Forum: Platinen Bleifreies Löten als Hobbybastler?


von Manfred S. (Firma: Manfred) (xfred343)


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Überall geistert bleifreies Löten herum, hab jetzt meine alte 250g Rolle 
aufgebraucht und experimentiert, meine Erfahrungen:

1) von Reichelt: Stannol 100g, 1mm, Sn99, Cu1,0, 1mm: komplett daneben, 
praktisch nicht verwendbar, ein Fehlkauf!

2) von Reichelt: fixPoint 100g, 1mm, Ag 3,5 Sn95,8 und Cu0,7 perfektes 
Lötzinn, merke kaum Unterschiede zu früher, hab sogar einige SMD ICs 
damit eingelötet


Bringts was für meine 10 Platinen, die ich im Jahr als Hobbybastler 
mache - soll/muss ich es bei neueren fertigen Bausätzen verwenden?

Der Umwelt zu liebe oder sonstige Gründe?

: Verschoben durch Moderator
von MaWin (Gast)


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Natürlich, im Gegensatz zu Konsumenten, die elektronische Geräte im 
Karton und Plastikgehäuse kaufen und ungeöffnet wegschmeissen, kommt 
gerade der Hobbybastler in Berührung mit dem Blei des Lotes, und wäscht 
sich nicht nach jedem Platinenanfassen die Hände.
Von allen mit Elektronik Befassten ist er also nach den Radio- und 
Fernsehmechanikern derjenige, der am meisten Blei abbekommt, und für den 
sich die bleifrei-Umstellung am ehesten lohnt, vor allem seit dem 
anderes Blei mit dem Umstellung auf bleifreies Benzin fast völlig aus 
der Umwelt verschwunden ist (es sei denn, man ist Jagdwild), und sich 
das deutlich auf die Blutwerte ausgewirkt hat.

Nur braucht man halt temperaturgeregelte Lötkolben, um damit gut 
arbeiten zu können.

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred S. schrieb:
> Überall geistert bleifreies Löten herum, hab jetzt meine alte 250g Rolle
> aufgebraucht und experimentiert, meine Erfahrungen:
>
> 1) von Reichelt: Stannol 100g, 1mm, Sn99, Cu1,0, 1mm: komplett daneben,
> praktisch nicht verwendbar, ein Fehlkauf!
>
> 2) von Reichelt: fixPoint 100g, 1mm, Ag 3,5 Sn95,8 und Cu0,7 perfektes
> Lötzinn, merke kaum Unterschiede zu früher, hab sogar einige SMD ICs
> damit eingelötet
>
>
> Bringts was für meine 10 Platinen, die ich im Jahr als Hobbybastler
> mache - soll/muss ich es bei neueren fertigen Bausätzen verwenden?
>
> Der Umwelt zu liebe oder sonstige Gründe?

Wenn Du Deine alten Platinen nicht in die nächste Mülltonne
wirfst, sondern, wie es sich gehört, im nächsten Recyclinghof
abgibst, bringt bleifreies Löten keinerlei Vorteile für die
Umwelt. Ich denke, die zusätzlichen Probleme, die bleifreies
Löten macht, muss man sich als Amateur nicht antun. Ich
hoffe aber, das dies ein längerer Thread wird, weil mich da
die Meinung der anderen doch sehr interessiert.
Gruss
Harald
PS: Haben die Klempner eigentlich auch auf bleifreies Löten
umgestellt? Ich denke, da kommt wesetlich mehr Lot zusammen.

von Knauser (Gast)


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Natürlich ist Blei nicht das allerbeste Zeug, aber muss man den Teufel 
an die Wand malen?

Es wird jetzt nicht so schnell aufgenommen wie Handcreme, aber ich mache 
mir da keine Sorgen.
Ich gehe nach dem Löten bzw arbeiten mit Blei regelmässig die 
Händewaschen(mache ich auch so, bin recht wenig krank).

Bei Frauen soll das ganze wieder anders aussehen, für die soll Blei 
gefährlicher sein

von Jo Kurt (Gast)


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>PS: Haben die Klempner eigentlich auch auf bleifreies Löten umgestellt?

Kupferrohre werden schon lange nur mehr bleifrei gelötet und Bleirohre, 
die man nur mit stark verbleitem Zinn löten konnte, gibt's auch schon 
lange nicht mehr.

von dolf (Gast)


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moin !!!

als amateur verwende ich weiterhin verbleites zinn.
ich mach einfach zu wenige platinen im jahr.
gut zu wisen das man dieses stannol zeugs meiden muss.
zudem ist bleifreies zinn deutlich mehr als doppelt so teuer wie 
verbleites.
bei pollin kosten 500g bleifrei fast 40teuro.
1kg verbleites zinn kommt nur knapp 30teuro.

mfg

von Tom (Gast)


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Ich löte auch mit bleihaltigem Lot und vermeide das Einatmen der Dämpfe 
während des Lötens. Hab mir dazu auch nen alten Gehäuselüfter auf den 
Tisch gestellt (12V Teil an 9V Warze), das pustet mir die Dämpfe weg. 
Werd mich da nicht irre machen lassen wegen ein bisschen Blei - löte 
auch nicht viel, vielleicht einmal die Woche, idR. bei geschlossenem 
Fenster.

von Tom (Gast)


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...ging bisher immer davon aus, dass die Dämpfe das grössere Problem 
sind als das Berühren des Zinns mit blossen Händen - die wasche ich nach 
vollbrachter Arbeit und ich esse nicht beim Löten. Das Bier dazu steckt 
ja inner Flasche. :o)

von dfgh (Gast)


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Also ich hab seit einiger Zeit nur noch bleifreies Lot. Das geht bei mir 
genauso gut, es glänzt (entgegen der Meinung mancher Leute) bei 
ordentlicher Verarbeitung sogar wie das alte...

Ich dreh halt nur die Temperatur einen Tick höher, sonst ist das kein 
großer Unterschied. Wegen den Dämpfen sind es mir die paar Euro aber 
Wert. So viel ist das ja auch nicht (für Hobbybastler brauchts ja keine 
5kg im Jahr, oder?)

von Johannes G. (gutenberg)


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Ich will niemanden davon abbringen, bleifrei zu löten, wenn er sich mit 
eventuellen Problemen arrangieren kann. Aber dass Leute immer wieder 
glauben die Dämpfe seien bei bleihaltigem Lot gifitger ist sowas von 
Schwachsinn. Das was verdampft ist das Flussmittel. Ich kann nichts über 
die Schädlichkeit sagen, ausser dass diese nur vom Flussmittel selber 
abhängt und von nichts anderem. Blei verdampft nicht bei 300° - 400°, 
sondern wohl eher bei 1749° C (Siedepunkt). Ausserdem ist es auch kein 
Problem, das Lot (oder sogar reines Blei) anzufassen, sofern man sich 
nicht dauern zwischendurch die Finger leckt. Einfach Finger weg vom 
Mund, nach der Arbeiten Hände waschen, Elektroschrott richtig entsorgen 
(nicht in die Mülltonne), da ist nämlich noch viel mehr Gift als bloss 
Blei drin.

von Löter (Gast)


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Die ROHS Verordnung wurde auch nicht erlassen um Bastler und Arbeiter in 
der Elektronikproduktion zu schützen. Das ist nicht nötig, da Blei von 
der Haut so gut wie nicht absorbiert wird und im wesentlichen nur 
Bleistaub, der über die Lunge aufgenommen wird eine Gefahr darstellt. 
Aber beim Löten entsteht garantiert kein Staub. Sinn der Verornung ist 
es die Einbringung von Blei durch Elektoschrott in die Umwelt zu 
verringern. Das kann aber auch durch sachgerechte Trennung beim Müll 
erreicht werden.
Für das Handlöten, z.B in Reparaturbetrieben, für die Medzintechnik, 
Raumfahrt, Militärtechnik etc. ist verbleites Lot wegen seiner 
unbestrittenen Vorteile nach wie vor erlaubt. Da die Zahl der Bastler 
ohnehin rückläüfig ist, werden sie die Umweltbilanz nicht dramatisch 
verschlechtern.

von Michael_ohl (Gast)


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Nö - wenn es um die Umwelt gehen würde, währen die Angler dran gewesen. 
Bleifrei ist eine Erfindung von Sony die mit Hilfe von Korrupten 
Politikern damit den Japanischen Markte für mehrere Jahre dicht gemacht 
haben um mal wieder ordentliche Gewinne einzufahren.
Unsere haben Politiker haben wieder besseren Wissens nur mitgemacht.

Bleifrei ist für Medizinelektronik unt Telekomgewschichten nicht erlaubt 
warum wohl? Alles was funktionieren muß....



mfG
Michael

von Purzel H. (hacky)


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>Bleifrei ist für Medizinelektronik unt Telekomgewschichten nicht erlaubt
warum wohl? Alles was funktionieren muß....


Nee, nicht ganz .... Fuer Telekom und Medizinelektronik ist Bleifrei 
noch nicht Vorschrift. Mit Betonung auf dem "noch'.

von Helmut L. (helmi1)


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Michael_ohl schrieb:
> Nö - wenn es um die Umwelt gehen würde, währen die Angler dran gewesen.

Und die Jäger mit ihrem Bleischrott das in der Gegend verballert wird.

von tgh (Gast)


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Richtig viel Lötzinn wird beim Löten von Dachrinnen benötigt. Das 
Kilogramm (4 Stangen  a 250g) Pb60Sn40, also mit massivem Bleianteil, 
kostet im Fachhandel gerade mal 12,95€.

Für Elektroniklot Sn60Pb40 dagegen legt man selbst beim günstigsten 
Anbieter mehr als das Doppelte hin. Da wundert man sich schon, wie diese 
Preise zustandekommen.

von Simon S. (-schumi-)


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Dämpfe Dämpfe.. Was da verdampft ist nicht das Blei sondern nur das 
Flussmittel.

Jetzt ist es aber so, dass aufgrund des fehlenden Bleis im Zinn das 
Flussmittel viel agressiver sein muss. Somit sind die Dämpfe bei 
bleifreiem Zinn schädlicher als bei bleihaltigem.

-> Als Bastler beim Bleihaltigen bleiben

von Michael_ (Gast)


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Solange in den momentanen Kriegen noch massenhaft Blei-Geschosse in 
Massen verwendet werden, habe ich keine Gewissensbisse!

von Helmut L. (helmi1)


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Michael_ schrieb:
> Solange in den momentanen Kriegen noch massenhaft Blei-Geschosse in
> Massen verwendet werden, habe ich keine Gewissensbisse!

Wenn es nur Blei wäre. Da gibt es auch Geschosse aus abgereicherten 
Uran.

tgh schrieb:
> Da wundert man sich schon, wie diese
> Preise zustandekommen.

Das Loch bohren für das Flussmittel ist so teuer :=)

von Löti (Gast)


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Ich habe jetzt ganz auf bleifreies Lot umgestellt und war am Anfang 
total entäuscht. Meine Lötspitze hat schon nach kurzer Zeit kein Lötzinn 
mehr angenommen und ist stumpf und grau geworden. Nach langem 
Ausprobieren habe ich jetzt folgende Lösung gefunden:

Ich löte bei niedrigeren (!) Temperaturen als früher, rund 275...300°C. 
Ich verwende zum Ausgleich eine massigere Lötspitze (842BD von Ersa), 
die weniger schnell die Wärme verliert.

Als Lötzinn verwende ich eine Sorte von Edsyn mit Sn95,5Ag3,8Cu0,7 und 
Flußmittelseele. Es gehen da aber auch viele andere Sorten.

Sobald die Lötspitze stumpf wird, ziehe ich sie ein paar Mal der Länge 
nach durch einen Lötspitzen-Aktivator von Stannol (Tippy bleifrei). Das 
Zeug ist prima!

Wenn das Lötzinn sehr dünn ist (0,5mm), verwende ich zusätzlich das 
Flußmittel FL 88LF von Edsyn.

Als Lötmaschine habe ich die Ersa Analog 60.

Für die wirklich fetten Lötstellen komme ich mit der niedrigen 
Temperatur natürlich nicht weit. Dafür habe dann ich eine ausrangierte 
Lötspitze, bei der ich die Temperatur dann deutlich höher drehe.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, daß das Löten jetzt problemlos 
geht. So einfach und schön wie früher, is nich. Man muß das Löten mit 
bleifreiem Lötzinn fast neu lernen.

von M. J. (manfred-64)


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watn Glück, hab mich vor verbot mit ~1Kg (1mm 0,8 0,6) eingedeckt :P

Löti schrieb:
> Sobald die Lötspitze stumpf wird, ziehe ich sie ein paar Mal der Länge
> nach durch einen Lötspitzen-Aktivator von Stannol (Tippy bleifrei). Das
> Zeug ist prima!

Auch für so "Bleiköppe" wie mich, speziell zum zum entlöteten, genjol :)
Drähte, Litzen verzinnen, einfach super das Zeugs.

Löti schrieb:
> Flußmittel FL 88LF von Edsyn.
OK, also meine naschte Investition in sachn Löttechnik ;)


Löti schrieb:
> Man muß das Löten mit
> bleifreiem Lötzinn fast neu lernen.

Danke für die Warnung !!!

von Carsten S. (dg3ycs)


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Manfred John schrieb:
> watn Glück, hab mich vor verbot mit ~1Kg (1mm 0,8 0,6) eingedeckt :P

Naja, Vorratbeschaffung ist "NOCH" nicht nötig...
Bleihaltiges Lötzinn ist ja nicht verboten. Nur bestimmte Kommerzielle 
Produkte MÜSSEN mit Bleifreien Lötzinn gefertigt werden. Für dich daheim 
kannst du verwenden was du möchtest.

Löti schrieb:
> Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, daß das Löten jetzt problemlos
> geht. So einfach und schön wie früher, is nich. Man muß das Löten mit
> bleifreiem Lötzinn fast neu lernen.

Hier frage ich mich jetzt, warum hast du dann komplett umgestellt und 
bleibst dabei wenn du erkannt hast das es "früher" besser lief. Oder 
bist du Gewerblich tätig?
ICh verwende beides, habe einige Sorten Bleihaltig und auch Bleifrei da, 
sowohl als Draht wie auch als Paste. Manchmal komme ich ums Bleifreie 
löten nicht herum. Z.B. wenn es um kommerzielle Baugruppen geht. (kleine 
Änderungn von Hand oder absolute Kleinstserien in HAndbestückung). Aber 
alles was bei mir verbleibt, egal ob Hobby oder Testmuster, das mache 
ich verbleit. ISt einfach angenehmer. Und das mit der kürzeren STandzeit 
der Spitzen kann ich bestätigen. Auch wenn es sicherlich damit 
zusammenhängt das es noch teilweise Spitzen aus Altbeständen sind die 
ich deutlich vor der Bleifreipflicht gekauft habe und neuere Spitzen 
durchaus länger halten sollen. (Weller Lötstation)

Das ist aber nicht der einzige Grund. Mit der kürzeren Spitzenstandzeit 
(so arg ist das nicht. Ob eine Spitze nun >6Monate oder nur 3Monate hält 
spielt keine Rolle, ein Bier pro Monat weniger in der Kneipe)
und dem häufigeren Reinigen/und ggf. auch mal aktivieren kann ich noch 
gut leben. Insbesondere da ich verhältniss zu früher nur noch sehr wenig 
selbst löte. Was mich wirklich stört sind die Dämpfe des Flussmittels. 
Auf das Bleifreie flussmittel reagiere ich irgendwie "stärker", es ist 
für mich deutlich unangenehmer...

Gruß
Carsten

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Manfred S. schrieb:
> Überall geistert bleifreies Löten herum, hab jetzt meine alte 250g Rolle
> aufgebraucht und experimentiert, meine Erfahrungen:

Wenn du gleich ins richtige Unterforum gegangen wärst (das Thema
"Löten" wird hier seit Jahr und Tag im Platinenforum abgehandelt),
dann wäre dir aufgefallen, dass das Thema schon häufig diskutiert
worden ist, die jüngsten entsprechenden Threads sind:

Beitrag "Was für eine Entlötlize, welches Flußmittel und welches bleifreie Lot soll man sich kaufen?"
Beitrag "Ist dieses bleifreie Lötzinn empfehlenswert?"

Die Frage, die im letzten Thread noch ungeklärt war und versprochen
wurde, durch direkten Vergleich mal zu beantworten ist, ob nun
"Amasan BF32-3" oder "Felder Sn 100Ni+" die bessere Wahl ist.

Ob man sich das nun im Hobbybereich antun will oder nicht, ist eine
Frage der persönlichen Präferenzen, wurde ja auch jeweils schon
endlos diskutiert.  Ich selbst mache auch privat mittlerweile alles
"bleifrei", aber das man jeder für sich entscheiden.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Manfred S.

>
> Bringts was für meine 10 Platinen, die ich im Jahr als Hobbybastler
> mache - soll/muss ich es bei neueren fertigen Bausätzen verwenden?
>

Nein, mach besser in bleihaltig.

Technische Gründe:
Die Löttemperatur bei Bleifrei ist höher. Das beeinträchtigt die Haftung 
von Kupferauflagen auf dem Untergrund irreversibel. Und bei jeder 
Reperatur/Rework wird das schlimmer. Gerade bei Test- und 
Experimentieraufbauten, wo öfter was geändert wird, ein Krampf.
Die Bauteile selber sind eher robust. Da habe ich noch nicht viele 
negative Auswirkungen der höheren Temperatur erlebt.

Bei einer Serienfertigung mag das noch eher angehen, aber die 
mechanische Haftung von Pads am Untergrund ist und bleibt ein 
Schwachpunkt. Gerade bei Bauteilen, die schwerer sind oder mechanischer 
Belastung ausgesetzt sind wie z.B. Stecker. Gerade SMD-Stecker neigen 
dazu, mitsamt den Pads abzufallen.

Das bleifreihe Lot ist spröder. Bei mechanischer Verspannung, Vibration 
oder auch nur Temperaturwechsel kann die Lötstelle nicht so gut 
nachgeben.
Folge: Pads werden vom Untergrund abgeschert (insbesondere im 
Zusammenhang mit oben)
       Lötstellen selber bekommen Risse.
       mechanisch empfindlichere Bauteile wie keramische Kondensatoren
       reissen.

Aus diesem Grunde ist in sicherheitsrelevanten Bereichen (Avionik, 
Militär, Bahntechnik, Notlicht, eingeschränkt auch Automotive und 
Medizintechnik) Bleihaltig Vorschrift, und wird es wohl noch lange 
bleiben, insbesondere wenn es auf Temperaturwechselfestigkeit über weite 
Bereiche annkommt.
Wo in der Messtechnik auch Blei erforderlich ist, darf auch dort noch 
mit bleihaltigem Lot gearbeitet werden

> Der Umwelt zu liebe oder sonstige Gründe?

Mach Dir nicht in die Hose. Nachdem das mit dem verbleitem Benzin und 
der verbleiten Konsumerelektronik weggefallen ist, machen Hobbylöter mit 
ihrenn dreieinhalb Lötstellen die Bilanz bei weitem nicht strubbelig.

Persönlich: Wasch Dir halt die Finger, wenn Du an Platinen rumgegriffelt 
hast.
Ich selber habe als Kind mit Bleiabfällen gespielt. Ich habe Sie im 
Schraubstock mit einem Hammer zu rechtwinkligen Quadern umgeschmiedet 
und als Frachtgut für meine Spielzeug LKWs verwendet.
Mein Vater hat mir auch gesagt: "Das Zeug ist giftig. Wasch Dir halt die 
Finger, wenn Du damit gespielt hast."
Und jetzt bin ich mit 49 auf der Schwelle zum Ballastexistenzalter, und 
der Gesellschaft wäre besser gedient, wenn ich meine Finger nicht 
gewaschen hätte. :-P

Meine Empfehlung für punkto Entwicklung: Steckersockel, an denen 
rumgezerrt wird, bei Bleifrei nicht als SMD, nur als Throughhole.
Ich fürchte nur, diese Mahnung verhallt im Gegensatz zur Mahnung meines 
Vaters mit dem Fingerwaschen bei Blei ungehört.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Jörg Wunsch schrieb:

> Die Frage, die im letzten Thread noch ungeklärt war und versprochen
> wurde, durch direkten Vergleich mal zu beantworten ist, ob nun
> "Amasan BF32-3" oder "Felder Sn 100Ni+" die bessere Wahl ist.

Ja, mea culpa, ich schreib den Bericht noch diese Woche. Muss auch noch 
ein paar Fotos machen, um mal mit der Mär vom "schwierigen bleifreien 
Löten" aufzuräumen :-)

> Ob man sich das nun im Hobbybereich antun will oder nicht, ist eine
> Frage der persönlichen Präferenzen, wurde ja auch jeweils schon
> endlos diskutiert.  Ich selbst mache auch privat mittlerweile alles
> "bleifrei", aber das man jeder für sich entscheiden.

Von der Qualität, vom Aussehen und von der Einfachheit her gibt es 
jedenfalls heutzutage keinen Grund mehr, nicht bleifrei zu löten.

Chris D.

von Karlheinz (Gast)


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In meiner Lehre bei der DBP (Fernmelder) haben wir noch 100% Bleiblech 
zu
Kabelmuffen verarbeitet und mit bleihaltigem Lot mit offener Flamme 
verlötet. Und auch sonst dürfte ich etliche Kilo PB- haltiges Lötzinn 
verlötet haben. Jetzt, mit Ende Sechzig fühle ich mich manchentags 
hundeelend !
Alo Jungs nur bleifreies Lötzinn verwenden, damit es Euch nicht ebenso 
ergeht !

von Klempner (Gast)


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Mittlerweile wird nur noch gepresst bzw. gesteckt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Bernd Wiebus schrieb:
> Die Löttemperatur bei Bleifrei ist höher.

Ja.

> Das beeinträchtigt die Haftung
> von Kupferauflagen auf dem Untergrund irreversibel.

Nur, wenn du mit FR2 ("Pertinax") arbeitest, aber das habe ich als
Hobbybastler schon vor 30 Jahren abgewählt.  Ist schade um die Zeit,
die man damit verplempert.

Wenn du FR4 (glasfaserverstärktes Epoxidharz) benutzt und ordentliches
Lötwerkzeug hast (d. h. die höhere Temperatur nicht durch "Vorglühen"
eines an sich dafür ungeeigneten Lötkolbens auf eine viel zu hohe
Temperatur erreichen willst), dann machen die 30 K Unterschied der
Verarbeitungstemperatur nicht wirklich viel aus.  Dicke Masseflächen
ließen sich auch verbleit schon eher schwierig löten, das wird
natürlich beim bleifreien Löten nicht besser.

> Meine Empfehlung für punkto Entwicklung: Steckersockel, an denen
> rumgezerrt wird, bei Bleifrei nicht als SMD, nur als Throughhole.

Wäre bei Löten mit bleihaltigem Lot nicht anders.  Fassungen brauchen
irgendeine Form von mechanischem Halt, und wenn man versucht, diesen
nur durch den Folienkleber aufzubringen, muss man großflächige
Folien anbieten können, die sich wiederum schwer löten lassen.  THT
hat da immer einen Vorteil, kostet aber eben bei der industriellen
Bestückung/Verarbeitung deutlich mehr.

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