Du sitzt lange an einem Programm. Dir gefällt das Programmieren. Du hast ein tolles Programm erstellt. Jetzt schreien alle: "Mach es quelloffen!". Welchen Grund soll es für dich geben, einen Text, den Du selbst geschrieben hast in vielen Stunden kostenlos denjenigen zu geben, die in dieser Zeit vielleicht etwas "sinnvolleres" getan haben? Das ist keine rhetorische Frage, mich interessiert die Motivation hinter Open Source. Üblicherweise wird ja gesagt, es sei eine gute Werbung. Oder man könne darum Dienstleistungen anbieten. Wartung. Muß man, um solche Dienste anbieten zu können nicht ein sehr sehr umfangreiches Programm schreiben, bei dem es den Menschen zu schwer ist, sich einzuarbeiten in den Quellcode? Und Werbung für mein Unternehmen? Nehmen wir an, ich biete Staubsauger an, und mein Programm ist eine Diätverwaltung. Ich glaube es ist etwas weit hergeholt, daß diejenigen, die jetzt meine Software herunterladen und unter Umständen modifizieren, urplötzlich meine Staubsauger kaufen. Andererseits gibt es ja eine riesige Abneigung gegenüber allem was etwas kostet. Gut Abneigung heißt nicht, daß die Leute nicht auch Geld ausgeben, dann allerdings muß man schon eine Firma wie Microsoft sein oder eben Hardware anbieten. Gibt es darüber Statistiken, wie echt dieser Schrei nach Kostenlosem ist? Es ist jetzt zwar Hardware, aber genau diejenigen, die ständig nach kostenlosen Programmen schreien, haben plötzlich eine enorme Kaufbereitschaft, wenn es um ein iPhone und Zubehör geht - eines der teuersten Mobiltelefone für die gebrachte technische Leistung. Oder Punks: Punks, die auf der Straße leben, haben oft Kleidung an, die viele als zerschlissenen bezeichnen. Wenn man dann aber nachschaut erfährt man, daß diese Kleidung sehr teuer ist, daß sie absichtlich so aussieht. Diejenigen, die sagen, daß sie kein Geld haben, können sich sehr teure Klamotten leisten. Da paßt doch irgendetwas nicht zusammen.
Eines vorweg, es geht nicht ums Geld. Die Frage ob ich den Quellcode zu einem Softwareprodukt bekomme ist unabhängig von der Frage ob und wie ich dafür zahle. Ich habe mir beispielsweise auch schon Linux-Distributionen gekauft. Da gibts einige Gründe: 1. Programme die auf meinem Rechner laufen können recht viel machen, im Prinzip alles was ich auch machen kann. Somit können die auch Blödsinn machen. Die Hemmschwelle Blödsinn in ein Programm reinzuschreiben, welches nicht im Quellcode veröffentlicht wird, ist deutlich kleiner als wenn es im Quellcode veröffentlicht wird. 2. Der Compiliervorgang macht es für micht schwieriger (aber nicht unmöglich) Dein Programm zu verstehen. Sprich echte Geheimnisse kannst Du damit nicht schützen. Was versteckst Du dann vor mir? 3. Wenn ich mir jetzt von Dir ein Programm kaufe, dann möchte ich a) in der Lage sein das notfalls auch ohne Dich weiterentwickeln zu können, und b) das Programm auch auf eine neue Architektur portieren können. Und das unabhängig davon, ob ich das Programm an Dritte weitergeben darf. Es gibt da noch Leute die das alles militanter vertreten, beispielsweise Richard Stallman. Der hat beispielsweise 1976 Emacs entwickelt, einen Editor der heute noch beliebt ist. Ich halte persönlich nich so viel von ihm, und würde seine Vorträge als "bärtiger Mann sagt offensichtliche Dinge" zusammenfassen.
Christian Berger schrieb: > Eines vorweg, es geht nicht ums Geld. Die Frage ob ich den Quellcode zu > einem Softwareprodukt bekomme ist unabhängig von der Frage ob und wie > ich dafür zahle. Das kann sein. Geistig gesunde Menschen dagegen werden nichts kaufen, was es auch legal kostenlos gibt.
Für mich ist ein wichtiger Punkt: Warum muss jeder das Rad neu erfinden. Wenn das der große Plan ist, müssten wir heute noch frierend auf Bäumen sitzen. Das Feuer, das Rad und ein paar andere Kleinigkeiten sind ohne Lizenzkosten verfügbar.
@rschube Aber auch nur weil es damals noch keine Patentanwalt-Halbaffen gab ;)
Dabei hätte ich gewettet das es die schon lange vor den ersten vernunftbegabten Wesen gab. So wie Schaben ...
Severin Scholl schrieb: > Das ist keine rhetorische Frage, mich interessiert die Motivation hinter > Open Source. Oft bei kleineren Projekten/Früher: Du hast eine bestimmte Software gebraucht, es gab nix passendes: Also hast du es selber Programmiert. Ob du das fertige Programm nun im stillen Kämmerchen alleine benutzt oder eben einfach freigibst, macht dann für dich keinen Unterschied. Die Arbeit ist ja getan, und du hast bereits bekommen, was du wolltest. d.H. die OSS-Programmierer machen keine "Marktanalyse" um sich eine Softwareidee zum implementieren zu suchen, die arbeiten Primär (ggfs in einer größeren Gruppe) für den Eigenbedarf. Bei größeren Projekten mit teilweise festangestellten Programmieren ist das natürlich anders.
Quelloffen ist nur was für echte Gurus. Ein Großteil der User verwenden kostenlose Software, welche nicht quelloffen sind! Die Anzahl der Schreihälse die nach Quelloffen schreien und drohen die Software nicht zu nutzen (wayne) ist verschwindent klein, da die User welche nicht schreien unbemerkt bleiben! Ich habe selber schon Software kostenlos angeboten ohne Quellen. Diejenigen die schrien habe ich schreien lassen. Hier im uC-Forum gibt es ja abertausend von Schaltungen mit AVR ATMega. Hast Du hier schonmal eine vernünftige Schaltung mit nem ARM oder nem AVR32 gesehen, auf dem auch Linux laufen würde? Das sind nämlich die echten Schreihälse! Wollen, aber nichts geben!
Halbaffe schrieb: > @rschube > > Aber auch nur weil es damals noch keine Patentanwalt-Halbaffen gab ;) Nein, mal im Ernst. Ich denke das hat auch was mit der Stärkung des Sebstwertgefühls ('Seht her, ich kann was!) und der 'kollektiven Intelligenz' zu tun. Und das Voneinander-Lernen nicht zu vergessen.
Severin Scholl schrieb: > Welchen Grund soll es für dich geben, einen Text, den Du selbst > geschrieben hast in vielen Stunden kostenlos denjenigen zu geben, die in > dieser Zeit vielleicht etwas "sinnvolleres" getan haben? > > Das ist keine rhetorische Frage, mich interessiert die Motivation hinter > Open Source. Die Motivation ist mit der vergleichbar, in Foren sein Fachwissen zu teilen, oder Dinge lieber zu verschenken als weg zu werfen. Wenn man etwas sowieso nicht vermarkten möchte oder kann, hat eine Veröffentlichung gar keine Nachteil für einen selbst. Warum also nicht? Bei der nächsten Frage die du hier oder anderswo stellst, solltest du dich auch mal fragen warum dir jemand ohne Bezahlung antworten sollte. Hat er ja nix von... Wie so oft geht es AUCH immer um Anerkennung.
Severin Scholl schrieb: > Jetzt schreien alle: "Mach es > quelloffen!". > > Welchen Grund soll es für dich geben, einen Text, den Du selbst > geschrieben hast in vielen Stunden kostenlos denjenigen zu geben, die in > dieser Zeit vielleicht etwas "sinnvolleres" getan haben? Du musst diejenigen Fragen, die von dir wollen, dass es quelloffen wird. Wollen sie es, weil offensichtlich gegen rechtsgültige Lizenzen verstossen wurde? Wollen sie es, weil sie es fuer eigene Bedürfnisse anpassen wollen? Wollen sie es, weil sie kostenlos das wollen, was momentan nicht kostenlos zu haben ist, wollen sie also einen wirtschaftlichen Vorteil haben? Wollen sie es, weil sie meinen, dass nur Opensource cool ist? Wollen sie es kostenlos, um es danach selbst zu Gold zu machen? Je nach Interessenlage der "Anwender" ist quelloffen nötig, möglich oder auch unnötig bzw. für dich persönlich schädlich. Das kannst Du aber erst abwegen, wenn Du herausgefunden hast, warum andere wollen, dass du deine Arbeit offenlegst. Falls man sich der Opensource Gemeine nicht verbunden fühlt, und solange es keine rechtlichen Gründe gibt, braucht man nicht veröffentlichen. Erst recht nicht, wenn es mit eigenen wirtschaftlichen Interessen kollidiert.
Severin Scholl schrieb: > Das ist keine rhetorische Frage, mich interessiert die Motivation hinter > Open Source. 1.) Viele "Hobbyprojekte", die durchaus sehr brauchbare Tools hervorbringen, werden irgendwann nicht mehr von ihrem Gründer betreut. Sei es aus Zeitmangel oder warum auch immer. Wenn die Quellen verfügbar sind, können andere Programmierer das Projekt fortführen. Beispiel "HTerm" hier aus dem Forum: Beitrag "Neues Terminal-Programm für Windows" Man kann das Programm natürlich immer noch benutzen, aber es ist sehr schade dass das Projekt nicht mehr fortgeführt wird. 2.) Wir alle nutzen Software, für die wir kein Geld bezahlt haben. Sei es ein Internet-Browser, FreePDF, OpenOffice, PuTTY, Adblock Plus etc. Ich denke da ist es schon eine Motivation, etwas das man selbst geschrieben hat ebenfalls anderen zur Verfügung zu stellen, da man ja selbst auch von den Leuten profitiert die ebenso handeln.
Severin Scholl schrieb: > Geistig gesunde Menschen dagegen werden nichts kaufen, > was es auch legal kostenlos gibt. Dann bin also geistig nicht gesund. Ich hatte schon mal so eine Ahnung, aber sicher war ich bisher nicht. citb
Mark Brandis schrieb: > 1.) Viele "Hobbyprojekte", die durchaus sehr brauchbare Tools > hervorbringen, werden irgendwann nicht mehr von ihrem Gründer betreut. Anderer Fall: der Originalautor interessiert sich für ganz andere Dinge in der Weiterentwicklung als eine Teil der Nutzerschar. Er möchte vielleicht neue Features vorantreiben, während die Nutzer es interessiert, das Programm multiplattformfähig zu bekommen (aber den Originalautor gar nicht, denn er will bei seiner Plattform bleiben). Bei einem quelloffenen Programm können nun beide Gruppen ihr Ziel verfolgen, und wenn sie dabei sinnvoll zusammenarbeiten, lässt sich das auch im Rahmen des Projekts (also ohne einen "Fork") durchziehen. Der Originalautor gewinnt damit einen größeren Nutzerkreis (und damit mehr Bekanntheit), die Mitstreiter ein Tool, das sie lange gesucht haben, aber nichts selbst begonnen hätten zu schreiben.
Ich denke, es gibt auch einen großen Teil der Leute, die Software ohne Quellcode einfach ignorieren, unabhängig davon unter welcher Lizenz er steht. Wenn Du mal eine gewisse "Flüssigkeit" in der Computerbenutzung erreicht hast, wird der Computer zu einer Art "Zweithirn", ähnlich wie wenn Du mit Papier und Stift rechnest, nur halt noch weitergehender. Der Computer kann nicht nur Informationen speichern, sondern Dir Denkvorgänge abnehmen. Wenn Du nun ein Programm rein lässt, so hat es Zugang zu Teilen Deiner Gedankenwelt. Es ist einfach zu tiefst unhöflich, wenn jemand beispielsweise ein RAR-Archiv, welches nur mit geschlossener Software entpackbar ist, anbietet mit Daten die ich brauche, denn er erwartet von mir, dass ich Programmcode den ich nur schwer prüfen kann, in mein Innerstes lasse. Genau so würde ich (inzwischen) niemals auf die Idee kommen würde privat Programmcode ohne Quellcode herauszugeben. Das ist einfach pervers. In der Arbeit zwingt mich leider mein Chef dazu, was auch ein Grund ist, warum ich mir schon andere Stellen suche. Wie schon gesagt, das ist alles unabhängig davon, ob man für Software zahlt oder nicht. Wobei ich sagen muss, dass ich es schwer finde, für Software zu zahlen für die ich keinen Quellcode bekomme. Bei den letzten paar Mal fiel ich dabei auf die Nase. Raubkopierte Software benutze ich, bis auf Versuchsaufbauten und "Abandonware" aus Kompatibilitätsgründen, nicht.
Christian Berger schrieb: > Es ist einfach zu tiefst unhöflich, wenn jemand > beispielsweise ein RAR-Archiv, welches nur mit geschlossener Software > entpackbar ist Ach? unrar ist nicht mehr Opensource? OK, sie ist nicht GPL, aber der Sourcecode ist verfügbar, und für ein an sich kommerzielles Tool finde ich die Lizenz so dramatisch nun auch wieder nicht. Lediglich das Ableiten eines eigenen Komprimierers daraus ist explizit verboten, aber wenn man das Format aus politisch-religiösen Gründen nicht mag, wird man ja ohnehin keinen Bedarf haben, eigene rar-Archive zu erstellen.
Es gibt für eine alte Version des rar-Algorithmusses eine freie Implementierung. Nur diese alte Version benutzt heute keiner mehr. Aber ich kann mich da irren, es scheint so als ob zumindest die Dekodierungsroutinen inzwischen öffentlich bekannt sind. Trotzdem, warum rar? Es gibt auch ZIP und das ist komplett offen. Die Unterschiede dazwischen sind so minimal. Aber ich schweife ab.
>Welchen Grund soll es für dich geben, einen Text, den Du selbst
geschrieben hast in vielen Stunden kostenlos denjenigen zu geben, die in
dieser Zeit vielleicht etwas "sinnvolleres" getan haben?
Ich verklopp Hardware und gebe die Software dazu kostenlos und
quelloffen ab. Bevor ich mich wegen erahneten Fehler belagern lasse, geb
ich die Quellen ab und dann sollen die Leute sich selber was
zusammenkloppen.
> Geistig gesunde Menschen dagegen werden nichts kaufen, > was es auch legal kostenlos gibt. Ich glaube nicht, daß das Wort legal dabei relevant ist, schliesslich wäre es höchstens ein Gesetz von anderen Menschen aus einer anderen Gesellschaft in einem anderen Land was einen wenig angeht. > Die Motivation ist mit der vergleichbar, in Foren sein Fachwissen zu > teilen, oder Dinge lieber zu verschenken als weg zu werfen. Wenn man > etwas sowieso nicht vermarkten möchte oder kann, hat eine > Veröffentlichung gar keine Nachteil für einen selbst. Warum also nicht? Sehr richtig. Warum helfen anderen Leute alten Omas über die Strasse ? Leute, die meinen, Software müsse man immer verkaufen, gründen (oder haben) wohl ein Taxiunternehmen. Die Welt wird mit vielen Taxiunternehmern asozialer. > Wenn die Quellen verfügbar > sind, können andere Programmierer das Projekt fortführen. Wie ich feststellen musste, war die Bereitschaft dazu gering, hingegen stellten viele gerne Forderungen an den Originalautor. Ich hab mir gedacht: Aus meiner Sicht sind die Projekte fertig, sie haben für mich das getan was ich benötigte, nun kann ich sie veröffentlichen und andere Leute können sie einerseits wie sie sind benutzen, uns andererseits daraus das machen, was sie brauchen, Potential war viel drin, aber für mich persönlich kein Bedarf. Benutzt haben es wohl viele, gemacht hat daraus nur einer was, den Versuch Kasse zu machen durch Entfernung der Autorennamen als höchste geistige Leistung. Hat so weit ich weiß nichts eingebracht.
Severin Scholl schrieb: > Das kann sein. Geistig gesunde Menschen dagegen werden nichts kaufen, > was es auch legal kostenlos gibt. Glücklicherweise denken nicht alle so wie du. Manche denken eben nicht nur von zwölf bis Mittag. Severin Scholl schrieb: > Du sitzt lange an einem Programm. Dir gefällt das Programmieren. Du hast > ein tolles Programm erstellt. Jetzt schreien alle: "Mach es > quelloffen!". > > Welchen Grund soll es für dich geben, einen Text, den Du selbst > geschrieben hast in vielen Stunden kostenlos denjenigen zu geben, die in > dieser Zeit vielleicht etwas "sinnvolleres" getan haben? Andere Frage, was spricht dagegen, ein Programm, welches du nie verkaufen wolltest (Freeware z.B.) quelloffen zu machen, um so die Weiterentwicklung auch dann zu ermöglichen, wenn du mal nicht mehr willst? Alex W. schrieb: > Ich habe selber schon Software kostenlos angeboten ohne Quellen. > Diejenigen die schrien habe ich schreien lassen. Was genau hattest du davon?
In meiner Jugend, Anfang der 80er, habe ich auch gedacht, daß mein geistiges Eigentum mir gehören soll. Die Projekte sind aber auch nur soweit wie irgend nötig geworden. Ohne www war auch der Austausch weit schwieriger. Heutzutage ist es doch viel einfacher, sich als Gruppe zusammenzufinden, auch wenn man sich nur mit nickname kennt. Da kann ein Projekt, durch vielfältigere Fachkenntnis, viel besser wachsen, als wie allein im stillen Kämmerchen. Open source gibt das Gefühl, mehr zu erreichen, als allein möglich ist. Das gilt für mich im Hobby-Bereich. Beruflich sieht es aber anders aus.
Severin Scholl schrieb: > Welchen Grund soll es für dich geben, einen Text, den Du selbst > geschrieben hast in vielen Stunden kostenlos denjenigen zu geben, die in > dieser Zeit vielleicht etwas "sinnvolleres" getan haben? Altruismus?
Von mir auch mal eine Frage: Angenommen ich arbeite jetzt in einem nicht primär software-erzeugenden Unternehmen, schreibe aber eine kleine hilfreiche Software, die für andere (u.A. große) Unternehmen nützlich sein könnte. Warum sollte ich meinen Chef davon überzeugen das von mir in u.U. mehreren Jahren programmierte Programm als open-source zu verkaufen? Klar, im Hobby ist das was anderes. Da veröffentliche ich sowas. Gibt ja auch Anerkennung bspw. Aber im geschäftlichen Alltag sehe ich den Sinn darin nicht ganz.
Simon K. schrieb: > Warum sollte ich meinen Chef davon überzeugen das von mir in u.U. > mehreren Jahren programmierte Programm als open-source zu verkaufen? keiner zwingt dich dazu das musst du mit dir selbst ausmachen
@ Severin Scholl (Gast) Alles was dazu dienen soll um Geld zu verdienen kann nicht quelloffen sein. Es gibt dabei aber auch Ausnahmen, denn es kann nicht sicher gestellen dass ein Software-Unternehmen einem Betrieb diese Software auch in Zukunft noch aktualisiert oder liefern kann. Wenn dann etwas ungünstiges passiert (Produkt einstellen, Software-Firma schließt, Produkt wird ungünstig verändert) dann hat der Betrieb ein Problem. Jetzt könnte man sich den Quellcode nehmen und das Programm selbst weiterentwickeln. Manchmal ist es auch so dass der Quellcode ebenfalls angeboten wird, das lohnt sich aber nicht oft.
> Warum sollte ich meinen Chef davon überzeugen das von mir in u.U. > mehreren Jahren programmierte Programm als open-source zu verkaufen? Warum solltest du es denn nicht tun? Du kannst ja dein Programmpaket ganz normal verkaufen und den Quellcode dazu liefern. Vielleicht möchte Kunde die Software auf einer anderen Platform benutzen? Vielleicht möchte er eine Funktion hinzufügen damit das Programm mit einer bestimmten Datenbank zusammenarbeitet? Vielleicht findet einen Fehler und kann möglichweise sogar ein Bugfix einsenden? Auch wenn man sich als Kunde nicht mit dem Quellcode auseinandersetzt ist ein Programm ohne Sourcecode wie ein Anzug ohne Krawatte... Gehört einfach dazu, vermittelt professionalität Leider kann ein Unternehmen nicht von Anerkennung leben :/
Severin Scholl schrieb: > Welchen Grund soll es für dich geben, einen Text, den Du selbst > geschrieben hast in vielen Stunden kostenlos denjenigen zu geben, die in > dieser Zeit vielleicht etwas "sinnvolleres" getan haben? Warum spenden Menschen für Ärzte ohne Grenzen? Warum trainieren manche in ihrer Freizeit die Jugend-Fußballmannschaft? Warum baut eine Dorfgemeinschaft in Eigenleistung ein Feuerwehrhaus? Warum rudert jemand über einen Ozean? Wir definieren uns nicht durch Besitz sondern unser Handeln. Es liegt in Deiner Natur oder eben nicht. Severin Scholl schrieb: > Und Werbung für mein Unternehmen? Nehmen wir an, ich biete Staubsauger > an, und mein Programm ist eine Diätverwaltung. Ich glaube es ist etwas > weit hergeholt, daß diejenigen, die jetzt meine Software herunterladen > und unter Umständen modifizieren, urplötzlich meine Staubsauger kaufen. Unternehmen haben die Möglichkeit, den Markt um ihr Produkt zu gestalten. Zum Beispiel kann ein Unternehmen 10 Entwickler anstellen um täglich Features zu entwickeln, die jeweils zwanzig neue Kunden bringen. Das rechnet sich aber immer seltener. Viel interessanter ist eine Community in welcher viele Entwickler all jene Features entwickeln, bei welchen sich die Entwicklung für das Unternehmen nicht lohnt. Das Kernprodukt gewinnt dadurch an Wert für die Kunden. Solche Gestaltungsspielräume zu erkennen macht gute Unternehmer aus.
Mark Brandis schrieb: > 1.) Viele "Hobbyprojekte", die durchaus sehr brauchbare Tools > hervorbringen, werden irgendwann nicht mehr von ihrem Gründer betreut. Die könnten auch zur rechten Zeit mit Quelltexten freigegeben werden (es besteht keine Notwendigkeit dies von Anfang an zu tun). > 2.) Wir alle nutzen Software, für die wir kein Geld bezahlt haben. Sei > es ein Internet-Browser, FreePDF, OpenOffice, PuTTY, Adblock Plus etc. Direkt bezahlt nicht, indirekt dagegen immer insb. bei OpenOffice, Linux etc. pp, da dort die "wichtigen" Leute bei div. Firmen festangestellt sind und diese Kosten auf die zahlende Kundschaft und damit letztlich auf die Endverbraucher/die Allgemeinheit abgewälzt werden. Rene Schube schrieb: > Für mich ist ein wichtiger Punkt: Warum muss jeder das Rad neu erfinden. > Wenn das der große Plan ist, müssten wir heute noch frierend auf Bäumen > sitzen. Das Feuer, das Rad und ein paar andere Kleinigkeiten sind ohne > Lizenzkosten verfügbar. Genau das machen aber ausnahmslos alle OSS-Projekte: Kopieren, innovative Ideen, Fehlanzeige. http://discovermagazine.com/2007/dec/long-live-closed-source-software/ B.A. schrieb: > Wenn dann etwas ungünstiges passiert (Produkt einstellen, Software-Firma > schließt, Produkt wird ungünstig verändert) dann hat der Betrieb ein > Problem. > > Jetzt könnte man sich den Quellcode nehmen und das Programm selbst > weiterentwickeln. Und? Zu welchen Kosten? BC schrieb: > Unternehmen haben die Möglichkeit, den Markt um ihr Produkt zu > gestalten. Zum Beispiel kann ein Unternehmen 10 Entwickler anstellen um > täglich Features zu entwickeln, die jeweils zwanzig neue Kunden bringen. > Das rechnet sich aber immer seltener. Viel interessanter ist eine > Community in welcher viele Entwickler all jene Features entwickeln, bei > welchen sich die Entwicklung für das Unternehmen nicht lohnt. Das > Kernprodukt gewinnt dadurch an Wert für die Kunden. Solche > Gestaltungsspielräume zu erkennen macht gute Unternehmer aus. Das geht so langsam in die richtige Richtung: Insb. GPL-Software hat fast nur für die Großen einen Nutzen (Google, Apple etc.). Warum? Da sie die Grundlagen nicht mehr selber kreieren müssen, sparen sie 1. Geld und 2. können sie die Konkurrenz nach belieben klein halten, da diese gezwungen ist, die Quelltexte offen zu legen anstatt selber darüber nachdenken zu müssen wie die Konkurrenz diese oder jene Funktionalität implementiert hat. Kurz gesagt: Es fehlt der "Wettkampf" der Ideen und, da der "Zwang" zu eigenen Ideen fehlt, gibt es weniger innovative Lösungen. Ebenso spielt der Preis bei so gut wie allen Überlegungen keine Rolle, da die allg. Arbeitskosten (in DE) im Vergleich sehr hoch sind und die Einsparungen mit eingerechnet werden müssten.. Zum Nachrechnen der Arbeitskosten: Z.B. http://www.ihk-nordwestfalen.de/fileadmin/medien/01_Mittelstand/03_Wirtschaftsregion/Statistik/IW_Arbeitskosten_2011.pdf
> Unternehmen haben die Möglichkeit, den Markt um ihr Produkt zu > gestalten. Zum Beispiel kann ein Unternehmen 10 Entwickler anstellen um > täglich Features zu entwickeln, die jeweils zwanzig neue Kunden bringen. > Das rechnet sich aber immer seltener. Viel interessanter ist eine > Community in welcher viele Entwickler all jene Features entwickeln, bei > welchen sich die Entwicklung für das Unternehmen nicht lohnt. Das > Kernprodukt gewinnt dadurch an Wert für die Kunden. Solche > Gestaltungsspielräume zu erkennen macht gute Unternehmer aus. Das kann man aber auch mit einem Produkt mit sinnvoller Schnittstelle. Windows mit seinen EXE per WINAPI, Photoshop mit seinen Plugins, iPhone mit seinen Apps. Da arbeiten Millionen Leute, damit dein Produkt für die Kunden interessanter wird. Quelloffen muß dazu nichts sein.
Arc Net schrieb: >> 1.) Viele "Hobbyprojekte", die durchaus sehr brauchbare Tools >> hervorbringen, werden irgendwann nicht mehr von ihrem Gründer betreut. > > Die könnten auch zur rechten Zeit mit Quelltexten freigegeben werden (es > besteht keine Notwendigkeit dies von Anfang an zu tun). Passiert aber leider eher selten. Das ist nämlich eine Kulturfrage. Jemand, der der ganzen Idee, dass auch andere den Sourcecode einsehen und ihren Wünschen entsprechend modifizieren können, nicht ohnehin aufgeschlossen gegenüber ist, der wird dann, wenn's ihm schlecht geht oder er keine Lust mehr hat, nicht auf die Idee kommen, ihn nun einfach der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Der hat dann anderes im Kopf. Ja, es gibt Ausnahmen, aber die sind wirklich selten. Meistens verschwindet der Krempel sang- und klanglos irgendwann im Datennirvana, und wer das gleiche Problem drei Jahre später lösen will, fängt von vorn an. > Genau das machen aber ausnahmslos alle OSS-Projekte: Kopieren, > innovative Ideen, Fehlanzeige. > http://discovermagazine.com/2007/dec/long-live-closed-source-software/ Klar, weil ein Schreiberling der Meinung ist, dass das nicht stattfinden würde, findet es natürlich selbstverständlich nicht statt. Schon klar. Ja, sicher, es gibt das "NIH Syndrome" (NIH - Not Invented Here, also: was nicht von mir ist, taugt nichts). Da spielt sowas wie das Erheischen von Anerkennung mit rein. Siehe IP-Stack von Linux: der wurde nicht von BSD adaptiert, obwohl dieser Teil des BSD-Codes niemals juristisch strittig war (denn er konnte einfach nicht auf alten AT&T-Quellen beruhen). Aber: das heißt noch lange nicht, dass NIH das alleinige (oder auch nur wirklich dominante) Symptom wäre bei Opensource. Es gibt unzählige Beispiele, wo Quellcode projektübergreifend wiederverwendet wird. An anderen Stellen ist es einfach gut zu sehen, was andere schon gemacht haben, um es eben genau so nicht noch einmal zu machen; das erspart einem dann eigene Irrwege. >> Jetzt könnte man sich den Quellcode nehmen und das Programm selbst >> weiterentwickeln. > > Und? Zu welchen Kosten? Das fragen typischerweise immer nur die, die sowas noch nie gemacht haben. Ist übrigens gar nicht nur eine Frage der Kosten, sondern der Prioritäten: wenn mir ein bestimmtes Feature besonders wichtig ist oder mich ein Bug besonders nervt, dann kann ich für mich einfach diesen Teil Arbeit höher priorisieren und entsprechend zeitnah angehen. Wenn die entsprechende Arbeit bei einem Hersteller auf dem Tisch liegt, ich vielleicht der Einzige bin, dem das gerade wichtig ist, er aber genügend andere Dinge auf dem Tisch hat, dann wird das irgendwann in einem halben oder einem Jahr passieren. Bis dahin bin ich frustriert. Falls du das nicht glaubst: deine Sache. Ich kann nur sagen: been there, done that. Ich könnte dir eine Reihe von Beispielen nennen, in denen ich genau sowas gemacht habe. Einige davon sind übrigens aus der Klasse "semi-kommerziell" (MySQL, QCad), also genau die, bei denen die Skeptiker immer behaupten: "Da braucht man ja sooo viel Einarbeitungszeit, das kann man als Otto Normalentwickler ja gar nicht sinnvoll selbst machen!" (In beiden Fällen haben es die Hersteller übrigens vorgezogen, meine Änderungen nicht zu übernehmen. Bei MySQL war das entsprechende Teil dann nicht mehr "strategisch interessant", und QCad fiel über ihr eigenes Modell, nur jeweils die vorherige Version zu opensourcen, was dazu führt, dass man aus dieser praktisch nicht mehr in der Lage ist, community patches in die kommerziell vertriebene aktuelle Version zu übernehmen.)
MaWin schrieb: >> Wenn die Quellen verfügbar >> sind, können andere Programmierer das Projekt fortführen. > > Wie ich feststellen musste, war die Bereitschaft dazu gering, > hingegen stellten viele gerne Forderungen an den Originalautor. Die Entscheidung, an einem Software-Projekt mitzuarbeiten für das man nicht bezahlt wird, kann man aber doch ohnehin erst dann treffen wenn man den Code einmal gesehen hat. Er könnte ja z.B. auch in einer Sprache geschrieben sein, die man selbst gar nicht beherrscht und hobbymäßig vielleicht auch nicht mal eben auf die Schnelle erlernen kann.
Mark Brandis schrieb: > Er könnte ja auch in einer Sprache > geschrieben sein, die man selbst gar nicht beherrscht und hobbymäßig > vielleicht auch nicht mal eben auf die Schnelle erlernen kann. Oder für die man beispielsweise keinen Compiler hat, weil man den kaufen müsste und sich das nun extra auch nicht erst antut.
Jörg Wunsch schrieb: >>> Jetzt könnte man sich den Quellcode nehmen und das Programm selbst >>> weiterentwickeln. >> >> Und? Zu welchen Kosten? > > Das fragen typischerweise immer nur die, die sowas noch nie gemacht > haben. Auf eine komplett neue Software zu wechseln, verursacht auch Kosten. Je nach Fall können die immens sein, wenn z.B. alte Datenbestände übernommen werden müssen und kein Konvertierungstool existiert. Wenn dann noch der Übergang nahtlos funktionieren muß und erstmal Leute im Ungang mit der neuen Software geschult werden müssen, kann das ziemlich ins Geld gehen. Wenn man diesen ganzen Aufwand dann für ein kleines, aber sehr wichtiges Feature braucht, ist das ziemlich blöd.
Deswegen gab's Früher™ üblicherweise immer den Quelltext zur Software mit. Auch wenn es keine Open-Source-Software war. Einfach damit man Anpassungen selber machen konnte. Und natürlich zum Selbst-Kompilieren auf deiner Ziel-Hardware, mit Binärkompatibilität zwischen verschiedenen Unices war's damals nicht so weit her.
Εrnst B✶ schrieb: > Deswegen gab's Früher™ üblicherweise immer den Quelltext zur Software > mit. Oder das Modell, diesen bei einem Treuhaender zu hinterlegen. Im Fall eines Konkurses der IT-Fa. haette man dann darauf zurueckgreifen koennen. citb
Simon S. schrieb: >> Warum sollte ich meinen Chef davon überzeugen das von mir in u.U. >> mehreren Jahren programmierte Programm als open-source zu verkaufen? > > Warum solltest du es denn nicht tun? Du kannst ja dein Programmpaket > ganz normal verkaufen und den Quellcode dazu liefern. Hehe, die Frage habe ich wohl nicht richtig gestellt. Die Frage ist, warum ich das machen soll? Wie würde ich den Chef überzeugen das zu tun. Welche Vorteile hat man dadurch, die ihn interessieren könnten? Die Argumente mit Spenden, oder in der Freizeit eine Mannschaft trainieren sind ja ganz rührend. Aber die lassen sich nicht auf kommerzielle Anwendungen übertragen.
Möglicherweise baut ihr auf freien Programmen auf? (In der Bedienungsanleitung der meisten Fernseher/Multimedia geräte sind links auf ein adaptierten Linux angegeben) Ausserdem könnt ihr durch die Quelloffenheit ggf. eine Community aufbauen? Zum Beispiel wird Ubuntu von der Firma Canonical entwickelt und vertrieben, (500 Mitarbeiter), aber es gibt trotzdem Hobbyentwickler die mithelfen, paradox oder? oder schau dir diese Links an: http://stackoverflow.com/questions/348444/how-to-convince-my-boss-that-is-good-to-open-source-our-developments http://stackoverflow.com/questions/18700/arguments-for-going-open-source
Ein Aspekt wurde bisher nicht genannt, mämlich die These Stallmans, Software habe in der heutigen Welt eine derart zentrale und wichtige Rolle, daß es bedenklich sei, daß lediglich eine einzelne Firma weiß wie sie funktioniert und auch nur diese sie erweitern kann oder Fehler darin beheben kann, weil nur dieser Firma der Quellcode zugänglich ist. Dies betrifft insbesondere "wichtige" Software wie Betriebssysteme, Compliersysteme, etc. Zudem bedeutet "Open Source" alleine noch nicht, daß man die Quellen ändern oder weiterverbreiten darf. Und "Freie Software" bedeutet auch nicht, daß diese Software kostenlos ist -- auch wenn dies in der Regel der Fall ist. Zum Begriffsproblem "Open Source" vs. "Freie Software" http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Source#Begriffsproblem_.E2.80.9EFreie_Software.E2.80.9C Richard M. Stallman "Warum Open Source das Ziel von Freie Software verfehlt" http://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point Warum ein Entwickler beschliesst, an einem solchen Projekt mitzuarbeiten und beizutragen, kann unterschiedliche Gründe haben, die durchaus nicht 1:1 mit den Interessen der Firma sein müssen, in denen dieser Entwickler u.U. arbeitet. Hierzu gibt es ein interessantes Essay von Michael Meissner und David Edelsohn: Proceedings of the GCC Developers' Summit, 2009, "Hackers are from Mars and Corporations are from Venus", pp. 75 http://www.gccsummit.org/2009/gcc09-proceedings.pdf http://moene.org/~toon/mars-venus.ps
Jörg Wunsch schrieb: >> Genau das machen aber ausnahmslos alle OSS-Projekte: Kopieren, >> innovative Ideen, Fehlanzeige. >> http://discovermagazine.com/2007/dec/long-live-closed-source-software/ > > Klar, weil ein Schreiberling der Meinung ist, dass das nicht > stattfinden würde, findet es natürlich selbstverständlich nicht statt. > Schon klar. http://en.wikipedia.org/wiki/Jaron_Lanier (auch wenn das nach einem Autoritätsargument aussieht) Beispiele: Firefox: ursprünglich Closed Source, Java, OpenOffice, Tomcat, Squid ebenso, Webkit/KHTML sind Forks bzw. war eine Kopie, Stallmans Emacs basiert z.T. auf Goslings Emacs, Linux "as my OS resembles it somewhat (same physical layout of the file-system (due to practical reasons) among other things)." Wo sind die innovativen OS-Projekte, die nicht nur (weiterentwickelte) Kopien sind? >>> Jetzt könnte man sich den Quellcode nehmen und das Programm selbst >>> weiterentwickeln. >> >> Und? Zu welchen Kosten? > ...Wenn die entsprechende Arbeit bei einem Hersteller auf dem > Tisch liegt, ich vielleicht der Einzige bin, dem das gerade wichtig > ist, er aber genügend andere Dinge auf dem Tisch hat, dann wird das > irgendwann in einem halben oder einem Jahr passieren. Bis dahin bin > ich frustriert. > > Falls du das nicht glaubst: deine Sache. Das ist keine Sache des Glaubens, sondern eine Sache der Fähigkeiten und (damit letztlich) der Kosten. Hat ein Anwender, eine Firma diese Fähigkeiten nicht, muss er/sie diese erwerben/einkaufen oder darauf warten/hoffen, dass es irgendjemand anderes erledigt. Simon K. schrieb: > Die Frage ist, warum ich das machen soll? Wie würde ich den Chef > überzeugen das zu tun. Welche Vorteile hat man dadurch, die ihn > interessieren könnten? Mal zwei Gründe die meist nicht im Vordergrund stehen: 1. Aus ähnlichen Gründen aus denen auch andere Entwicklungen nicht patentiert, sondern "irgendwo" veröffentlicht werden http://www.heise.de/tr/artikel/Veroeffentlichen-statt-patentieren-1145076.html 2. Um die Konkurrenz unter Druck zu setzen bzw. aus dem Markt zu drängen (ähnlich wie es MS mit Netscape gemacht hat. Frei nach dem Motto: Warum sollte jemand zur Konkurrenz gehen, wenn er es hier "kostenlos" bekommt (auch wenn die "kostenlose" Variante nicht z.B. so leistungsfähig ist))
Arc Net schrieb: > http://en.wikipedia.org/wiki/Jaron_Lanier > (auch wenn das nach einem Autoritätsargument aussieht) "Gegenwärtig macht er als scharfer Kritiker von Wikipedia und der Open Source-Bewegung von sich Reden." Nun ja. Klingt nicht gerade nach einem unvoreingenommenen Urteil. > Wo sind die innovativen OS-Projekte, die nicht nur (weiterentwickelte) > Kopien sind? Lass mal, du magst ja deine Scheuklappen sowieso nicht absetzen, damit können wir die Diskussion an dieser Stelle beenden. Es ist übrigens keineswegs nur wichtig, ob irgendwas "neu und innovativ" ist: mir ist es wichtig, dass die Software meine Probleme lösen hilft. Wenn sich Richard Stallman dabei in seinem Emacs von einem Vorgängerprodukt inspirieren ließ, warum soll mich das stören? >> Falls du das nicht glaubst: deine Sache. > > Das ist keine Sache des Glaubens, sondern eine Sache der Fähigkeiten und > (damit letztlich) der Kosten. Ja, für jede der beiden genannten Aktionen (QCad und MySQL) habe ich jeweils ein oder zwei Abende meiner Freizeit benötigt. Dabei musste ich mich bei QCad noch durchs Qt-Manual wühlen, da das so ziemlich meine erste Berührung mit Qt damals war. Ich bin übrigens kein studierter Programmierer. > Hat ein Anwender, eine Firma diese > Fähigkeiten nicht, muss er/sie diese erwerben/einkaufen oder darauf > warten/hoffen, dass es irgendjemand anderes erledigt. Ja, und? Das Gegenstück ist der Kauf des nächsten Updates, falls es denn der Hersteller geschafft hat, die gewünschten Dinge bis zu diesem endlich zu realisieren. Ich habe übrigens genau ein Stück "Payware" auf meinem Computer, das ist BAE. Die Firma Bartels ist aber auch geradezu vorbildlich im Umgang mit mir als (nur sehr wenig bezahlendem) Kunden: für Bugfixes muss man nicht die nächste Version kaufen, es gab immer einen Update, sowie der Bug behoben war, und das wiederum erfolgte bei wirklich wesentlichen Bugs innerhalb von ein oder zwei Werktagen. Da habe ich dann auch nichts gegen kommerzielle Software, schneller hätte ich das selbst ganz sicher auch nicht geschafft. Johann L. schrieb: > Richard M. Stallman > "Warum Open Source das Ziel von Freie Software verfehlt" Wobei Stallman dabei auch sehr militant in seinen Ansichten ist, die von der Community bei weitem nicht in dem Maße geteilt werden. Ja, es gibt auch Opensource-Software, die man nicht beliebig weiter verbreiten darf, aber das ist eher die Ausnahme, über die man sich nicht heiß reden muss.
Severin Scholl schrieb: > Christian Berger schrieb: >> Eines vorweg, es geht nicht ums Geld. Die Frage ob ich den Quellcode zu >> einem Softwareprodukt bekomme ist unabhängig von der Frage ob und wie >> ich dafür zahle. > > Das kann sein. Geistig gesunde Menschen dagegen werden nichts kaufen, > was es auch legal kostenlos gibt. Der ganze Wikipedia-Verhau wurde ja auch "kostenlos" erstellt. Gut, da mag der eine oder andere Autor von Interessengruppen gesponsort sein, aber von der Idee machen sich ein Haufen Leute eine Menge Arbeit, die dann wiederum vielen zugute kommt. Vom Geld kommt man hier wohl weg, da man (fast schon paradiesisch) das Know-how anderer zeitsparend nutzt und (sinngerweise) sein Know-how dann auch kostenlos anderen zur Verfügung stellt. Also ne win-win-Situation, wie der Unternehmensberater sagen würde. Und: beim Anbieten von open-source ist doch sicherlich auch ein gerüttelt Maß an autoapotheotischem Exhibitionismus mit dabei, oder?
Michael K-punkt schrieb: > Severin Scholl schrieb: >> Christian Berger schrieb: >>> Eines vorweg, es geht nicht ums Geld. Die Frage ob ich den Quellcode zu >>> einem Softwareprodukt bekomme ist unabhängig von der Frage ob und wie >>> ich dafür zahle. >> >> Das kann sein. Geistig gesunde Menschen dagegen werden nichts kaufen, >> was es auch legal kostenlos gibt. > > Der ganze Wikipedia-Verhau wurde ja auch "kostenlos" erstellt. Gut, da > mag der eine oder andere Autor von Interessengruppen gesponsort sein, > aber von der Idee machen sich ein Haufen Leute eine Menge Arbeit, die > dann wiederum vielen zugute kommt. > > Vom Geld kommt man hier wohl weg, da man (fast schon paradiesisch) das > Know-how anderer zeitsparend nutzt und (sinngerweise) sein Know-how dann > auch kostenlos anderen zur Verfügung stellt. Das Ziel Freier Software ist nicht das Geldverdienen zu verbieten oder zu unterbinden, etwa weil Geldverdienen böse und des Teufels sei ;-) Beispiel: Ein Hardwarehersteller H beauftragt ein Softwarehaus S mit der Anpassung des GCC-Compilers auf ihre tolle, neue Hardware H. S macht diese Anpassung und wird dafür bezahlt; i.d.R. folgen auch Supportverträge, an denen S ebenfalls verdient. Würde S einen Compiler von Null auf entwickeln, wäre es niemals in der Lage, die Codegüte und -Qualität mit auch nur annähernd gleichem Zeit- und Entwickleraufwand zu erreichen. Diese Form der Cooperation ist garnicht so selten — allerdings bekommt man sie i.d.R nicht mit: H hat ein Recht auf die Quellen, aber weder S noch H ist verpflichtet, die (angepassten) Quellen zu veröffentlichen. Selbst wenn die Quellen wie beim GCC unter GPL stehen: Derjenige hat ein Recht auf die Quellen, der auf legalem Weg die Binaries erhalten hat. Über die Kosten dieses Wegs macht die GPL ganz bewusst keine Festlegung! > Also ne win-win-Situation, wie der Unternehmensberater sagen würde. Michael K-punkt schrieb: > Und: beim Anbieten von open-source ist doch sicherlich auch ein > gerüttelt Maß an autoapotheotischem Exhibitionismus mit dabei, oder? Der Schaffer einer Closed-Source Software ist doch viel eher "gottgleich": Während in Open-Source prinzipiell jeder schöpferisch tätig werden kann indem er zum Projekt beiträgt oder ein "eigenes" abzweigt, besteht diese Möglichkeit bei nicht-offenen Projekten prinziliell nicht. Das Closed-Source-Haus ist alleiniger und exclusiver Schöpfer der Software. Niemand sonst. Für manche Unternehmen stellt dies sogar ein nicht zu unterschätzendes und oftmals vernachlässigtes/verdrängtes Risiko dar: Wieder anhand des GCC-Beispiel von oben: Das Softwarehaus S geht bankrott. Oder es wird von einem Unternehmen U aufgekauft, und U hat kein Interesse daran, weiterhin GCC-Entwicklung zu betreiben — etwa weil U in Konkurrenz zu H steht oder weil U Unternehmen kauft und verkauft wie auf dem Flohmarkt und die Entwicklung als zu wenig lukrativ eingestuft wird. Für H ist das alles andere als angenehm, aber immerhin hat H die Quellen des Produkts und kann sich einen neuen Partner S' suchen, um das Produkt weiter zu entwicklen und zu pflegen. Dies ist zwar auch für Closed Source möglich, etwa indem zugesichert wird, daß H von S im Falle des Bankrotts von letzerem die Quellen von ebendiesem erhält, etwa indem die Quellen regelmässig verschlüsselt bei einem Notar hinterlegt werden und H den Schlüssel dazu bekommt. Solche Vereinbarungen dürften aber eher unüblich sein. Zudem ist das Wissen über das Produkt alleine bei S konzentriert; eine Nachteil, der bei der Freien Alternative nicht gegeben ist.
Simon K. schrieb: > Warum sollte ich meinen Chef davon überzeugen das von mir in u.U. > mehreren Jahren programmierte Programm als open-source zu verkaufen? Hämgt von der Anwendung und den Umständen ab. Wenn die Software so "einfach" einzusetzen ist, dass man keine Zusatzleistungen (Support, ...) verkaufen kann, ist das schlecht für den Verkauf an Unternehmen -> die werdens nicht kaufen. Ist auch für Stiftungen, Vereine oder Privatpersonen interessant? -> dann ist vielleicht ne Doppellizenzierung interessant (Macht(e?) MySQL meines wissens so), dadurch könnt ihrs an Unternehmen verkaufen und gleichzeitig haben andere Gruppen die Chance es zu nutzen und erweitern und ihr könnt deren Erweiterungen für die Bezahlversion nutzen. Ihr wollt die Software selber nutzen und es gibt andere Firmen, denen die gleichen Weiterentwicklungen etwas nutzen: Bei open-Source können mehrere Firmen Mitarbeiter mal mitarbeiten lassen und jeder investiert nur einen Bruchteil. Ihr macht keinen Gewinn direkt, aber spart Weiterentwicklungskosten. Das ist bei vielen großen Projekten die Motivation -> es wäre erheblich teurer eine eigene Lösung zu bauen als ein Open-Source-Projekt quasi gemeinsam hochzuziehen, wenn die Software nicht das Kernprodukt ist, sondern nur darauf aufbaut)
Hallo, Zitat aus einem einführenden Kommentar zu einer freien Software: "I dont need money, I earned enough money in my life - what I need is admiration!" Gruss Reinhard
Ich hatte eine iPhone App geschrieben. 79Cent. Einige hundert verkauft. Viele Kommentare in der Art: "79Cent ist aber zuviel - eigentlich sollte es die kostenlos geben" Einnahmen vielleicht 500€. Ausgaben: 1000€. Ich:Bin frustriert. Ich hab ein OpenSource Projekt gemacht. 2 Jahre dran gearbeitet. Ich würde schätzen: 2000h Arbeit. Einnahmen: 1 Päcken gefüllt mit Schokolade (von nem User)€. Ausgaben:0€ Viele User die schreiben: "Supertoll, finde es toll, dass jemand so etwas macht". Sogar schon ca. 20 Anfragen bekommne: Gibt es keinen Spenden-Button ? Mach ich aber nicht. Ich:Hat viel Spaß gemacht, so etwas zu erstellen. Und das positive Feedback ist ein gutes Gefühl.
>Sogar schon ca. 20 Anfragen bekommen: Gibt es keinen Spenden-Button ? Mach ich
aber nicht.
Edel, edel....
>Edel, edel....
Nö. Eigentlich denk ich da nur an mich.
20x 20Euro sind 400 Euro. Davon darf ich 200Euro versteuern. bleiben 200
Euro.
Wenn ich das mal angefangen hab, dann sagen die User: Hilf mir mal, ich
hab doch auch mal was gespendet. Ich hab hier und da ein Problem.
Jetzt kann ich guten Gewissens auch einfach mal mehrere Wochen nix an
dem Projekt machen und mich nicht melden.
Wenn es 6 stellige Beträge wären .... dann würde ich anders entscheiden
:)
Klaus Kaiser schrieb: > Wollen sie es kostenlos, um es danach selbst zu Gold zu machen? ... esliegt an dir, das durch Wahl der entsprechenden Lizenz (z.B. GPL V3) zu verhindern. Open Source heißt nicht rechte- bzw. lizenzlos.
Martin S. (Gast) schrieb: >> Edel, edel.... > Nö. Eigentlich denk ich da nur an mich. Natürlich denkt er nur an sich. Das bringt doch schon die verächtliche Nebenbemerkung über die 200 Euro Steuern zum Ausdruck. So hat auch die Mehrzahl der Griechen einmal gedacht. Steuern? Wozu? Das ist "Raub am Einkommen". Jetzt ist der Staat zur Bettelstation Europas geworden, wegen solchen "Helden" und WIR ALLE dürfen dafür blechen. Im kleinen mag es nie viel ausmachen. In der geselligen Runde gibt es immer anerkennendes Mitgefühl für solche Aussagen. Nur denkt der Millionär genauso und der Milliardär erst recht. Sie alle verachten den Staat, ihren eignen Staat, unseren Staat, der die Steuereinnahmen braucht, damit eine Gesellschaft im Ganzen koexistieren kann und nicht nur eine wohl saturierte Einkommmensschicht, die zudem Geld vielmals nicht mehr als Existenzsicherung versteht - weil sie ja mehr davon hat, als sie jemals selber verbrauchen kann - sondern als Spielgeld, für die -Geld aus Nichts vermehrende Finanzbranche-. Die Gier nach dem Zins treibt unser Wachstum. Ohne Wachstum wächst auch was, nämlich die Schulden, weil die Zinslast so gewaltig ist und die bestimmt das Guthaben derer, die den Staat nicht brauchen, die Gläubiger. Letztere brauchen nur den Zins und den muss der Schuldner (das sind wir, die Steuerzahler) durch sein Bruttosozialprodukt erwirtschaften - sonst bricht das System zusammen, das exponentielle Geldvermehrungskarussell. Letzteres dreht sich jedoch immer schneller und schneller und ... > Wenn es 6 stellige Beträge wären .... dann würde ich anders entscheiden > :) Das ist der Unterschied zwischen Martin und einem der auf jeden Euro angewiesen ist. Dessen Korrrumpierbarkeit beginnt zwangsweise bereits dort, wo der kleinste Edelmut bereits zu spürbarem Verzicht im Alltag führen würde und er die paar Kröten, die so eine selbst geschriebene App einbringt gerne mit einsackt. Christian Wulf könnte deinen Edelmut um Größenordnungen übertreffen. Einer der durch Nichtleistung jeden Monat bis zu 50.000 Euro (einschließlich aller Büro- und Fahrerpauschalen etc.) Dank fehlgeleiteter Gesetze vom Steuerzahler zugestanden bekommt, könnte sich JEDEN jovialen Edelmut leisten, sei er auch noch so Aufwendig und das mit einem satten, wohlfeilen Grinsen im Gesicht. :)
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