kasachen müssen hier angeblich Taxi fahren, auch die
> Deutschen müssen es.

Ich müßte es eigentlich auch, wenn nur der Taxi-Markt nicht schon bis an 
den Rand deren Ruins ausgereizt wäre.

Ein Bekannter, Informatiker mit ca. 54 Jahren, ist seit etwa 3-4 Jahren 
Dachdecker, aber im ungelernten Niedriglohnbereich.

Der Mann ist humorvoll, und sagte mir auch: Du baust in der Zeit den 
schlimmsten Sarkasmus auf, anders überlebst du das nicht. Er muß sich 
bei lauem Gehalt von frischen Gesellen einiges anhören, die mehr 
verdienen. Aber wenn mal einer ne komplizierte Formel braucht, was etwas 
mehr als Dreisatz ist, da macht er sich dann seinen eigenen Scherz 
draus.

Laut meinem Vermieter ist ein dem bekannter ausgesonderter 
Telekom-Mitarbeiter, um die 50, jetzt Gärtner.

Und wie es bei mir aussieht, wissen ja viele hier im Forum.

von Smörre (Gast)


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heftig und gleichzeitig irgendwie beruhigend - ich hatte nämlich 
zeitweise wirklich das Gefühl, daß ich irgendwas falsch machen muß, weil 
ja alle anderen super schnell was finden.
Umso verwunderlicher, daß man hier so massiv attackiert wird, wenn man 
vor bestimmten Studiengängen, etc. warnt.
Na ja, sei es wie es sei.

von R. F. (rfr)


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Also: Eine kurze Recherche bei HAYS hat ca 1700 offene Projekte oder 
Stallen ergeben. Ich schätze, dass mindestens 45 € pro Stunde drin sind, 
ergo sollte es doch möglich sein, da was passendes zu finden.

FG

Robert

von Smörre (Gast)


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> Also: Eine kurze Recherche bei HAYS hat ca 1700 offene Projekte oder
> Stallen ergeben. Ich schätze, dass mindestens 45 € pro Stunde drin sind,
> ergo sollte es doch möglich sein, da was passendes zu finden.
kann sogar sein, daß da das ein oder andere reale Angebot dabei ist, das 
man bekommen könnte (wohlgemerkt Konjunktiv) ... aber das ist genauso 
wie wenn Du auf irgendwelche Kontaktanzeigen schreibst, ein netter 
Zeitvertreib, denn es antworten Dir garantiert nur Nutten und Weiber, 
die auf Dein Geld scharf sind.
Irgendwann nimmt man das dann nicht mehr Ernst.

von R. F. (rfr)


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Ich arbeite seit 10 Jahren in dieser Branche, auch mit Hays, und es geht 
sehr gut. Und im Moment rufen sie wieder an und das, obwohl ich im 
Projekt bin.

Allerdings ist es nicht jedermanns Sache, dieses Geschäft zu betreiben.

Robert

von Einspruch (Gast)


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R. Freitag schrieb:
> Eine kurze Recherche bei HAYS hat ca 1700 offene Projekte oder
> Stallen ergeben.

SCHMINKT EUR BITTE DIESE PAUSCHALDENKE AB!

Von den Projekten, die Hays ausschreibt, kriegen die nicht einmal jedes 
5.! Hays ist teuer und es gibt noch andere. Die 300 Projekte, die sie 
dann besetzen, sind extrem wenig für ganz Deutschland.

Übrigens hat GULP insgesamt nur 3000 Projekte gleichzeitg offen und 
nicht wenige davon sind Suchanfragen, die hinterher doch wieder intern 
emacht werden.

>45h
45h die Stunde sind auch ein Hungerlohn! damit kommt man im Jahr 
bestenfalls auf 70k Umsatz, von denen noch Wohnungskosten abgehen. 
Abzüglich Sozialleistungen, die man nicht bekommt, sind das gerade 50k 
brutto, wenn es hoch kommt. Das sind alles Billigjobs.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Umso verwunderlicher, daß man hier so massiv attackiert wird, wenn man
> vor bestimmten Studiengängen, etc. warnt.

Vermutlich etliche Ghostwriter im Auftrag von VDI,Bitcom & Co auch 
hier unterwegs ..

von R. F. (rfr)


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Einspruch schrieb:
> R. Freitag schrieb:
>> Eine kurze Recherche bei HAYS hat ca 1700 offene Projekte oder
>> Stallen ergeben.
>
> SCHMINKT EUR BITTE DIESE PAUSCHALDENKE AB!

Schrei hier nicht rum.
>
> Von den Projekten, die Hays ausschreibt, kriegen die nicht einmal jedes
> 5.! Hays ist teuer und es gibt noch andere. Die 300 Projekte, die sie
> dann besetzen, sind extrem wenig für ganz Deutschland.

Woher sind diese Zahlen? Hays verdient Geld, und die anderen auch, also 
arbeiten die mit Gewinn, und das bedeutet, dass sie Projekte besetzen. 
Die sind also erfolgreich. Ob es viel sind oder wenig, eines pro nase 
reicht.


>
> Übrigens hat GULP insgesamt nur 3000 Projekte gleichzeitg offen und
> nicht wenige davon sind Suchanfragen, die hinterher doch wieder intern
> emacht werden.

Aber es werden Projekte besetzt. Man kann kein Geld verdienen, wenn man 
nur Luftprojekte hat.


>
>>45h
> 45h die Stunde sind auch ein Hungerlohn! damit kommt man im Jahr
> bestenfalls auf 70k Umsatz, von denen noch Wohnungskosten abgehen.
> Abzüglich Sozialleistungen, die man nicht bekommt, sind das gerade 50k
> brutto, wenn es hoch kommt. Das sind alles Billigjobs.

70000 Euro im Jahr sind recht viel für jemand, der nur hartzt. Und der 
typische AN zahlt in eine Rentenversicherung mit negativer Rendite, eine 
Krankenversicherung, die sich nur durch Zusatzbeiträge und 
Leistungskürzungen profiliert, und Absetzen kann er von der Steuer 
nichts. Ein Freiberufler kann Fahrtkosten absetzen, soweit sie anfallen. 
Auswärtige Miete und ähnliches sind auch absetzbar. Die Mehrwertsteuer 
geht von den Einkaufspreisen runter, also lebt man günstig und 
investiert in Dinge, die sich lohnen. Und mit der Zeit werdnen aus den 
45 Euro auch mehr.

Es geht also durchaus.

von Smörre (Gast)


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> sind das gerade 50k brutto, wenn es hoch kommt. Das sind alles Billigjobs.
50k würde mir schon reichen, allerdings habe ich keinerlei Vertrauen zu 
den ganzen Dienstleistern, egal wie sie auch heißen.
Ich arbeite notfalls auch weit unter 50k, wenn die Kriterien + 
langfristige Perspektive stimmt.
Im Moment habe ich wohl was und es stellt sich die Frage, was die a) 
verlangen und b) mir bieten können, was mein bisheriges Angebot toppt.
Ich bin keine 18 mehr und falls ich durch die Republik jetten soll, wird 
das sehr teuer werden, da ist 50k entschieden zu wenig.

von Smörre (Gast)


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> Woher sind diese Zahlen? Hays verdient Geld, und die anderen auch, also
> arbeiten die mit Gewinn, und das bedeutet, dass sie Projekte besetzen.
> Die sind also erfolgreich. Ob es viel sind oder wenig, eines pro nase
> reicht.
das sind Marketing-Tricks damit man einen optischen Effekt erzielt, wie 
toll alles läuft und warum man als Dienstleister x besser ist als 
Dienstleister y.
Aber hinter den strahlenden Fassaden sieht es anders aus und nicht 
vergessen das Kleingedruckte im Vertrag zu lesen.

von R. F. (rfr)


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Es gibt in diesem Markt eine Menge von Leuten, die Viel Geld verdienen. 
Ich selbst habe die Freiberuflichkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus 
gestartet und bin in der Lage, jetzt genügend Geld zu haben, um 
abgefedert zu sein. Und bald werde ich über den kauf eines Eigenheimes 
nachdenken.

Es ist besser so, wie es jetzt ist.

von Smörre (Gast)


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> Es gibt in diesem Markt eine Menge von Leuten, die Viel Geld verdienen.
> Ich selbst habe die Freiberuflichkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus
> gestartet und bin in der Lage, jetzt genügend Geld zu haben, um
> abgefedert zu sein. Und bald werde ich über den kauf eines Eigenheimes
> nachdenken.
gut, das ist sicherlich eine Möglichkeit, ich kann es schlecht 
einschätzen, da ich mit Dienstleistern sehr wenig zu tun hatte und deren 
Image nun einmal miserabel ist. Kann durchaus sein, daß es so 
funktioniert - das glaube ich Dir.

von Michael K. (charles_b)


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Im Jahr 2001 machte unsere Firma pleite. Mit der Chefsekretärin hatte 
ich Jahre danach mal Kontakt: H4. Ihr letztes Gehalt war bei 85000 DM 
gewesen, neue Angebote höchstens bei 25000 € - also weit unter ihrem 
"Niveau".

Dass sich die Zeiten nach dem Internetboom drastisch geändert haben 
wollte sie nicht begreifen.

Nach meinem telefonischen Vorschlag, doch mal so nen Job anzunehmen 
damit man nicht völlig rauskommt und sich dann wieder hochzuarbeiten 
legte sie auf - ich hab mich danach aucht nicht mehr gemeldet.

von Smörre (Gast)


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> Nach meinem telefonischen Vorschlag, doch mal so nen Job anzunehmen
> damit man nicht völlig rauskommt und sich dann wieder hochzuarbeiten
> legte sie auf - ich hab mich danach aucht nicht mehr gemeldet.
So einen Absturz verkraftet nun einmal nicht jeder, da braucht man 
einige Zeit.
Für 25K kannst Du auch im Callcenter anfangen mit der gleichen 
Aufstiegsperspektive.

von Michael K. (charles_b)


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Smörre schrieb:
>> Nach meinem telefonischen Vorschlag, doch mal so nen Job anzunehmen
>> damit man nicht völlig rauskommt und sich dann wieder hochzuarbeiten
>> legte sie auf - ich hab mich danach aucht nicht mehr gemeldet.
> So einen Absturz verkraftet nun einmal nicht jeder, da braucht man
> einige Zeit.
> Für 25K kannst Du auch im Callcenter anfangen mit der gleichen
> Aufstiegsperspektive.

So waren halt die Perspektiven für Sekretärinnen im Jahr ca. 2003. Und 
gegenüber 1000 DM Stütze wäre das doch schon mal ein Fortschritt 
gewesen.

Zumal die Dame zum einen keinen Führerschein hatte (mal den Firmenwagen 
umparken war also nicht) und zum anderen pro Monat (bzw. 28 Tage) 
jeweils 2 Migräne-Tage einlegte.

von Arc N. (arc)


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R. Freitag schrieb:
> Es gibt in diesem Markt eine Menge von Leuten, die Viel Geld verdienen.
> Ich selbst habe die Freiberuflichkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus
> gestartet und bin in der Lage, jetzt genügend Geld zu haben, um
> abgefedert zu sein. Und bald werde ich über den kauf eines Eigenheimes
> nachdenken.
>
> Es ist besser so, wie es jetzt ist.

Wer's mag...Bin selber (noch) FBler
Allerdings muss jedem der das macht klar sein, dass, je nach 
Spezialisierungen/Kundenstamm, der Umsatz in einer Krise/im 
Krankheitsfall etc. auch sehr schnell gegen Null gehen kann. Ohne 
Absicherung/Rücklagen kann das ein böses Erwachen geben und das ist 
nicht jedermanns Sache.

R. Freitag schrieb:
> 70000 Euro im Jahr sind recht viel für jemand, der nur hartzt.

Umsatz!
D.h. vor Steuern und allen anderen Ausgaben die der FBler vollständig 
selbst tragen muss. Krankenversicherung, Renten/Alterversorge, Urlaub 
wird nicht vom AG bezahlt, Lohnfortzahlung bei Krankheit, Rücklagen für 
Steuervoraus/nachzahlungen etc. pp.
Hinzukommt, dass bei reiner Softwareentwicklung auch die absetzbaren 
Kosten sind geringer usw.

Wie hier im Forum schon mal gerechnet wurde: Pi * Daumen muss ein FBler 
vor Steuern ca. das doppelte von dem einnehmen (Umsatz), was ein 
Angestellter Brutto rausbekommt, wenn er voll ausgelastet wäre (normal 
sind afaik etwa 70 % - 80 %)

von Harald (Gast)


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R. Freitag schrieb:
> Ein Freiberufler kann Fahrtkosten absetzen, soweit sie anfallen.
Nur die geschäftlichen und bei vielen Fahrten, wie es ja üblich ist, 
macht die 30 Cent Regel mehr sinn und die hat der Angestellte auch. Nur 
der kann zu seiner Arbeit hinzuziehen. Wenn der Freiberufler zu seiner 
Arbeit hinzieht, ist die meistens schon wieder woanders. Also zahlt er 
doppelte Wohnung.

> Auswärtige Miete und ähnliches sind auch absetzbar.
klar, er kann es absetzen, aber das heisst nur, dass er auf diese 
Einnanhmen in Höhe der Miesen keine Steuern zahlt. Weg ist trotzdem weg.

> Die Mehrwertsteuer geht von den Einkaufspreisen runter, also lebt man >günstig 
und
????????
Die MWSt geht nur von den betrieblichen Ausgaben ab. Das sind die 
wenigsten und die meisten Privaten Wohnungen weisen keine MWST aus. Das 
einzige, wäre der Geschäftswagen und der Treibstiff, aber die 30 Cent 
sind güsntiger und beides geht nicht.

> investiert in Dinge, die sich lohnen.
Was willst du denn kaufen?

LCD-TV, zweiter Computer, Kamera, Photo? Da rechnen sie Dir 
Privatanteile rein, du du versteuern musst. Ausserdem gilt auch hier: 
Weg ist Weg. Absetzen heisst nur, keine Steuern dafür zahlen.

von Michael K. (charles_b)


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Wilhelm Ferkes schrieb:

> Laut meinem Vermieter ist ein dem bekannter ausgesonderter
> Telekom-Mitarbeiter, um die 50, jetzt Gärtner.

Aber die Bundesenährungsministerin macht sich Gedanken, für wie viele 
Euro wir jährlich Nahrungsmittel wegwerfen (mehr als 300 Euro pro Nase 
und Jahr)...

Die wahre Verschwendung ist, erst Menschen auszubilden und sie dann 
nicht dementsprechend einzusetzen!

Von den persönlichen Schicksalen mal ganz abgesehen werden so 
volkswirtschaftliche Kosten verursacht, die doch kein Mensch bezahlen 
kann.

von agp (Gast)


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Michael K-punkt (charles_b) schrieb:

> Aber die Bundesenährungsministerin macht sich Gedanken, für wie viele
> Euro wir jährlich Nahrungsmittel wegwerfen (mehr als 300 Euro pro Nase
> und Jahr)...

Das sind doch in Wahrheit reine Ablenkungsmanöver. Im schwarzen Lager 
hat es kräftig gekracht

http://www.sueddeutsche.de/politik/pofalla-wird-zur-belastung-fuer-merkel-problemfall-aus-dem-kanzleramt-1.1154241

" Doch nun geriet erstmals detailliert an die Öffentlichkeit, wozu 
Pofalla gegenüber ihm nicht genehmen Parteifreunden in der Lage scheint.

Pofallas jüngstes Opfer: der CDU-Euro-Abweichler Wolfgang Bosbach. Am 
Rande einer Sitzung der nordrhein-westfälischen Landesgruppe gerieten 
die beiden vergangenen Montag aneinander. Drei Pofalla-Sätze, die er 
Bosbach entgegengeschleudert hat, werden in Erinnerung bleiben: "Ich 
kann Deine Fresse nicht mehr sehen", "Du machst mit Deiner Scheiße noch 
alle Leute verrückt" und "Lass mich mit so einer Scheiße in Ruhe"."

Das Rettungspaket ist eine Zerreißprobe für Leute die ihren Verstand 
beisammen haben. Das Ding kann uns noch um die Ohren fliegen und die 
Republik aus den Angeln heben. Das spüren Leute wie Bosbach und sie 
liegen damit auf einer Linie mit namhaftem Sachverstand.

Alleine der Umstand, dass beim Zusammenstricken der "ESMF.." sonstwas 
Konstrukte wieder auf sog. Zweckgesellschaften zurückgegriffen wurde 
lässt doch alle Alarmglocken schrillen.

Achja, Griechenland verfehlt Sparziel

http://www.sueddeutsche.de/politik/schuldenkrise-in-europa-griechenland-verfehlt-sparziel-der-troika-1.1154371

"Die internationalen Kontrolleure hatten gefordert, das Defizit auf 7,6 
Prozent zu senken, doch es fällt deutlich höher aus."

von Michael K. (charles_b)


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Man soll aber nicht Scheiße sagen - da geht die Bildung an Arsch!

von psuproblem (Gast)


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Das ist schon tragisch: Da sagt der Pofalla  einmal im Leben die 
Wahrheit und dann sowas ...

von B.v.M-hausen (Gast)


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>Das Rettungspaket ist eine Zerreißprobe für Leute die ihren Verstand
>beisammen haben.
Du bist vom Thema abgekommen. Aber gut, hier ein Artikel, in dem die 
möglichen Handlungsoptionen von der Boston Consutling Groop detailliert 
beschrieben werden:
http://www.heise.de/tp/blogs/8/150553

Und hier noch einen Link auf den Ursprungsthread, den Alfred (Gast) 
parodiert hat, damit das später mal nicht verloren geht:
Beitrag "kasachische Informatiker müssen Taxi fahren"

von Michael K. (charles_b)


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B.v.M-hausen schrieb:
>>Das Rettungspaket ist eine Zerreißprobe für Leute die ihren Verstand
>>beisammen haben.
> Du bist vom Thema abgekommen. Aber gut, hier ein Artikel, in dem die
> möglichen Handlungsoptionen von der Boston Consutling Groop detailliert
> beschrieben werden:
> http://www.heise.de/tp/blogs/8/150553

Was bedeutet das? Jetzt schnell noch Schulden machen, weil sie erlassen 
werden?

Der Sparer ist mal wieder der Dumme.

von Patrick (Gast)


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Michael K-punkt schrieb:
> Aber die Bundesenährungsministerin macht sich Gedanken, für wie viele
> Euro wir jährlich Nahrungsmittel wegwerfen (mehr als 300 Euro pro Nase
> und Jahr)...

Wenn man überlegt, wie viele Bananen jährlich an der Grenze zur EU 
entsorgt werden, weil diese nicht die EU-Bananen-Richtlinien erfüllen - 
das ist wieder einmal ein Schlag ins Gesicht eines jeden Bauern und 
eines jeden Verbrauchers.
Andererseits kann ich jedoch die Leute nicht verstehen, die Lebensmittel 
wegwerfen - gut, auch mir passiert es einmal, dass ich etwas im 
Kühlschrank "übersehe" oder durch falsche Planung etwas Obst ungenießbar 
wird; aber von der genannten Summe bin ich wohl locker um den Faktor 20 
entfernt.

Zum Thema: Freiberuflichkeit ist gut und schön, wenn man bereit ist, die 
extrem hohe Flexibilität zu bieten. Reich wird man davon allerdings auch 
nicht. Ich selbst hatte das eine Zeit lang mitgemacht und bin jetzt 
wieder zurück in die Festanstellung gewechselt - geregelte 
Arbeitszeiten, fester Urlaubsanspruch, verhältnismäßig nur sehr geringe 
Reisetätigkeit, und auf dem Sparbuch bleibt am Ende nicht weniger übrig 
als zu meiner Zeit als Freiberufler. Der schöne Nebeneffekt ist, dass 
man nebenbei noch Zeit und Lust für sinnvolle Tätigkeiten hat, z. B. die 
Entwicklung elektronischer Produkte für den Eigenvertrieb.

Wirklich viel abzusetzen gibt es tatsächlich nicht; Fahrtkosten und 
Mieten sind mit Abstand der größte Posten. Mehr als zwei Desktop-PCs und 
zwei Laptops für dienstliche Zwecke wirken irgendwie unglaubwürdig, und 
der Verbrauch an Büromaterial etc. hält sich auch in Grenzen.

von Michael K. (charles_b)


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Patrick schrieb:

> Zum Thema: Freiberuflichkeit ist gut und schön, wenn man bereit ist, die
> extrem hohe Flexibilität zu bieten. Reich wird man davon allerdings auch
> nicht.

Wer sauber kalkuliert muss auf Tagessätze von rund 1000 Euro gehen (es 
ist ja auch nicht jeder Tag mit Aufträgen zu sondern wird zur Akquise 
verwendet), damit es sich unter dem Strich mit einer Festanstellung 
vergleichen kann. Und das ist ein schwieriges Unterfangen.

> Ich selbst hatte das eine Zeit lang mitgemacht und bin jetzt
> wieder zurück in die Festanstellung gewechselt - geregelte
> Arbeitszeiten, fester Urlaubsanspruch

dito, kenne ich auch.


> man nebenbei noch Zeit und Lust für sinnvolle Tätigkeiten hat, z. B. die
> Entwicklung elektronischer Produkte für den Eigenvertrieb.

Selbständig arbeiten bedeutet eben bei genauer Betrachtung: Selbst 
ständig arbeiten. Da bleibt viel auf der Strecke.

> Wirklich viel abzusetzen gibt es tatsächlich nicht; Fahrtkosten und
> Mieten sind mit Abstand der größte Posten. Mehr als zwei Desktop-PCs und
> zwei Laptops für dienstliche Zwecke wirken irgendwie unglaubwürdig, und
> der Verbrauch an Büromaterial etc. hält sich auch in Grenzen.

Gut, ich würde noch nen Farblaser und anderen Schnickschnack dazunehmen, 
aber 1. muss das Geld ja auch erst mal verdient sein und 2. bedeutet 
absetzen ja nicht geschenkt bekommen.

von R. F. (rfr)


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Ein Zimmer in einer Pension kostet etwa 350 € pro Monat, die als 
Zweitwohnung berufbedingt abgesetzt werden. Der Treibstoff zur An- und 
Abfahrt kann auch abgesetzt werden, die MWSt entspricht ca 10 € pro 
Tankfüllung. Beiträge zur Rentenversicherung, Krankenversicherung und 
ähnliches werden auch abgesetztr und sind auch Steuerbegünstigt. Leider 
sind doch noch Steuern zu zahlen  :-((

Aber es bleibt eine Menge Geld hier liegen, meine Rentenansprüche 
steigen, und ich sammle berufliche Erfahrung. Wenn ich will, kann ich 
also eine Festanstellung haben. Ob ich will, weiss ich nicht, ich finde 
es so recht schön. ich habe mehr Urlaub und mehr Spass als in einer 
Festanstellung.

Wenn ich mein Haus kaufe, werde ich auch vieles absetzen können, ergo 
bezahlt der Staat hier mit.

Insgesamt finde ich das sehr viel besser als Hartz, da habe ich keine KV 
und Rentenverluste und kein Haus und kein Auto.
( Boot habe ich noch nicht, Helikopter ist in Planung...)

Gruss

Robert

von B.v.M-hausen (Gast)


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>Der Sparer ist mal wieder der Dumme.

Der Sparer ist in dem Sinne der Dumme, dass seine Rendite der letzten 
Jahre aus "Finanzblasengeld" stammt. Auf deutsch: Sie war zu hoch und 
das muss jetzt korrigiert werden. ( Das meine ich übrigens ironiefrei )

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Das ist schon tragisch: Da sagt der Pofalla  einmal im Leben die
> Wahrheit und dann sowas ...

Der Bosbach hatte recht gehabt ..

eupp / Berlin

von Michael K. (charles_b)


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Dipl Ing ( FH ) schrieb:
>> Das ist schon tragisch: Da sagt der Pofalla  einmal im Leben die
>> Wahrheit und dann sowas ...
>
> Der Bosbach hatte recht gehabt ..
>
> eupp / Berlin

...und ich konnte den Pophalla noch nie recht leiden...

von Timm T. (Gast)


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agp schrieb:
> Bosbach entgegengeschleudert hat, werden in Erinnerung bleiben: "Ich
> kann Deine Fresse nicht mehr sehen" ...

Da spricht er mir aber aus der Seele: Ich kann dem Pofalle seine...

http://www.youtube.com/watch?v=GAiZuT8vWiY&feature=results_video&playnext=1&list=PLA0D4030768B5C616

Patrick schrieb:
>> Euro wir jährlich Nahrungsmittel wegwerfen (mehr als 300 Euro pro Nase
> aber von der genannten Summe bin ich wohl locker um den Faktor 20
> entfernt.

Du vielleicht. Aber da sind natürlich die ganzen Supermarktleichen 
reingerechnet, die jeden Tag auf die Kippe fliegen. Das wird dann auf 
die Bevölkerung hochgerechnet.

von Wilhelm F. (Gast)


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Smörre schrieb:

> heftig und gleichzeitig irgendwie beruhigend - ich hatte nämlich
> zeitweise wirklich das Gefühl, daß ich irgendwas falsch machen muß, weil
> ja alle anderen super schnell was finden.

Nein, Smörre, mit um die 50 liegst du verteilungsmäßig einfach weit am 
Rand der Bewerberauswahl. Genau wie ich selbst. Wir sind keine 
Spitzenkandidaten aus den Top 3% der Pyramidenspitze, und machen da auch 
nichts falsch.



Michael K-punkt schrieb:

> Im Jahr 2001 machte unsere Firma pleite. Mit der Chefsekretärin hatte
> ich Jahre danach mal Kontakt: H4. Ihr letztes Gehalt war bei 85000 DM
> gewesen, neue Angebote höchstens bei 25000 € - also weit unter ihrem
> "Niveau".

Sie hat immerhin den Vorteil, mit ihrem Beruf gegenüber Informatikern 
und Ingenieuren relativ branchenunabhängig zu sein. Damit hat sie ja 
dann eine große Auswahl an potentiellen neuen Arbeitgebern. Und München, 
da wo sich ohnehin schon Wirtschaft und Industrie stark konzentrieren, 
und was auch gar nicht so klein ist, da sollte sich doch wohl mal was 
finden lassen? Sogar ohne Umzugsgedanken.

Aber 25k€ ist für eine Chefsekretärin schon lau. Bei den 85k€ hatte sie 
aber wenigstens die Möglichkeit, was für schlechte Zeiten zurück zu 
legen. Wenn sie jetzt bei 25k€ einsteigt, kommt sie da auch so schnell 
nicht wieder höher. Denn parallel schreiten ja altersmäßig auch noch die 
Jahre voran. Als Chefsekretärin könnte sie wenigstens nebenbei sowas wie 
Schülernachhilfe in Fremdsprachen machen. OK, sowas könnte ich z.B. in 
Mathe auch, aber verfahre im weitläufigen ländlichen Gebiet die 
Einnahmen komplett mit dem Auto. Oder muß sogar noch zuschießen. Habe 
das schon mal durchgerechnet. Auch zeitlich wären doppelt so viele 
Stunden nötig, alleine wegen Fahrzeiten zwischen zufälligen 
Einzelstunden. Für eine Doppelstunde 12€ einzunehmen, und 70km fahren, 
das rechnet sich beim besten Willen nicht, um auch nur minimalst davon 
leben zu können.

> Nach meinem telefonischen Vorschlag, doch mal so nen Job anzunehmen
> damit man nicht völlig rauskommt und sich dann wieder hochzuarbeiten
> legte sie auf - ich hab mich danach aucht nicht mehr gemeldet.

Das ist nicht so einfach, bei mir sind auf diese Art auch Kontakte 
zerbrochen. Da kommen allen Ernstes Leute, die in ihrem ganzen Leben 
(außer zu Urlaubsreisen) nie weiter als 5km von ihrer Haustür entfernt 
waren. Und machen mir frisch fröhlich frei Vorschläge, doch mal ins 
Ausland zu gehen. Oder hier in der Gegend alle Firmen nach Hilfsarbeiten 
abbetteln zu gehen.



Michael K-punkt schrieb:

> Wilhelm Ferkes schrieb:
>> Laut meinem Vermieter ist ein dem bekannter ausgesonderter
>> Telekom-Mitarbeiter, um die 50, jetzt Gärtner.
>
> Aber die Bundesenährungsministerin macht sich Gedanken, für wie viele
> Euro wir jährlich Nahrungsmittel wegwerfen (mehr als 300 Euro pro Nase
> und Jahr)...
>
> Die wahre Verschwendung ist, erst Menschen auszubilden und sie dann
> nicht dementsprechend einzusetzen!

Es ist so, wie auch der Nachposter schreibt:

> Das sind doch in Wahrheit reine Ablenkungsmanöver.

Mit der Ausbildung schlägt man auch zwei Fliegen mit einer Klappe: 
Während Ausbildungen sind Menschen nicht arbeitslos. An der FH wurde das 
Thema von einem Prof. deutlich angesprochen: "Manche von Ihnen sitzen 
hier zur Überbrückung, weil sie schon keine Stelle fanden." Ich 
befürchte, der hat ein wenig Recht.

von komisch (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Mit der Ausbildung schlägt man auch zwei Fliegen mit einer Klappe:
> Während Ausbildungen sind Menschen nicht arbeitslos. An der FH wurde das
> Thema von einem Prof. deutlich angesprochen: "Manche von Ihnen sitzen
> hier zur Überbrückung, weil sie schon keine Stelle fanden." Ich
> befürchte, der hat ein wenig Recht.

so ist das. Allerdings ist es auch so, dass höher ausgebildete 
"downgraden" und Tätigkeiten ausführen für die sie eigentlich 
überqualifiziert wären. Darum ist ja die Arbeitslosenquote unter 
Akademikern recht gering. Irgendwas findet man immer oder man macht sich 
mit irgendwas selbständig. Jemand der gar keine Ausbildung hat, kann 
z.B. überhaupt nicht downgraden.

von Michael K. (charles_b)


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Wilhelm Ferkes schrieb:

> Aber 25k€ ist für eine Chefsekretärin schon lau. Bei den 85k€ hatte sie
> aber wenigstens die Möglichkeit, was für schlechte Zeiten zurück zu

sorry, es waren 85.000 DM, nicht Euro. Das waren Zeiten, in denen die 
promovierten Mitarbeiter bei rund 110000 DM lagen.

> legen. Wenn sie jetzt bei 25k€ einsteigt, kommt sie da auch so schnell
> nicht wieder höher. Denn parallel schreiten ja altersmäßig auch noch die
> Jahre voran.

Na ja, ich schreib lieber dass ich IRGENDWO gearbeitet habe als dass ich 
schreibe, ich hätte die letzten 5 Jahre NICHTS gemacht. Die Dame ist ja 
auch nicht eingestiegen.

> Als Chefsekretärin könnte sie wenigstens nebenbei sowas wie
> Schülernachhilfe in Fremdsprachen machen. OK, sowas könnte ich z.B. in
> Mathe auch, aber verfahre im weitläufigen ländlichen Gebiet die
> Einnahmen komplett mit dem Auto. Oder muß sogar noch zuschießen. Habe
> das schon mal durchgerechnet. Auch zeitlich wären doppelt so viele
> Stunden nötig, alleine wegen Fahrzeiten zwischen zufälligen
> Einzelstunden. Für eine Doppelstunde 12€ einzunehmen, und 70km fahren,
> das rechnet sich beim besten Willen nicht, um auch nur minimalst davon
> leben zu können.

Ja, Nachhilfe lohnt sich nur für die Nachhilfe-Institute, die wiederum 
nur die Kontakte herstellen.

von Michael K. (charles_b)


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Wilhelm Ferkes schrieb:

> Sie hat immerhin den Vorteil, mit ihrem Beruf gegenüber Informatikern
> und Ingenieuren relativ branchenunabhängig zu sein. Damit hat sie ja
> dann eine große Auswahl an potentiellen neuen Arbeitgebern. Und München,
> da wo sich ohnehin schon Wirtschaft und Industrie stark konzentrieren,
> und was auch gar nicht so klein ist, da sollte sich doch wohl mal was
> finden lassen? Sogar ohne Umzugsgedanken.

Leider lehnte sie auch mal ne Stelle ab, bei der sie täglich zum 
Flughafen hätte rausfahren müssen (ca. 30 min mit der S-Bahn). Ein 
anderes Mal war es wieder der fehlende Führerschein, der die Sache 
vereitelt hat.

In Bewerbungsgespräche ging sie mit der Einstellung: Was wollen DIE denn 
nun schon wieder von mir.

Da ich zu dieser Zeit selbstständig war, hatte ich schon überlegt, ob 
sie mir hätte zur Hand gehen können. Aber sie war zu sehr die 
Panik-Nudel, als dass es mir geholfen hätte. Von den 2 Tagen meno-frei 
im Monat mal ganz abgesehen.

von KLaus (Gast)


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Das sind ja alles keine Einzelfälle, dass Informatiker und Ingenieure in 
den Billiglohnsektor abrutschen oder nie eine ihrer Qualifikation 
entsprechenden Stelle gefunden haben. Als mittelmäßiger Absolvent gehen 
die Jobchancen ohne Beziehungen bekanntermaßen gegen Null.
Auch wenn diese Realitäten hier nicht gern gehört werden und die Gefahr 
besteht, dass Beiträge, die diese Misere beschreiben der Zensur zum 
Opfer fallen.

von xilinx gefrusteter (Gast)


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> sorry, es waren 85.000 DM, nicht Euro. Das waren Zeiten, in denen
> die promovierten Mitarbeiter bei rund 110000 DM lagen.
Mann, das könnte fast unsere Firma gewesen sein! Ich hatte in 2001 genau 
8000,- brutto. (DM) und auch unsere Firma wurde pleite gemacht und fast 
alle fielen im Gehalt. Ich selber kam auf 60k (€). Unsere Sekretärin 
wurde kopmlett arbeitslos, da schon 50!

> Wenn sie jetzt bei 25k€ einsteigt, kommt sie da auch so schnell
Das ist nicht das Problem! Wenn du Chefsekretärin warst, hast Du eine zu 
hohe Gehaltserwartung und niemand stellt Dich ein, weil er denkt, dass 
Du unter fordert bist und wegläufst.

von Smörre (Gast)


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> Jemand der gar keine Ausbildung hat, kann z.B. überhaupt nicht downgraden.
falsch gedacht - jemand der überqualifiziert ist und sich dann mit 
weniger begnügen will, bekommt die Anstellung nicht, weil der 
potentielle Arbeitgeber die Gefahr wittert das dieser neue Mitarbeiter 
schnell das Weite suchen wird. Sprungbrett-Kandidaten will hierzulande 
niemand haben (die Denkweise ist hier anders als in USA, etc.) - da wird 
dann lieber ein unqualifizierter eingestellt (den man auf die Schnelle 
eine spezifische Quali verpaßt, was ja immer ein Kostenfaktor ist), weil 
man annimmt, daß der keine anderweitigen beruflichen Ambitionen hat ... 
so sieht es aus!
Freiberuflichkeit ist eine andere Geschichte, das könnte in der Tat 
funktionieren, wenn die Auftragslage stimmt - nur irgendwann ist auch da 
das Boot voll.

von komisch (Gast)


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KLaus schrieb:
> Das sind ja alles keine Einzelfälle, dass Informatiker und Ingenieure in
> den Billiglohnsektor abrutschen oder nie eine ihrer Qualifikation
> entsprechenden Stelle gefunden haben. Als mittelmäßiger Absolvent gehen
> die Jobchancen ohne Beziehungen bekanntermaßen gegen Null.
> Auch wenn diese Realitäten hier nicht gern gehört werden und die Gefahr
> besteht, dass Beiträge, die diese Misere beschreiben der Zensur zum
> Opfer fallen.

also ich kenne auch FH Langzeitstudenten, die als Informatiker nun in 
irgendeiner Webklitsche auch ihre 35 tsd im Jahr kriegen. Klar ist kein 
Traumgehalt, aber für einen Langzeitstudenten mit 
unterdurchschnittlichen Noten, ohne Beziehungen, ohne besondere 
Praktika, immer noch ganz ok und weit weg von "Niedriglohnsektor"

von Klaus (Gast)


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komisch schrieb:
> also ich kenne auch FH Langzeitstudenten, die als Informatiker nun in
> irgendeiner Webklitsche auch ihre 35 tsd im Jahr kriegen. Klar ist kein
> Traumgehalt, aber für einen Langzeitstudenten mit
> unterdurchschnittlichen Noten, ohne Beziehungen, ohne besondere
> Praktika, immer noch ganz ok und weit weg von "Niedriglohnsektor"

In diesem Fall kann der Betroffene ja noch glücklich sein und hat keinen 
Grund zu jammern. Keine Ahnung, warum du dieses Beispiel als Antwort auf 
meinen Beitrag bringst. Mit einem Job im Niedriglohnsektor hat den 
Beispiel wirklich nichts zu tun. Viele würden fast alles tun, um einen 
Job mit 35k Brutto/a  zu bekommen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Michael K-punkt schrieb:

> Wilhelm Ferkes schrieb:
>
>> Sie hat immerhin den Vorteil, mit ihrem Beruf gegenüber Informatikern
>> und Ingenieuren relativ branchenunabhängig zu sein. Damit hat sie ja
>> dann eine große Auswahl an potentiellen neuen Arbeitgebern. Und München,
>> da wo sich ohnehin schon Wirtschaft und Industrie stark konzentrieren,
>> und was auch gar nicht so klein ist, da sollte sich doch wohl mal was
>> finden lassen? Sogar ohne Umzugsgedanken.
>
> Leider lehnte sie auch mal ne Stelle ab, bei der sie täglich zum
> Flughafen hätte rausfahren müssen (ca. 30 min mit der S-Bahn).

Oh Mann, 30 Minuten S-Bahn oder Bus, da wäre ich hier der König! Da 
würde ich sogar noch daran denken, das Fahrrad auszupacken.

> Ein
> anderes Mal war es wieder der fehlende Führerschein, der die Sache
> vereitelt hat.

OK, den könnte man ja mal nachholen. Für meinen Begriff ist ein 
Führerschein ein Klacks, jeder Fortbildungskurs ist aufwändiger. Sonst 
hätten nicht viele Menschen ein Auto.

Aber die Frauen ticken manchmal komisch. Ich hatte bei meinem 
Führerscheinkurs eine Frau, die einfach nicht mit dem Schaltgetriebe 
umgehen konnte. Sie mußten für die dann einen Wagen mit Automatik 
organisieren. Damals Postführerschein, wir waren 2 Wochen mit 3 Schülern 
und einem betriebseigenen Fahrlehrer und betriebseigenem Auto (VW-Bully) 
auf Intensivkurs. Da innerbetrieblich ist die Atmosphäre sogar noch ganz 
locker gewesen, da kommt doch keine Panik auf.

Eine Frau aus dem Bekanntenkreis fährt mit dem Auto nie in die Stadt. Da 
bekommt sie Panik, und fährt vom Stadtrand mit dem Bus weiter.



Smörre schrieb:

>> Jemand der gar keine Ausbildung hat, kann z.B. überhaupt
>> nicht downgraden.
>
> falsch gedacht - jemand der überqualifiziert ist und sich dann mit
> weniger begnügen will, bekommt die Anstellung nicht, weil der
> potentielle Arbeitgeber die Gefahr wittert das dieser neue Mitarbeiter
> schnell das Weite suchen wird.

Ja, meine Bewerbungen zu z.B. Hausmeisterjobs in Wohnanlagen, 
Supermärkten, Hotels, kamen auch alle zurück. Mit dem Vermerk: Aus 
gegenseitigen Interessen nicht für Sie entschieden... . Wir wissen, was 
das bedeutet.

von Jens K. (Gast)


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Klaus schrieb:
> komisch schrieb:
>> also ich kenne auch FH Langzeitstudenten, die als Informatiker nun in
>> irgendeiner Webklitsche auch ihre 35 tsd im Jahr kriegen. Klar ist kein
>> Traumgehalt, aber für einen Langzeitstudenten mit
>> unterdurchschnittlichen Noten, ohne Beziehungen, ohne besondere
>> Praktika, immer noch ganz ok und weit weg von "Niedriglohnsektor"
>
> In diesem Fall kann der Betroffene ja noch glücklich sein und hat keinen
> Grund zu jammern. Keine Ahnung, warum du dieses Beispiel als Antwort auf
> meinen Beitrag bringst.

"komisch" will nur trollen, in dem er/sie den Beitrag von Klaus ins 
Lächerliche ziehen will. Vermutlich in der Hoffnung, dass der Beitrag 
gelöscht wird, weil er nicht ins passende eingeschränkte Weltbild passt.

von Jens K. (Gast)


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> Eine Frau aus dem Bekanntenkreis fährt mit dem Auto nie in die Stadt. Da
> bekommt sie Panik, und fährt vom Stadtrand mit dem Bus weiter.

In meinem Heimatdorf betrifft das auch einige Männer. Irgendwelche 
Bauern oder manchmal auch Arbeiter, die in ihrem Leben selten aus dem 
Dorf kommen, trauen sich mit dem Auto weder auf die Autobahn, noch in 
die Stadt. Gut, die sind mitlerweile alle über 50 Jahre alt. Obwohl, 50 
ist ja noch kein kritisches Alter.

von Jens K. (Gast)


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> Leider lehnte sie auch mal ne Stelle ab, bei der sie täglich zum
> Flughafen hätte rausfahren müssen (ca. 30 min mit der S-Bahn).

In diesem Falle ist sie selber schuld, wenn sie keinen Job findet.

von Mark B. (markbrandis)


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KLaus schrieb:
> Als mittelmäßiger Absolvent gehen die Jobchancen ohne Beziehungen
> bekanntermaßen gegen Null. Auch wenn diese Realitäten hier nicht gern
> gehört werden

Realitäten, die von anonymen Menschen im Internet ohne weitere Belege 
einfach so behauptet werden, muss man auch ganz furchtbar dringend 
glauben. Ein Irrtum oder eine einseitige Sichtweise der Dinge ist ja 
ausgeschlossen. Nicht wahr?

Michael K-punkt schrieb:
> Leider lehnte sie auch mal ne Stelle ab, bei der sie täglich zum
> Flughafen hätte rausfahren müssen (ca. 30 min mit der S-Bahn).

Die ehemalige Chefsekretärin hat, mit Verlaub, einen Dachschaden. Wer 
sich für 30 Minuten Anfahrt zu schade ist, der will doch gar nicht 
wirklich arbeiten.

von Anonymous (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Die ehemalige Chefsekretärin hat, mit Verlaub, einen Dachschaden. Wer
> sich für 30 Minuten Anfahrt zu schade ist, der will doch gar nicht
> wirklich arbeiten.

Manche haben es eben so komfortabel, dass jder Ersatzjob eine 
Verschlechterung ist.

Jeden Tag eine Stunde Fahren verlieren ist zwar nicht so optimal, aber 
in höheren Positionen bekommt man ja mehr Geld, weil man bereits ist 
mehr inden Job zu investieren.

von Hans Maulwurf (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
>> Als mittelmäßiger Absolvent gehen die Jobchancen ohne Beziehungen
>> bekanntermaßen gegen Null. Auch wenn diese Realitäten hier nicht gern
>> gehört werden
>
> Realitäten, die von anonymen Menschen im Internet ohne weitere Belege
> einfach so behauptet werden, muss man auch ganz furchtbar dringend
> glauben. Ein Irrtum oder eine einseitige Sichtweise der Dinge ist ja
> ausgeschlossen. Nicht wahr?

Mir erging es so Mitte 2009, als ich mit meinem Studium fertiggeworden 
bin. Die Note waren eigentlich ganz okay - um 1,7 im Diplom - jedoch 
hatte ich mich nicht sonderlich gut spezialisiert und konnte, wenn ich 
ehrlich bin, eigentlich gar nicht so richtig gut. Von allem ein wenig 
mitgenommen, was der Fachbereich so hergegeben hat, aber auch ein paar 
fachfremde Veranstaltungen besucht. Hauptgrund wird bei mir wohl die 
lange Studiendauer von knapp 15 Semestern gewesen sein, die vielleicht 
den ein oder anderen potentiellen Arbeigeber abgeschreckt haben könnte. 
Auch hatte ich keinerlei Kontakte oder Beziehungen (neudeutsch: 
Networking) während meines Studiums aufgebaut. So war ich ganz auf mich 
und meine Fallmanagern beim Arbeitsamt angewiesen, wo ich alle 6 Wochen 
(später 3 Wochen) erscheinen durfte und Rechenschaft ablegen musste, 
warum es mit meinen Bewerbungen (bundesweit) noch immer nicht geklappt 
hätte.

Es hat dann fast 9 Monate gedauert, bis mein jetziger Arbeitgeber mir 
eine Chance gegeben hat. Zwar mit nicht ganz so tollen 32k 
Einstiegsgehalt (Hessen), allerdings mit Aussicht auf mehr, wenn ich 
mich gut anstelle. Inzwischen ist es tatsächlich mehr geworden. Mehr 
würde ich wohl auch woanders nicht bekommen und die Freiheiten, die ich 
hier genießen kann...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Hans Maulwurf schrieb:

> Auch hatte ich keinerlei Kontakte oder Beziehungen (neudeutsch:
> Networking) während meines Studiums aufgebaut.

Ein großer Fehler.

Der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen und natürlich stellt man 
auch eher jemanden ein, den man persönlich kennt oder der von Freunden 
empfohlen wird als jemanden, von dem nur Schriftliches existiert habe 
oder ein kurzes Gespräch kenne.

Genauso, wie ich eher etwas kaufe, das einem von einem Bekannten/Freund 
empfohlen wurde - nennt sich in diesem Fall "Mund-zu-Mund-Propaganda", 
im anderen heisst das eben so blöd "Networking" und ist von den ganzen 
Schnöseln verunglimpft worden, die einem Vereine/einer Partei aus nur 
diesem Grund beitreten. Ich denke mal, dass jeder diese Leute kennt.

Bekanntschaften und Freundschaften muss man auch pflegen, aber das macht 
mein eigentlich von sich aus, einfach weil einem viel am anderen liegt.

Der Mensch lebt von Beziehungen, Freundschaften, Vertrauen - Geld ist 
damit verglichen vollkommen belanglos. Das hat auch mit dem Job erstmal 
wenig zu tun aber es zahlt sich natürlich auch dort aus.

Wer all dies nicht hat, sollte die Schuld nicht bei anderen suchen.

Chris D. (nichttaxifahrender Informatiker)

von Stefan (Gast)


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Hallo Chris,


grundsätzlich hast Du vollkommen recht - aber es gibt eben auch Leute, 
die eher wenige, aber dafür langjährige, gute, echte, tiefe 
Freundschaften pflegen anstatt vieler oberflächlicher. Außerdem ist eine 
Freundschaft eine Freundschaft, ein Kontakt higegen jemand, den man sich 
warm hält für den Fall, daß der einem mal weiterhelfen kann.
Sprich, manchen liegt das Networking nicht so, ohne daß sie kontaktlose 
Nerds sein müssen.
Mir liegt es auch nicht, aber ich muß trotzdem nicht Taxifahren. Die, 
denen es wenigstens etwas liegt, werden manchmal selbstständige 
Informatiker mit eigener Firma....

Grüße aus dem Norden,

Stefan

von Bastler (Gast)


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Chris D. (myfairtux) schrieb:

Hans Maulwurf schrieb:

>> Auch hatte ich keinerlei Kontakte oder Beziehungen (neudeutsch:
>> Networking) während meines Studiums aufgebaut.

> Ein großer Fehler.
..
> Bekanntschaften und Freundschaften muss man auch pflegen, aber das macht
> mein eigentlich von sich aus, einfach weil einem viel am anderen liegt.
..
> Wer all dies nicht hat, sollte die Schuld nicht bei anderen suchen.

> Chris D. (nichttaxifahrender Informatiker)

Was du beschreibst ist die typische Denke von Leuten denen es nach außen 
hin gut geht. Da funktionieren dann die Netzwerke, die Bekanntschaften, 
gemeinsame Freizeitaktivitäten, man ruft sich an, Smalltalk hier und da 
usw. usw. Kurz um, es ist alles normal und das kommt dem anderen 
gegenüber auch zum Ausdruck. In dem Augenblick, wenn große Einschnitte 
ins Leben kommen, wie eine lang anhaltende schwierige gesundheitliche 
Beeinträchtigung oder eine längere Arbeitslosigkeit oder die langjährige 
Partnerschaft bricht auseinander kannst du all das glatt vergessen. Dann 
wirst du miterleben (dürfen), wie dein bisheriges Umfeld sich 
reihenweise von dir abwendet. Die Menschen sind so gepolt, dass sie 
EINMAL akzeptieren wenn man sagt, es geht einem nicht gut. Auch ein 
zweites mal wird das noch hingenommen. Wenn das aber länger anhält - und 
"lange" ist in einer schnelllebigen und auf Konsum orientierten 
Gesellschaft bereits nach ein paar Wochen erreicht - dann wenden sich 
die Leute von dir ab. Dann bist du der LOOSER! Niemand wird dich mehr 
verstehen, weil jeder auch in erster Linie mit sich selbst und seinen 
Interessen beschäftigt ist. Ich habe das erlebt bei einem der vollkommen 
eingebunden in Job und Freizeitaktivität war. Ein Ü40er mit Frau, 
Kindern, Grillfesten am Wochenende, Radtouren, Essen gehen - alles was 
man sich denken kann. Nach außen hin einer mit Vorzeige Ehe - gute 
Stimmung, großer Freundeskreis bis dato - dann kam der Tag an dem die 
Frau ankündigte auszuziehen und alles ging den Bach runter. Die Stimmung 
auf dem Nullpunkt. Kinder weg, nach Monaten dann Depression, langer 
Klinikaufenthalt. Mit dem Wegfall der Paarbeziehung kam auch kein 
Pärchen mehr und der große einstige Bekannten- und Freundeskreis 
schrumpfte auf EINEN aus der Nachbarschaft zusammen. Das "Netzwerk" lag 
brach. Der Job wurde mit Mühe und Not gerettet. Das ging auch nur weil 
langjähriger Mitarbeiter und relativ sozialer Arbeitgeber. Normalität 
gab es danach nicht mehr und bis heute nicht. Da aber die Arbeit 
geblieben ist sind die sozialen Kontakte nicht ganz zusammengebrochen. 
Das ab dann mehr ÜBER einen als MIT EINEM geredet wird, kann sich jeder 
ausmalen (getuschel hinter deinem Rücken). Bei langjähriger 
Erwerbslosigkeit ist das ganze noch drastischer. Das versteht gleich gar 
niemand (es sei denn er ist genau in der gleichen Lage). Kommt noch eine 
Einschränkung in der Gesundheit dazu, dann bleibt nicht mal genügend 
Zeit um selber überhaupt noch Kontakte zu pflegen. Da ist man so mit 
sich selber beschäftigt um noch den Alltag einigermaßen über die Runden 
zu bekommen (Wohnung in Schuss halten, Prozedere mit Ämtern, Geldsorgen 
und vor allem die Pflege des eigenen Kenntnisstandes und der eigenen 
Projekte), dass man gar nicht die Zeit hat mit anderen "beim Heurigen" 
zu sitzen. Hinzu kommt, während andere vom Erfolg im Job reden hast du 
Sendepause und sitzt wie ein Alien wortlos dabei. Von deinen Problemen 
möchtest du nicht erzählen, das brächte die Stimmung auf den Nullpunkt 
und zum Nörgler möchtest du auch nicht werden. Mitleid willst du auch 
nicht hören, das untergräbt deine Würde vollends. Vielleicht ein 
bisschen Verständnis, das wäre schon viel, sehr viel. Da bist du dann 
froh, wenn sich das Thema wendet und allgemein über Politik oder die 
Finanzkrise geredet wird. Da hast du dann auch was zu sagen und 
vielleicht hört man dir dort noch zu. Das größte Problem ist eigentlich, 
dass du nach außen hin in einem permannenten Rechtfertigungsverhalten 
steckst nach dem Motto, warum klappt das eigentlich nicht bei dir, bei 
anderen geht es doch auch. Leute bei denen alles einigermaßen läuft 
können sich das halt nicht vorstellen, dass man lange, lange Zeit in 
großen Schwierigkeiten steckt, weil sie glauben, dass es für alles eine 
schnelle Lösung gibt und dass man jederzeit fit genug ist alles ad hock 
anzupacken. Dem ist aber nicht so, denn große Lebenskrisen rauben Kraft 
und verändern total das Alltagsverhalten.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan schrieb:
> Hallo Chris,
>
>
> grundsätzlich hast Du vollkommen recht - aber es gibt eben auch Leute,
> die eher wenige, aber dafür langjährige, gute, echte, tiefe
> Freundschaften pflegen anstatt vieler oberflächlicher.

So ist es bei mir :-)

> Außerdem ist eine
> Freundschaft eine Freundschaft, ein Kontakt higegen jemand, den man sich
> warm hält für den Fall, daß der einem mal weiterhelfen kann.

> Sprich, manchen liegt das Networking nicht so, ohne daß sie kontaktlose
> Nerds sein müssen.
> Mir liegt es auch nicht, aber ich muß trotzdem nicht Taxifahren.

Das ist richtig - aber man sollte dann nicht andere dafür verantwortlich 
machen, dass man sich beim Knüpfen neuer Kontakte schwertut.
Das ist dann mein Problem, nicht das der anderen.

Die sozialen Strukturen der Menschen werden sich nicht deswegen ändern, 
nur weil einige damit nicht umgehen können.
Das ist dasselbe wie mit dem Antidiskriminierungsgesetz: da kann man 
noch so viel reinschreiben - wenn einem Chef die Nase des Bewerbers 
nicht gefällt, dann stellt er mich nicht ein. Das kann man gut oder 
schlecht finden - es bleibt eine Tatsache mit der man leben muss.

Vielleicht haben einige Informatiker/Ingenieure damit solche Probleme, 
weil man diese Dinge nicht "fassen" kann. Es ist ein Graubereich, in dem 
Intuition wichtiger ist als Wissen.

Im übrigen kann man das durchaus ändern - wenn man denn möchte.
Ich war früher auch eher der introvertierte Bastler/Nerd/wasauchimmer, 
aber ich hab das geändert, weil ich damit auch nicht glücklich war.
Soziale Kontakte sind das A und O im Leben - und zwar reale. Facebook 
ist zur Verwaltung sicherlich schön, aber kein Ersatz für ein 
Vieraugengespräch.

> denen es wenigstens etwas liegt, werden manchmal selbstständige
> Informatiker mit eigener Firma....

So isses ;-)
Wobei sich dann natürlich weitere tolle Kontakte ergeben.

Chris D.

von Name (Gast)


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Ohne dass ich jetzt hier alles gelesen habe, kann also sein dass meine 
Ansicht schon vertreten wurde.

Bei diesen ganzen "Skandalberichten" wird häufig nur die fachliche Seite 
geschildert. "Mann XY, 45 Jahre, hat die und die Auszeichnung in der und 
der Fachrichtung, trotzdem nicht eingestellt". Ich habe noch wenig 
Statements zur sozialen Tauglichkeit gelesen. Und die ist einfach auch 
wichtig.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich wirklich nur vergeblich 
bewirbt wenn sowohl Fachliches ALS AUCH Soziales passt und man nur wegen 
Alter plus einhergehender Vorurteile aussortiert wird.

Ich kenne selbst genug Leute in der Elektroingenieurbranche (Absolventen 
und Berufstätige), die sich entgegen den Medien ebenfalls sau schwer tun 
einen guten Job zu finden, aber wenn man mal auf ein Bier mit denen 
zusammen sitzt weiß man auch ziemlich schnell warum. Nicht etwa wegen 
fachlicher Mängel, sondern weil man über kurz oder lang (meist ersteres) 
mit dieser Person sozial nicht klar kommen würde. Auch diese Leute haben 
mir lang und breit geschildert wie schwer sie sich beim Bewerben tun 
obwohl sie doch weiß der Geier welche Auszeichnungen und Noten haben.

Meine Meinung: Als kompetenter und sozial gesunder Arbeitnehmer hat man 
auch mit 45+ durchaus gute Chancen auf einen guten Arbeitsplatz.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Bastler schrieb:

> <viel Richtiges>

> In dem Augenblick, wenn große Einschnitte
> ins Leben kommen, wie eine lang anhaltende schwierige gesundheitliche
> Beeinträchtigung oder eine längere Arbeitslosigkeit oder die langjährige
> Partnerschaft bricht auseinander kannst du all das glatt vergessen. Dann
> wirst du miterleben (dürfen), wie dein bisheriges Umfeld sich
> reihenweise von dir abwendet. Die Menschen sind so gepolt, dass sie
> EINMAL akzeptieren wenn man sagt, es geht einem nicht gut. Auch ein
> zweites mal wird das noch hingenommen. Wenn das aber länger anhält - und
> "lange" ist in einer schnelllebigen und auf Konsum orientierten
> Gesellschaft bereits nach ein paar Wochen erreicht - dann wenden sich
> die Leute von dir ab.

Das kann ich nicht verstehen - denn ich (bzw. meine Frau und ich) haben 
genau das Gegenteil erlebt: gerade als es uns richtig schlecht ging 
(und ich spreche hier nicht von Wochen oder Monaten sondern Jahren), 
waren unsere Freunde und Bekannte für uns da - und sei es nur, um 
zuzuhören, auf andere Gedanken zu kommen, Fahrten usw. Es sind noch 
nicht einmal nur die Freunde, die man oft sieht, sondern die, die weit 
entfernt wohnen, von denen man vielleicht mal Monate nichts hört.
Die waren sofort da, als sie gebraucht wurden.

Ich glaube Oscar Wilde hat das mal so schön beschrieben:
"Ein Freund ist jemand, der weiss, dass man ihn gerade braucht."

Aber natürlich sortiert man dann die anderen Kontakte später neu in 
"wichtig" und "nicht so wichtig" ...

> Dann bist du der LOOSER! Niemand wird dich mehr
> verstehen, weil jeder auch in erster Linie mit sich selbst und seinen
> Interessen beschäftigt ist.

Ja, das gibt es natürlich - aber so etwas würde ich auch nicht als 
Freund bezeichnen. Das ist ein Bekannter.

> Ich habe das erlebt bei einem der vollkommen
> eingebunden in Job und Freizeitaktivität war. Ein Ü40er mit Frau,
> Kindern, Grillfesten am Wochenende, Radtouren, Essen gehen - alles was
> man sich denken kann. Nach außen hin einer mit Vorzeige Ehe - gute
> Stimmung, großer Freundeskreis bis dato - dann kam der Tag an dem die
> Frau ankündigte auszuziehen und alles ging den Bach runter. Die Stimmung
> auf dem Nullpunkt. Kinder weg, nach Monaten dann Depression, langer
> Klinikaufenthalt. Mit dem Wegfall der Paarbeziehung kam auch kein
> Pärchen mehr und der große einstige Bekannten- und Freundeskreis
> schrumpfte auf EINEN aus der Nachbarschaft zusammen. Das "Netzwerk" lag
> brach.

Dann handelt es sich aber um sehr oberflächliche Bekanntschaften. Nach 
der Scheidung meiner Frau hatte sie selbstverständlich noch alle ihre 
Freunde (und ihr Mann die seinen). Natürlich gehen dabei auch Kontakte 
flöten, aber genauso entstehen neue, durchaus intensivere Beziehungen 
(z.B. weil man ein Schicksal teilt).

> Der Job wurde mit Mühe und Not gerettet. Das ging auch nur weil
> langjähriger Mitarbeiter und relativ sozialer Arbeitgeber. Normalität
> gab es danach nicht mehr und bis heute nicht. Da aber die Arbeit
> geblieben ist sind die sozialen Kontakte nicht ganz zusammengebrochen.
> Das ab dann mehr ÜBER einen als MIT EINEM geredet wird, kann sich jeder
> ausmalen (getuschel hinter deinem Rücken). Bei langjähriger
> Erwerbslosigkeit ist das ganze noch drastischer. Das versteht gleich gar
> niemand (es sei denn er ist genau in der gleichen Lage). Kommt noch eine
> Einschränkung in der Gesundheit dazu, dann bleibt nicht mal genügend
> Zeit um selber überhaupt noch Kontakte zu pflegen. Da ist man so mit
> sich selber beschäftigt um noch den Alltag einigermaßen über die Runden
> zu bekommen (Wohnung in Schuss halten, Prozedere mit Ämtern, Geldsorgen
> und vor allem die Pflege des eigenen Kenntnisstandes und der eigenen
> Projekte), dass man gar nicht die Zeit hat mit anderen "beim Heurigen"
> zu sitzen. Hinzu kommt, während andere vom Erfolg im Job reden hast du
> Sendepause und sitzt wie ein Alien wortlos dabei. Von deinen Problemen
> möchtest du nicht erzählen, das brächte die Stimmung auf den Nullpunkt
> und zum Nörgler möchtest du auch nicht werden. Mitleid willst du auch
> nicht hören, das untergräbt deine Würde vollends. Vielleicht ein
> bisschen Verständnis, das wäre schon viel, sehr viel. Da bist du dann
> froh, wenn sich das Thema wendet und allgemein über Politik oder die
> Finanzkrise geredet wird. Da hast du dann auch was zu sagen und
> vielleicht hört man dir dort noch zu. Das größte Problem ist eigentlich,
> dass du nach außen hin in einem permannenten Rechtfertigungsverhalten
> steckst nach dem Motto, warum klappt das eigentlich nicht bei dir, bei
> anderen geht es doch auch. Leute bei denen alles einigermaßen läuft
> können sich das halt nicht vorstellen, dass man lange, lange Zeit in
> großen Schwierigkeiten steckt, weil sie glauben, dass es für alles eine
> schnelle Lösung gibt und dass man jederzeit fit genug ist alles ad hock
> anzupacken. Dem ist aber nicht so, denn große Lebenskrisen rauben Kraft
> und verändern total das Alltagsverhalten.

Ich kann Dich sehr gut verstehen - ich war auch mal weit unten 
(allerdings glücklicherweise nicht gesundheitlich) - aber das war eben 
der Punkt, wo ich gesagt habe: Du willst nicht irgendwann einmal alleine 
sterben!

Und dann hab ich begonnen, mich zu öffnen.

Ja, das fällt Männern unglaublich schwer - man brütet lieber für sich 
auf dem Felsen am Lagerfeuer und sucht alleine Lösungen.

Aber das geht nicht immer.

Es war bei Deinem obigen Beispiel sicher auch nicht so, dass die Ehe 
"von heute auf morgen" zerbrochen ist. So etwas geht oft eine jahrelange 
Entfremdung voraus, die aber leider meist totgeschwiegen wird (sehr oft 
von uns Männern). Über Probleme wird nicht geredet.

Und wer das selbst in einer Partnerschaft nicht schafft, der wird auch 
im Freundeskreis Probleme haben.

Auch wenn das immer wieder abgedroschen klingt: einfach mal raus aus der 
Bude. Ein Verein, eine ehrenamtliche Tätigkeit, ein Hund (todsicherer 
Tipp!) - soziale Kontakte kommen nicht einfach zu einem: man muss etwas 
dafür tun!

Chris D.

von Name (Gast)


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Bastler schrieb:
> [...] In dem Augenblick, wenn große Einschnitte ins Leben kommen, wie eine lang 
anhaltende schwierige gesundheitliche Beeinträchtigung oder eine längere 
Arbeitslosigkeit oder die langjährige Partnerschaft bricht auseinander kannst du 
all das glatt vergessen. Dann wirst du miterleben (dürfen), wie dein bisheriges 
Umfeld sich reihenweise von dir abwendet. [...] Niemand wird dich mehr verstehen, 
weil jeder auch in erster Linie mit sich selbst und seinen Interessen beschäftigt 
ist. Ich habe das erlebt bei einem der vollkommen eingebunden in Job und 
Freizeitaktivität war. Ein Ü40er mit Frau, Kindern, Grillfesten am Wochenende, 
Radtouren, Essen gehen - alles was man sich denken kann. Nach außen hin einer mit 
Vorzeige Ehe - gute Stimmung, großer Freundeskreis bis dato - dann kam der Tag an 
dem die Frau ankündigte auszuziehen und alles ging den Bach runter. Kinder weg, 
nach Monaten dann Depression, langer
>
> Klinikaufenthalt. [...] Normalität
>
> gab es danach nicht mehr und bis heute nicht. Da aber die Arbeit
>
> geblieben ist sind die sozialen Kontakte nicht ganz zusammengebrochen.
>
> Das ab dann mehr ÜBER einen als MIT EINEM geredet wird, kann sich jeder
>
> ausmalen (getuschel hinter deinem Rücken). Bei langjähriger
>
> Erwerbslosigkeit ist das ganze noch drastischer. Das versteht gleich gar
>
> niemand (es sei denn er ist genau in der gleichen Lage). [...] Das größte 
Problem ist eigentlich,
>
> dass du nach außen hin in einem permannenten Rechtfertigungsverhalten
>
> steckst nach dem Motto, warum klappt das eigentlich nicht bei dir, bei
>
> anderen geht es doch auch. [...]

Menschen die in große Lebenskrisen fallen, geschieht das nicht einfach 
so. Zum einen bahnt sich so etwas an, das hat lange Vorlaufzeiten. Zum 
anderen liegt es immer am Mensch selbst was er aus seinem Schicksal 
macht und wie er Dinge an geht.

Ich möchte das Szenario das du beschreibst nicht unter den Tisch kehren. 
Aber dieses Szenario ist auch ein großes Stück weit haus gemacht, von 
dem Typ Mensch, der dahinter sitzt. Jeder Mensch hat neben seinem 
scheinbar nach außen hin gutem Leben innerliche Sorgen und Probleme. 
Natürlich auch Männer. Und es ist keine Schande dies offenkundig zu 
bekennen. Im Gegenteil. Zum einen stärkt es dich, weil du damit von 
Anfang an nicht in die von dir genannten Rechtfertigungen verfällst und 
Freunde und Bekannte von Anfang an nachvollziehen können wie es dir 
wirklich geht (und nicht erst dann wenn deine Welt einstürzt und deine 
Freunde zurecht nicht mehr verstehen was los ist), zum anderen macht 
es dich auch menschlicher weil vielleicht einige Personen in deinem 
Umfeld die selben Probleme plagen, sie es aber (anscheinend wie du) 
zuvor nicht zur Aussprache brachten.

Es ist ein riesen Unterschied glücklich zu wirken oder wirklich 
glücklich zu sein. Seinen Inneren tiefen Bezugspunkt zu finden. Das weiß 
im Grunde jeder. Aber gerade Männer neigen dazu oft oberflächliche 
Beziehungen einzurichten. Und da ist es nur verständlich, dass diese 
Beziehungen einbrechen wenn auf einmal ein extremer Gefühlsumschwung bei 
einem der Beteiligten eintritt. Wenn man aber von vorn herein in eine 
zwischenmenschliche Beziehung (auch zu Männern!!) mit offenem Herzen 
hinein geht legt man seine Karten auch gleich auf den Tisch. Daraus kann 
sich dann eine solide Freundschaft entwickeln aus der Mann auch selbst 
Kraft schöpfen kann. Passiert so etwas nicht ist es auch verständlich 
dass sich manche „Freunde“ abwenden, wenn sie auf einmal feststellen, 
dass eine Person in ihrem Kreis vorne und hinten aus heiterem Himmel 
nicht mehr klar kommt. Wie soll man da auf einmal einen tiefen Bezug zu 
der Person aufbauen wenn das über Wochen, Monate oder gar Jahre nicht 
richtig funktioniert hat?

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Meine Meinung: Als kompetenter und sozial gesunder Arbeitnehmer hat man
> auch mit 45+ durchaus gute Chancen auf einen guten Arbeitsplatz.

Klingt schön , ist aber leider nicht der Fall ..

von Smörre (Gast)


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@ Maulwurf:
> Das größte Problem ist eigentlich, dass du nach außen hin in einem
> permannenten Rechtfertigungsverhalten steckst nach dem Motto, warum klappt > das 
eigentlich nicht bei dir, bei anderen geht es doch auch. Leute bei
> denen alles einigermaßen läuft können sich das halt nicht vorstellen, dass > man 
lange, lange Zeit in großen Schwierigkeiten steckt, weil sie glauben, > dass es 
für alles eine schnelle Lösung gibt und dass man jederzeit fit
> genug ist alles ad hock anzupacken.
gutes Fazit, das können aber offenbar nur die wenigsten nachvollziehen 
bzw. nur solche, die längerfristig betroffen waren so wie Du ... 
ansonsten hört sich das für einen Außenstehenden an wie die Geschichte 
von einem Außerirdischen und wer glaubt schon an Ufos geschweige denn 
Außerirdische auf der Erde. Man ist als Arbeitsloser zu faul, dumm oder 
einfach nur unqualifiziert, etc. auf jeden Fall aber immer selbst Schuld 
und wer das Gegenteil behauptet ist ein Spinner oder Träumer, basta.

von Bastler (Gast)


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@ Chris D. (myfairtux)

Ich will jetzt aus dem Beispiel keine endlose Diskussion lostreten. Zum 
Stichwort "oberflächliche Bekanntschaften". Genau das war es eben nicht, 
sondern langjährige, gute Bekanntschaften. Natürlich sind die (je 
nachdem wer es ist) auch besorgt um einen, aber verstehst du, das 
"Normale" geht halt verloren, d.h. der unbeschwerte Umgang 
untereinander. Das schlimmste was einem passieren kann ist das Gefühl 
vermittelt zu bekommen "ach der (Looser) schon wieder mit seinen 
Problemen". Das will man um alles in der Welt nicht und deshalb zieht 
man sich mehr und mehr zurück und möchte auch nicht auf den Part der 
Probleme angesprochen werden, sondern ist froh, wenn sich ein 
unbeschwertes Gesprächsthema findet. Das hilft dann schon. Es ist eben 
paradox. Auf der einen Seite ist man froh um jedes Verständnis das einem 
zuteil wird. Auf der anderen Seite möchte man aber keinesfalls in die 
Situation kommen sich permanent erklären oder rechtfertigen zu müssen 
(dieses "Elend" hat man bei anderen leidlich beobachtet und daraus seine 
Schlüsse gezogen). Aus diesem Grund macht man dicht und reduziert sich 
eben sehr stark auf das Wesentliche. Es ist halt auch nicht jeder so 
extrovertiert. Vieles wird lieber verdrängt, um andere damit nicht zu 
belasten. Man will halt kein Nörgler sein. Es ist bei all dem ganz 
schwierig die eigene positive Stimmung am laufen zu halten. Ist ein 
täglicher Kampf. Die Angst davor selbst in depressive Stimmung zu 
geraten schwingt latent immer mit. Weil man das aber selber bei anderen 
beobachtet hat, ist das auch ein gewisser Schutz für sich selbst. Ich 
beobachte schon lange wie einstige Freundschaften einfach aufgrund des 
älter werdens auseinanderfallen. Die Jobsituation verteilt die Leute 
über die Republik und sogar das Ausland. Da finden keine Zusammenkünfte 
mehr statt. Man entfremdet sich regelrecht. Das einzige wo man sich 
nochmal begegnet ist bei Klassentreffen. Das sind aber keine Situationen 
die irgendwas mit Freundschaften zu tun haben und ehrlich gesagt, da 
haben sich einzelne so verändert, die will man auch nicht unbedingt die 
Woche über um sich haben. Die Bindungen die noch am ehesten halten sind 
dennoch die aus der gemeinsamen Schulzeit und Ausbildung. Die Kontakte 
der Ausbildung sind aber eher wieder die der beruflichen Schiene und 
wenn gerade da die eigene Problemfront ist dann will man diesen Kontakt 
auch nicht, weil man hier einfach nichts positives mitzuteilen hat. 
Konkreter kann ich leider nicht werden. Aber keine Angst, mit hängendem 
Kopf läuft man nicht draußen oder beim Einkaufen herum. Die Leute merken 
davon nichts. Der Galgenhumor hilft über vieles hinweg und sich zufällig 
ergebende Gespräche werden immer gerne geführt und auch gezielt gesucht. 
Da ist man dann für 5 Minuten wieder Mensch.

Zum Glück gibts ja auch noch das Forum hier. ;)

(lassen wir's vorerst dabei bewenden, muss mich um ein paar Dinge 
kümmern. Danke dir für deine offenen Worte. Wenn das was ich schrieb dem 
ein oder anderen bekannt vorkommt, dann war es schon mal nicht umsonst)

von Smörre (Gast)


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> Meine Meinung: Als kompetenter und sozial gesunder Arbeitnehmer hat man
> auch mit 45+ durchaus gute Chancen auf einen guten Arbeitsplatz.
da mußt Du schon massiv Glück oder sehr gute Beziehungen haben, in der 
Realität sieht das leider ganz anders aus.
Ggf. noch USA oder sonstiges Ausland, aber da mußt Du erst mal geldmäßig 
hinkommen und Kontakte & feste Zusagen vorher haben und wenn das von 
vornherein nur Intermezzo ist, dann ist das auch nicht so prickelnd ... 
wer strebt schon gerne Nomadentum an.

von Robocash (Gast)


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Soziale Schwächen können die Aussicht auf den Job stark verringern... 
Warum spricht vor dem Studium niemand davon? 1 Bewerber bekommt die 
Stelle, die anderen 4 hatten allesamt einen schwierigen Charakter. Viele 
Unternehmen legen gar keinen Wert darauf, dass Leute wie ich ihnen 
vertrauen. Ich will schließlich "unterkommen". Der gute Schnitt liegt 
bei dem Punkt, an dem der Geschäftspartner gerade anfängt den Absprung 
zu planen.

von Jürgen W. (lovos)


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> Soziale Schwächen können die Aussicht auf den Job stark verringern...

Was man halt unter "Soziale Schwächen" versteht.
Duckmauser, Ar...kratzer, Ja-Sager haben immer Vorteile in den Firmen. 
Nur ob man diese Eigenschaften unter "Soziale Staerken" einordnen 
sollte?

von Horst (Gast)


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Name schrieb:
> ine Meinung: Als kompetenter und sozial gesunder Arbeitnehmer hat man
> auch mit 45+ durchaus gute Chancen auf einen guten Arbeitsplatz.

Ich finde es bestürzend, wie einfach es sich manche machen und einfach 
mal raten, dass das so sein müsse! Es gibt eben genug sozialkompetente 
Leute, die jünger sind und irgendeiner ist immer da, der einen den Job 
wegimmt.

Mit über 40 bekommst Du nur noch dann einen Job, wenn Du extrem viel 
Glück hast, es einen extremen Mangel an Leute gibt und Du zufällig genau 
auf die Stelle passt, was sehr unwahrscheinlich ist, bei all dem, was 
man mit 40 schon gemacht hat. Ich hatte das Glück, aber ich habe sehr 
lange suchen müssen und meine Zeit beim Dienstleister verschwendet.

P.S. ich hate in frühren Jahren überhaupt keine Probleme eine Stelle zu 
finden und zu wechseln, denke also nicht, dass es an sozialen Dingen 
hängt.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Mit über 40 bekommst Du nur noch dann einen Job, wenn Du extrem viel
> Glück hast, es einen extremen Mangel an Leute gibt und Du zufällig genau
> auf die Stelle passt, was sehr unwahrscheinlich ist, bei all dem, was
> man mit 40 schon gemacht hat. Ich hatte das Glück, aber ich habe sehr
> lange suchen müssen und meine Zeit beim Dienstleister verschwendet.

Es geht eigentlich schon mit 35 los ..

Der durchschnittliche Verweildauer eines Ingenieurs / Informatikers im 
erlernten Beruf liegt bei etwa 15 Jahren , mit 40 ist es also SCHLUSS , 
es sei denn man adequate BEZIEHUNGEN , in den früheren Jahren schadet es 
eigentlich auch nicht ..

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