Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lithium Polymere Akku parallel schalten - Kurzschlussschutz


von Hannes ". (ssuats)


Lesenswert?

Hallo,
ich möchte zwei Lithium Polymere Akkus gleicher Bauart parallel schalten 
um die Kapazität zu erhöhen. Die Parallelschaltung möchte ich über 
Magnete realisieren, d.h. wenn der eine Akku zu neige geht möchte ich 
mittels Magneten an den +/- Kontakten der Akkus den zweiten Akku 
parallel hinhängen. Ein Akku ist dabei direkt im Gerät und speist 
dieses, der Zusatzakku soll nur parallel gehängt werden und speist sonst 
keine weitere Elektronik. Zwei Probleme:
1) Kann ich zu einem fast entladenen Lipo Akku einen vollen parallel 
schalten ohne dass die Akkus dadurch kaputt gehen?
2) Durch die Magnete liegen die Akku Kontakte offen und sind somit im 
nicht verbundenen Zustand nicht gegen Kurzschluss geschützt. Deshalb 
möchte ich eine Kurzschlussschaltung einbauen, hier: 
Beitrag "Elektronische Sicherung als IC?" habe ich von elektronischer 
Sicherung gelesen, z.B. FPF2700. Meine Idee ist nun, den Zusatzakku mit 
einem FPF2700 zu sichern. Weiters soll der Weg zum Geräteakku nun über 
einen weiteren Load-Switch wie z.B. den FPF1038 geschalten werden:


                  S1                 S2
              -----------   K1    -----------
   +-------+--I FPF2700 I --o--+--I FPF1038 I--------+------------+
   I       I  -----------      I  -----------        I            I
 + I       I      I On         I      I On        +  I         --------
 ----- A1  +------+            +------+            ----- A2    I Load I
  ---                                               ---        --------
 - I                                              -  I            I
   I                        K2                       I            I
   +------------------------o------------------------+------------+


A1 ... Zusatzakku  3,7V 1200mAh baugleich mit A2
A2 ... Geräteakku

S1 ist über Akku A1 immer eingeschalten
S2 wird eingeschalten sobald über K1/K2 der Akku A1 hinzukommt.

Sind nun die Akkus getrennt, schützt S1 den Akku A1 vor Kurzschluss und 
S2 den Akku A2 vor Kurzschluss

Kann sowas funktionieren? Gibt es vielleicht eine einfachere Schaltung? 
Generell gefällt mir die Lösung mit dem FPF2700 / FPF1038 da keine 
zusätzlichen Bauteile ausser ein Widerstand benötigt werden und die 
Load-Switches in super kleinen Gehäusen geliefert werden können.

Danke für Input.

LG
Hannes

von Julian B. (julinho)


Lesenswert?

Wenn der Spannungsunterschied zwischen den Akkus sehr gross 
ist(voll<>leer) dann fliessen hohe querstroeme, die z.b. deine 
schutzelektronik ausloesen koennen. besser waere es die akkus ueber 
ideale dioden zu entkoppeln.

von Hannes ". (ssuats)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Julian Baugatz schrieb:
> besser waere es die akkus ueber
> ideale dioden zu entkoppeln.

Was wären denn ideale Dioden? Wie würde dann die Schaltung aussehen? 
Müsste ich mit Dioden nicht mit Verlustleistung an den Dioden rechnen 
welche mir den Akku leer saugt? Was macht ein Lipo wenn er mit Querstrom 
gefüttert wird - unkontrolliert aufgeladen - Explosion?

Hier: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Lithium-Ionen-Akkumulator#Hinweise_zum_Umgang_mit_Li-Ionen-Akkus 
habe ich gelesen, dass Lithium Akkus bis zur vollständigen Entladung 
kaum Spannungsabfall haben?!?

Ich habe mir in der Zwischenzeit folgende Variante überlegt, ein FPF1048 
lässt keinen reverse current zu, damit sollte es zumindest für A1 das 
Problem nicht geben:

                S1                    S2
           -----------      K1    -----------
   +-------I FPF1048 I -----o--+--I FPF1048 I--------+------------+
   I       -----------         I  -----------        I            I
 + I            I On           I      I On        +  I         --------
 ----- A1       I              +------+            ----- A2    I Load I
  ---           I   -----   K2                      ---        --------
 - I            +--oI 1 I---o--+                  -  I            I
   I                -----      I                     I            I
   +------------------------o--+---------------------+------------+
                            K3


S1 wird über den Inverter erst eingeschalten, wenn A1 über K1/K2/K3 
gekoppelt wird (ich bräuchte da natürlich noch einen Pullup Widerstand 
vor dem Inverter). Schön wäre natürlich, wenn der On Eingang von S1 
Active Low wäre, dann bräuchte ich den Inverter nicht. S2 schaltet erst, 
wenn S1 geschalten hat, weil erst dann On von S2 High wird.


Jetzt bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob nicht ein Denkfehler drin 
ist: S2 ist erst versorgt, wenn A1 schaltet, d.h. im nicht gekoppelten 
Zustand hat S2 keine Versorgungsspannung - und wenn ich die wieder von 
A2 nehme kabe ich wieder an K1 direkt den Akku A2 dran und bin wieder 
nicht gegen Kurzschluss geschützt?!? Der Ausgang des FPF1048 ist ein 
MOSFET - was macht ein MOSFET der nicht beschalten ist???? Im Anhang mal 
das Datenblatt zum FPF1048

von Ottmar K. (wil1)


Lesenswert?

@Hannes

>habe ich gelesen, dass Lithium Akkus bis zur vollständigen Entladung
kaum Spannungsabfall haben?!?
<

Klar haben die einen Spannungsabfall beim Entladen, welcher vom 
Entladestrom und Ladezustand abhängt! Schau mal hier:
[http://www.elektromodellflug.de/robbe-roxxy_20c.html]
Da gibt es viele, viele Entladediagramme von LiPo-Zellen.

Vom Parallelschalten rate ich unbedingt ab! Besser ist es eine 
entsprechende Akkukapazität zu wählen und mit einer Kontroll-Schaltung 
rechtzeitig auf den Spannungszustand (keinesfalls geringer als 2.9 
-2.8V/Zelle) aufmerksam zu machen.

VORSICHT bei LIPO's!!
Ich kenne Deine Zellen nicht, aber z.B. Antriebszellen für 
Modellflugzeuge glänzen mit einen Ri von ca. 0,004-0,010 Ohm. Rechne mal 
den Kurzschlussfall:
3.7V/0,01Ohm=370A, und schon 1/4 dieser Stromstärke reicht bei weitem 
für ein tolles Feuerwerk!

Gruss Ottmar

von Hannes ". (ssuats)


Lesenswert?

@Ottmar

Danke für die Info. Meine Akkus sind aktuelle Standard Handy Akkus 
welche ich für mein Gebastel missbrauche. Ohne es ausprobiert zu haben 
sollten diese einen Kurzschlussschutz integriert haben, sodass sie nicht 
abbrennen, ich gehe aber davon aus, dass die Akkus jedenfalls kaputt 
gehen wenn man sie kurzschließt. Die Schaltung von oben soll daher 
verhindern, dass die Akkus kaputt gehen, wenn sie versehentlich 
(dauerhaft) kurzgeschlossen werden. Mein Problem ist, dass ich nicht 
weiss, ob mit obigen Bauteilen / Schaltungen das erreicht werden kann.

Generell denke ich aber mittlerweile, dass es wirklich keine gute Idee 
ist, Lipos mit unterschiedlichem Ladezustand parallel zu schalten, wenn 
nicht zusätzlich so was wie ein Balancer / Equalizer oder wie auch immer 
man das nennen möchte integriert wird. Diese Zusatzschaltung müsste den 
Ladezustand aller parallelen Akkus monitoren und dafür sorgen, dass 
Ladungsunterschiede nicht zu Querströmen führen. Damit müssten die Akkus 
- wie Julian ja bereits vorgeschlagen hat - entkoppelt werden. Diese 
Entkopplung könnte ich mir so vorstellen, dass jeweils derjenige Akku 
mit dem höchsten Ladezustand am Verbraucher hängt bis alle annähernd den 
gleichen Ladezustand bzw. das gleiche Spannungsniveau erreicht haben. 
Danach könnte die Schaltung die Akkus parallel schalten um somit die 
Entladeströme der einzelnen Akkus zu verringern, was wiederum die Akkus 
schonen würde. Keine Ahnung wie so eine Schaltung aussehen könnte... 
jetzt brennt bald mein Kopf ab ;)

Gruß Hannes

von Ottmar K. (wil1)


Lesenswert?

Hi Hannes,

...bleib mal schön cool!

Ich ging wohl von etwas größeren Strömen und Akkus aus, wie Du in Deinem 
Projekt vorgesehen hast, wollte Dir keinen Schreck einjagen. Kannst Du 
mir eine Idee davon geben, mit welchen 
Lade-/Entladeströmen/Zellenzahl(en) Du umgehen möchtest?

Basisdaten Lithium-Polymer-Akkus :
3,0V - Entladeschluss
3,7V - Nennspannung
4,2V - Ladeschluss-Spannung

Z.B. bei Strömen unter 1A könnte man die Umschaltungen zum Aku-Ladegerät 
mittels elektronisch gesteuerten Relaiskontakten vornehmen. Zur 
Spannungsüberwachung müsste eine verfügbare Equalizerschaltung angepasst 
werden. Dabei ist zu beachten, dass die Ladeschluss-Spannung (4.2V) im 
Millivoltbereich (+5mV) einzuhalten ist, um die Lebensdauer des Akkus 
nicht unnötig zu verringern, ähnliches gilt etwas weniger präzise für 
die Entladeschluss-Spannung.

Gruss Ottmar

von Julian B. (julinho)


Lesenswert?

Hallo Hannes,
ein Beispiel für eine ideale Diode ist z.B. der ltc4358

siehe auch: http://www.electronic-data.com/een/2008_2/11581.asp

Der Akku mit der höheren Spannung versorgt Deine Schaltung, das ganze 
ist dann hotplug-fähig.

Gruss

von cord (Gast)


Lesenswert?

Um die Kapazität zu erhöhen schaltet man Lipos normalerweise so 
parallel:


   +-----------+------------+
   I           I            I
 + I           I         --------
 ----- A1    ----- A2    I Load I
  ---         ---        --------
 - I           I            I
   I           I            I
   +-----------+------------+

Wenn das nicht geht, weil der zweite Akku irgendwann dazugesteckt wird, 
muss man sie wie schon geschrieben wurde mit Dioden entkoppeln.


 Cord

von Hannes ". (ssuats)


Lesenswert?

@Ottmar: Ich erwarte Schaltströme um die 1A

@Julian: Wow, sehr cool das Bauteil :) die ltc4358 hat zwar einen 
Arbeitsbereich von 9-18V was für mich zu hoch ist aber das war der 
richtige Hinweis!

Vielen Dank an alle!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.