Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Elektronik in der Schule


von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

Kann mir mal jemand sagen, in welchen Klassen in welchen Schultypen man 
etwas mit Elektronik zu tun hat? Also nicht nur zu wissen wie ein 
Spannungsteiler funktioniert, sondern schon etwas mehr.

Ich habe etwas in Beitrag "Suche Operationsverstärker" gelesen 
und finde es erstaunlich, was die Kinder da können sollen. Nach dem 
staunen frage ich mich dann, in welchem Unterricht (oder was auch immer) 
man sowas lernt.

Ich habe Elektronik (was etwas mehr meint als das Zusammenstecken von 
Platikbauteilen auf einem Steckbrett) und wie man einen Lötkolben hält 
während meiner Schulzeit außerhalb der Schule in einer 
Arbeitsgemeinschaft Elektronik gelernt. Jetzt wüsste ich gern mal, wie 
das heutzusage ist.

von Alexander F. (alexf91)


Lesenswert?

Also ich kann nur für Österreich sprechen, und auch da nur für HTLs, 
aber bei uns gehörte zum Labor-Unterricht in der 3. Klasse der Aufbau 
und Programmierung eines Mikrocontrollerboards mit einem Atmega16.
Ebenfalls in der 3. Klasse wurde ergänzend zum Theorieunterricht eine 
PWM-Endstufe aufgebaut und daran etliche Messungen durchgeführt.

von Steel (Gast)


Lesenswert?

Das steht in Deutschland in keiner Schulform auf dem "normalen" 
Lehrplan.

Es wird wohl nur auf den sletenen "technischen Gymnasien" als normales 
Fach angeboten.

Wenn es das gibt dann ist das eist wohl ein Wahlfach/AG was von einem 
Lehrer angeboten wird der als Quereinsteiger in den Schuldienst getreten 
ist oder sich einfach Hobbymäßig mit Elektronik beschäftigt.

von manometer (Gast)


Lesenswert?

das habe ich mich auf dem Gymnasium(Naturwissensschaftlich-Musik) auch 
immer gefragt.
Leider lernte ich da nur, was zb Karl der Grosse so zum Frühstück aß....

Auf der FOS hatte ich dann ein bisschen Elektronik im Praktikum...
NE555 etc, eher lächerlich wenig

von O. S. (trekstor)


Lesenswert?

Moin,
Ich war auch auf einem Technischen Gymnasium. Dort habe ich 3 Jahre lang 
mein Abitur gemacht mit den Leistungskursen E-Technik und Mathe. Hatten 
Gleich-/Wechsel-/Dreiphasenwechselstrom, OPs, Transistoren, R, L, C, 
Regelungstechnik, Programmieren mit µC und noch vieles mehr.
Vieles von dem gelernten Stoff kommt auch im Studium wieder vor. 
Allerdings wesentlich komplexer. Zusätzlich gabs auch noch verschiedene 
AGs wie eine Robotik AG oder Jugend forscht Projekte oder auch andere 
naturwissenschaftliche Wettbewerbe.

Gruß

von Hunt W. (hunt_work_er)


Lesenswert?

Andy G. schrieb:
> Ich habe Elektronik (was etwas mehr meint als das Zusammenstecken von
> Platikbauteilen auf einem Steckbrett) und wie man einen Lötkolben hält
> während meiner Schulzeit außerhalb der Schule in einer
> Arbeitsgemeinschaft Elektronik gelernt.

haha, das mit den Plastikbauteilen mit Bananensteckern dran hatten wir 
heute an der Uni im Laborpraktikum gemacht. Also mit Widerständen in 
Reihe, Parallel, Spannungsteiler (Poti), Ampermeter, Voltmeter...

Aber in der Schule hatten wir nichts damit am Hut... Schade

von Daniel P. (dpolz)


Lesenswert?

Naturwissenschaftliches Gymnasium:
-Ohmsches Gesetz
-Elektrische Arbeit und Leistung
-Feldlehre (C, L, Schwingkreise, Induktion, Ladungsträger im E- und 
B-Feld)

Äußerst theoretisch und für 99% der Schüler absolut nutzlos. Ich konnte 
nach dem Gleichstromteil in der 9. Klasse nicht mal eine LED 
anschließen, aber nach der 12. genau ausrechnen, welchen Kurvenverlauf 
ein Elektron im B-Feld beschreibt...

von Philipp (Gast)


Lesenswert?

Leider nicht. Ich selbst dachte mal daran, eine Robotik-AG anzubieten, 
aber dann wieder verworfen, wegen mangeldem Interesse. Evtl. werden die 
Schüler eben nicht genügend begeistert. Aber alle meine Mitschüler mit 
WpF WISO möchten mal BWL Studieren.

http://www.tfk-ev.de/
ist da ne ganz gute Adresse, nur die unterstützung (finazierung) ist 
nboch etwas lau. Kann man aber auch bei Pollin kaufen.

von Hab's auch begriffen (Gast)


Lesenswert?

Also dennoch finde ich, solche Schul-/ Hausaufgabenanfragen sollte man 
eigentlich hier gar nicht beantworten. Manch einer verdient sich damit 
in einer AG oder was auch immer ein gute Note, die er nicht 
selbstständig erarbeitet hat.
IMHO tauchen hier in letzter Zeit immer mehr Fragen zu den einfachsten 
Dingen auf, deren Antwort man schnell mit Suchmaschine selbst finden 
würde und für seine Bedürfnisse umstellen könnte, aber dafür ist man 
dann wohl wieder zu faul. Lerneffekt = 0. Und überhaupt ist das hier ja 
ein Forum, und kein Antwort-Automat!

Ach ja: Wir hatten in der 9. Klasse in Technik auch Elektronik, Bauteile 
wurden grob erklärt ("Diode ist wie ein Ventil"). Da habe ich dann 
daheim weitergeforscht.. In der Prüfung Technik (Hauptschule!!!) gabs 
dann eine Lichtschranke, glaube vom großen C, zum zusammenlöten, das 
wars auch schon. Aber damit war mein beruflicher Grundstein endgültig 
gelegt :-) . Die Lehre in der Gärtnerei meines Verwandten fiel 
augenblicklich zugunsten der Nachholung der mittleren Reife aus :-P) 
Wenigstens einmal im Leben das Richtige zur richtigen Zeit getan :-)

von Elektroniker (Gast)


Lesenswert?

@ TO Andy G. , du hast damit wohl etwas sehr wichtiges angerissen.
Darf man erfahren aus welcher Ecke Deutschlands du damals stammtest, und 
in welcher Zeit sich das abspielte?
Denn genau solche Gedanken hast du bei mir damit wieder ausgelöst.
Geht mir prinzipiell genauso, liegt wohl an ähnlichem Werdegang?
Freiwillige "Arbeitsgemeinschaft Elektronik" war das Stichwort, man was 
waren das damals noch für Zeiten.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Elektronik hatte ich 1973 an einer ganz neuen Hauptschule mit 
Physik-Labor. Immerhin die Funktionsweise der Elektronenröhre. Oder 
Trafos. Wir hatten da Labortrafos mit Übersetzungsverhältnissen, die 
einen dicken Zimmermannsnagel durchglühten. Das bleibt auf jeden Fall im 
Gedächtnis.

Auch vorher, 1970, als ich 10 war, an der Volksschule, hatten wir 
Physik. Aber ganz einfach. Es gab an der Schule ein einfaches Steckbrett 
in der Größe eines Billiard-Tisches, wo man mit Steckverbindungen an 
220V Netzstrom einen Lampenstromkreis stecken konnte. Immerhin. Der 
Tisch hatte ein Lochmuster für die Steckverbindungen. Ein 
Riesen-Steckbrett.

In der Hauptschule hatten wir den alten Rektor in Physik. Damals mußte 
ich schon eine Klassenarbeit über eine Energieumwandlungsform schreiben, 
die man sich selber einfallen lassen mußte. Beispielsweise, mit Wasser 
betreibe ich einen Generator, der dann wieder einen Trafo mit 
Verbraucher speist. Januar 1973. Also mit 12.

Bundesland: Rheinland-Pfalz.

Anständige praktische Elektronikgrundlagen gab es in meiner 
Postausbildung zum Fernmeldehandwerker in der zweiten Hälfte der 1970-er 
Jahre. War auch ausgezeichnet, Diode, Gleichrichter, viele 
Transistorschaltungen bis hin zum Highlight elektronischer Würfel mit 3 
Bausteinen aus den damals neuen TTL-Bausteinen der 7400-Serie, wo wir 
selbst mit Ofenrohrlack und angespitztem Streichholz ein Platinenlayout 
malten, ätzten, bohrten, und bestückten. Wir konnten einen einstufigen 
Transistorverstärker annähernd praktisch berechnen, daß er auch 
funktionieren wird. Dafür fehlten aber andere Grundlagen, z.B. exakte 
Transistorgleichungen und Maschengleichungen.

Einer meiner Berufsschullehrer ritt furchtbar auf Relaisdiagrammen 
herum. Das war auch nicht schlecht. Es gleicht heute der Simulation von 
Digitalnetzwerken mit Schaltzeiten, beispielsweise in PSPICE. Allerdings 
stundenlang alles handgezeichnet. Über die Zeit in einer großen 
Relaissteuerung den zeitlichen Ablauf ermitteln. Wer hätte das gedacht! 
Das hatten sie schon vor 1950. Die TK-Anlagen waren ja richtig große 
zeitliche Steuerungen und Schaltnetzwerke mit Unmengen an Relais. Nicht 
anders als Gatterschaltungen mit Halbleitern, nur mit großen 
Schaltzeiten.

Im FH-Labor sah ich später wieder, wie die Jungs überhaupt nicht weiter 
kamen, wenn sie nur einen Taster an einen 8051 anschließen sollten. OK, 
ich habe niemanden ausgelacht, war sowieso der Opa-Student da. Die 
bauten sich die abenteuerlichsten Konstruktionen aus Taster und mehreren 
Widerständen zwischen Masse und Betriebsspannung, es funktionierte 
natürlich nichts. Haben den Input des 8051 nicht begriffen. Da mußte ich 
als Praktiker und Hobbybastler wieder ran, denen Hilfe geben. Denn es 
sollte ja alles schnell schnell schnell und noch schneller gehen, um zum 
Endergebnis zu kommen, die Jungs lasen also noch nicht mal die Manuals 
des µC ordentlich.

Später im Beruf in den industriellen Schaltungen, die schon tausendfach 
verkauft wurden, und sogar zufällig funktionierten, begegnete mir der 
selbe Mist an Schaltungstechnik wieder, wie mit den hilflosen Studenten 
im FH-Labor. Für mehrere Relais einer Baugruppe steuerte einer 
Transistoren im linearen Bereich an. Das funktionierte jahrelang, sogar 
im Klimaschrank und Dauerbetrieb getestet und von QM als OK befunden, 
bis mal ein Netzteil nur ein klein wenig geändert wurde. Da zogen bei 
20% Betriebsspannungsabsenkung die Relais auf einmal nicht mehr... Nicht 
wegen der Betriebsspannung der Relais.

Aber ich bin inzwischen zu alt für den Scheiß, für die Industrie ein zu 
alter Esel, finden heute ein paar neumodische Damager...

von ersti (Gast)


Lesenswert?

Deutschland BaWü:

Realschule:
(Ich habe aber auch schon von wesentlich schlechteren Lehrern gehört, 
bei denen man weniger lernt)

9. Klasse
 Physik: Elektrostatik und Magnetismus/Induktion ohne Formelgedöns,
  Trafo (viele Windungen=hohe Spannung), Wechselstrom (Spannung hat eine
  Sinusform, wo kommt die Sinusform her),Leitfähigkeit, Reihen/
  Parallelschaltung (Nur das verhalten von Strom und Spannung), Strom,
  Spannung, Leistung
 Technik: praktische Versuche mit Generator/Motor mit und ohne Last,
  Ohmsches Gesetz, Reihenschaltung und Parallelschaltung von
  Widerständen mit Rechnung

10. Klasse
Technik:
 Theorie: Kondensator (Kapazität, laden über Widerstand ohne höhere
  Mathematik), Widerstandsbauformen, NTC/PTC, Diodenkennlinie, LED,
   Transistor und Darlingtonschaltung (Rechnung nur als Schalter),
   Fototransistor und Optokoppler, Logikgatter( Flipflop, 
Flankendetektor,
   Einschaltverzögerung), Unterschied Steuerung/Regelung ohne Rechnung
  Praxis: Schaltplan, Layout, CNC-Fräse programmiern, fräsen, Löten,
   Fehler suchen (Messen von Strom und Spannung), Dabei sind ein Blinker
   und ein PC-Interface mit Optokoppler entstanden
  Für die Technikprüfung konnte man nochmal ein (vielleicht
  elektronisches) Projekt seiner Wahl durchziehen.

Technische Gymnasium:
Physik (ich konnte wählen zwischen 0h,2h,4h):
 Elektrostatik mit Rechnung, Magnetismus und Induktion mit Rechnung,
 Schwingkreis mit Rechnung (gedämpft, ungedämpft, Frequenzverhalten),
 das ganze Teilchen-fliegt-durch-Felder wo trifft es wie schnell auf
Technik:
 Alles aus der Realschule wiederholen, aber ohne den lustigen Qualm,
 weniger Praxis, mehr Rechnung
 Zusätzlich: mehr Logik (tausend KV Diagramme zeichnen,
 verschiedene FFs, Rechenwerk, synchrone und asynchrone Schaltwerke,
 Impulsdiagramme), Wechselstrom (Blindwiderstand, Kompensation, reihe,
 parallel und Umwandlung), Schwingkreis in reihe und parallel,
 Frequenzverhalten von Schaltungen (Hochpass, Tiefpass),
 zum Ende noch ein bisschen OP
Computertechnik (Wahlfach): 8051 in Assembler
besondere Lernleistung (3-4 Leute, 1 Jahr 3h, ersetzt eine Prüfung): 
Projekt der Wahl, es muss nur einen Lehrer geben der es betreut

Ich bin froh, dass ich soviel ET lernen durfte, besonders die 
Realschulzeit war toll weil wir da genügend praktische Arbeit hatten.

manometer schrieb:
> Leider lernte ich da nur, was zb Karl der Grosse so zum Frühstück aß....
mein tiefes Beileid ist dir sicher

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.